Fonte: Südtiroler Wirtschaftszeitung | Data: 03/06/2016 | Pagina: 6 | Autore: Robert Weißensteiner [email protected] | Categorie: EURAC 6 - Südtiroler Wirtschaft Südtiroler Wirtschaftszeitung Betrachtungen zum Flughafen-Referendum - Südtirol entscheidet, ob dem Bozner Airport eine Bewährungsfrist eingeräumt wird oder nicht Nr. 22116 —Fre tag, 3. Juni 2016 nützlich, so dass auch viele Unterneh mer an dessen Sinn zweifeln. Wird ihm aber die Möglichkeit eingeräumt, sich zu beweisen, indem er mindestens 170.000 Passagiere erreicht, ist die Sach lage anders. Fachleute [haben errech kleines ABC des ABD net, dass der Flughafen bei dieser Flug gastzahl eine Wertschöpfung von 14,5 Millionen Euro ermöglicht, bei 250.000 Passagieren gar von 21 Millionen. Dies bedeutet: Wird die im Gesetzentwurf Am 12. Juni entscheidet die Bevölkerung darüber, ob dem Bozner Flughafen fünf Jahre eingeräumt werden, um seine wirtschaftliche Tauglichkeit zu beweisen und Nutzen zu stiften-oder ob er einem ungewissen Schicksal überlassen wird. Ihm eine letzte Chance zu geben, scheint vernünftig. genannte Mindestzahl erreicht, bringt der Flughafen in absehbarer Zeit indi rekt mehr, als er kostet. Bewusst muss uns sein, dass Bozen in einem nach Nor den, Osten und Westen geschlossenen Talkessel liegt und dasHPotenzial sei nes Airports damit von vornherein be schränkt ist. Über sechs Millionen Tou risten reisen jedes Jahr nach Südtirol, Bozen - Seit Jahren steht fest: So, wie sich der Bozner Flughafen präsen und wenn zusätzlich 85.000 über den ABD kämen (in diesem Falle würde die Zahl von 170.000 Passagieren allein im Incoming-Tourismus erreicht), bräch te dies etwa 420.000 Nächtigungen, das sind lediglich 1,4 Prozent aller Nächti gungen. Nur: Ein Anfang im Bemühen tiert und entwickelt, hat er für Süd tirol wenig Wert. Landeshauptmann Arno Kompatscher hat bei seinem Amtsantritt deshalb angekündigt, ein Entwicklungskonzept zu erarbeiten und dieses einer Volksbefragung zu um eineInternationalisjerung unseres Tourismus wäre gemacht. Südtirol ist unterziehen. Nun ist es so weit. Seit vergangenem Herbst liegt ein Gesetz entwurf vor, der die Eckpunkte fest legt und über den die Bevölkerung am 12. Juni abstimmt. Dabei geht es um folgende Vorgaben: 1. Ab 2017 kann das Land den laufen den Betrieb des Flughafens einschließ lich Flugverbindungen und Investitio nen mit bis zu 2,5 Millionen Euro im Jahr ohne steuerliche Abgaben unter stützen. Wird nach fünfjahren (ab dem 1. Jänner 2022) eine Mindestzahl von 170.000 Passagieren erreicht, kann der Flughafen weiterhin unterstützt wer den, jedoch nur mehr mit maximal 1,5 Millionen im Jahr. Wird das genannte Entwicklungsziel bis Ende 2021 nicht erreicht, wird jede Förderung einge stellt. 2. Der Flughafen darf die Kategorie C2 (das entspricht seiner derzeitigen Klas sifizierung) nicht überschreiten, und es gibt ein Benutzungsverbot in den Nacht stunden (für Passagierflüge von 23 bis 6 Uhr, für Charterflüge von 22 bis 7 Uhr). In Kurzform bedeutet dies: Siegt das Ja, erhält der Flughafen fünfJahre lang die Gelegenheit, sich zu bewähren, das in seiner Gesamtheit keine so starke Marke, dass die Menschen mehr Mü hen als notwendig auf sich nehmen. tet werden, das Land als Eigentümer des Areals hat demnach keine Eingriffs möglichkeiten mehr. Nicht endgültig geklärt scheint die Frage, was geschieht, wenn