Buongiorno zusammen, ;-) heute ist wieder so ein optimaler Schreibetag … es regnet ohne Unterlass … und inzwischen bin ich auf dem Campingplatz in Siena angekommen. Hier gibt es wenistens eine Bar. Leider ist der kleine Alimentari weiter unterhalb nicht mehr da. Dort gab es mittags immer leckeres Selbstgekochtes von dem älteren Ehepaar, die den betrieben haben … Nun den, auf dem Platz hier gibt’s auch ein Ristorante … Aber mal der Reihe nach. Es war eine tolle Zeit in Lucca. Dieses Städtchen ist genau das richtige für mich. Die Altstadt hat eine tolle Größe, die gut zu Fuß zu machen ist. Man findet immer irgendwen zum Quatschen, schönes Stadtbild, genug zu besichtigen, und ein wenig Kultur obendrein. Am Freitag (9. Okt.) habe ich also mein kleines Besichtigungsprogramm gestartet: zwei Kirchen und den Tore Guinigi bestiegen. Der hat oben einen kleinen Dachgarten, mit Steineichen drauf … Hier also ein paar Eindrücke: Gleich beim Rauflaufen die Hinterlassenschaften der sportlichen Treppensteiger. Welcher Fußabdruck ist wohl der höchste? Und war da der Schuh noch am Fuß? Jedenfalls macht es Spaß mir auszumalen, wie die Abdrücke zustande gekommen sein mögen ;-) Hihi, und von da oben macht es auch Spaß, ein paar Details etwas genauer anzugucken … Dachgärten z. B., oder auch das eine Haus mit den gelben Schornsteinen … War eine sehr entspannte Zeit da oben. Hatte den Führer mit, ziemlich viel gelesen … War dann aber so entspannt, dass ich mir lieber ein tolles Straßenmusikkonzert angehört habe, als mich weiterhin intensiv mit der Stadthistorie auseinander zu setzen … Die beiden waren echt gut, habe mir auch eine CD geleistet. Unterbrochen wurden sie zwischendurch jedoch von einem Kehrfahrzeug mit vorne zwei rotierenden Bürsten dran. Der ist dem Sänger beinahe über die Füße gefahren. Der Fahrer hatte einen besonderen Ehrgeiz entwickelt, genau noch den einen Plastikbecher neben den beiden mit seiner Maschine aufzusammeln … Dann noch durch das Städtchen stromern, Läden angucken (z. B. das älteste Juweliergeschäft Italiens) und Kuriositäten (der sportliche Pizzaschneider), das alte Amphitheater … Abends dann noch das Jazzkonzert. Natürlich gab's keine Karten mehr, wurde dann aber eingeladen, zu Konzertbeginn noch mal reinzuschauen. Vielleicht werden ja nicht alle abgeholt. Und siehe da, ich konnte noch eine bekommen. Und siehe da, ich bin doch kein ausgesprochener Jazzfreund. Ist nicht so überraschend, ne? Ich fand's trotzdem gut. Am nächsten Tag (Samstag) war das Wetter grau, bin dann zwar noch zum Markt geradelt, der war aber etwas enttäuschend … von geschätzten 100 Ständen verkauften 95 Klomotten, Handtaschen, Schuhe. Aber bei weitem nichts Besonderes. Wer das wohl alles kaufen mag? Dazwischen verloren sich ein Obst- und Gemüsestand, ein Käsestand, ein Imbisswagen und einer mit Korbwaren … Bin auch nicht mehr auf der Stadtmauer drumrum gelaufen, sondern geradelt. Während dessen fing es auch an zu regnen … Zum 2. Jazzkonzert wollte ich dann doch nicht mehr. Also genau wieder ein Tag zum Standortwechsel. Geplant war irgendwie die Küste, ausgehend von Livorno. Aber die Küste wollte mich nicht haben. Alles schon im Winterschlaf. Auch die Stellplätze, die dem Schild nach bis Mitte November offen sein sollten: chiuso. Dabei gab es wirklich schöne Stellen. Das hier war z. B. eine richtig offizielle Badestelle. Aber keine Campingplätze, keine