Nordhalben werkelt am Künstlerhaus

Nordhalben werkelt am Künstlerhaus
Die Gemeinde im oberen
Frankenwald will Kreative
anlocken. Einen Bildhauer
und eine Galerie aus Essen
haben sie schon als Partner
gewonnen.
Von Katja Diedler
Nordhalben – Nordhalben will ein
Künstlerdorf werden. Entstanden ist
die Idee auf der vergangenen HolzART Ausstellung von Ingo Cesaro.
Damals hat Volker Ullenboom aus
Essen sein offenes Atelier im oberen
Frankenwald eingerichtet – und verliebte sich in die Marktgemeinde.
Gemeinsam mit Otmar Adler von
der Initiative Nordhalben Aktiv (NohA) und Bürgermeister Michael
Pöhnlein entstand die Idee ein
Künstlerhaus zu errichten.
Die beiden Frankenwälder fackelten nicht lange und schritten zur Tat.
Ihre erste Aufgabe: Ein geeignetes
Gebäude finden. Adler und Pöhnlein
guckten sich den alten Lebensmittelmarkt unweit des Rathauses aus.
„Das hat große Zimmer und das
Schaufenster ist ideal für die Künstler“, erklärt Adler. Gekauft hat das
Haus die Gemeinde, finanziert hat es
NohA, aus Spenden.
In diesem Frühjahr begannen die
Nordhalbener schließlich damit, das
Gebäude zu renovieren. Oben entstehen Gästezimmer, unten Ateliers.
Auch eine kleine Küche bekommt
das Haus, damit sich die Künstler
verköstigen können. Adler erklärt,
dass alle ehrenamtlich arbeiten. In
Nordhalben hat sich laut Pöhnlein
eine Gruppe gebildet die verputzt,
streicht, tapeziert und andere Arbeiten erledigt. Ihr Lohn sei das Feierabendbier. „Das zeigt mir, wie die
Bürger hinter unserem Vorhaben stehen,“ lobt der Bürgermeister.
Aber auch Pöhnlein und Adler stecken eine Menge Arbeit in das Künstlerhaus. Egal auf welchen der Helfer
sie treffen, immer gibt es ein Fragen
Geben dem Künstlerhaus einen neuen Anstrich: (von links) Josef Wunder, Klaus Müller und Wolfgang Kübrich.
Foto: Katja Diedler
Künstlerdörfer in Deutschland
Die wilden Landschaften Deutschlands faszinieren Künstler. In der
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
gründeten sie in Dörfern ganze
Künstlerkolonien. Aus einigen von
ihnen gingen Gruppen hervor, die
Bilder malten, die noch heute zu
zu klären. Die beantworten sie kurz
und souverän, dann kann es weiter
gehen. Die beiden scheinen jede Bodenplatte zu kennen.
Eröffnen wollen sie das Haus zur
Kirchweih im Oktober. Ab dann können sich Künstler in Nordhalben ein
Zimmer und Atelier mieten. Die
Preise sollen dabei so niedrig wie
möglich
sein. „Wir
wollen nur
die UnkosDie Menschen sind alle so offen
ten
für
und freundlich hier.
Strom und
Volker Ullenboom, Bildhauer aus Essen
Wasser verüber die Nordhalbener
langen“, erklärt Adler.
Über eine
den bedeutensten Werken deutschen Kunst zählen. Besonders bekannt wurden Murnau und Kochel
am See. In Kochel gründete Wassily
Kandinsky die berühmte Künstlergruppe „der blauen Reiter“. Sie
hatte sich der modernen Kunst veroffene Werkstatt im ehemaligen Ladengeschäft sollen auch die Menschen aus der Gemeinde mit in die
Projekte einbezogen werden.
Damit Künstler auch den Weg
nach Nordhalben finden, hat Bildhauer Ullenboom seine Unterstützung zugesagt. Er war inzwischen
zwei Mal im oberen Frankenwald
und ist von der Gemeinde und ihren
Einwohnern begeistert. „Die Menschen sind alle so offen und freundlich hier“, erzählt er. Auch für den
Kronacher Künstler Ingo Cesaro findet der Bildhauer lobende Worte:
„Ich muss mich bei ihm wirklich bedanken, dass er die HolzART organisiert. Ohne ihn wäre ich nicht hier
hin gekommen.“ In diesem Sommer
schrieben und konnte im nahen
München zahlreiche erfolgreiche
Ausstellungen organisieren. Gemeinsam mit Paul Klee wirkte Kandinsky im Dessauer Bauhaus. Von
hier aus wurde die moderne Architektur entscheidend geprägt. Nicht
will er wieder mit einer Gruppe Essener Künstler nach Nordhalben kommen - um ihnen, wie er sagt, die
Schönheit dieses Fleckens zu zeigen.
Damit auch ohne ihn Kreative
kommen und das Haus mit Leben
füllen, kooperiert Ullenboom langfristig mit NohA. Für die erste Zeit
hat er sich mit Freunden aus dem
Ruhrgebiet ein Konzept erdacht: Jeder, der in diesem Jahr das Haus besucht, soll im kommenden eine eigene Gruppe mitbringen. Aber Sorgen
über die Auslastung macht er sich
nicht. „Jeder, der von der Idee gehört
hat, war bislang begeistert“, berichtet er. Viele haben auch schon konkrete Pläne, einmal in den Frankenwald zu reisen. „Ich muss da manch-
weit entfernt von Kochel liegt Murnau. Hier lebte der bekannte Maler
Franz Marc, der sich auch dem
„blauen Reiter“ anschloss. Er gilt
als einer der wichtigsten Maler des
deutschen Expressionismus.
Quelle: Wikipedia
mal sogar ein wenig bremsen. Noch
ist die Renovierung ja nicht abgeschlossen“, sagt Ullenboom weiter.
Eine Idee von ihm ist auch, dass die
Künstler jeweils ein Werk in Nordhalben lassen. So soll auf die Dauer
eine kleine Galerie entstehen.
In Essen gibt es noch einen Partner. Ullenboom zufolge will die Galerie „Auf“ ihr Netzwerk nutzen, um
noch weitere Kreative für die Gemeinde im nördlichen Frankenwald
zu begeistern. Die Kunsthändler haben auch schon einen Plan entwickelt, wie sie das Künstlerhaus im
Ruhrpott noch bekannter machen
können. In jedem Jahr soll es Ausstellungen mit Werken geben, die in
Nordhalben entstanden sind.