1816 – Das Jahr ohne Sommer Obwohl sich die Geschichtswissenschaft heute auch als eine Wissenschaft versteht, die sich mit dem Leben der einfachen Menschen beschäftigt, werden Hungersnöte meist nur allgemein oder im Zusammenhang mit Kriegen behandelt. Sie werden kaum speziell thematisiert. Eine dieser Hungerkrisen herrschte in den Jahre 1816/1817, als die europäischen Staaten ohnehin durch die Napoleonischen Kriege geschwächt waren. Besonders hart traf die Hungersnot die Schweiz und Südwestdeutschland, dort führte sie zu einem deutlichen Ansteigen der Auswanderungen in die Neue Welt, aber auch nach Russland und Österreich-Ungarn. Von dort kamen Getreideimporte in die deutschen Länder, auch nach Coburg. Die Hungersnot wurde durch Missernten infolge des sehr kalten und nassen Sommers 1816 hervorgerufen und zog sich weit bis ins Jahr 1817 hin, bis – in unserer Gegend – im Spätsommer endlich wieder eine Ernte eingebracht werden konnte. Den Grund für das schlechte Wetter erkannte man damals noch nicht. Der erste, der einen Zusammenhang zwischen einem Vulkanausbruch und dem Wetter erkannte, war Benjamin Franklin. Nach dem Ausbruch des Laki auf Island 1783 folgte 1784/85 ein langer, harter Winter. Franklin veröffentlichte seine Theorie in einem Aufsatz für die Literary and Philosophical Society in Manchester, doch sie fand keine Anerkennung. Es dauerte noch bis 1920, bis William Jackson Humphreys als Ursache des „Jahres ohne Sommer“ 1816 den Ausbruch des Vulkans Tambora (Insel Sumbawa, Indonesien) von 1815 erkannte. Plakatwand 1 Der Vulkan Tambora Narrative of the effects of the eruption from the Tomboro Mountain in the island of Sumbawa on the 11th and 12th of April 1815 (Ausdruck aus dem Internet; Quelle: Verhandelingen van het Koninklijk Bataviaasch Genootschap van Kunsten en Wetenschappen / uitg. in swemenworking met het Instituut voor Taal- en Cultuuronderzoek der Universiteit van Indonesië. - Batavia [u.a.] Bd. 8 (1816). Online zu finden über Google, Eingabe des Aufsatztitels „Narrative …“ Reduzirte Karte vom Sunda- Oder Borneo-Meere und den Strassen zur Verbindung desselben mit dem Indischen und dem Chinesischen Meere, der Macassar-Strasse &c : zugleich als Karte von Djava, den kleinen Sunda-Inseln, Celebes, &c, &c / Berghaus, Heinrich Karl Wilhelm. - Gotha 1835, Maßstab ca. 1:2.300.000, Format 87 x 59 cm. [Ausschnitt] Signatur: Gr F 24#17 Sumbawa Topography: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/18/Sumbawa_Topography.png Caldera (Krater) des Tambora (6 - 7 km im Durchmesser, 600 – 700 m tief): https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/bd/Caldera_Mt_Tambora_Sumbawa_Indonesia.jpg Versepos aus Bima, Ausschnitt (zitiert bei Wood, Gillen d’Arcy: Vulkanwinter 1816, Darmstadt 2015, S. 30. Signatur: 2015,567). Bima liegt an der Ostküste Sumbawas. Rezension von Heinrich Zollingers „Besteigung des Vulkans Tambora“, Zürich 1855, in: Mittheilungen aus Justus Perthes' Geographischer Anstalt über wichtige neue Erforschungen auf dem Gesammtgebiete der Geographie. Bd. [1.] 1855, S. 147 Signatur: J I 3/48 Der Schweizer Lehrer und Botaniker Heinrich Zollinger führte 1847 als Erstbesteiger des Tambora eine Exkursionsgruppe bis an den Calderarand. Vitrine 1 Geologie und Geografie Kircher, Athanasius: Mundus subterraneus. - 3. Aufl., Bd. 1, Amsterdam 1678 Signatur: Cas B 176(1) Tafel nach S. 194: Systema ideale pyrophylaciorum subterraneorum, quorum montes Vulcanii, veluti spiracula quaedam existant Tafel nach S. 14: Der Vesuv (abgebildet auf Plakat und Begleitheft der Ausstellung) Der Jesuit Athanasius Kircher, „der letzte Mann, der alles wusste“ (John Glassie) stellte in „Mundus subterraneus“ 1665 seine Theorie vor, nach der die Vulkangebiete der Erde durch ein unterirdisches System von Feuerkanälen miteinander verbunden seien. Das Titelbild des Begleithefts entstand auf der Grundlage von Kirchers Abbildung des Vesuvs. Knoll, Heinrich Christoph Friedrich: Wunder der feuerspeyenden Berge in Briefen an eine Frau. - Erfurt 1784 Signatur: H III 11/20 Die letzten Nachrichten in diesem Büchlein stammen vom Februar 1783, so dass der Ausbruch des Laki im Mai 1783, der Benjamin Franklin auf die Idee brachte, den folgenden harten Winter mit dem Vulkanausbruch in Verbindung zu bringen, darin noch nicht berücksichtigt sein kann. Hoff, Karl Ernst Adolf von: Geschichte der