Chronik der Bürgermeisterei Wassenberg von 1814

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(Quelle: Chronik der Bürgermeisterei Wassenberg von 1825-1848, Nr.520,
Pfarrarchiv Wassenberg, Pfarre St. Marien Wassenberg)
[wörtliche Abschrift]
Verfasser der Abschrift: Christoph Steffens, Orsbeck - 2016
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VORWORT
Im Archiv der Pfarre St. Marien Wassenberg lagert ein kleiner Schatz, eine
Bürgermeister-Chronik der Bürgermeisterei Wassenberg aus den Jahren 1814
– 1849.
Das vormals große Amt Wassenberg (Herzogtum Jülich) erlosch mit der
Besatzung durch die französische Revolutionsarmee im Jahre 1794. Mit den
Franzosen begannen modernere Zeiten und die Strukturen des „Alten
Reiches“ erloschen.
Im Jahre 1814 vertrieben die Befreiungskriege die Franzosen nach 20jähriger
Herrschaft wieder aus den linkrheinischen Gebieten. Der Wiener Kongress
ordnete das ehemalige ‚Heilige Römische Reich Deutscher Nation‘ neu, es
entstand der Deutsche Bund und große Teile der linksrheinischen Gebiete
fielen damit an das Königreich Preußen.
Die heutige Stadt Wassenberg unterteilte sich damals in drei
Bürgermeistereien:
BM Wassenberg ( mit Orsbeck-Luchtenberg, Forst und Ohe)
BM Birgelen ( mit Ophoven, Steinkirchen/Effeld)
BM Myhl (mit Wildenrath)
Während man in den ersten Jahrzehnten die Gemeinde-Räte noch ernannte,
wurden sie zum Ende der in der Chronik dokumentierten Zeit von den Bürgern
gewählt. In diesem Dokument beschreibt der damalige Wassenberger
Bürgermeister Alexander Packenius die Ereignisse vor allem in den Orten
Wassenberg und Orsbeck.
Diese Chronik wurde vom Verfasser um Anmerkungen, Jahreszahlen und
Fotos ergänzt, um dem Leser eine verständlichere Reise durch die
Vergangenheit zu geben.
Tauchen Sie nun mit ein, - in eine lang vergangene Zeit!
Christoph Steffens, 2016
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ABSCHRIFT:
Chronik
der
Bürgermeisterei Wassenberg,
im Kreise Heinsberg
Regierungs=Bezirk Aachen
Gegenwärtiges Chroniken=Buch enthält vier und sechszig Blätter, wovon das erste
und letzte Blatt von dem Unterzeichneten paraphirt ist.
Wassenberg, den 1ten December 1825
Der Bürgermeister,
Packenius
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Wir Bürgermeister, Beigeordneter und Mitglieder des Gemeinde=Raths der
Bürgermeisterei Wassenberg erklären und bezeugen hierdurch, daß durch die
Seitens der Königlichen Regierung zu Aachen unterm 8. April 1825 an
sämmtliche Gemeinden des Regierungsbezirks erlassene und hier
vorgeheftete Circular=Verfügung die Anlegung des gegenwärtigen Buches,
betittelt:
Chronik der Gemeinde Wassenberg
veranlaßt ist, um zu dem in jener Verordnung angegebenen Zwecke zu
dienen.
Wir werden, so lange wir an der Verwaltung der Gemeinde Wassenberg Theil
haben, es uns pflichtmäßig angelegen seyn lassen, sowohl die
vorgeschriebenen Rubriken für ständige Artikel, der Wahrheit gemäß
auszufüllen, als auch sonst jährlich alles dasjeneige getreu zu verzeichnen
und dadurch auf unsere Nachkommenschaft zu bringen, was in dem zunächst
verflossenen Jahre Bemerkenswerthes in der Gemeinde vorgekommen, und
empfehlen wir unseren Nachfolgern in der Verwaltung, damit in solcher Art
gewissenhaft fortzufahren.
Die Chronik enthält vier und sechzig Blätter, welche von dem Bürgermeister
paraphirt sind. Sie ist in zweifacher Ausfertigung angelegt.
Ein Exemplar derselben soll in dem Archiv der Bürgermeisterei niedergelegt,
das andere, zur Aufbewahrung in der Dokumenten=Kiste bei der Pfarre zu
Wahsenberg deponirt werden.
So geschehen Wassenberg, d. 27ten Januar 1826
Der Bürgemeister,
Alexander Packenius
Der beigeordnete Bürgermeister,
Gerhard Joseph Steffens
(Anm.: Stellvertreter und Vorsteher aus Orsbeck)
Die Mitglieder des Gemeinde=Raths,
Heinrich Huppertz
Hilarius Schmitz
Wilhelm Weyler
Dionisius Lenards
Max von Reinbach
Heinrich Vohs
Joseph Kochs
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Erstes Blatt
(Anm.: Hier beginnen die handschriftlichen Einträge – die Jahreszahlen wurden zur
besseren Orientierung vom Verfasser der Abschrift eingefügt.)
1814/15
Die Gemeinde Wassenberg stand bis zur Zeit, wo sie unter Französischer
Herrschaft kam, unter Pfalzbaiyerischer Hoheit, und war der Hauptort des
Amts Wassenberg, welches zum Herzogthum Julich gehörte. Durch das
französische Decret vom …(Datum fehlt) … welches die vier
Rhein=Departments Frankreichs einverleibt, ist sie ein intrigierender Theil des
franz. Reichs geworden und in die Mairie Wassenberg, Kanton Heinsberg,
Arrondihsement Aachen der Hauptort und Sitz, der Prefecten gewesen ist. –
Durch den Pariser Frieden vom 30ten May 1814 ist die Gemeinde
Wassenberg von Frankreich wieder abgelößt, und in Gemäßheit der, im
Frühjahr 1815 zwischen den hohen Mächten zu Wien statt gehabten
Verhandlungen der Kronn Preußen angefallen.
Nach dem Allerhöchsten Patent d. d. Wien den 5. April 1815 vermittels,
welchem Sr Majestät der König von Preußen Friederich Wilhelm III von den
Entschädigungs Provinzen am Rhein Besitz genommen, ist die Gemeinde
Wassenberg dem Großherzogthum Niederrhein zugetheilt, und bei erfolgter
Abgrenzung des Verwaltungsbezirks der Königl. Regierung zu Aachen im
Jahre 1816 dem Landräthlichen Kreise Heinsberg zugefallen, dem sie in
administrativer Hinsicht gegenwärtig noch angehört; ferner gehört sie in
Katholischen Kirchensachen, zu der Erzbischoflichen Diozes Cöln, in Justitz
Sachen zu dem Königlichen Friedens=Gerichte Heinsberg und zu dem
Königlichen Landgerichte zu Aachen, im Militairischer Hinsicht, zu dem 25ten
/: Aachener :/ Landwehr=Regiment. Bei der Organisation dieser Landwehr,
welche im Monat Juny 1815 statt hatte, traten aus Vaterlandsliebe und für die
gute Sache der hohen verbündeten Mächten 19 Söhne hiesiger Gemeinde als
Freiwillige unter der Landwehr; diese patriotische Handlung, rühmte bei
Gelegenheit den in Aachen residierende Gouverneur Von Sac. in ein
Schreiben d. d. Aachen d. 17ten August 1815, wobei er diese Gemeinde eine
Summe von 1700 Franken, für welche Summe der hiesige Kirchenvorstand
zum Behuf Reparation hiesiger katholischer Kirche im Domainen Dannenwald,
Holz angesteigert hatte, schenkte.
(Anmerkung: „[…]In Preußen wurde die Landwehr nach Scharnhorsts Entwurf durch
Verordnung vom 17. März 1813 eingeführt. In ihr dienten alle wehrpflichtigen Männer im Alter
von 17 bis 40 Jahren, die nicht zu den regulären Einheiten eingezogen wurden oder als
Freiwillige Jäger dienten. Je nach Bevölkerungsdichte wurde für jedes Gebiet eine jeweils
festgelegte Anzahl an Wehrpflichtigen festgelegt. Fanden sich nicht genug Freiwillige, wurde
die fehlende Anzahl an Wehrmännern durch Los bestimmt. Obwohl die Landwehreinheiten in
der Zeit der Freiheitskriege nur zu Kriegszeiten ausgehoben wurden, waren sie den regulären
Militäreinheiten gleichgestellt. Die Ausrüstung und Bewaffnung der Landwehrinfanterie war in
den Anfängen 1813 bis 1815 ziemlich mangelhaft, häufig wurden auch nur Piken und Äxte als
Waffen geführt, und viele Soldaten hatten keine Schuhe. Die Landwehrkavallerie war bis 1816
grundsätzlich mit Lanzen ausgerüstet. Die zahlreichen Infanterie- und Kavallerieregimenter
der preußischen Landwehr wurden damals nach den Herkunftsprovinzen nummeriert. Die
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Abzeichenfarben an Kragen und Ärmeln des Uniformrockes, der einreihig geknöpften
dunkelblauen Litewka, sowie der Kopfbedeckung, richteten sich ebenfalls nach der Provinz,
und waren die folgenden[2]: […] Krapprot: Rheinprovinzen (erst etwa ab Juni 1815)
Die Achselklappen gaben bei den preußischen Landwehr-Infanterieregimentern durch ihre
Farbe das jeweilige Bataillon wieder (I. Weiß, II. Rot, III. Gelb) und trugen zudem häufig die
Nummer des Regimentes. […]“ - Quelle: Wikipedia, Stichwortsuche: Landwehr – Stand 2016)
Dieses erhaltene Geschenk, wie auch mehrere milde Beitrage hiesiger
Gemeinde, danken wir die Verschönerungs und in Standsetzung unserer
Pfarrkirche, woran im Ganzen eine Summe von 752,- Thlr 14 Sgroschen 1 pfg
verwendet worden ist.
Ebenfalls verdanken wir unsere Verfassung, die Schöne Verbesserung
unserer Schule, wie auch den Schönen Wege=Bau welcher auf die Straße von
hier nach Heinsberg auf Veranlassung unseres Herrn Landrathen
Vanderstraeten im Jahr 1816 begonnen worden ist.
1816/17
Das Jahr 1816 ist auch ein bleibendes Denkmal für unser Nachkömmlinge.
Durch immer anhaltenden Regen aus dem Monat Juny dieses Jahres bis am
Ende desselben Jahres, entstand durch Nässe überhaupt Mißwachs an allen
Getreiden, folglich war einen sehr großen Mangel an Lebens=Mitteln; und
Theurung für das folgende Jahr 1817 zu gewarten.
Die Preise den Consumptiblen waren im Monat Juny 1817 als wanmehr
dieselben am höchsten gestiegen waren
per Berliner Scheffel
an Weitzen - - - - 6 Thlr 9 Sgr 2 pfg
an Roggen - - - - 5 Thlr 15 Sgr 3 pfg
an Gersten - - - - 3 Thlr 5 Sgr 6 pfg
an Hafer
----1 Thlr 25 Sgr //
Der Preis der Kartoffeln stand im Monat Mertz 1817 per Scheffel zu 2 Thlr 8
Sgr.
Die hiesige Bürgerschaft bildete auf Betreiben des Bürgermeisters Hr Peter
Henzen einen milden Verein, wodurch bei den Wohlhabenden zur Abhelfung
der Noth, Hafer, Gersten und Roggen gegen sehr billigen Preisen verkauft
wurden, welche zu Brod gebacken, und ebenfalls zu sehr billigen Preisen an
Nothleidenden verkauft wurden.
Gegen das Frühjahr war die Noth aufs größte gestiegen, denn 9 M
(Pfundzeichen) Brod kosteten 52 stüber, und waren fast für Geld nicht mehr
zu haben; im Verein wurden die 9 M (Pfundzeichen) Brod zu 20 stüber
verkauft. Brennesseln und Klee, dienten den Armen zur Nahrung, und waren
in den Hecken fast nicht mehr zu haben; jeder war bange für ansteckende
Krankheiten, welche vielleicht, durch die Widerwillen große Dieten
abgewendet wurden.
