rbb PRAXIS sucht Ihre Krankengeschichte! Sie haben gesundheitliche Beschwerden? Sie sind schon bei verschiedenen Ärzten gewesen und haben immer noch keine klare Diagnose? Sie wären bereit, sich einer Live-Diagnose im Studio zu unterziehen? Sie wohnen in Berlin oder Brandenburg? Wir können Ihnen vielleicht helfen. Dann bitten wir Sie, uns kurz Ihre Krankengeschichte zu schildern und Kopien Ihrer Arztbefunde zu schicken. Wenn möglich, legen Sie bitte ein Foto von sich bei. Wir arbeiten mit einer Reihe von Ärzten zusammen, die zur Live-Diagnose zu uns ins Studio kommen. Vielleicht finden wir Ärzte, die Ihnen helfen könnten. Schreiben Sie uns eine E-Mail und schicken Sie Arztbefunde als Anhang an: [email protected] oder schicken Sie uns alles per Post an: Redaktion rbb PRAXIS Masurenallee 8-14, 14057 Berlin rbb Praxis – Das Gesundheitsmagazin am 08.06.2016, 20.15 - 21.00 Uhr Die Themen Nierenversagen – Notfall aus heiterem Himmel Pollenalarm – welche Therapien können jetzt noch helfen? Thrombose – gefährliche Blutgerinnsel Wasser im Gehörgang Das akute Nierenversagen Plötzliche Gelenkschmerzen, Probleme mit dem Wasserlassen – wenn die Nieren in Not geraten, sendet der Körper ganz unterschiedliche Alarmsignale aus. In jedem Fall ist Eile geboten, um die Nieren vor einem Versagen zu retten. Doch wie können Experten und vor allem Patienten den Notfall erkennen? Das akute Nierenversagen ist ein dramatisches Geschehen, bei dem die Funktion der Nieren durch verschiedene Ursachen teilweise oder ganz zum Erliegen kommt. Die Niere produziert keinen Harn mehr, denn sie kann das Blut dann nicht mehr filtern und so von giftigen Schadstoffen befreien. Ein akutes Nierenversagen kann übrigens jeden treffen – auch vorher komplett gesunde Menschen. Viel zu oft werden die Ursachen jedoch zu spät entdeckt und der pathologische Prozess nimmt seinen Lauf. Betroffene bauen meist schnell ab Das akute Nierenversagen kann innerhalb von Stunden und Tagen entstehen und folgenlos abheilen. Dennoch entspricht das akute Nierenversagen immer einem Notfall, der sehr schnell lebensgefährlich werden kann. Kommen Betroffene dann in die Rettungsstelle, sind sie meist in einem schlechten Allgemeinzustand und nicht ansprechbar. Sie haben Störungen des Elektrolyt- und Wasserhaushaltes mit 1 nachfolgenden Flüssigkeitsansammlungen in den Beinen und der Lunge (Ödeme), Atemnot, blutigen Husten, Infektanfälligkeit, lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen, Schwindel, Bewusstseinsverluste, Müdigkeit, Abgeschlagenheit oder sogar Verwirrtheit. Häufig zeigen Betroffene auch Gelenkschmerzen, Haut- und Augenveränderungen. Abhilfe schafft schnell eine Dialyse. Die maschinelle Blutwäsche ersetzt die Funktion der Nieren zunächst kompensatorisch. Manchmal bleibt die Nierenfunktion aber auch langfristig eingeschränkt. Dann ersetzt die Dialyse das Organ Jahre oder gar bis zum Lebensende. Die Ursachenforschung ist entscheidend für die Prognose Entscheidend für die Prognose der Niere ist, wie schnell die Ursache des Nierenversagens gefunden ist. Das akute Nierenversagen ist keine eigenständige Erkrankung, sondern tritt als Folge anderer Grunderkrankungen wie