6–7 1 6 DER EVANGELISCH-REFORMIERTEN KIRCHE DES KANTONS ST.GALLEN www.kirchenbote-sg.ch THEMA: Zauber und Magie der menschlichen Stimme SEITE 2 SEITE 4 Und Gott sprach Erste Laute DIE SCHÖPFUNG STIMMT EIN STIMME ENTDECKEN SEITE 5 Gefühle zeigen STIMME IM BERUF WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 1 EDITORIAL IM ANFANG Liebe Leserin, lieber Leser In der menschlichen Stimme wirkt Natur, Kultur und Ichheit auf wunderbare Weise zusammen. Sie ist evolutionäre Schöpfung und in ihr wirkt Vererbung. Sie ist aber auch Kultur, vermittelt durch andere Menschen und lebenslange Sozialisation. Und sie wird Trägerin der Sprache, Ausdruck der eigenen Persönlichkeit, Medium von schöpferischem Wirken, Kreativität und Eigenverantwortung. Nicht von ungefähr sagte Jesus, dass wir nicht verunreinigt werden durch das, was in den Mund hineinkommt, sondern durch das, was «aus dem Mund herausgeht», durch «böse Gedanken, falsche Zeugnisse oder Lästerungen». – Positiv ausgedrückt: Der Mensch wird gereinigt und heil durch gute Regungen seines Herzens, die aus seinem Mund den Weg in die Gemeinschaft finden. Unsere Besinnung nebenan erinnert daran, wie Gott – gemäss Bibel – durch das gesprochene Wort die Welt erschuf. Und wie er dem Menschen, seinem Ebenbild, nicht nur die Verantwortung über seine Werke übergab, sondern auch die Fähigkeit, einzustimmen in den Gesang der Schöpfung. Doch jeder Mensch, der in die Welt kommt, muss seine Stimme erst finden und im Dialog Worte lernen und Sprache entdecken – davon erzählt auf Seite 4 eine Mutter. Weitere Texte sind der Magie und dem Zauber der menschliche Stimme auf der Spur – spielen doch Rezitation und Gesang von jeher eine zentrale Rolle in Kultur und Religion. Dann will ich an dieser Stelle ankündigen, dass für die nächsten vier Ausgaben unsere frühere Lokalredaktorin Katharina Meier zuständig sein wird – ich wünsche ihr alles Gute und danke für ihren Einsatz. Ich selber geniesse das Privileg des Pfarrberufs, alle zehn Jahre ein Sabbatical zu erhalten. In der Auszeit werde ich mich Vadian und Zwingli widmen. Auch will ich mich in der Filmarbeit weiterbilden und den vor 150 Jahren verstorbenen Schweizer Philosophen I.P.V. Troxler würdigen … fast zu viel der Pläne, denn auch die Pflege des inneren Leben darf nicht zu kurz kommen. Dabei soll mir, wie in allen religiösen Traditionen, die Stimme eine Andreas Schwendener Lehrmeisterin sein. Ŷ 2 AUSGABE 6–7/2016 Gott bildete den Menschen aus Erde «und blies Lebensatem in seine Nase. So wurde er ein lebendiges Wesen». (Gen. 2, 7) Und Gott sprach: Es werde Von der Magie der (göttlichen und) menschlichen Stimme Text: Pfrn. Marilene Hess | Bild: Michelangelo, Sixtinische Kapelle, Rom Gott erhebt seine Stimme und ruft die Schöpfung ins Leben (Genesis 1). In der biblischen Tradition bedient er sich dabei der Sprache: «Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht.» Gegen Ende des biblischen Schöpfungsberichts wird von der Ebenbildlichkeit des Menschen erzählt – in gewissem Sinne auch vom Abbild der menschlichen als Antwort auf die göttliche Stimme. DIE STIMME ERHEBEN Gott erhebt seine Stimme, und die Schöpfung antwortet vieltausendstimmig durch alle Zeiten gleichsam als Widerhall der uranfänglichen göttlichen Stimme. Auch der Mensch antwortet auf den Anruf Gottes mit seiner Stimme, seiner Sprache, seinem Singen und Klingen. Die Psalmen des Alten Testaments sind ein eindrückliches Beispiel für die ganze Bandbreite menschlicher Befindlichkeiten: Von der äussersten Not und Verlassenheit, etwa in den Psalmen 22 und 77, hin zu überschwänglichster Freude und Jubel in den Psalmen 146 bis 150. Ob tiefste Klage oder höchstes Lob – es ist der von Gott geschenkte Atem (ruach), der unsere Stimme, unsere Sprache und unser Singen trägt. im Neuen Testament das Magnifikat Mariens (Lukas 1, 46ff). Es sind Frauen, die sich hinstellen und ihre Stimme erheben. Sie besingen den Gott, der für die Verfolgten, Gebeutelten und Unterdrückten einsteht und die Kleinen gross macht. Damit leihen sie in solidarischer Weise all jenen ihre Stimme, die unter ihrer Lebenslast verstummen, deren Stimme unerhört bleibt. Auch unsere Stimme ist ein Einstimmen in die grosse Sprache, den grossen Gesang der Schöpfung. Im gemeinsamen Singen stimmen wir in die Gemeinschaft mit anderen Menschen ein und machen damit das Überschreiten von Grenzen zwischen Religionen und Kulturen möglich. Auf diesem Hintergrund wird gemeinsames Singen und miteinander Sprechen zu einer Vision von Geschwisterlichkeit mit Gott, der Schöpfung und allen Menschen untereinander. ZAUBER