Aktive Integration mit Schulunterricht

LOKALES
8. Juni 2016 · SUE
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Justus von Liebig Schule Überlingen unterrichtet reine Flüchtlingsklassen
Bahnhof Fischbach
Aktive Integration
mit Schulunterricht
Mundstuhl
kommt
Bernadette Moser (Mitte) unterrichtet an der Justus von Liebig Schule in Überlingen Kochen mit und für Flüchtlinge. Mit dabei sind (von links): Mohammed Al Mohammed, Loreanda Vinchi, Kamal Allaham und Zainab Ndoug. Bilder: Jäckle
2014 gab es in Überlingen schon eine Klasse mit
Schülern ohne Deutschkenntnisse. Mittlerweile
hat die Justus von Liebig
Schule etwa 45 Jugendliche in drei Klassen.
Von Reiner Jäckle
L
oreanda Vinchi aus Rumänien
hat einen Sahnebecher in der
Hand und schüttet ihn in eine
Schüssel. Mohammed Al Mohammed
aus Syrien assistiert ihr, holt das Rührgerät und legt los. Die beiden wollen
Schlagsahne machen für eine Biskuitroulade. „Du musst das Rührgerät in
der Schüssel lassen, sonst spritzt es“,
erklärt Bernadette Moser und zeigt es
gleichzeitig mit einem leichten Druck
auf den Handrücken. Mohammed
grinst und nickt. Auf der anderen Seite
der Küche stehen Zainab Ndoug aus
Gambia und Kamal Allaham aus Syrien und putzen Kopfsalat über einem
Waschbecken.
»»Bernadette Moser
„Zum einen reden wir viel
miteinander und zum
anderen bekommen die
Jugendlichen mit, was wir
hier essen.“
Diese Situation findet in der Schulküche der Justus von Liebig Schule in
Überlingen statt. Jeden Freitag hat
Bernadette Moser bis zu acht Schüler
aus der Klasse mit Flüchtlingsjugendlichen ohne Deutschkenntnisse und
kocht mit ihnen. „Die Kommunikation
ist nicht immer einfach“, sagt sie.
„Aber ich zeige einfach viel und außerdem haben wir Kochbücher mit
vielen Bildern. Damit habe ich noch
immer alles erklärt bekommen.“ Die
Lehrerin engagiert sich wie viele andere Kollegen und vor allem zahlreichen Ehrenamtlichen ganz enorm und
versucht, das größte Problem der
Flüchtlinge zu beheben: die Sprachbarriere.
„Durch den Kochunterricht können
wir gleich mehrere Sachen gleichzeitig
vermitteln“, erklärt Bernadette Moser.
Zainab Ndoug, Bernadette Moser und Kamal Allaham beim Salatwaschen (linkes Bild von links). (Loreanda Vinchi und
Mohammed Al Mohammed kümmern sich in der Zwischenzeit um die Biskuitroulade und schlagen Sahne (rechts).
„Zum einen reden wir viel miteinander und zum anderen bekommen die
Jugendlichen mit, was wir hier essen,
wie man es zubereiten kann und wie
man einkauft.“ An diesem Tag steht
als Dessert eine Biskuitroulade mit
Erdbeeren und Sahne auf dem Programm. Als Hauptspeise gibt es Hähnchenkeule mit Reis und Salat.
Essen verbindet
„Das Essen hier ist gar nicht so anders
wie in Syrien“, sagt der 19-jährige Mohammed Al Mohammed. „Wobei ich
am liebsten die Hauptgerichte mag.“
Das gleiche gilt für Kamal Allaham,
der 18 Jahre alt ist. „Ich mag vor allem
Hähnchen und Kartoffeln“, sagt er.