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(Anm: 1816 wird als „das Jahr ohne Sommer“ bezeichnet. - Als das Jahr ohne Sommer wird
das vor allem im Nordosten Amerikas und im Westen und Süden Europas ungewöhnlich kalte
Jahr 1816 bezeichnet. In den Vereinigten Staaten bekam es den Spitznamen „Eighteen
hundred and frozen to death“ und wurde auch im Deutschen als das Elendsjahr
„Achtzehnhundertunderfroren“ berüchtigt. Als Hauptursache wird heute der Ausbruch des
indonesischen Vulkans Tambora im April 1815 angesehen, der von Vulkanologen als deutlich
stärker eingestuft wird als der Ausbruch des Vesuv im Jahr 79 n. Chr. und jener von Krakatau
1883. – Quelle: Wikipedia – Stichwortsuche „Jahr ohne Sommer“)
1818
Das darauf folgende Jahr (1818) war im Ganzen sehr ergiebig; Ackerleute
welche kein Vermögen hatten, ganze Erdäfpel zu pflanzen, setzten halbe, oder
an den Erdäpfeln ausgeschlagene Ausschläge. Auf den Stücken, wo
vorstehende Versuche gemacht wurden, war bei der sehr ergiebigen Erndte,
kein Unterschied anzutreffen; dies vortreffliche Nahrungsmittel fiel daher so im
Preise, daß das Malter Wassenberger Maaß, welches im Jahre zuvor 9 bis 10
Reichsthaler Clevisch gekostet hatte, zu einem Reichsthaler, gar zuletzt zu 45
Stüber hier verkauft wurden, weil die Viehmart für dieses Jahr nicht mit Vortheil
getrieben werden konnte, und die armen Klassen ihr Vieh, theils nicht hatten
durchbringen können, theils weil sie dasselbe geschlachtet hatten, um sich
und die Seinigen daran zu ernähren, weil die äußersten Spitzen der Klee und
des Grases nur gebraucht werden konnten, indem das übrige durch den
täglichen Regen zu Schnell aufgegangen, sich gelegt und ganz in Fäulniß
übergegangen war. Nie hatte wohl ein Hausvater vermuthen können, daß er
die frohe Tage noch erleben würde, die 9 M (Pfundzeichen) Brod, für die
Seinigen um 9 Stüber kaufen zu können.
1819
Am 6ten July N.J. verfügte die Königl. Regierung auf Anstehen der hiesigen
evangelischen Einwohner die allgemeine Separation in Cultus Sachen.
Im Jahr 1819 im Monat October war großes Landwehr-Maneuvre, welches bei
der Alsdorfer Mühle anfingen, wo das Erklenzer Bataillon dieselbige Retirade
machte, welche die Kaiserliche Armee im Jahr 1794 gemacht hatte; das
Erkelenzer Bataillon besetzte die Rhur, konnte aber den beiden übrigen
Bataillonen, den Uebergang nur einen Tag streitig machen, zog sich bis auf
den Galgenberg zurück, wo es von einer Batterie Artillerin aus Julich und mit
zwei Escadronen Dragoner unterstützt, die beiden Battaillonen von Aachen
und Duren zurück schlug.
Das zweite Aufgeboth war zur Unterstützung auf gebothen worden, welche es
auch gut leistete; und es theils aus alt gedienten franzosischen Soldaten, und
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theils weil es vom Königln. Herrn Landrathen Vander=Straeten als Hauptmann
sehr gut geleitet wurde.
(Anmerkung: „Retirade wird sowol der Rückzug eines Heers oder kleinerer Truppentheile vor
dem Feinde und das Zurückgehen derselben daher retiriren, als auch der Ort genannt, welcher
den sich Zurückziehenden zunächst zur haltbaren Zuflucht dient. Der Weg, welchen ein
Truppencorps bei seinem Rückzuge einschlägt, oder der in diesem Falle ihm angewiesen ist,
heißt seine Rückzugslinie. Im Kriege ist der Rückzug eine der schwierigsten, gefährlichsten
und in der Regel folgenreichsten Unternehmungen, die nur in Nothfällen beschlossen zu
werden pflegt. […]“
Quelle: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 679., www.zeno.org)
Am 20ten July 1819 wurde Herr Esch als evangelischer Prediger hier
angestellt, und wurde unterm 8ten Februar 1824 von hier nach Barmen
versetzt.
Am 21 Februar l. J. 1826 ist Herr Hamann als evangelischer Prediger hier
angestellt worden.
Im Jahre 1819 geschah der erste Gemeinde Güter Verkauf von Wassenberg
als Hees und Horrigsbusch und der Orsbecker Tannenwald.
Der Verkauf der ersten trug aus - - Und jener des zweiten
---
5586 Thlr – 10 Sgr - // pf
1461 Thlr – 12 Sgr – 6 pf
______________________
7047 Thlr – 22 Sgr – 6 pf
Die Verkäufe waren zur Tilgung der Gemeinde=Schulden bestimmt, und für
die Gemeinden so günstig ausgefallen, daß die meisten Ankäufer ihre Antheile
wieder mit 20% Verlust übertragen wollten.
Für die Gemeinde Wassenberg und Orsbeck wurde eine eigene Schulden
Liquidations Commission aus den Einsaßen errichtet; dieselbe bestand aus
dem ehemaligen Bürgermeister H. Peter Henzen, aus dem Liquidations
Commihsair Herrn Heinr. Wilh. Haas, dem Kaufmann Herrn Heinr. Huppertz;
und aus dem Ackersmann Joh. Ingenhütt.
1820
Im Jahre 1820 wurde das Haupt=Zoll und Steueramt von dem Dorfe Wehr
hierhin verlegt, welches aus einem Ober=Inspektor mit Namen Hammers, aus
einem Rendaten, Dumpelmann und aus einem Controlleur Kehsel einem
Bureau Wärter, und mehreren Suppernummararien bestand.
Diese Herrn mietheten Zimmer auf dem hiesigen Rathhause. Wassenberg
wurde durch das g. Ober=Zoll=Amt einigermaßen entschädigt, für seine durch
die franz. Revolution erlittenen harten Verluste welche in der im Jahr 1802 d.
18 August stattgehabte Ausweisung der Pater Capuzienern, welche zwei mal
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in jeder Woche die Armen mit Fleisch und Brod speißten, und durch ihre vielen
Kirchenfeste das Jahr hindurch eine Menge Menschen hierhin zogen.
Dann durch Aufhebung des ehemaligen Amtes Wassenberg, welches aus 19
Gemeinden bestand, mit Namen, Birgelen, Ophoven, Effeld, Herkenbusch,
Meelich, Arsbeck, Roetchen, Myhl, Gerderath, Beek, Kleingladbach,
Matzerath, Hetzenrath, Bahl, Dovern, Huckelhoven, Ratheim, Orsbeck und
Wassenberg.
Dann durch die Aufhebung des hiesigen Capitel welches aus einen
Vicepropositens, vier Kanonikus, sechs Vicarius, und sechs Sängern als
Chorgehülfen bestand, die Herren aus der erstern Classe konnten bei
ziemlichen hohen Fruchtpreisen, auf ein Einkommen von Tausend Thaler
Clevisch, die 2te Classe 600 Rth der Küster und die Chorgehülfen standen
auch sehr gut.
Die hiesige Kellerei wurde ebenfalls aufgehoben, woran das ganze Amt
Wassenberg Churfürstliche Pächte zu entrichten hatte, welches viele Fremden
hierhinzog, so daß fast jeder sich hier auf eine faule Lebensart legte, und der
Ackerbau fast gar nicht, oder doch sehr nachläßig bestellt wurde.
1823
Im Jahre 1823 wurde der katholische Pfarrer Herr Rohsie von hier mit seiner
ganzen Lehranstalt nach Ruremunde versetzt.
1824
Den 2ten April 1824 wurde von dem Hochwürdigen General=Vikariat zu
Aachen aus der zu Walldorf bei Bonn stehende Pastor Herrn Johann Peter
Freibeuter als Pfarrer eingeführt, welcher im selbigen Jahre von hier nach
Holzweiler versetzt wurde.
1825
Am 2ten Februar 1825 ist der Schulinspektor und Pfarrer Herrn Fander vom
Dorfe Millen, hierhin versetzt worden.
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1819 - 24
Am 20ten Juny 1819 wurde Herr Braus als evangelischer Pfarrer dahier
ernannt, und am 9. September 1821 von Hier nach Burtscheidt versetzt;
An dessen Stelle ist H. Godfried Esch am 16. May 1822 als Pfarrer eingesetzt,
und ist am 8ten Februar 1824 von hier nach Wald im Bergischen versetzt
worden.
1826
Im Jahr 1826 an die Stelle des auf sein Gesuch entlassenen Gemeinderaths
Heinrich Haas der Gastgeber Hilar Schmitz zum Gemeinderathe ernannt.
An die Stelle des evang. Pfarrers Esch ist unterm 21 Februar 1826 H. August
Hermann als Pfarrer hier eingesetzt.
1828
Am 8ten July 1828 nach einer fast unerträglichen Hitze, welche am 7ten und
8ten den höchsten Grad erreicht hatte, und von Beobachtern des
Thermometers, die hier sehr seltene Höhe von 28 Grad stark erreicht hatte,
zeigten sich Abends nach einer langen Windstille einige Wolken in der Luft,
welche jedem Ackersmann vermuthen ließen, daß der so lange erwünschte
Regen doch bald erfolgen würde. Gegen 7 Uhr Abends erhob sich der Wind,
welcher so stark war, daß er Baume umwarf, ja ganze Karren Heu verwehte;
diese Wolken drängten sich nun, theils pechschwarz, theils leicht gelb
aussahen, gegen 7 ¼ Uhr erfolgte endlich der Regen, und ungefehr halb acht
Uhr, um etwa 8 Minuten anhaltender Hagelschlag, welche hier die
Sommerfrucht größtentheils vernichtete, die Winterfrucht, welche zu dieser
Zeit ihre Reife erreicht hatte, litte einen unermeßlichen Schaden; am
allermeisten litten die Felder, Meeswinkel, große und kleine Lennof,
Hoggenkanig, Taubenkamp, - Kreuer, Sittard und nasse Weid. – Nach Westen
hin waren alle Fenster=Scheiben zerschlagen, weil niemand vermuthete, daß
das Gewitter, welches Anfangs einen so sehr fruchtbaren Regen mit sich
führte, nachher ein so trauriges Resultat geben würde, mehrere Schlossen
wurden Ausgemessen, welche einen Zoll und vier bis fünf Linien hatte,
mehrere Vogel, sogar Krähen und Elster wurden auf dem Felde erschlagen,
gefunden.
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In der Bürgermeisterey Birgelen wurden die Ortschaften Ophoven,
Eulenbusch, Rosenthal und am meisten aber die Güter Wielack, Neuenhof,
Waterhof, Krumland und Elsum heimgesucht.
Die Commission welche zur Abschätzung des Schadens ausgeschickt wurde,
bestand aus dem Controlleur der direckten Steuren H. Gihsel aus dem
Bürgermeister Caspar Henhsen zu Hillfarth und den Bürgermeister Stephan
Otten zu Myhl, welche annahmen, daß in den meisten vorgedachten
Ortschaften und Feldern an Roggen kaum die Hälfte, an Gersten kaum ein
Viertel, an Hafer und Buchweitzen ebenfalls, nur würde geerndtet werden.
An eingeschlagenen Glasscheiben würde der Schaden höher als 200 Thlr. Cl.
Überhaupt angeschlagen.
In Ophoven Bürgermeisterei Birgelen hielt der Hagelschlag über eine halbe
Stunde an, und nach beendiftem Gewitter lagen die Schlossen noch über
einige Zoll hoch.
(Anm.: Schlossen = Hagelkörner)
An die Stelle des evang. Pfarrers Hermann ist unterm 2ten November 1828
der Herr Wilh. Corn. Winands als ev. Pfarrer dahier eingeführt worden.
1829
Am 27 July 1829 ist der evangelische H. Pfarrer Wienands von hier versetzt
worden.
Im Jahre 1829 wurde an die Stelle des gestorbenen Gemeinderaths Heinrich
Frenken zu Orsbeck der Ackerer Gerard Joseph Heuters zu Orsbeck zum
Gemeinderathe ernannt worden.
1830
An die Stelle des evangelischen Pfarrers Wilhelm Anton Wienands wurde
unterm 25 Februar 1830 Herr Wilhelm Corn. Coenen als evang. Pfarrer dahier
eingesetzt.