durch Überlieferung nachgewiesenen natürlichen Veränderungen der Erdoberfläche. - Bd. 2. Geschichte der Vulcane und der Erdbeben. - Gotha 1824. S. 438: Sumbava / Tomboro Signatur: Ta 1586(2) Die Naturkatastrophe am anderen Ende der Welt war in Europa durchaus nicht unbemerkt geblieben. Hoff verweist 1824 auf Raffles,Thomas Stamford: History of Java (2 Bde., London 1817), der schon darüber berichtet hatte. Pfiffer zu Neueck, Joseph J.: Skizzen von der Insel Java und derselben verschiedenen Bewohnern. - Schaffhausen 1829 Signatur: HP-Q 67,177 Darstellungen des Lebens auf der großen Nachbarinsel Java. Vitrine 2 Die Hungersnot in Coburg und Umgebung Herzogl. Sachsen-Coburg-Saalfeldisches Regierungs- und Intelligenzblatt. 10 (1816) Signatur: Ze-2594(1816) Die von der Regierung getroffenen Maßnahmen des Jahres 1816 stehen für die Hungersnot, die auch das Herzogtum Sachsen-Coburg-Saalfeld betraf: - Sp. 569 Verbot des Branntweinbrennens - nach Sp. 616: Errichtung einer Rumford-Suppenanstalt - nach Sp. 668: Erhebung von Zöllen Amthor, Georg Michael : Neue Beiträge zu Coburgs Annalen oder actenmäßige Beschreibung der, in dem letztverflossenen Jahrzehend durch den Gemeinsinn der hiesigen Bürger in das Leben getretenen, WohlthätigkeitsAnstalten. - Coburg 1829 Signatur: V V 1/80(Ex. 3) Das Frontispiz zeigt den Polizei-Inspector Friedrich Eberhardt, der sich stark für die Einrichtung der RumfordSuppenanstalt engagierte. Rumford, Benjamin Thompson von: Kleine Schriften politischen, ökonomischen und philosophischen Inhalts. Bd.1. Weimar 1800 Signatur: W I 8/26 Benjamin Thompson, Graf Rumford, diente dem Kurfürsten Carl Theodor von Bayern als Berater; er erfand unter anderem die Rumford-Suppe, einen Eintopf für die Armenspeisung. Sichere und vollständige Anleitung die Rumfordische Suppe zu bereiten zum Besten der Armen. - Nürnberg 1802, S. 10/11 Signatur: N IV 9/63 Je nach Gegend unterschied sich die Zutatenliste der Rumfordsuppe. Hauß, Johann C. : Versuch über die Rumfordsche Suppe und deren allgemeinere Einführung. - Hannover, 1806, S. 25 Signatur: N IV 9/65 Die Hannoveraner Variante enthielt überhaupt keine Kartoffeln – ebenso wie Rumfords ursprüngliches Rezept. Rezept für Rumford’sche Suppe von Friedrich Eberhardt (Kopie aus: Stadtarchiv Coburg, A 1457, Bd. I, Bl. 16r) Die Coburger Version der Rumfordsuppe weist Kartoffeln (Erdäpfel) als Hauptbestandteil auf. Herzogl. Sachsen-Coburg-Saalfeldisches Regierungs- und Intelligenzblatt. 11 (1817) Signatur: Ze-2594(1817) Dem schlimmen Hunger des Sommers 1817 und der Hoffnung auf die Ernte folgt im Herbst die Entspannung der Verhältnisse: - Sp. 325, 7. Juni: Verbot des Abschneidens von Kartoffelkraut zur Verwendung als Kohl - Sp. 397, 19. Juli: Aufhebung der Ausfuhrzölle ab 15. August - Sp. 405, 26. Juli: Verordnung gegen Felddiebstähle und das Ernten unreifer Früchte Hunger- bzw. Dankmünze aus Coburg (Privatbesitz) Vorderseite: die römische Göttin Fortuna, Sinnbild für Glück oder Schicksal, mit ihren Attributen Füllhorn und Flügeln (an den Füßen) auf einer Kugel; Überschrift: Denke – Dulde – Hoffe; Schrift im Hintergrund: Nahr:Noth u. wenig Brod; Gott gibt’s doppelt wieder; unter der Figur: 1816 – 1817 Rückseite: Im Jahr 1817 bis zur Ernde kostete in Coburg ein Simer Korn 20 Gulden Waitzen 20 ½ ** Gerste 18 ** Hafer 8 ** 1 Metz Kartofl 6 Batzen 1 Pfd. Rindfleisch 3 ** 1 Pfd. Schweinfl. 3 ½ ** 1 Pfd. Butter 8 ** Signatur des Medailleurs: W S (1 Simmer (Hohlmaß) = 90 Liter Winterfrucht oder 113 Liter Sommerfrucht. 1 Metze (Hohlmaß) = 5,65 Liter. 1 Gulden = 15 Batzen) Plakatwand 2 Lokale Zeugnisse Tabelle: Gewicht einer 6-Pfg.-Semmel in Quentchen vom Januar 1816 bis zum Dezember 1817 An der Brottaxe, abgedruckt im Regierungs- und Intelligenzblatt, lässt sich das stetige Steigen der Lebensmittelpreise ablesen. In Coburg blieb der Preis für eine Semmel gleich, doch man bekam immer weniger für das gleiche Geld. (1 Pfund (510 g heutiges Gewicht) = 32 Loth = 128 Quentchen à 3,98 g) Coburg - Philipp Carl Gotthard Karche (Lehrer an der Ratsschule Coburg) 1816 war ein trauriges Jahr. Der Regen, welcher in Strömen herabschoß, wollte gar nicht aufhören. Die Gewitter waren mit Hagel und Wolkenbrüchen verbunden und thaten vielen Schaden. In Ahlstadt entzündete ein Blitzstrahl eine Scheune, welche abbrannte; auch in Walbur schlug der Blitz in den Thurm. Vom 