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Sehenswürdigkeiten in der Altstadt von Horstmar
Der Grundriss der Stadt Horstmar unterscheidet sich von den etwa gleich alten anderen Städten
des Münsterlandes eindeutig dadurch, dass es sich dabei nicht um einen über einige Jahrhunderte gewachsenen Rundling handelt, in den die Burg am Rande integriert ist, sondern dass es sich
um ein nur geringfügig verzerrtes Quadrat handelt, das keinerlei Verbindung zur Burg hatte. Dies
ist eine Folge der Gründungsgeschichte, denn die Stadt wurde innerhalb kürzester Zeit systematisch angelegt. Zudem ist es als ein sehr frühes Beispiel der quadratischen Stadtgrundrisse anzusehen.
Gründung der Stadt
Angelegt worden ist die Stadt Horstmar, kurz nachdem Fürstbischof Gerhard von Münster im Jahre 1269 die Herrschaft „kaufte“. 1251 hatte Friedrich von Rietberg sich mit Beatrix von Horstmar
vermählt und dabei die alte Herrschaft Horstmar erheiratet. Als er dann in der Kölner Fehde als
Verbündeter des Erzbischofs von Köln 1267 von Fürstbischof Gerhard von Münster gefangen genommen wurde, konnte er das Lösegeld nur aufbringen, indem er seine Horstmarer Burg und
Herrschaft mit allem Grundbesitz einschließlich der Vasallen, Dienstmannen und Hörigen für 1150
Mark an Fürstbischof Gerhard von Münster „verkaufte“. Zu diesem Zeitpunkt bestanden in Horstmar nur die Burg, eine kleine Siedlung mit einer kleinen Kirche, die sich südlich der Burg befand,
und etliche Höfe.
Fürstbischof Gerhard von Münster (gest. 1272) wurde also 1269 neuer Landesherr von Horstmar,
baute sogleich die unterhalb der Burg befindliche kleine Siedlung um die kleine Kirche aus - der
heutige Grundriss der Altstadt stammt aus dieser Zeit - und verlieh ihr
Ein Selbstverwaltungsrecht,
Ein Befestigungsrecht – Wälle und Graben,
Eine eigene Gerichtsbarkeit (Stadtgericht),Ein Marktrecht (Gertrudismarkt),
zusammen ein Stadtrecht, allerdings ohne Münzrecht. Leider ist die entsprechende Urkunde, mit
der Fürstbischof Gerhard (gestorben 1272) der Stadt die entsprechenden Rechte verlieh, nicht
überliefert, wohl aber Bestätigungen dieser Rechte durch seine Nachfolger, so durch Fürstbischof
Otto III. von 1303.
Altes Rathaus
Die Verwaltung lag in den Händen eines Magistrates aus 8 Ratsherren und 8 Viertelsleute, die von
der ganzen Bürgerschaft gewählt wurden, wozu die Stadt in vier Teile (Stadtviertel) aufgeteilt wurde. Zum Sitz des Magistrates wurde wohl gleich nach Gründung der Stadt das Untergeschoss des
Rathauses gebaut. Neben dem Sitzungssaal wurden zwei Gefängniszellen eingebaut. Dem neu eingerichteten Stadtgericht
als weltlichem Gericht stand ein auf Lebenszeit gewählter
Richter vor.
als 1571 der einstöckige Bruchsteinbau ein Fachwerkobergeschoss erhielt, wurde gleichzeitig der Eingang von der heutigen Königsstraße zur Münsterstraße verlegt, um dem Fürstbischof bei seinem Weg zur Burg deutlich zu machen, wer Herr
in der Stadt sei. Giebeldreieck allerdings erst erhalten, als zwischen 1912 und 1914 das Rathaus zum Verwaltungsgebäude
umgebaut wurde Als Sitz der Stadtverwaltung diente es bis
1963, ab Anfang der 70er Jahre wurde es durchgreifend restauriert und ab1976 wieder als Rathaus genutzt.