1830 den 25ten bis in d. 28. July hat Sr. Hochwürden der Herr Weihbischof
Carl Adalbert Freiherr von Bayer in Begleitung seines Hochehrwürdigen
Bruders hier verweilt, und hat das H. Sakrament der Firmung ertheilt.
Derselbe wurde zu Gerderath unter den größten Feierlichkeiten und
Ehren=Bezeugungen, welche Wassenberg nur aufzubringen im Stande war,
abgeholt und hier eingeführt.
Unterm 13ten Februar 1830 starb der Königl. Sardinische Obrist und Stadtrath
Herr Max von Rheinbach.
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1831
An die Stelle des von Hier nach Richterich versetzten Pfarrers Fander ist
unterm 3. November 1831 der Herr Nic. Startz aus Aachen als kath. Pfarrer
dahier eingeführt worden.
Im Jahre 1831 wurde der Ackerer Johan Schreinemacher zu Wassenberg u.
Mathäus Ingenhütt zu Luchtenberg zu Gemeinderaths Mitglieder ernannt.
1832
Der unterm 13ten August 1832 hier statt gehabten Hagelschlag, hat die
Sommerschaar, als Gersten Hafer und Buchweitzen nach der südlichen Seite
der Bürgermeisterei Wassenberg, fast total zerschlagen; die übrigen mit
Sommersaat bestellte Äcker in dieser Bürgermeisterei, können wie auf der
andere Seite bemerkt im Durchschnitte die Gerste zu 3, der Hafer zu 4, und
der Buchweitzen zu 3 Scheffel vom Magdenburger=Morgen angenommen
werden.
Der unterm 26t April 1832 hier zu Wassenberg statt gehabten Verkauf des
Wassenberger Antheil Meinwegs hat in Summa 2282 Thaler 25
Silbergroschen betragen.
1833
Der 3te August 1833 war als der Geburtstag unsers Allergnädigsten Königs
und Herren Friedrich Wilhelm III. ein allgemeines Freudenfest. Am Vorabend
des frohen Tages verkündigten der Donner der Böller und das Geläute aller
Glocken den umliegenden Ortschaften den bevorstehenden feierlichen Tag.
Der Donner der Böller verkündigte die Ankunft des frohen Tages. Um 11 Uhr
versammelten sich die Honorationen der hiesigen Stadt, sammt alle, so
diesem Feste beiwohnten und begaben sich in die katholische Kirche, wo das
Te Deum gesungen und für noch lange Erhaltung des allverehrtesten Königs
gebeten wurde. Nach diesem wurde von Pfarrer Nicolaus Starz der Segen
gegeben und die heil. Handlung beendet. Gegen 1 Uhr versammelten sich auf
dem Rathhause die Feierlichkeits Mitglieder wo 47 Personen, worunter auch
mehrere Damen, ein prachtvolles Essen abhielten. Nach dessen Beendigung
brachte der verehrte Herr Bürgermeister Parkenius ein Toast auf das Wohl
unsers gnädigen Königs; laut schallte es aus allen Kehlen: Hoch lebe unser
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König Friedrich Wilhelm III. Gott erhalte ihn uns noch lange. 7 Uhr begann ein
glänzender Ball, der um 9 Uhr durch ein prachtvolles Feuerwerk, das auf der
Bleiche abgebrannt wurde auf einiger Zeit unterbrochen wurde. Ungemein
groß war der Zulauf von Zuschauern aus der ganzen Umgegend, worunter
manche die in ihrem Leben so etwas noch nicht gesehen hatten, und die sich
herzlich freuten, daß ihnen der Geburtstag ihres Königs so eine seltene
Freude zubereitet hatte. Ungeheuchelt drückte sich die Freude lebhaft auf
ihren Gesichtern aus und wünschten, daß sie noch oft die Feier des
Geburstages ihres Königs beiwohnen könnten. Nach Beendigung des
Feuerwerks begann wiederum der Ball der bis 3 Uhr Morgens dauerte. Möchte
uns noch oft die Geburtstagsfeier unsers Allergnädigen Königs u. Herrn solche
Freude bringen.
Friedrich Wilhelm III., König von Preußen von 1797-1840
(03.08.1770 – 07.06.1840)
(Bildquelle: Wikipedia, Stichwortsuche)
1834
Im Jahre 1834 wurde das Straßenpflaster hiesiger Stadt ganz umgelegt. Die
Gesammtkosten betragen zufolg Verdings=Protokoll vom 6ten May 1834
bearbeitet durch den Wenigstfordenden Micheel Lüren, Pflastermeister aus
Würselen 397 Thlr 20 Sgr. / pf.
Zugleich wurde an dem Wenigstfordernden Leonard Hahn zu Orsbeck zufolg
Verdings Protokoll vom 6tn May 1834 drei neue Pumpen u. zwei neue Brunnen
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u. Verding gegeben; der erste neue Brunnen ist in Brühl u. hat eine Tiefe ad
47 ½ Fuß rhunds. Der zweite Brunnen am Brennhause (undeutlich vlt auch
Brunnhause – dann fehlt aber die „u“-Markierung), hat eine Tiefe von 13 ½´; der
Brunnen am Rathhause welcher verlängst verfertigt war, hat eine Tiefe ad 50´.
Die gesammt Kosten dieser zwei Brunnen u. drei Pumpen betragen 313 Thlr.
20 Sgr. 9 pf.
1834, den 28tn April, wurde mit der Besaamung des hiesigen Tannenwaldes
etwa 110 Morgen groß, belegen hinter der Straße von Wassenberg auf Myhl,
angefangen; und den 8. Mai unter Aufsicht des Bürgermeisters, und des Anton
Page, Königlicher Domainen Förster beendigt. Die Kosten des Saamens
wurde aus den veräusserten Mainwegs antheil. welches Antheil der Pfarre
resp. Gemeinde Wassenberg einzig und allein zugehörte genommen und zwar
Zufolg genehmigung der Königlichen Hochlöblichen Regierung zu Aachen
vom 183. genommen.
Der aus Tirol kommende Saamen Händler Janewein lieferte den g. Saamen
pro M (Pfundzeichen) zu 10 Sgroschen, 10 Pfennigen folglich mit inbegrif der
Transportkosten für 500 Kiefern Saamen 180 Thaler, 16 Sgr, 8 pf Pr:Courant.
Die Arbeit bestehend, in Heide abmachen, aussähen/:besträuen des
Saamens, und überspreiten mit Erde.
Diese Arbeiten wurden einzig und Allein, von den Einsassen der Pfarre
Wassenberg bewirkt, die dieses grundstük als abfindung /:Entschädigung:/ für
das Guderecht welches die gemeinde Wassenberg über den ganzen
Tannen=Wald hatte, als Eigenthum gegeben worden war. Mithin diese
Waldung ehemaligen Tannen Wald, genant groß 440 Morgen 87 ½ Ruthen
Eigenthümlich der gemeinde Wassenberg zugehört.
1835
Im Januar 1835 wurde die Einwohner von Wassenberg die frohe Nachricht zu
theil, daß der neue Königliche Regierungs Chefpresident Grafen von Arnim
auch Wassenberg mit seinem besuch beglüken würde: Die hie wohnen trafen
alle Anstallten diesen hohen Gast aufs Ehren vollsten zu empfangen. Am 23tn
Januar nämlig sollte dieser frohen tag für Wassenberg sein früh Morgens
setzten sich die Söhne aus den Vermogensten Einwohner der Bürgermeisterei
in bewegung, um den g. Herrn Chefpresidenten nebst Herr Landrathen an der
Roer als gränze der Bürgermeisterei in Empfang zu nehmen: Wo der
Bürgermeister Packenius nebst Major von Wenkstern, dem Pfarrer Startz und
Dechant Krebs den gedachten schon voraus geeilt war, in empfang zu
nehmen: An der Roerbrüke hatte die Gemeinde Orsbeck, dem Hohen Gasten
einen Triumpfbogen errichtet, mit dem Chronikum
„Wonach unser Herz verlangt, Ist nun angelangt.“
„Unser Vater, unser Helfer.“
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Gegen halb neun Uhr Morgens verkündigten reitende Bothen, die Ankunft; an
der Brücke fanden durch den Bürgermeister die Vorstellung der erwähnten
Herren statt. Der Herr President geruhte sich zu erkündigen, Ob Orsbeck mit
Wassenberg eine vereinte Schule bildete; als dieser verneint wurde: stieg der
Hohe Gast aus, besah die Schule von Orsbeck, und verfügte sich dann wieder
zum Wagen, nach Wassenberg, wo unterwegs die H. Georgii und St. Philippe
und Jacobi Bruderschaften von Wassenberg, so wie die St. Martini
Bruderschaft von Orsbeck mit ihren Fahnen aufgestellt waren.
Bei der Ankunft des Hohen Gastes, erschallte ein allgemeines Lebehoch, und
unter Abbrennung von mehreren Bolleren war der Musik begleitet. Unter dem
allgemeinen Volkslied „Heil dir im Siegerkranz“; geruhte der Hoher Gast
auszusteigen, und zu Fuß die hiesige Stadt einzugehen. Bei dem
Bürgermeister Packenius geruhte der Willkommensgast ein Frühstück
anzunehmen, dem die hiesige Honoration, und umgegend beiwohnte.
Nachdem daselbst die Vorstellung des Pfarrers Cohnen, des Oberinspekteur
des hiesigen Hauptzollamtes Herrn Brun, des Rendaten Brauer, und der Herr
Freiherr von Leikamm stattgefunden hatte.
Der gedachten Herr Graf geruhte vor dem Eintritte in dem Hause des Herr
Bürgermeister den Einwohnern aufs herablassenste für die viele
Bemühungen, wodurch sie ihre anhängligkeit an ihrem Landesherren durch
die Ehrebezeugungen seiner Beamten zu erkennen geben, zu danken; Nach
beendigten Frühstück besuchte der gedachten Herr Graf einen von der
Nachbarschaft des Herr Bürgermeisters errichteten Ehrenbogen, die
katholische Kirche, die Pastorat, die kath. Schule, und bewunderte von der
Burghöhe aus, die schone Lage von Wassenberg, anbiß aussicht.
Bei seinem zurück kehren geruhte der Hohe Gast noch die Evangelische
Kirche in Augenschein zu nehmen: und gegen halb zwölf Uhr wieder nach
Heinsberg zurück zu fahren, wo, von einem sich dort gebildeten Comitté gegen
drei Uhr ein großes Mittags=Essen statt fand, dem der Bürgermeister nebst
Pfarrer Starz von hier beiwohnten.
Adolf Heinrich von Arnim-Boitzenburg
(1803 – 1868)
Regierungspräsident des Regierungsbezirkes Aachen von 1834-1838
(Quellen: Wikipedia, Stichwortsuche)
18
Im April 1835 wurde die Parzelle genannt Stadtsrain, begränzt vom Norden an
der im Jahr 1834 besante Parzelle, nach Osten u. Süden, von der Gemeinde
Myhl, u. nach Westen von dem PrivatEigenthum der Erben Packenius; Auf
Antrag des Gemeinderaths, welcher Antrag führen Orts genehmigt wurde,
ebenfalls mit Tannensamen besaet.
Die Einwohner von Wassenberg leisteten auf diesem Grundstücke, welches
seit undenklichen Jahren zu ihrem Comm. Gründe gehört hat, alle Arbeiten;
sowie auch ebenfalls die Kosten zum Saamen Ankauf aus dem Lands der
veräußerten Mainwegsantheil genommen worden sind. Die Kosten des
Samens betrugen 17 Thlr 2 Sg. 6 pf. u. wurde von dem Forstschreiber Carl
Thenakauf zu Leesen am Harz bezogen. Bei dieser Besaamung waren
ebenfalls die Orsbecker Einsassen nicht mit herangezogen worden, um
denselben keine Ansprüche auf Berechtigung dieses Waldes zu geben.
Im October wurde die hiesige Stadt mit einem Besuche der Hr
Ober=Präsidenten der Rheinprovinz, Freiherr von Bodelschwigh, Ritter gg.
beehrt. Dieser hohe Gast geruhte an dem hies. Haupt Zoll und Steuer Amte
abzusteigen, dasselbe in Augenschein nehmend, mehrere Fragen des Staats
Interesse bezweckend zu machen, und nachher dem Bürgermeister mit einem
Besuche, in Begleitung des Herrn Landraths von Heinsberg, zu beehren. Von
da aus geruhte Hochderselbe die kath. Schule, Pastorat nebst Schulhaus in
Augenschein zu nehmen; wobei dieser hohe Gast versprach, den Neubau der
klh. Schule aufs nachdrücklichste sich angelegen sein zu lassen; indem
Hochderselbe noch eine Ausmessung fand, daß das alte Schulgelaß viel zu
klein war, um 200 Kinder zu fassen. Nach einem leider sehr kurzen Aufenthalt,
setzte der hohe Gast seine Reise weiter fort.