HerzKreislaufstörungen, Blutvergiftung, Autoimmunprozessen, Nierenschäden durch Medikamente auf. Weitere häufige Gründe für ein akutes Nierenversagen sind ein Flüssigkeitsverlust durch zu wenig Trinken bei Älteren, zu starkes Schwitzen mit einer übermäßigen Hautverdunstung im Sommer, Erbrechen und starke Durchfälle über längere Zeit. Auch können Nieren- und Blasensteine, eine Verengungen der Harnröhre, Tumoren, eine Vergrößerung der Prostata mit Verlegung der Harnwege sowie angeborene Störungen die Nierenfunktion zum Erliegen bringen. Weniger häufig sind entzündliche Erkrankungen der Niere Ursache eines akuten Nierenversagens. Um die möglichen Ursachen voneinander abzugrenzen, nehmen die Ärzte zunächst Blut ab: Erhöhte Kreatinin- und Harnstoff-Werte können ein Hinweis auf eine Nierenschädigung sein. Ebenso ist ein erhöhter Eiweißwert im Urin ein starkes Zeichen auf eine Nierenerkrankung. Im Ultraschall, mit dem Fachleute die Lage und Größe der Nieren beurteilen, erscheint die Niere bei einem akuten Versagen nicht selten stark geschwollen. Eine Nierenpunktion gibt Aufschluss darüber, inwieweit das Nierengewebe in Mitleidenschaft gezogen wurde. Verschlüsse in den Harnwegen ermitteln die Ärzte beispielsweise mittels Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT). Therapeutisch gilt es, die auslösende Ursache zu beseitigen und die Symptome oder Komplikationen der Nierenfunktionsstörung zu lindern. Liegt das Problem vor der Niere – also zum Beispiel am Herzen – helfen Herzmedikamente. Ist das Nierengewebe selbst betroffen, brauchen die Patienten je nach Ursache entsprechende Medikamente. So lindern beispielsweise Kortisone und Chemotherapeutika bei Autoimmunerkrankungen den Angriff des eigenen Immunsystems auf die Nieren. Experten im Beitrag: Dr. med. Georg Sebastian Ficht Oberarzt der Klinik für Urologie Dipl. Med. Adelbert Heddergott Oberarzt der Klinik für Innere Medizin/ Nephrologie Alexianer St. Hedwig-Krankenhaus Große Hamburger Str. 5 10115 Berlin 2 Tel.: 030 – 231 10 http://www.alexianer-berlin-hedwigkliniken.de/st_hedwig_krankenhaus/home/ Pollenalarm – welche Therapien können jetzt noch helfen? Die Pollen fliegen – seit dem Frühjahr machen sie Allergikern zu schaffen. Auch PraxisReporter Benjamin Kaiser leidet unter dem Ansturm der Natur. Doch da das Problem im Winter auf Eis lag, hat er wie viele Leidensgenossen bisher keine Therapie in Angriff genommen. Wenn im Frühsommer Augen und Nase beginnen zu tränen, erinnert sich so mancher Allergiker an seine lästige Pollenallergie. Über die Herbst- und Wintermonate gerät ein Heuschnupfen schnell in Vergessenheit – doch sobald die ersten Gräser im Frühling durch die Luft fliegen, gibt es oft ein böses Erwachen. Allergien treffen mindestens 30 Millionen Menschen. Die meisten davon haben eine Allergie gegen Pollen. Der Kontakt damit führt zu Hautquaddeln, einer triefenden Nase, tränenden Augen, Juckreiz. Die Pollen enthalten Eiweiße, so genannte Allergene, die zu allergischem Schnupfen führen. Denn sie provozieren das Immunsystem und bringen den körpereigenen Botenstoff Histamin in Gang, der zur Abwehr der Fremdlinge für eine erhöhte Durchblutung der Schleimhäute sorgt. Zudem setzt der Blütenstaub