D RUBRIKTITEL MAGAZIN Sommer 2016 HÖHENFLÜGE für Körper, Geist und Seele LANDUNGSPLÄTZE mit alpinen Abenteuern und stillen Genüssen HERAUSFORDERUNGEN auf Trails und Gipfeltouren, in wilden Wassern und Wänden oetztal.com soelden.com obergurgl.com 01 das thermenresort der alpen! RUBRIKTITEL Haiming-Ochsengarten Sautens Oetz Umhausen-Niederthai Längenfeld Huben Gries Sölden Hochsölden Zwieselstein Obergurgl-Hochgurgl Vent LIEBE GÄSTE! HÖHENFLÜGE, davon träumen wir alle. Unser Magazin 2016 greift dieses Stichwort auf und verleiht damit Ihren Ferienträumen Flügel. Abheben ohne Höhenangst ist im Ötztaler Sommer überall und auf vielfältige Art möglich. Bergsteiger ziehen die vier Ötztaler Hütten oberhalb der 3.000-m-Grenze in ihren Bann, Weitwanderer erleben ihre Höhepunkte auf dem Ötztal Trek oder dem Obergurgler Rundweg. Highlights für Abenteurer sind die Klettervertikalen, die Area 47, die Mountainbike-Trails und der Ötztaler Radmarathon, der jüngst sogar eine Hochzeit inspiriert hat. Sensationell ist das Ballonfahren über den Gipfeln der Ötztaler Alpen seit der Landung des Schweizer Forschers Auguste Piccard auf dem Gurgler Ferner. HOCHGEFÜHLE stellen sich ein, wenn wir im Urlaub Zeit, Raum und liebenswerte Begleiter für unsere individuellen Vorlieben finden. Mit den Schafern bei der Sölder „Schafzeit“ unterwegs sein und feiern. Selbst Knödel drehen unter Anleitung des Küchenchefs der „Tiroler Stuben“ oder sich verwöhnen lassen im Gourmetrestaurant „ice Q“ am Gaislachkogl, auf 3.048 m. Unter den Gipfeln und im Talgrund in aller Ruhe herbstliche Streifzüge unternehmen. Das alles und noch viel mehr schenkt Ihnen der Ötztaler Bergsommer. HEIMAT will Tag für Tag bedacht sein und neu erfunden werden, damit Sie unbeschwert ihre Ötztaler Höhenflüge antreten können. Unser Magazin begleitet Sie zu den Dorfbrunnen, den ältesten Orten der Begegnung im Tal. Es führt Sie auch zu den starken Kraftquellen von Längenfeld. Zur Begegnung mit Menschen, die immer neue Abenteuer für Sie erfinden. Die Sie retten, wenn Ihre Höhenflüge zu riskant waren. Begleiterin auf allen Ihren Wegen ist die ÖTZTAL PREMIUM CARD. Sie hilft Ihnen beim Abheben, und mit ihr begrüßen wir Sie herzlich am hotel. therme. spa. HÖHEPUNKT TIROLS! Oliver Schwarz, Geschäftsführer Ötztal Tourismus t. +43 5253 6400 offi[email protected] www.aqua-dome.at www.facebook.com/tiroltherme Kletterfelsen bei Haiming 01 INHALT 14 BERGSTEIGEN Fotograf Bernd Ritschel kennt alle Ötztaler Dreitausender-Hütten. Er erzählt von ihrem Zauber und hochalpiner Gastfreundschaft. 31 Auflage: 85.000 D/EN Druck: Druckerei Berger Offenlegung lt. § 15 Mediengesetz: Eigentümer zu 100 % und Herausgeber ist Ötztal Tourismus, Gemeindestr. 4, 6450 Sölden, T +43 (0) 57200, [email protected], Direktor Mag. Oliver Schwarz FAMILIE Abenteuer ALMZEIT: Bewegung, Spaß und Inspiration für die ganze Familie. 37 RADSPORT Der neue Flowtrail „Teäre Line“ lädt ein, eigenwillig bergab zu biken. Bildnachweis: Ötztal Tourismus – R. Ritschel – A. Lohmann – A. Nair – S. Schieck – E. Holzknecht – I. Nösig – A. Fender C. Nösig – P. Lehner – G. Durner – S. Herbke – A. Felsch – E. Spreng – E. Lorenzi – A. Kuprian – M. Heiss – J. Kreulitsch Antes & Antes – I. Ahrens – A. Klocker – G. Ecker – R. Wyhlidal – M. Burtscher – L. Ennemoser – M. Morandell – E. Schmid – Shutterstock; Brötz Architecture; DAV Sektion Hamburg; Photo Lohmann; Bergbahnen Sölden – R. Wyhlidal; AREA47; © Garmin; AQUA DOME; Kurzentrum Umhausen Der Oltroggeweg 2.000 - 3.000m über dem vorderen Ötztal 06 08 18 20 22 23 26 29 LANDLEBEN Bei der „Schafzeit“ in Sölden feiern Einheimische und Gäste eine Woche lang den Almabtrieb der Ötztaler Bergschafe. 34 ABENTEUER Im Ballon über die Alpen. Herausgeber: Ötztal Tourismus, 6450 Sölden Konzept Inhalt: media von mersi Redaktionsbüro, Wien Konzept Layout: NORDEN, www.norden.co Redaktion: Isolde v. Mersi, Carmen Fender, Yvonne Auer Creative Director: Julian Sprengel Fotoredaktion: Yvonne Auer Anzeigenleitung: Yvonne Auer Coverbild: Oltrogge Weg, Bernd Ritschel 24 – – – – – – – – Ötztal-Flash Ötztal-Album Freiheit ist grenzenlos Retten oder Bergen Gaumenfreuden hinter Glas Der Dreh mit dem Knödel Einsame Spitzen Das Abenteuer als Vision 42 WANDERN Die Kreuzspitze gilt als höchster Wander-Dreitausender der Ostalpen. 30 32 36 38 40 45 46 48 – – – – – – – – Ein Geschenk des Himmels Unter Gleichgesinnten Kleine Funde, großes Vergnügen Hochzeit mit Rädern Der reine Überfluss Im Sog der Kraftquellen Unter allen Gipfeln ist Ruh’ Dorfleben ÖTZTAL-FLASH ÖTZTAL & IOETZTAL - MOBILE APP Kostenloses Mobile App: oetztal.com/apps für iPhone, Blackberry, Android und alternative Weblösungen für Handys mit Internetzugang 670 m ÖTZTAL BAHNHOF SPASS IM WIDIVERSUM DAS ÖTZTAL IM SOCIAL NETWORK Facebook, Youtube und Twitter sind die virtuellen Wege, die Sie ins Ötztal führen. Hereinspaziert und bleiben Sie dran, wir bauen unsere Kommunikation über Social-Media-Kanäle laufend weiter aus. Angefeuert und inspiriert vom Schaf-Maskottchen WIDI können sich Kinder im neuen Erlebnisgelände rund um den Speichersee der Bergstation Acherkogelbahn nach Herzenslust austoben. Und in der Rolle von Hüterbuam und -madln auch viel entdecken und lernen. Denn im WIDIVERSUM dreht sich alles ums Schaf, den wichtigsten Vierbeiner im Ötztal. www.oetz.com 1.538 m 812 m 820 m FLUGSHOWS IM GREIFVOGELPARK Nehmen Sie Platz auf einem der 250 Sitze der Freiluftarena des Greifvogelparks Umhausen und schauen Sie Adlern und Falken, Bussarden und Milanen beim Fliegen zu. Auf dem 5.000 m2 großen Areal werden in 15 Volieren viele verschiedene Greifvögel artgerecht gehalten. Ein Lehrpfad mit Informationen zur Geschichte der Falknerei führt durch den barrierefrei zugänglichen Park. www.greifvogelpark.at OETZTAL-FREE Überall im Ötztal, wo Sie dieses Logo sehen, kommen Sie jetzt kostenlos und ohne Zeitlimit ins Internet. 1.550 m 1.036 m PREISGEKRÖNTES ÖTZTAL MAGAZIN ÖTZTAL MAGAZIN 25 JAHRE ÖTZI-FUND Beim 29. Werbe Grand Prix von Touristik Austria & International, dem härtesten und fairsten Wettbewerb für touristische Werbung, ist das Ötztal Magazin 2016 im Publikums-Voting in der Kategorie „Print Destinationen“ auf Platz 3 gereiht und mit der Medaille „Signum Laudis Bronze“ ausgezeichnet worden. Das Redaktionsteam dankt den Lesefans für diese Anerkennung. Seit dem Fund der 5.300 Jahre alten Mumie am Tisenjoch sind 25 Jahre vergangen. Das Ötzi-Dorf in Umhausen gibt seit der Eröffnung im Jahr 2000 Einblicke in das Leben und Arbeiten der jungsteinzeitlichen Alpenbewohner. Im Jubiläumsjahr 2016 widmet es dem Ötzi eine Sonderausstellung, die der Innsbrucker Universitätsprofessor Walter Leitner wissenschaftlich betreut. www.oetzi-dorf.at 1.569 m KRAFTTANKSTELLE 1.180 m ÖTZTAL PREMIUM CARD Bergbahnen, Busse oder die Timmelsjoch Hochalpenstraße, geführte Wanderungen, Besuche in der Therme Aqua Dome oder in der AREA 47 – diese und viele weitere Höhepunkte des Ötztaler Urlaubsangebots genießen Sie von Juni bis Oktober 2016 mit der Ötztal Premium Card bei Buchung in einem von über 230 Partnerbetrieben. Ist Ihre Unterkunft kein Premium-Partner, so können Sie die klassische Ötztal Card als Schlüssel zu vielen Vergünstigungen für 3, 7 oder 10 Tage in rund 70 Verkaufsstellen erwerben. www.premiumcard.oetztal.com Umhausens Kurzentrum bietet außer den bewährten Therapien mit Radonheilwasser auch laufend neue Gesundheits- und Wellnessangebote wie die Tiroler Steinölwoche oder die Ernährungswoche zum Abnehmen und Entgiften. www.kurzentrum.com 1.180 m FILMREIF Söldens Restaurant ice Q am Gaislachkogl ist Original-Drehort von „Spectre“, dem aktuellen 007-Abenteuer. www.soelden.com MAGIE DES ÖTZTALS Traumziele stellen der Fotograf Bernd Ritschel und die Autorin Franziska Horn vor im neuen Bildund Textband „Magische Momente über dem Ötztal“. Die bewährten Mitarbeiter des ÖTZTAL MAGAZINS entfalten faszinierende Szenarien, die den Reichtum der Natur und die Schönheiten des Tals zeigen. Das Buch ist erhältlich in den Buchhandlungen des Tyrolia Verlags und in allen Informationen des Ötztal Tourismus. MAUT UND MEHR 2.090 m 1.377 m 1.427 m NEUE NATURPARK INFOPOINTS Nach dem ersten Informationszentrum in Ambach am Taleingang geben seit Sommer 2015 drei weitere Stationen Auskunft über die Naturphänomene im Tal. Der Besucherparkplatz von Niederthai ist Standort des Infopoints über den Köfler Bergsturz vor rund 8700 Jahren. Am Besucherparkplatz von Gries erfahren Naturliebhaber Details über die wilde Wasserkraft von Fischbach und Winnebach. Ein Infopoint am Dorfeingang und ein Ausstellungsraum im alten Pfarrhaus von Vent sind der Archäologie rund um den Ötzi, der Geschichte des Schaftriebs und des Alpinismus sowie der Flora und Fauna des Bergsteigerdorfs gewidmet. HÖCHSTE ZEIT FÜR GLETSCHER Söldens Themenwegenetz ALMZEIT hat nach oben expandiert. Mit der GLETSCHERZEIT können entdeckungsfreudige Familien auf 2.800 m eine interaktive, teilweise sogar kinderwagentaugliche Reise ins ewige Eis von Rettenbachund Tiefenbachferner unternehmen. www.soelden.com/almzeit 2.154 m 2.509 m 1.900 m 1.930 m Bergbahnstation und Restaurant, Mautstelle und Motorradmuseum vereint Obergurgls TOP MOUNTAIN X-POINT an der Timmelsjoch Hochalpenstraße unter einem Dach. Auf 2.175 m finden die Besucher eine Raststätte mit Sonnenterrasse und ein Museum, das wertvolle Oldtimer-Bikes inszeniert. Die neue Kirchenkar-Bahn ist nur winters geöffnet. www.obergurgl.com 1 RUBRIKTITEL RUBRIKTITEL 01 DER TRAUM Der Himmel wirft seine Kraft auf die Ötztaler Gipfel. Der Grat von Lochkogel und Murkarspitze im Morgenlicht 10 KRAFTWASSER DA S TA L Die Erde zeigt ihre Schönheit in jeder Höhenlage. Der „Adlerblick” oberhalb von Längenfeld DIE TIEFE Das Wasser spiegelt die Unendlichkeit des Seins. Weisser See, Längenfeld 14 BERGSTEIGEN BERGSTEIGEN AUF DEM DACH DES ÖTZTALS Exklusiv und gar nicht einsam fühlt sich, wer den weiten Weg zu einem Schutzhaus oberhalb der 3.000-m-Grenze bewältigt. Fotograf Bernd Ritschel hat alle hochalpinen Ötztaler Adlerhorste viele Male besucht. Er erzählt von ihrer Kraft und Magie, von Hochgefühlen und Naturerlebnissen. Und er nimmt uns mit zu den bergverbundenen Menschen, die als Hüttenwirte Spitzen-Gastfreundschaft pflegen. Text: Bernd Ritschel E in Lichtkegel schiebt sich über den Hinteren Daunkopf. Minuten später verschwimmen die Konturen des Felsgrates in gleißender Helligkeit. Der unsichtbare Eisfilm, der sich über Nacht auf Steine und krustiges Gletschereis gelegt hat, glitzert in den ersten Sonnenstrahlen. Jeder Schritt wird zum Balanceakt. Wir umrunden die zerklüfteten Ausläufer der Wilden Leck und queren ansteigend auf eine Einsenkung im Kamm zu. Am Wütenkarsattel sehen wir endlich unser Ziel, die Hochstubaihütte. Erhaben thront sie auf einem Felsrücken, 3.173 m hoch. Was ist das Besondere an einer exponierten Hütte wie dieser? Ist es „nur“ das überwältigende Panorama? Oder ist es das Glücksgefühl, es bis hier herauf geschafft zu haben? Wenn man einen der Ötztaler Adlerhorste erreicht hat, ist man ja zunächst einmal erschöpft. Denn alle Zustiege zu Brandenburger Haus, Ramolhaus, Similaunhütte oder Hochstubaihütte sind lang, zum Teil auch alpin. Doch betritt man nach mehrstündigem Aufstieg eines der höchst gelegenen Schutzhäuser, spürt man sofort ein ungewöhnlich inspirierendes Flair. Die 3.000erHütten sind nur bedingt ein Ausgangspunkt für umliegende, wenig höhere Gipfel – die Hütten selbst sind das Ziel. Die Kraft und die Größe, die von ihnen und der großartigen Landschaft ringsum ausgehen, brauchen allerdings Zeit, um ihre Wirkung zu entfalten. Für mich gibt es nichts Schöneres als ein paar Tage auf einer dieser Hütten zu verweilen. Stündlich gehe ich dann hinaus und lasse das sich ständig verändernde Licht auf meine Seele wirken. Immer wieder entdecke ich neue Gipfel am Horizont. Und ich werde immer ruhiger. Adlerhorste für Erdenbürger mit Aufstiegsdrang: Auf den höchsten Ötztaler Hütten darf die Seele ihre Flügel ausbreiten, kann der Geist abheben. Die Hitze des Sommers hat die Schneefelder bei der Hochstubaihütte schmelzen lassen. Auch der kleine Wütenkarferner ist fast aper. Als wir vormittags die Hütte betreten, ist sie still und leer. Die Übernachtungsgäste sind längst unterwegs zu anderen Zielen. In der Küche steht Thomas Grollmus, der Hüttenwirt, und knetet riesige Mengen Knödelteig. Gelassen blickt er uns entgegen. „Wie war der Aufstieg?