Ein Faible für die Nachspeise hat die
17-jährige Loreanda Vinchi: „Ich habe
schon viele Desserts zuhause nachgekocht.“ Bernadette Moser fügt dem
hinzu: „Wir machen auch viel Gemüse, das viele auch ziemlich roh mögen.“
Die Jugendlichen sind fünf Mal in der
Woche in der Justus von Liebig Schule
in Überlingen und haben einen geregelten Unterricht. Davon gibt es 15
Stunden Deutsch, vier Stunden Rechnen, jeweils drei Stunden Praxisunterricht wahlweise in den Bereichen
Holz, Metall oder Pflege sowie zwei
Stunden Sport – und freitags noch
fünf Stunden Kochunterricht, der offiziell Nahrungszubereitung heißt. „Ich
habe hier auf jeden Fall schon Freunde gefunden“, sagt Zainab Ndoug, die
20 Jahre alt ist. „Manchmal treffen wir
uns auch nachmittags außerhalb der
Schule.“
Unser primäres Ziel ist, dass wir so gut
und schnell wie möglich die deutsche
Sprache vermitteln“, erklärt Liliane
Frank, Schulleiterin der Justus von
Liebig Schule und Koordinatorin von
Flüchtlingsklassen. „Wer möchte und
mitzieht, kann bei uns dann einen
Schulabschluss machen, was natür-
lich ein intensiveres Arbeiten erfordert.“ Hin und wieder gelingt es sogar,
Schülern dann auch noch einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz zu vermitteln. „Das wäre natürlich der perfekte Weg, was allerdings nur selten
gelingt“, so die Schulleiterin.
Die Flüchtlingswelle, die 2015 so richtig eingesetzt hat, wurde in Überlingen gefasst aufgenommen. Das lag
daran, dass die Justus von Liebig
Schule zu jenem Zeitpunkt bereits ein
Konzept in die Praxis umgesetzt hatte,
wie es passender kaum sein konnte
für die vielen Jugendlichen, die in die
Region kamen. „Die Leiterin der berufsvorbereitenden Schularten, Ingrid
Aue-Haag, kam vor zweieinhalb Jahren zu mir und fragte mich, ob wir
nicht irgendetwas für Jugendliche
ohne Deutschkenntnisse anbieten
können“, erinnert sich Liliane Frank.
„Ich fand die Idee super. Zusammen
mit Tanja Hurka hat sie ein Konzept
erarbeitet.“
Damals kamen die Jugendlichen aus
Somalia, Syrien, Mazedonien, Afghanistan und der Dominikanischen Republik. Gestartet wurde mit zwölf
Schülern. Innerhalb von wenigen Wochen wuchs die Gruppe auf 18 Personen. Als dann im vergangenen Jahr
die Flüchtlingswelle einsetzte, war die
Justus von Liebig Schule bereits gewappnet und hatte sogar schon Erfahrung. Selbst ein Lehrer mit Fremdsprache Deutsch wurde eingestellt. Das
Einzige, was es zu klären galt, war die
Logistik.
Drei Klassen
Bis zum vergangenen Schuljahr gab es
an der Justus von Liebig Schule noch
eine Klasse mit Berufseinstiegsschülern. Diese wurde von der Constantin
Vanotti Schule übernommen, so dass
die Anzahl der Flüchtlinge deutlich erhöht werden konnte. „Heute haben
wir alleine 30 Jugendliche zwischen
15 und 20 Jahren in den Klassen ohne
Deutschkenntnis“, sagt Liliane Frank.
„Dann kommen noch etwa 15 Schüler
hinzu, die in der Klasse mit ein wenig
Deutschkenntnissen sind.“ Die Jugendlichen kommen aus dem Kinderheim Linzgau aus Deisendorf, dem
Helchenhof in Bonndorf, aus den
Flüchtlingsheimen in Ottomühle und
Goldbach.
