Als PDF öffnen - Konrad-Adenauer

LÄNDERBERICHT
Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.
SLOVAKEI, Juni 2016
KDH HAT DEN WILLEN ZU
VERÄNDERUNGEN GEZEIGT.
ALOJZ HLINA WURDE ZUM NEUEN
PARTEIVORSITZENDEN GEWÄHLT.
Am Samstag, den 11. Juni 2016 haben 362 Delegierte des Parteitages den neuen KDH - Vorsitzenden gewählt. Direkt in der ersten Runde
wurde der ehemalige Parlamentsabgeordnete
und Unternehmer Alojz Hlina zum neuen Vorsitzenden gewählt, der erst im April dieses Jahres zum Parteimitglied wurde. Außer ihm haben
vier weitere Kandidaten für den Posten des Vorsitzenden kandidiert, die stärkste Gegenkandidatin
war Eleonóra Porubcová, eine langjährige Kommunalpolitikerin für die KDH und Direktorin des
Gymnasiums in Prievidza.
Alojz Hlina hat in geheimer Wahl 223 Stimmen
erhalten, Frau Porubcová 85. Der eindeutige Sieg
war eine große Überraschung und hat gezeigt,
dass sich die Partei KDH eine Veränderung und
unbedingt zum aktiven politischen Geschehen
wieder zurückkehren will. Alojz Hlina konnte mit
seinem Fleiß und seiner Ausdauer die Delegierten, von denen die Mehrheit die Gelegenheit hatte
ihn an ihren Bezirksparteitagen kennenzulernen
überzeugen. Die Vielzahl an Treffen und Gesprächen mit den KDH-Mitgliedern und Parteigängern
haben ihm offensichtlich geholfen zu verstehen,
was die Partei zum jetzigen Zeitpunkt benötigt und
es zeigt sich, dass er gerade die Person sein
könnte, die genug Begeisterung und Energie hat,
um die christliche Demokratie in der Slowakei
wiederzubeleben. Zu den Hauptbereichen, in denen sich die KDH engagieren soll, zählen nach
Meinung des Vorsitzenden die Landwirtschaft,
Roma-Problematik und Verbraucherthemen. Die
Programmkonferenz wird über die weiteren Themen und Vision der Partei weiter entscheiden.
Die Delegierten haben außer dem Vorsitzenden
auch drei stellvertretende Parteivorsitzende gewählt. Anhand der Empfehlung des neuen Vorsitzenden hat der Parteitag den ehemaligen Abgeordneten des Nationalrates der SR Pavol Zajac,
den Oberbürgermeister von Levoča, Milan Majerský und den Mitbegründer der KDH und das Mitglied des bisherigen Vorsitzes, Peter Bobula gewählt. Die Delegierten haben mitunter entschieden, dass die Amtsperiode der gewählten Amtsträger von vier auf zwei Jahre verkürzt wird.
Die Wahl von Alojz Hlina zum KDH-Vorsitzenden
gilt allgemein als ein Signal für eine mögliche Erneuerung der Partei, die nach den letzten Parlamentswahlen außerhalb des Parlamentes bleibt.
Sie ist mit ziemlich hohen Erwartungen verbunden
und in der heutigen politischen Situation in der
Slowakei wird sie von vielen Anhängern der konservativen Politik begrüßt.
Auch der bekannte Politikwissenschaftler
Grigorij Mesežnikov hat sich zur Wahl des neuen
Vorsitzenden für die KAS geäußert: „Die Wahl von
Alojz Hlina zum KDH-Vorsitzenden ist ein bemerkenswerter Punkt in der KDH-Geschichte. Zum
ersten Mal seit der Gründung dieser Partei ist eine
Person zum obersten Vertreter geworden, die kein
langjähriges Mitglied oder Amtsträger war. Hlina
hat sich in letzter Zeit zwar zur KDH bekannt, er
bezeichnete sich selbst als ein konservativer und
christlicher Politiker, er kandidierte auf der Kandidatenliste der KDH in den letzten Parlamentswahlen, er wurde allerdings erst vor kurzer Zeit zum
Parteimitglied und ist deshalb ein Newcomer in
der Partei. Der erdrutschartige Sieg des Newcomers Hlina bei der Wahl des Parteivorsitzenden
am KDH-Parteitag hat gezeigt, dass die Delegierten eine Veränderung bevorzugen. Die KDH ist
nach den Wahlen 2016 zum ersten Mal seit 1990
außerhalb des Parlaments geblieben, deshalb
wird die Tätigkeit des neuen Vorsitzenden insbesondere danach beurteilt, ob es ihm gelingt, die
Parteirückkehr ins Parlament zu erreichen. Es wird
keine einfache Aufgabe sein. Wir erleben in der
politischen Landschaft radikale Veränderungen,
die populistischen Kräfte werden stärker, im Mitterechtsspektrum werden neue Parteiprojekte vorbereitet, deren Existenz selbst das Ausmaß an Wettbewerbsfähigkeit erhöht. Ein ideen- und wertemäßig profiliertes Subjekt wie die KDH wird dadurch
vor eine ernsthafte Herausforderung gestellt, wobei die Antwort auf diese Herausforderung – sollte
sie angemessen sein – zur Grundlage des Erfolgs
werden kann (ansonsten kann sie zur Ursache
des Versagens werden). Bei dieser Herausforderung muss die Vorgehensweise bei der Abholung
des Wählers, bei den Versuchen eine starke Position unter den Bürgern zu erzielen, geändert werden. Eine Volkspartei wie es die KDH sein will,
muss die sog. „Kernwählerschicht“ ansprechen.
Um dies zu ermöglichen, muss sie sich dieser
Wählerschicht gegenüber mehr öffnen (selbstverständlich muss sie als eine Programmpartei den
Wählern solide, ehrliche und umsetzbare Lösungen anbieten). Ein Beispiel des Erfolgs einer solchen Politik ist in den letzten Jahren die deutsche
CDU mit Angela Merkel an ihrer Spitze. Die neue
Parteiführung kann sich bei der Suche nach Antworten auf die Herausforderungen der Partei von
diesem Beispiel inspirieren lassen.“