St. Gertrudis-Kirche
Fürstbischof Gerhard hatte um 1270 die Siedlung unterhalb der Burg ausgebaut, befestigt und mit
Stadtrecht privilegiert. Seine Nachfolger bemühten sich dann um die Verbesserung der Pfarrseelsorge und der Bildung der Bevölkerung. So hat dann Fürstbischof Ludwig II. 1325 ein sog. Kapitel
gestiftet und die St. Gertrudis Pfarrkirche zur Kollegiatskirche erhoben.
Die der hl. Gertrudis geweihte Horstmarer Kollegiatskirche (seit 1806 Pfarrkirche) ist anstelle einer Vorgängerkirche bald nach der Gründung des Kapitels errichtet
worden, denn die Choranlage weist ein Länge auf, die
für eine Kirche charakteristisch ist, deren Chorraum die
Kirche für eine Ordensgemeinschaft und deren Langhaus eine Laienkirche ist. Die Bauarbeiten zogen sich
bis ins Ende des 15. Jh. s hin, denn die Kirche erhielt
zunächst eine Flachdecke und dann das besondere
Domikal-Gewölbe.
(Näheres siehe Heft, das in der Kirche ausliegt)
Vermessungsmarke am Turm der St. Gertrudis Kirche
Metallene kreisrunde Markierung, Kopfdurchmesser ca. 15 cm. Höhenmarke der Preußischen
Landaufnahme von 1895. Der Denkmalswert liegt im Zeugniswert für die Geschichte der Vermessungstechnik. Die Marke ist 110 m über NN angebracht.
Bürgerhaus Schöppinger Straße 18
Zweigeschossiger Backsteinbau mit Walmdach aus der Mitte des
19. Jahrhunderts, städtebaulich prägend gegenüber der Pfarrkirche. Für den Typus des westfälischen Bürgerhauses wichtiges
Beispiel des Klassizismus am Ende der Biedermeierzeit. Die
Haustür mit dem geschnitzten Rautenmotiv ist noch aus der Erbauungszeit. Das sehr sorgfältig gestaltete Gebäude zeigt die vornehme fünfachsig gegliederte Fassade. Das Äußere ist nie verändert worden.
Befestigung der Stadt
Als Befestigung wurde ein Wall-Graben-System mit acht eingelagerten befestigten Höfen, die sog.
Burgmannen als Lehen übertragen wurden, gewählt. Eindeutig auf Grund von Resten im Südwesten der Stadt und vor allem durch die Parzellengestaltung rund um die Stadt ist der Verlauf von
Binnenwall und Graben komplett rekonstruierbar. Und aus dem 1828 angefertigten Urkataster der
Stadt kann man erkennen, dass die Burgmannshöfe mit Ausnahme des Ascheberger Hofes mit
ihren Außenmauern direkt auf der Grabenkante standen. Eine in der Literatur einmal erwähnte
Stadtmauer hat auf keinen Fall die ganze Stadt umschlossen, nur am Sendenhof gab es ursprünglich ein kurzes Stück als Verbindung zum dortigen Stadttor, das bei der Vergrößerung des Hauses
1756 überbaut wurde, und am Münsterhofe gab es auf Grund entsprechender Reste Hinweise,
dass die Anbindung des Hofes an den Binnenwall durch ein Mauerstück erfolgt ist; dieses Stück
wurde bei den Restaurierungs- und Ausbauarbeiten 2008/11 leider entfernt. Für einen zusätzlichen äußeren Befestigungswall gibt es zahlreiche Hinweise ebenfalls auf Grund der Parzellengestaltung, sie sind allerdings nicht ganz so eindeutig.
Bürgerpark
Der ehemals zum Borchorster Hof gehörige große Garten im Südwesten der Horstmarer Altstadt
wurde im Rahmen der Altstadtsanierung 1978 zusammen mit dem Borchorster Hof von der Stadt
erworben und 1985 in eine öffentliche Grünanlage umgewandelt. Dass nur hier im Südwesten der Altstadt noch so umfangreiche Reste des Wall und Graben Befestigungssystems
vorhanden sind, hängt damit zusammen, dass in den kriegerischen Notzeiten des 18. Jh.s zunächst die Außenwälle niedergelegt und zu Gemüsegärten umgewandelt wurden und
1766 auch der Binnenwall abschnittsweise an die Anwohner
verkauft wurden mit dem Recht, den Graben zu verfüllen, um
mehr Gartenland zur Linderung der Hungersnöte zu haben. In
diesem Zusammenhang ist der Wall und Grabenbereich im
Südwesten an die Herren des Borchorster Hofes (von Morrien) gekommen, die allerdings kein
weiteres Gartenland benötigten – ihnen waren genügend Höfe abgabepflichtig – so dass hier keine Veränderungen erfolgten. - Nach der Fertigstellung der Umwandlung dieses Blumen-, Obstund Gemüsegartens in eine öffentliche Parkanlage hat 1985 der Heimatverein die Pflege dieses
sog. Bürgerparks übernommen.