Fettsäuren frei, die das Immunsystem direkt reizen. Derzeit leiden viele Allergiker unter der aktuellen Belastung zum Beispiel durch Haselnuss, Erle und Birke. Und ein Ende des Schniefens ist erst einmal nicht in Sicht: Bis in den Herbst hinein gibt es Pflanzen wie beispielsweise Beifuß, die bei Betroffenen den Heuschnupfen befeuern. Ambrosia kommt ursprünglich aus Nordamerika, findet sich aber – übertragen durch Getreidelieferungen – zunehmend auch in Europa. Wissenschaftler messen die aktuelle Belastung an Pollen in der Luft mit einer sogenannten Pollenfalle und untersuchen die Ausbeute dann im Labor unter dem Mikroskop. Der Hauttest gibt Gewissheit Wer auf welches Allergen reagiert, untersuchen Ärzte mit dem sogenannten Pricktest. Bei diesem Hauttest kommen Tropfen der verschiedenen Allergene auf die Haut. Dazu zählen Allergene aus Baumpollen, Gräserpollen, Kräuterpollen, Hausstaubmilbe, Hund, Katze, oder dem Schimmelpilz. Mit Hilfe einer feinen Lanzette oder Nadel sticht der Arzt die Haut oberflächlich ein. Getestet wird mit standardisierten, industriell hergestellten Lösungen. Zur Kontrolle werden zusätzlich immer eine wässrige Lösung und ein Lösung mit Histamin aufgetragen. Die erste darf keine, die zweite muss eine Reaktion auslösen. Reagiert der Patient auf eines der Allergene, kommt es im Bereich des entsprechenden Allergentropfens nach fünf bis 60 Minuten zu Rötung, Juckreiz und Quaddelbildung. Der Test kann auch in der Zeit allergischer Reaktionen durchgeführt werden, allerdings nur, wenn die letzten Tage kein Antiallergikum eingenommen wurde. Mitunter reagieren aber auch Menschen auf die starke Pollenbelastung, ohne eine wirkliche Allergie zu haben. Bei ihnen wird die Schleimhaut durch die kleinen Partikel schlichtweg gereizt, sozusagen irritiert. Teilweise helfen den Betroffenen die klassischen Mittel gegen Allergien. Bei gereizten Augen kann auch der Einsatz von künstlicher Tränenflüssigkeit helfen, sie befeuchtet die Schleimhaut. 3 Akut helfen Antihistaminika Für Allergiker gibt es einige Grundregeln, mit denen sie sich gegen die Pollenallergie zur Wehr setzen können. Gegen akute Beschwerden helfen zum Beispiel die sogenannten Antihistaminika. Wie der Name schon sagt, blockieren sie das Histamin an den Schleimhautzellen. Dadurch werden die Entzündungssymptome reduziert. Nachteil sind die mitunter unangenehmen Nebenwirkungen: Teilweise gehen sie mit Kopfschmerzen und extremer Müdigkeit einher. Antihistaminpräparate sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Betroffene sollten die Auswahl aber mit ihrem Arzt abstimmen. Er kann Wirkungen und vor allem auch Neben- und Wechselwirkungen der Medikamente am besten einschätzen. Als sehr wirksame Helfer gegen geschwollene Nasen gelten auch kortisonhaltige Nasensprays. Sie gibt es allerdings wegen möglicher Nebenwirkungen nur auf Rezept. Wer sich langfristig gegen das Niesen, Schnupfen und tränende Augen wappnen will, kann auch eine Immuntherapie beim Arzt durchführen lassen. Dabei bekommt der Patient in regelmäßigen Abständen geringe Mengen jener Allergene verabreicht, auf die er während der Pollensaison reagiert. Die sogenannte Hyposensibilisierung bewirkt, dass