Die günstige Variante - FPV mit einer VR-Brille - quad`le flight-(b)

Die günstige Variante - FPV
mit einer VR-Brille
VR steht für „Virtual-Reality“. In Wikipedia steht dazu
„Als
virtuelle
Realität,
wird
gleichzeitige Wahrnehmung der
physikalischen Eigenschaften
computergenerierten,
bezeichnet.“
die
Darstellung
und
Wirklichkeit und ihrer
in einer in Echtzeit
interaktiven
virtuellen
Umgebung
Bild 1: VR-Brille
Dieses Prinzip findet daher vorwiegend bei 3D-Gamer’n große
Beliebtheit. Zwischenzeitlich gibt es aber immer mehr App’s
die auch in die verschiedensten Bereichen der Wirtschaft wie
z.B. in die Reisebranche Einzug findet. So kann man z.B. als
Kreuzfahrtinteressierter schon vor der Buchung einen
virtuellen Rundgang auf dem in Frage kommenden Schiff machen
und sich in den Restaurants, den Bars, auf dem Pooldeck oder
in der gebuchten Kabinenkategorie einmal umsehen. Dank der in
Handys verbauten Gyroskope’s, folgt der Blick durch den
virtuellen Raum der eigenen Kopfbewegung. Diese Möglichkeit
bezeichnet man im Englischen als „Headtracking“.
Den Vorstellungen und Ideen dieser „virtuellen Welten“ sind
dabei keine Grenzen gesetzt. Daher ist es auch nicht
verwunderlich, dass Programmierer von MultikopterAnwendungen sich dieser Thematik angenommen haben. Kleiner
aber entscheidender Unterschied – Hier ist keine virtuelle
Welt sondern das Live übertragene Bild das gewünschte
Erlebnis.
Da sich dahingehend die technischen Voraussetzungen nicht
unterscheiden, gibt es bereits verschienene Softwareanbieter
die solche App’s umgesetzt haben. Neben verschiedenen
Anwendungen sind in diesem Zusammenhang vor allem die für die
SDK-Schnittstelle von DJI bekannten App’s „Litchi“ für Android
sowie „FPV-Camera“ für iOS, zu nennen.
In beiden App’s werden die Live übertragenen Aufnahmen in
zwei, nebeinander stehende, für die VR-Brille typische Bilder,
dargestellt. Wegen der Wiedergabe nur eines Bildes, darf ein
räumlicher 3D-Effekt dabei jedoch nicht erwartet werden.
Anbieter von App’s, die die einzelnen Bilder für eine solche
räumliche Darstellung aufbereiten, zeigen bisher noch nicht
den gewünschten, beeindruckenden Effekt. Dies wird sich für
solche weitwinklige Aufnahme, wie bei Multikoptern üblich,
auch nicht so ausgeprägt realisieren laßen.
Für die weitere Beurteilung der Möglichkeiten einer VR-Brillen
wird hier auf quad’le flight-(b)log, die Anwendung „FPVKamera“ für iOS heran gezogen. Als Vertreter für die VR-Brille
wurde ein Exemplar aus dem mittleren bis unteren Preissegment
gewählt, die sich auch universell für unterschiedliche SmartPhones einsetzen lässt. Getestet wurde die „VR-Shinecone“ des
Anbieters Almatess im Zusammenhang mit einem iPhone SE.
Eindruck der VR-Brille
Entgegen dem günstigen Preis macht die aus China stammende VRBrille einen qualitativ guten Eindruck. Nicht klappert, die
vordere Klappe läuft sauber und hat in dem Magnetverschluss
einen zuverlässigen Halt. Die drei Kopf-Trageriemen lassen
sich einstellen und Dank des angenehm, am Gesicht anliegenden
Posters, ergibt sich ein durchaus guter Tragekomfort.
Bild 2: Lieferumfang VR-Brille
Mit den von außen, auch im aufgesetzten Zustand, gut
erreichbare Stellrädchen, lassen sich zum einen der
Pupillenabstand (55-75 mm) als auch die Sehunschärfe anpassen.
Dies hat jedoch seine Grenzen und läßt sich auf größere
Sehunschärfen nicht einstellen. Die eigene Brille kann dabei
während des Benutzens der VR-Brille, nicht getragen werden.
Bei größerer Fehlsichtigkeit bleibt daher nur die Verwendung
von Kontaktlinsen. Für eine mögliche Unverträglichkeit
empfiehlt quad’le flight-(b)log sich im Vorfeld beim Optiker
zu informieren.
