FLUGHELFER MP 17 - Over-blog

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Freitag, 17. Juni 2016
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WUES - Seite 28
Das will geübt sein: Hilfe aus der Luft
Atemberaubende Momente bei der Feuerwehr-Flughelferausbildung auf dem Standortübungsplatz der Veitshöchheimer Kaserne
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Von unserem Mitarbeiter
DIETER GÜRZ
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VEITSHÖCHHEIM Er war nicht zu
überhören, der lautstarke Lärm, den
zwei Hubschrauber über den Hängen
oberhalb des Wohngebietes Schenkenfeld in Veitshöchheim machten.
Immer wieder kreisten die Maschinen über ein kleines Waldgebiet,
unter ihnen an einem Seil hingen
Lasten und aus Behältern gingen
Wasserfontänen auf das Waldstück
nieder. Wer das sah und nichts von
einer Feuerwehrübung wusste, musste Schlimmstes befürchten. Doch es
war eine Übung – kein Notfall.
Bei Waldbränden, wie im vergangenen Jahr im Landkreis Miltenberg,
oder bei Unglücken in unwegsamem
Gelände sind Feuerwehren auf Hilfe
angewiesen. Dann sind sie froh,
wenn sie Unterstützung aus der Luft
bekommen. Und das Zusammenspiel wurde bei der Aktion der Staatlichen Feuerwehrschule in Würzburg auf dem Standortübungsplatzgelände der Veitshöchheimer Kaserne geübt. Speziell für solche Fälle
nämlich bildet die Feuerwehrschule
seit 1980 jährlich Spezialisten, sogenannte Flughelfer in fünftägigen
Kursen aus. Der Lehrgang gliedert
sich dabei in einen theoretischen
Teil und einen praktischen Teil, bestehend aus zwei Flugtagen.
Zu den Spezialkenntnissen in der
Flughelfergruppe gehören Hubschraubertechnik, Lasthakenkunde,
Anschlagen von Außenlasten und
die Bedienung sowie Pflege und Wartung der Außenlastbehälter. Kenntnisse im Einzel- und Doppelwinchverfahren, das Auswählen von geeigneten Landeplätzen und das Einweisen von Hubschraubern werden als
notwendiges Wissen ständig gelehrt
und geübt. Zur eigenen Sicherheit ist
Teil der Ausbildung zum Flughelfer
auch die richtige Annäherung an
einen schwebenden Hubschrauber.
Löschen, transportieren, retten
In Bayern, insbesondere in waldreichen Gebieten, gibt es nach Auskunft von Michael Reitzenstein von
der Staatlichen Feuerwehrschule 18
Standorte mit solchen Spezialgruppen mit im Durchschnitt 20 ehrenamtlichen Feuerwehraktiven. Die
werden vom Staat mit Gerätschaften
bis hin zum 5000 Liter fassenden
Wasserbehälter für Löschangriffe aus
der Luft ausgestattet. In Unterfranken sind dies die Feuerwehren in
Aschaffenburg und Bischofsheim in
der Rhön. Im Bedarfsfall können
aber auch die zwölf Ausbilder der
Staatlichen Feuerwehrschule als
Flughelfer einspringen.
Die Brandbekämpfung aus der
Luft ist laut Reitzenstein in Bayern
zwar eher selten. Durchschnittlich
nur zehnmal pro Jahr sei sie im Freistaat notwendig. Im Notfall müsse
Polizeibericht
Auto gegen Motorrad:
Kradfahrer leicht verletzt
Übersehen hat am Mittwoch ein
Autofahrer in Dettelbach einen
Motorradfahrer, weshalb sein Wagen mit diesem zusammenstieß, als
er von der Zufahrt der Parkplätze
auf die Straße Am Bach einfahren
wollte. Der Kradfahrer stürzte und
wurde leicht verletzt, meldet die
Polizei; Schaden: etwa 2000 Euro.
Hotelrechnung nicht gezahlt,
Tankbetrug begangen
Seine Flucht half ihm nicht weiter:
Ein 24-Jähriger hatte am Mittwoch
in einem Hotel in der Pleichertorstraße in Würzburg seine Rechnung
(75 Euro) nicht gezahlt und machte
sich dann schnell aus dem Staub.
Die Bundespolizei entdeckte den
jungen Mann allerdings am Bahnhof, wo er vorläufig festgenommen
wurde. Bei der Durchsuchung des
24-Jährigen fanden Polizeibeamte
dann zudem Betäubungsmittel.
Gegen den Mann wird nun gleich
zweifach polizeilich ermittelt.
Fersengeld gab auch in Volkach ein
allerdings noch unbekannter Täter.