27. Juni bis Ende desselben Monats und im September war der ganze Itzgrund überschwemmt. Die Getraidepreise stiegen. […] Quelle: Karche, Philipp Carl Gotthard. Jahrbücher der Herzogl. Sächs. Residenzstadt Coburg. [Bd. 1], von 741 – 1822. Coburg 1825, S. 429-431 Coburg - Friedrich Eberhardt (Markt- und Polizei-Inspector) Ganze Abtheilungen von Landleuthen strömten aus den sonst so fruchtbaren Gefilden Bambergs und Schweinfurths, wo die Noth und der Mangel größer waren als in der hiesigen Stadt, hierher, und kauften sich Brod, Getraide, Fleisch und Erdäpfel ein. [...] Ohne Jammer konnte ich den Markt nicht mehr besuchen […] Die Auswärtigen, die uns so viele Jahre mit ihrem Überschuß reichlich versehen, mußten, mit dem Geld in der Hand, ohne Lebensmittel schonungslos von hier weggewiesen werden. [Eberhardt betrieb die Einrichtung einer öffentlichen Speiseanstalt.] Da sich hierzu in keinem städtischen Gebäude ein schickliches Local vorfand, so ließ ich in meinem Hause in der Rosengasse No. 16 eine holzersparende Feuerung und Koch-Anstalt einrichten. Quelle: StadtA Co A 1066 = Polizey-Notizen über die Theuerung, in den Jahren 1816 u. 1817; von Eberhardt verfasst am 5. Febr. 1820. Zitiert nach: Böhm, Max: Erinnerungen des Coburger Polizei- und Marktinspectors Eberhardt, in: Blätter zur Geschichte des Coburger Landes 21(1992), S. 71-76 Fechheim - Christian Wilhelm Theodor Vogtmann (Pfarrer) Das Jahr 1816 ist ein sehr merkwürdiges Jahr in Besehung der Witterung. Nach einem sehr veränderlichen Winter regnete es das ganze Frühjahr hindurch beinahe unaufhörlich, dabei war es ungewöhnlich kalt. Noch immer, da ich dies schreibe, am 1. August, ist das Wetter schlecht und unbeständig. Heftige Gewitter mit Hagel und Wolkenbrüchen haben in anderen Gegenden Deutschlands unbeschreiblichen Schaden angerichtet. Bei uns ist bis jetzo Gott sei Dank die Gefahr vorübergegangen. Das Getreide steht bei dem anhaltenden Regenwetter dennoch schön, aber wegen der Näße zeitiget und reift es langsam, und Jedermann ist um das Einbringen besorgt. […] Mit einem Wort, es ist große Noth, und wenn Gott nicht bald hilft, so ist das Verderben nahe. Die Menschen hätten es auch verdient. Gleichgültigkeit gegen die Religion, Hochmuth und Stolz, besonders Kleiderstolz, Schwelgerei und Unkeuschheit sind die herrschenden Sünden und Laster des Zeitalters. Gott lasse Gnade für Recht ergehen. [...] Quelle: Christian Wilhelm Theodor Vogtmann, d. z. Pfarrer zu Fechheim in: Ortschronik der Pfarrei Fechheim (1856-), Bl. 65; Pfarramt Fechheim, AB 6 (gekürzt zitiert in: Schelhorn, Ingrid: Fechheim 1162 – 2012, Fechheim 2012, S. 326) Neustadt - Johann Jacob Dehler (Gemeindebürgermeister) Die Witterung im Jahre 1816 vom Monat Mai an war immer rau und nass, fast jeden Tag hatten wir Regenwetter, alle Früchte litten Schaden, die Heuernte konnte nur mit vieler Mühe eingebracht werden und das Heu ist größtenteils verdorben, weil die Grundwiesen das ganze Jahr von Überschwemmung wenig frei wurden. Alle Feldfrüchte versprachen eine schlechte Ernte. […] Mit dem eintretenden Frühjahr 1817 war alles aufgezehrt, und es musste das Getreide aus Polen und Rußland beigeschafft werden. […] Einen großen Teil dieser Hungersnot und Teuerung milderte unser durchlauchtigster Herr Herzog Ernst dadurch, dass er in diesem Jahr eine große Reparatur am Residenzschloss in Coburg und auf dem Lustschloss der Rosenau vornahm, Ursache davon war die Verheiratung desselben mit einer Gothaischen Prinzessin, Maria Louise, welche am 24 August 1817. ihren feierlichen Einzug in Coburg gehalten hat. [...] Am 9ten August 1817 an demselben Tage, wo das Jahr vorher der große Wetterschlag gewesen ist, erntete der hiesige Bürger und Webermeister Ernst Christian Geuther das erste Korn ein und zwar von einem Acker den er nicht besät hatte, er hat nämlich einige Tage nach dem Wetterschlag am 9. August 1816 das auf einem Acker hinter der Gottesackerkirche zusammengeschlagene Korn untergeackert und hat davon ein Jahr später an demselben Tage ein herrliche Ernte eingetan. Quelle: Dehler, Johann Jacob: Beschreibung des grosen Brandunglücks welches die hiesige Stadt am 24.ten Juny 1839 schwer betroffen hat; Kopie im Stadtarchiv Neustadt Steinach 1816 In der Sakristei der Kirche zu Steinach (Thüringen) hing ein von Johann Martin Greiner auf Holz gemaltes Bild von Herzog Albrecht