Wasserpumpe Südring 2
Gußeiserne Handwasserpumpe, einfache Saug- oder Hubpumpe mit Schwengelbetrieb. Der hohe
Pumpenzylinder ist aufwendig als kannelierte Säule mit attischer Basis sowie palmettierter Fußund Kapitellzone ausgebildet. Ursprünglich war der Ausguss als kurzer beschuppter Fischkopf
gestaltet, dessen gebogene Lippe zum Einhängen der Eimer diente. Die Wasserpumpe stammt
aus einer seriellen Fertigung, deren Stil und Machart eine Entstehung um 1870/1880 nahe legen.
Sie diente, wie 12 weitere Pumpen in der Altstadt der gemeinsamen Wasserversorgung mehrerer
Anlieger. Der zerstörte Ausguss wurde Mitte der 80er Jahre in schlichten Formen erneuert, gleichzeitig das Hebelwerk um 90° gedreht.
Borchorster Hof
Er liegt am Südring und hatte die Südwestecke zu schützen. Von den Bauwerken der Horstmarer
Burgmannen ist er das älteste. Der Name stammt von den ersten nachgewiesenen Lehensinhabern. 1427 wurde die Erbin dieses Lehens Gerd von Morrien auf Nordkirchen, dem Erbmarschall
des Fürstbischofs von Münster, zur Frau gegeben. Als der zweitgeborene Enkel des Gerd von Morrien, Dietrich von Morrien, 1521 Anna
von Valke vom Falkenhof in Rheine heiratete, bekam er das Erbe seiner Großmutter als Mitgift in die Ehe und dürfte kurz nach dieser
Hochzeit den Hof neu errichtet haben. Der Hof blieb im Besitz der
Familie von Morrien, später Grüter-Morrien, bis ihn um 1820 der Fürst
zu Salm-Horstmar kaufte, um ihn seinem Rentmeister als Wohnung
und Rentei zu geben. Dazu ist er dann auch umgebaut worden, wobei
statt der Steinkreuzfenster der Traufenseiten Holzsprossenfenster mit
breiten Sandsteingewänden eingebaut wurden. 1978 kaufte ihn die
Stadt Horstmar und baute ihn für die katholische Pfarrgemeinde zu
einem Pfarrzentrum, das 1983 eingeweiht wurde.
Valkenhof
Dieser Hof sicherte zusammen mit dem Westtor (Schöppinger Tor) den westlichen Zugang zur
Stadt. Als Lehensinhaber ist seit dem 14. Jh. bis 1666 die Familie Schenking nachgewiesen. 1666
stirbt Anna von Schenkingh und ihre Tochter Anna Sophie von Torck, Frau von Westerholt geb.
von Schenkingh erbt den Burgmannshof. 1700 wurde er dann von ihrer Enkelin Anna Maria Christiana von Westerholt zu Vorhelm an Catharina Dorothea von Ense, Witwe von Valcke zu Rockel
verkauft. Deren Allianzwappen von Valcke / von Ense befindet
sich am Kaminbosen und an der heutigen Außenwand. Ihre
Tochter heiratet Matthias Caspar von Kerssenbrock, der 1744
den Hof erbt. Für sein Testament lässt Ferdinand von Kerssenbrock im Jahre 1753 über den damaligen Zustand des Hofes eine Zeichnung anfertigen. Es handelt sich damals um einen Zweiflügelbau mit Brauhaus und Stall parallel zum Südring, die aber schon vor 1828 entfernt wurden. Schließlich
kaufte der Textilkaufmann Gustav Bispinck ihn 1887 und baute
ihn sofort durchgreifend um.