sich nach zwei Ausschreibungen sche, kulturelle und gesellschaftliche Entwicklung des Landes Südtirol" und somit „eine Einrichtung von öffentli chem Interesse." Eine solche kann er aber nur sein, wenn er funktioniert. kurz oder lang zu einer Schließung Im Falle eines Ja soll die Rollpiste von 1.294 auf 1.462 Meter verlängert wer den (die Verlängerung auf 1.432 Me ter ist schon genehmigt, es geht also um zusätzliche 30 Meter), damit Flug zeuge mit bis zu 150 Passagieren star kommen würde. ten und landen können. 170.000 Pas kein Betreiber findet. Die einen meinen, dass der Flugbetrieb auf jeden Fall ga rantiert werden muss (mit Anlastung der Kosten an das Land Südtirol), die anderen vermuten, dass es dann über Laut Prämisse zum Gesetzentwurf, über den am 12. Juni abgestimmt wird, trägt der Flughafen „zur Verbesserung der Erreichbarkeit und zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit Südtirols bei und ist von grundlegender Bedeu tung für die wirtschaftliche, touristi sagiere bedeuten bei durchschnittlich 80 Fluggästen 2.125 Flüge im Jahr, das sind knapp sechs am Tag (an die 3.000 Flugzeuge täglich überqueren Südtirol in etwa zehn Kilometer Höhe). Klar ist allerdings auch, dass Mittelstreckenjets lauter sind als Propellermaschinen - und dies besorgt die betroffene Bevöl kerung (aber auch Touristiker) im Un terland und im Überetsch. Umweltschützer verweisen gerne auf die hohe Schadstoffbelastung durch den Flugverkehr. Diese ist nicht von der Hand zu weisen. Wer diesbezüg lichwirklich konsequent handelt, darf aber grundsätzlich nicht fliegen und Der Flughafen muss mehr bringen, als er kostet Aus der Bevölkerung werden zuweilen Stimmen laut, den Bozjner Flughafen nutzten nur die „Großkppfeten". Diese Darstellung ist ganz einfach falsch, denn die wohlhabenden Südtiroler sind als muss sich dafür einsetzen, dass keine Privatpersonen nicht auf den ABDange Familienmitglieder fliegen. Bloß nicht von Bozen aus zu fliegen, sondern da für Bergamo, Verona, Innsbruck oder wiesen. Wohl aber wäreein funktionie München zu nutzen, dient der Umwelt nicht und ist scheinheilig. Neben ökologischen gibt es auch öko- mische Aspekte. So, wie sich der Flug betrieb in den letzten Jahren in Bozen entwickelt hat, ist der Flughafen kaum render AirporteineHilfif für so manchemittelständische Unternehmen, für die Universität, die Eurac, den öffentlichen Gesundheitsdienst, für viele Südtiroler in der Welt und auch für Ansässige als weitere Verbindungsmcjglichkeit, denn wir sind längst nicht bloß ein Volk der Bereisten, sondern auch der Reisenden. Schließlich wird immer wieder dar port Bozen Dolomiten" kam nicht aus den Startlöchern. Dafürgab es vor allem zwei O Info heißt, mindestens 170.000 Passagiere zu erreichen und damit seine volkswirt schaftliche Bedeutung nachzuweisen. Wird das Ziel nicht erreicht, geschieht in fünfjahren genau das, was gesche hen würde, wenn jetzt das Nein sieg te: Es gibt kein Geld mehr. Darüber, wie es im Falle eines Neins weitergeht, wird heftig diskutiert. Klar ist, dass dann keinesfalls auf dem Flug hafenareal ein Naherholungsgebiet ein gerichtet werden könnte, wie manche Umweltschützer behauptet haben. In diesem Fall geht die Konzession zurück an die staatliche Flugbehörde Enac, die sie europaweit neu ausschreiben wird. Die Flughafengeschichte Der Bozner Flughafen im Süden der Stadt wurde 