4. Mobilfunk

4. Mobilfunk
Wer ein Handy nutzt, möchte möglichst an jedem Ort erreichbar sein. Doch längst
steht für viele das Telefonieren nicht mehr alleine im Vordergrund: Mit modernen
mobilen Endgeräten, wie Smartphones, Tablet-PCs und Pads, sind inzwischen
Anwendungen wie Video-Telefonie, Surfen im Internet sowie Herunterladen von
Fotos, Musik und Videos gang und gäbe.
Anwendungen wie Video-Telefonie, das Surfen im Internet und in sozialen
Netzwerken sowie das Herunterladen von Fotos, Musik und Videos fordern immer
mehr Leistung von den Mobilfunknetzen. Auch in Zukunft müssen diese daher weiter
wachsen und ausgebaut werden um zusätzliche Kapazitäten zu schaffen.
Die Netze - von GSM zu LTE (advanced)
Damit Mobilfunk funktioniert, bedarf es einer umfassenden technischen Infrastruktur.
Diese wird von den Mobilfunknetzbetreibern bereitgestellt: In Deutschland
unterhalten vier Mobilfunknetzbetreiber jeweils eigene GSM- , UMTS- sowie die noch
im Ausbau befindlichen LTE-Netze, inkl. der Erweiterung LTE-Advanced (Long-TermEvolution-Advanced).
Bei GSM und UMTS handelt es sich um Mobilfunkstandards, die in über 232
Ländern und Regionen der Welt verwendet werden. Weltweit gibt es mehr als fünf
Milliarden Menschen, die eine dieser Mobilfunktechniken nutzen. Der 2010
eingeführte Standard LTE ist die erste Mobilfunktechnik, die weltweit einheitliche
Standards nutzt. Bei GSM und UMTS herrschen in Amerika, Europa und Asien
Unterschiede.
Funkzellen und Sendeanlagen
Das Erfolgsgeheimnis des modernen Mobilfunks ist seine ausgeklügelte
Technologie. Sie gewährleistet eine hohe Übertragungsqualität bei flächendeckend
guter Erreichbarkeit. Dies ermöglicht der zellulare Aufbau der Mobilfunknetze. Sie
bestehen aus zahlreichen nebeneinanderliegenden, wabenartig vernetzten
Funkzellen. Jede Funkzelle verfügt über eine Sende- und Empfangsstation, die
sogenannte Mobilfunkbasisstation.
Antennenmasten einer Mobilfunkbasisstation
Die ortsunabhängige Erreichbarkeit per Mobiltelefon beruht auf dem Prinzip, dass ein
Gespräch immer zwischen einem Handy und einer nahegelegenen
Mobilfunksendeanlage des Netzbetreibers aufgebaut wird.
Diese Basisstation versorgt eine räumlich begrenzte Funkzelle mit Empfang und
gleichzeitig registriert sie, welche Handys des eigenen Netzes in ihrem
Versorgungsbereich eingeschaltet sind. Anhand dieser Information kann jedes
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Handy vollautomatisch überall auf der Welt innerhalb von Sekunden gefunden und
angerufen werden.
Funkwellen
Die physikalische Voraussetzung für das mobile Telefonieren sind hochfrequente
elektromagnetische Funkwellen. Sie dienen gewissermaßen als Transportmedium,
weil sie die Informationen mit Lichtgeschwindigkeit vom Handy zur nächstgelegenen
Basisstation befördern können. Dazu werden Sprache und Daten digitalisiert, in
kleine Einheiten zerlegt und dann in Funkwellen umgewandelt.
Übertragungsweg
Die Mobilfunkbasisstation empfängt die Funksignale eines Handys und leitet sie über
Kabel- oder Funkverbindungen an eine entfernte Vermittlungsstelle des
Netzbetreibers weiter. Von dort werden die Gespräche zum Empfänger weitergeleitet
und die Verbindungsabläufe gesteuert.
So funktioniert der Übertragungsweg
beim Mobilfunk
Beim ersten Hinsehen scheint der Übertragungsweg beim mobilen Telefonieren
unkompliziert zu sein: Die digitalen Funksignale werden von einem Handy zum
anderen oder aber vom Handy zum Festnetztelefon gesendet. In der Praxis
allerdings durchlaufen die Gespräche und Daten eine Reihe von Zwischenstationen,
bevor sie beim Empfänger ankommen. Der Übertragungsweg beim Mobilfunk
beinhaltet die Strecke vom Mobiltelefon zur Mobilfunksendeanlage derjenigen
Funkzelle, in der sich der jeweilige Handy-Nutzer befindet. Von dort müssen die
Informationen – zum Teil über große Entfernungen – zu der Mobilfunkzelle
weitergeleitet werden, in der sich der Empfänger aufhält. Dies erfolgt über
Funkvermittlungsstellen.