Torpfeiler an der Schöppinger Straße
Die beiden Pfeiler am Ende der Schöppinger Straße wurden aus Sandsteinen vom Abbruch der
ehemaligen Stadttore errichtet, allerdings zunächst ohne Aufsätze. Erst 1834 hat der Maurermeister Diemet Urnen dafür angefertigt worden. Der Standort dieser Pfeiler ist zudem mehrfach verän-
dert worden, denn ursprünglich haben sie viel näher zum Valkenhof hin gestanden als heute, auch
waren sie zwischenzeitlich einmal ganz entfernt, nachdem ein Lkw einen davon umgefahren hatte.
Ehem. Torwärterhaus Schöppinger Straße
Es handelt sich hier um das ehem. Wohnhaus des Torwärters vom
Schöppinger Tor; es ist 1755 datiert. In den 50er Jahren wurde der
Wirtschaftsteil zu Wohnzwecken umgebaut und erhielt dabei ein niedrigeres Dach. Denkmalwert sind die alten Hausteile mit dem markanten symmetrischen Giebel, die Traufeseiten in dem Bereich, in dem sie
aus verputztem Fachwerk bestehen, der Keller mit der darüber liegenden Upkammer und der alte Dachstuhl. Die erneuerten Fenster sind
gut dem Gebäude angepasst. Das Haus macht eine Aussage zur
Struktur der Wohnhäuser im 18. Jh., es ist eines der wenigen alten
Bürgerhäuser aus fürstbischöflicher Zeit, zudem ist es an dieser Stelle
ortsbildprägend.
Strickhof
Von diesem Hof an der Nordwestecke der Stadt ist heute nur noch ein Pfeiler des Hoftores zur
Gossenstraße hin zu sehen. Das Gebäude wurde 1850 völlig baufällig abgebrochen. Es bildete
ein unansehnliches Gebäude aus verschiedenen Zeiten, deren ältester Teil das Baujahr 1281
trug. – Eine Burgmannsfamilie Strick ist bereits 1264 im Gefolge des Grafen Friedrich von Rietberg und Horstmar nachgewiesen, so dass man annehmen darf, dass dieser Burgmannshof
schon vor der Stadtgründung als zur Burg gehörig bestanden hat. Darauf lässt auch der Löwe –
identisch mit dem Löwen der Edlen von Horstmar – im Wappen des Burgmannsgeschlechtes
Strick, das sich heute im kleinen Ratssaal im Horstmarer Rathaus befindet, schließen. Diese
Burgmannsfamilie gilt als die Stifter der Gnadenkapellen zu Horstmar und Eggerode. In der
Horstmarer Marienkapelle befand sich auch ihr Erbbegräbnis. – Der Strickhof kam im 17. Jh. an
die Familie von Padevort, 1643 an von Gendt und 1659 als die Familie Krebs, die ihn bis zum Ende besaß. 1813 starb Jakob Krebs, Burgmann zu Horstmar und Professor zu Münster, der allerdings in Münster wohnte und den Burgmannssitz verfallen ließ.
Merveldter Hof
Er wurde 1561 erbaut und ist heute eine Zweiflügelanlage. Man erkennt allerdings, dass auch ein
linker, ebenfalls zweistöckiger Flügel vorhanden gewesen sein muss. Er wurde vor knapp 300
Jahren abgebrochen. Der Merveldter Hof ist eine der frühesten Beispiele einer Dreiflügel-Anlage
im Münsterland. - Während das Haupthaus wenig Interessantes bietet, zeichnen sich Seitenflügel
und Ostgiebel durch eine Besonderheit aus: im Mauerwerk erscheinen abwechselnd Lagen von
roten Ziegelsteinen und weißen Sandsteinen, ähnlich wie bei einer durchwachsenen Speckseite
Diese ,,Specklagen" treten hier erstmals
nachweisbar in Westfalen auf. Das Motiv
kommt aus den flämischen Niederlanden.