“, fragt er, selbst begeisterter Skitourengeher und Heeresbergführer. Zusammen mit seiner Frau Kerstin bewirtschaftet er im vierten Jahr den exponierten Stützpunkt. Das Ramolhaus auf 3.006 m Oase in der Fels- und Eiswildnis: Das Brandenburger Haus auf 3.277 m 15 16 ENTSPANNEN UND GENIESSEN BERGSTEIGEN ENDLICH LOSLASSEN Gastfreunde geben mit ihren Hütten in extremer Höhenlage Zuflucht und Schutz. Die Körperkraft der Bergsteiger stärken sie mit herzhafter Kost. Man spürt es sofort: Die beiden sind hier zuhause. Wir beziehen die Lager. Bald darauf steht das Leibgericht des Hüttenwirts auf dem Tisch: Bayerischer Schweinsbraten mit Blaukraut und Semmelknödeln – und das in dieser Höhe! Und in dieser Qualität! Wir sind begeistert. Am Abend steigen wir noch auf den nahen Nebelkogel. Dort oben wartet ein phantastisches 360-Grad-Panorama. Auch Thomas springt fast jeden Tag hier herauf, bei jedem Wetter. Zusammen mit ihm warten wir auf den Sonnenuntergang. Es ist bereits kurz nach acht Uhr abends, als die Sonne glutrot hinter dem Kaunergrat verschwindet. Zuletzt leuchtet nur noch die Nordwand der Wildspitze im warmen Abendlicht. Noch abgeschiedener liegt das Brandenburger Haus. Der Höhenmesser zeigt 3.277 m bei der höchsten Schutzhütte des Deutschen Alpenvereins. Ihr zu Füßen liegen Gepatschferner und Kesselwandferner; mit fast 20 Quadratkilometern bilden sie die größte zusammenhängende Eisfläche der Ostalpen. Selbst auf dem kürzesten Zustieg von Vent aus dauert der Aufstieg für Trainierte fünf bis sechs Stunden. Umgeben von einem Meer rotbrauner Blöcke aus Gneis und Glimmer beherrscht die Hütte den Südgrat der Dahmannspitze. Die meisten Bergsteiger staunen, wenn sie realisieren, dass die zierliche, dunkelhaarige Frau hinter dem Tresen die Hüttenwirtin ist: Anna Pirpamer ist gerade einmal 26 Jahre alt. „Du, so jung, hier heroben?“ Eine Frage, die sie – von den meist männlichen Gästen – oft hört. Und gar nicht zu beantworten braucht, denn schon nach wenigen Minuten merken die Gäste, dass Anna souverän ihren Hochsitz meistert. Warum? „Ich bin in den Bergen aufgewachsen und zuhause. Meine ganze Familie hat mit den Bergen zu tun.“, sagt sie. Thomas Pirpamer, ihr Onkel, bewirtschaftet zum Beispiel das nahe Hochjochhospiz. Erfahrung hat sie nach acht Sommern auf dem Brandenburgerhaus genug. Jedes Jahr im Frühling zum Beispiel bewältigt sie die logistische Meisterleistung, die Hütte ausschließlich via Hub- MEINEN KÖRPER SPÜREN Die Hochstubaihütte auf 3.173 m MIR GUTES TUN schrauber mit allem Nötigen versorgen zu lassen. Föhnstürme mit 200 Stundenkilometern, sommerliche Schneestürme und ohrenbetäubende Gewitter gehören zu ihrem Alltag, der oft 16 lange Arbeitsstunden dauert. Viele wunderbare Erinnerungen und Gedanken begleiten mich auf dem Weg zum Ramolhaus. An einer kleinen, lindgrünen Lacke unweit des Weges bleibe ich stehen und genieße die Stille. Wie oft werde ich wohl in den letzten 35 Jahren die 1.150 Höhenmeter aufgestiegen sein zur Hütte? 15 Mal, 20 Mal? Einmal, mit Ski, wären uns die steilen Rinnen des Zustiegs fast zum Verhängnis geworden. Über Nacht fiel unerwartet Schnee, binnen Stunden wuchs die Lawinengefahr. Unsere Flucht hinunter nach Obergurgl wurde zum sturmgepeitschten Überlebenskampf. Ein andermal genossen wir bei einer spätherbstlichen Überschreitung glücklich all die Dreitausender zwischen Ramolkogel und Schalfkogel. Auch zum Fotografieren war ich viele Male hier oben. Meistens allein, ausnahmsweise auch mit einer zwölfköpfigen Fotoworkshop-Gruppe. Warum werde ich weiterhin zum Ramolhaus aufsteigen? Ist es der erhabene Blick über den Gurgler Ferner zur Hochwilde? Sind es die einmaligen Sonnenaufgänge über den Dolomi- ten? Erklärungen sind nicht wichtig. Was zählt und bleibt, ist das Gesamterlebnis. Die Symphonie der Gefühle, Gedanken, Eindrücke und Erinnerungen. Wieder zuhause, kann ich von ihnen lange zehren. Ihr Gesundheitsurlaub im Kurzentrum Umhausen im Ötztal. Umrahmt von Tirols imposanter Bergwelt bieten wir Ihnen die optimale Möglichkeit, sich zu entspannen und neue Kraft und Energie zu tanken. Getreu unserem Motto „Vier Sterne für Ihre Gesundheit“. Wir freuen uns auf Sie. Kurzentrum Umhausen im Ötztal Tel 0043 5255 50160 [email protected] www.kurzentrum.com 18 WANDERN WANDERN FREIHEIT IST GRENZENLOS „Immer oben entlang“ lautet das Motto einer spannenden Mehrtagestour von Hütte zu Hütte hoch über dem Gurgler Tal. In Begleitung eines Bergführers erkunden geübte Wanderer eine faszinierende Berglandschaft, besteigen klassische Ötztaler Dreitausender und übernachten in urgemütlichen Hütten. Text: Stefan Herbke D Die Hohe-Mut-Alm auf 2.670 m as kenne ich doch.“, denken manche, wenn sie bei der Bergstation der Hohe-Mut-Bahn ins Freie treten. Ein „ breiter, wie mit dem Lineal gezogener Wiesenrücken, links davon das Gaisbergtal mit Hochfirst, Liebener Spitze und Gaisbergferner, rechts das Rotmoostal mit dem gleichnamigen Gletscher und den leuchtenden Schneefeldern des Wasserfallferners. Eine harmonische Einheit, wunderschön anzuschauen – nicht zufällig ein beliebtes Postkarten- und Fotomotiv. Die Hohe Mut ist auch Start einer abwechslungsreichen Tour von Hütte zu Hütte. Die fünftägige Runde führt über riesige Gletscher und die höchsten Gipfel im Gurgler Talschluss – großartige Ausblicke sind garantiert. Eine Tour für geübte Bergsteiger mit entsprechender Erfahrung oder für ambitionierte Bergwanderer in Begleitung eines Bergführers. Der trägt die Verantwortung, während die Gäste die grandiose Berglandschaft auf Schritt und Tritt genießen und fasziniert in die Stille und Ursprünglichkeit der Ötztaler Bergwelt eintauchen können. Wie auf einer Promenade flaniert man zum Auftakt über einen grünen Wiesenrücken: Wandern kann so leicht, so unbeschwert sein! Rund drei Stunden sind für die erste Etappe einzuplanen. Ihr Ziel ist die 2.989 m hoch gelegene Zwickauer Hütte jenseits der unsichtbaren Landesgrenze, in Südtirol. Unübersehbar hockt sie auf einem Felsabsatz am Rand des Planferners. Seit vier Jahren ist Heinz Leitner der Hüttenwirt, ein Südtiroler Original, das auch auf den zweiten Blick noch Ähnlichkeit mit Reinhold Messner hat. Hoch über dem Pfelderer Tal und dem Alltag hat er sein Paradies gefunden. Wo das Tal endet, beginnt der grenzenlose Genuss des Hüttenwanderns auf der Gurgler Rundtour. „Ich fühle mich hier sauwohl.“, sagt Heinz. Davon profitieren die Gäste. Für sie kocht er auf – mit Erfolg: „Den besten Braten von der Sau gibt‘s auf der Hütte von Zwickau“ heißt das geflügelte Hüttenwort. Manchmal spielt Heinz auch auf. Aber aufgepasst: Wenn er nach der Küchenarbeit zur Gitarre greift und den Zwickauer Hüttenblues anstimmt, dann könnte es sehr, sehr spät werden. Steil und unnahbar, so präsentiert sich der Hintere Seelenkogel, der über der Hütte aufragt und ein echter Grenzgipfel ist. Doch das Obergurgls spektakulärster Aussichtsplatz: Das Ramolhaus auf 3.066 m Bergauf ist gar nicht schwer, ein gut angelegter Steig führt ohne große Schwierigkeiten entlang des Grates. Nach 500 anstrengenden Höhenmetern ist das Gipfelkreuz erreicht. Mit ihm der zweite Grenzwechsel von Süd- zurück nach Nordtirol. Der Abstieg zur Langtalereckhütte ist typisch für den Charakter der Gurgler Rundtour als Wanderung durch die Gletschergeschichte des Ötztals. An den markanten Seitenmoränen ist deutlich zu sehen, wie mächtig die Gletscher noch Mitte des 19. Jahrhunderts waren. Wo sich das Eis gerade erst zurückgezogen hat, da gibt es keine Wege. Nur vereinzelt Steinmänner als Orientierung, mal klein, mal groß, jeder ganz individuell aufgeschichtet, jeder ein Unikat. Und so verschieden wie das Gestein, das Farben und Form wechselt. Mal gut zu gehender Schutt, den ein Wegebauer kaum besser hätte ausbreiten können, dann grobkantiges, lockeres Geröll und schließlich quadratmetergroße Platten, die mal wild zusammengewürfelt, dann wieder wie gepflastert daliegen. Und dazwischen erste Pflanzen – die Vegetation erobert das neu gewonnene Terrain in kürzester Zeit. Die Erwärmung verändert das Gesicht der Berge. Sie schafft auch Probleme. Etwa auf dem im Jahr 1939 erbauten Hochwildehaus, dessen Fundament durch das Auftauen des Permafrostes instabil geworden ist. Sigi Gufler, Hüttenwirt seit 31 Jahren, leidet mit den Gletschern. „Im Sommer 2003 sind acht bis neun Meter Eis geschmolzen.“, erinnert er sich, „da konntest du zuschauen. Es war, als ob man einen Schneeball auf eine Herdplatte schmeißen würde“. Am Hochwildehaus ist der Gurgler Ferner zum Greifen nah, doch die wahre Ausdehnung des Riesengletschers sieht man erst von gegenüber. Nach der Überschreitung des Schalfkogels, der fotogen im Talschluss von Obergurgl aufragt, klingt die Tourenwoche auf dem Ramolhaus aus. Die bereits 1881 erbaute Hütte thront auf einem Felsrücken mit Blick auf den gut zehn Kilometer langen Gurgler Ferner, eingerahmt von Schalfkogel und Hoher Wilde. Sie ist einer der schönsten Aussichtsplätze der Ostalpen. Klick. Auf das letzte einmalige, klassische Fotomotiv vor dem Abstieg nach Obergurgl. 