DER STIMME Anstelle einer technischen, auf materielle Inhalte verkürzten Sprache können wir uns diese Strahl- und Zauberkraft der Worte ins Bewusstsein rufen. Wenn wir mit einer beseelten Stimme und einer lebendigen empathischen Sprache sprechen, dann bedeutet das Achtsamkeit! Eine besonders innige Zu den ältesten Texten Vertrautheit drückt die BeAuch unsere Stimme ist ein der Bibel gehören Lieder Einstimmen in die grosse Sprache, gegnung aus, in der Maria von Frauen. Nach der den grossen Gesang der Schöpfung. Magdalena den Auferstanwunderbaren Rettung am denen an seiner Stimme Schilfmeer greift die Prophetin Mirjam zur Handpauke und stimmt das erkennt und daran, wie er ihren Namen ruft: Lob Gottes an (Exodus 15, 20f). Später ist es «Maria». (Joh. 20, 16) Treffender und zärtlicher Hanna, die aus Dankbarkeit für das lang erhoffte könnte das Berührt-, Gestärkt- und Ermächtigtwerden durch die Stimme nicht beschrieben Kind das Lob Gottes singt (1. Samuel 2, 1ff). Und werden! Ŷ wie ein Echo auf das Loblied der Hanna ertönt IM BRENNPUNKT Visitation – «Wie geht es Euch …?» Einblicke in die aktuelle Kirchenvisitation vor Ort in den Kirchgemeinden Text und Foto: Helmut Heck, Pfarrer in Sennwald In der St.Galler Kirche läuft derzeit die alle zehn Jahre stattfindende Kirchenvisitation. Im Zentrum steht diesmal das Wohlergehen der Mitarbeitenden. Wie es diesen geht, wurde bereits durch eine Online-Umfrage erhoben – und bis zum Sommer sollen alle Kirchgemeinden visitiert worden sein. Wie das genau abläuft, zeigt ein Bericht aus der Kirchgemeinde Sennwald, die vor zwei Jahren aus drei Gemeinden entstanden ist. Jetzt ist es also soweit: Die Visitation kommt zu uns nach Sennwald. Visitation – das sind Annina Policante und Urs Noser als Vertreter des Kirchenrates, Renato Tolfo als Dekan und Sandra Torgler vom Schweizerischen Pastoralsoziologischen Institut. In einer ersten Gesprächsrunde sitzen sie mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Kreis. Annina Policante betont, dass das Gespräch anonym bleibe. Es ist nicht Kontrolle angesagt, nicht Suche nach Schwachpunkten: «Wie geht es Euch in der neuen Kirchgemeinde Sennwald?» – nicht Finanzen, Gebäude, Strukturen oder Programme stehen im Zentrum, sondern die wichtigste Ressource der Kirche: die Menschen, die sich für die Kirche engagieren. War die Befindlichkeit der Mitarbeiter nicht schon einmal Thema? Ja, vor anderthalb Jahren hat der Kirchenrat die Firma SIZ-Care angefragt, bei langwierigen Erkrankungen von kirchlichen Mitarbeitern das Case Management zu übernehmen: In den vier Jahren davor seien einige Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter schwer erkrankt, war zu hören. Was für ein Leid für die Betroffenen und ihre Angehörigen – und welche Belastung für die Gemeinden?! BEFINDLICHKEIT IM FOKUS Es muss ja nicht gleich ein Burnout sein. Ob Fachlehrkraft Religion, Mesmerin, Diakon oder Pfarrerin: Es genügt schon, wenn ein kirchlicher Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin die Arbeit lustlos verrichtet. Welches Bild von Kirche oder von Christentum würden sie vermitteln? Nicht viel anders verhält es sich mit den Kirchenvorsteherinnen und -vorstehern: Sind sie überlastet, haben sie Streit, wären sie demotiviert, dann würde das Gemeindeleben leiden. «Ich will euch nur sagen, dass es gefährlich ist, zu lange zu schweigen, denn die Zunge verwelkt, wenn man sie nicht braucht.» Mit dem Zitat von Astrid Lindgren macht Annina Policante Mut, auch Unbequemes auszusprechen. Nur, was gibt es Heikles auszusprechen? Im Fusionsprozess gab es Kompetenzen und Rollen zu klären, Strukturen und Kommunikationswe- Dekan Renato Tolfo und die Kirchenräte Annina Policante und Urs Noser beim Gespräch mit Mitarbeitenden in Sennwald. ge zu schaffen. «Eigentlich wusste ich ja, man sollte an Annabeth (Diakonin in Teilzeit) das Protokoll des Konventes schicken, aber ich musste zuerst verinnerlichen, dass das meine Aufgabe war» – Strukturen und Absichten sind eines, aber sie müssen auch umgesetzt werden. maligen Präsidenten und Präsidentin nun das Präsidium bzw. die Ressorts Bau und Unterricht übernommen haben. Viel Wissen blieb erhalten. «Zeitliche Belastung?» – Besonders im Ressort Diakonie und Senioren wendete Kirchenvorsteherin Gaby Heeb anfangs enorm viel Zeit auf, aber «unterdessen konnten wir die Arbeit ökumenisch organisieren und auf mehr Schultern verteilen.» VIEL WISSEN BLIEB ERHALTEN Annina Policante hakt nach: «Wie kommt ihr zu Informationen?» Das ist eine der kritischen Fragen besonders für die, die mit kleinem Pensum Die