Schulterherein - eine kleine Anleitung

Schulterherein
Allgemeine Definition:
Beim Schulterherein bewegt sich das Pferd entlang einer geraden oder gebogenen Linie gegen die
Bewegungsrichtung gestellt und um den Reiterschenkel gebogen vorwärts-seitwärts.
- auf drei Hufschlägen (Abstellung ca. 30-35° laut Turnierrichtlinien)
Die Vorderbeine kreuzen, Hinterbeine laufen parallel auf dem 1ten
Hufschlag.
Fördert die Hankenbeugung und Lastaufnahme der Hinterhand,
Verbesserung der lateralen Beweglichkeit im Bereich der
Lendenwirbelsäule.
- auf vier Hufschlägen (Abstellung ca. 40-45°, laut klassischer
Reitweise)
Die Vorder- und Hinterbeine kreuzen.
Fördert die Hankenbeugung und Lastaufnahme der Hinterhand,
erhöht/vermehrt die Beweglichkeit des Beckens und der
Hinterbeine.
Hilfengebung bei beiden Varianten:
Die Gewichtshilfe des Reiters (innen, mittig oder außen) wird vom Pferd bestimmt und sollte flexibel
je nach Pferd angepasste werden können.
Das Pferd wird mit dem inneren Zügel leicht und weich nach innen gestellt – sozusagen um den
inneren, treibenden Schenkel gebogen. Der innere Schenkel liegt am Gurt, höchstens minimal
dahinter. Der äußere Schenkel liegt hinter dem Gurt und verhindert ein Ausweichen der Hinterhand
nach außen. Der äußere Zügel hält das Pferd in Verbindung mit dem inneren Schenkel auf der Linie
und verhindert ein Ausfallen über die äußere Schulter.
Hilfe bei Problemen!
Was passiert, …
… wenn dem Pferd der Schwung verloren geht?
Den eigenen Sitz überprüfen – die innere Schulter bewusst leicht zurücknehmen (die Schultern
parallel zu den Schultern des Pferdes tragen). Das äußere Knie „öffnen“ – ggf. mehr innen sitzen, das
innere Bein bewusst länger werden lassen.
… wenn das Pferd mit der Schulter nach kurzer Zeit Richtung Hufschlag driftet?
Das Schulterherein nur über einige Tritte reiten und bewusst beenden, bevor das Pferd auf den
Hufschlag zurückdrängelt (z. B. das Pferd aus der Innenstellung nehmen und mit beiden
Händen/Zügeln sozusagen nach außen wirken, also beide Hände parallel nebeneinander nach außen
verschieben und das Pferd danach im Schritt vorwärts gehen lassen).
Es kann helfen diese Übung auf der Diagonalen (als ob man tatsächlich „durch die Bahn wechseln“
möchte) zu reiten. Das bedeutet, das Schulterherein wie oben beschrieben nach der zweiten Ecke
der kurzen Seite einleiten, ein paar Schritte/Tritte Schulterherein reiten (parallel zur langen Seite),
dann das Pferde wieder kurz auf die Diagonale herausreiten, nach einigen Tritten auf der Diagonalen
erneut außen abfangen und ein paar Schritte/Tritte Schulterherein (wieder parallel zur langen Seite)
und so fort, bis man auf den anderen Hufschlag und der anderen Hand angekommen ist.
… wenn das Pferd mit der Schulter an der Bande klebt?
Dem Pferd weniger Stellung geben (Innenstellung!) und den äußeren Zügel etwas deutlicher führen
lassen – dies kann unterstützt werden, indem man mit beiden Händen/Zügeln nach innen wirkt
(parallel beide Hände nach innen nehmen, so wird der äußere Zügel „verkürzt“ und wirkt gegen den
Hals).
Mit Köpfchen reiten – hier helfen einfache Bahnfiguren:
z. B. das Reiten einer Volte einleiten (ganze Bahn geritten, 1ter Hufschlag) oder nach der zweiten
Ecke der kurzen Seite so tun, als ob man auf die Diagonale abwenden.
Hier muss man schnell sein, denn sobald sich die Schulter vom Hufschlag löst und in dem Moment, in
dem die Schulter in Richtung der Diagonale abwendet muss die äußere Schulter mit dem äußeren
Zügel abfangen werden - gedanklich in Richtung des äußeren Zügels treiben (über die Gewichtshilfe,
sozusagen mit der inneren Hüfte das Pferd gedanklich in die gewünschte Richtung „schupsen“, das
äußere Knie leicht werden lassen bzw. „öffnen“!)
… wenn das Pferd auf der „Zwangsseite*“ nicht genügend Längsbiegung entwickelt?
Die Stellung und Biegung überprüfen – mit dem äußeren Zügel ggf. etwas nachgeben, damit die Nase
sanft Richtung inneres Buggelenk gestellt werden kann. Eine sanfte Stellung kann erreicht werden,
wenn man z. B. die innere Hand dabei etwas anhebt oder die Zügelführung nach innen öffnet. Sobald
das Pferd sich stellt und biegt mit den Händen weich werden, etwas nachgeben, aber die Zügel nicht
„wegschmeißen. Der innere Schenkel am Gurt/die innere Hüfte bewusster in Richtung äußerer Zügel
wirken lassen wollen.
* liegt auf der anderen Seite der „holen“ Seite des Pferdes
Mit Köpfchen reiten – hier helfen einfache Bahnfiguren:
An der langen Seite z.B. aus dem Schulterherein in eine Volte und aus der Volte wieder in ein
Schulterherein reiten.
… wenn das Pferd auf der „hohlen“ Seite über die äußere Schulter ausweicht?
Es dem Pferd einfacher machen – zuerst nur „Schulter vor“ reiten, die abgespeckte Version der
Lektion mit weniger Stellung und Biegung.
Wenn diese Lektion spielerisch geritten werden kann, dann langsam mehr Stellung und Biegung
erarbeiten. Das Pferd geraderichten -> ev. auch wie folgt: regelmäßig zwischen Schulterherein und
Renvers wechseln („ Kruppe herein“). Dies verbessert die Geraderichtung und macht die hohle Seite
dehnbarer/flexibler.