Heute ist die Anlage durch fortwährende
Umbauten und Veränderungen stark vereinfacht. Besonders schon am Boden beginnende Flickstelle auf dem Südgiebel zeigen
an, dass hier früher ein ,,Utstich“, ein Bodenerker, hervorragte. – Die Nachfahren der
Erbauer verkauften 1632 den Hof an die
Familie Ackenschock, diese ihn 1679 an die
Familie von Beverfoerde. Um 1982 erwarb
ihn der münstersche Verleger Wolfgang
Hölker, der ihn sehr substanzschonend restaurierte.
Baumeisterhaus am Merveldter Hof
Das ganz in Fachwerk errichtete Nebengebäude wurde sehr bald nach dem Haupthaus erbaut als
einen zu jener Zeit hier im Münsterlande noch sehr seltenen Dreiständerbau. In der Südwestecke wurde allerdings im 19. Jahrhundert das äußere Fachwerk durch
Mauern aus Bruchstein mit Ziegelgewänden für die Fenster ersetzt, da das Fachwerk abgängig war. Auch dieses
Gebäude wurde in den 1980er Jahren sehr aufwendig
restauriert unter Schaffung von modernen Wohnräumen
bis unters Dach und Einbau einer modernen Küche. Es
wird als Baumeisterhaus bezeichnet, wobei mit Baumeister früher derjenige gemeint war, der die Ländereien
landwirtschaftlich bebaute.
Sendenhof
Er schließt sich nahtlos an das nördliche Stadttor an. Die ältesten erhaltenen Teile sind drei Kellerräume mit Tonnengewölbe, sie stammen wie das Untergeschoss des Stadttores noch aus dem
13. Jh. Der östlichste ist gefängnisartig vergittert. Zum Stadttor hin schließt sich ein Wehrgang an,
von dem durch eine Schießscharte der äußere Bereich des Stadttores erreicht werden konnte.
Von dem ursprünglich auf diesen Kellern stehenden Wohnhaus ist nichts mehr vorhanden. Es
wurde um 1570 durch ein – wohl zweigeschossiges
Fachwerkgebäude ersetzt, von dem noch wesentliche
Teile im heutigen Gebäude erhalten sind. – Nach einem
Brand wurde es 1756 einstöckig in Ziegelsteinmauerwerk unter Nutzung des erhalten gebliebenen Fachwerkteiles aufgebaut, dabei der Bereich zum Turm hin nach
Einwölbung des Wehrganges überbaut und das Gebäude nach Westen hin vergrößert und mit einem kurzen
Westflügel ergänzt, der 1763 noch vergrößert wurde.
Auch wurde dabei das Obergeschoss des anschließenden Stadttores ein Wohnraum. Um 1900 wurde der
Nordflügel noch einmal nach Süden hin verbreitert.
Stadttor („Schlosstor“)
Die Straßendurchgänge durch das Wall-Graben-System wurden von Stadttoren gesichert. Jenes
der Verbindungsstraße von Stadt und Burg ist bis heute erhalten. Es ist direkt an einen Burgmannshof angebaut, nämlich an den Sendenhof und wird heute
als Schloßtor bezeichnet, obwohl es nicht das Eingangstor zum
Schloss ist, sondern das zum Schloss hin aus der Stadt herausführende Stadttor. Das Schlosstor ist in der Art eines kastenförmigen Torturmes ausgebildet. Die Durchfahrt besteht aus einem
sehr kräftigen Spitzbogen. Die dicken Sandsteinquader des Erdgeschosses betonen den wehrhaften Charakter. Das Obergeschoss aus Ziegeln könnte später aufgesetzt worden sein. Dieses
Tor ist besonders bemerkenswert, weil es das einzig erhaltene
seiner Art im weiten Umkreis ist. - Auch die Münster- und die
Schöppinger Straße wurden nach außen hin durch ganz analoge
Kastentore abgeschlossen. An das Münstertor erinnern heute nur
noch zwei hohe Torpfeiler. Sie stehen sie allerdings erst seit 1828
hier; damals wurden nämlich das Schöppinger und das Münstertor
abgerissen.