sich der Körper langsam an die Allergie auslösenden Stoffe gewöhnt, die überschießende Immunreaktion geht langfristig zurück. Eine Variante ist die Immuntherapie, bei der die Allergene direkt gespritzt werden. Eine andere die sogenannte sublinguale Variante. Hier werden von den Betroffenen Tropfen oder Tabletten eingenommen. Tipps für den Alltag In jedem Fall aber gilt: Je weniger Pollen ein Betroffener ausgesetzt ist, desto besser. Wichtig ist, die Pollen so effektiv wie möglich aus den eigenen vier Wänden zu verbannen. Dazu kann tägliches Staubsaugen beitragen. Zusätzlich helfen bestimmte Filter im Staubsauger und Klimaanlagen, die Pollenbelastung zu senken. Da sie jedoch nach einer gewissen Zeit verstopfen, sollten die Filter regelmäßig gewechselt werden. Das regelmäßige nasse Wischen der Böden macht den umher fliegenden Pollen zudem den Garaus. Luftbefeuchter und eine Nasendusche erfreuen die Nasenschleimhaut. Im Schlafzimmer hält eine Tagesdecke auf dem Bett die Pollen vom Bettzeug fern. Die Tageskleidung lässt man vor dem Schlafengehen am besten gleich draußen auf dem Flur. Auch das tägliche Haare waschen hilft, die Pollen von dem Kopfkissen fernzuhalten. Kreuzweise allergisch Pollenallergiker müssen nicht nur auf die aktuelle Belastung in der Luft achten, sondern sollten auch ihren Speiseplan im Auge behalten. Denn manche Proteine in Lebensmitteln ähneln den Allergenen, die den Heuschnupfen auslösen. Meist löst der Kontakt damit lediglich Beschwerden in der Mundschleimhaut aus. In schweren Fällen kann es aber auch einmal zu Magen- oder Atembeschwerden kommen. Wer beispielsweise auf Birke, Hasel oder Erle allergisch reagiert, sollte Obst und Gemüse mit Steinen oder Kernen meiden. Dazu zählen Äpfel, Kirschen, Avocados oder auch Nüsse. Wer gegen Beifußpollen allergisch ist, verzichtet auf Sellerie, Karotten und Gewürze wie Anis oder Kümmel. Experten im Beitrag: Anna Schubert, Diplom-Meteorologin Institut für Meteorologie der Freien Universität Berlin 4 Carl-Heinrich-Becker-Weg 6-10 12165 Berlin Tel.: 030 - 838-71 172 PD Dr. Jörg Kleine-Tebbe Allergie- und Asthma-Zentrum Westend Praxis Hanf, Ackermann u. Kleine-Tebbe Spandauer Damm 130, Haus 9 14050 Berlin Tel.: 030 - 30 20 29 10 E-Mail: [email protected] Links im www: Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V. (DAAB) Fliethstraße 114 41061 Mönchengladbach Tel.: 02161 - 81 49 40 Email: [email protected] www.daab.de Homepage der Atemwegsliga www.atemwegsliga.de Homepage des Ärzteverbandes Deutscher Allergologen e.V., u.a. mit Veranstaltungskalender http://www.aeda.de/ Webseite der FU Berlin (Fachbereich Geowissenschaften, Institut für Meteorologie) mit Download des Pollen-Patientenkalender 2016, Ambrosia-Atlas etc. http://www.geo.fu-berlin.de/met/service/pollenflugkalender/ Pollen-App für iPhone https://itunes.apple.com/at/app/pollen/id515301928?l=de&ls=1&mt=8 Pollen-App für Android https://play.google.com/store/apps/details?id=screencode.pollenwarndienst&feature Thrombose - gefährliche Blutgerinnsel Bei einer Thrombose bildet sich in einem Blutgefäß ein Blutgerinnsel. Dieser Thrombus kann das Blutgefäß verengen oder sogar verstopfen. Venen sind häufiger von Thrombosen