GROSSE KREISSTADT ROCHLITZ · · Stadtverwaltung Rochlitz, Postfach 11 55, 09301 Rochlitz Markt 1, 09306 Rochlitz Vorab per E-Mail Landratsamt Mittelsachsen Herrn Landrat Matthias Damm Frauensteiner Straße 43 09599 Freiberg Amt: Auskunft erteilt: Alle Vorsitzenden der Kreistagsfraktionen Tel.: 03737 783-101 E-Mail: [email protected] Kein Zugang für elektronisch signierte sowie für verschlüsselte elektronische Dokumente · · Datum und Zeichen Ihres Schreibens Unsere Zeichen Datum De 15.06.2016 Sehr geehrter Herr Landrat Damm, sehr geehrte Fraktionsvorsitzenden des Kreistages, zur bevorstehenden Beschlussfassung zum Thema LMK gGmbH (Kreistagsvorlage BV-KT 140/2016) möchte ich Stellung beziehen. Als Oberbürgermeister der Großen Kreisstadt Rochlitz sehe ich den zur Entscheidung stehenden Beschluss als nachteilig für die gesamte Gesundheitsversorgung im Landkreis Mittelsachsen und im Besonderen für Rochlitz an. Der Landkreis kann künftig dem Versorgungsauftrag nur noch unzureichend gerecht werden. Der Entwicklung des Standortes Rochlitz zum Pflege- und Gesundheitszentrum wird dieser Beschlussvorschlag zudem in keiner Weise gerecht. Die LMK gGmbH wurde innerhalb von knapp vier Jahren von ehemals drei auf nur noch einen verbleibenden Standort „kaputtsaniert“; immer mit den ins Leere laufenden Versprechungen der Geschäftsführung, dadurch die Wirtschaftlichkeit zu verbessern. Das ganze Gegenteil ist erwartungsgemäß eingetreten, weshalb nun ein äußerst desolates Unternehmen mit einem immensen Schuldenberg zur Disposition steht. Den fatalen Fehlentscheidungen der vergangenen Jahre folgt wohl jetzt der vorerst letzte Trauerakt. Die Chronik der jüngsten LMKGeschichte im Beschlussvorschlag gleicht einem Eingeständnis des Versagens. Die kommunale Gesundheitsfürsorge wird, trotz unzähliger Dementis aus der Vergangenheit, nun unter das Management eines renditeorientierten Unternehmens gestellt. Das finanzielle Risiko verbleibt dennoch größtenteils beim Landkreis, da die künftige Geschäftsführung über jederzeit kündbare Verträge läuft. Die Gebäude bleiben neben den auch notwendigen Investitionen mit dem Hauptanteil beim Steuerzahler. Avisierte Gewinne können über die VGE Mittelsachsen GmbH abfließen, eine Schuldentilgung beziehungsweise Rücklagenbildungen werden nicht erfolgen. Die Kreispolitiker werden in nur wenigen Jahren erneut über die Gesundheitsversorgung befinden müssen, wenn sich die Renditewünsche des neuen Anteilseigners nicht mehr realisieren lassen. Für dieses unkalkulierbare Risiko, welches durch diesen Beschluss besiegelt werden soll, muss sich jedes Kreistagsmitglied Fragen der Haftung Telefon: Telefax: Internet: E-Mail: 03737 783-0 03737 783-166 http://www.rochlitz.de [email protected] Sparkasse Mittelsachsen BIC: WELADED1FGX IBAN: DE69 8705 2000 3200 0000 49 Volksbank Mittweida BIC: GENODEF1MIW IBAN: DE65 8709 6124 0184 4663 09 2 und Verantwortung stellen lassen. Eine zwanghaft und planmäßig herbeigeführte Situation, welche jetzt als alternativlos dargestellt wird, soll die Übernahme rechtfertigen. Glaubt wirklich jemand ernsthaft, dass ein Konzern wie die SANA AG vom im Beschlussvorschlag „geträumten“ - beherrschenden Einfluss des Landkreises Mittelsachsen in der VGE – irgendwelches Kapital zur Verfügung stellen wird? Der Landkreis hat eindrucksvoll bewiesen, dass er die Steuerung und Überwachung der LMK gGmbH nicht beherrscht bzw. beherrschen wollte. Warum sollte sich ein Privatinvestor irgendetwas von einem „Hilfsbedürftigen“ sagen lassen? Hier wird die eigene Verhandlungsposition hoffnungslos überschätzt. Ein Investor wird ALLES vorgeben, der Kreis wird als Mehrheitsgesellschafter vielleicht noch die Farbe der Seifenspender mit entscheiden dürfen, mehr sicher nicht! Folgende Fragen müssen gestellt werden: Ist es ein fahrlässiges oder vorsätzliches Versagen der Kreispolitik in Bezug auf die Entwicklung der LMK? Haben die Verantwortlichen die Einschätzungen von der Geschäftsführung die ganze Zeit unkritisch entgegengenommen? Warum ist ein privater Investor an solch einem „unrentablen“ und hochverschuldeten Unternehmen überhaupt interessiert? Wird jetzt mit einer neu installierten Geschäftsführung innerhalb kürzester Zeit ein profitables Unternehmen entstehen, welches auch noch hohe Renditen an die Aktionäre ausschütten kann? Warum konnte bzw. will der Landkreis Mittelsachsen nicht selbst diesen Weg gehen und mit einer verantwortungsvollen Geschäftsführung die kommunale Gesundheitsversorgung stabilisieren und erhalten? Sind die Mitglieder der Gesellschafterversammlung sowie des Aufsichtsrates der ihnen übertragenen Verantwortung gerecht geworden? Wird es eine Untersuchung geben, wie es zu solch einer drastischen Verschlechterung der Geschäftslage kommen konnte? Sehr geehrter Herr Damm, sehr geehrte Fraktionsvorsitzenden, Sie haben noch die Möglichkeit, den Beschluss nur zur Beratung zu stellen, um diese tiefgreifende Entscheidung, auch gerade im Hinblick auf nachfolgende Generationen, nochmals gewissenhaft zu eruieren. Ich bin sicher, dass sich nur ein kleiner Teil der Kreisräte der Tragweite des Beschlusses bewusst ist. Auch können wahrscheinlich nur die Wenigsten umfassend abschätzen, welche Konsequenzen daraus für die Patienten, das Personal und den Steuerzahler resultieren. Bleibt nur noch die vage Hoffnung, dass sich die gewählten Kreisräte mit Vernunft und Anstand einer sachlichen Diskussion stellen. Der Schlüssel für eine Zukunft in kommunaler Hand liegt in der Aufarbeitung der Fehler aus der nahen Vergangenheit. Die falschen Weichenstellungen zu korrigieren sollte Ziel und Anspruch Ihrer Entscheidung sein. Mit freundlichen Grüßen Frank Dehne Oberbürgermeister
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