Funkvermittlungsstellen
Die Mobilfunkbasisstation nimmt das Funksignal eines Handys und damit die zu
vermittelnde Information über ihre Empfangsantenne auf. Dann gibt sie diese über
herkömmliche Kabelverbindungen oder über Richtfunk an die Funkvermittlungsstelle,
das Mobile Service Center, weiter. Hier werden die Gespräche vermittelt und der
gesamte Gesprächsablauf vom Ruf bis zum Gesprächsende gesteuert. Auch Dienste
wie die Rufweiterleitung, Anklopfen oder Mehrfachgespräche führt das Mobile
Service Center aus. Dazu gehört auch das Erfassen der Rechnungsdaten.
Bei der Funkvermittlungsstelle wird das Gespräch entweder an das herkömmliche
Festnetz oder an eine andere Funkvermittlungsstelle übergeben, die das Gespräch
an die nächstgelegene Basisstation weiterleitet, von wo es das Empfänger-Handy
erreicht.
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Richtfunkstrecken
Die Datenübertragung zwischen den Basisstationen und den Funkvermittlungsstellen
erfolgt entweder über Kabelverbindungen oder über Richtfunkstrecken. Mit Hilfe des
Richtfunks lassen sich Signale im Gigahertz-Bereich senden und empfangen. Das
geschieht mit kreisförmigen Parabolantennen. Gesendet wird im Mikrowellenbereich
zwischen 2 GHz und 60 GHz. Da bei Richtfunkstrecken immer eine direkte
Sichtverbindung erforderlich ist, werden die Daten oft über so genannte
Richtfunkrelais weitergeleitet, die häufig gemeinsam mit Basisstationen auf einem
Dach oder Mast montiert sind. Die Richtfunkrelais empfangen und verstärken die
Mikrowellensignale und senden sie dann weiter zum nächsten Relais. Hierbei sind
die maximalen Entfernungen frequenzabhängig. Bei Frequenzen von 2 GHz können
sie zwischen 40 km und 100 km liegen. Bei höheren Frequenzen verringert sich die
Reichweite und liegt bei 10 GHz bei maximal 30 km.
Handover
Genauso wie die Handys mobil sind, so wird auch der mobile Übertragungsweg
dynamisch angepasst. Das heißt die Strecke der Informationsübermittlung verändert
sich je nach Standort von Sender und Empfänger. Wechselt ein Mobilfunkteilnehmer
während eines Gesprächs die Funkzelle, schaltet das System automatisch auf die
angrenzende Funkzelle um (Handover) und beendet die Verbindung zur alten, ohne
dass der Handy-Nutzer etwas davon bemerkt.
Um zu entscheiden, wann eine Weitergabe einer Verbindung erforderlich ist, wird die
Übertragungsqualität gemessen. Der Zellenwechsel wird dann eingeleitet, wenn ein
bestimmter Schwellenwert unterschritten ist beziehungsweise ein Wechsel der
Funkzelle eine Verbesserung der Übertragungsqualität erwarten lässt.
Welche Frequenzen nutzt der Mobilfunk
in Deutschland?
Zum Austausch von Informationen zwischen Handys und Basisstationen nutzt die
moderne Mobilfunktechnik elektromagnetische Felder. Sie übermitteln Sprache und
Daten. Zum Transport dieser Informationen sind jedem Mobilfunkstandard bestimmte
Frequenzbereiche zugewiesen.
Jeder Frequenzbereich ist in zwei Frequenzbänder unterteilt. Auf dem unteren
Frequenzband erfolgt die Übertragung der Daten vom Handy zum Sender. Dies ist
der sogenannte Uplink. Auf dem oberen Frequenzband werden die Daten vom
Sender zum Mobiltelefon übertragen. Dabei handelt es sich um den Downlink.
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Frequenzbereiche
Dem GSM-Mobilfunkstandard sind in Deutschland die Frequenzbereiche von 890 bis
915 MHz und von 935 bis 960 MHz (GSM 900) sowie von 1710 bis 1785 und von
1805 bis 1880 MHz (GSM 1800) zugeordnet. Die UMTS-Netze nutzen die
Frequenzen von 1920 bis 1980 MHz sowie von 2110 bis 2170 MHz. Für die LTEMobilfunknetze wurden von der Bundesnetzagentur Frequenzen in den Bereichen
800 MHz, 1,8 GHz, 2 GHz und 2,6 GHz vergeben. Digitale Bündelfunksysteme für
die professionelle Nutzung (zum Beispiel für die Polizei) belegen die
Frequenzbereiche zwischen 380 und 400 MHz sowie zwischen 410 und 450 MHz.