Ernst Albert Karl Wilhelm Ludwig von Bodelschwingh
(1794 – 1854)
Oberpräsident der Rheinprovinz von 1834-1842
(Quellen: Wikipedia, Stichwortsuche)
19
1836
Am 21ten Januar 1836 starb dahier der pensionirte Königl. Preuß. Major Herr
Hans Leopold von Moenkstern.
In der gemeinderathlichen Sitzung v. 25tn April 1836 beabsichtigte der
Gemeinderath die Gemeinde Viehweide auf die Häuser zu vertheilen, und
wofür jeder Haus Eigenthümer eine jährlichen, von vereidneten Experten zu
bestimmenden Pacht in die Gemeindekasse zu entrichten habe. Die
Hauptursache dieser Verpachtung kam daher: weil gemäß höherer
bestimmung die Viehbesitzerwelche die Comm. Viehweiden besitzen, den
Rein Ertrag der zu beschweidende Grundstücke aufbringen müßen. Da diese
Abgabe für die ärmere Klasse, welche es am zweckdienlichsten gefunden,
wenn die Viehweide an die Häuser verpachtet würde. Die beabsichtigte
Pachtzeit soll 99 Jahre dauern.
In der Sitzung des Gemeinderaths vom 20. Dezbr. fertigte derselbe die Liste
der Hauseigenthümer von Wassenberg u. Luchtenberg :/ Orsbeck wollte sich
dieser Verpachtung aus dem grund nicht anschließen : weil die dortige Comm.
Weide zu klein u. die Parzellen dadurch zu unbedeutend würden :/ an. Gemäß
dieser Liste haben in Wassenberg nebst den dazu gehörigen Ortschaften
Forst u. Ohre, welche Antheil an dem hies. Comm. Eigenthum haben, 182
Häuser od. Wohnungen, u. zu Luchtenberg 32 Häuser oder Wohnungen
besprech auf die Verpachtung was p. Theilung.
Alle übrigen auf die Handlung bezug habende Akten befinden sich in der
Bürgermeisterei Archive.
Der 3te August, als den Geburtstag unsers Allergnädigsten Königs u. Herrn,
wurde auch hier ihm würdige Art gefeiert.
Am 18ten August des Abends gegen 9 Uhr röthete sich in N.O. der Himmel
so, daß die Bewohner der Vorstadt Brühl vermeinten, der nördliche Theil der
Stadt stände in lichten Flammen, u. deshalb Feuer Allarm machten. Bei
Untersuchung der Sache ergab es sich jedoch, daß es kein Feuer sondern ein
helleuchtendes Nordlicht war, welches sich hierauf langsam nach Westen zog
u. verschwand.
Am 13tn September wurde zu Heinsberg auf dem Landräthlichen Officium der
Neubau einer hies. kath. Schule, gemäß kostenanschlag zu 962 (Thlr) – 25
(Sgr) – 4 pf aufgenommen, an den Wenigstfordernden öffentlich vergantet u.
verblieb dem zu Orsbeck wohnenden Zimmermeister Leonard Hahn für das
Abgeld von 25% Minderbetrag.
Am 21tn November wüthete ein Sturm, aus NW kommend, der großen
Schaden an den Häusern u. Dächern anrichtete. Die Fahn auf dem hies.
Rathhause wurde herabgeschleudert u. bedurfte wegen des bedeutend
erlittenen Schadens einer gänzlichen Reparatur.
20
1837
Am 24tn Januar 1837 wurde mit der so nothwendigen Abtragung des Myhler
Berges begonnen; die Räthe der kleinen Gemeinde Wassenberg reichten aber
nicht aus, diese große Arbeit in einem Jahr zu vollenden, weshalb ein
Ueberschlag gemacht wurde, nach welchem in drei Jahren der Berg so
abgefahren sein kann, daß er ohne Mühe zu passieren sein wird.
Am 4tn April 1837 des Morgens gleich nach 8 Uhr, fing es zu schneien an,
welches bis zum 10ten fast ununterbrochen anhielte; so daß alle Wege
dergestalt vollgeschneit waren, daß keine Karren noch Wagen passiren
konnten. Auffallend erschien es, daß jetz der Schnee so häufig fiel, da im Laufe
des Winters derselbe unbedeutend gefallen war; überhaupt war kein strenger
Winter gewesen. Dieser Schnee war, wie die Zeitungen meldeten, allgemein.
Im Sommer dieses Jahrs begann der Zimmermeister Leonard Hahn zu
Orsbeck, den unterm 13tn Septbr. 1836 angesteigerten Neu=Schulhausbau
hiesiger Stadt. Die neue Schule wurde auf dem sogenannten Klosterplatze
erbaut, konnte aber in diesem Jahr nicht vollendet werden, welches aber im
künftigen Jahre geschehen wird.
In diesem Jahre wurde an die Stellen der verstorbenen Gemeinderäthe
Heinrich Hupperz u. Heinrich Vohs zu Wassenberg der Gutsbesitzer Gerard
Peltzer u. der Kleinhändler Joseph Pallinger, beide zu Wassenberg wohnhaft,
zu Gemeinderaths Mitglieder ernannt.
1838
Die unterm 25tn April 1836 vom Gemeinderathe beantragte Theilung des
Gemeindebruchs hat nicht Stattgefunden, weil bei Abhaltung der ‚Informatio
de commale aut incommale‘ (?) zu viele Einsprüche seitens der Einwohner
einkamen
Am 11tn May war seine Hochwohlgeboren der Herr Regierungs Cheff
Praesident Cuny (Anm: Johann Christoph von Cuny – Regierungspräsident
von Aachen – 1837-1844) von Aachen in hiesiger Stadt.
Im Monat May wurden am Pützchen an der Gränze der Gemeinde Birgelen,
fünf Morgen, und auf den Tannenbusche, nächst dem Stern sieben Morgen
Gemeindehaide mit Tannen besaet. Der Saamen wurde vom Forstschreiber
Theuerkauf zu Leesen am Harz bezogen, und kostete nur weil er die
Keimprobe nicht vorschriftsmäßig bestand (-) rf. (-) sg. (-) d. (Keine
Zahlenangaben vorhanden, nur Münzkürzel) Dieses Geld wurde durch
Umlage auf die Steuern der Einwohner der Gemeinde Wassenberg
21
aufgebracht. Die Parzelle von 5 Morgen am Pützchen wurde späterhin noch
einmal nachgesaet, weil die erste Saat schlecht hervorgekeimt war. Der vom
g. Theuerkauf begzogene Saamen war 110 Pfund, davon kann
1. auf die Parzelle am Pützchen
18 M (Pfundzeichen)
2. auf die Parzelle am Stern
25 ½ M (Pfundzeichen)
3. zu der Nachsaat am Pützchen wurden
40 M (Pfundzeichen)
verwendet
__________________________
Summa
83 ½
mithin bleiben noch 26 ½ M (Pfundzeichen) erübriget welche im künftigen
Jahre auf einer Parzelle gelegen am Galgenberg gesaet werden soll.
Am 20tn Juny wurde mit der Erweiterung der Birgelerstraße begonnen.
Dieselbe wurde auf ihre ursprüngliche Breite zu zwei alte ruthen
zurückgebracht. Zu dieser großen Arbeit wurden 11 Tage, 54 Spanndienste
und 235 Grunddienste verbraucht.
(Anmerkung: „Hand- und Spanndienste sind Naturaldienste zur Verminderung barer
Gemeindeabgaben. Sie verpflichten die Gemeindebürger zu bestimmten körperlichen
Arbeiten, die unter dem historischen Begriff Frondienst zusammengefasst werden können.
[…] Es gibt:
Handdienste: Der Dienstpflichtige hat mit seiner eigenen Hand Arbeiten zu verrichten.
Spann- oder Gespanndienste (von Anspannen der Zugtiere): Der Dienstpflichtige hat ein
Gespann oder Fuhrwerk (Zugvieh und Geschirr) zu stellen.
Schippendienste: Errichtung von Bauwerken, Anlage von Straßen, Wassergräben und
Landwehren, Rodungen
Hand- und Spanndienste werden oft im Dienst der Allgemeinheit erledigt. Das kann etwa das
Setzen von Feldsteinbrücken auf den Äckern, die Erhaltung von Dämmen oder auch der Bau
von Ackerwegen und Landstraßen sein. Die dafür benötigten Materialien (Steine, Holz usw.)
stellen meist die Behörden zur Verfügung. […]“ –
Quelle: Wikipedia, Stichwortsuche ‚Spanndienste‘, Stand 2016)
Vom 21tn bis zum 24tn July, während der Erndte, war immerwährend Regen
mit starkem Wind u. ziemlicher Kälte.
Am 24tn July beehrte der Herr Ober Präsident der Rheinprovinz, Freiherr von
Bodelschwingh, Ritter gg. die hiesige Stadt, mit einem Besuche. Der hohe
Gast geruhte die Schule, Kirche u. das Hauptzoll=Amtslokal in Augenschein
zu nehmen.
Zur Bestreitung der Kosten des unterm 13. Septbr. 1836 zu Heinsberg
verganteten und vom Unternehmer Hahn im Jahre 1837 begonnenen
Neubaus der hiesigen Katholischen Schule beantragte der Gemeinderath zu
verschiedenenmahlen bei der höheren Behörde dieselbe aus dem Ertrage der
Meinwegsgelder entnehmen zu können, und wünschte dazu 1000 Thaler
dispoieble zu haben. Die Königliche Hochlöbliche Regierung zu Aachen
22
verfügten dieserhalb unterm 7tn July V.(?) daß hochdieselbe den Betrag des
Stadtraths genehmigen, weil die evangelischen Einwohner jetzt ebenfalls zur
Errichtung ihres Schulhauses Baarsummen bedürfen, die sie sonst, auf
andere Weise beschaffen müssten; und daß obige 1000 Thaler unter den
verschiedenen Confessionen getheilt werden könnten. Die Vertheilung sollte
auf die direkten Steuern der Spezial Gemeinde Wassenberg geschehen.
Demnach erhielten, zufolge Vertheilungs Nachweise des Bürgermeisters vom
9tn August die verschiedenen Confessionen folgende Antheil:
1. Die Katholiken
848 rf. 29 Sg. 6 pf.
2. Die Evangelischen
124 rf. 4 Sg. 1 pf.
3. Die Juden
26 rf 26 Sg. 5 pf.
__________________________
1000 Thaler
Diese Vertheilungs Nachweise wurde unterm 29tn August, No. 14333 von
Hochlöbl. Regierung genehmigt.
Im Monat November wurde der Neubau der hiesigen katholischen Schule
vollendet und am 6ten Dezember feierlich eingeweiht.
Die Gesammtbaukosten der neuen Schule belaufen sich, zufolg
Konsitionsprotokoll des Communal Baumeisters Cremer zu Linnich auf 786 rf.
2 sg. 1 pf. u. die Gebühren desselben auf 54 rf 19 sg – pf
_______________________________________________
840 rf 21 sg 1 pf
1839
Im Januar des Jahres 1839, wurde wegen den belgisch=holländischen
Unruhen, sämmtliche Kriegsreserve zu ihren resg. Regimentern einbeordert,
und verblieben längere Zeit bei denselben.
(Anmerkung: Belgische Revolution – Belgien erlangte in der Folge die völlige Unabhängigkeit)
Im Februar desselben Jahres trat in Folge starken Regens die Roer aus ihren
Ufern.
Im April wurde eine Parzelle Heidt genannt am Galgenberg mit Tannen besaet;
dieselbe war 3 ½ Morgen groß u. wurde mit 26 ½ M (Pfundzeichen) Saamen
besaet.
Am 5tn May wurde der erste Stein zu dem Vergrößerungsbaue der Kirche zu
Orsbeck gelegt und wurde um St. Martini eingeweiht.
23
1840
Am 21. Januar Abends 6 ½ Uhr wüthete ein stärker Sturm, aus Westen
kommend, welcher bedeutender Schaden angerichtet hat.
