Atelier I Von Helferinnen, Helden und Machern. Vergeschlechtlichte Organisationsbilder und Gleichstellungsarbeit Hanna Vöhringer, FHNW Praxispartnerinnen: Sonja Blöchlinger, Communications, Brand Management, and Sustainability, Robert Bosch AG Schweiz Caroline Gürber, Human Resources Director, Greenpeace Schweiz Ihre Organisation als Film … Stellen Sie sich vor, Ihre Organisation würde verfilmt werden … • Welches Genre (Krimi, Soap, Film Noir, Bollywood)? • Wer ist der Protagonist/ die Protagonistin? • Was ist die Handlung? • Wie lautet der Titel? • Bitte notieren Sie Ihre spontanen Ideen • Skizzieren Sie das Cover der DVD! • Stellen Sie Ihren Film in einer Dreiergruppe vor! Ausstellung und Betrachten der Filmplakate • Welche Organisationen können wir eindeutig zuordnen? Welche nicht? (Wie sind Eigendarstellungen und Fremdwahrnehmung?) • Inwiefern sind die Bilder der Protagonist_innen/ der Filme vergeschlechtlicht? Worin findet sich das? Berücksichtigen Sie - Personenbeschreibungen - Adjektive - symbolträchtige Rollen & Metaphern («Held», «Helferin», «Arbeiter»)? Greenpeace Schweiz Caroline Gürber Vorstellen des Filmplakats Greenpeace • Wozu dieses Bild? • Woran wird es festgemacht? • Was macht Greenpeace als Organisation aus? • Was bedeutet dieses Bild für Chancengleichheit in der Organisation? • Was sind die persönlichen Erfahrungen und «Bilder» von Greenpeace in Bezug auf Chancengleichheit (vor der Anstellung und heute)? Bosch Schweiz Sonja Blöchlinger Vorstellen des Filmplakats Bosch • Wozu dieses Bild? • Woran wird es festgemacht? • Was macht Bosch als Organisation / Unternehmen aus? • Was bedeutet dieses Bild für Chancengleichheit in der Organisation? • Was sind die persönlichen Erfahrungen und «Bilder» von Bosch in Bezug auf Chancengleichheit (vor der Anstellung und heute)? These • Organisationen werden personifiziert • Personifikationen sind immer vergeschlechtlicht • Personifikationen beeinflussen die Gleichstellungsarbeit in der Organisation These Durch die Eigendarstellung von Organisationen (Repräsentationen, Webauftritte, Medienberichte…), durch die Definition ihrer Kernprodukte und ihrer Kerntätigkeit und durch das Ausweisen ihrer spezifischen Professionalität und Legitimation in der Gesellschaft erhalten Organisationen ein spezifisches Image. Dieses Image kann ein personifiziertes Bild, ein «menschliches Gesicht» oder ein bestimmter Typus von Expert_innen sein, die in der Organisation tätig sind. Es sind Assoziationen und Bilder, die Organisationsmitglieder und Nicht-Mitglieder von der jeweiligen Organisation haben. Dieses «Gesicht» der Organisation ist per se immer auch vergeschlechtlicht. Obwohl es analytisch schwer zu fassen ist, ist davon auszugehen, dass es Auswirkungen auf die Organisation, auf die Branche und auf Geschlechterverhältnisse hat. Erkenntnisse, Thesen und weitere Überlegungen • Organisationen kommunizieren und interagieren miteinander • Sie beobachten sich gegenseitig und reagieren aufeinander und auf Anforderungen aus der Branche und der Gesellschaft • Organisationen und Gesellschaft passen sich wechselseitig an oder grenzen sich ggf. ab Gesetze (z.B. Gleichstellungsgesetz), Normen, Professionen (z.B. Diversitätsbeauftragte statt Frauenbeauftragte) und andere Organisationen («global player») spielen dabei eine entscheidende Rolle • Dabei muss stets Legitimität der Organisation hergestellt werden Erkenntnisse, Thesen und weitere Überlegungen • Stete Kommunikation und Interaktion von Organisationen, auch durch die Symbol-Ebene – Was wird auf der Symbol-Ebene wie kommuniziert? – Welche soziale Realität wird hier hergestellt? – Welche Auswirkungen