von Coburg (1680-1699), das an die Grundsteinlegung der Kirche 1684 erinnerte. Auf der Rückseite war zu lesen: ao 1816 im Monat August kostete ¼ Korn 38 bazen ¼ Weizen 50 bazen ¼ Erdöpfel 16 bazen ao 1817 Monat October zu Coburg ¼ Korn 15 bazen ¼ Waizen 54 bazen der Sak Erdöpfel 3 ffl. Hier in Mühlen ¼ Kornmehl 58 bz. ¼ Waizen 58 bz. ¼ Gerste 42 bz. ¼ Erdöpfel 24-30 bz. z. Ewigen Schand. Aus Rußland gescha grose zufuhr und Deutschland von doher erhalten und alles zu bekommen und die Noth nicht so groß wie 72/72. ao 18 ward fremder Samen kärglich gesäet, auch darnach geerndet, doch wurde es besser im folgenden, das 19 jahr außerordentlich in allen gewächsen. „Laßt uns besser werden, gleich wirds besser sein.“ Quelle: Südthüringer Heimatblätter 1930, Heft 5 Erläuterungen: 1 Gulden = 15 Batzen; Korn = Roggen, Erdäpfel = Kartoffeln. Getreide: ¼ = ¼ Simmer. Simmer ist ein Hohlmaß und fasst 90 Liter Winterfrucht oder 113 Liter Sommerfrucht. Kartoffeln: ¼ = ¼ Sack Hungertafel in Walldorf bei Meiningen Zur Feier des ersten Erntewagens im August 1817 ließen die Walldorfer eine Tafel anfertigen, die sie zur Erinnerung an die Hungersnot in der Kirche aufhängten, wo sie blieb, bis sie, als 2012 die Kirche ausbrannte, ebenfalls dem Feuer zum Opfer fiel. Quelle: https://www.facebook.com/KirchenburgWalldorf/photos_stream?tab=photos_stream Ährenkranz in Lendershausen (Hofheim, Unterfranken) Ihren Dank für die Ernte von 1817 drückten die Einwohner von Lendershausen mit diesem geflochtenen, gerahmten Ährenkranz aus, der heute noch in der dortigen Kirche hängt. Quelle: http://static2.mainpost.de/storage/pic/mpnlneu/hassberge/1524414_1_xio-image47f6415ae0f36.1319ZC.JPG?version=1434645565 Nicht in der Ausstellung: Weitere Berichte aus der Umgebung Nassach - Johann Georg Kell (Bauer) Anno 1816 war ein sehr merkwürdiges Jahr, dessen gewiß lange gedacht werden wird. Die Frühlingssaat hat sich sehr schön gemacht und ist auch recht voran gegangen. Der Winterbau stand sehr schlecht, wie auch die Sommersaat. Nun durch den Regen artete sich alles, so dass es in voller Pracht da stand. […] Den 26. October brachten wir unseren letzten Haber [= Hafer] nachhause. […] Den 10. November fing es an zu schneien und warf einen ziemlichen Schnee herunter. Es lag noch sehr viel Haber auf dem Felde. Den 20. und 23. war es so kalt, daß die Fenster von oben an bis unten aus gefroren waren und bis Mittag kaum abthauten. Und die Leute gingen hinaus und kratzten den Haber unter dem Schnee hervor, banden ihn und führten ihn auch nachhause. […] Quelle: Wagner, Ernst Paul: Nassach – Ein Heimatbuch. Haßfurt 2008, S. 138-142 Tiefenhöchstadt Der Frühling 1816 machte sich durch so häufige und so anhaltende Regen merkwürdig, daß das Andenken an ihn auf die späteste Nachwelt sich verewigen wird. Nicht allein Thalbewohner sahen ihre hoffnungsvollsten Getreidfelder bleichen, sondern auch Bergbewohner, welche ihre Äcker gewöhnlich vier bis sechs Wochen später als jene bearbeiten, konnten den Schlamm ihrer Steinfelder nicht mehr durchwühlen, und mußten in diesem Jahr mehrere als gewöhnlich brach liegen lassen. Dafür genoßen sie die seltene Freude, daß ihre sonst kahlen Bergwiesen mit dichtem Grase bewuchsen, und glaubten darin eine reiche Entschädigung für den Verlust an ihren Feldern zu finden. Diese Hoffnung täuschte vorzüglich die Bewohner der Bergschlucht von Buttenheim bis Tiefenhöchstadt. Quelle: Jäck, Heinrich Joachim: Beschreibung der Verwüstungen, welche der am 15. Juni 1816 in Tiefenhöchstadt gefallene Wolkenbruch bewirkte. Bamberg 1816 Knetzgau - Heinrich Keßler (Pfarrer) Der ganze Winter vom Jahr 1815/16 war naß, es verging kaum ein Tag, wo es nicht regnete; Schnee fiel selten, und wenn er fiel, so blieb er kaum einige Tage liegen. Dadurch ersäufte die Wintersaat und ward von Schnecken abgefressen, so daß allenthalben viele Äcker wieder umgeackert werden mußten. Häufige Überschwemmungen vertilgten einen großen Teil der Sommersaat; der Sommer war ebenso naß als der Winter. Die Früchte, die die Nässe übrig ließ, wurden deshalb nicht einmal zeitig und reif; und da der Winter vom Jahr 1816/17 sehr schnell und hart einfiel, so mußten an vielen Orten die Früchte auf den Feldern bleiben. Kartoffeln waren mißraten und blieben zum Teil im Boden stecken. So fehlte es an Früchten jeder Art. […] Die Regierung ließ in den Ostseehäfen