19 20 Umhausen Niederthai BERGSTEIGEN Der Stuibenfall – größter Wasserfall Tirols Über insgesamt 159 Meter und zwei Steilstufen stürzt der „Horlachbach“ ins Tal, meterhoch ragen die Wasserfahnen in den Himmel. Diese Wasserstaub-Wolken geben dem gewaltigen Naturschauspiel auch seinen Namen: „Stuibenfall“. RETTEN ODER BERGEN www.umhausen.com Als erste Frau gehört Christine Nösig (28) seit zwei Jahren zum Team der Bergrettung Längenfeld. Die Ortsstelle besteht seit 1947 und zählt heute 60 freiwillige Retter. Die ausgebildete Musikpädagogin arbeitet im Sommer seit Jahren auf dem Hochwildehaus. Interview: Franziska Horn Wie bist du zum Berg und zur Bergrettung gekommen? Mein Vater, Lorenz Nösig, hat mich schon mit drei Jahren auf den Hahlkogel getragen und als Kind häufig zum Bergsteigen und später auf Skitouren mitgenommen. Das war oft eine Riesenherausforderung für mich. Ich hatte aber keinen Plan, was bei einem Notfall oder Unfall zu tun ist. Deshalb wollte ich das lernen. Wie ging es weiter? Ich kam gerade richtig: Der Ortsstellenleiter der Bergrettung Längenfeld, Adriano Raffl, machte mir den Vorschlag, ein Jahr auf Probe zu versuchen. Also habe ich die Aufnahmeprüfung und die anschließende Ausbildung im Jamtal absolviert. Zur Aufnahmeprüfung gehört ein Tourenbericht, Klettern bis zum IV. Grad in Bergschuhen, Seiltechnik und Sichern, Aufstiegsmeter auf Zeit und Parcoursgehen in felsdurchsetztem Gelände. Und natürlich ist das Können als Sanitäter wichtig. Insgesamt braucht man zwei einwöchige Kurse, dafür habe ich rund eineinhalb Jahre gebraucht. Erinnerst du dich an deinen ersten Einsatz? Das war im Frühjahr 2012 bei einer Lawine in Niederthai nahe der Larstigalm, mein erster Einsatz mit Hubschrauber. Ein eigenartiges Gefühl. Gott sei Dank war niemand verschüttet. Ein Lawinenabgang macht inneren Stress. Aber wenn ein Einsatz kommt, bin ich sofort da, die Ausrüstung liegt immer griffbereit daheim. Und ich lese regelmäßig Bücher zum Thema und bin als Retterin voll akzeptiert. Was sind die Folgen allzu sorgloser Höhenflüge von Touristen? Klettersteige sind ein krasses Einsatzthema, zum Beispiel am Lehner Wasserfall, wo einmal acht Personen in einen Wetterumsturz kamen. Die Leute überschätzen sich oft. Auch Suchaktionen sind häufig. Wenn die Person dann unverletzt bleibt, bin ich beruhigt. Abstürze beim Klettern oder verletzte Bergsteiger gibt’s auch oft. Als Frau strengt mich das Retten körperlich und mental mehr an, glaube ich. Ich mache meine Arbeit gern, bin aber vorsichtig! Was rätst du Bergsteigern? Erstens: Sei nicht stolz. Wenn du's nicht raufschaffst, dann lass es. Umkehren können ist nicht einfach, aber überschätze dich nicht. Zweitens: Schau dir die Verhältnisse und das Wetter genau an, bereite dich vor. Am Berg sollte man Kondition und eine gute Ausrüstung haben. Und drittens: Frag dich ehrlich: Wofür gehst du auf den Berg? Für dich? Oder für Facebook? Greifvogelpark Umhausen Auf dem 5.000 m² großen Areal sind 30 Tiere aus 15 verschiedenen Greifvogelarten, wie Geier, Adler, Milane, Eulen, Falken, Bussarde etc. zu Hause. In der Arena mit 300 Sitzplätzen erleben sie spektakuläre Flugvorführungen. Der Lehrpfad zur Geschichte der Falknerei und der Falknerei-Shop vervollständigen das Angebot des barrierefrei zugänglichen Greifvogelparks für Groß und Klein. Naturbadesee Umhausen Der Badesee Umhausen, gefüllt mit reinem Trinkwasser (Härtegrad 0), bietet mit seinen großen Liegeflächen eine herrliche Atmosphäre zum Entspannen, Beachvolleyball und Tennis für den Sportspaß zwischendurch. Für Kinder einen Spielplatz und einen Sprungturm sowie kulinarische Genüsse. www.umhausen.com www.greifvogelpark.at Ötzi-Dorf Der archäologische Freilichtpark in Umhausen. Tauchen Sie ein in die Welt vor 5.000 Jahren und erleben Sie eine Zeitreise zu den Menschen in der Steinzeit zur Zeit des berühmten „Ötzi“. Jubiläumsjahr 2016 - 25 Jahre ÖtziFund. Zu sehen sind vorgeschichtliche Bauanlagen, Jagd- und Arbeitsgeräte sowie alte Haustierrassen, die das Leben, Wohnen und Wirtschaften jungsteinzeitlicher Bewohner und ihre Handwerkstechniken vermitteln. INFO Im Ötztal gibt es insgesamt acht Bergrettungsstellen. Ortsunkundigen sind jedenfalls geführte Touren zu empfehlen, zu buchen bei den acht Bergführerstellen im Tal. MIT PROFIS DIE BERGE ERLEBEN DIE GESAMTEN DIE ALPINSCHULEN FÜR OUTDOORAKTIV ITÄTEN www.oetzi-dorf.at ÖTZTAL TOURISMUS INFORMATION UMHAUSEN-NIEDERTHAI 6441 Umhausen T +43 (0) 57200 400 F +43 (0) 57200 401 [email protected] www.umhausen.com 22 GENUSS GENUSS GAUMENFREUDEN HINTER GLAS DER DREH MIT DEM KNÖDEL Alles läuft rund bei der Mittelstation der Gaislachkoglbahn: Draußen vor der Terrasse turnen die Kleinen auf den hölzernen ALMZEIT-Buchstaben, drinnen in der „Tiroler Stube“ drehen derweil die Großen ihr Ding fürs gemeinsame Mittagsmahl: formvollendete Tiroler Knödel. Seit der Eröffnung macht das Restaurant „ice Q“ bei der Bergstation der Gaislachkoglbahn Furore in der internationalen Architektenszene und als James-Bond-Location 2015. Doch auch die Gourmet–Fangemeinde steht seit Anbeginn im Fokus des gläsernen Gipfellokals. Text: Isolde v. Mersi Text: Isolde v. Mersi W ow. Was für ein Naturwunder: Durch die Glasfronten des „ice Q“ leuchtet der südliche Horizont über dem Ötztaler Alpenkamm in Farben, die sonst nur ein Regenbogen in den Himmel malt. Es ist erst September, und doch haben schon winzige Schneeflocken durch die eisige Luft gestöbert, als mich die Gaislachkoglbahn von Sölden hinaufgegondelt hat auf 3.048 m, als ich dort den „ice Q“ umrundet habe, diesen magisch anmutenden Glaskubus am Dach der Ötztaler Bergwelt. Jetzt sitze ich hinter den Scheiben des höchst gelegenen Ötztaler Restaurants, in einem eleganten Ambiente, im zauberhaften Regenbogenhimmelslicht, das die hervorbrechende Sonne durch die dreifach verglasten Scheiben auf die Felsen wirft. Es ist Sonntag. Der heißt im „ice Q“ sommers „Gipfel-Genuss-Sonntag“ und bedeutet Schlemmen pur beim Menü aus besten Zutaten des Alpenbogens. Starter sind etwa ein Tatar vom Almochsen auf Roggenbrot und eine Erdäpfelrahmsuppe mit Pfifferlingen und Gartenkresse. Hauptspeise ist der Genussteller mit Variationen von einheimischem Lamm, Kalb und Rind, begleitet von Pilzen, Gemüse und Erdäpfeln aus der Region. Raffiniert Alpines bie- tet auch die Dessertkarte mit Moosbeernocken oder Schneemilch mit Haiminger Äpfeln. Nicht zu toppen: Der Gipfelmeerblick mit kulinarischem Hochgenuss. Der Weinkeller ist mit den renommiertesten Gewächsen Österreichs und ausgewählten Spitzenweinen Frankreichs, Italiens oder Spaniens bestens sortiert. Eine Rarität ist der Rotwein Pino 3000, komponiert von drei namhaften Winzern aus drei Ländern. Er reift im wohl höchsten Keller der Alpen im Holzfass heran zur Gipfel-, pardon: Spitzenqualität. In die karge Welt der Dreitausender kann heutzutage binnen 24 Stunden jedes erdenkliche Lebensmittel expediert werden. Das Selbstverständlichste, das Wasser, gibt es in dieser Höhenlage allerdings nicht. Restaurantchef Valentino Schwarz, Motor und Seele des Gipfelrestaurants, serviert zum Kaffee die Antwort auf Fragen nach der kostbarsten Ressource: „Jeden Tag bringt die Bergbahn frisches Wasser von der Mittelstation auf den Gipfel, im Winter sind es bis zu 9000 Liter.“ Gut zu wissen für Genießer mit Gewissen: Auch Abwasser und Müll werden täglich ökologisch und sachgerecht entsorgt. J eden Dienstag Punkt 10.30 Uhr begrüßt Robert Kleinlercher 20 bis 25 Gäste als Lehrlinge im Restaurant „Tiroler Stube“. In der „Knödelwerkstatt“ ist schon alles hergerichtet, was es für klassischen Knödelteig braucht: Semmelwürfel, Butter, Eier, Mehl, Milch, gehackte Zwiebeln, Petersilie, Salz, Speck- und Hartwurstwürfel. Küchenchef Robert macht vor, wie man die Zutaten zum Teig mischt. „Am Anfang nicht zu viel Milch zugeben, und sparsam mit dem Mehl umgehen“, warnt er, „wir wollen ja keine Bomben basteln, der Knödel muss flaumig und locker schmecken.“ Während die Hobbyköche den Teig nach Kräften mischen, erzählt der Fachmann, wie viele Variationen des beliebten ländlichen Gerichts möglich sind: „Man kann je nach Jahreszeit Spinat oder Schwammerl in den Basisteig geben, Leber oder würzigen Bergkäse für die Kas-Pressknödel gibt es das ganze Jahr“. Nach der Konsistenz-Kontrolle bei den Knödelteigen gibt Robert das Kommando „Gut roll!“ Denn jetzt heißt es, der Masse Gestalt zu geben. Und das ist gar nicht so leicht, wie es beim Küchenchef ausschaut. „Wichtig ist es, den Teig zuerst fest zusammenzudrücken, damit er beim Kochen im Wasser nicht wieder auseinanderfällt.“, betont er. Mit nassen Händen und hochroten Wangen rollen die Kursteilnehmer ihre Knödelkugeln. Manche brauchen mehrere Anläufe, bis die Knödel gatt und rund gedreht sind. Stolz betrachten alle ihre Werke. Und machen eine Verschnaufpause oder schauen nach den Kindern auf den ALMZEIT-Spielgeräten vor dem Restaurant, während die Kugeln im Salzwasser 15 Minuten lang leise vor sich hinköcheln. „Knödel machen ist wirklich kinderleicht, wenn man ein paar Tricks beherzigt.“, meint Roland und verteilt sein Büchlein „Die Fibel vom Knödel“ an die Schüler. Kochen verbindet – nicht nur die Knödelteigzutaten, sondern auch die Knödelmacher. Und so wird denn auch das gemeinsame Essen in der gemütlichen Stube zum Festmahl. Die einfache Speise schmeckt himmlisch. Roberts Knödelpassion wirkt ansteckend. Und ist übrigens Tag für Tag auch in der „Tiroler Stube“ zu erleben. „Jeden Tag steht eine andere Knödelsorte auf dem Menüplan. Und zweimal pro Woche servieren wir das ‚Dreierlei’: Kaspress-, Spinat- und Tirolerknödel.“, sagt der Küchenchef. Na dann: Mahlzeit! 23 24 LANDLEBEN LANDLEBEN WAS BRAUCHT EIN SCHAF? Die Ötztaler Bergschafe sind genügsame Tiere, ein altes Sprichwort bringt das auf den Punkt: „Ein Schaf braucht einen guten Sommer und einen faulen Hirten.“ Die „Schafzeit“ in Sölden Mitte September ist für die Menschen gedacht. Eine spannende und vergnügliche Woche für Züchter, Hirten und Bauern, für Wanderer, Schaulustige, Genießer und Tierfreunde. Die Beweidung hält die Almen hoch über Sölden intakt Text: Isolde v. Mersi S ind das Schneeflecken, die kleinen weißen Punkte hoch oben im Geröll unter dem Rettenbachgletscher? Irrtum, die haben ja Beine, rennen plötzlich blitzschnell den Steilhang hinunter! „Sie haben ihren Besitzer erspäht und laufen ihm zu.“, erklärt einer der Männer, mit denen ich an einem Morgen Mitte September im Geländewagen zusammen hochgefahren bin, um beim Einsammeln und dem Abtrieb der Sölder Schafe dabei zu sein. Schlaue Tiere, diese Ötztaler Bergschafe: Sie erkennen ihre Besitzer am Auto, an speziellen Lockrufen oder -pfiffen. Und sie kraxeln unerschrocken bis an der Rand der Gletscherfelder hinauf, weil sie genau wissen, dass nur dort das „Gamskraut“ wächst, eine der nahrhaftesten und gesündesten Pflanzen im Hochgebirge. Und es sind schöne auffallend große und starke Tiere mit hellen Augen, kühn geschwungenem Schädel, dichtem, leuchtend weißem Fell. „Wir Züchter sehen unseren Schafen auf den ersten Blick an, wie gut der Sommer auf den Hochweiden mit dem einzigartigen Kräuterfutter war.