Läden, nix. Tote Hose. Und das alles bei Regenwetter … Nach etwa 50 km wieder weg von der Küste und in einem Städtchen namens Castagnetto Carducci übernachtet. Aber guckt mal, ist das vielleicht ein Stellplatz? Konnte ich aber erst am nächsten Morgen (Sonntag) richtig würdigen, nachdem Regen und Grau verschwunden waren. Als ich das richtig wahrgenommen hatte konnte mich die Küste mal … ;-) Das Städtchen war total nett, hatte auch eine tolle Aussicht auf die verwaiste Küstenregion. Im Hintergrund sieht man Elba aus den Fluten schimmern … War ein super Tag dort. Genauer gesagt ein super Tagesbeginn - mit tollem Licht, schönen Gässchen, entspannten Leuten, netten Läden im Dorf, z. B. den hier. Das ist tatsächlich ein Laden, und keine Küche … Dazu das ein oder andere schöne Detail … nach dem gestrigen Frusttag genau das Richtige … :-) Habe mich dann mal um den Wetterbericht gekümmert. Montag noch gut, ab Dienstag weitgehend besch …. Bin dann also noch ein paar Dörfer weitergefahren. Über Sasseta, Suvereto bis nach Massa Marittima. Dort soll es dem Vernehmen nach einen Platz geben, den manche für den schönsten der ganzen Toskana halten. Nun ja, er war wirklich ganz schön, vor allem, weil dort etliche Leute mit Kindern ganz entspannt die Zeit verbrachten. Aber zum Campo in Siena fehlt doch noch die ein oder andere Dimension ;-) Wieder mal viel schönes, altes Gemäuer und Plätze mit Monster-Aussicht auf inzwischen ja noch weiter weg liegende Küste. Dort habe ich dann also auch übernachtet, mich ganz nett mit ein paar Schweizern unterhalten, dann noch einmal stundenlang durch die Gassen und Aussichtspunkte gelaufen, echt schön ... Der Montag war dann als Wandertag geplant. Schließlich sagte der Wetterbericht ab Dienstag Regen voraus. Zuerst also zu einem Wanderparkplatz unterhalb einer kleine Kapelle Santa Croce. Unspektakulärer Gang bergauf, nach einer knappen Stunde dann angekommen. Genauso unspektakulär das Kapellchen, wenngleich wohl aus dem 12. Jahrhundert, aber ein schöner, ganz ruhiger Ort… … und von den ortsansässigen Nutzern bestimmt öfter auch für Grillfeten benutzt. Jedenfalls stehen draußen mehr Bänke als drinnen ;-) Was aber alles andere als unspektakulär war: der Innenraum nach dem Öffnen der Tür. Nix für schwache Nerven … Da musst sich allerlei Krabbel-, Spinnen- und Fluginsektengetier neu sortieren … Bin dann auch erst mit Verspätung reingegangen, dennoch ploppte das ein oder andere Gekreuch von der Decke auf den Boden, einmal auf auf meinen Kopf. Dachte zuerst, es wäre ein Wassertropfen, aber alles war trocken … Die Leute hier wissen genau, wozu sie den Besen neben der Tür brauchen … Nun hätte ich auch unten auf dem Wanderparkplatz übernachten können. Aber so ganz ab von der Zivilisation (bis auf den Lärm der doch öfter mal vorbeifahrenden Autos, ohne Internetempfang, und so früh am Tag? Also dann doch noch eine Station weiter. Mein nächster Ort sollte Montieri werden … sollte … eigentlich … Um es gleich vorweg zu nehmen: daraus wurde nichts. Und das ist besonders schade. Denn die Gegend um diesen Ort herum ist richtig klasse. So wie man sich eine bergige Toskana eben vorstellt. Das Dorf selbst liegt wieder an einem Berghang, ist alt. Und es gibt eine Vielzahl von markierten Wanderwegen. Einen davon wollte ich mir vornehmen. Allerdings lag das Dörfchen schon im Winterschlaf. Der schöne WomoStellplatz mit