Fusion änderte die Arbeit in der Behörde: tätig sind: «Wenn ich etwas brauche, weiss ich, «Früher haben wir in der Vorsteherschaft über ich kann im Pfarrhaus vorjeden Zettel gesprochen, der aufbeigehen!», lautet die rasche «So einfach ist das: Für die gehängt werden sollte», während anderen mitdenken.» Antwort. Die Gemeinde sie sich nun auf die strategische Sennwald hat den Vorteil, Leitung konzentriert. In zwei Redass im Pfarrhaus Sennwald traiten hat die Behörde die Rollen das Sekretariat, der Arbeitsplatz des Präsidenvon Konvent (die beiden Pfarrer und der Diaten und die Büros des Diakons und eines der kon) und Vorsteherschaft geklärt; die Zusambeiden Pfarrer sich unter einem Dach befinden. menarbeit hat gut begonnen, auch weil je ein Mitglied der Vorsteherschaft und des Konvents Und was es in Bezug auf die Kantonalkirche zu zusammen ihre Ressorts leiten. sagen gebe? «Ihr von der Kantonalkirche habt so gute Angebote, etwa die Vermittlung der AkAls Diakon Ruedi Eggenberger das erste Mal tion ‹Jesus ist…› – aber als Fachlehrkraft Religieine Sitzung der Kirchenvorsteherschaft miteron habe ich das so spät erfahren.» «Ihr Pfarrer lebte, dachte er: «Sie verbringen ihre Zeit gern bekommt ja die Unterlagen, ihr seht ja auch miteinander.» Dekan Renato Tolfo kommentierden Verteiler auf den kantonalkirchlichen Einlate das knapp: «Behaltet das!» dungen und Schreiben. Dann gebt ihr es doch weiter!» So einfach ist das: Für die anderen Die fusionierte Evang.-ref. Kirchgemeinde Sennmitdenken. wald ist ein kompliziertes Gebilde. Aber Behörde und Mitarbeiterschaft sind gut unterwegs. Nach einer Pause eröffnete Urs Noser die zweiEs tut gut, sich das wieder einmal vor Augen te Runde mit der Kirchenvorsteherschaft. Vor zu halten. Spannend wäre aber die Frage: Was fast zwei Jahren hat Kirchenrat Urs Noser die haben Kirchenräte und Dekane in den anderen Gründungsversammlung der Kirchgemeinde Kirchgemeinden angetroffen? Was hat die InterSennwald geleitet. Seither haben Kirchenvornet-Befragung der Mitarbeiterinnen und Mitsteherschaft und Mitarbeiterteam vieles neu arbeiter ergeben? Das Schweizerische Pastoralaufgegleist. Der Start der neuen Kirchgemeinde soziologische Institut wird eine Auswertung ist auch deshalb so gut verlaufen, weil die daliefern - bis dahin heisst es sich gedulden. Ŷ WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 3 THEMA Im Anfang ist die Stimme Text: Annina Gonzenbach, St.Gallen Deine erste Stimme war ein lautes Weinen. Immer wieder und oft untröstlich. Diese, deine erste Stimme verstehen zu lernen, war eine grosse Aufgabe. Vergeblich suchte ich nach Inhalten, nach Worten. War sie doch einfach da, von Anfang an. HIN UND HER GEGLUCKST Etwas später, mit ca. 3 Monaten, hast du angefangen leise, sanfte Töne von dir zu geben. Du hast sie ganz weit hinten im Gaumen geformt und dann zaghaft nach vorne gestossen. Du hast entdeckt, dass sie dir gehören, diese Töne, und dass du sie selber erzeugen kannst. Und das hat dich gefreut. Und als du meine Freude darüber entdeckt hast, wolltest du gar nicht mehr aufhören damit. Und so haben wir hin und her gegluckst und mein Herz ist vor Glück beinahe explodiert. Da ist ein Mensch und da ist eine Stimme. Da ist ein Wille, der sich Ausdruck verschafft. Im Verlauf der Zeit wurden deine Töne lauter und es kamen immer wieder neue Töne und ganze Tonvariationen dazu. Unermüdlich warst Du im Üben, Umformen, Wiederholen. Habe ich zu Beginn versucht, dir in deinen Tönen und Tonlagen zu folgen, so wolltest auch du mir schon bald folgen, mich nachahmen und mir auf deine Weise antworten. Von nun an gab es kein Zurück mehr; die Sprache hatte ihren Anfang genommen. Und so war es auch nicht mehr weit bis zu deinem ersten Wort. DAS ERSTE WORT Dein erstes Wort war «ao», aus welchem später ein profanes «hallo» wurde. Als wolltest du sagen, hallo, hier bin ich. Und mit diesem einen Wort, welches du schon sehr früh beherrscht hast, bist du mit allen Menschen sofort in Kontakt getreten. Die Leute haben über dich gestaunt, und das wiederum hat dich ermuntert, immer wieder das gleiche Wort zu sagen. Mit Wonne hast du es in deinem Mund geformt, mal so, mal so betont. Du hast verstanden, mit einem Wort erreiche ich die Welt. le, dass du sie wohl noch gar nicht alle verstehen kannst. Manchmal, da plapperst du minutenlang vor dich hin und vor dem Einschlafen summst du meistens ein bisschen. Und du kannst nein sagen, wenn du etwas nicht willst. Heute bist du 14 Monate alt und kannst schon viele, verschiedene Worte sagen. Du zeigst auf Dinge und nennst sie beim Namen. Du