pressemitteilung ausstellung holger dey-roth im

Kunst als Überlebensmittel
Zu den Eigenarten des Offenbacher Künstlers Holger Dey-Roth (1956 - 2014) gehörte, auch
aus scheinbar unbedeutendem Anlass Diskussionen über das Grundsätzliche zu entfachen.
Das Gegenüber hatte dann kaum eine Chance, der Auseinandersetzung zu entgehen, die
nicht selten in einen Monolog Dey-Roths mündete.
Holger Dey-Roth machte es sich und anderen nicht leicht. Er hatte eine Haltung und zeigte
diese auch.
Der Künstler bezog stets Position. So, wie er im Alltäglichen, Kleinen das Generelle und
Große sah, verklammerte er in seiner Kunst Reales, Rationales, auch Banales mit dem
Archaischen, Irrationalen, Fantasievollen, Traum- und Symbolhaften. Kunst und Leben
gehörten für ihn untrennbar zusammen. Holger Dey-Roth war vor allem Maler. Manchmal
sagte er: "Ich muss die Dinge begreifen." Damit meinte Dey-Roth, dass er das, womit er sich
künstlerisch auseinandersetzte, wirklich „anfassen“, also eine echte Erfahrung damit
verbinden musste, um etwas darüber auszusagen.
Die Farbe, die er meisterhaft beherrschte, war seine eigentliche Sprache. Holger Dey-Roth
hatte „Farbe im Blut“. Er konnte sie dank seines Talents vielfältig und differenziert zur
Wirkung bringen.
Mit Disziplin, Fleiß und Beharrlichkeit schuf der Offenbacher Künstler in mehr als vier
Jahrzehnten ein sehr umfangreiches und vielseitiges Werk. Es umfasst Öl- und Acrylbilder,
Aquarelle, Materialarbeiten, Mischtechnik, Plastiken, Druckgrafik und Zeichnungen.
Seine eigensinniges Œuvre zeugt von handwerklicher Meisterschaft, immenser Fantasie,
kompositorischer Kraft und großer Experimentierfreude. Offenbar hat er das Staunen nie
verlernt! In Holger Dey-Roths oft surreal beeinflusstem Werk sind Traum und Realität
miteinander verwoben, darin finden sich erzählerische, gesellschaftskritische, humorvollironische Aspekte, Figürliches und Abstraktion sowie Farbe als Thema an sich, ebenso das
Symbol und Ornament, hier vor allem in Anlehnung an die von ihm so verehrten
Naturvölker, und im besten Wortsinn auch Kindliches.
Ölmalerei war für den auch in maltechnologischen Fragen sehr kompetenten Künstler die
Königsdisziplin.
Die Malerei ermöglichte Holger Dey-Roth Erkundungsreisen in unbekanntes Terrain. Hier
waren ihm keine Grenzen gesetzt. Seine Ausstellung im Offenbacher Haus der
Stadtgeschichte lädt uns ein, ihn auf diesen Reisen zu begleiten.
Der als drittes von fünf Kindern in Breithardt im Taunus geborene, naturverbundene Junge
fiel schon früh durch sein Talent zum Malen, die Fantasie und Eigenwilligkeit auf. Später
besuchte er die Wiesbadener Freie Kunstschule, studierte an der Frankfurter StädelAbendschule und Kunstschule Westend (dann Frankfurter Akademie für Kommunikation und
Design, heute AVA - Academy of Visual Arts) Freie und angewandte Kunst. Noch wenige
1
Jahre vor seinem Tod begann Holger Dey-Roth mit einem Fernstudium für kreatives
Schreiben.
Mit seinem Umzug nach Offenbach am Main als junger Mann begann Dey-Roths intensive
Verbindung zu dieser von ihm durchaus nicht nur geliebten Stadt. Schon seit Längerem
wünschte sich der Künstler eine Ausstellung im Haus der Stadtgeschichte.
Da dem Südfrankreich-Fan Holger Dey-Roth das Tun, nicht nur in der Kunst, so viel wichtiger
war als das Streben nach Erfolg und Anerkennung, widmete er diesem Aspekt seiner Existenz
in seinem arbeitsreichen Leben wenig Beachtung.
Dank Dr. Jürgen Eichenauer und einer Initiative der Frau des Künstlers, deren Tochter und
einigen Freunden wird diese Ausstellung jetzt posthum Wirklichkeit. Sie zeigt exemplarisch
Phasen und Stationen im künstlerischen Schaffen des bildenden Künstlers Holger Dey-Roth,
zu denen auch seine Auseinandersetzung mit schwerer Krankheit in verschiedenen
Lebensphasen gehört - der Künstler verstarb im Alter von 58 Jahren an einer
Krebserkrankung - und stellen ihn als Menschen in seinem Wirken vor.
Holger Dey-Roth war kritisch und widersprüchlich, vor allem aber sozial, indem er
glaubwürdig und aktiv Partei für die Schwachen nahm. Als Dozent hat Dey-Roth langjährig
mit unterschiedlichsten Gesellschaftsgruppen, von Kindern und Jugendlichen über
Erwachsene bis hin zu Senioren, in verschiedenen Institutionen künstlerisch-kreativ
gearbeitet. Gerade auch durch seine Tätigkeit als lehrender Künstler mit ethischem und
sozialem Anspruch war er der Stadt Offenbach am Main über Jahrzehnte auf besondere
Weise verbunden.
Für Rückfragen stehen Dr. Jürgen Eichenauer, Tel.: 069 8065-2446, Gabi Roth, Tel.: 069
852300 und Tobias Schnotale, Tel.: 06074 4852481, jederzeit gerne zur Verfügung.
Tobias Schnotale, Mai 2016
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