Der machte sich am Mittwoch auf
und davon, nachdem er an einer
Tankstelle in der Sommeracher
Straße sein Auto mit 65 Liter Dieselkraftstoff betankt hatte. Er hinterließ eine Tankschuld von 69 Euro.
So kann mit Hilfe eines Hubschraubers im Wald gelöscht werden.
Spektakuläre Einblicke in die Feuerwehr-Flughelferausbildung gab es auf dem Standortübungsplatz der VeitshöchFOTOS: D. GÜRZ
heimer Kaserne. Im Bild: Einfliegen von geretteten Personen im Tandem am Seil.
Schwindelfrei: Ein Hubschrauber-Copilot auf den Kufen stehend.
Auch Gepäck kann am Hubschrauber hängend transportiert werden.
Es gibt Behälter – Bambi Bucket –
die lassen sich zusammenfalten.
Unmittelbar unter dem nahe am Boden schwebenden Hubschrauber bringen Flughelfer einen Haken zum Transportieren eines Wasserbehälters an.
aber trotzdem jeder Handgriff sitzen.
Das rechtfertige den hohen Aufwand
der Aus- und Fortbildung.
Auch die Arbeit mit der Rettungswinde zum Einfliegen von Personen
in unwegsames Gelände wurde in
Veitshöchheim geübt, was die
Schwindelfreiheit der mit Gehörschutz ausgestatteten Flughelfer voraussetzt, die zudem keine Höhenangst haben dürfen. Und immer
wieder geht es um die Sicherheit.
Denn gerade beim Anflug ist der Kontakt mit den Flughelfern wichtig, weil
die jeweilige Höhe von der Besatzung
schwer einzuschätzen ist. Die Kommunikation zwischen Einsatzleiter,
Hubschrauberbesatzung und Bodentruppe ist bei solchen Einsätzen
enorm wichtig. Flughelfer in der Landezone haben so als Lotsen die Aufgabe, die Hubschrauber bei Start und
Landung entsprechend einzuweisen.
Geübt wurde auch immer wieder,
Löschwasserbehälter an die Helikopter einzuhängen. Die Hubschrauber
flogen aber auch weg, um im Main
vor der Staustufe Erlabrunn Wasser
aufzunehmen. Des Weiteren wurden
von den Flughelfern Lasten in Netzen verpackt und auch Löschwasserbehälter aus Tanklöschfahrzeugen
befüllt. Dabei überwachte der verantwortliche Co-Pilot ständig auf
den Kufen des Hubschraubers stehend, ob die Flughelfer die Seile
auch richtig an dem schwebenden
Hubschrauber einhakten.
Effektive Hilfeleistung
In diesem Jahr gibt es im Gebiet
Veitshöchheim zwei solcher Kurse –
diese und nächste Woche lernen und
üben je 24 Teilnehmer aus den
18 bayerischen Flughelfer-Standorten die Handgriffe und Fertigkeiten,
um im Ernstfall als Bodenpersonal
im Zusammenwirken mit Hubschraubern eine effektive Brandbekämpfung oder Hilfeleistung aus der
Luft gewährleisten zu können. Sie
sind dann dafür verantwortlich, dass
Personen- und Lastentransporte mit
Hubschraubern sicher abgewickelt
werden. Die Lehrgangskosten übernimmt der Staat, die Lohnfortzahlung der von den Arbeitgebern freizustellenden Flughelfer die jeweilige
Gemeinde, in der der Flughelfer der
Feuerwehr angehört.
Lehrgangsleiter Andreas Lenz ist
froh, dass seine Schule im Vorjahr
nun für die praktischen Flugtage auf
den Höhen des Standortübungsplatzes der Veitshöchheimer Kaserne ein
abgelegenes,
nicht
einsehbares
Übungsgelände mit Weitblick bis
nach Erlabrunn gefunden hat. Zuvor
musste man für die zweitägigen Flugtage zum Flugplatz im mittelfränkischen Roth bei Nürnberg fahren.
Zum Einsatz stehen der Schule Hubschrauber und Flugbesatzungen der
Bayerischen Landespolizei und der
Bundeswehr zur Verfügung.
Behütet den Weg in die deutsche Gesellschaft finden
Seit eineinhalb Jahren übernimmt der Sozialdienst katholischer Frauen in Würzburg Vormundschaften für junge Flüchtlinge
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Von unserer Mitarbeiterin
PAT CHRIST
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Folonko möchte LkwFahrer werden. „Das war auch der
Beruf meines Vaters“, erzählt der
18-Jährige, der aus dem Senegal
stammt und seit eineinhalb Jahren
in Würzburg lebt. Einen entscheidenden Schritt auf dem Weg zum
Traumjob geht er gerade: Folonko,
der die Berufsschule von Kolping
Mainfranken auf dem Heuchelhof
besucht, steht kurz vor dem Mittelschulabschluss. Gemeinsam mit seiner Vormundin Olivia Eck ist er nun
auch schon dabei, sich zu bewerben.