Super-Aussicht eine Baustelle. Alternative nur ein Parkplatz mitten im Ort. Naja, notfalls hätte ich den auch genommen, wenn … ja wenn ich jemanden hätte fragen können. Fette Schilder weisen zur Touri-Info, doch die hat nur noch am Wochenende für ein paar Stündchen geöffnet. Und ohne irgendwie mit dem Dorf im Gespräch zu sein wollte ich mich da nicht einfach hinstellen und loslaufen. Das ganze Dorf schien recht leer zu sein … schade, schade … immerhin ein Ort, den es sich zu merken lohnt … wenn es denn mal näher an der Hauptsaison ist. Ich hatte ja noch eine Wanderung auf dem Plan. Von einem weiteren Wanderparkplatz in Monticiano aus (der auch offizieller Stellplatz sein sollte) zu einer Abbazia San Galgano. Das war zwar eine Möglichkeit, das Auto hinzustellen, aber vielmehr auch nicht. Ein Platz zwischen Dorfrand, Schule, Sporthalle. Aber inzwischen war es 16 Uhr, ich wollte nicht mehr weiter, und so bin ich denn von dort aus in Richtung San Galgano losgelaufen. Das wurde dann zu einer wundervollen Annäherung in vier Akten, und war das Eindrücklichste, das ich auf dieser Fahrt bisher erleben durfte. Nun, der Wegweiser hat sicher bessere Tage gesehen. Aber die Ausschilderung war insgesamt so gut, dass ich mir nicht wirklich Gedanken darüber machte. Und so lief den denn munter drauflos, tendenzmäßig nach unten, immer den Schildern folgend. Auch wenn man es nicht genau erkennen kann – es ist je ein Schild für Reiter und für Wanderer. Zwischendurch tauchte schon mal die Kapelle auf, die oberhalb von San Galgano liegt, aber das wusste ich zu dieser Zeit noch nicht. Ich fand einfach nur das Motiv schön. San Galgano selbst liegt dahinter (wie ich jetzt weiß ...) Und ich lief immer weiter, bis … es nicht mehr weiterging. Ohne Gummistiefel war einfach nichts zu wollen. Es sei denn, mit vollgelaufenen Wanderschuhen. Also wieder zurück. Da ist mir dann noch dieses Schild aufgefallen … In Bezug auf die obigen Schilder ist auch klar, dass dies der Wanderweg für Fische ist … ;-) Inzwischen fing es auch an zu nieseln. Zurück ins Auto, dann noch einen Gang durch dieses zwar sehr alte, aber bei weitem nicht so ansprechende Örtchen gemacht. Hatte mir dann überlegt, wenigstens am nächsten Tag mal bei San Galgano vorbeizufahren. Gedacht, getan. Der Dienstag bricht an, es regnet, und noch vor dem Frühstück bin ich auf den Parkplatz der Abbazia gefahren. Was soll ich sagen: ein tolles Plätzchen. Ein Teil des Parkplatzes extra für Womos. Allerdings funktionierte die Versorgung überhaupt nicht, aber das war mir egal. Konnte in Ruhe frühstücken, bis es aufhörte zu regnen. Schnell den Fotoapparat geschnappt auf losgegangen. Und da lag sie nun, diese Abbazia... Der erste Eindruck: eine Ruine halt. Aber das trifft es nicht. Schließlich wurde sie wieder aufgebaut, mit voller Absicht so, wie sie da steht, ohne Dach. Inzwischen regnete es wieder, aber es fand sich immer wieder die Möglichkeit zum Fotografieren. Und irgendwie hatte ich echt Glück. Nach einer Besuchergruppe hatte ich diesen Raum über eine halbe Stunde für mich alleine. Der entfaltete auf einmal eine Kraft, die ich hier nicht beschreiben kann. Etwas, das mich vollkommen in seinen Bann gezogen hat. Irgendwie mystisch, zugleich ruhig, entspannend, fast entrückt, immer mehr aufgesogen von dem Irgendwas in diesen Mauern … Es war ja auch ganz ruhig. Allein ein paar Tauben gurrten da oben im