lernst gerne neue und auch schwierige Wörter, so vie- Wichtig für mich, dass ich ob all der Worte nicht deine Stimme überhöre, die mir noch ganz anderes zu sagen hat als all die vielen Worte, die ich dir Tag für Tag beibringe. Ŷ Stimme als Ausdruck der Individualität Gedanken zur Stimme von Peter Roth, Musiker, Chorleiter, Komponist und Initiant von Klangwelt Toggenburg und Klangfestival Naturstimmen Notiert: Andreas Schwendener | Foto: as Spielen wir ein Instrument, so kann man Spieler und Instrument unterscheiden. Beim «Spiel mit der Stimme» fällt beides zusammen. Wir sind Spieler und Instrument gleichzeitig. Ich sage in Chorproben jeweils: «Achtet darauf, wie ihr euch mit der Stimme in Schwingung bringt.» Mit der Atemluft wird eine «Saite» im Kehlkopf angestimmt und die Schwingung überträgt sich über die Knochenleitung und das Körperwasser (85 Prozent) in den ganzen Körper. Der ganze Mensch von Kopf bis Fuss schwingt mit. den Schutzkreis des Heils gerufen. Dabei ist der Klang der Stimme fast wichtiger als die Worte. Die Andacht des Betrufs wird hörbar, verbreitet sich über Alp, Ställe, Tiere und Menschen. An die schöpferische Qualität der Stimme erinnern alte Kulturen auch dadurch, dass in ihren Mythen die Schöpfung aus Wort oder Klang entsteht. Mit der Quantenphysik würden wir sagen, dass über die Schwingung das Chaos in Harmonie verwandelt wird oder sich das Quantenpotential schöpferisch manifestiert. So entsteht das belebende Ganzheits- oder Glücksgefühl – wie beim Meditieren. Wir werden eins mit uns, mit Mitsingenden und dem Ganzen. Die Stimme wirkt verbindend, egal ob wir geistliche Lieder anstimmen oder jodeln. Immer ist da diese Andacht, eine Art Magie des Augenblicks. Darum ist die Stimme auch zentral in Ritualen rund um die Welt. STIMMENMAGIE IM ALPSEGEN Von jeher wurde über die Stimme auch mit der Natur kommuniziert. Daran erinnert der Alpsegen, der auf schamanische Traditionen zurückgeht. Er hat überlebt, weil man die christlichen Heiligen darin aufgenommen hat. Über die Stimme werden die elementaren Kräfte der Natur in 4 AUSGABE 6–7/2016 Peter Roth: Für ihn schafft die Stimme eine Verbindung zu sich selber, zu andern, zur Natur und zum Ganzen. DIE INDIVIDUELLE STIMME In der Gregorianik zählt nicht die persönliche Stimme. Die Mönche singen so, dass im Chorraum ein einstimmiger Gesang aufsteigt und im Kirchenschiff von oben herunter wie ein überpersönlicher Gesang vom Himmel her wirkt. Das ändert sich mit der Renaissance, der Reformation und der Aufklärung. Jetzt wird die Individualität betont, in der Romantik zusätzlich das individuelle Gefühl und in der Rock- und Popszene auch die individuelle Willenskraft. Die Stimme wurde ein Ausdruck der Individualität, auch bei der Oper. Man fühlt sich vom Klang einer Stimme tief in der Seele angerührt und verzaubert. Gerade bei den Jodelstimmen reagieren die Leute auf den naturtönigen Klang. Weil man durch die Stimme auch sich selbst erlebt, ist sie etwas Intimes und Verletzliches. Denn unser Wesen klingt durch die Stimme hindurch. Ich habe in Kursen erlebt, dass Menschen 30 Jahre nicht mehr gesungen haben – weil sie in ihrer Stimme abgewertet worden sind. Das kann traumatisch nachwirken. Es ist dann rührend zu sehen, wie nach drei Kurstagen mit nur wenigen gesungenen Tönen die Menschen glücklich heimgehen. Ŷ Mehr dazu: Siehe YouTube mit Suche «Peter Roth» THEMA Sie arbeiten auch mit ihrer Stimme Kurztexte: notiert von Andreas Schwendener | Fotos: as Bruno Mösli, St.Gallen: Bauer Lara Stoll, Winterthur: Poetry-Slammerin (siehe Seite 9) Franziska Schildknecht, Trogen: www.stimmenfeuer.ch Die Kühe hören weniger auf Worte, sondern auf die Stimme und deren Tonfall. Damit kann ich sie locken, mässigen, beruhigen oder rufen. Wenn ich sie von etwas abhalten will, ist die Stimme streng, scharf und laut. Wenn ich eine Kuh beim Melken beruhigen muss, rede ich ihr leise und sanft zu, sodass sie hinhören muss und ruhig wird. Dann gibt es den Lockruf, um die Kühe von der Weide zurückzurufen: Chom weidli, ho, ho. Alle kennen meine Stimme. Ŷ Poetry-Slam lebt davon, wie man seinen Text stimmlich rüberbringt. Die Präsenz in der Stimme ist entscheidend. Es geht darum, immer wieder auch der Stimme bewusst zu sein, damit zu spielen, sie gezielt einzusetzen – das schafft Aufmerksamkeit. Allerdings denke ich darüber nicht allzu viel nach – vor jedem Auftritt regelt das die Nervosität und das Adrenalin. Ich versuche mit dem ganzen Körper präsent zu sein, dann kommt es schon richtig daher. Ŷ Nach zehn Jahren Stimmperformance mit der Gruppe «hop o’my thumb» widme