Am 26. J. Abends gegen 6 Uhr war ein, lange nicht so stark gewesenes,
Gewitter.
Am 18. Februar begann es zu frieren, welches bis zum 29. May anhielt.
Der ganze Monat April war trocken; zu Anfang kühl, hernach Hitze bis zu 20
Grad, welche bis zum 6. May angehalten hat.
Im May war nach der verbemerkten Zeit viel Regen.
Ende Juny bis mitte July stets Regen und Kälte dabei.
Am 22. Juny wurde mit der Auslegung des Weges von Wassenberg nach
Ratheim begonnen und am 26. beendigt; der Hohlweg, unterhalb der
Wiesenweid wurde angefüllt; dieser Weg wurde auf die ursprüngliche Breite
ad 2 alte Ruthen gebracht; verbraucht wurde zu dieser Arbeit 198
Handdienste.
Im July herrschte in der Gemeinde Orsbeck das Nervenfieber (Anm: heute
Typhus), wovon viele Menschen gefährlich krank danieder lagen; jedoch
starben nur 2 Personen weiblichen Geschlechts; von denen eine 70 und die
zweite 20 Jahr alt war.
Am 7. Juny war der Todestag unseres Allergnädigsten Königs und Herrn
Friederich Wilhelm III. welcher Todesfall alle getreuen Unterthanen in die
tiefste Trauer versetzte; letztere fand nach Anleitung der Trauer Reglements
vom 7. October 1797 statt, mit dem Zusatz: daß der Kronprinzen Königliche
Hoheit zu verordnen geruhten: daß die Einstellung der öffentlichen
Festbarkeiten auf acht Tagen verlängert wurde, also 14 Tage dauerte. Die
letzte Willensmeinung Sr. Höchstseligen Majestät ist hier beigeheftet.
(Anm.: Das TESTAMENT folgt auf den nächsten Seiten)
24
Testament - Seite 1
25
Testament - Seite 2
26
Testament - Seite 3
27
Unterm 13. July wurde zur Vergantung eines Brücken und Kanalbaues in
Orsbeck auf der Straße von Heinsberg nach Wassenberg über den Bahlbach
geschritten; der Kostenanschlag betrug 174 rf. 5 Sgr. 8pf. und verbleibe dem
zu Ratheim wohnenden Maurer Johan Adam Jansen für ebengenannten
Betrag.
Am 19ten July hielte der ehrwürdige Kaplan Herr Servatz Litzaler die von hoher
Obrigkeit vorgeschriebene Trauer und Geschichtspredigt über das Ableben
seiner Höchstseligen Majestät; welche alle Zuhörer tief bewegte.
Am 10. September geruhte Seine Majestät Friedrich Wilhelm IV. eine
Amnestie zu erlassen, welche allen Vergehen und Verbrechen mit Ausnahme
der schwersten Verbrechen, Verzeihung gab.
Der 15. October war wahrhaft ein Freudestag; und zwar ein doppelter, denn
an diesem Tage wurde das Huldigungsfest wie der Geburtstag unseres neuen
Königs, Friederich Wilhelm IV. gefeiert. An diesem Tage gab unser
Allergnädigster König des Wohlwollen kund, welches er für sein Volk hegt, und
welches nachfolgende Rede, die Sr. Majestät vor der Eidesleistung der
Deputirten, an die Anwesenden hielt, hinlänglich verbürgt:
„Im feierlichsten Augenblicke der Erbhuldigung Meiner Deutschen Lande, der
eldesten Stämme des edelsten Volkes, und eingedenk der unaussprechlichen
Stunde zu Königsberg, die sich jetzt wiederholte, rufe ich zu Gott dem Herrn,
er wolle mit seinem allmächtigen Amen die Gelübde bekräftigen, die eben
erschollen sind, die jetzt erschallen werden, die Ich hier bestätige. – Ich
gelobe, Mein Regiment in der Furcht Gottes und in der Liebe der Menschen
zu führen, mit offenen Augen, wenn es die Bedürfniße Meiner Völker und
Meiner Zeit gilt; mit geschlossenen Augen, wenn es Gerechtigkeit gilt. Ich will,
so weil Meine Macht und Mein Wille reichen, Friede halten zu Meiner Zeit –
wahrhaftig und mit allen Kräften das edle Streben der hohen Mächten
unterstützen, die seit einem Viertel Jahrhundert die treuen Wächter über den
Frieden Erwogen sind.
:/ Des Königs Worte fanden in dem jubelnden Zuruf einen freudigen Widerhall.
/:
Ich will vor allen dahin trachten, dem Vaterland die Stelle zu sichern auf welche
es die göttliche Versehung durch eine Geschichte ohne Beispiel erhoben hat,
auf welcher Preußen zum Schilde geworden ist für die Sicherheit und die
Rechte Deutschlands. In allen Stücken will ich so regieren, daß man in mir den
ächten Sohn des unvergeßlichen Vaters, der unvergeßlichen Mutter erkennen
soll, deren Andenken von Geschlecht zu Geschlecht in Sagen bleiben wird.
Aber die Wege der Könige sind thränenreich und thränenvoll wenn Herz und
Geist ihrer Völker ihnen nicht hülfreich zur Hand gehen. Darum, in der
Begeisterung Meiner Liebe zu Meinem herrlichen Vaterlande, zu Meinem in
Massen in Freiheit und in Gehorsam geborenen Volke :/ die letztere Worte
sprachen Sr. Majestät mit Hocherhabener Stimme und kräftigen Accent,
worauf ein rauschender, lang haltender Jubelruf ausbrach, der erst auf
wiederholtes Winken Sr. Maj. nachließ /: richte ich an Sie, meine Herren, in
dieser ernsten Stunde eine ernste Frage! Können Sie, wie Ich hoffe so
28
antworten Sie mir, in eigenen Namen, im Namen derer, die Sie entsendet
haben! Ritter! Bürger! Landleute! und von den hier unzählig Geschaarten Alle!
Die Meine Stimme vernehmen können – Ich frage Sie: wollen Sie mit Herz und
Geist, mit Wort und That, und ganzem Streben, in der heiligen Treue der
Deutschen, in der heiligen Liebe der Christen mir halten und beistehen,
Preußen zu erhalten, wie es ist, wie Ich es so eben, der Wahrheit
entsprechend, bezeichnete, wie es bleiben muß, wenn es nicht untergehen
soll? Wollen Sie mir helfen und beistehen, die Eigenschaften immer herrlicher
zu entfalten, durch welche Preußen mit seinen nur 14 Millionen den
Großmächten der Erde gestellt ist? – nämlich: Ehre, Treue, Streben nach
Licht, Recht und Wahrheit, Vorwärts=Schreiten in Alters=Weisheit zugleich
und heldenmuthiger Jugendkraft? Wollen Sie in diesem Streben Mich nicht
lassen noch versäumen, sondern treu mit Mir ausharren durch gute wie durch
böse Tage --- O! dann antworten Sie Mir mit dem klaren, Schönsten Laute der
Muttersprache, antworten Sie Mir ein ehrenfastes Ja! --- :/ Dieses Ja ertönte
mächtig von allen Seiten des Kopf an Kopf gefüllten Platzes, und man konnte
in dem Ausdruck der vieltausendstimmigen Antwort deutlich die
Entschiedenheit und Wärme wieder vernehmen, mit welcher die Frage an das
Volk gerichtet war :/
Die Feier des Tages ist wichtig für den Staat und die Welt – Ihr Ja aber war für
Mich – das ist Mein eigen – das laß‘ ich nicht – des verbinde uns unauflöslich
in gegenseitiger Liebe und Treue – das gibt Muth, Kraft, Getroßheit, das werde
Ich in Meiner Sterbestunde nicht vergessen! – Ich will meine Gelübdte, wie Ich
sie hier und zu Königsberg ausgesprochen habe, halten, so Gott Mir hilft. Zum
Zeugniß hebe Ich Meinen Rechte zum Himmel empor! - - Vollenden Sie nun
die hohe Feier - - Und der befruchtende Segen Gottes ruhe auf dieser Stunde.“
Friedrich Wilhelm IV., König von Preußen von 1840-1861
(15.10.1795 – 02.01.1861)
(Bildquelle: Wikipedia, Stichwortsuche)
29
An dem Abend des 14. October verkündigte unter Böllersalven ein feierliches
Glockengekäute in der katholischen und evangelischen Kirche die hohe Feier
des kommenden Tages. Am Tage selbst, den Geburts= und Huldigungsfeste
Sr. Majestät unseres vielgeliebten Königs Friedrich Wilhelm IV: morgens 10
Uhr war in der katholischen und evangelischen Kirche feierlicher Gottesdienst,
dem sämmtliche Civilbeamten und Honorationen der Stadt beiwohnten. Um 1
Uhr versammelten sich dieselben in der Behausung des Gastwirthes Schmitz
bei einem frohen Mahle. Das Knallen der Böller, welches von morgens Früh
bis Abends spät unterhalten wurde, verkündigte weithin auch den Entfernten
des hohen Festes Bedeutung. Ein Toaß, ausgebracht von dem Herrn Ober
Inspektor Reif wurde von den Anwesenden mit der freudigsten Begeisterung
aufgenommen. Der Land Polizei Commissair Herr Simons hielt hierauf eine
recht, passende Rede, welche, weil sie die hohe Feier das doppelfestes am
besten entsprach, mit großem Enthusiasmus aufgenommen wurde und der
am rauschendes Vival! Hoch! Folgte. – Mit freude wurde das Fest begonnen,
durchgeführt und beschlossen.
Auch scheidend noch waren eines Jeden Loosungswort:
„Hoch lebe der König und Gottes Segen begleite Ihn!“
In den Sommermonaten standen die Fruchtpreise ungeheuer hoch; das Viertel
Roggen kostete 12 Sgr. das Malter Hafer 5 Thaler; das Viertel Weitzen 15 Sgr.
das Malter Kartoffeln wurde mit 2 Thaler 15 Sgr. bezahlt.
An der Stelle des seine Entlassung beantragten Armen Rendaten von
Orsbeck, Johan Rütten, wurde der zu Luchtenberg wohnende Ackerer Franz
Wilhelm Meyer ernannt und höheren Orts bestätigt.
Vor Ende November begann es zu frieren, welches Ende Dezember noch
immer starkwährte.
1841
Das im Monat November des verwichenen Jahres begonnene Frieren hielte
bis zum 5. Merz d. J. an, wobei sehr große Kälte war.
Im Merz folgte auf der so lange anhaltend gewesene Kälte sehr schönes
warmes Wetter; am 17. nachdem es sehr heiß gewesen war, brach gegen
Abend ein, aus Westen kommendes starkes Gewitter los.
Im April herrschte die Grippe, woran sehr viele Leute litten.
Dieser Monat war sehr warm und fruchtbar.
30
Am 4. May, des Nachmittags, trafen mehrere, starke Gewitter zusammen. So
fiel eine ungeheure Menge Wasser, so daß alle Wege und Straßen
überschwemmt waren. Im Brühl stand das Wasser 1 ½ - 2 Fuß hoch und war
zu Fuß nicht zu passieren.
Am 13. Juny trat die Roer, in Folge anhaltenden Regens aus ihren Ufern und
verursachte an der Frucht und an das Gras großen Schaden.
In diesem Monat wurde der Weg nach Wildenrath :/ sogenannte Geldern’sche
Straße :/ neu angelegt, und zwar auf einer Breite von 3 Ruthen excl. Gräben.
Zu dieser Arbeit wurden 52 Spann= und 283 Handdienste verbraucht.
Verbunden mit dieser Arbeit wurde ein neuer Weg nach Myhl angelegt,
wodurch der sogenannte Myhler Berg nicht mehr passiert zu werden brauchte.
Die Grabenarbeiten auf beiden Wegen wurden durch Tagelöhner bewirkt.
Durch diese neue Wegeanlage ist für Wassenberg viel gewonnen worden,
indem jetzt ein bequemer Weg nach dem Kreise Erkelenz besteht; der alte
Myhlerberg verursachte für das Fuhrwerk unträgliche Hindernisse. Die
Fuhrwerke, so wie das reisende Publikum welche aus dem Gelder Land
kommen, finden durch die Anlage des Wildenrather Wegs, eine nähere und
bequeme Communikation mit Aachen und weiter; sonst mußten diese einen
sehr weiten Umweg machen, und umgingen daher Wassenberg.