russisches Getreide ankaufen und verführte es in das Innere des Reiches. […] Quelle: Wailersbacher, Rainer: 1200 Jahre Knezcegewe – Knetzgau. Knetzgau 1980, S. 96-98; Jäger, Christa / Jäger, Wolfgang: Die Hungerjahre 1816-1817 im heutigen Landkreis Haßberge. Haßfurt 2008, S. 8 Kulmbach - Weltrich (Rentamtmann) Vogelwicken, Ackerwinde, Trepps [Trebs, Trespen], Raalen [Raden, Kornraden], Schmielen und anderes Unkraut füllte die Zwischenräume zwischen den Halmen und umschlang diese. Viel Getreide wurde nebst dem Gras grün zur Fütterung abgeschnitten. Während daher in einigen Gegenden, deren Fluren auf Anhöhen liegen, wie z. B. die von Harsdorf, Trebgast, Waizendorf, Ködnitz, Veitlahm, Kupferberg, ein Teil von Ludwigschorgast, Wirsberg etc. wenigstens eine mittelmäßige, an Erdäpfeln sogar reichliche Ernte hatten, erlangten die Orte, deren Fluren in Gründen oder auf Ebenen liegen und welche sonst die fruchtbarsten zu sein pflegten, kaum den Samen wieder. Quelle: Schmidt, Gustav: Hungerzeiten. In: Heimatbeilage zum Amtlichen Schulanzeiger des Regierungsbezirks Oberfranken. Nr. 257 (1998), S. 40 Wunsiedel - Theodor Ruckdeschel (Bürgermeister) Im Frühjahr 1817, wo sich kaum wieder Gras zeigte, rafften die armen Menschen es gierig vom Boden weg und benützten es als Kohl und kaum zeigten die Erdäpfel Kräuter, so wurde solches abgestrupft und die Stöcke, die nur Erdäpfel haselnußgroß hatten, ausgerissen, sodaß man gezwungen war, Flurwachen, welche Tag und Nacht aus 6 – 8 Mann bestehend patrouillieren mußten, anzuordnen. Bei einer solch elenden Kost konnte es nicht anders sein, als daß viele solcher Menschen erkrankten, sie geschwollen am ganzen Leibe oder gingen sonst als Schattenbilder herum, doch war dies Gott sei Dank im hiesigen Markt der Fall nicht. Quelle: Schmidt, Gustav: Hungerzeiten. In: Heimatbeilage zum Amtlichen Schulanzeiger des Regierungsbezirks Oberfranken. Nr. 257 (1998), S. 46 Sailershausen - Sebastian Pfister (Revierförster) 11. September 1816: Abend sind beide Forstgehilfen wegen einem fürchterlichen Ungewitter nicht ausgegangen. Eine solche Beleuchtung welche dieses Gewitter bei sich führte, ist hier von den Menschen noch nie gesehen worden, der andauerte 3 Stunden. Unaufhörlich sah man in finsterer Nacht den Boden, und unaufhörlich sauste und brauste alles tobend umher, bis endlich der Regen und der Wind dem schrecklichen Feuer ein Ende machte. Quelle: Jäger, Christa / Jäger, Wolfgang: Die Hungerjahre 1816-1817 im heutigen Landkreis Haßberge. Haßfurt 2008, S. 9 Eine berühmte Fälschung: die „Laichinger Hungerchronik“ Es gibt viele lokale Berichte aus den Hungerjahren 1816/17, aber einer erreichte ganz besondere Bekanntheit. Christian Schnerring veröffentlichte die „Laichinger Hungerchronik“ mehrfach, darunter auch im Jahrgang 1916 der Württembergischen Jahrbücher für Statistik und Landeskunde. Von Historikern als wichtige und glaubwürdige Quelle verwendet, wurde sie erst 1987 als antisemitische Fälschung entlarvt. (Randecker, Günter: Die „Laichinger Hungerchronik“ – ein Lügengewebe, in: Corino, Karl (Hrsg.): Gefälscht! Nördlingen 1988, S. 74-90) Vitrine 3 Düstere Texte – leuchtende Bilder Dem „Weltuntergangs-Wetter“ des Sommers 1916 verdankt die Literatur zwei Figuren, die seitdem aus der populären Literatur, dem Film und der Musik nicht mehr wegzudenken sind: Frankensteins Monster und den Vampir. In der Villa „Diodati“ am Genfer See veranstalteten Lord Byron, Mary und Percy Shelley, Claire Clermont und John Polidori einen Wettbewerb um die beste Schauergeschichte, der zur Entstehung von Mary Shelleys „Frankenstein“ und John Polidoris „Vampir“ führte, dem ersten aristokratisch-vornehmen Vertreter dieses Typus und damit Vorläufer von Bram Stokers „Dracula“. Das Vampir-Thema ebenso wie Frankenstein erschöpfen sich nicht im Schauerroman, sondern werfen philosophische und psychologische Fragen auf, die bis heute aktuell sind. Das erklärt ihr Weiterleben und die immer wieder aufgenommene Bearbeitung. Ganz anders war der Effekt des Vulkanausbruchs auf die Malerei: die vielen Staubteilchen, die sich zum Teil noch jahrzehntelang in der Atmosphäre hielten, führten zu besonders farbenprächtigen Sonnenuntergängen, in denen die Maler der Romantik schwelgten. Claire Clairmont (Gemälde von Amelia Curran) http://www.laphamsquarterly.org/sites/default/files/clairmont.jpg Percy