“, erzählt ein älterer Schafer. Als Laie sehe ich erst einmal nur: Schafe sind nicht die geduldigen Herdentiere, für die wir sie gemeinhin halten. Es dauert ganz schön lang, bis die Männer und Jungen die weitläufig im Gelände verteilten Weidegrüppchen auf einer kleinen Ebene unter dem Rettenbachferner zusammengetrieben haben. Denn immer wieder büxen ein paar Eigenbrötler aus, machen sich auf die Hufe zu verlockenden Grasbüscheln oder traben einfach drauflos ins Gelände. Abschied fällt eben auch Tieren schwer. Abmarsch aus der Sommerfrische: Die Herde mit rund 200 Tieren zieht die Gletscherstraße hinunter. Simon und Christoph, die jüngsten Treiber, galoppieren den Querköpfen über Leitplanken, Stock, Stein und Steilhang nach, dirigieren sie mit Hirtenstab und Lecksack zurück in den Zug. Söldens „schwarze Schafe“ weichen trickreich vom Almabtriebsweg ab. Vergeblich. Denn die Züchter und das ganze Dorf wollen sie bei der „Schafzeit“ feiern. Das Ötztaler Bergschaf liefert reinweiße Wolle Von wegen faule Hirten! Schweißgebadet sinken Simon und Christoph am frühen Nachmittag an den Biertisch vor einem Stall in Hochsölden, als die Herde endlich eingepfercht ist in den „Haag“, das Freiluftgehege, bei dem die Sölder Schafzüchter ihre Tiere abholen können. Traktoren und Geländewagen fahren mit Hängern vor. Helfer sortieren die mit Signalfarben im Fell markierten Tiere, stemmen sie über das hölzerne Gatter aus dem Gedränge, schieben sie in die Transporter, wenn sie nicht freiwillig über die Rampe gehen. Die wartenden Züchter klären mich in der Zwischenzeit bei Gerstlsuppe und einem Glas Wein auf, was es mit dem „faulen Hirten“ in Wirklichkeit auf sich hat. „Natürlich müssen wir im Sommer ab und zu nach den Schafen schauen und ihnen Lecksalz bringen. Aber sonst lassen wir sie in aller Ruhe ihre eigenen Weidewege gehen.“, sagt Stefan Brugger, der Obmann des Sölder Schafzuchtvereins. Mit seinem Kollegen Sigi Grüner, zwei weiteren Treibern und etwa 70 Schafen mache ich mich am Nachmittag auf den sehr steilen Weg ganz runter nach Sölden, teils über die Trassen von Skipisten, teils im Schafsgalopp durch unwegsames Gelände. Meine Beine zittern gewaltig und der Atem geht schwer, als wir endlich den Stall erreichen. Macht nix. Noch nie habe ich eine so lebhafte wie lehrreiche Bergtour erlebt. In der Woche der Sölder „Schafzeit“ öffnen einige Züchter täglich ihre Ställe für Besucher. Das oder die geführte Wanderung ins Weidegebiet ist vor allem für Familien mit Kindern ein tolles Angebot. Etliche Gastronomen im Ort und am Berg servieren Lammschmankerl und Schafbratl, bereiten damit große Gaumenfreuden. Die Küchenprofis sind sich einig: Richtig zubereitet, schmeckt Fleisch von artgerecht gehaltenen Tieren mit dem Gütelsiegel „Ötztaler Bergschaf“ unvergleichlich gut. Das Engagement der Sölder Bergschafzüchter findet seine Krönung beim Schaferfest in Sölden. Das ganze Wochenende wird gefeiert und geschmaust, getanzt und verkostet. Bauernmarkt und Blasmusik, Schaferball und Frühschoppen bringen das Dorf und seine Gäste auf die Beine und in Stimmung. Zuvor aber, am Samstagmorgen auf den Hoferböden, da haben die Ötztaler Bergschafe noch einen großen Freiluftauftritt vor der Winterpause im Stall. Da prüft und bewertet eine Expertenjury die Zuchtschafe und -widder im Tal. Schön gestriegelt und geschmückt mit Glöckchen und gestickten Halsbändern betreten die Tiere den Ring. Mit einer Kokarde verlassen ihn nur die Besten der verschiedenen Kategorien vom Altwidder bis zum säugenden Mutterschaf. Genau genommen aber verdient jedes einzelne Ötztaler Bergschaf einen Preis. Als Landschaftsschützer: Ohne Beweidung wäre die Hochgebirgslandschaft unwirtlich und wüst. INFO Der Folder mit dem „Schafzeit“-Wochenprogramm liegt in den Informationen des Ötztal Tourismus auf. 25 26 BERGSTEIGEN BERGSTEIGEN EINSAME SPITZE(N) Über eine Schneerampe spuren wir hinauf zur Hochstubaihütte, die 3.173 m hoch auf der Wildkarspitze thront. Am Eingang begrüßt uns die Wirtin Kerstin Grollmus, flankiert von ihrem Schwarz-Weiß-Kater Oskar. Eine Kaspressknödelsuppe am Kachelofen, schon tauen wir auf. Statt über die sogenannte „Himmelsleiter“ steigen wir auf dem Normalweg ab. Die Sonne sticht, reflektiert vom gleißenden Weiß des Schnees. 600 Höhenmeter tiefer der totale Kontrast zur kühlen Eiswelt: Grün glänzen die Matten unterhalb der Laubkarseen. Blökende Riesenschafe traben neugierig heran. Erikafelder blühen, letzte Heidelbeeren leuchten aus den Sträuchern, sonnenerwärmter Zwergwacholder würzt die Luft. Jeder Atemzug erscheint voll und reich, der Grasboden federt unter den Füßen. Gletscher queren, die Elemente spüren und gleichzeitig verschiedene Jahreszeiten erleben – das alles kann man auf dieser einsteigertauglichen Hochtour. Die Route 5 des Ötztal Treks führt von der Amberger Hütte zur Hochstubaihütte, von einem Tal ins andere, von einer Welt in die nächste. Text: Franziska Horn Sie lieben Landschaftskontraste? Dann nichts wie ab auf den Höhenweg mit sanften Almwiesen und kühlen Eisfeldern! E s ist Anfang September, Pilze, rote Vogelbeeren und Himbeeren sind Boten des frühen Herbsts. Startpunkt meiner Tour ist das Bergdörfchen Gries, der Fischbach rauscht neben dem Forstweg her. Als sich der Bergwald lichtet, führt der Weg direkt zur bewirtschafteten Vorderen Sulztalalm, dann weiter ins Tal hinein. Es nieselt, als ich nach knapp zwei Stunden an der Amberger Hütte eintreffe. Wirt Serafin steht draußen vor der Tür. „Sauwetter!”, sage ich. „Jo“, meint er, „komm schnell rein”. Serafin stammt aus Vent. Seit sechs Jahren führt er die Ambergerhütte – seine Gastfreundschaft ist weitum bekannt. Um halb neun Uhr abends gibt's Essen, Spinatknödel mit Butter und Parmesan, dazu frischen Salat. Am nächsten Morgen trifft Bergführer Gerry Fiegl aus Umhausen ein. Er parkt sein grasgrünes Motorrad vor dem Haus, dann laufen wir los, nach Süden ins Sulztal hinein und über Schrofen steiler hinauf. Nachts hat es geschneit, die Gipfel tragen weiße Hauben. Zur Rechten gehen von der Wilden Leck Gesteinssalven ab. Totes Gebirge? Von wegen. Am Rand des Sulztalferners rasten wir und seilen an. Gerry montiert Bremsknoten ins Seil, dann geht es weiter. Bald reißt der Himmel auf, blitzblaue Fetzen blinken durch Über weite Matten geht es ins Windachtal hinein, dann eine steile Stufe hinunter. Von weitem leuchten die weißen Mauern von Fiegl's Gasthaus zwischen den Bäumen. Der Blick in den hinteren Talschluss mit der Windache ist eine Schau und macht sogar verwöhnte Bergsteiger sprachlos. Nur wer dem Berg in all seinen Facetten begegnet, erlebt ihn wirklich: Im Dunkel mit Stirnlampe, im fahlen Morgenschein, im vollen Licht, in der Dämmerung mit langen Schatten. Das Wandern schärft die Sinne für das Wesentliche. Gehen. Atmen. Trinken. Essen. Und schauen, natürlich. Wer Glück hat, kann hier Steinadler beobachten – einige leben im Windachtal. Mit einem Sturztempo von bis zu 125 km/h attackieren sie ihre Beute. Wir dagegen entdecken die Langsamkeit und das, was der Berg mit uns macht, wenn wir ihn einfach ein paar Tage wirken lassen. Sich in der Natur verlieren, gehen, bis der Akku leer ist – das befreit. den Nebel. Ein Schauspiel, das den Gletscher zur weiten Bühne macht. Diese Kulisse gehört heute uns ganz allein! Vor uns schneidet der Wütenkarsattel in den Grat, der von den Wütenkarspitzen herab zieht. Als der Eishang auf 35 Grad aufsteilt, legen wir die Spur schräg an. „Achtung, Spalte!“, warnt Gerry. Ein großer Schritt darüber, das war's auch schon. Hier auf 3.100 m geht der Atem schwerer. Ringsum Felsen, Gipfel, Eis, Schnee. Kühle Nichtfarben. Hinter dem Sattel überrascht ein gefrorener See, dahinter ein flaches Gletscherfeld, begrenzt von einem Riegel aus Stein. Darauf klebt wie ein freistehender Backenzahn die Hochstubaihütte. Doch erst müssen wir durch die schmale Rinne runter zum Gletscher. Gerry sichert. Jetzt noch den weiten, flachen Wütenkarferner queren, der einige hundert Meter weiter jäh ins Ötztal abbricht. Gegenüber steht der gigantische Geigenkamm, wie eine Haifischflosse überragt die Hohe Geige das Felsenmeer. INFO Vom Grünen ins Gletschereis und zurück – diese anspruchsvolle Trek-Etappe mit Start in Gries ist am besten in Begleitung eines Bergführers zu bewältigen. Das Bergdörfchen Gries auf 1.569 m Der Sulztalferner auf 2.924 m wirkt wie ein Bühnenbild Die Broschüre mit allen Details zu allen Etappen des Ötztal Treks ist kostenlos zu bestellen unter: www.oetzal.com/oetztal-trek 27 32 WANDERN ABENTEUER R O O D T U O S DA HIGHLIGHT IN TIROL Europas ese: AREA 47! ortlichste Spielwi ckteste und sp trendigste, verrü DAS ABENTEUER ALS VISION Die AREA 47 ist ein riesiger Spielplatz für ungewöhnliche Sportarten. Erfunden hat sie eine starke Persönlichkeit, die immer schon ein Faible für neue Outdoor-Trends hatte: Hansi Neuner, der 2015 viel zu früh verstorben ist. Seine Vision vom Abenteuerspielplatz in der Natur bleibt bestehen. A uer! Was für ein Abente r Haut, Wind im Haar Lust auf Sonne auf de ? Dann nichts wie los und Abenteuer im Sinn Playground! zum Ultimate Outdoor e, Wildheit, feuchte Händ Eine ordentliche Prise n puren Endorphinzitternde Knie und de inclusive! Glücksschub gibt´s all Jetzt anfragen! Hotline: +43526687676 Mail: [email protected] AREA 47 Die AREA 47 am Eingang des Ötztals bietet von Frühling bis Herbst Outdoor-Abenteuer für jedes Alter. www.area47.at www.area47.at m Sprungturm des Badesees in der AREA 47 werden coole Tricks gezeigt. Gleich daneben machen sich einige auf den Weg, um im Hochseilklettergarten ihren Mut zu beweisen. Die Boulderfelsen sind bevölkert und eine Gruppe macht sich auf, um mit elektrischen Motocross-Maschinen die Umgebung zu erkunden. Das ist die AREA 47 – ein Spielplatz für Junge und Junggebliebene. Ein Ort, in dem viele trendige Sportarten im Ötztal eine Heimat gefunden haben. Die Idee dazu stammte von Outdoor-Pionier Hansi Neuner, der Anfang 2015 im 58. Lebensjahr viel zu früh verstarb. Sein Vermächtnis ist die AREA 47, sein Wunsch: Sie soll weiter wachsen. Hansi Neuner war es, der 1988 das damals in Tirol unbekannte Rafting populär machte. Mit der AREA 47 ist in seinem Kopf die Vision entstanden, vielen ungewöhnlichen Sportarten eine Heimat zu geben. Um immer wieder neue Akzente zu setzen, beobachtet das Team der AREA 47 die OutdoorTrends weltweit, schaut sich immer wieder spannende Dinge an. Viele Anregungen kommen von Ausrüstern der Outdoor-Szene. Dann folgt die Frage: Wie können wir im Ötztal Sportarten wie Wakeboarden oder Stand-up-Paddeling spektakulär umsetzen? Text: Ernst Spreng Die AREA 47 bringt alle Sportler in Schwung, die das Abenteuer, den Adrenalinkick und das Außergewöhnliche suchen Wie bringt man neue Sportarten zum breiten Publikum? Bisher ist es in der AREA 47 immer gut gelungen, das Außergewöhnliche zu präsentieren. Darum ist dieser abenteuerliche Spielplatz heute Heimat vieler Spitzensportler, die hier trainieren. Gleichzeitig kommen in die AREA 47 viele Kids und Jugendliche, um von diesen Vorbildern zu lernen. An diesem Ort inspiriert man sich gegenseitig und hat Spaß. Und die AREA 47 wird weiter ausgebaut. Der Ötztal Dome – die große Halle – wurde vor kurzem zur Sporthalle für Motocrosser, Buggy-Fahrer, Freestyler auf dem Bike umfunktioniert. Auch ein Indoor-Hochseilgarten ist entstanden. Damit ist die Area für noch mehr Sportarten absolut wettersicher. Spannend sind auch die zukünftigen Projekte, die noch im Kopf von Hansi Neuner entstanden sind. Im Outdoor-Bereich ist eine neue Welle am Inn in Silz ein Highlight für Surfer, Stand-up-Paddler und Kajak-Fahrer. Die AREA 47 will außerdem mehr mediterrane Sportarten in die Alpen holen. Genau dafür ist gerade ein neuer See im Entstehen. 