Diese neuen Wegeanlagen geschahen unter der Anleitung und
Beaufsichtigung des Herrn Leutnant Buele vom 25. Königl. Infantrie
Regiments, welcher bei der hiesigen Landwehr Compagnie als
Compagnieführer kommandirt ist und des Bürgermeisterei Sekretairs Franz
Heyden.
Im October, November und Dezember tart die Roer in Folgen anhaltenden
Regens aus ihren Ufern.
Sommer und Herbst dieses Jahrs waren sehr regenreich, welches für die
Feldfrüchte nachtheilig war.
(Anm.: es folgt nun ein Duplikat des Rückblicks auf das Jahr mit einer neuen Handschrift und
leichten Korrekturen – durchgehend geschrieben)
Das im Monat November des verwichenen Jahres begonnene Frieren hielte
bis zum 5. Merz d. J. an, wobei sehr große Kälte war. Im Merz folgte auf der
so lange anhaltend gewesene Kälte sehr schönes warmes Wetter; am 17.
nachdem es sehr heiß gewesen war, brach gegen Abend ein, aus Westen
kommendes starkes Gewitter los. Im April herrschte die Grippe, woran sehr
viele Leute litten. Dieser Monat war sehr warm und fruchtbar.
Am 4. May, des Nachmittags, trafen mehrere, starke Gewitter zusammen,
wobei eine Menge Wasser fiel, so daß alle Wege und Straßen überschwemmt
waren. In Brühl stand das Wasser bis zwei Rheinische Fuß hoch und waren
die Straßen zu Fuß nicht zu passieren.
Am 13. Juni trat die Roer, in Folge anhaltenden Regens aus ihren Ufern und
war in sichte an der Frucht und an das Gras großen Schaden.
31
In diesem Monat wurde der Weg nach Wildenrath :/ sogenannte Geldern’sche
Straße :/ neu angelegt, und zwar auf einer Breite von 3 Ruthen exclusive
Gräben. Zu dieser Arbeit wurden 52 Spann und 283 Handdienste verbraucht.
Verbunden mit dieser Arbeit wurde ein neuer Weg nach Myhl angelegt,
wodurch der sogenannte Myhler Berg nicht mehr passiert zu werden brauchte.
Die Graben Arbeiten auf beiden Wegen/Seiten wurden durch Tagelöhner
bewirkt. Durch diese neue Wegeanlage ist für Wassenberg viel gewonnen
worden; indem jetzt ein bequemer Weg nach dem Kreise Erkelenz besteht.
Der alte Myhlerberg verursagte für das Fuhrwerk unträgliche Hindernisse. Die
Fuhrwerke so wie das reisende Publikum welche aus dem Gelder Lande
kommen, finden durch die Anlage des Wildenrather Wegs eine nähere und
bequeme Communikation mit Aachen und weiter; sonst mußten diese einen
weiten Umweg machen und umgingen daher Wassenberg.
Diese neuen Wege u. Anlagen geschahen unter der Anleitung und
Beaufsichtigung des Herrn Lieutenant Büolloh vom 25. Königlichen Infantrie
Regiment, welcher bei der hiesigen Compagnie als Compagnie=Führer
kommandirt ist, und Bürgermeisterei Sekretairs Franz Heyden.
Im October, November und Dezember, trat die Roer in Folge anhaltenden
Regens aus ihren Ufern.
Sommer und Herbst dieses Jahrs waren sehr regenreich welches für die
Feldfrüchte nachtheilig war.
1842
Am 3ten März war die Roer in Folge starken Regens ziehmlich hoch
angeschwollen, in der folgenden Nacht erreichte sie eine solche Höhe, daß
die Dämme unterhalb Orsbeck beinahe überschwemmt wurde; die Roer war
in neun Jahren nicht sr. Groß gewesen.
Am 18ten g. Abends circa 9 Uhr zog, bei gelinder Witterung, ein starkes
Gewitter von Westen gegen Osten, wobei ein un geheurer Sturmwind war.
Am 31tn v. M. (Anm: vorigen Monats) trat die Roer nochmals in Folge starken
Regens aus ihren Ufern.
Mit 1st April erfolgte von hier aus die Postverbindung mit Eschweiler zum
Anschluß an den Eisenbahn Zug nach Cöln.
In ebengesagten Monat wurden die Kanäle auf dem Wege nach
Niederkrüchten resp. Erkelenz gebraucht :/ erödr. Juni 1844 :/ und kostete 62
Thaler.
In Folge höhern Auftrags wurde im Monat July die Kirche und Hauskollekte für
die Abgebrannten in Hamburg abgehalten. Die Theilnahme an dieses große
Unglück, wodurch an 2000 Häuser abbrannten, war allgemein, und jeder
Einwohner war bereit, das seinige nach Kräften beizutragen, weßhalb es auch
32
kam, daß das kleine Städtchen Wassenberg einen nicht unbedeutenden
Betrag einschicken konnte, nämlich:
1. Die durch die Herrn Pfarrer in den Kirchen abgehaltene
Collecte trug ein
16 rth 10 Sgr.
2. Die von den Herrn Friederich Heras und
Franz Heyden, abgehaltene Hauskollekte trug ein 17 rth 26 Sgr. 5 pf
3. Von der durch Damen abgehaltene Lotterie von
Handarbeiten
27 rth _________________________
Summa
61 rth 14 Sgr 5 pf
:/ geschrieben: ein und actzig Thaler, vierzehn Groschen fünf Pfennige.
(Anm: vermutlich liegt im Thalerbetrag ein Schreibfehler vor)
(Zusatz-Anmerkung: Der Hamburger Brand war ein großer Stadtbrand in Hamburg, der
zwischen dem 5. Mai und dem 8. Mai 1842 große Teile der Altstadt zerstörte. Im
Zusammenhang mit der Hamburger Geschichte wird häufig auch nur vom Großen Brand
gesprochen. Das Feuer war noch in einer Entfernung von über 50 Kilometern sichtbar. […]Der
Große Brand verwüstete mehr als ein Viertel des damaligen Stadtgebietes. 51 Menschen
kamen ums Leben, die Zahl der Obdachlosen wurde auf 20.000 geschätzt, die Zahl der
zerstörten Häuser auf etwa 1.700 in 41 Straßen. 102 Speicher waren ebenso zerstört wie drei
Kirchen (darunter die Hauptkirchen St. Nicolai und St. Petri), das Rathaus, die Bank, das
Archiv und das Commercium mit der alten Börse. – Quelle: Wikipedia, Stichwortsuche)
In den Monaten Juny July und August bestanden sehr viele Augenkrankheiten,
welches wohl in der großen Hitze und Trockene seine Ursache finden mochte;
wenige Einwohner sind von dieser Krankheit verschont geblieben.
Auch herrschte in den vorgedachten Monaten das Kalte Fieber.
(Anm.: Kaltes Fieber oder auch Wechselfieber - (kaltes Fieber, Malaria, Febris intermittens),
Fieber, bei welchem in mehr oder weniger regelmäßigen Perioden die mit Frost, Hitze und
Schweiß verbundenen Anfälle sich wiederholen, während sich der Patient in den "fieber"losen
Zwischenräumen verhältnismäßig wohl befindet. […] –
Quelle: Meyers Konversations-Lexikon, 1888 – über http://www.peter-hug.ch/lexikon/kaltesfieber)
Im August wurde der Kannal in der Vorstadt Brühl, welcher 62 Thaler kostete,
erbaut.
Unterm 6tn August war zu Leutherheide (Anm: bei Nettetal) eine Conferenz der
Bürgermeister; deren Verwaltungsbezirke durch die Geldersche Straße
durchschnitten werden, und wobei darüber verhandelt wurde: welche
Leistungen die Gemeinden übernehmen wollten um den Weg auszubauen;
Der Herr Landrath Foerster zu Kempen führte den Vorsitz. Die Bürgermeister
waren sich dahin einig, alle nur mögliche Leistungen zu übernehmen, welches
auch von den resp: Königlichen Regierung Beifällig aufgenommen worden ist.
Man lebt in der frohen Zuversicht dieses schöne und nützliche Projekt
verwirklicht zu sehen.
33
Bei dieser Conferenz wurde Wassenberg vertreten durch die Herrn:
Bürgermeister Packenius, Stadtrath Bollinger und Verwaltungs Sekretair
Heyden.
Die Sommermonaten waren sehr trocken, und heiß; demnach war die Aerndte
ziehmlich ergiebig.
Dem 15tn October, Geburtstag unseres allwerehrten Königs Friedrich Wilhelm
IV. wurde wie herkömmlich würdig gefeiert.
Als auffallend verdient bemerkt zu werden:
Daß in diesem Jahre so viele Zwillings Geburten vorgekommen sind; die
hiesige Bürgermeisterei zählt deren drei, nehmlich zwei in Wassenberg und
eine in Orsbeck;
Von den 2 in Wassenberg sind die Eltern:
Verwaltungs Sekretair Heyden und Gertrud Sergeant und waren die Kinder
verschiedenen Geschlechts. 2tes Schuster Alois Goertz und Chatharina
Schmahl.
Aus Orsbeck: Ackerer Anton Rütten und Eva Finken; von den beiden
letztgenannten waren die Kinder männlichen Geschlechts; am Ende des
Jahres lebten nur noch die Zwillinge der Heyden; jene der Görtz sind bald nach
der Geburt gestorben und von denen der Rütten starb eins, nur erst wenige
Monate alt.
In diesem Jahre wurden für die katholische Schule zu Wassenberg Latrinen
gebaut, welche 50 Thaler 19 Sgr. 2 Pf. kosteten. Dieselben wurden im Garten
(Pfarr=) mit Bewilligung des Herrn Pators Starz, weil sonsten kein füglicher
Bauplatz vorhanden war.
Ebenfalls wurde die zweite Brandspritze, woran die Gemeinde Birgelen mit 1/3
betheiligt ist ausgefertigt, und kostete 40 Thaler 10 Sgr. Dem Kosten Antheil
für die Gemeinde Birgelen betrug 13 Th. 13 Sg. 4 Pf.
Im Monat März wurde an der Stelle des pensonirten evang. Lehrers Peter
Haack, welcher das Schulamt beinahe 50 Jahre ehrenvoll bekleidet hat, der
Schulamts Aspirant Rudolph Robert Heyder aus Eschweiler berufen.
Zufolge Verfügung Königl. Regierung zu Aachen vom 6tn April 1842 wurde der
Kaufmann Herr August Haas als Gemeinde Rath-Mitglied an die Stelle des
verstorbenen Mitgliedes Joseph Kochs ernannt.
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1843
Am 10tn Januar trat die Roer, in Folge starken Regens aus ihrem Ufern.
Am 15 Januar, Morgens zwischen 5 – 6 Uhr war ein starker Sturmwind, wobei
Erdstöße verspürt wurden. Abends vorher war bei starkem Winde, Donner u.
Blitz.
Am 6tn April wurde auf Anordnung des Herrn Erzbischofs Johannes von
Geissel das Fest der tausendjährigen Bestehung Deutschlands kirchlich
gefeiert.
Im Oktober trat die Roer durch anhaltenden Regen aus.
Der 15te October, dem Geburtstage unseres allergnädigsten Königs, wurde
wie immer angemessen gefeiert.
Der Sommer war windig und naß.
In diesem Jahre standen die Fruchtpreise sehr hoch; das Malter Roggen, alten
Wassenberger Maaßes kostete 10 Thaler; der Waizen stand verhältnißmäßig
billig u. stand dem Roggen gleich; das Malter Kartoffeln kostete 1 1/3 Thaler.
Der Centner Heu 1 Thlr. 10 Sgr.
An Kirche und Communal Gebäuden fanden keine wesentlichen Reparaturen
statt.
Das alte Schullokal wurde durch Genehmigung Königl. Hochlöblicher
Regierung vom 16tn Januar e: öffentlich verkauft, und Floß der Erlös, welcher
66 Thlr. 29 Sgr. betrug, in die katholische Schulkasse von Wassenberg, weil
das gen. Lokal einseitiges Eigenthum der katholischen Gemeinde
Wassenberg ist. Der Verkauf des Schullokal entstand daher, weil die
Vergrößerung des Kirchhofs Bedürfniß wurde. Der Raum, welcher das gen.