Bild 3: Universalhalter ohne und mit SmartPhone
Ein weiteres Problem zeigt die universelle Haltevorrichtung
für das Smart-Phone. Diese mit Federn versehene
Spannvorrichtung klemmt das Gerät an den beiden langen,
gegenüberliegenden Seiten. Schaumstoff soll für einen sicheren
Halt sorgen. Zu individuellen Anpassung sind noch kleine,
selbstklebende Schaumstoffpads beigelegt. Der relativen Masse
des iPhones konnte die Vorrichtung jedoch keinen ausreichenden
Halt bieten. Bei schnellen, horizontalen Kopfbewegungen, ist
das iPhone aus der zentralen Position verrutscht und musste
erst wieder korrekt platziert werden. Eine Gefahr für das
Smart-Phone bestand dank des sicheren Verschlusses der Klappe
dabei nicht.
Ich habe mir mit Hilfe eines 3D-Druckers eine Schale speziell
für das iPhone SE (5/5S) gedruckt, und mit den 6 Schrauben der
Universalhalterung befestigt. Daraus ergibt sich ein fester
Halt in exakter Mitteposition.
Erstes VR-Erlebnis
Der erste, von der Flug-App unabhängige Test, erfolgte mit
einer App eines Kreufahrt-Anbieters und dem oben angemerkten
virtuellen Schiffs-Rundgang. Dies gelingt sehr gut und macht
auch richtig Spaß. Die Bilder sind klar und deutlich und der
virtuelle Blick folgt der Kopfbewegung ohne merkbare
Verzögerung. Durch die einzelnen Stationen gelangt man mit
Hilfe eines Punktes im Bild. Mit einem kleinen Fadenkreuz
angesteuert und kurz gehalten, zeigt ein rotierender Pfeil,
wann der Menüpunkt angewählt wurde. Mit diesen virtuellen
Menüs läßt sich das ganze Schiff durchwandern und alles im
Detail ansehen. Auch nach einem längeren Rundgang läßt sich
keine Belastung oder Ermüdung der Augen feststellen.
Wegen des geteilten Displays und der dadurch kleinen Bilder
mit geringer Auflösung, lassen sich kleine Schriften schlecht
lesen. Auch ist konstruktionsbedingt ein Anpassen der
Displayhelligkeit während des Tragens bei dieser Art von
Brillen am Gerät nicht möglich. Diverse Anwendungen bieten
jedoch VR-Menüs an womit auch Einstellungen von Funktionen des
verwendeten Smart-Phone’s möglich ist.
Die FPV-Camera App und die VR-Brille
Die für den Inspire 1 sowie Phantom 3 und 4 verfügbare App
FPV-Camera, gehört zu einer der führenden Anwendungen für
automatisierte, intelligente Flüge. Die App selbst ist für
8,99 € im iOS App-Store verfügbar. Dabei werden jedoch als
InApp-Käufe für die einzelnen Module weitere Aufwendungen
notwendig. So werden für das für diese Vorstellung
erforderliche FPV-Googles weitere 7,99 € fällig. Alles in
allem stellt es jedoch mit ca. 50,- € für App, InApp und
Brille die günstigste Variante für das FPV-Erlebnis dar.
Die App stellt dabei das von der Kopterkamera übertragene Bild
in zwei separaten, kleineren Bildern dar.
Bild 4: Displaydarstellung der „FPV-Camera“-App
Das Bild wird dabei für Bilder im Format 3:4 und für Videos im
Format 16:9 dargestellt. Durch die Brille betrachtet
entspricht das Live-Bild in etwa der Größe eines 40″ Monitors
in etwa 2m Abstand. Also auch in etwa der Größe wie bei der
Cinemizer. Zu beachten gilt dabei, dass die Auflösung jedoch
abhängig vom verwendeten Device ist. Beim verwendeten iPhone
SE sind das bei 4 Zoll Displaygröße 640 x 1.136 Pixel. Dies
jetzt aufgeteilt auf zwei 16:9 Bilder ergibt für den
Videobereich 566 x 317 Pixel. Und da zeigt sich dann
doch, dass die Details der Cinemizer, mit ca. 2,4 x soviel
Pixel, wesentlich deutlicher dargestellt werden. Ein etwas
größeres Display, zB. des iPhone 6S, kann dies noch einmal
etwas verbessern, wird aber nicht entscheidend zur
Detailgenauigkeit beitragen.