Gemäuer. Auf einmal flogen sie aber in Scharen durch die Gegend, so ganz ohne Laute, nur das Flügelschlagen zu hören ... Nun tendiere ich ja in meinem Leben doch recht stark zum Realismus (was immer das auch genau sein mag), aber diese Erfahrung war hatte nichts davon. Ähnlich und doch ganz anders als vor über 30 Jahren in Taizé. Konnte mich dann auch irgendwann lösen und bin zur Kapelle hochgelaufen, trotz des Regens. Auch die ein besonderer Ort, im Inneren mit Kuppeldach ... Dann kam auf einmal eine alte Frau hereingelaufen, hantierte mit Kerzen und machte eine eher missmutigen Eindruck. Wollte mich gerade in Richtung Auto davonmachen, als es wieder so dolle regnete. Da fing sie an zu reden, obwohl ich mir alle Mühe gab ihr zu erklären, dass ich nichts verstehen würde. So standen wir am Eingang, der eine Wasserfall von oben, den anderen am Ohr. Fragmente von acqua und forte konnte ich ausmachen, ihre Gestik auf das Wetter bezogen ließ mich ihr dann zustimmen … ;-) Wieder am Auto dann das hier. Es goss wie aus Kübeln. Echt noch Glück gehabt. All der Regen vorher war nix dagegen. Hatte hier entgegen aller Erwartungen Internet … mal wieder den Wetterbericht studiert. Bei wetter.de wurde die Situation mit 0 % Regenwahrscheinlichkeit beschrieben … bei wetteronline.de sollte dieses Schietwetter bis etwa 15 Uhr anhalten. Mein nächste Station wäre jetzt Siena, aber der Platz war gut genug, um notfalls auch noch eine Nacht hier zu bleiben und auf die Sonne zu warten. Gelesen, gegessen, ein Nickerchen gemacht... Und unglaublich, gegen 15 Uhr hörte es tatsächlich auf zu regnen … Es folgte die Annäherung Teil 3 ... Die Wirkung war die gleiche wie am Morgen. Zum Glück auch jetzt wenig Publikum. Habe mich mächtig ausfotografiert an dem Teil … bis ich wieder oben bei der Kapelle war.... Von dort gab's jetzt richtig tolle Aussichten … habe über eine Stunde hier verbracht und einfach nur genossen ... Später bin ich dann in einen Anbau dieser Kapelle gegangen. Dort gab's allerlei Honig, Gewürze, Wein und Heiligenbilder zu kaufen. Und siehe da, die Alte von vorhin saß am Tresen, den Kopf auf eine Zeitung gelegt und nickte vor sich hin. Hat mich aber dann doch bemerkt. Ich kaufte zwei Flaschen des Weines, den die hier selbst anbauen. Und sie fing wieder an zu reden... ;-) So, jetzt kommt dann die letzte Annäherung. Hatte zwar davon gelesen, dass die Hütte abends beleuchtet sein soll, aber wer weiß, ob die das auch machen, wenn fast keiner das ist? Sie machen's :-) Das war noch mal ein richtig toller Zugang, auch wenn ich nicht mehr rein kam … und ich war wieder alleine hier ... Was für ein unglaublich intensiver Tag, auch wenn ich das kaum werde vermitteln können. Fing dann wieder leicht an zu regnen … schnell die Kamera auf dem Stativ unter die mitgebrachte Plastiktüte, dann zurück zum Auto … Nach dem Regen war es immer noch ein warmer Abend, genau das Richtige für ein ruhiges Glas Wein vor'm Auto, den Tag noch mal nachfühlen … Heute nun die Fahrt nach Siena. Wie wetteronline versprochen hat: den ganzen Tag Regen. Ab morgen soll's besser werden. Konnte mit dem Regen hier sogar etwas anfangen, sonst wäre ich sicher nicht zum Schreiben gekommen… und in Siena bleibe ich, bis ich mindestens zwei Sonnentage auf dem Campo verbringen konnte :-)) Siena am Mittwoch, 14. Oktober, gegen 21 Uhr
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