zwei Objekten

Toter Rabe mit Eichenblättern
aus Mappe „Winter“ 1937
kolorierte Kaltnadelradierung, 44cm x 32cm
Werner von Scheidt (1894-1984)
Kunstgeschichtliche Sammlungen
Raben werden in der Kunst als ambivalente
Symboltiere verwendet. Sie tauchen in Beziehung mit
Weisheit und Vernunft auf, sind aber auch Anzeichen
von Unheil, Depression und Tod. Das Eichenblatt ist ein
geläufiges deutschnationales Symbol.
Die Grafik ist als Kritik am Nationalsozialismus und
deren Folgen zu interpretieren, was im diesem Jahr für
den Künstler selbst spürbar wurde, als seine Ehefrau,
die Lyrikerin Martha Saalfeld, Publikationsverbot erhielt.
Programmatisch enthält das Titelblatt der Mappe die 3.
Strophe des Chanson d’automne von Paul Verlaine,
das auch von der französischen Résistance genutzt
wurde.
Chanson d’automne
Paul Valaine
Poetische Nachdichtung
von Stefan George
Les sanglots longs
des violons
de l’automne
Blessent mon coeur
d’une langueur
monotone.
Seufzer gleiten
Die saiten
Des herbsts entlang,
Treffen mein herz
Mit einem schmerz
Dumpf und bang.
Tout suffocant
Et blême, quand
Sonne l’heure,
Je me souviens
Des jours anciens
Et je pleure
Beim glockenschlag
Denk ich zag
Und voll peinen
An die zeit,
Die nun schon weit,
Und muss weinen.
Et je m’en vais
Au vent mauvais
Qui m’emporte
Deçà, delà,
Pareil à la
Feuille morte.
Im bösen winde
Geh ich und finde
Keine statt ...
Treibe fort,
Bald da bald dort,
Ein welkes blatt.
Greifenaquamanile aus Wewelsfleth (Holstein)
Gipskopie
Original im Kunstgewerbemuseum Berlin (Inv.Nr. K 4170)
Anfang 13. Jh.
Höhe: 26cm
Kunstgeschichtliche Sammlungen
Es ist eines der ältesten Greifenaquamanilien.
Der Greif ist ein schon in den altorientalischen Kulturen vorkommendes Fabelwesen,
aus Löwenkörper und Vogelkopf. In der christl. Symbolik wird das Mischwesen auf
Christus bezogen, als Sinnbild seiner weltlichen (Löwe) und himmlischen (Adler)
Herrschaft, und kommt in der mittelalterlichen Kunst oft als Wächtertier vor.
Ein Aquamanile diente der liturgischen bzw. hofzeremoniellen Händewaschung. Die
figürliche Gefäßform, wie auch höfische Tischregel der Händewaschung gelten als
durch den islamisch-christlichen Kulturaustausch der Kreuzzugszeit vermittelte
Importe.