Ehemalige Försterei
Noch aus der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg stammt das Fachwerkhaus auf dem Gelände der
ehemaligen Horstmarer Burg. Als es Anfang der 80er Jahre restauriert wurde, nutzten dies Alfons
Rottmann und Heinz Bußmann zu einer ausführlichen Bauuntersuchung. Dabei konnten sie schließlich feststellen, dass es sich
hier um einen sehr seltenen Wandständerbau handelt, dessen
tragende Konstruktion nur aus den Ständern des Fachwerks der
Außenmauern besteht Im Rahmen der Familienforschung einer
Familie Klüter wurde dann ermittelt, dass es sich bei diesem Gebäude während des 30jährigen Krieges um ein sog. Bauhaus
(Scheune für Feldfrüchte) handelte, was den Wandständerbau
bestätigt. 1689 hat dann der zu dem Zeitpunkt neu bestellte
Amtsjäger Johan Melchior Schmitz dieses Gebäude „besetzt“ und darin eine Wohnung eingerichtet. Die Nachfolger haben 1746 dann im vorderen Bereich an jeder Seite ein kleines Zimmer angebaut. Die westliche Längswand ist um 1950 durch eine Ziegelstein-Wand ersetzt worden.
Reste der Horstmarer Burg
Die Entstehung der Horstmarer Burg geht zurück auf das Geschlecht der Edlen von Horstmar, die
bald nach der Unterwerfung der Sachsen durch Karl d. Gr. Oberhof befestigten und schließlich
zum Hauptsitz ihrer Herrschaft ausbauten. 1269 musste Friedrich von Rietberg und Horstmar dem
Fürstbischof von Münster Herrschaft und Burg überlassen. Nachfolger machten dann im 14. Jh.
bei der Gliederung des Fürstbistums in Ämter die Burg zum Zentrum des dabei eingerichteten
fürstbischöflichen Amtes Horstmar. - Die Fürstbischöfe bauten die Burg immer weiter aus und
wählten sie immer wieder im Sommer zu einem ihrer Lieblingsaufenthaltsorte. Obwohl die
Burg/das Schloss eine besondere Bedeutung im Fürstbistum hatte, ist über das Aussehen nichts
überliefert; man kennt nur eine Beschreibung der Herrschaftsräume aus dem Jahre 1572: Für die
fürstbischöflichen Amtsgeschäfte waren die Kanzlerkammer sowie die münstersche und die osnabrücksche Kanzlei eingerichtet. So manchem Ansturm hatte sie standgehalten, doch am 3. Januar 1635 ließ der hessische Obristenleutnant Carl Rabenhaupt von Sucha die Burg zerstören.
Deipenhof
Von diesem am Nordrand der Stadt gelegenen Burgmannshof sind die ältesten Lehensinhaber
nicht bekannt; erst 1578 wird Bernhard von Westerholt zur Alst als Burgmann genannt. 1853 errichtete der Gerber Vill westlich des Burgmannshofes eine neue Gerberei, die er dann in den folgenden Jahrzehnten immer weiter ausbaute – den Burgmannshof selbst veränderte er nur insoweit, als er den südlichen Teil des Gebäudes auch unterkellerte, dabei in die Südseite ein
Zwerchhaus einbaute und nach Norden hin noch Räume anbaute. Wann dieser Burgmannshof
anstelle eines Vorgängerbaus errichtet wurde, ist nicht bekannt. Auf Grund der Gestaltung der
Sprossenfenster mit breiten Sandsteinumfassungen muss man wohl eine Zeit vor 1800 annehmen.
Münsterstraße 18
Auf dem ehemaligen Butenwall gelegenes Bürgerhaus
aus der Zeit um 1830. Eingeschossiger traufenständiger Putzbau mit Krüppelwalmdach. In der Zeit um 1900
in der Mitte der Traufseite aufgestockt. Das Haus ist
bedeutend für die Stadt Horstmar als repräsentatives,
klassizistisches Bürgerhaus aus der Zeit um 1830 mit
gelungenem Dachausbau um 1900. Erbaut wurde es
von einem Seidenverleger, zeigt somit die Stellung des
Bürgertums. Es ist zudem eines der ersten Häuser außerhalb der Stadtbefestigung mit Wall und Graben, Typisches klassizistisches Bürgerhaus, einzigartig in
Horstmar.
