Impuls zum Heiligen Jahr der Barmherzigkeit für den Monat Juni (2016): Juni – ein Monat, der dem heiligsten Herzen Jesu geweiht ist. Das Evangelium des Herz Jesu Festes in diesem Heiligen Jahr spricht vom Guten Hirten, der die 99 Schafe zurücklässt, um das eine zu suchen, es auf seine Schultern zu nehmen und wieder zu den anderen zurückzubringen (Lk 15,3-7). Gehen wir in diese Szene hinein und lassen wir sie im Heute lebendig werden: Ein Schaf, es hat sich verirrt, verschätzt, vielleicht im Eifer des Gefechts etwas Unpassendes geäußert oder getan und nun kann es nicht zurück, ohne sein Gesicht zu verlieren, es versteckt sich vor den anderen, es sieht und findet keinen Weg zurück. Vielleicht ist ihm auch etwas zugestoßen, das es sich nicht ausgesucht hat. Der Gute Hirte spürt die Not dessen, das an den Rand gedrängt wurde oder sich dorthin manövriert hat. Er lässt die 99 zurück, ein großes Risiko für ihn, und diese müssen mal ohne ihn auskommen, von der versorgten zur selbstsorgenden Herde. Außerdem dürfen sie nicht vergessen, dass sie nicht automatisch auf der sicheren Seite sind, der Gute Hirte lässt sie „in der Steppe“ zurück! Jedem von ihnen kann genauso schnell wie dem „verirrten“ etwas zustoßen. Der Hirte findet das verirrte Schaf, er kommt ihm ganz nahe. Wie der barmherzige Vater streckt er die Arme der Barmherzigkeit aus. Jetzt geschieht genau das, was Papst Franziskus bei der Aussendung der Missionare der Barmherzigkeit so betont hat: es ist nicht leicht, seine Sünde und seine Schwäche anzuschauen und auszusprechen vor einem anderen, man schämt sich. Der Gute Hirte legt nun den Mantel der Barmherzigkeit um ihn, damit so ein heiliger, geschützter Raum entsteht, in dem er sich öffnen und durch die vertrauensvolle (und sakramentale) Zuwendung des Guten Hirten geheilt werden kann. Nachdem der Gute Hirte das Schaf „erreicht“ hat, nimmt er es auf seine Schultern – dieselben Schultern, auf die er das Kreuz nimmt – und trägt es zu den anderen zurück, er macht sich zu einer Brücke zu den anderen. Am Ende steht die Freude über die Gemeinschaft. Gott will uns in das Große, Schöne und Heilige, in das Warm-herzige in seiner Kirche hineinnehmen; er will uns die Freude am Dasein in seiner Schöpfung schenken. Ein Bild für unser menschliches Zusammensein in Kirche und Welt, dazu ein paar Impulse: Ich – als das an den Rand gekommene Schaf: • wie fühle ich mich / was nehme ich wahr? • wie kam ich bis zu diesem Äußersten? • kann ich Hilfe annehmen? • kann ich mich anschauen, Fehler eingestehen, sie wieder gut machen und vergeben? Ich – als der Gute Hirte: • nehme ich war, dass jemand an den Rand gekommen ist? • kann ich die anderen „99“ loslassen? • kann ich dem anderen so begegnen, dass er sein Gesicht nicht verliert? • kann ich mit dem anderen mitfühlen und ihn verstehen, ihn tragen? Ich – als eines der 99: • spüre ich etwas von der Freude an der Gemeinschaft? • bin ich dem Guten Hirten dankbar? • stelle ich Ansprüche oder übernehme ich selbst Verantwortung? • freue ich mich, wenn das „verlorene“ Schaf wieder da ist,
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