Jubilarin im Juni

Jubilarin im Juni
Zum 90. Geburtstag von Ruth Zechlin
Ruth Zechlin wurde am 22. Juni 1926 in Großhartmannsdorf bei Freiberg (Sachsen) als Tochter des
Lehrerehepaares Hermann und Frieda Oschatz, geb. Tillich, geboren.
1928 zog die Familie nach Leipzig, wo sie als 5jährige den ersten Klavier- und Musiktheorieunterricht
von ihrem Vater erhielt und schon als 7jährige mit einer selbstkomponierten Sonatine hervortrat.
Instrumentalunterricht, hrsg. v. Marion Saxer, Hofheim 2003, S. 39). Während der Gymnasialzeit
schloss sich weiterer Klavierunterricht für Ruth Zechlin an der Leipziger Musikhochschule bei
Wolfgang Riedel, Walther Bohle und Gertrud Schütze an, wobei der unkonventionelle Unterricht bei
letztgenannter besonders prägend für sie werden sollte.
Am gleichen Institut studierte sie zwischen 1943-1945 und 1946-1949 u. a. Tonsatz und Komposition
bei Johann Nepomuk David und Wilhelm Weismann, Klavier bei Anton Rohden und Rudolf Fischer
sowie Kirchenmusik und Orgel bei Karl Straube und Günter Ramin.
Nach ihrem Staatsexamen (1949) unterrichtete sie dort als sog. ‚Dozentennachwuchs’ die Fächer
Gehörbildung und Klaviermethodik und wirkte gleichzeitig als stellvertretende Organistin an der
Leipziger Nicolaikirche.
Ab 1950 war sie als Dozentin für Harmonielehre, Kontrapunkt, Formenlehre, Instrumentation,
Gehörbildung und Cembalo an der Berliner Hochschule für Musik ‚Hans Eisler’ tätig, wo sie 1969
eine Professur für Komposition erhielt und ab 1970 die Leitung einer Meisterklasse für Komposition
übernahm.
1984 erfolgte dann am gleichen Institut der Ruf auf eine Ordentliche Professur (C4) für Komposition.
Nach ihrer Emeritierung im Jahre 1986 übernahm sie verschiedene Gastprofessuren für Komposition.
Daneben war Ruth Zechlin von 1970-1978 Vizepräsident der Akademie der Künste der DDR, von
1990-1993 Vizepräsidentin der Akademie der Künste von Berlin, seit 1990 Einzelmitglied im
Deutschen Musikrat, seit 1997 Mitglied der Freien Akademie der Künste in Mannheim und seit 1989
Ehrenmitglied im Deutschen Musikrat.
Ruth Zechlins Werkliste umfasst mehr als 300 Werke unterschiedlichster Besetzung, wobei sie neben
Bühnenwerken und Balletten mehr als 36 Orchesterwerke, zahlreiche Kammermusik-, Klavier-, Chorund Vokalwerke sowie viele solistische Instrumentalstücke hinterlassen hat.
Für ihr vielseitiges Schaffen erhielt Ruth Zechlin erhielt mehrere Ehrungen und Auszeichnungen:
1975 und 1982 den Nationalpreis der DDR, 1996 den Heidelberger Künstlerinnenpreis, 1997 das
Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der BRD und 2001 den Bayerischen Maximiliansorden
für Wissenschaft und Kunst. 1951 heiratete Ruth Zechlin den Konzertpianisten Dieter Zechlin.
Nach ihrer Scheidung im Jahre 1972 zog sie 1991 mit ihrer Tochter Dr. med. Claudia Paris (geb. 1954,
Nervenärztin u. Psychotherapeutin) und ihrem Enkel Christoph Paris (geb. 1982, später Buchhändler)
nach Bayern, wo sie am 4. August 2007 in München starb.