REGION WÜRZBURG Mainpost Freitag, 17. Juni 2016 7 2 . Ja h r g a n g , N r. 1 3 8 VBW TBB OCH WUES - Seite 28 Das will geübt sein: Hilfe aus der Luft Atemberaubende Momente bei der Feuerwehr-Flughelferausbildung auf dem Standortübungsplatz der Veitshöchheimer Kaserne ................................................................................... Von unserem Mitarbeiter DIETER GÜRZ ................................................................................... VEITSHÖCHHEIM Er war nicht zu überhören, der lautstarke Lärm, den zwei Hubschrauber über den Hängen oberhalb des Wohngebietes Schenkenfeld in Veitshöchheim machten. Immer wieder kreisten die Maschinen über ein kleines Waldgebiet, unter ihnen an einem Seil hingen Lasten und aus Behältern gingen Wasserfontänen auf das Waldstück nieder. Wer das sah und nichts von einer Feuerwehrübung wusste, musste Schlimmstes befürchten. Doch es war eine Übung – kein Notfall. Bei Waldbränden, wie im vergangenen Jahr im Landkreis Miltenberg, oder bei Unglücken in unwegsamem Gelände sind Feuerwehren auf Hilfe angewiesen. Dann sind sie froh, wenn sie Unterstützung aus der Luft bekommen. Und das Zusammenspiel wurde bei der Aktion der Staatlichen Feuerwehrschule in Würzburg auf dem Standortübungsplatzgelände der Veitshöchheimer Kaserne geübt. Speziell für solche Fälle nämlich bildet die Feuerwehrschule seit 1980 jährlich Spezialisten, sogenannte Flughelfer in fünftägigen Kursen aus. Der Lehrgang gliedert sich dabei in einen theoretischen Teil und einen praktischen Teil, bestehend aus zwei Flugtagen. Zu den Spezialkenntnissen in der Flughelfergruppe gehören Hubschraubertechnik, Lasthakenkunde, Anschlagen von Außenlasten und die Bedienung sowie Pflege und Wartung der Außenlastbehälter. Kenntnisse im Einzel- und Doppelwinchverfahren, das Auswählen von geeigneten Landeplätzen und das Einweisen von Hubschraubern werden als notwendiges Wissen ständig gelehrt und geübt. Zur eigenen Sicherheit ist Teil der Ausbildung zum Flughelfer auch die richtige Annäherung an einen schwebenden Hubschrauber. Löschen, transportieren, retten In Bayern, insbesondere in waldreichen Gebieten, gibt es nach Auskunft von Michael Reitzenstein von der Staatlichen Feuerwehrschule 18 Standorte mit solchen Spezialgruppen mit im Durchschnitt 20 ehrenamtlichen Feuerwehraktiven. Die werden vom Staat mit Gerätschaften bis hin zum 5000 Liter fassenden Wasserbehälter für Löschangriffe aus der Luft ausgestattet. In Unterfranken sind dies die Feuerwehren in Aschaffenburg und Bischofsheim in der Rhön. Im Bedarfsfall können aber auch die zwölf Ausbilder der Staatlichen Feuerwehrschule als Flughelfer einspringen. Die Brandbekämpfung aus der Luft ist laut Reitzenstein in Bayern zwar eher selten. Durchschnittlich nur zehnmal pro Jahr sei sie im Freistaat notwendig. Im Notfall müsse Polizeibericht Auto gegen Motorrad: Kradfahrer leicht verletzt Übersehen hat am Mittwoch ein Autofahrer in Dettelbach einen Motorradfahrer, weshalb sein Wagen mit diesem zusammenstieß, als er von der Zufahrt der Parkplätze auf die Straße Am Bach einfahren wollte. Der Kradfahrer stürzte und wurde leicht verletzt, meldet die Polizei; Schaden: etwa 2000 Euro. Hotelrechnung nicht gezahlt, Tankbetrug begangen Seine Flucht half ihm nicht weiter: Ein 24-Jähriger hatte am Mittwoch in einem Hotel in der Pleichertorstraße in Würzburg seine Rechnung (75 Euro) nicht gezahlt und machte sich dann schnell aus dem Staub. Die Bundespolizei entdeckte den jungen Mann allerdings am Bahnhof, wo er vorläufig festgenommen wurde. Bei der Durchsuchung des 24-Jährigen fanden Polizeibeamte dann zudem Betäubungsmittel. Gegen den Mann wird nun gleich zweifach polizeilich ermittelt. Fersengeld gab auch in Volkach ein allerdings noch unbekannter Täter. Der machte sich am Mittwoch auf und davon, nachdem er an einer Tankstelle in der