ich mich seit 2006 der Improvisation und therapeutischer Arbeit. Die Stimme ist für mich ein Tor zur Weisheit des Körpers und der Natur. Sie unterstützt uns, da anzudocken, wo Antworten auf Lebensund Sinnfragen sich zeigen. Für sie gibt es kein Richtig oder Falsch. Sie hilft, wach zu werden für eigene Gefühle, Gedanken und Körperempfindungen – und damit gesund im Alltag zu leben. Ŷ Stimme und Stimmung im Gottesdienst Drei Fragen an den Kulturmanager, Autor, Schauspieler und Regisseur Dr. Bernward Konermann aus Göttingen Die Fragen stellte Andreas Schwendener | Foto: z.V.g. WIE WIRD GOTTES WORT LEBENDIG? Gottes Wort ist uns mündlich gegeben, und es wird uns auch mündlich weitergegeben. Der Buchstabe tötet, sagt Paulus, der Geist macht lebendig, und das im Buchstaben fixierte Wort muss jedesmal durch den Menschen wieder zum Leben erweckt und gesprochen werden. keine tot niedergelegte Schrift, sondern lebendiges Wort, dass durch uns Menschen hindurch immer wieder zum Leben kommt. Vor dem Sprechen kommt immer das Hören, oder? – Ein Atemzug für den Heiligen Geist, und dann – ein Atemzug für den Engel Gottes, der uns berührt … «Die Musik ist hinter den Notenzeichen», sagt der Dirigent Wilhelm Furtwängler, und genauso ist auch das Wort, das Gott zu uns spricht, hinter den Buchstaben der Heiligen Schrift. Es muss durch uns hindurchgehen, nicht lediglich abgelesen oder runtergelesen werden, sondern neu mit Leben gefüllt und verkündet werden. WAS HALTEN SIE VON MUNDART? Gerne in Mundart, denn Gott spricht auch Mundart, gerne in der Muttersprache, denn Gott ist Person, und auch wir Menschen sind Personen. Personare heisst «hindurch-tönen». Um lebendig zu werden, muss das Wort Gottes durch uns hindurchklingen. Plötzlich ist es wieder Poesie, die uns nicht knechten soll, sondern uns anrührt und lebendig macht. Die Stimme gibt das Leben wieder, die Musik hinter den Notenzeichen, die Wahrheit hinter den Buchstaben. Was sagt Jesus immer wieder? «Wer Ohren hat zu hören, der höre.» Das Wort Gottes ist also Dr. Bernward Konermann unterrichtet auch Geistliche im sprachlichen und körperlichen Ausdruck. Gott spricht auch Muttersprache. Und wenn wir von Gott erzählen, dann in unserem Dialekt. Wir dürfen auch stottern, stottern vor Gott und stottern von Gott. Das ist sehr glaubwürdig. So wie der grosse St.Galler Mönch Notker Balbalus (der Stotterer). Und wir dürfen schweigen. Die Stille vor Gott mit unserer Stimme umkleiden, zärtlich, sehnsüchtig, fragend, flehend, wütend, drohend, ... lächelnd. Da müssen wir noch viel üben, oder? Das Mikrophon vergessen, unsere Korrektheit ablegen, die einzelnen Menschen in der Gemeinde und Gott wiederfinden. WIE KANN MAN DAS ÜBEN? Es gibt ein Paradox, das wir erfüllen müssen: Ganz durchlässig für Gott werden, ganz innerlich, berührt und fromm werden. Andererseits ganz deutlich und verständlich, laut und hörbar für und vor der Gemeinde sprechen, für und vor der Gemeinde schweigen ... deutlich und verständlich von Gott schweigen ... puh, das ist ganz schön schwer und doch gleichzeitig kinderleicht ... üben üben üben ... das dürfen wir erwarten von unseren Profis ... es macht übrigens Spass. Ŷ Zur GottesdienstWerkstatt: www.eckesieben.de WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 5 FOKUS Die Walzenhauser Lehrerin Kathrin Suhner mit dem Velo durch die Weiten Lateinamerikas. Auf dem Velo die Welt entdecken Wie man auch Ferien machen kann Text: René Jo. Laglstorfer | Foto: z.V.g. Kathrin Suhner (33) aus Walzenhausen ist Lehrerin und passionierte Velofahrerin. Ihre Reisen und ihre Lebensphilosophie haben sie quer durch Lateinamerika und halb Europa geführt. «Das ungebundene Unterwegssein mit wenig Gepäck erlebe ich als grosse Freiheit», sagt Kathrin Suhner. Die Primarlehrerin entdeckt seit ihrem 17. Geburtstag jeden Sommer ein neues Stückchen Welt per Velo. Ihre erste Reise hat sie ins französische Montpellier geführt, zuletzt ist sie bis nach Sarajevo geradelt. Und von Stockholm und Berlin fuhr sie jeweils mit dem Drahtesel in die Schweiz zurück. «Ich mag die Spontanität, die in dieser Art des Reisens steckt, und die Begegnungen, die sich ergeben.» Auf dem Velo habe man eine andere Rolle als im Alltag, findet Kathrin, die sehr musikalisch ist und seit ihrem zehnten Lebensjahr Cello spielt. «Ich begegne den Menschen dann viel direkter, unvoreingenommener und mit mehr Leichtigkeit.» um zu duschen. «Wenn du dann wieder daheim bist, merkst du, wie luxuriös wir alle leben mit Bad, Küche und einem weichen Bett.» ELEMENTARES MENSCHSEIN Doch was treibt Kathrin an, solche