Dennoch bietet die Brille ein gutes FPV-Feeling und ist zur
Beurteilung
eines
Motive-Ausschnittes
sowie
deren
Helligkeit durchaus geeignet. Um das Bild herum werden diverse
Telemetrie-Daten vom Kopter angezeigt. Am oberen Rand zeigen
sich der eingestellte Flugmodus, Der Aufnahmemodus mit der
aufgenommen
Videozeit,
dem
Übertragungsstatus
für
die Fernsteuerung und das Videobild sowie dem Ladestatus der
Kopter-Batterie. Am unteren Rand wird dann die Entfernung
sowie die Höhe zum Startpunkt sowie die horizontale und
vertikale Geschwindigkeit angezeigt. Zwischen den Werten und
dem Bild zeigt sich noch der „Akkubalken“ mit estimierter
Restlaufzeit, wie er auch aus der DJI-GO-App bekannt ist.
Unter dem Livebild wird noch eine kleine Ausschnitt von GooglMaps mit Position und Ausrichtung des Kopters sowie Position
des Homepoints angezeigt. Links und recht daneben lassen sich
dann noch bis zu 12 benutzerdefinierte Datenfelder anzeigen.
Diese lassen sich aus einer Auswahl von 58 Parametern
auswählen.
Für das oben beschriebenen Defizit, während des Tragens der
Brille nicht an die Bedienung des Smart-Phone’s heran zu
kommen, ist FPV-Camera mit einer umfangreichen Menü begegnet.
Dies lässt sich nach Aufrufen über das Rädchen mit
Tastfunktion an der Fernsteuerung oben rechts, auch während
des Fluges und mit etwas Übung sehr gut bedienen.
Ein nettes Gimmick ist, das Head-Tracking. Hier folgt die
Kameraneigung der Kopfneigung. Schaue ich nach unten, folgt
die Kamera dieser Kopfhaltung. Dies gelingt jedoch mit einer
gewissen, deutlich wahrnehmbaren Verzögerung. Wie bereits
erwähnt ein nettes Gimmick, ein ambitionierter Videopilot wird
diese Option jedoch abschalten, da die kleinste Kopfbewegung
das Motive aus der gewünschten Position rücken lässt.
Die VR-Brille schließt das Sichtfeld hermetisch ab. Ein Blick
darüber, darunter oder zur Seite ist nicht möglich. Als
verantwortungsbewusster FPV-Flieger ist somit die Verwendung
einer solchen VR-Brille ausschließlich mit einem separaten
Spotter, der den Kopter in Sichtweite sowie das umgebende
Flugumfeld im Blick hat.
Bewertung
Positiv:
sehr günstiger Preis
kein HDMI-Modul erforderlich
wertige Anmutung
gutes Bild zur Helligkeitsbewertung
Head-Tracking-Funktion für Kameraneigung
Viele Telemetrie-Informationen
durchdachte Menüfunktionen
rel. guter Tragekomfort
vielfältig auch für andere Bereiche anwendbar
zukunftsorientiertes System
Negativ:
großes, klobiges Design
keine Bedienung des SmartPhone’s während der Nutzung
geringe Auflösung, wenig Details
gleichzeitige Nutzung eine Brille nicht möglich
kein Blick auf den Kopter bzw. Flugumfeld möglich
Fazit
Das ideale Produkt für die ersten Schritte in die Welt des
FPV-Fliegens. Auch wenn diese Brille nicht an eine klassische
Video-Brille heran reicht, so ist dies doch eine ernst zu
nehmende Alternative. Vor allem das Preis-Leistungsverhältnis
ist unschlagbar. Sicher steigt und fällt eine solche VR-Brille
mit den Möglichkeiten einer verfügbaren App für den
entsprechenden Kopter. Mit FPV-Camera für iOS für den Inspire
1 sowie dem Phantom 3 / 4, ist hier ein adäquater Vertreter
vorhanden. Vor allem besteht mit dieser App auch die
Möglichkeit mit dem Phantom 3 Standard wie auch dem Phantom 3
4K in die Welt des FPV-Fliegens einzutauchen, obwohl für
diese, mangels HDMI-Fähigkeit, die anderen vorgestellten
Lösungen nicht zur Verfügung stehen.
Weitere Beiträge zu diesem Thema:
FPV mit dem Multikopter (Leitartikel)
Der Neueinsteiger – Vufine Wearable Display
Die klassische Videobrille – Die Cinemizer von Zeiss (in
Arbeit)