29 30 ABENTEUER ABENTEUER EIN GESCHENK DES HIMMELS Bis zum 27. Mai 1931 war Obergurgl ein stilles Bergdorf mit 14 Bauernhöfen. Die Landung des Schweizer Wissenschaftlers Auguste Piccard und seines Assistenten Paul Kipfer in der Kugelgondel ihres Stratosphärenballons änderte dies über Nacht. Text: Lutz Bormann E s war gegen vier Uhr morgens als der Physikprofessor Auguste Piccard und sein Assistent Paul Kipfer in Augsburg zu einem 17-stündigen Abenteuer starteten, das die Geschichte Obergurgls mit einem Schlag verändern sollte. Von Anfang an lief alles schief. Kipfer blickte beim letzten Check vor dem Start aus der Ballonkapsel – und sah die Schornsteine unter sich vorbeiziehen. Man hatte am Boden längst die Leinen gekappt. Unvorstellbare 15.781 m stieg die Kugelgondel auf und kämpfte mit technischen Mängeln. Quecksilbertropfen flogen herum, dann entstand ein Leck und die Atemluft entwich. In Panik stopften die beiden Ballonfahrer das Leck. Um neun Uhr abends ging die am Ballon hängende Aluminiumkugel recht ruppig auf dem Gurgler Gletscher nieder. Sie wurde erst am nächsten Morgen entdeckt. Mit zwei Begleitern stieg der Obergurgler Schulleiter Hans Falkner zur Gondel auf, befreite die Wissenschaftler aus ihrer unbequemen Lage und brachte sie ins Dorf. Innerhalb weniger Stunden brach ein Mediensturm über Obergurgl herein. Die Meldung des Rekordflugs ging um die Welt. Im Postamt telegrafierte man Tag und Nacht. Der Gasthof Edelweiß, für zwei Tage Aufenthaltsort der Forscher, füllte sich mit Journalisten, Fotografen und Gästen auf Souvenirjagd. Ein Wissenschaftler als Popstar – Piccard ahnte die Bedeutung des „Events“ für Obergurgl und meinte augenzwinkernd zum Pfarrer Franz Danler, man möge ihn wegen etwaiger Schadensersatzforderungen kontaktieren, da er ja mit der Gondel ein paar Löcher in den Gletscher geschlagen habe. Die lukrativen Folgen des Piccard-Rummels setzten schnell ein: Schon am 10. Januar 1932 fand das erste Piccard-Skirennen vom Festkogl statt. Mehrfach wurde schon die International Auguste Piccard Trophy ausgetragen, die der Ballonfahrer gewinnt, der von Obergurgl aus die längste Strecke der Wintersaison fährt. DER HIMMEL ÜBER DEN ALPEN Der Tiroler Pilot Andy Nairz hat 2011 bei einem Wettkampf im Ballon von Obergurgl aus den Alpenhauptkamm bis nach Frankreich überfahren. 223 Jahre nach der Erfindung des Heißluftballons, 85 Jahre nach der Stratosphärenfahrt von Auguste Piccard und fünf Jahre nach dem eigenen Höhenflug erzählt er von seiner Reise durch den Himmel. Text: Andy Nairz D Es war ein Versehen, dass Obergurgl aus dem Dornröschenschlaf gerissen wurde, denn für die Landung hatte das Flugteam erst den Schwarzwald, dann die Adriaküste eingeplant. Aber: „Einen schöneren Landeplatz hätte ich in ganz Europa nicht finden können.“, meinte Piccard sinngemäß bei seiner Abreise aus dem Ötztal. Er verließ es auf vier Rädern. er Morgen dämmert, der Himmel über dem Ötztal erwacht zum Leben. Über den Köpfen der Profi-Luftritter lodern bis zu 8 Meter hohe Flammen aus dem Brenner, füllen die Ballonhüllen mit heißer Luft. Es ist eine außergewöhnliche Fahrt: Der Wettkampf der „2. Internationalen Auguste Piccard Trophy“ wird uns Teilnehmer weit über Tirol hinaustragen. Wir starten in Obergurgl. Mit bis zu 4 m pro Sekunde schweben die Ballons hoch bis auf rund 6.000 m. Erst sehe ich nur die steilen Berge über mir, allmählich wird unter mir alles immer kleiner: das Ramolhaus, der Gurgler Ferner, das Ötztal in Richtung Zwieselstein und Sölden. Ich spüre ein tiefes Gefühl der Freiheit, die Anmut des Schwebens über einer einmaligen Kulisse. Wie sie heraufleuchten, die weißen Gipfel, die Wildspitze und die Hohe Mut in der Nähe, in der Ferne der Ortler, die Dolomiten, der Großvenediger und der Großglockner! Unten in der Tiefe bilden die Alpentäler mit ihren Verästelungen einzigartige Muster: Ötztal, Passeiertal, Pitztal, Kaunertal, Inntal. 2.000 m über den Alpengipfeln geht es mit bis zu 100 km/h Richtung Westen über den Alpenhauptkamm hinweg. Nach der Landung in der Nähe von Dijon sechseinhalb Stunden später und 430 Kilometer vom Ötztal entfernt bin ich erfüllt von grandiosen Gipfelbildern. „Wer höher steigt, wird weiter sehen.“, hat der deutsche Alpinist Reinhard Karl einmal gesagt. Für mich ist das Ballonfahren vor mehr als zehn Jahren zur Passion meines Lebens geworden. Dieser Sport hebt mich weit hinaus über den Alltag. Außer dem Weitblick ist für mich die Stille jedes Mal aufs Neue überwältigend. Der Ballon gleitet vor dem Wind dahin mit mehr als 40 km/h, doch im Weidenkorb bläst kein Lüftchen. Das traumhafte Gefühl, die Freiheit wie ein Vogel im Wind zu genie- Der mehr als 3.000 m hohe Geigenkamm aus der Vogelperspektive ßen, hat mich inspiriert, das Ballonfahren zum Beruf zu machen und die Schönheit der Alpen mit Gästen und Passagieren zu teilen. „Glück ab – gut Land!“ heißt der Ballonfahrergruß. Das Glück spüre ich bei jedem Abheben. Doch bei jeder noch so guten Landung kommt die Wehmut des Abschieds auf: Auf den Boden zurückzukehren, fällt schwer. INFO Andy Nairz’ „alpineballooning – austria/tirol“ bietet inneralpine Fahrten oder Alpenüberquerungen mit Start in Innsbruck und Umgebung. Für Fahrten über das Ötztal heben die Ballons in Imst ab. www.alpineballooning.at 31 32 ABENTEUER Klettergarten an der Engelswand in Tumpen UNTER GLEICHGESINNTEN Mäx Morandell lebt für seine Berge. Als ausgebildeter Bergführer und Kletterschulleiter begleitet er das Ötztaler Klettercamp von Anfang an. Die Faszination seines Sports liegt für den Längenfelder auf der Hand: Beim Klettern lernt man nie aus! Text: Lisa Reinthaler Du bist Initiator und seit sieben Jahren Leiter des Ötztaler Klettercamps. Wie ist die Idee dafür geboren? Unser Ziel war es, der Kletterwelt das Ötztal näher zu bringen, als Gemeinschaft von Spitzenathleten und lokalen Bergführern. Bei uns hat jeder die Möglichkeit, mit Profis wie David Lama, Hansjörg Auer oder den Bacher-Sisters in einem ungezwungenen Rahmen zu klettern und herauszufinden, wie Topsportler wirklich ticken. Zudem ist das Camp nicht nur fortgeschrittenen Kletterern als Trainingslager vorbehalten, sondern allen zugänglich. Wir wollen unseren Teilnehmern das bieten, was sie zuhause nicht lernen können und wir spüren: Sie sind voll begeistert, am Fels und in der Natur zu klettern. Darum geht’s eigentlich! Was macht einen guten Klettertrainer aus? Ein Trainer sollte ein gutes Einfühlungsvermögen haben, ein gutes Auge – sprich: Er soll erkennen, wo der Fehler liegt und dann auch über das nötige Wissen verfügen, damit der Schüler von den Anleitungen und Übungen profitieren kann. Entscheidend ist für einen Trainer eigentlich nicht, ein überdurchschnittlich guter Kletterer zu sein. Eine hohe soziale Kompetenz ist sehr wichtig; zu fühlen, dass jemand Angst haben kann und zu vermitteln, dass auch sie zum Sport gehört. Ist das ein Thema im Camp: die Angst beim Klettern? Angst ist generell das Hauptthema beim Klettern! Die Schwelle ist vielleicht bei einem Anfänger niedriger, aber auch ein Spitzenkletterer empfindet in bestimmten Situationen Angst, das ist überlebenswichtig. Nur hat er eben gelernt, besser damit umzugehen. Genau das ist es auch, was wir unseren Anfängern vermitteln: Angst ist unser aller ständiger Begleiter, aber man kann sie durch Ausbildung, Erfahrung und das daraus wachsende Selbstvertrauen reduzieren. Es gilt zu lernen, Situationen objektiv einschätzen zu können. Wo seid ihr mit euren Kletterschülern unterwegs? An und für sich in allen Ötztaler Klettergärten. Von Sölden bis Oetz wechseln wir täglich das Gebiet, um auch unterschiedliche Fels-Charakteristiken vorzustellen. Es hat schon jeder Trainer so seine Vorlieben. Niederthai ist etwa ein besonders beliebter Spot. Zu meinen Lieblingsplätzen zählt zudem die Engelswand in Tumpen – da wachsen direkt am Einstieg aus der grünen Wiese die Felswände empor. Das ist einfach wahnsinnig schön und einzigartig. Kletterwand in Längenfeld 1 2 3 4 5 6 7 8 34 FA M I L I E FA M I L I E SCHAUKELT EUCH HOCH! Auf und ab, hin und her: Mit der ALMZEIT in Sölden kommen Kinder weit herum. Mit Hochgefühl: beim Wandern, Kraxeln oder Gondelfahren in den Ötztaler Alpen, in den Gasthöfen und Almen beim Malen und Märchenlesen, beim Spielen und Schmausen. Text: Jasmin Kreulitsch K omm mit mir.“, sagt Peter Pan zu Wendy, als sie zugibt, dass sie Angst vor dem Fliegen hat. „Komm mit, ich „ bring‘s dir bei. Ich zeig dir, wie man auf dem Rücken des Windes reitet!“ Wer erinnert sich nicht gerne an den Jungen, der nicht erwachsen werden wollte? Ob auf dem Rücken des Windes oder auf dem Rücken der Wolken: Peter Pan wäre garantiert gerne über die Sölder ALMZEIT-Plätze geflogen, um zu sehen, welche Abenteuer hier auf Kinder warten. Das sind jede Menge. Fast 20 Gasthöfe und Almen haben sich für Familien Attraktionen zu verschiedenen Themen ausgedacht, damit in den Ötztaler Bergen keine Langeweile aufkommt. Doch wo aufbrechen zum ersten Höhenflug? Wir gondeln mit der Gaislachkoglbahn hinein ins erste Abenteuer. Wer stoppt die Zeit? Von der Talstation auf 1.363 m geht es ratzfatz aufwärts – es dauert gerade mal 6,7 Minuten bis zur Mittelstation auf 2.174 m! Hier oben haben kleine Wanderer gleich mehrere Möglichkeiten, sich auszutoben. Links von der Ausstiegsstelle rufen riesengroße Buchstaben aus Holz: ALMZEIT! Und schon stürzen sich Buben und Mädchen auf die Kletter-Lettern, turnen und spielen ohne Ende und Reue. Spaziert man dann sachte talwärts, geht es mindestens genauso märchenhaft zu wie bei Peter Pan: Auf dem Zwergerlweg heißt es „Es war einmal …“, und kleine Berghexen und -zauberer entdecken die magische MÄRCHENZEIT, beim Wandern zu vielen Figuren und Geschichten, die sie den Eltern vorlesen können. Nächster Höhenrausch gefällig? Dann geht das Abenteuer rechts von der Gaislachkoglbahn-Mittelstation weiter. Über Stock und über Stein: Kinder sind Balancierkünstler und lieben ihre Triumphe auf den Pfählen und Plattformen der ALMZEIT. Beim Motorik-Parcours können alle Familienmitglieder gegeneinander antreten und ausprobieren, wer in Sachen Geschicklichkeit die Nase vorne hat: Wer klettert besser über den Wackelbalken? Wer kommt schneller durch das Stangendickicht? Wer ist am wendigsten im Balancier- und Kletternetz? Nach zwölf spannenden Übungen steht garantiert fest, wer das Zeug zum sportlichen Überflieger hat. Apropos fliegen: Wer noch höher hinaus will, fährt mit der Gaislachkoglbahn weiter. Auf 3.048 m öffnet sich der atemberaubende Blick auf die weißen Kronen des Gipfelmeers – vorm Höhenwind am Bergwiese bei der Gampe Alm in Sölden besten geschützt durch die Glasfronten des Restaurants „ice Q“ neben der Bergstation, bei der GENUSSZEIT für Schleckermäuler jeden Alters. Genug gerastet, schon wartet das nächste Abenteuer in luftiger Höhe. Diesmal geht es mit der Giggijochbahn von Sölden nach oben. Allein die Fahrt in der Gondel ist ein Erlebnis für sich, denn wo sonst haben Kinder das magische Gefühl, über dem Ötztal zu fliegen? Peter Pan wäre grün vor Neid! Von der GiggijochBergstation oberhalb von Hochsölden führt ein schmaler Weg erst einmal wieder bergab, zum Gasthof „Sonnblick“. Das Lokal sieht man schon sehr bald von oben, doch es dauert rund 40 Minuten, ehe der Abstieg geschafft ist und kleine Adleraugen entdecken: Hui, hier gibt’s einen riesengroßen Spielplatz! Während die Eltern die letzten Meter auf dem Wanderweg gehen, wählen die Kinder den kürzeren Weg – und rutschen in einer knallig roten Röhre direkt auf die große Aussichtsterrasse. SPIELZEIT ist jetzt angesagt auf dem tollen Panoramaspielplatz mit Schaukeln, Rutschen und sogar einem Trampolin, auf dem muntere Hüpfzwerge versuchen können, so hoch wie die Berge zu springen. „Jaaa, den einen Berggipfel hast du fast erwischt!