SiegreicheSegler–trotzBallastanBord

V O R M I T TA G
MONTAG, 13. JUNI 2016
16°
N A C H M I T TA G
19°
MORGEN
19°
HUN SEITE 9
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Malerische Kulisse: Die Segler formieren sich vor der Silhouette Husums zum Startschuss für die Hever-Regatta.
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Na c h r i c h t e n
Spreckelsen liest aus
neuem Storm-Krimi
HUSUM Die Stimmen der Toten rufen
übers Meer – in Tilman Spreckelsens
zweiten Theodor-Storm-Krimi „Der
Nordseespuk“: „live“ zu erleben am
Sonntag, 19. Juni, ab 17 Uhr im Rittersaal des Schlosses. Zur Handlung: Husum, 1843: Nachts am Hafenbecken entdeckt Peter Söt, Schreiber und Freund
des jungen Anwalts Theodor Storm, im
Schlick einen goldenen Pokal. Als er mit
einer Leiter zurückkehrt, um ihn zu bergen, ist der Kelch verschwunden. Dafür
liegt nun eine Leiche im Schlick. Der
erste von mehreren Toten, die Husum in
Angst und Schrecken versetzen. Alle Ermordeten hatten Kontakt zu einer Sekte, die vor mehr als 100 Jahren auf der
Insel Nordstrand ein Paradies auf Erden, einen Gottesstaat, errichten wollte.
Und Storm entdeckt, dass es diese Gemeinschaft im Verborgenen noch heute
gibt. Nimmt sie jetzt späte Rache? Karten gibt es im Storm-Haus und in der
Schlossbuchhandlung, Schlossgang 10.
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Stine Stöber
„Die fressen weniger“
Ich hatte am Wochenende
Besuch von einer Schulfreundin, die heute in Köln
lebt. Im Laufe des Abends erzählte die von einer lustigen
Begegnung, die sie vor mehr
als 35 Jahren mit einem nordfriesischen
Schafshirten hatte. Ihre Versuche, den
wortkargen Mann in ein Gespräch zu verwickeln, waren damals nur bedingt erfolgreich. Schließlich fragte sie ihn, was die
schwarzen Schafe gegenüber den weitaus
zahlreicheren weißen so besonders mache.
Der Mann schaute kurz auf und antwortete:
„Die fressen weniger“. Meine Freundin war
verwundert. „Wieso das denn“, wollte sie
wissen.„Na ja“, entgegnete der Schäfer trocken: „sind ja auch weniger.“ Ein Dialog wie
aus der Bier-Werbung.
Telefon 04841/89651310
Siegreiche Segler – trotz Ballast an Bord
Auch ein Praktikant der Husumer Nachrichten konnte die Erfolgsfahrt der „Tina“ bei der Hever-Regatta nicht verhindern und freute sich kräftig mit
mit dem Handicap beim Golfen
vergleichbar sei, fragt der „Praktikant“ mit aller gebotenen Vorsicht. Man will sich schließlich
nicht blamieren. Johannsen nickt
wohlwollend. Die erste Lektion
ist gelernt. Es sollen aber noch
viele weitere folgen.
Mein Skipper, Christian, fragt,
ob ich schon mal gesegelt bin. Ich
sage ihm die Wahrheit, die er mit
einer schwer definierbaren Geste
quittiert. Dann wird es ernst:
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . „Auslaufen morgen um 7.30
Uhr“, sagt Christian. Das heißt:
„Tiefe: 8,2 Meter,
aufstehen um 6 Uhr. Eine unGeschwindigkeit:
christliche Zeit – nicht für Seefah2,8 Knoten – umgekehrt
rer, aber für Redakteure. Egal.
wär’s besser.“
AmanderenMorgenbinichder
Manfred
erste, der zum gemeinsamen
Steuermann
Frühstück im Clubraum erscheint. Und der erste, der diesen Anfangs liefern sich die „Tina“ und die „Freja“ sprichwörtlich ein Kopf-an-Kopf-Rennen.
Doch der Reihe nach. Freitagabend: Lagebesprechung im gut
Bord, sorgt erfolgreich für Ersatz. muss schnell gehen, jeder Handgriff sitzen. Die Konkurrenz
gefüllten Clubhaus des Husumer
Es kann weitergehen.
Segler-Vereins von 1928. Von
Der Startschuss fällt um 10 Uhr schläft nicht.
Vor allem die „Freja“ sitzt uns
HörnumaufSyltüberHalligHoozwischen Tonne 62 und der „Corge und Nordstrand bis nach Dithnelia“, die Krabbenfischer Jan- seit einiger Zeit im Nacken. Das
marschen sind Segler angereist,
Erich Mexdorf der Regatta-Lei- veranlasst Birger zu der Bemerum an der morgigen vereinseigetung zur Verfügung gestellt hat. kung: „Wenn wir nicht gewinnen,
nen Hever-Regatta mitzuwirken.
Da wir den Heverstrom in immer schieben wird es auf den PraktiAmEndewerdenes22Bootesein.
kürzeren Intervallen hinauf- und kanten.“ Immer auf die Kleinen.