Lokal einnahm, so wie der daran liegende Schulgarten, wurde zum Kirchhof
genommen, worauf dieser nun hinlänglich groß genug erscheint.
Bei dieser Vergrößerung wurde erforderlich, daß der neue Theil des Kirchhofs
durch eine Mauer eingeschloßen wurde, welches 30 Thaler 7 Sgr kostete.
Der Weg von Wassenberg nach Orsbeck, am Ende der Vorstadt Brühl, war
sehr enge, weßhalb auch die Erweiterung dieser Straßenstrecke bedacht
genommen werden mußte. Der Gemeinderath beantragte dieserhalb bei
Königl. Regierung, um Einleitung dieserhalb Treffen zu können, damit ein Theil
des Hauses der Wittwe Joseph Vohs angekauft und sonach die durchaus
nothwendige Erweiterung der Straße erzielt würde. Königliche Regierung
ertheilte unterm 18tn August 1841 die Genehmigung hierzu. Die g. Vohs
forderte für die Abtretung des zur Wegeanlage erforderlicher Terrains welches
einen Flächenraum von 2 Ruthen, 2 Fuß, 7 Zoll des Gebäudebodens und von
3 Ruthen 6 Fuß 6 Zoll des Gartens, also im Ganzen 5 Ruthen, 8 Fuß, 7 Zoll
einnimmt,
35
(die Flächenangabe des Gartens wurde im Original überschrieben und z.T. gestrichen – hier
liegt vermutl ein Fehler vor und muss heißen: 3 Ruthen und 6 Fuß)
die Summe von 225 Thalern, schreibe zwei hundert fünf und zwanzig Thaler.
Der unterm 7ten Februar d. J. aufgenommenen Kaufackt mit der Frau Vosh
wurde am 6 März c: No: 4041 von Königl. Regierung genehmigt.
Schon seit hundert Jahren bestand in Wassenberg das Projekt, über die
Kirchstraße hinauf den Weg nach Erkelenz zu ziehen. Allein stets wurde dieser
Plan vereitelt. Im Jahre 1841 aber kam dieses Projekt wieder zur Sprache; die
Einwohner Wassenbergs berichteten dieserhalb an Hochlöb. Regierung und
Hochdieselbe ließ die erforderliche Recherchen anstellen. Hohe Regierung
nahm diesen Antrag sehr beifällig auf; demnach schlug der Gemeinde Rath
vor, daß, weil diese neue Wegeanlage durch Privat=Eigenthum gezogen
werden mußte, zur Disponibelstellung des Kaufpreises, so wie zur Pflasterung
der Vorstadt Brühl, 50 Morgen Gemeinde=Haide=Grund, zum Verkauf in
Vorschlag gebracht werden sollen; welches unterm 6tn August 1842 von
Hochlöbl. Regierung genehmigt wurde. Dannzufolge wurde die Einleitung zum
Ankaufe der zur neun Wegeanlage erforderlichen Terrains, so wie zum
Verkaufe der 50 Morgen Haide getroffen. Die Grundenthschädigungs Kosten
belaufen sich auf nur 278 Thaler 14 Sgr. 2 Pf., und nimmt der zur Wegeanlage
erforderliche Terrain einen Raum von 1 Morgen 138 ruthen, 70 Fuß ein. Die
Eigenthümer dieser Grundstücke sahen die Nützlichkeit und Nothwendigkeit
dieser Wegeanlage ein, und ließen daher ihre Grundstücke zu einem sehr
billigen Preise ab. Besonders verdient bemerkt zu werden, daß Bürgermeister
Herr Alexander Packenius, welchen die neue Wegeanlage mehrere
Grundstücke durchschneidet, diese ohne eine Entschädigung dafür zu
fordern, der Gemeinde unentgeldlich abtrat.
Die mit den Grundeigenthümern abgeschloßenen Kaufacten, erhielten unterm
5tn Dezember d. J. sub. No. 21,940 von hoher Regierung die Genehmigung.
Der Verkauf der Haide fand am 28tn November d. J. durch den Herrn Landrath
Statt, und die 50 Morgen Haide bringen ein:
1417 Thaler // Sgr. // Pf.
141 Thaler 21 Sgr. // Pf.
_______________________
1558 rth.
21 Sgr. // Pf.
hierzu die 10% Unkosten gelten mit
so daß der Verkauf einbrachte
geschrieben;
Ein tausend fünf hundert acht und
fünfzig Thaler, ein und zwanzig Silber=Groschen
Die Stadt Wassenberg ist durch diesen günstigen Verkauf in den Stand
gesetzt das nöthige Terrain zur neuen Wegeanlage anzukaufen resp.
bezahlen und die Pflasterung der Brühl bewirken lassen zu können.
Auf den, in wenigen Jahren besprochenen Weg nach Niederkrüchten :/
Geldersche Straße :/ wurde ein nothwendiger Kanal gebaut, welcher 94
Thaler 8 Silbgr. kostete, und im Wege der Oeconomie ausgebaut wurde.
36
Die Genehmigung zu dem vorgedachten Haide Verkauf von Wassenberg rd
fünfzig Morgen erfolgte von Königlicher Regierung unterm 18tn December d.
J. No: I.23402. Es wird bemerkt, daß die Kaufgelder einseitig der Spezial
Gemeinde Wassenberg zugehören und die Gemeinde Orsbeck daran nicht
betheiligt ist.
1844
Der Monat Januar wechselte mit Regen, Schnee und Frieren, welches bis im
Februar währte; als Thauwetter eintrat, trat die Roer aus ihren Ufern /: 27.
Februar :/ und erreichte einen hohen Wasserstand; im August trat die Roer
nochmals aus und richtete großen Schaden in den Feldern an, wobei viele
abgemähete Frucht vom Wasser fortgeschwemmt wurde.
Schon seit mehreren Jahren wurde beabsichtigt die Vorstadt Brühl zu
pflastern, allein es fehlte hierzu an die nöthigen Geldmittel, bis endlich der
Gemeinde=Haide=Verkauf hierzu Gelegenheit gab :/ via Chronicks
Einschreibung de 1844 :/
Die Vergantung fand am 8. August dieses Jahres statt. Die Länge der Vorstadt
Brühl zu flasternden Strecke betrug zufolge Kosten Aufschlag 72 laufende
Ruthen, zugleich wurde die Pflasterung der neuen Wegestrecke der
Kirchstraße entlang, welche 37 laufende Ruthen betrug mit in Verding
gegeben. Die Arbeitskosten der Pflasterung dieser beiden Strecken sind 196
Thaler und wurden dem Pflastermeister Anton Hemmeln zu Dülken für des
Taggeboth zugeschlagen.
Königliche Regierung ertheilte zu der Vergantung unterm 16. August d. J. No:
15876 die Genehmigung.
Die erforderlichen Steine zu dieser Pflasterung wurden von den Orts=Armen
eingesammelt, welche für die Schachruthe 3 Thaler erhielten. Ueber den
ganzen Kosten=Betrag wird im künftigen Jahr Erwachung geschehen.
Auf den Antrag des Königlichen Haupt=Zoll und Steuer Amts, welches einen
Theil des Stadthauses zu ihrem Geschäfts Lokale benutzt, wurden einige
kleine Veränderungen in dem gedachten Stadthause vorgenommen, welche
50 Thaler kosteten.
Bei der Anwesenheit des Königl. Regierungs Rathes Herrn Reineke, am 29
May, wurde in der von diesem Hochverehrten Herrn anberaumten Sitzung des
Gemeinderathes und den Notabelen der Beschluß gefaßt, daß das Eigenthum
der Spezial Gemeinde Wassenberg, eine andere Benutzungsart erhalten soll,
nehmlich, dasselbe soll dem Amt eingetheilt werden, daß jedes Familienhaupt
seinen Antheil gegen jährliche Bezahlung der Taxe auf die Dauer von 40 Jahre
erhalten. Die mit Tannen besaete Heide ausgeschlossen.
37
Bei der am 21. August abgehaltenen Informatio de commada aut incommaoda
kommen keine Einsprüche ein; weßhalb Königl. regierung am 3. September
No. 17072 verfügte, daß mit der Abschätzung und Eintheilung dieser
Gemeindetheile begonnen werden soll. Da dieses Geschäft indessen wichtig
und von bedeutung ist, so konnte es in diesem Jahre noch nicht zur Theilung
kommen, weshalb dieser Gegenstand in künftigen Jahren hier mehr
bezeichnet werden wird.
Am 13tn November trat die Roer in Folge starken Regens aus ihren Ufern.
1845
Der Winter begann Ende November 1844 mit Frieren, welches bis zum 12.
März d. J. anhielte; es fiel viel Schnee; da das Frostwetter mit Schnee abging,
so wurde der Roerflust sehr groß und trat aus seinen Ufern.
Die im Jahr 1844 besprochene Verpachtung der Gemeinde Gründe in
Wassenberg kam zur Ausführung und erhielt am 25 November 1845 No:
27413 von der Königl. Regierung zu Aachen die Genehmigung. Die Gemeinde
Gründe wurden im Loose zu gleichen Werthe eingetheilt, und weil die
Betheiligten wünschten, daß jeder ein Stück von dem Gemeinde Bruch
erhielte, so wurden die Loose dann klein :/ 37 ruthen 30 Fuß Magd. :/
Es waren 208 Betheiligte :/ Familienhäupter :/ welche sich aus einer Urne
ein Loos zogen und dasselbe auf die Dauer von 40 Jahren gegen Bezahlung
einer jährlichen Abgabe von einem Thaler in Benutzung halten. 49 der
Betheiligten erschienen bei der Verlosung nicht, weshalb diese 49 Lose
öffentlich verpachtet wurden und die Taxe weit überstiegen.
Hierüber wird in folgendem Jahr Erwähnung geschehen.
Die Erdarbeiten der neuen Wegeanlage der Kirchstraße entlang, wurden
vollentet, auch schon im Theil davon mit Kies überfahren; in folgendem Jahr
wird die Kiesüberfuhr vollends ausgeführt, an dem auch nachgewiesen
werden wird, wie hoch sich die sämmtlichen Baukosten belaufen.
Die Vorstadt Brühl wurde ganz gepflastert. Die Pflasterung der 37 Ruthen
lange Straße neben der Kirchstraße kam nicht zur Ausführung und wurde bis
zum nächsten Jahre ausgesetzt, wie als dem auch der ganze Kostenbetrag
angegeben werden wird.
Dem Schulamts Candidat Caspar Franzen aus Aachen wurde als zweiter
Lehrer an der katholischen Schule zu Wassenberg berufen, und begann das
Lehreramt am 30tn May.
38
An der Stelle des nicht geprüften Lehrers Johann Cohnen zu Orsbeck, wurde
dessen Sohn der Schulamts Candidat Carl Cohnen aus Orsbeck berufen und
trat mit dem 1. May ein.
Am 6ten und 7tn Juli firmte in der hiesigen Pfarrkirche der Hochwürdigste Herr
Anton Godfried Clashen, Bischof von Gadara und Saffrayan des Erzbischofs
von Cöln. Diesen wahrhaft ehrwürdige Diener der Kirche (katholische) wurde
mit dem ihm gebührenden Ehren empfangen:
Eine reitende Ehren=Garde holte ihn in Heinsberg ab; an der Roerbrücke zu
Orsbeck empfingen ihn, die Schützen=Gesellschaften und geleiteten ihn nach
Wassenberg, wo er vor der Stadt durch die würdige Geistlichkeit des Dekanats
Wassenberg empfangen wurde.
Am folgenden Abend war die ganze Stadt beleuchtet. Am 7tn beehrte der
Hochwürdige Herr Bischof Paradies von Roermonde den Hochwürdigen Herrn
Clashen mit einem Besuche dahier. Einige Tage nachher hatte Washenberg
die Hohe Ehre mit einem Besuche des Hochwürdigsten Herrn der Erzdiozese
Cöln, Johannes von Geisel, Erzbischoff von Iconium, beehrt zu werden,
welcher eine Kirchenvisitation hier und in Orsbeck abhielt.
So hatte Wassenberg die Hohe und seltene Ehre, binnen wenigen Tagen drei
Bischöfe zu sehen.
