Jammern bringt kein Wachstum

MITTWOCH, 15. JUNI 2016
ÖSTERREICHS TAGESZEITUNG FÜR WIRTSCHAFT UND FINANZEN
NR. 5.118 · PREIS 2 € · WIRTSCHAFTSBLATT.AT
Viel Wirbel um Gmundener
Schlosshotel Freisitz Roith
Beigestellt, Vestwerk
ATX -2,03 %
2095,02
2280
2180
2080
8.06. 9.06. 10.06. 13.06. 14.06.
DAX
FTSE 100
Stoxx 50
Nikkei
Euro vs. US-$
Brent-Öl
-1,43 %
-2,01 %
-1,91 %
-1,00 %
-0,38 %
-0,60 %
9519,20
5923,53
2680,90
15859,00
1,1225
49,70
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Themen
Vitouch: „Überlastung
spielt FH in die Hände“
Heimische Unis punkten mit flexiblen Absolventen, haben aber
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noch Finanzierungsbedarf.
Unternehmen werben mit
handschriftlichen Karten
70 Schreiber verfassen in der
Handschreiberei Werbeschriften
mit der Hand.
7
Das Geschäftsleben im
wilden Osten
Der Kampf gegen die Korruption
wird in Mittel- und Osteuropa
mit strengen Gesetzen geführt. 9
Die Unternehmerfamilie Asamer hat ihr Schlosshotel Freisitz Roith an Agrarhändler Pilstl verkauft. Die Touristikerin Monika Wenger-Petereder
war auch interessiert und hat eine Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft eingebracht.
Große Unstimmigkeiten herrschen zwischen der Hallstädter
Hotelunternehmerin
Monika
Wenger-Petereder und der Unternehmerfamilie Asamer. Die
Hoteliere hat um das zum Ver-
kauf stehende Anwesen des
Schlosshotel Feistritz Roith in
Gmunden mitgeboten. Verkauft
ist das Hotel schließlich an die
Innviertler Unternehmerfamilie
Pilstl.
Immobilien
Wenger-Petereder sieht sich
übervorteilt: Sie wäre mit Hans
Asamer handelseinig gewesen
und hätte von ihm als Besitzer
des Schlosses ein angenommenes Kaufangebot gehabt. Sie hätte auch schon die Schlüssel bekommen und erste Renovierungsarbeiten begonnen. Daher
hat sie auch eine Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft in Wels eingebracht. Asamer und sein Sohn Manfred wei-
sen alle Vorwürfe als „absolut
unberechtigt“ zurück: „Wir haben an die Familie Pilstl verkauft, weil sie am meisten geboten hat, und die Sparkasse
Oberösterreich als Gläubiger hat
das höchste Gebot angenommen“.
Microsoft zahlt hohen
Preis für seine Zukunft
Microsoft verspricht sich von
der teuren LinkedIn-Übernahme
ein neues Geschäftsfeld.
12
Retouren an PF 100, 1350 Wien –
GZ 02Z031819T – P.b.b. – Redaktion: 1030 Wien,
Hainburger Straße 33, Tel. 60 117-0
Streit um Angebotshöhe
Wenger-Petereder widerspricht:
„Mein Angebot ist deutlich höher als das von Pilstl.“
2
Leitartikel von Wolfgang Tucek
Enorme Zinsversprechen:
Immo-Crowdfunding boomt
Jammern bringt kein Wachstum
L
Sieben Prozent Zinsen, kurze
Laufzeiten, Einstieg ab 100 €:
Crowdinvesting, eigentlich eine
Finanzierungsform für Start-ups,
wird zu einer Spielwiese für Immobilienentwickler, um privates
Kapital für ihre Projekte einzusammeln. Doch hohe Renditen
bedeuten hohes Risiko – auch
Totalverlust ist möglich.
6/18
Wohnprojekte in Wien stehen bei
Crowdinvestoren hoch im Kurs.
wirtschaftsblatt.at
Flughäfen
VW kämpft mit
hohen Kosten.
Aufatmen in Wien,
Flaute in Frankfurt
Die Passagierzahlen der Wiener
Flughafen-Gruppe legten im Mai
um drei Prozent zu. Im europäischen Vergleich haben im restlichen Jahr Aena (Spanien) und
Zürich die besten Chancen.
Frankfurt hingegen wird sehr
skeptisch betrachtet.
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ogisch ist es, in schwierigen Zeiten den EUBinnenmarkt auszubauen. Denn er hilft der Wirtschaft auf die Sprünge. Doch stattdessen neigen
EU-Staaten in der Krise dazu, sich abzuschotten. So wollen sie vermeintlich ihre eigenen Firmen und Arbeitnehmer schützen. Ob der neue und dringend nötige
Vorstoß für den Ausbau des Binnenmarkts für Dienstleistungen und die Digitalwirtschaft wirkt, muss daher
bezweifelt werden. Dabei sind die Regierungen im Grund
für mehr Binnenmarkt. Erst im Vorjahr hat WU-Ökonom
Fritz Breuss für 1995 bis 2015 einen jährlichen Wachstumsbonus von 0,6 Prozent für Österreich nur durch EUBeitritt und Teilnahme am Binnenmarkt errechnet. Studien sehen durch mehr Binnenmarkt EU-weit ein extra
Wachstumspotenzial von mehreren Prozentpunkten.
Doch sobald es um konkrete EU-Gesetze und Detailverhandlungen geht, kommt es oft zu Streit. Schon bei den
Wirtschaftsministern gab es vorsichtshalber vorab
Widerstand aus Deutschland, Frankreich und Österreich
gegen den geplanten EU-Dienstleistungspass für
Schlüsselbranchen wie die Bauwirtschaft und Unternehmensdienstleistungen. Denn die Kritiker fürchten, dass
damit das berüchtigte Herkunftslandprinzip durch die
Hintertür eingeführt werden könnte. Dass Dienstleister
womöglich EU-weit zu den Vorgaben ihres Heimatlandes
arbeiten dürften, hatte vor zehn Jahren schon fast die
EU-Dienstleistungsrichtlinie platzen lassen.
Umgesetzt ist sie im Übrigen bis heute nicht richtig.
Erst im Vorjahr hat die EU-Kommission ein Verfahren
gegen Österreich eingeleitet, weil ungerechtfertigte
Hürden für Architekten, andere Ziviltechniker, Patentanwälte und Tierärzte noch immer nicht aufgehoben
wurden. Und die lange Liste an geschützten Berufen ist
nicht nur eine österreichische Spezialität. Aus EU-Sicht
dienen sie längst nicht mehr dem öffentlichen Interesse,
sondern behindern schlicht unlauter den Binnenmarkt.
Ob die EU-Gesetzgebung den rasenden Entwicklungen in der Digitalwirtschaft gewachsen ist, bleibt indes
ohnehin fraglich. Im ersten Anlauf konnten sich die EUStaaten nicht einmal auf einheitliche Regeln für die
Frequenzvergabe zum Ausbau des mobilen 5G-Internets der nächsten Generation einigen. Eifersüchtig
wachten sie über ihre eigenen Regeln.
Gibt es also kein rasches Umdenken in
Richtung der offensichtlichen Lösung des
Binnenmarktausbaus in Europa, dann
können sich die Politiker auch das Jammern über fehlendes Wachstum sparen.
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