Olivia Eck gehört zum Team der
„Vereinsvormundschaften für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge“
des
Sozialdienstes katholischer
Frauen (SkF) in Würzburg. Insgesamt
sechs Vormunde kümmern sich derzeit um rund 100 jugendliche
Flüchtlinge aus Würzburg. Sie bahnen Wege in Schule und Ausbildung
und sind da, wenn die jungen Menschen Probleme oder Fragen haben.
Ein klein wenig übernehmen sie damit die Elternrolle. „Wobei Eltern
natürlich noch viel mehr Aufgaben
übernehmen“, meint Olivia Eck.
WÜRZBURG
Für Folonko ist es eine große Hilfe,
Olivia Eck als Ansprechpartnerin zu
haben. Der junge Mann hat keine Eltern mehr. „Mein Vater starb im
Senegal durch eine Landmine“, erzählt er. Kurze Zeit darauf starb auch
die Mutter. Folonko verließ seine
Heimat, weil die Gefahr wuchs, von
Rebellen als Kindersoldat rekrutiert
zu werden. Zunächst kam er bei der
Evangelischen Kinder- und Jugend-
hilfe in Würzburg unter. Dort gab es
Betreuer, die sich seiner annahmen.
Schon damals hatte aber auch Olivia
Eck Kontakt zu dem jungen Senegalesen. Gemeinsam suchte man einen
Schulplatz – was nicht einfach war:
„Denn offiziell war Folonko nicht
mehr berufsschulpflichtig.“ Aktuell
hilft die Sozialpädagogin ihrem Mündel bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz zum Lkw-Fahrer.
Folonko bespricht in Würzburg mit seiner Vormundin Olivia Eck, was er auf
der Suche nach einem Ausbildungsplatz unternehmen könnte. FOTO: CHRIST
Spätestens jede zweite Woche sehen sich die beiden derzeit. Damit ist
die Betreuung deutlich intensiver als
nach Folonkos Ankunft. Das liegt daran, dass Folonko nach seinem 18.
Geburtstag aus der Jugendhilfeeinrichtung ausziehen musste. Seit Januar lebt er in der Gemeinschaftsunterkunft in der Veitshöchheimer
Straße. Mit zwei weiteren jungen
Senegalesen teilt er sich ein Zimmer.
Die Suche nach einer Lehrstelle
und das Formulieren der Bewerbungen kosten viel Zeit. Mehr, als Olivia
Eck eigentlich hätte. „Den Richtlinien zufolge soll ein Vollzeitvormund
30 Mündel haben“, erläutert Gisela
Kern, die den Fachbereich „Vereinsvormundschaften“ beim SkF leitet.
Ein Live-Kontakt im Monat ist durchschnittlich vorgesehen. Dieses Zeitkontingent reicht jedoch kaum aus.
Vor allem in der heißen Phase des
Asylverfahrens wird das Kontingent
regelmäßig gesprengt: „Denn Vormünder gehen mit zur Anhörung.“
Die sind oft weiter weg, so dass ein
ganzer Arbeitstag benötigt wird.
Mehr Zeit zu erhalten für Vormundschaften und die Betreuung der
jungen Flüchtlinge in den Jugendhilfeeinrichtungen, lautet Gisela Kern
zufolge auch eine aktuelle Forderung,
für die soziale Verbände auf Landesebene eintreten. Schwierig sei zudem,
dass die Jugendlichen mit ihrer Volljährigkeit meist aus der Vormundschaft entlassen werden müssen. Dabei würden viele noch Unterstützung
benötigen. Kern: „Es besteht sonst die
Gefahr, dass sie zurückfallen.“
Folonko darf begleitet werden, obwohl er bereits 18 ist. Das liegt daran,
dass sich die Volljährigkeit in Bayern
nach dem Herkunftsland richtet.
„Im Senegal ist man erst mit 21
Jahren volljährig“, erklärt Folonko.
Drei Jahre haben er und Olivia Eck
also noch Zeit, Folonkos Weg in die
Gesellschaft zu bahnen. Wobei noch
fraglich ist, ob Folonko in Deutschland bleiben darf. Seit mehr aus
einem Jahr wartet er auf eine Antwort auf seinen Asylantrag. Der
Schwebezustand ist belastend.
Berufswunsch: Lkw-Fahrer
Doch Folonko versucht, nicht darüber zu grübeln, was die Zukunft
bringen mag. Er will sich aufs Lernen
konzentrieren, einen guten Abschluss
schaffen und dann Lkw-Fahrer werden. Mit diesem Beruf, sagt er, kann er
überall arbeiten. Auf der ganzen Welt.