Unannehmlichkeiten und Strapazen auf sich zu nehmen, und hat es nicht auch gefährliche Situationen zu bewältigen gegeben? Das Spüren der Elemente Wind, Kälte, Hitze und Regen sowie der grundlegendsten körperlichen Bedürfnisse wie Essen, Schlafen und Regeneration erinnern die Veloreisende daran, was es bedeutet, Mensch zu sein. «Der Alltag, Sorgen und alltägliche Gedanken treten weit zurück.» Das Zeitgefühl ändere sich. «Man nimmt alles viel intensiver wahr, ist von der alltäglichen Welt abgekoppelt», sagt Kathrin. Und weil man auch mit dem Velo rasen kann, versucht Kathrin die Geschwindigkeit weiter zu drosseln, frei nach ihrer selbst gewählten Lebensphilosophie: «Je langsamer gereist wird, desto mehr Eindrücke sind zu sammeln.» Deshalb will sie einmal eine Fernreise zu Fuss bewältigen, «aber nicht den Jakobsweg, den machen alle.» Kathrin denkt daran, von der Schweiz bis zum Meer zu wandern. Ŷ Wirklich gefährlich sei es für sie nie gewesen: Einmal ist die Weltreisende bei der Überquerung eines Andenpasses höhenkrank geworden. «Und in der chilenischen Wüste habe ich geglaubt unter Halluzinationen zu leiden. Dabei hat der Riesenvogel wirklich existiert», lacht Kathrin heute über die Begegnung mit einem Nandu, der dem Vogel-Strauss ähnelt. HITZE UND KÄLTE Ihre bisher längste Radtour führte sie drei Monate durch Südamerika. 80 bis 120 Kilometer hat Kathrin jeden Tag zusammen mit einem Velofreund zurückgelegt, der nach ReisepartObwohl die Walzenhauserin während den drei nern per Inserat gesucht hatte. «In Argentinien Monaten in Lateinamerika an ihre physischen und Chile sind die Landschaften extrem spektaGrenzen gegangen ist, ist sie nach der Ankunft kulär: Patagonien, der in Europa noch fünf Wo«Ich mag die Spontanität, die in Urwald, die argentinichen mit einer langjähdieser Art des Reisens steckt, und sche Schweiz rund um rigen Velofreundin vom die Begegnungen, die sich ergeben.» Bariloche, Gletscher, Madrider Flughafen Vulkane und Mondlandnach Hause geradelt. schaften. Wir haben extrem intensive Farben, aber auch ein raues Kli«Ich mag es, den Wechsel der Landschaft, der ma mit Hitze und Kälte erlebt», erinnert sich Architektur und der Sprache wahrzunehmen», Kathrin an die Höhepunkte der Velotour zusagt Kathrin, die sich Spanisch selbst beigerück, bei der meist gecampt und nur etwa einbracht hat. Das Velo habe ihrer Meinung nach mal pro Woche in ein Hotel eingecheckt wurde, die richtige Geschwindigkeit dafür: Langsam 6 AUSGABE 6–7/2016 genug, um Veränderungen zu verstehen und nicht einfach als Brüche zu erfahren. Nach unten gebe es keine Beschränkung des Tempos. «Man braucht dann einfach mehr Zeit und erlebt dafür alles viel intensiver.» Die Velo-Weltreisende Kathrin Suhner aus Walzenhausen FOKUS Verurteilt zum Tod am 31. August 2016 Eine ungewöhnliche Freundschaft Text: Martin Breitenfeldt | Foto: z.V.g. Andreas Hausammann, Jazzpianist und Beauftragter für populäre Musik der St.Galler Kirche, wird voraussichtlich Ende August einen Freund verlieren. Dann soll Rolando Ruiz, Texaner mexikanischer Abstammung, durch die Giftspritze sterben. «Es ist hart, wenn man einen Freund verliert», meint der Musiker, «aber mit angesagtem Datum ist es noch schwerer auszuhalten!» gehört zum «Bible Belt»: In Gefängniszellen liegt die Heilige Schrift. «Was dann passierte, ist sozusagen der Klassiker», meint dazu Andreas Hausammann: «Rolando kam einfach durchs Bibellesen zum Glauben. Und dieser Glaube hält ihn innerlich zusammen. Ich weiss, es tönt makaber, aber ohne den Aufenthalt im Gefängnis wäre Rolando heute nicht so stark, wie er es ist. Leider spielt jedoch ein Aspekt wie Besserung keine Rolle in der juristischen Beurteilung.» Im Internet kann Rolandos Selbstzeugnis nachDer St.Galler begann die Brieffreundschaft vor gelesen werden: «Ich wusste immer, dass es Jahren nach dem Besuch einer Veranstaltung Gott gab, und ich hatte von Jesus gehört. Aber der Organisation «Lifespark». «Es ist durchaus ich hatte nicht versucht, ihn zu finden. Als mir nicht so, dass ich nur der Starke bin und da dann aber die krasse Realität meines Schickeinen armen Kerl betreue. Er ist stark, und er sals ins Gesicht starrte, gibt mir sehr viel.». Bei den «Ich weiss, es tönt makaber, aber ging ich auf die Knie und Besuchen fanden Gespräohne den Aufenthalt im Gefängnis betete.» Doch habe er sich, che nur durch die Panzerglasscheibe statt. Auch En- wäre Rolando heute nicht so stark trotz aller Reue, nicht selbst vergeben können. de August wird das wieder wie er es ist.» Erst die katholische und so sein, zum aktuellen, die evangelische