Die verfügbaren Frequenzen für Funkanwendungen sind eine physikalisch
beschränkte Ressource. Daher müssen die vorhandenen Frequenzen effizient
genutzt werden. Dies ist vor allem dann eine Herausforderung, wenn die Zahl der
Nutzer zunimmt. Da eine Mobilfunkbasisstation immer nur eine begrenzte Anzahl von
Verbindungen bewältigen kann, müssen die Funknetze weiter ausgebaut werden.
Dieser Ausbau der Netze erfolgt durch die Aufteilung einer bestehenden Funkzelle in
mehrere kleine neue Zellen.
Bessere Auslastung durch UMTS und LTE
Eine bessere Nutzung der Frequenzressourcen konnte durch die Steigerung der
Datenübertragungskapazität erreicht werden. Mit UMTS wuchs die Kapazität einer
Mobilfunkzelle durch das besonders effiziente Übertragungsverfahren um 30 bis 60
Prozent. Mit LTE wird die Ausnutzung der Frequenzen noch weiter verbessert, wobei
die Vorteile von LTE vor allem in einer besseren Aufteilung der Zellen und der
Reduzierung der Verzögerungen bei der Datenübertragung liegen.
Wie sind Funkzellen und
Mobilfunknetze beschaffen?
Mobilfunknetze sind die Grundlage der mobilen Kommunikation. Sie bilden
gewissermaßen die Basisinfrastruktur, die das Telefonieren mit dem Handy
ermöglicht. Die Mobilfunkbetreiber haben die Netze mittlerweile so gut ausgebaut,
dass die Menschen die moderne Mobilfunktechnik nahezu überall in Deutschland
nutzen können. Heute sind eine hohe Qualität der Sprach- und Datenübermittlung
sowie ausreichend vorhandene Übertragungskapazitäten zum Standard geworden.
In Deutschland gibt es vier Mobilfunknetze von drei Betreibern, die auf der Basis des
GSM-Standards (Global System for Mobile Communications) betrieben werden. Für
die UMTS-Technologie (Universal Mobile Telecommunications System) wurden
ebenfalls vier Mobilfunknetze errichtet. Sowohl GSM-Netze als auch UMTS-Netze
verfügen prinzipiell über die gleiche Struktur.
Jedes Mobilfunknetz ist geografisch in viele aneinandergrenzende Gebiete unterteilt die so genannten Funkzellen. Man spricht daher auch vom zellularen Aufbau der
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Netze. Die Aufteilung in Funkzellen von begrenzter Größe ermöglicht es, die
beschränkte Anzahl verfügbarer Funkkanäle optimal zu nutzen. Denn die Menge an
verfügbaren Funkfrequenzen ist beim Mobilfunk durch die staatliche Lizenzvergabe
stark begrenzt. In einem Mobilfunknetz werden daher dieselben Frequenzen (bei
GSM) bzw. Codes (bei UMTS) in ausreichendem räumlichen Abstand wieder
verwendet.
Funkzellen und ihre Beschaffenheit
Die einzelnen Funkzellen sind in der Regel wabenförmig und erstrecken sich über
das gesamte Bundesgebiet. Sie verfügen über unterschiedliche Größen. So reicht
der Durchmesser der Zellen von unter 100 Metern in Innenstädten, wo sie unter
Umständen nur ein paar Häuser oder einen U-Bahnhof versorgen, bis zu mehreren
Kilometern auf dem Land.
Jede dieser Funkzellen wird von einer fest installierten Sende- und Empfangsanlage
versorgt – der so genannten Mobilfunkbasisstation. Die Basisstationen bilden
gewissermaßen die Knotenpunkte der Mobilfunknetze. Alle Netzbetreiber in
Deutschland nutzen derzeit rund 50.000 Basisstationen. Im Rahmen der ersten
Ausbaustufe der UMTS-Netze sind etwa 15.000 weitere Basisstationen
hinzugekommen. Der laufende LTE Netzausbau benötigt weitere, allerdings werden
Standorte natürlich typischerweise mehrfach belegt.