Torpfeiler an der Münsterstraße
Spätbarocke Torpfeiler, die den Standort des ehemaligen Stadttores markieren. Sie standen ursprünglich als sog. Immunitätspfeiler am Stift Metelen. Beim Abbruch des Stadttores 1827 wurden
sie den Bürgern vom Fürsten Salm-Horstmar geschenkt, der bei der Säkularisierung auch in den
Besitz des Stiftes Metelen gekommen war. Die Pfeiler aus sechs monolithischen Einzelteilen besitzen einen polygonalen, profilierten Sockel, aus den eigentlichen Pfeilern mit vierseitigem Steinspiegel und Rocailleornament auf der östlichen Steinspiegelfläche, schließlich haben sie auf der
profilierten Abdeckplatte eine Sandsteinvase.
Münsterhof
Seinen Namen erhielt er von den adligen Herren von Münster, die bereits seit Anfang des 14.
Jahrhunderts hier nachgewiesen sind. 1550 heiratete ein Herr von Canstein in diesen Münsterhof
ein und errichtete das heute noch stehende Gebäude unter Einbeziehung eines älteren Vorgängerbaus. Die Gatten zweier der vier Töchter erhielten 1576 die Güter zu Horstmar und Nienborg.
1699 vermählte sich die Erbtochter Theodora von
Neuhoff mit Bernhard von Beverfoerde. Friedrich
Christian von Beverfoerde vermachte 1768 das
Lehen dem Friedrich Klemens von Elverfeldt, danach genannt von Beverfoerde, dessen Nachkommen noch heute im Besitz des Münsterhofes sind.
Die Tenne im Haupthaus, parallel zum Westgiebel
wurde 1920 zu Wohnraum umgebaut. Bei umfangreichen Restaurierungen 1967 wurde auch hier ein
Steinkreuzfenster eingebaut. In den Jahren 2007
bis 2010 wurde das gesamte Hauptgebäude des
Münsterhofes saniert und im Innern umgebaut.
Nebengebäude des Münsterhofes
An den Hauptbau des Münsterhofes schließt sich - wie bei den anderen Höfen - ein niedriger Seitenflügel an. So entsteht wieder ein Zweiflügelbau in Winkelform. Ursprünglich befand sich anstelle des Seitenflügels ein kleineres alleinstehendes Nebengebäude. Das unter anderem als Pferdestall dienende Nebengebäude wurde 1922 zur Münsterstraße hin verlängert. Nach dem 2. Weltkrieg wurde es zu Wohnraum umgebaut. Am 1. April 1957 richtete die Spar- und Darlehnskasse
Leer in Horstmar eine Zweigstelle ein, deren provisorischer Kassenraum sehr schnell zu klein war,
so dass der zur Münsterstraße hin gerichtete jüngere Teil des
Nebengebäudes von Freiherr von Elverfeldt genannt von Beverfoerde-Werries gemietet wurde, um darin die Geschäftsräume der Zweigstelle einzurichten. Später wurde dieser Gebäudeteil gekauft, 1964 abgerissen und dann dort eine Zweigstelle neu gebaut. 1997/8 wurde dann die 1964 errichtete
Zweigstelle der Spadaka Leer abgerissen und durch einen
Neubau ersetzt, wobei das gesamte Erdgeschoss des Nebengebäudes durchsaniert und darin Geschäftsräume der Volksbank Laer-Horstmar-Leer – Nachfolgerin der Spadaka Leer –
eingerichtet.
Wohn und Geschäftshaus Münsterstraße 10
Eingeschossiges Ackerbürgerhaus, das giebelständig in einer Reihe ähnlicher Häuser in der Hauptstraße der Stadt in dichter nur durch schmale
Bauwichte - ein Kuh musste früher hindurch passen -getrennter Folge
steht. Es wurde erst im später 19. Jh. in die heute Gestalt gebracht, bei
der der reich in Putz- und Stuckornamentik gegliederte Giebel besonders
auffällt. Es hält mit dieser Fassade die Umwandlung eines Ackerbürgerhauses zu einem kleinen Geschäftshaus mit Ladenlokal um 1880 in anschaulichen Detailformen fest. Zudem ist es ein Beleg dafür, dass im ländlichen Raum und in den kleinen Orten die Stilformen des Historismus länger verwandt wurden. Das Haus ist zudem das besterhaltenen Beispiel für
den Ausdruck des Selbstbewusstseins wirtschaftlich gesunder Bürger.
