Volk er olker Dr kosch Drk und Susanne Schmitt. Bread & Roses. Bettina Linnig Vom Glück der essbaren Poesie Fotos: Joachim Gärtner erresheimer Straße in Düsseldorf. Ecke Wehrhahn. Nein, nicht gerade das erklärte Ziel eines Genießers. Weder für‘s Auge und ganz besonders nicht für den Gaumen. Verkehrslärm, Hektik, Baustellen. Da erwarte ich maximal Fast Food. Schwer vorzustellen, dass wir hier richtig sind. Gerresheimer Straße 12. Vormals eine Rotisserie und Bar, heute das Zuhause des Sternekochs Volker Drkosch. Der Eingang lädt – anders als das Umfeld – umrahmt von dichtem Efeu dazu ein, in eine andere Welt einzutauchen. Es ist, als würden wir im tiefsten Wald eine Lichtung entdecken, taufrisches Moos unter den nackten Füßen, in den Sonnenstrahlen tanzende Elfen, die nur darauf zu warten scheinen, uns an den gedeckten Tisch zu geleiten. Nur ein, zwei Schritte trennen den Gast von der Tür bis zu den einladenden Barhockern und der liebevoll eingedeckten Bar. Dahinter strahlende dunkle Augen und ein Lächeln, welches Glück, Wärme G und Herzlichkeit ausdrückt. Volker Drkosch braucht nichts zu sagen. Blicke sprechen Bände und diese heißen den Gast mehr als willkommen. Ein warmer Blaugrünton strahlt von den Wänden. Liebevoll zusammengestellte Blumenarrangements, immer in Begleitung von Rosen, fügen sich wie immer schon dagewesen in den Raum. Tische und Stühle, ähnlich einem französischen Bistro, bieten an diesem Abend Platz für 28 Personen. Vielleicht wird der Platz morgen nur für 26 Gäste reichen. Vielleicht auch nur für 24. Das Team vom „Bread & Roses“ arrangiert je nach Reservierungen und Anzahl der jeweiligen Personengruppen die Tische jeden Tag neu. Einziger immer bestehender Tisch, der Nischentisch links am Eingang. Er bietet zum Beispiel Platz für ein verliebtes Pärchen, sich selbst genügend. Beim Eintreten fällt jeglicher Stress ab. Er bleibt draußen, wie ein paar Straßenschuhe, mit denen man den Raum nicht beschmutzen möchte. Man taucht für die Dauer des Besuches in eine Welt ein, die frei ist von Hektik und Anspannung. Einer verzauberten Welt, die einen warm und leise umarmt. Michael Noack, Sommelier des Jahres 2015, empfängt uns. Ein Gentleman seiner Zunft. Perfekt gekleidet im Anzug, weißes Hemd, klassisch, Etikette beherrschend, dem modernen aber niemals verschlossen… So kennt man ihn. So kannte man ihn. Michael Noack begleidet die Gäste zum Tisch, er lässt sie Platz nehmen und kümmert sich um die Getränke. Wie je her spricht er erstklassige Empfehlungen aus, begleitend zum Essen oder auch als Aperitif. Doch (fast) nichts ist wie es war. Vergangenheit dient allerhöchstens der Erinnerung. Geblieben ist ein Gentleman vom Wesen, doch in legèrer Kleidung. Dem Restaurantstil angepasst. Höchste Qualität muss nicht protzen, höchste Qualität blüht auf – durch den der sie zu erkennen weiß. Habt ihr Michael Noack im Dienst schon einmal mit Jeans und kariertem Hemd gesehen? Nein? Im „Bread & Roses“ demonstriert er entspannt, dass höchster Genuss und Können kein zur Schau stellen braucht. Volker Drkosch und Michael Noack. Ein eingespieltes Team und es fällt schwer zu glauben, dass Antonia Majunke nicht schon immer dazu gehörte. Fast wortlos verstehen sie und der Küchenpatron sich bei der Arbeit. Als Pâtissier zeichnet sie sich verantwortlich für die „Süssen Schweinereien“ und „Kleinen Sünden“. Wir sitzen auf ein Glas Wein, für mehr fehlt leider die Zeit, an der Bar und ich unterhalte mich mit Volker Drkosch über die Speisekarte. Eine zusammengefaltete DIN A3-Seite mit Gerichten die es immer geben wird und mit Gerichten, die wechseln werden. Überschaubar von der Anzahl, unterteilt in vier Gänge. Angepasst an Saison, verbunden mit den Kreationen die vom Glückslabor auf den Teller dürfen. Volker Drkosch ist zufrieden und glücklich. Er möchte sich nicht festlegen müssen, nicht festlegen lassen. Frei sein. Dem Gast zur Freude. Volker Drkosch, in Jeans und Jeanshemd die letzten Vorbereitungen treffend für den Abendtisch. Und auch am Herd stehend keinen Sinn sehend, eine Kochjacke anzulegen, fühlt sich nur einem verpflichtet: Seinem hohen