Sommeracher Straße sein Auto mit 65 Liter Dieselkraftstoff betankt hatte. Er hinterließ eine Tankschuld von 69 Euro. So kann mit Hilfe eines Hubschraubers im Wald gelöscht werden. Spektakuläre Einblicke in die Feuerwehr-Flughelferausbildung gab es auf dem Standortübungsplatz der VeitshöchFOTOS: D. GÜRZ heimer Kaserne. Im Bild: Einfliegen von geretteten Personen im Tandem am Seil. Schwindelfrei: Ein Hubschrauber-Copilot auf den Kufen stehend. Auch Gepäck kann am Hubschrauber hängend transportiert werden. Es gibt Behälter – Bambi Bucket – die lassen sich zusammenfalten. Unmittelbar unter dem nahe am Boden schwebenden Hubschrauber bringen Flughelfer einen Haken zum Transportieren eines Wasserbehälters an. aber trotzdem jeder Handgriff sitzen. Das rechtfertige den hohen Aufwand der Aus- und Fortbildung. Auch die Arbeit mit der Rettungswinde zum Einfliegen von Personen in unwegsames Gelände wurde in Veitshöchheim geübt, was die Schwindelfreiheit der mit Gehörschutz ausgestatteten Flughelfer voraussetzt, die zudem keine Höhenangst haben dürfen. Und immer wieder geht es um die Sicherheit. Denn gerade beim Anflug ist der Kontakt mit den Flughelfern wichtig, weil die jeweilige Höhe von der Besatzung schwer einzuschätzen ist. Die Kommunikation zwischen Einsatzleiter, Hubschrauberbesatzung und Bodentruppe ist bei solchen Einsätzen enorm wichtig. Flughelfer in der Landezone haben so als Lotsen die Aufgabe, die Hubschrauber bei Start und Landung entsprechend einzuweisen. Geübt wurde auch immer wieder, Löschwasserbehälter an die Helikopter einzuhängen. Die Hubschrauber flogen aber auch weg, um im Main vor der Staustufe Erlabrunn Wasser aufzunehmen. Des Weiteren wurden von den Flughelfern Lasten in Netzen verpackt und auch Löschwasserbehälter aus Tanklöschfahrzeugen befüllt. Dabei überwachte der verantwortliche Co-Pilot ständig auf den Kufen des Hubschraubers stehend, ob die Flughelfer die Seile auch richtig an dem schwebenden Hubschrauber einhakten. Effektive Hilfeleistung In diesem Jahr gibt es im Gebiet Veitshöchheim zwei solcher Kurse – diese und nächste Woche lernen und üben je 24 Teilnehmer aus den 18 bayerischen Flughelfer-Standorten die Handgriffe und Fertigkeiten, um im Ernstfall als Bodenpersonal im Zusammenwirken mit Hubschraubern eine effektive Brandbekämpfung oder Hilfeleistung aus der Luft gewährleisten zu können. Sie sind dann dafür verantwortlich, dass Personen- und Lastentransporte mit Hubschraubern sicher abgewickelt werden. Die Lehrgangskosten übernimmt der Staat, die Lohnfortzahlung der von den Arbeitgebern freizustellenden Flughelfer die jeweilige Gemeinde, in der der Flughelfer der Feuerwehr angehört. Lehrgangsleiter Andreas Lenz ist froh, dass seine Schule im Vorjahr nun für die praktischen Flugtage auf den Höhen des Standortübungsplatzes der Veitshöchheimer Kaserne ein abgelegenes, nicht einsehbares Übungsgelände mit Weitblick bis nach Erlabrunn gefunden hat. Zuvor musste man für die zweitägigen Flugtage zum Flugplatz im mittelfränkischen Roth bei Nürnberg fahren. Zum Einsatz stehen der Schule Hubschrauber und Flugbesatzungen der Bayerischen Landespolizei und der Bundeswehr zur Verfügung. Behütet den Weg in die deutsche Gesellschaft finden Seit eineinhalb Jahren übernimmt der Sozialdienst katholischer Frauen in Würzburg Vormundschaften für junge Flüchtlinge ................................................................................... Von unserer Mitarbeiterin PAT CHRIST ................................................................................... Folonko möchte LkwFahrer werden. „Das war auch der Beruf meines Vaters“, erzählt der 18-Jährige, der aus dem Senegal stammt und seit eineinhalb Jahren in Würzburg lebt. Einen entscheidenden Schritt auf dem Weg zum Traumjob geht er gerade: Folonko, der die Berufsschule von Kolping Mainfranken auf dem Heuchelhof