“, ruft ein begeisterter Papa. Auch wenn der Nachwuchs sich schon ausgetobt hat, sollte man ihn unbedingt noch zu einem weiteren rund 40-minütigen Abstieg überreden. Das dürfte keine große Kunst sein, denn danach bieten gleich zwei Almen das, was alle Kinder wollen: die Attraktion, die Flügel verleiht. Dass auf der Gampe Alm KUNSTZEIT herrscht, zeigt eine auffällige Skulptur. Und die Einladung an alle, mit einer überdimensionalen 3-D-Malpalette in einen Farbrausch zu fallen. Peter Pan, Wendy und Konsorten können natürlich nicht ahnen, was die rätselhafte MARENDZEIT bei der Gampe Thaya verspricht. Das ist nämlich das Tiroler Dialektwort für die kleine Mahlzeit zwischendurch. Almwirt Jakob Prantl zaubert sie aus besten einheimischen Zutaten. Spätestens jetzt, bei der herzhaften und gesunden Jause, ist Kleinen wie Großen klar: Wer braucht schon Nimmerland, wenn’s das Ötztal gibt? INFO Weitere Informationen im ALMZEIT-Folder oder unter www.soelden.com/almzeit 35 36 FA M I L I E RADSPORT KLEINE FUNDE, GROSSES VERGNÜGEN LASS DICH FALLEN! Mit dem Flowtrail „Teäre Line“ hat Sölden sein Netzwerk für Mountainbiker noch dichter geknüpft. „Teäre“ ist ein Begriff des Ötztaler Dialekts. Der ist von der UNESCO als Weltkulturerbe geschützt. Er bedeutet wörtlich: Eigenwillig und stur sein. Und ist als Trail eine Einladung, dem Weg bergab flüssig und hindernisfrei zu folgen. Vater und Tochter beim Geocaching in Niederthai: Spannung pur bei der Schatzsuche, reinste Entspannung in der Natur. Text: Christian Thiele Text: Ernst Spreng J uhu, Papa, hier ist der Schatz!“ Stella krabbelt unter den Felsen und zieht eine metallene Box hervor. Ein Stift ist drin und ein „ kleines Heft, darin können wir uns verewigen. Dann ist noch eine Glasmurmel drin, die können wir mitnehmen, zur nächsten Station. Der wichtigste Inhalt ist ein Papierbuchstabe: Den brauchen wir für das Rätsel. Wir sind in Niederthai, Mitte links im Ötztal, auf 1.500 m. Ich würde sagen, wir sind hier zum Geocaching. Meine Tochter würde sagen, wir sind hier auf Schatzsuche. Und beide haben wir recht. Geocaching für Familien ist eine WinWin-Situation: Die Kinder dürfen einen Schatz suchen – und kommen dabei vor lauter Spannung gar nicht zum Knatschen über das Wandern. Der Vater darf mit einem elektronischen Gerät herumspielen – und verbringt gleichzeitig Zeit mit der Familie. Ich dachte immer, Geocaching sei nur was für Nerds. Aber dass man das mit Kind machen kann, und wie viel Spaß es bringt – das wird mir jetzt klar. In Oetz, Längenfeld, Sölden und Niederthai hat man solche Entdeckungsrouten eingerichtet. Es sind jeweils fünf, sechs Stationen zu finden, an denen so genannte Caches, also Schätze liegen. Schatzkarten, die man sich im Internet herunterladen oder im Tourismu- Geochaching-Karten sind … … in den Informationen des Ötztal Tourismus kostenlos erhältlich samt aushändigen lassen kann, verzeichnen die Fundorte – mehr oder weniger genau. Denn ein bisschen gesucht soll ja auch noch werden! An Station 4 heißt es N 47 06.946 // E 10.57.487. Für meine Tochter ist das eine geheimnisvolle Sprache. Für mich auch, aber ich habe ja ein GPS-Gerät dabei, da sollten sich die Koordinaten auflösen lassen. Auf der Karte ist noch ein Foto, darunter steht „Waldmännchens Haus“. Und schon hat Stella die zeltartig zusammengestellten Äste gefunden und die nächste Schatzdose dazu. Es geht weiter durch den Wald. Für Kinder sind ja oft die kleinen Sachen die großen Vergnügen: der Fliegenpilz im Moos – gruseliger als jedes Märchenbuch. Der Stock am Boden – besser als jeder Feenstab aus dem Spielzeugladen. Und so sammelt Stella ganz nebenbei im Wald auch noch jede Menge kleine Naturschätze. Wir haben schließlich alle sechs Stationen gefunden, und wir haben auch das Codewort aus den Buchstaben richtig zusammengesetzt. Also ab in die Information des Ötztal Tourismus, die Belohnung abholen: Luftballons und ein Kuscheltier. Auch der Herr Papa hat sich eine Belohnung verdient. Für ihn gibt’s einen Eiskaffee auf der Wirtshausterrasse. E s ist ein besonderes Gefühl. Du sitzt auf dem Bike, am Start der „Teäre Line“. Ein ganz neuer Trail wartet auf dich. Die Vorfreude ist mindestens genauso schön wie das Gefühl, fast schwerelos den Berg hinunterzugleiten. Söldens neueste Bikerstrecke ist speziell für Trailfahrer, Enduristen und Abenteurer konzipiert. Und der Anfang und das Herzstück der neuen „Bike Republic Sölden“. Einer Mountainbike-Landschaft, die in den kommenden Jahren mit klarem Konzept zu einem exklusiven Wegenetz unabhängig von dem der Wanderer ausgebaut werden soll. „Teare Line“: Das sind sechs Kilometer Biken vom Feinsten zwischen der Mittelstation der Gaislachkoglbahn und dem Zentrum von Sölden. Das ist die eigenwillige Idee, einen wirklich langen Pumptrack zu schaffen, auf dem jeder Biker richtig lang Spaß haben kann. Der neue Trail hat über 130 Kurven. Er ist sehr hügelig und flowiger als herkömmliche Singletrails. Mit dem Gefühl von Sicherheit kommt jeder Biker schlichtweg genussvoll zu Tal. Was ein richtiger Flow ist, wollen viele wissen, aber er ist nicht leicht zu beschreiben. Im Spiel ist in jedem Fall eine tiefe Verbundenheit mit der Strecke. Dazu das Gespür für den Trail, seine Eleganz. Das Erlebnis, ohne gro- ße Bremsmanöver glatt durch eine Anliegerkurve zu gleiten. Man steht zentral über dem Bike, spürt jede Bewegung und findet von selbst den richtigen Weg. Es scheint fast, als würde man mit dem Bike tanzen. Genau diesem FlowCountry-Prinzip folgt die „Teäre Line“: wenig Gefälle, dafür aber viele Kurven und Wellen. „Erfahrene Enduristen suchen die eleganteste Linie von Kurve zu Kurve. Jene, die noch nicht so oft bergab auf einem Trail unterwegs waren, finden in Sölden ideale Bedingungen vor, um sich für diesen Sport zu begeistern. Auf schwierige Hindernisse haben wir bewusst verzichtet, denn Genuss und Spaß stehen im Vordergrund.“, sagt der Kursdesigner und Trail-Guru Joscha Forstreuter. Um auf dem Trail gute Figur zu machen, kann man mitten in Sölden übrigens auf Tirols größtem Pumptrack seinen Style üben. Gleich neben dem „Bäckelar Wirt“ gibt es alles, was man für den richtigen Flow am Trail braucht. INFO EN Alle Informationen zum neuen Bikeangebot in Sölden im Folder Trail Map und unter: www.soelden.com/bike-republic-soelden Trail Map oetztal.com /bike-republic-soelden soelden.com 37 38 RADSPORT RADSPORT HOCHZEIT MIT RÄDERN Echte Liebe zum Radsport ist, wenn man sogar den Hochzeitstermin nach dem Trainingsplan richtet. Weil es keine Alternative gab, hat ein sportliches Paar aus Deutschland halt kurz vor dem gemeinsamen Ötztaler Radmarathon noch schnell in Obergurgl geheiratet. 238 Kilometer bewältigen die Radsportler auf dem hochalpinen Parcours Text: Ernst Spreng M iriam und Michael kommen aus Hessen. Während Michael schon immer eine Leidenschaft für Marathons hatte und den Ötztaler Radmarathon bereits mehrmals absolvierte, kommt Miriam eigentlich aus der Triathlon-Szene. Die Liebe zum Radsport hat sie zusammengebracht. Wie es der Zufall wollte, lernten sich die beiden 2013 beim Wintertraining kennen. Der Spinningkurs in einem Fitnesscenter ließ die beiden zuerst nur übers Radfahren plaudern. Recht schnell kam dann aber die Einsicht, dass sie in Zukunft außer der Leidenschaft zum Radfahren ihr ganzes Leben teilen wollten. „Wir haben uns sehr schnell eng miteinander verbunden gefühlt.“, erzählt Miriam. Michael ergänzt: „Unsere Sportarten brauchen Zeit und damit auch das Verständnis des Partners. Jetzt ist das kein Problem mehr. Wir haben beide das gleiche Hobby.“ Der Heiratsantrag kam schnell, schwieriger gestaltete sich die Suche nach dem passenden Hochzeitstermin. Denn vor allem Miriam hatte 2014 ein intensives Trainingsjahr. Beim „Ötztaler“ darf die Liebe auch mal über die Radnaben gehen. „Ich hatte das große Glück, einen Platz im ‚Team Alpecin’ für den Ötztaler Radmarathon zu ergattern. Das ist für einen Hobbysportler wie ein Lottosechser.“, meint die Deutsche. Damit verbunden waren aber auch ein strenger Trainingsplan und gemeinsame Teamtrainings – blieben wenige Termine, an denen das Paar seine Hochzeit standesgemäß feiern konnte. Als es dann fast schon danach aussah, als würde der Bund fürs Leben 2014 gar nicht geschlossen werden können, kam dem Paar aus Hessen die zündende Idee: Wir heiraten im Ötztal, kurz vor dem Radmarathon. „Das passt zu uns. Zuerst die Heirat und dann zum ersten Mal gemein- Das Paar unter 4.000 Athleten sam die 238 Kilometer dieses einzigartigen Marathons. Für uns war das die Traumhochzeit schlechthin.“, erinnert sich Michael Jupe. Und tatsächlich funktionierte der Plan reibungslos. Der Standesbeamte war bereit, die beiden in Obergurgl vor der traumhaften Kulisse der Ötztaler Alpen auf der Hohe-Mut-Alm zu trauen. „Wir haben im Tal viele freundliche Menschen gefunden, die uns bei der Vorbereitung unseres Traumtags unterstützt haben.“, sagt Miriam. Zwei Tage vor dem Ötztaler-Wochenende gaben sie und Michael sich das Ja-Wort, auf über 2.600 m. Damit verbunden war auch das Versprechen, den Ötztaler Radmarathon 2014 gemeinsam zu beenden. „Für mich war es der erste Ötztaler.“, erzählt Miriam. „Vor dem Rennen war die Aufregung groß. Michael hat mich sehr unterstützt.“ Dass es allerdings so schwer werden würde, hatte das frisch vermählte Paar nicht erwartet. Denn der Ötztaler Radmarathon zeigte in jenem Jahr den rund 4.000 Startern ordentlich die Zähne. Regen, Nebel und tiefe Temperaturen machten den bekanntesten Radmarathon der Alpen auch für die euphorischen Jungvermählten zur echten Herausforderung. Aber vorweg: Michael und Miriam Jupe haben ihr Versprechen gehalten. Am späten Nachmittag rollten sie miteinander in Sölden über die Ziellinie. „Miriam ist es von Beginn an nicht gut gegangen.“, erzählt Michael von ihren Erlebnissen. „Bis zum Brenner haben wir gemeinsam sehr kämpfen müssen und waren weit hinter dem Zeitplan, den wir uns gesteckt hatten.“ Erst die Verpflegung am Brenner – eine wärmende Suppe – ließ die beiden neue Kraft tanken. Über den Jaufenpass hatte das Paar dann richtiges Wetterglück. Der Regen hörte auf, die schwierige Abfahrt war trocken. „Der Übergang war so richtig zum Genießen.“, schwärmt Miriam. „Bergauf fuhren wir nebeneinander und haben uns gegenseitig motiviert. Wir haben unser Tempo gefunden, und ich war sehr froh, dass die Abfahrt trocken war. Vor diesem Streckenabschnitt hatte ich großen Respekt.“ Der Härtetest für das junge Ehepaar war das Timmelsjoch. Hier holte die beiden der Regen ein. „Honeymoon? Hat sich angefühlt wie minus 10 Grad, es war auch für mich der schwierigste Ötztaler, den ich je gefahren bin.