betroffen als Arterien. Besonders gefährlich kann es werden, wenn sich ein venöser Thrombus löst und mit dem Blutstrom in die Lunge gerät und dort Blutgefäße verschließt. Die rbb Praxis informiert. Ein Brennen in der Wade, eine auffällige Schwellung und bläuliche Verfärbung und ein Schwere- oder Druckgefühl im Bein: Das sind deutliche Hinweise auf eine Thrombose der Bein- oder Beckenvenen. Nicht selten sind die Symptome jedoch nur wenig ausgeprägt oder bestehen nur vorübergehend. Eine Thrombose entsteht, wenn sich Blutgerinnsel im Gefäß bilden. Sie verengen oder verstopfen dann die Ader. Der Blutfluss kommt ins 5 Stocken. Gefährlich wird es, wenn die Gerinnsel sich lösen und weiter in die Lunge geschwemmt werden und dort eine Embolie, einen Verschluss eines Lungengefäßes, auslösen. Auch kann ein Blutgerinnsel in kleine Thromben zerfallen, die gleich mehrere Lungengefäße verstopfen. Die Sauerstoffversorgung des Körpers verschlechtert sich. Es können sogar ganze Teile des Lungengewebes absterben. Und es besteht akute Lebensgefahr, denn das Herz kann versagen, weil es gegen den zu hohen Widerstand der verstopften Lunge nicht anpumpen kann. Für die Entstehung einer Thrombose sind drei Faktoren verantwortlich: 1. Das Blut ist in seiner Zusammensetzung verändert: Bei Einnahme der Pille, Rauchen oder erblich bedingten Gerinnungsstörungen. Bei Hitze mit großem Flüssigkeitsverlust verdickt das Blut. Bei Patienten über 65 Jahren steckt nicht selten auch ein Tumorleiden dahinter. Auch Krebs kann die Zusammensetzung des Blutes ändern. 2. Das Blut fließt langsamer durch die Venen: Bei Bettlägerigkeit, z.B. bei schweren (Herz-)Krankheiten oder nach Operationen, durch ein Gipsbein oder auf langen Reisen in Bus, Flugzeug oder Auto. Hier werden die Venen in der Kniekehle abgeknickt. Auch bei Schwangerschaft oder Übergewicht wird der Blutfluss behindert. 3. Es bestehen Veränderung an der Gefäßwand: Das Blut sammelt sich z. B. in den erweiterten Venen bei Krampfadern und gerinnt dort schneller. Eine Lungenembolie ist lebensgefährlich An einer Lungenembolie sterben pro Jahr zwischen 30.000 und 40.000 Menschen. Das sind mehr Tote als durch Verkehrsunfälle. Die Beschwerden bei einer Embolie richten sich nach der Größe des Blutgerinnsels. Treten unvermittelt heftige Atemnot, plötzliche Brustschmerzen, blutiger Husten, Schweißausbrüche und ein schneller Puls auf, ist das Gerinnsel so groß, dass Patient umgehend auf die Intensivstation ins Krankenhaus muss. Dort wird er eingehend untersucht, der Arzt behandelt ihn sofort hochdosiert mit Heparin. Das Medikament sorgt dafür, dass das Gerinnsel nicht größer wird und keine weiteren hinzukommen. In einigen Fällen macht der Arzt eine sogenannte Thrombolyse mit Medikamenten. Dadurch wird das Gerinnsel aufgelöst – dabei muss allerdings das Nebenwirkungsrisiko von Hirnblutungen abgewogen werden. Eine andere Möglichkeit ist es, das Blutgerinnsel mechanisch mit Hilfe eines Katheters zu entfernen (Thrombektomie). Anhand der Computertomografie erkennen die Ärzte, in welchem Ausmaß die Lunge des Patienten verstopft ist. Auch nach dem überstandenen Ereignis muss je nach Ursache der Gerinnungsneigung eine vorübergehende