besucht, steht kurz vor dem Mittelschulabschluss. Gemeinsam mit seiner Vormundin Olivia Eck ist er nun auch schon dabei, sich zu bewerben. Olivia Eck gehört zum Team der „Vereinsvormundschaften für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge“ des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) in Würzburg. Insgesamt sechs Vormunde kümmern sich derzeit um rund 100 jugendliche Flüchtlinge aus Würzburg. Sie bahnen Wege in Schule und Ausbildung und sind da, wenn die jungen Menschen Probleme oder Fragen haben. Ein klein wenig übernehmen sie damit die Elternrolle. „Wobei Eltern natürlich noch viel mehr Aufgaben übernehmen“, meint Olivia Eck. WÜRZBURG Für Folonko ist es eine große Hilfe, Olivia Eck als Ansprechpartnerin zu haben. Der junge Mann hat keine Eltern mehr. „Mein Vater starb im Senegal durch eine Landmine“, erzählt er. Kurze Zeit darauf starb auch die Mutter. Folonko verließ seine Heimat, weil die Gefahr wuchs, von Rebellen als Kindersoldat rekrutiert zu werden. Zunächst kam er bei der Evangelischen Kinder- und Jugend- hilfe in Würzburg unter. Dort gab es Betreuer, die sich seiner annahmen. Schon damals hatte aber auch Olivia Eck Kontakt zu dem jungen Senegalesen. Gemeinsam suchte man einen Schulplatz – was nicht einfach war: „Denn offiziell war Folonko nicht mehr berufsschulpflichtig.“ Aktuell hilft die Sozialpädagogin ihrem Mündel bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz zum Lkw-Fahrer. Folonko bespricht in Würzburg mit seiner Vormundin Olivia Eck, was er auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz unternehmen könnte. FOTO: CHRIST Spätestens jede zweite Woche sehen sich die beiden derzeit. Damit ist die Betreuung deutlich intensiver als nach Folonkos Ankunft. Das liegt daran, dass Folonko nach seinem 18. Geburtstag aus der Jugendhilfeeinrichtung ausziehen musste. Seit Januar lebt er in der Gemeinschaftsunterkunft in der Veitshöchheimer Straße. Mit zwei weiteren jungen Senegalesen teilt er sich ein Zimmer. Die Suche nach einer Lehrstelle und das Formulieren der Bewerbungen kosten viel Zeit. Mehr, als Olivia Eck eigentlich hätte. „Den Richtlinien zufolge soll ein Vollzeitvormund 30 Mündel haben“, erläutert Gisela Kern, die den Fachbereich „Vereinsvormundschaften“ beim SkF leitet. Ein Live-Kontakt im Monat ist durchschnittlich vorgesehen. Dieses Zeitkontingent reicht jedoch kaum aus. Vor allem in der heißen Phase des Asylverfahrens wird das Kontingent regelmäßig gesprengt: „Denn Vormünder gehen mit zur Anhörung.“ Die sind oft weiter weg, so dass ein ganzer Arbeitstag benötigt wird. Mehr Zeit zu erhalten für Vormundschaften und die Betreuung der jungen Flüchtlinge in den Jugendhilfeeinrichtungen, lautet Gisela Kern zufolge auch eine aktuelle Forderung, für die soziale Verbände auf Landesebene eintreten. Schwierig sei zudem, dass die Jugendlichen mit ihrer Volljährigkeit meist aus der Vormundschaft entlassen werden müssen. Dabei würden viele noch Unterstützung benötigen. Kern: „Es besteht sonst die Gefahr, dass sie zurückfallen.“ Folonko darf begleitet werden, obwohl er bereits 18 ist. Das liegt daran, dass sich die Volljährigkeit in Bayern nach dem Herkunftsland richtet. „Im Senegal ist man erst mit 21 Jahren volljährig“, erklärt Folonko. Drei Jahre haben er und Olivia Eck also noch Zeit, Folonkos Weg in die Gesellschaft zu bahnen. Wobei noch fraglich ist, ob Folonko in Deutschland bleiben darf. Seit mehr aus einem Jahr wartet er auf eine Antwort auf seinen Asylantrag. Der Schwebezustand ist belastend. Berufswunsch: Lkw-Fahrer Doch Folonko versucht, nicht darüber zu grübeln, was die Zukunft bringen mag. Er will sich aufs Lernen konzentrieren, einen guten Abschluss schaffen und dann Lkw-Fahrer werden. Mit diesem Beruf, sagt er, kann er überall arbeiten. Auf der ganzen Welt.
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