Während sich die Zellgrößen bei GSM nicht verändern, haben die Mobilfunkzellen
bei UMTS eine andere Charakteristik: Sie „atmen“. Ihre räumliche Ausdehnung ist
abhängig von der Zahl der Teilnehmer, die in einer Zelle mobil telefonieren. Eine
stärkere Nutzung verkleinert dementsprechend die nutzbare Zelle.
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Anforderungen an die Struktur von Mobilfunknetzen
In der Praxis leitet sich die Zellenstruktur aus den zahlreichen Einzelanforderungen
ab, die an ein modernes Mobilfunknetz gestellt werden. Dies sind zum Beispiel eine
ausreichende Übertragungskapazität, die hohe Qualität der Sprach- und DatenÜbertragung bei geringen Fehlerraten und eine flächendeckende Nutzbarkeit, die
möglichst auch die Versorgung innerhalb von Gebäuden umfasst.
Jeder Sender einer Mobilfunkzelle kann im Übrigen nur eine begrenzte Anzahl an
Nutzern versorgen. Der in den vergangenen Jahren ständig gestiegene Bedarf an
Übertragungskapazitäten hat dazu geführt, dass die Betreiber die Zahl der
Mobilfunksender und damit auch der Funkzellen erhöht haben. Dadurch ist es
möglich, die im Netz zur Verfügung stehenden Frequenzen (bei GSM) bzw. Codes
(bei UMTS) häufiger wieder zu verwenden. Funkzellen, in denen die gleichen
Frequenzen bzw. Codes zum Einsatz kommen, müssen allerdings genügend weit
voneinander entfernt sein, damit es nicht zu gegenseitigen Störungen, so genannten
Interferenzen, kommt. Angepasst an die örtliche Nachfrage werden innerhalb eines
Mobilfunknetzes große und kleine Zellen zusammengefügt. Auf diese Weise können
etwa so genannte Hochlastgebiete wie Innenstadtbereiche, Flughäfen oder Bahnhöfe
gezielter und effizienter versorgt werden. Beim Zuschnitt der Zellen ist zudem zu
berücksichtigen, dass die Auslastung, über den Tag, die Woche oder das Jahr
gesehen, zum Teil sehr stark schwankt.
Kleinere Funkzellen können darüber hinaus auch die Übertragungsqualität
verbessern. Wenn die Zellen geografisch eng begrenzt sind, wird die Möglichkeit
verringert, dass es zu Abschwächungen und Ablenkungen des Funksignals kommt.
Natürliche Hindernisse oder Gebäude, aber auch Witterungseinflüsse können daher
verhältnismäßig schnell zu so genannten Abschattungen führen, durch die die
Informationsübermittlung gestört wird.
Übertragungsgeschwindigkeit im Vergleich
GSM (2G)
MobilfunkTechnik
GPRS
EDGE
UMTS (3G)
UMTS
LTE
HSDPA
HSUPA
(3,5G)
HSPA+
(3,5G)
LTE
(4G)*
LTE Advanced
(4,5G)*
Downlink
53,6 kBit/s
236,8
kBit/s
384
kBit/s
1,8 MBit/s
3,6 MBit/s
7,2 MBit/s
14,4 MBit/s
21,1 MBit/s
42,2 MBit/s
bis 100
MBit/s
bis 1 GBit/s
Uplink
13,4 kBit/s
(26,8
kBit/s)
118,4
kBit/s
(236,8
kBit/s)
128
kBit/s
(384
kBit/s)
1,8 MBit/s
3,6 MBit/s
5,8 MBit/s
5,8 MBit/s
(11,5
MBit/s)
bis 50
MBit/s
bis 500 MBit/s
Latenzzeit
ca. 500 ms ca.300
und mehr
bis 400
ms
ca.170
bis 200
ms
ca.60 bis
70 ms
6
ca. 5
ms
ca. 5 ms
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Zusammenfassung Mobilfunk
Generationen von Mobilfunknetzen
Erst analog dann digital
1G
Sammelbegriff für alle analogen Netze (verbreitet war das C-Netz als Kfz
Festeinbau)
2G
GSM inkl. GPRS und Edge (D-Netz und E-Netz)
3G
UMTS
3,5G HSDPA, HSUPA und HSPA+
4G*
LTE
4,5G* LTE advanced
5G
für ca. 2020 geplanter LTE Nachfolger, Überlegungen zur Standardisierung
laufen
* Achtung: gemäß Standard IMT-Advanced (International Mobile TelecommunicationsAdvanced) der ITU-R wird LTE als 3,9G und LTE advanced als 4G bezeichnet.
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