Bischof Johannes von Geissel
(05.02.1796 – 08.09.1864)
Erzbischof von Köln (1845 – 1864)
39
(nebenstehend schon enthalten):
Die im Jahre 1844 gedachte Pflastererung der Vorstadt Brühl wurde vollendet,
allein die Strecke der Kirchstraße entlang kömmt erst 1846 zur Ausführung;
und wird alsdann der Kostenaufwand nachgewiesen werden.
(Anm: Diese Passage folgt im Original hier erneut mit der Zusatzbemerkung)
Die mißrathene Kartoffel-Erndte verursachte große Theurung der
Lebensmittel, weshalb die ärmere Klasse hart bedroht zu werden schien.
Für die hiesige Bürgermeisterei brachte die Verpachtung der Gemeindegründe
von Wassenberg großen Vortheil, indem die arme arbeitende Klasse während
des ganzen, sehr günstigen Winters, dadurch Verdienst hatte und die
Theurung so sehr nicht fühlbar wurde.
Eine von Gemeinde=Vertretern gehaltene Kollekte, brachte circa 100 Thaler
und einige Frucht ein, die Bedürfdigsten erhielten wöchentlich gratis ein Brod,
und die wenigen Bedürftigen erhielten eins zum halben Preis.
Der Fruchtpreise stand sehr hoch; das Malter Roggen kostete 10 Thaler und
das Malter Erdäpfel zwischen 3 u. 4 Thaler.
Obschon Roggen genug gewachsen war, so entstand die Theurung durch die
mißrathene Kartoffel Aerndte; man konnte annehmen, daß nur 1/3 Kartoffeln
gewachsen waren.
Am 30. December erreichte der Wasserstand der Roer solche Höhe, daß das
Wasser die Dämme überspringt und ein Dammdurchbruch zu befürchten
stand; welches nur durch thätige Hilfe umgangen wurde.
An der Roerbrücke zu Orsbeck ist dieser höchste Wasserstand auch
bezeichnet worden.
1846
Die Verloosung der verpachteten Gemeinde=Gründe von Wassenberg fand
am 11tn November 1845 statt, und es wurden 159 Loose gezogen; 49 Loose
wurden nicht gezogen welche am 18tn December vorigen Jahres öffentlich
verpachtet und am 28tn Januar 1846 No. 2424 von Königl. Regierung
genehmigt wurde. Die Verpachtung trug ein, 64 Thaler 7 Gr. Mithin bringt die
ganze Verpachtung ein 223 Thlr. 7 Sgr.
Die Rewenu (Anm. richtig: Revenue = Einkünfte) für die Gemeinde Wassenberg hat
sich mithin bedeutend vermehrt; die Heyde brachte früher nichts ein, und von
der Viehweide kommen jährlichst circa 25 Thaler.
Die Anpächter begannen gleich mit der Cultivirung und auf der früheren ganz
öden Heyde sieht man jetzt viele schöne Ackerparzellen.
40
Die neue Wegeanlage der Kirchstraße entlang kam im Jahre 1846 noch nicht
in Vollendung, weßhalb die Angabe der Kostenbetrags bis zum nächsten
Jahre ausgesetzt bleiben muß.
Da die Abnahme der Pflasterungs=Arbeiten durch den Baumeister noch nicht
stattgefunden, so kann der des desfallsige Kostenbetrag nicht angegeben
werden.
Der Winter von 1845/46 war sehr gelinde; im Monat Februar war sehr warmes
Wetter, wodurch die Feldfrüchte stark aufschossen.
Im Roggen zeigte sich sogenannter Roß, welcher stark zunahm und wodurch
die ganze Rogenaerndte verdorrt. Der Ertrag war sehr geringe und nur wenig.
Ackersleute zogen ihren Bedarf; Die Noth wurde sehr groß, weil der Preis der
Frucht hoch stand und wenn keine Zufuhren aus Amerika und Rushland
geschehen wäre, es wäre Hungersnoth entstanden.
Die arbeitende Klasse kam in große Noth, welcher dadurch gelindert wurde,
daß sie mit Kiesförderung zu Wegebauten beschäftigt wurde.
Das Wassenberger Malter Waizen kostete um Andreas (-) Thlr – roggen (-)
Thlr. (-) Sgr. – Kartoffeln 3 Thlr.
(Anm.: es wurden im Original keine Zahlenangaben gemacht bei (-) )
Die mißrathene Roggen Aerndte verursachte Stockung aller Geschäfte; die
Geldnoth war sehr groß. Die Klagen über im vorigen Jahre mißrathene
Kartoffel Aerndte waren groß aber noch größer wurden sie jetzt und auch noch
gegründeter, weil die Erfahrung es lehrte, daß wenn die Roggenärndte
mißräth, jeder Mangel zuleiden hat.
Die Kartoffel=Erndte war ergiebig, allein die Frucht faulte sehr an ihrem
Lagerungsplatze.
Im Monat ( -- Angabe fehlt -- ) fand die Einführung der neuen Gemeinde
Ordnung Statt; für die Gemeinde Wassenberg wurden zu Gemeinde
Verordneten gewählt:
1. Der Herr Bürgermeister Alexander Packenius
2. Heinrich Königs, Kaufmann
3. Heinrich Gotzen, Ackerer zu Forst
4. Joseph Bollinger, Handelsmann
5. Franz Henzen, Kaufmann
6. Joseph Cremers, Ackerer
7. Heinrich Göbbels, Schankwirth
8. Caspar Cüppers, Ackerer
9. Theodor Kofferath, Apotheker
10. Georg Forn, Kreis Wundarzt
11. Franz Esser, Ackerer
12. Albert Reiff, Königl. Ober Inspektor
41
und zu Stellvertretern:
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Herrn Martin Arnold Thönnissen, Rentner
Franz Heyden, Handelsmann
Mathias Schmitz, Ackerer
Arnold Steffens, Faßbinder
Leonard Dreshen, Ackerer
August Haas, Kaufmann
B. – für die Gemeinde Orsbeck
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Herr Gerhard Joseph Steffens, Ackerer zu Orsbeck
Theodor Sieburg, Rentner daselbst
Peter Rohmen, Ackerer daselbst
Anton Rütten, Ackerer daselbst
Mathias Ingenhütt, Ackerer Luchtenberg
Hermann Gileshen, Ackerer daselbst
und zu Stellvertretern:
1. Reiner Rütten, Ackerer zu Orsbeck
2. … (Anm.: keine Angabe)
3. … (Anm.: keine Angabe)
Zum Gemeinde Vorsteher von Wassenberg wurde vom Gemeinderath erwählt
der Bürgermeister Alexander Packenius und zu dessen Stellvertreter der
Apotheker Herr Theodor Kofferath
Zum Gemeinde Vorsteher von Orsbeck wurde erwählt der Ackerer Herr
Gerhard Joseph Steffens und zum Stellvertreter der Rentner Herr Theodor
Sieburg.
Aus dem Gemeinderath wurden zu Bürgermeisterei Abgeordneten erwählt:
A: aus Wassenberg
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
Herr Ober Inspektor Reiff
Herr Apotheker Kofferath
Herr Doktor Forn
Herr Franz Henzen
Herr Franz Esher
Joseph Bollinger
42
B: aus Orsbeck
1.
2.
3.
4.
Herr Theodor Sieburg
Herr Peter Rohmen
Herr Anton Rütten
Herr Mathias Ingenhütt
Die Gemeinde Vorsteher gehören ex officio mit zu der Bürgermeisterei
Abgeordneten Versammlung.
Zu Beigeordneten wurde von Königl. Regierung auf die Dauer von 6 Jahren
ernannt:
1. Der Kaufmann Herr August Haas zu Wassenberg
2. Der Ackerer Herr Gerhard Joseph Steffens zu Orsbeck
1847
Durch die mißrathene Roggenerndte /: vide Jahrgang 1846 :/ war der Mangel
bei der Ärmere Klasse sehr groß. Ein Frauen Verein hatte sich gebildet,
welcher eine Suppenanstalt errichtete, wo die Armen eine nahrhafte
zubereitete Supppe erhielten. Der Verein hielte mehreremahlen Collekten ab,
um die erforderlichen Bedürfniße beschaffen zu können; zur Aushülfe steuerte
der Gemeinderath aus Gemeindefonds einen Zuschuß von 50 Thalern bei. --Das im vorigen Jahre gedachte Kiesfördern wurde fortgesetzt, und für die
ärmere Klasse, obschon die Theuerung der Lebensmittel groß war, war so
gesorgt worden, daß die Herrschende Noth sehr gelindert wurde.
1848
In der Gemeinde Orsbeck wurden drei neue Kanäle erbaut und zwar:
1. einer zu Luchtenberg, welcher 53 Thaler
2. einer zwischen Orsbeck und Luchtenberg, welcher 20 thaler 25 Sgr. und
3. der dritte im Dorfe Orsbeck über den Klingelbach, der 21 Thaler, 9 Sgr.
kostete.
Die Vergantung war am 20tn May.
43
Ebenfalls wurde auf dem Wege von Wassenberg nach Ratheim, auf dem
Wassenberger Bruch, über den Klingelbach, eine große massige Brücke
erbaut, welche 126 Thaler, 2 Sgr. kostete.
1849
Der Gemeinderath von Orsbeck fand es für zweckmäßig und für die Gemeinde
vortheilhaft, die Gemeinde-Wiesen von Orsbeck und Luchtenberg zu
verpachten. Obschon die geringe Klasse gegen dieses Projekt war, wie sie
dadurch einen Nachtheil für sich herbeigeführt sehen wollte, daß sie kein Vieh
mehr zur Weid schicken könnten, so war die überwiegende Mehrzahl der
bewohner doch für eine Verpachtung, weshalb diese am 23. April auf die
Dauer von 30 Jahren, mit 1tn May d. J. anfangend, und 30. April 1879
endigend, stattfand. Die g. Wiesen waren in Loose eingetheilt und dem Meist=
und Letztbiethenden zugeschlagen. Der jährliche Pachtpreiß ist 153 Thaler 18
Sgr. – Das Vortheilhafte einer Verpachtung gegen die frühere Weidbenutzung
erhellt ganz deutlich daraus, daß die frühere WeidgangsAbgabe
durchschnittlich nur 15 Thaler jährlich einbrachte.
Die neu beschaffte Feuerspritze für die Gemeinde Orsbeck kostete 246
Thaler, 15 Sgr. 4 pf.
Anmerkung: Hier endet die frei dokumentierte Chronik.
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Einheiten (Quelle: Wikipedia,Stichwortsuche):
Morgen (Magdeburger Morgen)
Ab 1813 wurde es als Preußisches Maß bezeichnet. Den Magdeburger
Morgen teilte man in den Kleinen und den Großen Magdeburger Morgen.
1 Kleiner Morgen = 180 Quadrat-Ruten (Rheinländische) = 25.920
Preußische Quadratfuß ≈ 0,255322 Hektar = 2553,22 Quadratmeter
1 Magdeburger Hufe = 15 große Morgen = 30 Kleine Morgen = 5400
Quadratruten ≈ 7,6597 Hektar ≈ 0,0766 Quadratkilometer
Ruthen (als Feldmaß = Dezimalteilung)
Fuß =
10
Zoll ≈
37,66 cm
Rute =
10
Fuß ≈
3,766 m
1 Zoll =
12 Linien
≈
24,010 mm (2,40 cm)
Malter (hier Hohlmaß für trockene Schüttgüter)
1
Malter
=
12
Scheffel
≈
1
Scheffel
=
4
Viertel
≈
≈
1
Viertel
=
4
Metzen
656,700
54,725
13.680
Liter
Liter
Liter
Centner/Zentner
ca. 51,5 kg
Thaler/Silbergroschen/Pfennige:
In Preußen galt bis 1873: 1 Thaler = 30 Silbergroschen = 360 Pfennig
Jülich-Kleve-Berg: 1 (Reichs-)Thaler = 60 Stüber = 80 Albus
Kaufkraft eines Thalers:
1839 – 1855
1 preußischer Taler
(ermittelt im Jahre 1969)
ca. 14,70 DM
(Quelle: http://www.zeitspurensuche.de/02/st1muenz.htm#Tabelle)
Beispiele von Lebenshaltungskosten im Jahre 1831:
1 Pfund Butter
1 Pfund Käse
1 Pfund Landwolle
9 Pfünder Brot
----- 5 Silbergroschen
----- 5 Silbergroschen
----- 14 Silbergroschen
----- ca. 10 Stüber
(Quelle: Wassenberger Bürgermeisterchronik)
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