»»Liliane Frank
„Das ganze Konzept steht
und fällt vom unglaublichen
Engagement zahlreicher
Lehrer und Ehrenamtlicher
bei uns.“
„Das ganze Konzept steht und fällt mit
dem unglaublichen Engagement zahlreicher Lehrer bei uns“, betont Liliane
Frank. „Und diesbezüglich habe ich
wirklich viele Glanzlichter, die sich
mit einem großen privaten Engagement einsetzen.“ Hinzu kommen
noch einige Ehrenamtliche, die sich
vor allem in Sachen Hausaufgaben-Nachhilfe einsetzen. Und bislang
zeigt dieser Einsatz durchaus Früchte.
„Natürlich hängt auch vieles vom Engagement und von der Motivation der
Jugendlichen ab“, sagt die Schulleiterin. „Die größten Hürden liegen nach
wie vor in der Pünktlichkeit und im
Durchhaltevermögen.“
Trotzdem wird an der Justus von Liebig Schule sehr viel getan, um eine
aktive Integration zu ermöglichen. In
der Schule selbst gelingt dies mittlerweile hervorragend. Wie das Ganze
dann später im Alltag weitergeht, dafür sind die geflüchteten Jugendlichen
zu einem großen Teil selbst verantwortlich. Und spätestens dann müssen sie sich beruflich auch voll umfänglich
mit
ihren
deutschen
Altersgenossen messen.
Wahnsinn! Unglaubliche 20 Jahre ist
es bereits her, seit Mundstuhl wie ein
Faustschlag ins Licht der Öffentlichkeit traten und sich binnen kürzester
Zeit in die erste Bundesliga der deutschen Comedylandschaft katapultierten. Deswegen feiern die beiden ehrlichen Echopreisträger Lars Niedereichholz und Ande Werner jetzt mit
ihrem unfassbar witzigen Jubiläumsprogramm „Mütze-Glatze! Simply the
Pest“ ihr 50-jähriges Bühnenjubiläum.
Die beiden charismatischen Komiker
gelten mit ihren bahnbrechenden
Bühnencharakteren nach wie vor als
die vielseitigsten, kreativsten und für
Presse wie Fans schlichtweg lustigsten
Lichtgestalten der deutschen Komikergilde.
Die herzlichen Hessen präsentieren
mit „Mütze-Glatze! Simply the Pest“
die Sahnestücke ihres kreativen Schaffens in ganz neuem Gewand und mit
einhundertprozentiger Lachtränengarantie. Mit von der Partie sind natürlich die Ikonen der ostdeutschen Plattenbausiedlung: die jammernden
Jungmütter Peggy und Sandy mit ihren allgegenwärtigen Problemen zwischen Komasaufen, Kindererziehung,
Arbeitslosigkeit und ständig wechselnden Lebensabschnittsgefährten.
Selbstverständlich sind auch die beiden Kultkanacken Dragan und Alder
am Start. Die oft kopierten, doch nie
erreichten Erfinder der Kanack-Comedy sind zwar älter, aber dafür kein
bisschen weiser geworden.
Mundstuhl gastiert am Mittwoch, 13.
Juli, um 20 Uhr im Bahnhof Fischbach.
TC Überlingen
Erstes
Heimspiel
Der TC Überlingen ist mit einem Sieg
gegen den TC Rüppurr Karlsruhe in
die Saison gestartet und erwartet am
Sonntag mit dem KETV Karlsruhe eine
sehr Spielstarke Mannschaft. Beim TC
Überlingen schlagen unter anderem
Raphael Lustenberger, Nummer sechs
der Schweizer Rangliste, und der
Franzose Hugo Daubias auf, der momentan in der Weltrangliste auf Platz
900 steht. Außerdem kommen Enzo
Brox und Sebastian Jasyk zum Einsatz, die im vergangenen Jahr für den
TC Radolfzell noch Regionalliga gespielt haben. Auch Bastian Faisst
(Bild), Marco Jäger und Daniel Sappok stehen im Aufgebot. Im vergangenen Jahr holten sich die Spieler des TC
Überlingen in der Oberliga Baden die
Vize-Meisterschaft und wurden nur
ganz knapp geschlagen. In diesem
Jahr wollen die Tenniscracks erneut
wieder ganz oben mitspielen.