oder dauerhafte Behandlung mit Gerinnungshemmern, wie z.B. Marcumar, erfolgen und der Patient muss auch vorübergehend oder dauerhaft Kompressionsstrümpfe tragen. Außerdem muss der Patient seine Gerinnungsfaktoren im Blut regelmäßig kontrollieren lassen. Besonders jetzt in der beginnenden Urlaubszeit kann es durch lange Autofahrten und Flugreisen zu Thrombosen kommen. Eine Thrombose kann sogar bis zu acht Wochen nach einer Flugreise mit oder ohne Lungenembolie auftreten. Bei Flügen unter vier Stunden ist das Risiko gering. Bei einer Flugdauer von acht Stunden aber tritt eine Venenthrombose bei etwa einem von 200 Passagieren auf. Jeder Flugreisende sollte wissen, ob bei ihm ein erhöhtes Thromboserisiko besteht. Gefährdet sind Menschen über 6 60, Herzschwäche und solche mit starkem Übergewicht. Durch Bewegung, einfache Übungen zur Anregung der Venenpumpe und viel Trinken lässt sich Thrombosen vorbeugen. Regelmäßige Nachkontrollen sind wichtig Betroffene mit einer Thrombose müssen hinterher so oft wie möglich ThromboseStrümpfe tragen, um die Bildung neuer Blutgerinnsel zu verhindern. Pflicht sind die Strümpfe vor allem bei langem Stehen, Sitzen oder Fliegen. Mithilfe des Ultraschalls lässt sich nach einem akuten Ereignis regelmäßig kontrollieren, ob sich bereits wieder ein neues Blutgerinnsel im Bein oder ein Schaden an den Venenklappen gebildet hat. Auch das ist nach einer Thrombose wahrscheinlich. Im Ultraschall kann der Arzt einen Schaden an den Venenklappen an einem zu starken Rückstrom des Blutes in Richtung Peripherie erkennen. Bei Gesunden verhindern die intakten Venenklappen diesen Rückstrom von Blut – und fördern wie gewünscht dessen Fluss in Richtung Herz. Ist es bis zu einer Lungenembolie gekommen, muss der Arzt auch die Lunge regelmäßig nachkontrollieren – schließlich kommt es in etwa vier Prozent der Fälle zu dauerhaften Beschwerden. Bei diesen Patienten bildet sich in den Blutgefäßen der Lunge aus ungeklärten Gründen ein narbiges Gewebe, das die Adern verstopft. Es entsteht eine so genannte Pulmonale Hypertonie, ein „Lungenhochdruck“, der meist nur durch eine Operation zu beseitigen ist. Vorbeugend hilft vor einer Thrombose ein gesunder Lebensstil, Bewegung und der Verzicht aufs Rauchen. Wer lange Flugreisen vor sich hat, sollte zwischendurch im Gang auf und ab gehen, eventuell Kompressionsstrümpfe tragen oder sich vor der Reise Heparinspritzen geben lassen. Die Pille erhöht das Risiko für Thrombose Ein Thrombose- Risiko besteht für junge Frauen, die die Antibabypille nehmen. Die gängigsten Präparate sind die kombinierten oralen Kontrazeptiva. Sie enthalten zwei hormonale Wirkstoffe, ein Östrogen (meistens Ethinylestradiol) und ein Gestagen. Diese kombinierten Pillen können auf verschiedene Weisen zusammengesetzt sein. Dabei enthalten 1-Phasenpräparate meistens weniger Ethinylestradiol als 2- oder 3Stufenpräparate. Experten schätzen das Risiko für das Auftreten venöser Thromboembolien unter allen niedrig dosierten Präparaten (und damit den 1-StufenPräparaten) als gering ein. Niedrig dosierte Präparate sind solche mit einem Ethinylestradiol-Gehalt unter 50 μg. Nicht jede Pille ist gleich Die neuen kombinierten Antibabypillen