Bysshe Shelley (Gemälde von Alfred Clint) https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/83/Percy_Bysshe_Shelley_by_Alfred_Clint_crop.jpg Mary Shelley (Gemälde von Richard Rothwell) https://de.wikipedia.org/wiki/Mary_Shelley#/media/File:Rothwell_-_Mary_Shelley_%28Enanced_Crop%29.jpg Lord Byron (Gemälde von Henry Bone) https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/dc/Lord_Byron_by_Henry_Pierce_Bone.jpg John Polidori (Gemälde von F. G. Gainsford) https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/1c/John_William_Polidori_by_F.G._Gainsford.jpg Fischer, Christian August : Ueber Genf und den Genfer-See. - Berlin 1796 Signatur: J II 4/15 Musäus, Johann Karl August (Hrsg.): Volksmärchen der Deutschen. - Bd. 4, Gotha 1826, S. 5 ff. Signatur: 54,859(4/5) Die Gesellschaft in der Villa „Diodati“ ließ sich unter anderem von den Geistergeschichten in der Sammlung „Fantasmagoriana“ (Paris 1812) inspirieren, die auch eine Übersetzung von Musäus‘ „Stumme Liebe“ enthielt. Shelley, Percy Bysshe: Poetische Werke in einem Bande. - Leipzig 1844, S. 270 ff. Signatur: TB WW 37 Auch der „Montblanc“ stand im Sommer 1816 auf Percy Bysshe Shelleys Reiseplan. Byron, George Gordon Byron: Sämmtliche Werke. - Bd. 11. Lyrische Gedichte. Frankfurt am Main 1830, S. 57 ff. Signatur: HP-56,1674(11) Das Gedicht „Finsterniß“ gab Lord Byrons Empfindungen in Form eines Traumes wieder. Byron, George Gordon Byron: Sämmtliche Werke. - Bd. 12. Lyrische Gedichte. Prosaische Aufsätze. Nachtrag zum Leben Byron's. Frankfurt am Main 1831, S. 314 ff. Signatur: HP-56,1674(12) Das „Fragment des Vampyrs“, ursprünglich „Fragment of a Novel“, entstand ebenfalls in der Genfer Villa „Diodati“ 1816. John Polidoris „Vampir“ wurde von diesem Fragment beeinflusst. Marryat, Florence: The blood of the vampire. - Leipzig 1897 Signatur: TE 3245 Der “andere” Vampir-Roman des Jahres 1897 (Bram Stokers “Dracula” erschien ebenfalls in diesem Jahr). Das Buch wurde 2009, versehen mit einem Titelbild nach einem zeitgenössischen Werk (ca. 1890) von Albert-Joseph Penot, im Verlag Valancourt wieder aufgelegt. Es ist weniger blutrünstig als Dracula, denn der weibliche Vampir Harriet saugt eher Lebenskraft als Blut. Artmann, H. C.: Drakula, Drakula : ein transsylvanisches Abenteuer / graphisch ausgestattet durch Uwe Bremer. Berlin [u.a.] 1966. - Titel in walachisch. Aufgeschlagen: Kapitel XII Signatur: SL 4836 Orphea. Bd.8 (1831) Signatur: Alm 304(1831) S. I – XVI: Gallerie aus dem Vampyr [Marschners]; nach S. III: Kupfertafel zum 2. Aufzug, 19. Szene Marschner, Heinrich: Der Vampyr : grosse romantische Oper in zwei Acten ; vollst. Klavierausz. - Leipzig [um 1880] Signatur: TB Op 450(K 1) Das Libretto von Wilhelm August Wohlbrück basiert auf dem Schauspiel Der Vampyr oder die Todten-Braut von Heinrich Ludwig Ritter (1822), das wiederum eine Dramatisierung der Erzählung Der Vampyr von John Polidori ist. Uraufführung 1828 Lindpaintner, Peter Joseph von: Ouverture de l'opera Le vampyr : (oeuv. 70), [Stimmen, hier: Violino primo]. Leipzig [ca. 1828] Signatur: TB Ouv 76 Gleichzeitig mit Heinrich Marschner vertonte auch Peter Joseph von Lindpaintner den „Vampyr“-Stoff. Nemitz, Fritz: Caspar David Friedrich : die unendliche Landschaft. - 4. Aufl. München 1949 Signatur: Q 58,67 Abb. 2: Das Kreuz im Gebirge Turner, Joseph Mallord William: Turner, Watercolours. - 5. impr. (rev.). London 1975 Signatur: Q 2000,214 Kopie von Tafel 22: “Sunset, returning from Torcello“ Turner, Joseph Mallord William: Watercolours from the Turner bequest. - London 1968 Signatur: Q 2000,213 Abb. 6, “Sunrise at Sea” Friedrich, Caspar David: Caspar David Friedrich : zehn Farbtafeln. - Bremen [1942] Signatur: Q 78,42 Tafel 2: Greifswalder Hafen. Um 1815 Tafel 3: Mondaufgang am Meere. 