Evaluation Kampagne

Erfreuliche Resultate zur Kampagne «Sichere Lehrzeit»
Wie wirkt die Kampagne «Sichere Lehrzeit» bei Berufsbildenden und Lernenden?
Insgesamt gut, wie eine Begleitstudie zeigt. Doch es gibt noch Optimierungspotenzial, vor allem in der lateinischen Schweiz sowie bei der Vorbildfunktion der
Mitarbeitenden.
Seit 2014 wird die Kampagne «Sichere Lehrzeit» von einem externen Forschungsinstitut evaluiert
und begleitet. Dies ist wichtig, denn nur so kann unabhängig festgestellt werden, ob die Kampagne
die Ziele erreicht und wo noch Verbesserungspotenzial vorhanden ist. Im Zentrum der Evaluation
stehen Befragungen von Berufsbildenden und Lernenden. Die letzteren werden im Lauf ihrer
Lehrzeit jedes Jahr befragt, um Veränderungen bezüglich der Einstellungen zur Arbeitssicherheit
und des Verhaltens aufzuzeigen.
Die Resultate der Evaluationen der Jahre 2014 und 2015 sind insgesamt erfreulich:
Seit dem Kampagnenstart im Jahr 2013 wurden die Unterlagen über 155'000 Mal bestellt.
Sowohl die Berufsbildenden als auch die Lernenden stellen der Kampagne insgesamt ein
gutes Zeugnis aus. Die Unterlagen werden von der grossen Mehrheit der Befragten als
informativ und hilfreich bezeichnet. Da die Befragten das Thema "Arbeitssicherheit"
äusserst wichtig finden, ist ihnen die Kampagne sehr willkommen.
Zwischen 2014 und 2015 haben die Einschätzung von Kampagne und die Bedeutung der
Arbeitssicherheit im Betrieb noch einmal leicht verbessert.
Zudem konstatieren viele Berufsbildende einen Rückgang der Unfallzahlen von Lernenden
in ihren Betrieben. Die im Rahmen der Evaluation zum zweiten Mal befragten Lernenden
sind seit der ersten Befragung nur sehr selten verunfallt – und wenn sie einen Unfall hatten,
war dieser in der Regel nicht gravierend und passierte zumeist nicht bei der Arbeit.
Trotzdem gibt es einige Punkte, die noch nicht optimal laufen und verbessert werden können:
Der STOPP-Ausweis als wichtiges Element der Kampagne ist noch nicht vollständig
akzeptiert. So bezeichnen ihn nur knapp zwei Drittel der Berufsbildenden als "gute Idee"
(65%), und nur zwei von fünf (39%) haben den Ausweis mit ihren Lernenden unterzeichnet.
Immerhin haben sich diese Werte zwischen 2014 und 2015 verbessert. Zudem stösst der
STOPP-Ausweis bei den Lernenden auf eine höhere Zustimmung als bei den
Berufsbildenden.
Die Berufsbildenden sind sich ihrer Vorbildfunktion bezüglich der Arbeitssicherheit bewusst,
und auch die Lernenden schätzen die Unterstützung seitens ihrer Vorgesetzten. Über 90
Prozent der Lernenden geben an, sie würden Hilfe erhalten, wenn sie diese bräuchten.
Etwas weniger positiv ist das Bild, wenn die Lernenden danach gefragt werden, ob die
"anderen" Mitarbeitenden im Betrieb generell Vorbilder bezüglich der Arbeitssicherheit
seien. Wird diese Frage in der ersten Befragung zu Beginn der Lehrzeit noch von über 80
Prozent der Lernenden bejaht, so sinkt die Zustimmung in der zweiten Befragung ein Jahr
später auf unter 60 Prozent. Das Bewusstsein für die wichtige Vorbildfunktion nimmt
scheinbar im 2. Lehrjahr ab. Hier lohnt es sich, in den Betrieben genauer hinzuschauen.
Und schliesslich ist die Kampagne in der West- und Südschweiz noch nicht ganz so gut
verankert wie in der Deutschschweiz. Dies ist nicht zuletzt deshalb bedauerlich, weil die
Lernenden aus der West- und Südschweiz verschiedene Aspekte der Arbeitssicherheit
etwas kritischer beurteilen als ihre Kolleg/innen aus der Deutschschweiz. Hier besteht mit
anderen Worten also noch ein erhebliches Potenzial für die Kampagne.
Für die Evaluation:
Hanspeter Stamm, Lamprecht und Stamm Sozialforschung und Beratung AG, Zürich