der 3. und 4. Generation sind verschiedenen Studien zur Folge auf Grund ihres Gestagens mit einem deutlich höheren Risiko für Thrombose, Schlaganfall, Herzinfarkt, Hirnödem oder einer Lungenembolie verbunden. Kombinationspräparate, die die Gestagene Levonorgestrel, Norethisteron oder Norgestimat enthalten, sollen Studien zufolge das niedrigste Risiko unter den kombinierten Antibabypillen aufweisen. Das Risiko in Zahlen: Ungefähr zwei von 10.000 Frauen, die weder schwanger sind, noch ein kombiniertes hormonales Kontrazeptivum anwenden, erleiden im Verlauf eines Jahres ein Blutgerinnsel. Ungefähr fünf bis sieben von 10.000 Frauen, die ein Levonorgestrel, Norethisteron oder ein Norgestimat enthaltendes kombiniertes hormonales Kontrazeptivum anwenden, erleiden im Verlauf eines Jahres ein Blutgerinnsel. Ungefähr neun bis zwölf von 10.000 Frauen, die ein 7 Drospirenon enthaltendes kombiniertes hormonales Kontrazeptivum anwenden, erleiden im Verlauf eines Jahres ein Blutgerinnsel. Verordnen Ärzte die Verhütungsmittel, müssen sie die Risikofaktoren für eine Thrombose bei jeder einzelnen Anwenderin beachten und die Unterschiede zwischen den einzelnen Präparaten hinsichtlich des Risikos berücksichtigen. Eine gute Beratung ist wichtig. Es besteht keine Notwendigkeit, das Präparat abzusetzen, wenn bisher keine Probleme aufgetreten sind. Ultraschall und Gentest geben Hinweise Mithilfe der Ultraschalluntersuchung der Kniekehle kann ein Gefäßspezialist prüfen, ob es bei Frauen, die eine Thrombose fürchten, bereits in den Jahren zuvor schon einmal eine Thrombose gegeben hat. Zudem kann er einen Bluttest durchführen, der prüft, ob genetische Besonderheiten vorliegen, die eine Thrombose begünstigen. Ein vererbbarer Risikofaktor ist beispielsweise die sogenannte „Faktor 5 Mutation“, kurz FVL. Die Blutproben der entsprechenden Frauen schickt der Arzt an ein Speziallabor. Wird dort eine FVL-Mutation festgestellt, raten Ärzte meist von der Pille ab. Der Ursprung der Mutation geht weit in die Menschheitsgeschichte zurück – und kommt aus Nordskandinavien. Der Träger der Mutation hatte mit der Neigung zu Blutgerinnseln einen Überlebensvorteil – und übertrug die Erbanlagen an seine Nachkommen, die inzwischen auf allen fünf Kontinenten leben. Aus Nordskandinavien kam die FVLMotivation also auch nach Deutschland. Schätzungen zufolge haben von 200 Deutschen 14 Menschen diese Mutation von einem ihrer Elternteile bekommen. Ihr ThromboseRisiko ist damit fünf- bis zehnmal höher als bei Nichtträgern. Ein Betroffener von 200 Menschen hat die Erbanlage sogar von beiden Elternteilen – er hat ein fünfzig bis hundertfach erhöhtes Risiko. Gibt es einen triftigen Grund, wie zum Beispiel eine familiäre Häufung von Thrombosen, übernimmt die gesetzliche Krankenkasse die Kosten für den Test. Selbstzahler müssen inklusive Beratung mit etwa 100 Euro rechnen. Experten im Studio: Dr. Ralf Langhoff Chefarzt Angiologie Sankt Gertrauden-Krankenhaus Paretzer Straße 12 10713 Berlin Tel.: 030 - 8272 - 2886 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] Gefa Naegler MGA Physiotherapie & Osteopathie Gefa Naegler & Melanie Franke Düsseldorfer Str. 32 10707 Berlin Tel.: 030 - 220 