Gefängnisseelsorge habe ihn zweiten Hinrichtungstermin. Beim ersten, vor den gnädigen Gott finden lassen. neun Jahren, verbrachte der Schweizer Freund mit der Familie eine quälende Wartezeit in VERGEBUNG ERFAHREN Überlänge, um dann vom Abbruch der ProzeUnmittelbar vor dem – vermeintlichen ersten – dur zu erfahren. Der Delinquent selbst wurde, Hinrichtungstermin durfte er mit zwei Priestern völlig verwirrt und ohne weiteren Kontakt, aus und einem protestantischen Pastor samt Pfarrdem Warteraum in die Einzelzelle zurückgefrau beichten und Kommunion feiern. schafft. Ein solcher Aufschub, damals zuguns«Ich wollte Frieden, Gottes Gnade und Vergeten einer juristischen Wiedererwägung durch bung. Ich wollte in Seinen liebenden Armen geAnwälte erwirkt, ist aller Voraussicht nach halten werden und gewiss sein, dass ich bald beim neuerlichen Termin nicht mehr möglich. sein Angesicht sehen würde. All den Schmerz, STRAFPRAXIS IM «BIBLE BELT» die Schuld und Scham loszulassen war wie ein In den USA gehen die Hinrichtungszahlen seit Dammbruch. Alles floss raus. Als der Priester der Jahrtausendwende zurück. Hartnäckig hält sich die Todesstrafe im «Bible Belt», jenem Segment der USA, in denen konservativ-evangelikaler Protestantismus Mehrheitskultur ist. Gnadenloser Moralismus wirkt hier direkt auf die Strafpraxis: «Was ein Mensch sät, das wird er auch ernten.» (Gal.6,7). Texas hat die höchsten Zahlen. Hier würde politischer Einsatz für die Abschaffung Wählerstimmen kosten. Ziel ist nicht Resozialisierung, sondern rigorose Bestrafung, ja Zerstörung eines Menschen, der durch seine Tat, so das Verständnis, sein Lebensrecht verwirkt hat. Entsprechend unmenschlich ist der Vollzug: Rolando Ruiz, heute Mitte Vierzig, sitzt seit beinahe einem Vierteljahrhundert in Einzelhaft. Als Zwanzigjähriger machte er, wie er heute bekennt, «den schlimmsten Fehler, den ein Mensch je machen kann». Der Drogenabhängige aus schwierigen sozialen Verhältnissen beging einen Auftragsmord an einer jungen Frau und wurde bald verhaftet. Durch kalten Entzug wurde er clean; körperlich hält er sich bis heute fit. Er begann, die Bibel zu lesen. Denn auch das Rolando Ruiz, wegen eines Mordes 1992 zum Tod verurteilt. betete, fühlte ich mich leicht und friedevoll. Am Schluss haben mich Priester und Pastor umarmt, physisch umarmt! Das war überwältigend für mich, denn ich hatte seit meiner Festsetzung nie mehr Berührung mit einem anderen Menschen. Ich hatte vergessen, wie es sich anfühlt, so gehalten zu werden. Was mich am tiefsten berührte, war, dass auch die Pfarrfrau sich näherte, ihre Arme ausbreitete und meinte: ‹Ich möchte dich jetzt fest drücken, für Deine Mutter.› Tränen liefen mir über das Gesicht ob dieser liebevollen und freundlichen Geste.» Rolando Ruiz beschreibt diese Erfahrung als sein «Nahtoderlebnis», und fügt hinzu: «Ich habe Gottes mächtige Hand auf meinem Leben gespürt: Wenn jemand in Christus ist, dann ist das neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden (2. Kor. 5,17)». Andreas Hausammann berichtet aktuell: «Selbst dass er jetzt im Death Watch Trakt untergebracht ist und da alle paar Tage miterlebt, wie Mitgefangene zur Hinrichtung abgeholt werden, scheint sein Vertrauen nicht zu erschüttern, dass er letztendlich geborgen ist und erwartet wird. Rolandos Hauptsorge gilt der kranken Mutter, deren einziger Sohn er ist.» Ŷ Links im Internet zu Rolando Ruiz’s Selbstzeugnis und zu Andreas Hausammann siehe kirchenbote-sg.ch Autor Pfarrer Martin Breitenfeldt war OeME-Beauftragter der St.Galler Kantonalkirche und arbeitet derzeit in ähnlicher Funktion bei der Zürcher Landeskirche. Er gehört zu einem Unterstützerkreis von ca. 50 Menschen, die regelmässig von Andreas Hausammann informiert werden. Andreas Hausammann setzt sich ein für Rolando Ruiz. WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 7 PANORAMA GEMEINDEN «Was am Ende noch trägt» Ein Büchlein zu Palliative Care wird in der Region präsentiert Text und Fotos: Reinhold Meier, Wangs Der Fachverband Palliative Ostschweiz präsentiert ein einfühlsam konzipiertes Büchlein mit Texten und Bildern für den letzten Lebensabschnitt. Die Initiative dazu hat die evangelische Seelsorge ergriffen. Blick vom neuen Abendmahlstisch zur Empore hinten. Oberuzwil: Grubenmannkirche renoviert und neu eingeweiht Text und Foto: Annelies Seelhofer-Brunner, Oberuzwil Ostern 2016 war für die Oberuzwiler Reformierten ein Freudentag, wurde doch die während neun Monaten von Grund auf renovierte Grubenmannkirche wieder eingeweiht. Vor der letzten Renovation von 1966 hatten Chorraum