1823 Vitrine 4 China und das Opium Wesentlich schlimmer als Europa traf die Hungersnot China, vor allem die Provinz Yunnan im Südwesten des Landes. Dort folgten auf den Ausbruch des Vulkans drei Hungerjahre, bis 1818 wieder eine normale Ernte eingebracht werden konnte. Der Dichter Li Yuyang fand bewegende Worte für das Leid der Menschen. (Quelle: Wood, Gillen D’Arcy: Vulkanwinter 1816. Darmstadt 2015. Signatur: 2015,567 – S. 133 – 140; Texte gekürzt) In der Folge stieg die Opiumproduktion explosiv an, da der Mohnanbau einen doppelt so hohen Erlös im Verhältnis zum Reis versprach und auch unter ungünstigen Bedingungen gedieh. Davis, John F.: China und die Chinesen. - Neue verb. Aufl. - Bd. 3. Stuttgart 1852. S. 175: Mandarin mit der Opiumpfeife Signatur: SH W 1199(3/4)#3 Brandt, Johann Friedrich / Phoebus, Philipp / Ratzeburg, Julius Theodor Christian: Abbildung und Beschreibung der in Deutschland wild wachsenden und in Gärten im Freien ausdauernden Giftgewächse. - Bd. 1. Berlin 1838 Tafel 43 (Text S. 148-153): Papaver somniferum Signatur: Ga VII 2 Cholera Infolge des Tambora-Ausbruchs, durch den die Temperaturunterschiede zwischen Landmasse und Ozean verringert wurden, fiel in Indien der Monsun 1816 zunächst aus, was eine Dürre nach sich zog. Als der Regen dann doch noch kam, führte er zu Überschwemmungen. Im darauffolgenden kalten und feuchten Frühjahr 1817 konnte sich der Cholera-Erreger verändern, so dass es nicht mehr bei lokalen Ausbrüchen in den Wintermonaten blieb, sondern eine Epidemie entstand. Herzogl. Sachsen-Coburgisches Regierungs- und Intelligenzblatt. Bd. 25 (1831) Sp. 534: Ankündigung der „Belehrung über die zu ergreifenden Vorsichts-Maasregeln gegen die unter dem Namen Cholera bekannte Krankheit“ Sp. 564: Anzeige für eine Lebensversicherung In Coburg brach die Cholera zwar niemals aus, aber man forderte von Reisenden Gesundheitszeugnisse und überlegte die Einrichtung eines Cholera-Spitals sowie eines speziellen Friedhofs. Putzger, Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Putzger - Atlas und Chronik zur Weltgeschichte. - Berlin 2002. S. 105: Die Cholera in Europa 1829 - 1837 Signatur: L 19c Wie an der Karte zu sehen, verbreitete sich die Cholera entlang der Wasserstraßen und wurde durch kriegerische Ereignisse noch zusätzlich verstärkt. Von Soldaten, Kaufleuten und Pilgern wurde die Krankheit nach Arabien, Russland, Europa und schließlich nach Amerika getragen. Unklar ist, ob die Epidemie 1831 in Europa immer noch auf den Seuchenzug von 1817 zurückzuführen war oder einem neuen Ausbruch von 1826 folgte. Küchler, R.: Einige Ansichten über die Entstehung der Cholera asiatica. – 1869. - Jena, Univ., Diss., 1869 Signatur: Diss. 97,17 Pettenkofer, Max von: Was man gegen die Cholera thun kann. - München 1873 Signatur: 87,676 Eiszeittheorie, Geologie, Meteorologie: wissenschaftlicher Fortschritt Agassiz, Louis: Untersuchungen über die Gletscher : nebst einem Atlas von 32 Steindrucktafeln. [2 Bde.] Solothurn (Text 1841, Atlas 1840) H III 7/1 (Text) H II 1/28 (Atlas) Vulkane waren damals nicht die einzigen Naturerscheinungen, die in den Mittelpunkt des Interesses rückten. Da, wo man die Auswirkungen spürte, ohne den Auslöser zu erkennen, musste man sich mit ganz anderen Problemen beschäftigen. Der Ingenieur Ignaz Venetz stand 1818 vor der Aufgabe, durch die Anlegung eines Abflussstollens aus dem Giétroz-Gletscher oberhalb des Val de Bagnes eine Katastrophe zu verhindern, was nicht völlig gelang. Seine Beschäftigung mit den Gletschern führte zu einer Theorie der Eiszeiten, auf der auch Agassiz aufbaute. Lyell, Charles: Lehrbuch der Geologie. - Bd. 1. Quedlinburg [u.a.] 1833 Tafel VIII: Vulkanische Reihe der Molucken und der Sunda-Inseln Signatur: H III 5/31 Im Lehrbuch „Principles of geology“ trat Charles Lyell den damals herrschenden Vorstellungen gewaltsamer geologischer Umbrüche (Kataklysmentheorie) entgegen und zeigte, dass die gegenwärtig beobachtbaren geologischen Vorgänge vollkommen ausreichen, um den Bau der festen Erdkruste zu erklären, wenn sie sich nur oft genug, in hinreichend großen Zeiträumen, wiederholen. Dieses Werk beeinflusste auch die Arbeit von Charles Darwin. Lyell, Charles: Das Alter des Menschengeschlechts auf der Erde und der Ursprung der Arten durch Abänderung, nebst einer Beschreibung der Eiszeit in Europa und Amerika . - Autoris. dt. Übertr. nach der 3. Aufl. des Orig. Leipzig 1864 S. 42: Versteinertes Menschenskelett in der Neanderthalhöhle bei Düsseldorf Signatur: H III 9/22 In seinem letzten Werk „Geological Evidences of the Antiquity of Man“ zeigte Lyell, dass es Menschen schon viel länger gegeben haben muss, als man bis dahin geglaubt hatte. Hier näherte er sich auch Agassiz‘ Modell der Eiszeiten wieder an, das er zunächst in Zweifel gezogen hatte. Brandes, Heinrich Wilhelm: Untersuchungen über den mittleren Gang der Wärme-Aenderungen durchs ganze Jahr; über gleichzeitige Witterungs-Ereignisse