228 45 E-Mail: [email protected] Experten im Beitrag: Dr. med. Clemens Fahrig Facharzt für Innere Medizin und 8 Leiter des Gefäßzentrums Berlin-Brandenburg im Evangelischen Krankenhaus Hubertus Spanische Allee 10-14 14129 Berlin Tel.: 030 – 810 08-223 Email: [email protected] www.pgdiakonie.de Dr. med. Robert Klamroth Chefarzt des Zentrums für Hämophilie und Hämostaseologie Vivantes Klinikum im Friedrichshain Landsberger Allee 49 10249 Berlin Tel.: 030 - 130 23 0 Dr. Berthold Amann (Thrombose u. Pille) Chefarzt, FA für Innere Medizin Gefäßmedizin Franziskus-Krankenhaus Berlin Budapester Straße 15–19 10787 Berlin Tel.: 030 - 26 38-0 http://www.franziskus-berlin.de/index.php?id=innere_aerzte Links im www: Deutsche Herzstiftung e.V. Bockenheimer Landstr. 94-96 60323 Frankfurt am Main Tel.: 069 - 955128-0 www.herzstiftung.de/fliegen-achtung-herz Patientenvereinigung Pulmonale Hypertonie e.V. (PHEV) Wormser Str. 20 76287 Rheinstetten Tel.: 0721 - 352 83 81 www.phev.de E-Mail: [email protected] Wasser im Ohr Die Badesaison hat begonnen, das Planschen im Freibad steht auf dem Programm. Doch nicht selten nehmen Kinder und Tauchliebhaber mehr Wasser mit nach Hause als ihnen lieb ist. Denn beim Springen und Tauchen gerät schnell Flüssigkeit in den Gehörgang. Um das Wasser wieder herauszubekommen, hilft es meist, wenn man auf der Stelle springt und den Kopf dabei dreht. Auch kann man mit einem Fön nachhelfen. Doch Vorsicht: Da dieser sehr heiß werden kann, sollte man dreißig Zentimeter Abstand wahren. Gelingt das nicht, kann auch ein Papiertaschentuch, sanft in den Gehörgang eingeführt, das Wasser aufsaugen. 9 Wattestäbchen oder eine Kugelschreibermine sind dagegen tabu! Manchmal hält dennoch das dumpfe Gefühl im Ohr, das durch die eingetretene Flüssigkeit entsteht, noch Tage an. Dann befindet sich wahrscheinlich Ohrenschmalz im Gehörgang, das durch das Wasser aufgequollen ist. Dabei entsteht für den Patienten auch das Gefühl, das sich alles dumpfer anhört. Der HNO-Arzt kann den Ohrenschmalz aufweichen und ihn anschließend absaugen. Gefährlich ist für den Gehörgang zudem eine mindere Wasserqualität: Eine Mischung aus salzigem Meerwasser, gechlortem Swimming-Pool-Wasser und Süßwasser aus der Dusche bringen das Milieu im Gehörgang durcheinander. Vorbeugen kann man mit Ohrentropfen, die man vor dem Baden ins Ohr einbringt. Sie halten den pH-Wert im Gehörgang stabil. Einen ähnlichen Zweck erfüllen auch Wasserschutz-Ohrstöpsel aus dem Sportgeschäft –meist sind sie aus Silikon oder anderen Plastikmaterialien. Es gibt sie für Erwachsenen und für Kinder ab einem Jahr. Diese Stöpsel sind meist mehrfach verwendbar. Sollte sich der Gehörgang durch zu viel Wasser aus dem Meer, dem Pool oder der Dusche im Ohr entzündet haben, muss man ist umgehend zum HNO-Arzt. Experte im Beitrag: Dr. med. Heiko Birke Oberarzt, Park-Klinik Weißensee HNO-Heilkunde Schönstr. 80 13086 Berlin Tel.: 030 - 9628-3852 E-Mail: [email protected] RBB „rbb Praxis“ Masurenallee 8 –14 14057 Berlin www.rbb-praxis.de Redaktion: Redaktionsassistenz: Moderation: Infotext: Stand der Information: Juliane Rossius Christine Salminger Raiko Thal Beate Wagner 08.06.2016 10
© Copyright 2024 ExpyDoc