Ascheberger Hof
Nur wenig ist von ihm im Süden der Stadt bekannt. Dem Volksmund nach soll er um 1800 von der
Sonne niedergeschienen sein, d.h. er ist altersschwach zusammen gefallen. Gerettet wurde aber
der Reliefstein mit dem Reiterbild Bernhards d. Guten, das sich heute im kleinen Sitzungssaal des
Rathauses befindet, – Heute befinden sich an dieser Stelle die Wohnhaus und Werkstatt der
ehem. Glaserwerkstatt Becks und direkt anschließend das Wohnhaus der Familie Slotmann. Das
Beckssche Haus wurde erbaut im Jahre des Heils Anno 1833 von Bernhard Becks und dessen
Frau Anna Maria Homann aus Laer. Neu durchgebaut (neue Front, Ausbau des Dachgeschosses
mit Errichtung des Zwerchhauses) wurde dies Haus im Jahre des Heils Anno 1904 von Heinrich
Bernard Becks (Sohn des oben genannten) und dessen Frau Franziska Hunke. Dadurch erhielt
das Obergeschoss eine Reihe von Schlafzimmern, denn die Familie Becks hatte 16 Kinder. In
jüngster Zeit erwarben es Jörg Schoerner und Kathrin Dulle-Schoerner, die es liebevoll restaurierten.
Bürgerhaus Königstraße 8 (ehem. Eichenwald)
Das Bürgerhaus Königstraße 8 stellt eines der wenigen klassizistischen Häuser in der Stadt dar.
Das Vorgänger-Gebäude an dieser Stelle der Stadt war im vorigen Jahrhundert im Besitz der Familie Bispinck. Nach dem Tode von Bertha Bispinck ging es in den Besitz von Dr. med. Heinrich
Overhage über, der am 10. November 1895 beantragte, „an Stelle des von ihm angekauften größtenteils abgebrochenen Hauses einen Neubau zu errichten. Schon bald nach dieser fast vollständigen Erneuerung ging es in den Besitz des Juden Sally Rose über, der als Vieh- und Pferdehändler tätig war. 1921 ist der Jude Samuel Eichenwald
Eigentümer des Hauses und beantragt den Umbau
des im Haus vorhandenen kleinen Pferdestalles
mit Tenne zu Wohnräumen. Sein Sohn Karl und
dessen Ehefrau Grete, geb. Seligmann, und deren
Kinder werden am 6.7.1939 deportiert. Das Gebäude wird danach von der Stadt gekauft. 1945
meldet sich Grete Eichenwald, die als Einzige der
Horstmarer Juden das KZ überlebt hat, wieder in
Horstmar an, 1948 siedelt sie nach Chile über. Sie
verkauft das Haus an die Familie Pugge. Von dieser erwarb es Dr. Reinhard Stahl und baute es zu
einem Gesundheitszentrum aus.
Wohnhaus und Werkstatt der ehem. Glaserwerkstatt Becks
Ein in einer Blechdose im Kaminbereich gefundenes Schreiben berichtet: Dieses Haus wurde erbaut im Jahre des Heils Anno 1833 von Bernhard
Becks und dessen Frau Anna Maria Homann aus
Laer. (dies ist auch mit der Zahl 1833 am Kamin
datiert) Neu durchgebaut (neue Front, Ausbau des
Dachgeschosses mit Errichtung des Zwerchhauses) wurde dies Haus im Jahre des Heils Anno
1904 von Heinrich Bernard Becks (Sohn des oben
genannten) und dessen Frau Franziska Hunke.“ Im
Innern befindet sich hinter der Hauseingangstür ein
hoher Dielenraum mit datiertem Kamin und Bosen.
Links und rechts liegen zwei gleich hohe Zimmer,
hinter dem Kamin der Keller mit Upkammer. Das
Obergeschoss enthält eine Reihe von Schlafzimmern.