hat dies möglicherweise nach innen und aussen? • Anschlussfrage: • wenn durch das «Bild» als personifiziertes Image einer Organisation etwas in den Fokus gerückt wird (beispielsweise «Stärke», «Unabhängigkeit», «Innovation»…), was gerät damit aus dem Fokus? Diskussionsfragen • Wie entsteht das menschliche Gesicht der Organisation? Wie kann man es beeinflussen? • Welche Auswirkungen könnte dies auf Rekrutierungsprozesse und interne Arbeitsteilung haben? (Auch: welche Personengruppen bewerben sich möglicherweise nicht?) • Was bedeutet das für die Gleichstellungsarbeit: wäre es ein Ziel, diese Bilder zu ändern oder ginge es eher darum, mit ihnen zu arbeiten? Gleichstellungsarbeit in der Organisation: Mögliche Analyseebenen und Handlungsfelder Jobs Besetzung von Stellen, Ver- und Zuteilung von Arbeitstätigkeiten, Hierarchiestufen, Entlohnung und Ausstattung mit Entscheidungsmacht Analysefragen: Erfolgen diese in unserer Organisation entlang tradierter Vorstellungen über Frauen und Männer, Männlichkeit und Weiblichkeit? Symbole und Bilder „Gender images, always containing implications of sexuality, infuse organizational structure“ (Acker 1992: 253) Analysefragen: Mit welchen Adjektiven wird unsere Organisation (intern und extern) assoziiert? Wie sind diese ggf. geschlechtlich konnotiert? (Beispiele: machtvoll, effizient, zielorientiert) Was bedingt diese Bilder? Mit welchen Bildern oder personifizierten Typen wird unsere Organisation (intern und extern) assoziiert? Auf welche Weise sind diese vergeschlechtlicht? (Beispiele: Held, Helferin, Macher) An Hand von was lassen sich die Symbole und Bilder analysieren? Was bedeutet die Erkenntnis über Symbole und Bilder jeweils für die Organisation? Was wäre das Ziel von organisationaler Gleichstellungsarbeit: mit den Bildern und Symbolen zu arbeiten oder diese zu ändern? Was würde dies für das Kerngeschäft und das eigene Selbstverständnis bedeuten? Interaktion zwischen Individuen, Vorgesetzten und Mitarbeiter_innen, Frauen und Männern, Klient_innen etc. Konstruktion von Geschlechtsidentitäten auf der Subjektebene z.B. die (geforderte) Darstellung und Selbstpräsentation durch Kleidung, Make-up und auch Sprache Analysefragen: Welche formellen und informellen Strukturen lassen eine Vergeschlechtlichung erkennen? (Beispiele: Kontaktknüpfen, informelle Absprachen während des Mittagessens) Analysefragen: Inwiefern wird von unseren Mitarbeiter_innen eine Geschlechtszugehörigkeit (oft auch inklusive sexueller Orientierung) signalisiert? Inwiefern trägt dies möglicherweise zur Dominanz bestimmter Personengruppen bei? Literatur • Acker, Joan. (1992). Gendering Organizational Theory. In Albert J. Mills & Peta Tancred (Eds.), Gendering Organizational Analyses (pp. 248-260). Newbury Park, London, New Delhi: SAGE. • Morgan, Gareth. (2008). Bilder der Organisation (Vol. 4). Stuttgart: Schäffer-Poeschel. • Ranftl, Edeltraud. (2014). Beginn feministischer Organisationsforschung und erste theoretische Ansätze zu "Geschlecht und Organisation". In Maria Funder (Ed.), "Gender Cage- revisited". Handbuch zur Organisations- und Geschlechterforschung, (pp. 58-86). Baden-Baden: Nomos. • Zöhrer, Michaela. (2015). Gewöhnliche Superheld_innen. Zur universalisierten Zitierbarkeit von Superheldentum in nichtkommerzieller Werbung. helden. heroes. héros., 77-90. Kontakt Hanna Vöhringer, Fachhochschule Nordwestschweiz Riggenbachstrasse 16 4600 Olten +41 62 957 22 54 [email protected] Ralf Wetzel, Vlerick Business School Brussel Avenue du Boulevard 112 1210 Brüssel [email protected] http://gendercage-revisited.eu/
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