Anspruch an die Zutaten, mit denen er seine Gerichte zubereitet. Die er – keiner kann schließlich aus seiner Haut raus – wie gewohnt sternemäßig verarbeitet und präsentiert. Was und wie sollen seine Gerichte sein? Sie sollen den Gast überraschen und begeistern. Sie sollen ihm zeigen das ein klassisches Gericht wie eine Bolognese – jawohl, Bolognese! – auch ganz anders sein kann. Zum Beispiel überraschend fürs Auge. Zum Beispiel eine Geschmacksexplosion im Mund. Zum Beispiel so noch nie erlebt. Genau so überraschen wie „Bread & Roses“, anmutend wie ein Märchen. Der ehemalige Sternekoch des Victorians bietet eine leichte und gesunde Küche mit frischesten Zutaten, aber er ist kein Trendkoch. Nicht alles, was kulinarisch gerade „en vogue“ ist, muss er verarbeiten. Will er haben. Für ihn ist zum Beispiel regional noch nie zwingend gewesen und wird es auch nicht sein. Für ihn zählt nur eins, hochwertigste Qualität der einzelnen Produkte, die, überraschend zusammengestellt, seine Gäste als Gericht verzaubern sollen. Kommen diese Erzeugnisse aus der Region – umso besser. Mein Blick schweift durch den kleinen Gastraum. Die Lust diesen zu verlassen und in die „reale“ Welt zurückkehren zu müssen, geht gegen null. Ich schaue nach Michael Noack. „Noch ein Glas Wein?“ kommt die Frage. „Eigentlich müssen wir los… Wir müssen ja auch den Platz räumen?!?“ Sein Blick geht kurz aufs Tablett, ein weiterer auf die Uhr. „Also wenn Sie wollen, bisschen Zeit haben Sie noch.“ Ja! Wir wollen. Wir trinken einen Wein vom Weingut Metzger aus der Pfalz. Selection „Bread & Roses“ Ein Filetstück. Versteht sich. Reserviert ausschließlich für diesen besonderen Ort. „Bread & Roses“. Kulinarische Poesie. Kulinarisch werden wir es bald testen. In Vorfreude ob der wunderbaren Genüsse, die im Glückslabor entstehen. Natürlich möchte ich von Volker Drkosch noch wissen ob der Name wegen des gleichnamigen Films oder der Bewegung gewählt wurde. Weder noch, kommt die Antwort. Meine Lebensgefährtin und ich wollten einen Namen, der uns verbindet. Wir hatten ihn in Paris gelesen und wussten, der ist es. Die sympathische Lebensgefährtin von Volker Drkosch schaut um die Ecke. Susanne Schmitt ist Floristin mit eigenem Blumenladen. Ihre Arbeiten sind so gefragt wie die Kochkünste von Volker Drkosch. So wurde sie aktuell damit beauftragt Ein glücklicher Gast... die Blumenarrangements für den Besuch von Königin Silvia anzufertigen. Der Koch und die Floristin sind nicht nur privat ein Paar, sondern auch Geschäftspartner im „Bread & Roses“. Ihr ist das „Roses“ gewidmet. Und? Wer hat hier das sagen, will ich wissen und schaue die zwei an. Grinsend kommt ein „das will ich jetzt aber auch wissen“ von Susanne Schmitt. Schmunzelnd hebt Volker Drkosch den Kopf, schielt zu seiner Partnerin, sagt „ich würde mal sagen in der Küche ich“ und widmet sich mit dieser diplomatischen und sowieso außer Frage stehenden Antwort wieder seiner Arbeit. Schnell hat man uns noch ein Carpaccio von Kohlrabi und grünem Apfel mit Ziegenkäsecréme und Buchweizen serviert. Wunderbar leicht. Geschmacklich bilden Kohlrabi und die Säure des grünen Apfels, vereint durch die Ziegenkäsecréme, eine überraschende Harmonie. Ich könnte jetzt anfangen allgemein zu philosophieren über Kontraste, über das Zusammenführen von unterschiedlichsten, auf den ersten Blick absolut nicht zusammengehörend erscheinenden Dingen, die – liebevoll vereint –zu einer Oase des Wohlfühlens verschmelzen. Zum glückseligen Gaumengenuss. Aber es wird Zeit den Platz zu räumen. Zugegebenermaßen etwas neidisch auf die, die sich vom Glück der kulinarischen Poesie jetzt berauschen lassen dürfen. Wünschend, dass auch sie auf dieser wunderbaren Lichtung des Stadtdschungels Erholung finden. Wir müssen zurück in die Hektik und Kälte des Alltags. Träumend vom baldigen wieder eintauchen in diese fabelhafte Welt, die Augen und Gaumen aufs märchenhafteste verzaubert. www.LaViaVita.de Mo/Di + Do–Sa ab 18.30 Uhr Mi + So Kreativpause im Glückslabor Kontakt + Reservierungen: +49 176 80487779 www.breadroses.de
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