Darunter die „Tina“ – „mein
dannach wieder herunterfahren, Überhaupt: Um Sprüche sind
Schiff“ und das von Christian,
werden meiner Aufenthalte an meine Mitstreiter nicht verlegen:
Manfred, Birger und Jan.
Deck im Regatta-Verlauf immer Als von einem Motorboot, das
Segeln ist Mannschaftssport –
kürzer. Dafür lerne ich, wie man sich während des Niedrigwassers
insbesondere bei Regatten. Aber
einen Palstek löst und den Spin- hat trocken fallen lassen die
weil Segler sehr individuelle Vornaker nach Gebrauch vorzugs- „Banks of Sacramento“ erschalstellungen davon haben, was zu
weise wieder so zusammenfaltet, len, ruft einer: „Schutzzone 1 und
ihnen passt und die Schiffe nicht
dass er sich beim nächsten Ein- dann solche Musik.“
Als ich gerade das letzte Bröt(immer) von der Stange kom- Höchste Konzentration: Jan und Birger beim Einholen des Spis.
satz nicht verheddert (was mir
chen fürs zweite Frühstück dick
men, ist es Aufgabe der Regattamit Käse belege, ruft Christian
Leitung – Hans-August Nachti- wiederverlässt,dennmeineCrew
von oben: „Tempo, da unten. Spi
gall und Ehefrau Anke Kröhnert- will an Bord frühstücken. Davon
kommt.“ Und schon muss ich
Nachtigall –, sie in Gruppen ein- wusste ich nichts. Schlampige Rewieder zupacken, bis ich mitsamt
zuteilen. „Eine solche Zuordnung cherche. Aber immerhin: So kann
Kombüse (die die Jungs zum beserlaubt nicht nur den Vergleich ich mich gleich nützlich machen
seren Verständnis für mich nur
untereinander, sondern auch und quasi in meinen alten Job als
„Küche“ nennen) unter Segelüber sämtliche Gruppen hin- Smutje zurückkehren. Das heißt:
tuchbegrabenwerde.Danachwill
weg“, erläutert Vereinsvorsitzen- Brötchen schmieren und die
ich den Spinnaker gleich wieder
der Hargen Johannsen. Ob das Jungs mit Fragen wie „Wollt Ihr
was trinken?“ bei Laune halten.
zusammenfalten. Doch der
Diehabenunterdessenschonmal
Käptn ruft: „Rüdiger, lass liegen
die Leinen losgemacht und „mound komm’ nach oben: Zieleintoren“ auf das Sperrwerk zu. Vor
lauf.“ Den Start hatte ich schon irden Toren der Stadt werden dann
gendwie verpasst. Dann also weerste Manöver durchgesprochen So sehen Sieger aus: Jan, Birger, Manfred und Christian (v. l.) nach dem nigstens das Ende mitnehmen,
und der von einem Segel-Kame- Zieleinlauf. Der „Praktikant“ fotografiert. FOTOS (4): OTTO VON BROCKEN das noch dazu ein gutes ist: Wir
raden ausgeliehene Spinnaker
haben gewonnen – mit weitem
mit Storchen-Motiv gesetzt. Der mitfreienLiekenanzweiSchoten nur mäßig gelingt). Und zwi- Abstand. Ein kleiner Triumph –
„Spi“, (Achtung: Recherche!), ein gefahren. Die Leeschot nennt schendurch ist ja auch noch der auch für den Praktikanten, aber
besonders großes, bauchig ge- sich Spischot, die Luvschot Ach- Smutje gefragt.
vor allem für eine fabelhafte
schnittenes Vorsegel, das vor dem terholer. Luv ist übrigens die dem
Bei den Wenden wird es hek- Crew.
Wind zur Vergrößerung der Se- Wind zugewandte Seite. Doch ge- tisch an Bord. Christian gibt kna- . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
gelfläche eingesetzt wird (Wiki- nug des Segler-Lateins: Schon ckige Anweisungen und über
Rüdiger Otto von Brocken
pedia), soll für die kommenden beim ersten Versuch, den Spinna- meinem Kopf geht es zu, als sei eiist Redakteur
Stunden ein Teil meines Zuhau- ker aufzuziehen, verlieren wir das ne Horde Karibus unterwegs
Blick aus „Spi“-Kammer und
der Husumer Nachrichten
„Küche“ hinauf an Deck – zu Jan.
[email protected]
ses unter Deck werden. Er wird Spifall. Birger, der Tüftler an (verzeiht das Bild, Jungs!). Alles
HUSUM „Guten Abend, ich bin
der Praktikant.“ Damit habe ich
den Spitznamen weg. Angesichts
meiner eher bescheidenen Erfahrungen als Segler (vor Jahren bin
ich mal als Verlegenheits-Smutje
auf einer Yacht in der dänischen
Südsee mitgeschippert), hätten
mich Birger, Manfred, Jan und
Skipper Christian auch einfach
als „Lebend-Ballast“ bezeichnen
können.Sietatenesnicht,unddafür bin ich dankbar.
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Husum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 10
Bredstedt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 11
Friedrichstadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 12
Eiderstedt & Service . . . . . . . . . . Seite 13
Kreis Nordfriesland . . . . . . . . . . . . . Seite 14
Service . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 27
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In h a l t
HERBERT MÜLLERCHEN