“, erinnert sich Michael. Vor allem die Abfahrt vom Timmelsjoch bis nach Sölden forderte ihm und seiner Frau eine mentale Glanzleistung ab. „Durch die Kälte und den Regen haben wir über eine Stunde gebraucht. Doch dass wir aufgeben stand nie zur Debatte.“, betont Miriam. 12 Stunden und 15 Minuten stand für Michael und Miriam Jupe schlussendlich auf der Uhr in Sölden. Eine Erinnerung, die sie heute noch glücklich macht. „Wir wissen jetzt umso mehr, dass wir uns aufeinander verlassen können und gemeinsam jedes Ziel erreichen.“, meinten die beiden unisono im Ziel. 39 40 WASSER WASSER Wasserspender bei einem Hof in Haiming R DER REINE ÜBERFLUSS In fast jedem Dorf und in vielen Weilern sprudeln sie noch wie seit alten Zeiten, auch wenn ihre Bedeutung als sozialer Treffpunkt längst verloren gegangen ist. Das Wasser der Ötztaler Dorfbrunnen fließt unbeirrbar an gegen die Hektik der Welt. Auch ihre Schönheit wirkt weiter. Gut behütet von Brunnenheiligen und mit leisem Plätschern fordern sie uns auf, sie zu bewundern und einen Moment innezuhalten. Um uns daran zu erinnern, dass alles fließt. Text: Isolde v. Mersi Brunnen in Haiming und 70 Dorfbrunnen gibt es im Ötztal. Fast jeden von ihnen beschützt eine männliche Heiligenfigur. Bei der Kirche in Sautens lädt der Jakobus-Brunnen ein, stehen zu bleiben und sich zu erfrischen. In den großen runden Holztrog fließt das Wasser gleich aus zwei verzierten Rohren, auf der Säule in der Mitte thront eine große Statue des heiligen Jakobus. Die Blicke auf sich zieht ein besonders schönes Exemplar eines alten, steinernen Brunnens beim Feuerwehrhaus in Umhausen. Kleine Denkmäler mit großer Vergangenheit: Die Ötztaler Dorfbrunnen führen uns zur Quelle ländlicher Kultur. Auf der blumengeschmückten Säule steht Moses erhaben mit der Steintafel der zehn Gebote. Zu seinen Füßen plätschert das kostbare Nass in ein großes Steinbecken, aus dem das Wasser in ein zweites, kleineres abfließt. Der Hirschen-Brunnen im Ortszentrum von Längenfeld ist seiner Form wegen eine Rarität. Das sechseckige Becken aus Stein dominiert, die Säule ist schlicht gehalten, eine Holzbank lädt zum Ausruhen, Meditieren und Verweilen ein. Den alten Ortskern von Oetz belebt das leise Plätschern der Brunnen vor dem historischen Gasthof „Zum Stern“ und auf dem Platztl hinter dem traditionsreichen „Posthotel Kassl“. Als einzige Wasserspender für das Dorfleben hatten Brunnen im bäuerlichen Alltag eine wichtige Funktion. Hier wurde das Vieh getränkt und Wasser für Haus und Hof geholt, hier trafen sich die Frauen zum Wäschewaschen, zum Reinigen von allerlei Gefäßen und auch zum Weitererzählen von Dorfneuigkeiten. Der Dorfbrunnen war ein Ort der Gemeinschaft, auch Kinder hatten dort ihren Spaß, beim sommerlichen Plantschen im kühlen Nass. Die Dorfgemeinschaft pflegte die Brunnen und hielt sie instand. Sie machte die Becken sauber, putzte die Rohre, aktivierte die Brunnen nach der Winterpause und schmückte sie. Ein flächendeckendes Leitungsnetz ist erst nach dem Zweiten Weltkrieg in die Tiroler und Ötztaler Häuser gekommen. Von da an hatten die Dorfbrunnen ausgedient. Und doch sind sie heute immer noch mehr als nur Kleindenkmäler bäuerlicher Kultur. Jederzeit und jedermann frei zugänglich spenden sie in den Dörfern und Weilern, bei Höfen, Gasthäusern und Kirchen frisches Trinkwasser. Für alle, die unterwegs sind. Umhausens Dorfbrunnen Brunnenheiliger in Sautens 41 42 WANDERN WANDERN HOCHGEFÜHL Hoch hinauf will letztendlich jeder Bergfreund. Wer von einem „richtig großen Gipfel“ träumt, muss nicht zwangsläufig gletschertauglich sein. Die Kreuzspitze über der Martin-Busch-Hütte gilt als höchster Wander-Dreitausender der Ostalpen. Ein Glücksfall für Einsteiger und alte Hasen. Text: Birgit Antes Der kleine Brizzi-See auf 2.920 m ist nach dem Maler Karl Brizzi benannt P anoramawege seien zwar durchaus reizvoll, verkündet unser Gast aus dem flachen Norden. Aber ein Gipfel sei ihm grundsätzlich lieber und ein richtiger Dreitausender für ihn längst überfällig. Spontan fällt uns ein passendes Ziel ein: Die Kreuzspitze im Zentrum der Ötztaler Alpen, 3.455 m hoch, gletscherfrei und auf markierten Pfaden ohne Klettereinlagen zu besteigen. So einfach kommt man wohl selten so weit nach oben. Während des ersten Kapitels der Tour, beim Anmarsch zur Martin-Busch-Hütte, muss der enthusiastische Dreitausender-Aspirant mehrmals eingebremst werden. Das Tal ist lang, der Weg breit. Immer geradeaus, über sieben Kilometer und fast drei Stunden ist man unterwegs für lediglich 600 Höhenmeter. Die Martin-Busch-Hütte liegt auf 2.501 m Auf dem gletscherfreien Weg zur Kreuzspitze ist die Rekordsucht von Gipfelstürmern garantiert ungefährlich. Anders als die Hüttenbummler und Familienausflügler, die entspannt talein spazieren, kann der ungeduldig bergauf Strebende nur schwer dem Verlangen widerstehen, die Schrittfrequenz zu beschleunigen. Die Hütte zeigt sich erst kurz bevor man durch die Tür stolpert: ein Das letzte Wegstück führt durch karge Felslandschaft Die 3.455 m hohe Kreuzspitze kantiger Steinbau mit weiß-rot-weißen Fensterläden, die klassische Alpenvereins-Unterkunft alten Stils. Der Steig zur Kreuzspitze beginnt gleich hinter dem Haus, und vom ersten Meter an geht es kompromisslos bergauf. Unser Nordlicht schaltet um auf rationelles Tempo, schließlich will er nicht vor seinem ersten großen Gipfel schlappmachen. Außerdem trifft es sich gut, dass es im steilen Grashang ab und zu ein paar Blumen zu betrachten, identifizieren und fotografieren gibt. Nach 400 Höhenmetern im schweißtreibenden Zick und Zack ist der karge Kessel „Auf den Sömen“ erreicht, wo Durst und Aussicht zu einer Pause nötigen. Moderater ansteigend, schlängelt sich der Pfad weiter zur Ruine der ehemaligen Brizzi-Hütte. Das kleine Steinhaus auf 2.929 m richtete vor etwa 150 Jahren für den Maler Karl Brizzi kein Geringerer als Franz Senn ein, Kurat der Kirchengemeinde St. Jakob in Vent. Senn, der spätere Mitbegründer des Deutschen Alpenvereins, der im Oktober 1865 als Erster die Kreuzspitze bestiegen hatte, war überzeugt davon, dass der Fremdenverkehr das geeignete Mittel zur Verbesserung des Lebensstandards der bitterarmen Bergbewohner sei. In einer Zeit, in der es kaum brauchbare Karten der Hochgebirgsregionen gab, engagierte er sich für die Anlage von Wegen und Steigen sowie für den Bau von Talherbergen und Schutzhütten. Brizzi sollte für ihn ein Panorama anfertigen, das vervielfältigt als Orientierungshilfe an die Touristen verkauft werden konnte. Erstaunliches säumt den Weg zum 3.455 m hohen Gipfel: Alpinflora und Kunstgeschichte, ein malerischer See, schroffe Fels- und atemberaubende Aussichtsszenarien. Das nach einem Jahr präsentierte Gemälde war zwar farbenfroh und prächtig, für Senns Zwecke jedoch gänzlich ungeeignet. Der Künstler hatte seiner Fantasie freien Lauf gelassen, seine Landschaftsbilder hatten mit der Realität wenig gemein. Dennoch hinterließ der eigenwillige Maler bleibende Spuren: Den kleinen See in Sichtweite der nach ihm benannten Ruine verzeichnet die Alpenvereinskarte als Brizzi-See. Am malerisch gelegenen Gewässer locken wunderschöne Rastplätze. Später, vielleicht! Der Blick nach vorne zur Gipfelflanke zeigt nämlich, dass noch ein gutes Stück Arbeit zu bewäl- tigen ist. Die Vegetation weicht endgültig der Übermacht der Steine, und das Vorwärtskommen in den steilen Serpentinen wird – auch wegen der Höhe – zunehmend mühsam. Wer die Lektion verinnerlicht hat, dass Bergsteigen der Ausdauer ebenso förderlich ist wie der Duldsamkeit, der wird nach dem holprigen Einerlei die kurze Steilstufe unter dem Gipfelkamm als nette Abwechslung empfinden – und die letzten hundert Höhenmeter über die breite Gratschulter schlichtweg als Genuss. Wie ein Erker ragt die grobklotzige Kreuzspitze über Gletschern und Tälern, fantastisch die Aussicht auf so ziemlich alles, was in den Ötztaler Alpen groß und wichtig ist. Genug Traumberge, um unseren Dreitausender-Helden aus der norddeutschen Tiefebene davon abzulenken, dass wir ihm nicht wirklich alle Zacken am fernen Horizont mit Namen nennen können. Überglücklich ist der Bursche, stolz sowieso – und eifrig dabei, von Wildspitze bis Hoher Wilde das Betätigungsfeld für zukünftige Touren abzustecken. Es wird ihm eine Ehre sein, später – fast tausend Höhenmeter tiefer, in der Martin-Busch-Hütte – die obligatorische Runde Rotwein für seinen ersten Dreitausender zu spendieren. Schließlich gelten die alten Bergsteigertraditionen auch für Spätberufene. 43 K U LT U R mein IM SOG DER KRAFTQUELLEN Sommer Mit unfassbarer Urgewalt stürzten die Berge ein. Durch einen Asteroideneinschlag verursacht – vielleicht. Die Naturkatastrophe vor tausenden von Jahren schuf das tellerflache Längenfelder Talbecken, ein riesiges Energiefeld. Mit acht Kraftplätzen, die den Besucher in ihren Bann ziehen. in der Almenregion Hochoetz • Familienwandern Text: Dagmar Gehm Gepflegtes Wegenetz - vom kinderwagentauglichen Forstweg bis zur beeindruckenden Gipfelwanderung • Genusswandern Atemberaubende Panoramablicke, idyllische Almwiesen, urige Einkehrmöglichkeiten, Tiroler Gastlichkeit • Erlebniswandern Knappenweg, Besinnungsweg und Themenweg „Auf den Spuren der Wildtiere“ NEU im Sommer 2016 WIDIVERSUM HOCHOETZ Das Familienerlebnisland Sommer Highlights 2016 05. 06. 2016 26. 06. 2016 03. 07. 2016 17. 07. 2016 21. 08. 2016 11. 09. 2016 Volksmusik am Berg Radio U1 Musikantentreffen Eröffnungsfeier WIDIVERSUM Alphorntreffen Alm- & Bergfest Oktoberfest Betriebszeiten Acherkogelbahn 04. 06. - 09. 10. 