in weit von einander entfernten Weltgegenden; über die Formen der Wolken, die Entstehung des Regens und der Stürme; und über andere Gegenstände der Witterungskunde. Leipzig 1820 Signatur: H I 6/16 Nach den Erfahrungen mit dem Wetter von 1816/17 rückte die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Klima mehr in den Fokus. Seit etwa 1800 war sie begrifflich unter der „Meteorologie“ eingereiht, die damit eine Erweiterung ihres Fachgebietes erfuhr (bis dahin beschäftigte sie sich tatsächlich nur mit Meteoren). Vitrine 5 Kartoffeln, Fahrräder und die Sparkasse: Fortschritt für die ärmere Bevölkerung Putsche, Carl Wilhelm Ernst: Versuch einer Monographie der Kartoffeln oder ausführliche Beschreibung der Kartoffeln, nach ihrer Geschichte, Charakteristik, Cultur und Anwendung in Teutschland. - Weimar 1819 Tafeln 3 und 4: Frühkartoffeln Signatur: E II 4/49 Die Kartoffel als Grundnahrungsmittel, das wenig Ansprüche an den Ackerboden stellte, wurde besonders nach der Hungersnot stark propagiert. Kartoffelbüchlein und Kartoffel-Kochbuch für Reich und Arm : oder die Kartoffel in ihrer mehrhundertfältigen erprobten Anwendung zu den mannichfaltigsten Suppen, Gemüsen, Zuspeisen, Salaten, Mehlspeisen, Backwerken und andern schmackhaften Zubereitungen für die Tafel, ... – 3., sehr verm. rechtmäßige Aufl. - Weimar 1843 S. 80/81: Rezepte für Kartoffelbrei Signatur: SH V 1319 Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. – 4. Aufl. Braunschweig 1842 S. 143: Die Wechselwirtschaft und der Dünger Signatur: H I 8/41 Der Begründer der Agrochemie, Justus von Liebig, wurde zu seinen Forschungen durch die Erfahrung der Notzeit von 1816/17 angeregt. „Draisine“ von 1817 Aus: Illustrirte Zeitung 52(1869), S. 306 (Nr. 1347) Signatur: HP-Ze-1682(1869,1) Der Mangel an Futtergetreide führte zu einer Verringerung der Pferdezahl. Freiherr von Drais hatte die Idee, als Ersatz ein „Laufrad“ zu verwenden. Gomperz, Ludwig: Zugabe zu den Draisinen In: Polytechnisches Journal (5)1821,3 = Nr. 19, Taf. VII u. S. 289/290 Signatur: E II 4/20 Lallement, Pierre: Velocipede. Patent von 1866 Das (vielleicht) erste Fahrrad mit Tretkurbel am Vorderrad. https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/fc/Lallement-bicycle-patent-1866.gif Bekanntmachung über die Errichtung einer Spar- und Hülfskasse für Dienstboten, Gesellen, Lehrlinge und andere ärmere Einwohner der Herzogl. Sächs. Residenzstadt Coburg : [Coburg am 13ten November 1821]. - [S.l.] 1821 Signatur: Cob-58,1481#28 Die Einrichtung von Sparkassen sollte die ärmere Bevölkerung dazu anregen, für Notzeiten selbst vorzusorgen. List, Friedrich: Das nationale System der politischen Oekonomie. - Bd. 1: Der internationale Handel, die Handelspolitik und der deutsche Zollverein. - Stuttgart ; Tübingen 1841 Signatur: O I 9/15 Die Ernährungs- und Absatzkrise von 1816/17 wurde zum Ausgangspunkt für Zollvereinsbestrebungen seit 1818. Der Nationalökonom Friedrich List, Wortführer des Allgemeinen Deutschen Handels- und Gewerbevereins, forderte Schutzzölle nach außen und Aufhebung der Zölle innerhalb des Deutschen Bundes. Aktuelle Literatur zum Thema: Wood, Gillen D'Arcy: Vulkanwinter 1816 Darmstadt 2015 Signatur: 2015,567 Behringer, Wolfgang: Tambora und das Jahr ohne Sommer München 2016 Signatur: 2016,171 Krämer, Daniel : "Menschen grasten nun mit dem Vieh" : die letzte grosse Hungerkrise der Schweiz 1816/17. Mit einer theoretischen und methodischen Einführung in die historische Hungerforschung Basel 2015 Signatur: 2016,301 Schenk, Gerrit Jasper (Hrsg.): Katastrophen Ostfildern 2009 S. 132 ff Signatur: 2010,1375 Müller, Gerald: Hunger in Bayern 1816-1818 Frankfurt 1998 Kaufmann, Sabine: 1816 – Das Jahr ohne Sommer Karlsruhe 2013 Eilers, Alexander (Hrsg.): „The Summer of 1816“ – Von Monstern, Geistern und Vampiren: Dokumentation der gleichnamigen Ausstellung in der Universitätsbibliothek Gießen. Fernwald 2010 Ausstellung und Begleitheft: Isolde Kalter Gestaltung des Begleitheftes: Michael Langbein Landesbibliothek Coburg Schloss Ehrenburg Schlossplatz 1 96450 Coburg Tel: 09561/8538-0 Fax: 09561/8538-201 E-Mail: [email protected] Webseite: www.landesbibliothek-coburg.de Öffnungszeiten: Montag – Donnerstag: 10 – 17 Uhr Freitag – Samstag : 10 – 13 Uhr Während der Schulferien: Montag – Freitag: 10 – 13 Uhr
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