1926 eingerich tet. Bereits in den 1930er Jahren gab es kommerzielle Flugverbin dungen, etwa nach Münchenoder Mailand. Später wurde der Linienflugbetrieb eingestellt, und der Flugplatz in erster Linie für die Sportfliegerei und als Helikopter- Stützpunktsowie -Übungsplatz genutzt. Wirtschaftstreibende bemühten sich ab den 1970er Jah ren verstärkt, den Flugplatz auf Gibt es Bewerber und einer von ihnen zuwerten und besser für das Land erhält den Zuschlag, kann ein Flugbe zu nutzen, und sie fanden dabei in trieb nach den internationalen, den EU- einem bei der Handelskammer ein und den staatlichen Regeln eingerich gerichteten Flugplatzkomitee eine Plattform. Nach langen Jahren des Still standes wurde der Flughafen 1999 adap tiert (mit Verlängerung der Rollbahn auf 1.294 Meter), so dass Maschinen mit bis zu etwa 70 Passagieren eingesetzt wer den können. Mit der Air Alps fand sich eine Fluggesellschaft, die eine Linienver bindung nach Rom einrichtete (andere Verbindungen wie jene nach München wurden rasch wiedereingestellt), und auch Charterflüge wurden angeboten. Gegen jeden Ausbau des Flughafens regte sich von allen Anfang an Widerstand, aber entgegen allen Horrosvisionen, die verbrei tet worden sind, erwies sich der Flugbetrieb mit den Propellermaschinen des Typ Dash8 alsvöllig unproblematisch. Aber der „Air INVESTIEREN ODER Gründe. Erstens: Das Rollfeld wurde nie so verlängert, dass Maschinenmit einer höhe ren Passagierzahleingesetzt und damitfür die Bevölkerungattraktive Preise geboten werden konnten. Zweitens: Bozen kann auf grund seiner geografischen Lageund unzu reichender technischer Einrichtungen nur von speziell geschulten Piloten angeflo gen werden und bei schlechtem Wetter gar nicht, was viele Ausfälle zur Folge hatte. Unzuverlässigkeitund relativ hohe Preise führten zu geringen Auslastungen. Andie sen sind alle Fluggesellschaften gescheitert - und die ABD Airport AG als Betreiberin schrieb regelmäßig rote Zahlen. Seitdem Verzichtder Darwin Airline (Ethihad), die die Strecke Bozen - Rom von Juni 2013 bis Juni 2015 bediente, gibt es von Bozen aus keine Linienverbindungen mehr, wohlaber weiterhin einen Flugbetrieb. auf verwiesen, dass füll den Flughafen Steuergelder aufgewendet werden und gleichzeitig überall gespart wird, etwa im Gesundheitswesen. Aber eine solche Sicht greift kurz: Die „Sanität" kostet 1,3 Milliarden im Jahr, da machen die 2,5 Millionen für den Flughafen kei nen Unterschied. In Sachen Bozner Flughafen gehen die Wogen hoch und die Meinungen auseinander. Lange Zeit schien es, als sei ein deutliches Nein; ;u erwarten, zu letzt scheinen die Befürworter etwas an Boden gewonnen zu haben. Es ist we nig hilf- und geistreich, die Argumen te der Flughafengegner einfach vom Tisch zu wischen, wenh man sie nicht teilt. Aber es scheint vernünftig, dem Flughafen (den wir ja schon haben) eine Chance zu geben und erst in fünfjah ren endgültig zu urteilen. Robert Weißensteiner [email protected] • STEUERN ZAHLEN? Info-Veranstaltung am 09.06.2016 um 19.00 Uhr bei Niederstätter AG in Steg im Eisacktal Branchenexperten erklären die praktische Anwendung des "Super-ammortamento" in Ihrem Betrieb Niederstätter Documento generato da EURAC press il 06/06/2016 alle 11:43:15 Powered by TCPDF (www.tcpdf.org) Infos und Anmeldung bei: Pagina 1/1
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