2016 Almenregion Hochoetz A-6433 Oetz Angerweg 13 T +43 (0) 5252 6385 F +43 (0) 5252 6385-15 [email protected] hochoetz.at K einen Laut verursachen die Schritte auf watteweichem Waldboden. Alles ist gedämpft im dichten Gehölz, das Vogelgezwitscher, das Lachen, das Licht. Ringsum türmen sich Granitblöcke, wie von Riesenhand verstreut. Gerade noch weht aus den Grotten ein eisiger Hauch wie aus der Tiefe der Zeit, als plötzlich der jadegrüne Winkelbergsee in der Sonne blinkt. Forellen glitzern im Wildbach, nur die MiniMühlräder im Wasserpark erinnern daran, dass wir im Heute leben und nicht durch eine dieser schmalen Felsspalten im Wunderwald in eine andere Wirklichkeit gesogen wurden. Die Nabelschnur zum Alltag ist getrennt, die mentale Speicherplatte bereit, sich mit der Energie dieses Orts zu füllen. Ähnlich wirken die anderen Kraftquellen Längenfelds. Jede inspiriert auf eigene Weise. Mal spirituell wie die Pestkapelle, mal kulturell wie der Gedächtnisspeicher. Ein unsichtbarer roter Faden verbindet sie alle. Verknüpft Natur mit Kultur, alte Sagen mit kühner Konstruktion der Gegenwart. Windet sich immer wieder zurück zum Ursprung. Ins Reich der Legenden führt der Weg zum Feuerstein, den lebensgroße Figuren der Ötztaler Sagenwelt säumen. Nachgebaut aus Altmetall von den Künstlern Annemarie und Günther Fahrner. Wenn die Skulpturen nachts in farbigem Scheinwerferlicht glühen, ist die Illusion perfekt, an einem Ort gelandet zu sein, an dem kreative Kräfte aus der Phantasie zu schöpfen sind. Im Bund mit der Natur entfalten Menschenwerke zauberhafte Kräfte. Wie stark die Menschen im Tal seit jeher ihr Leben mit der Urkraft der Berge verknüpfen, erfahren wir im Gedächtnisspeicher Ötztal. Er hütet die kulturellen Erinnerungen an gestern, das Wissen von heute, die Erwartungen an morgen. Als Ort, an dem Geist und Gedanken zusammenfließen ist er ein genauso starker Kraftquell wie der nahe gelegene Lehner Wasserfall, wo tosendes Gebirgswasser 80 m in die Tiefe stürzt. INFO Alle Informationen zu Kraftquell Längenfeld im Folder oder unter: www.laengenfeld.com/kraftquell 45 46 AUSKLANG AUSKLANG UNTER ALLEN GIPFELN IST RUH’ Durch die Stille zieht die herbstliche Natur flammende Farbspuren, im Hochgebirge, in den Wäldern und im Tal. Einen Höhenflug aller Sinne erlebt, wer sich im Ötztal gemächlich auf Nebenwege einlässt und den Weg zum Ziel macht. In den Wäldern hoch über Sölden leuchten die Lärchen Text: Isolde v. Mersi S ilbertal: Ein poetischer Name auf einem Wegweiser unweit der Mittelstation der Gaislachkoglbahn in Sölden. Dort bin ich eines sonnigen Septembertags losgewandert. Spontan folge ich dem Pfeil am Beginn eines schmalen, weithin sichtbaren Pfads an der Flanke des Gaislachkogls. Der Weg ist nicht steil, er ist menschenleer, er verliert sich irgendwo am Horizont. Genau das mag ich: die Verlockung des Unbekannten. Den bösen Wolf fürchte ich bei meinen Streifzügen nicht mehr als das Rotkäppchen im Märchen. Denn immer dicht an meinen Fersen trippelt treu ein domestiziertes Exemplar, der Zottelhund Vasco. Im Hochgebirge wirkt er winzig. Und doch hat er einen fast todesmutigen Drang, mich zu beschützen. Wir sind noch nicht weit gekommen, da sehe ich zwei Männer, die sich am Wegrand zu schaffen machen. Vasco bellt furios, es könnten ja gefährliche Wegelagerer sein. Tatsächlich sind es zwei fleißige Wegmacher aus Sölden. Sie graben das Bett eines Bächleins tiefer. „Sonst überschwemmt das Wasser bei starkem Regen den ganzen Weg.“, erklärt ein Arbeiter. Der zweite erzählt, dass sie schon frühmorgens eine nagelneue Sitzbank weit hinaufgetragen haben zum höchsten Aussichtsplatz am Silbertalweg. „Ihr zwoa seid’s die ersten, die drauf sitzen können“., schmunzelt er. Seine Winzigkeit Vasco hat freilich schon als Welpe konsequent jeden Auftritt als Schoßhund verweigert. Er legt sich wachsam quer über den Pfad. Ich setze mich auf die feine neue Bank, nehme ein Sonnen-, Licht- und Farbbad. Almrausch- und Wacholderbüsche versprühen ihr Grün. Rosarot leuchten die Erikastauden, rostrot die Heidelbeerbüsche aus dem ausgebleichten Teppich der Hochgebirgsmatten. Als Meister der warmen Farben verschenkt der Ötztaler Herbst großzügig die berauschendsten Naturgemälde, auf den Höhen und im Tal. Den weißen Glanz der Ötztaler Gletscher nehmen wir anderntags in Obergurgl in den Blick. Ein Stück gehen wir auf dem Weg Richtung Ramolhaus. Kurz entschlossen disponiere ich um, als ich den Wegweiser „Beilstein“ sehe. Zu diesem archäologischen Fundplatz wollte ich immer schon einmal. Steil geht es zunächst bergab. Linkerhand fällt mir ein riesiger Stein mit Flachdach auf, weich gepolstert mit Moos, Flechten und herbstlich bunt gefärbtem Buschwerk: die ideale Sonnenliege! Abstieg von der Stabele-Alm auf 1.900 m nach Längenfeld In den Ötztaler Lärchenwiesen Ich strecke mich aus auf dem würzig duftenden Boden, der Hund döst neben mir. Er gibt nicht Laut, und doch fühle ich mich plötzlich scharf beobachtet. Vom Gipfel einer Zirbe herunter schaut mich unverwandt ein Zirbenhäher aus schwarzen Augen an. In der vollkommenen Stille ringsum spüre ich die Magie des Vogelaugenblicks. Sie schenkt mir das Gefühl, mit der Natur und mit allen Erdzeitaltern unlöslich verbunden zu sein. Dieser Eindruck verstärkt sich am Beilstein, einer der am besten dokumentierten archäologischen Fundstellen im mittleren Alpenbereich. Ein Kohlweißling flattert auf meine Hand, als ich mich neben den Ruinen an die sonnenwarme Felswand lehne. Vor fast 10 000 Jahren haben hier Jäger und Hirten gerastet, mit Feuersteinen Lagerfeuer entfacht, aus Steinen Pfeilspitzen für die Jagd geschlagen. Die Melodien von Wasserfällen und Bächlein begleiten den Hund und mich auf dem Rückweg nach Obergurgl. In einem kalten, kristallklaren Bachbett baden wir genüsslich Füße und Pfoten. Weit gehen in aller Ruhe: Stadtmensch und Stadthund machen sich dafür am Ende der Septemberferien am Talboden auf. Wir starten am Ötztaler Urweg in Längenfeld. Spazieren gemütlich durch grün leuchtende Wiesen zur ba- rocken Wallfahrtskirche „Maria Schnee“, weiter zur „Engelswand“ im Umhausener Weiler Tumpen. 500 m Senkrechtfelswand hängen düster über uns. Kein Wunder, dass die junge Frau zurückweicht, als ein Kletterfreak ihr die Vertikale näher bringen will. Fels ist halt nicht jedermanns Sache. Wir überqueren die Ötztaler Ache und schlagen einen Waldweg ein. Erreichen den Piburger See, den Weiler Piburg, das Dorf Sautens. Dort ranken sich Weinreben um Haustore, wachsen auf Spalier in winzigen Weingärten. Dunkelblau schimmern die Trauben aus dem Laub, satter noch als die letzten Heidelbeeren in den Hochgebirgsbüschen. An der Bushaltestelle, in der knallenden Sonne, den erschöpften Hund zu Füßen, spüre ich sie wieder: die mächtigen Arme, mit denen mich die Unendlichkeit und die Natur in ihrer Vielfalt umfassen. 47 DORFLEBEN ZWISCHEN BLÜTEN- UND GIPFELMEER 670 m – 2.150 m UMHAUSEN-NIEDERTHAI. ERHOLUNG IM TAKT DER NATUR. Reinen Bergfrieden erleben in Niederthai auf der Höhenterrasse. Action im Tal: im Ötzi-Dorf, Greifvogelpark, in den Klettergärten oder am Wasserläufer-Pfad zum Stuibenfall,Tirols mächtigstem Wasserfall. Gesundbrunnen ist die Heilquelle im Kurzentrum. LÄNGENFELD. DIE KRAFT DES WASSERS. Laufend neue Eindrücke sammeln im Höhenbewegungszentrum und im Nordic-Fitness-Center. Konditionscheck und Wellness in der Therme Aqua Dome. Dem Himmel und der Natur gleich nah, auf der 86 m langen Hängebrücke oder im idyllischen Berg- und Wallfahrtsdorf Gries. HAIMING-OCHSENGARTEN. FERIEN IN DER ABENTEUERREGION. SÖLDEN. HOTSPOT DER ALPEN. Sonnentage in Hülle und Fülle am Taleingang. Obstbäume sind ständige Begleiter auf Fuß- und Radwegen in lieblicher Landschaft. Outdoor ganz groß. Das Bergdorf Ochsengarten lockt mit Almen und aussichtsreichen Gipfeln. Zur Bestform finden. Sportlich ambitioniert und voll in Aktion sein bei der ALMZEIT, Trails und Gletschern. Mit der futuristischen Gaislachkoglbahn hinauf zu den Aussichtsplattformen BIG3. SAUTENS. OUTDOOR, FAMILIE UND GENUSS. OBERGURGL-HOCHGURGL. DER DIAMANT DER ALPEN. Wo das Ötztal beginnt, herrscht mildes Klima. Üppig gedeihen Obstbäume. Edelbrenner machen das Beste daraus: klare Brände. Hochseilgarten, Outdoor und WIDI's Zauberwald laden ein. Die Ruhe und Kraft von Gletschern und Hochalmen genießen. Beim Wandern pollenfreie Luft atmen. Und den Komfort von Gastlichkeit in Top-Qualität kennenlernen. Neu: Top Mountain Crosspoint mit Motorradmuseum. OETZ. ALLES FÜR DIE FAMILIE. VENT. DAS BERGSTEIGERDORF. Der Urlaub für Groß und Klein. Umgeben von der malerischen Kulisse der Region Oetz. Mittendrin das Juwel für alle Familien- und Naturfreunde: Der Piburger See. WIDI’s Heimat. Am Fuß der 3.774 m hohen Wildspitze, des alpinen Höhepunkts Tirols. Pfarrer Senn hat hier den Alpintourismus ins Rollen gebracht. Die „Geierwally“ wurde hier inszeniert. Rauhes Joch 2926 m Rauhes Joch 2926 m DIE HÖHEPUNKTE AUF EINEN BLICK. Haiming Ochsengarten Sautens EVENTS: „VOLKSMUSIK AM BERG“ ALMENREGION HOCHOETZ 5. JUNI 2016 SONDERAUSTELLUNG: „25 JAHRE ÖTZI-FUND“ ÖTZI-DORF IN UMHAUSEN-NIEDERTHAI JUNI – OKTOBER 2016 EVENT: HAIMINGER MARKTTAGE OKTOBER 2016 INFORMATION HAIMING 6425 Haiming T +43 (0) 57200 800 F +43 (0) 57200 801 [email protected] www.oetz.com INFORMATION SAUTENS 6432 Sautens T +43 (0) 57200 600 F +43 (0) 57200 601 [email protected] www.oetz.com INFORMATION OCHSENGARTEN 6433 Ochsengarten T +43 (0) 57200 820 F +43 (0) 57200 821 [email protected] www.oetz.com WANDEREVENTS: 4-SEEN MARSCH JULI 2016 GLETSCHERFLOHMARSCH 07.08.2016 (Obergurgl nach Vent) Oetz Umhausen Niederthai SPORT: ÖTZTALER KLETTERCAMP – LÄNGENFELD ENDE AUGUST / ANFANG SEPTEMBER 2016 WANDERN: WANDERTHEATER „FRIEDL MIT DER LEEREN TASCHE“ – VENT SEPTEMBER 2016 Eine Gruppe von Leuten wandert still durchs Niedere Tal zur Martin-Busch-Hütte. Auf diesem atemberaubend schönen Weg erleben Sie die Flucht des Herzogs von Tirol als ein alpines Drama an Stationen in der weiten Landschaft. Knöpfe im Ohr vermitteln Text und Musik. Geschichte wird gemacht! Gamskogl 2813 m C Gamskogl 2813 m M Y CM C M Y INFORMATION OETZ 6433 Oetz T +43 (0) 57200 500 F +43 (0) 57200 501 [email protected] www.oetz.com INFORMATION UMHAUSEN 6441 Umhausen T +43 (0) 57200 400 F +43 (0) 57200 401 [email protected] www.umhausen.com INFOPOINT AMBACH 6433 Oetz T +43 (0) 57200 700 F +43 (0) 57200 701 [email protected] www.oetztal.com INFORMATION NIEDERTHAI 6441 Umhausen T +43 (0) 57200 420 F +43 (0) 57200 421 [email protected] www.umhausen.com MY CM CY MY CMY CY K CMY K SPORT: SCHNITZELJAGD – SÖLDEN 24. – 26.06.2016 Die Schnitzeljagd ist der ultimative EnduroEvent – kein Rennen oder Wettkampf, sondern ein unkomplizierter, spaßiger Enduro-Event, bei dem ihr Trails ohne Ende fahrt. Einen ganzen Tag lang in Zweierteams auf Sahne-Trails dem „Goldenen Riesenschnitzel“ hinterherjagen – und das mit Gondelunterstützung. EVENT: ÖTZTALER RADMARATHON 28.08.2016 Der Ötztaler Radmarathon ist Kult. Seit mehr als 30 Jahren treffen sich Radsportfans aus mittlerweile 35 Nationen zum wohl härtesten Radmarathon der Alpen. Längenfeld INFORMATION LÄNGENFELD 6444 Längenfeld T +43 (0) 57200 300 F +43 (0) 57200 301 [email protected] www.laengenfeld.com Sölden, Hochsölden Zwieselstein INFORMATION GRIES 6444 Längenfeld T +43 (0) 57200 330 F +43 (0) 57200 331 [email protected] www.laengenfeld.com INFORMATION SÖLDEN 6450 Sölden T +43 (0) 57200 200 F +43 (0) 57200 201 [email protected] www.soelden.com SPORT: TOUR DE SUISSE 15.06.2016 Sölden ist zum 2. Mal Etappenort der Tour de Suisse-Königsetappe zum Rettenbachgletscher. Vent SPORT: ADIDAS SICKLINE OKTOBER 2016 Hier treffen die besten Slalomfahrer des Kajaksports auf die weltbesten Extrempaddler. Alle haben nur ein Ziel vor Augen: auf der legendären Wellerbrückenstrecke in Oetz den begehrten Weltmeistertitel zu ergattern. INFORMATION OBERGURGL-HOCHGURGL 6456 Obergurgl T +43 (0) 57200 100 F +43 (0) 57200 101 [email protected] www.obergurgl.com INFORMATION VENT 6458 Vent T +43 (0) 57200 260 F +43 (0) 57200 261 [email protected] www.vent.at Die Ötztal Premium Card und die Ötztal Card. Mehr Spaß. Mehr Abenteuer. Mehr Urlaub. Seien Sie zu Gast bei einem unserer über 230 Premium-Partner und nutzen Sie die Inklusivleistungen der Ötztal Premium Card von Juni bis Oktober 2016. Name www.premiumcard.oetztal.com www.oetztalcard.oetztal.com e: / nam Gültig alid: bis / v elle / est usgab A : place Ist Ihre Unterkunft kein Premium-Partner, so können Sie die Ötztal Card in rund 70 Verkaufsstellen käuflich erwerben. ÖTZTAL TOURISMUS 6450 Sölden Austria T +43 (0) 57200 F +43 (0) 57200 201 [email protected] www.oetztal.com
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