und Farbgestaltung noch ganz anders ausgesehen. Für die nun abgeschlossene Renovation wurden in Absprache mit Denkmalschutz, Baukommission, Gemeinde und Architektenteam möglichst Originalmaterialien verwendet. Die Kirche soll dennoch den heutigen Anforderungen an Lichtgestaltung, Steuerung der Heizung sowie Tonanlage (Sound) entsprechen. Die Kanzel ist aus dem Chorraum entfernt worden, was den liturgischen Elementen mehr Raum gibt. In der Mitte steht – durch Grösse und Form als wichtiges Element erkennbar – ein Abendmahlstisch mit dunkler Oberfläche. Er ist getragen von gebogenen, hellen Holzelementen, die den Rundungen des barocken, seinerzeit von Baumeister Hans Ulrich Grubenmann gestifteten Taufsteins nachempfunden sind. Neu steht auf der linken Seite anstelle der Kanzel ein Rednerpult in gleicher Farbgebung wie der Abendmahlstisch. Der Osterkerzenhalter zwischen Taufstein und grossem Tisch vervollständigt das liturgische Trio. Der Blick zur Decke mit den wunderbaren Stuckaturen ist zudem wieder eine einzige Freude. Ŷ Die sensibel gestaltete Broschüre will jenen spirituellen Erfahrungsschatz öffnen, den Menschen über Jahrhunderte gesammelt haben, um dem oft so unaussprechlichen Erleben am Lebensende Ausdruck zu geben. Die Auslese umfasst denn auch Texte am Rande des Sagbaren. Dabei greift sie zurück auf Gedichte, Gebete, Geschichten und Aphorismen des christlichen Kulturkreises, öffnet aber den Blick weit darüber hinaus. Illustriert ist sie mit zarten GazeBildern der St.Galler Künstlerin Verena Staggl. «In der Zerbrechlicheit des Lebens leuchtet auch etwas von seiner Kostbarkeit auf», erklärt Renata Aebi den Ansatz. Die Theologin aus Sargans ist Projektleiterin für Seelsorge in der Palliative Care der reformierten Kantonalkirche und hat die Publikation angeregt und forciert. Das Büchlein sei ein Sprachangebot für Betroffene und Begleitende, pflichtet Karin Kaspers-Elekes bei, die Präsidentin von Palliative Ostschweiz. «Die Texte wollen auf der Suche nach dem, was trägt, begleiten.» SEELSORGE LEISTET EINEN BEITRAG Die Broschüre belegt denn auch, dass die einst noch belächelte Seelsorge längst im professionellen Umfeld angekommen ist. «Sie bringt sich als Expertin der Spiritual Care ein und wird als integraler Bestandteil der Palliativ-Pflege geschätzt», hält Aebi fest. Sie verweist auf den hohen Qualitätstandard moderner Spitalseelsorge, der in langer akademischer und praktischer Ausbildung erworben werde. Sie freue sich zudem über die Offenheit von Pflege, Medizin, Therapie und Psychologie für spirituelle Fragen. Seelsorge dürfe im fachübergreifenden Bemühen um ein «gutes Leben bis zuletzt» verdeutlichen, welche Ressource spirituelle Aspekte bei Krankheit, Abschied und Tod hätten. Ihre Stärke liege auch in der Chance, durch Feiern und Rituale Lebensvergewisserung spürbar zu machen. Das Buchprojekt erweise sich dabei als wertvolle Handreichung. Beiträge aller Ostschweizer Kirchen, reformiert wie katholisch, haben den Druck ermöglicht. VIER ANLÄSSE IN DEN REGIONEN Jetzt sind vorab 12 000 Exemplare des Büchleins gedruckt. Sie werden nach und nach gratis an Interessierte, Betroffene und Institutionen abgegeben, in St.Gallen, Thurgau, Appenzell und Glarus. Zudem stellen die beiden Macherinnen die Schrift an vier regionalen Anlässen vor. Die Reihe startet am 9. Juni im Pflegeheim Werdenberg, am 16. Juni gehts im Kirchgemeindehaus Wil weiter, am 23. Juni steht das Evangelische Zentrum Rapperswil-Jona offen und zuletzt am 30. Juni die Chileschüür von Wigoltingen im Thurgau. Um 19.30 Uhr starten die Abendanlässe, jeweils begleitet von Musik, mit Klavier, Gesang, Gitarre oder Harfe. Karin Kaspers-Elekes referiert über die «Bedeutung des Netzwerks für Betroffene und Bezugspersonen», Renata Aebi spricht über die «Unterstützung von Seelsorge in Krankheit und Sterben». Der Eintritt ist frei. Ŷ Kapf kommt, Büriswilen geht Text: rn Jetzt ist es beschlossene Sache: Das Gebiet Kapf AI (evangelisch bisher zur Kirchgemeinde Reute-Oberegg gehörend) wird nun mit der Zustimmung der Altstätter Evangelischen zugehörig ins Rheintal wechseln, und die reformierten Einwohner von Büriswilen AI (bisher bei der Kirchgemeinde Berneck-Au-Heerbrugg) werden Mitglieder der Kirchgemeinde Reute-Oberegg. Im Falle von Büriswilen sind die Verträge zwischen dem Kanton AI und den Landeskirchen von St.Gallen und Appenzell genehmigt und unterzeichnet, sodass die neuen Regelungen 2017 in Kraft treten. Im Falle von Kapf – betroffen sich acht Erwachsene und fünf Kinder – wird nun der Zugehörigkeitswechsel vorbereitet. Ŷ 8 AUSGABE 6–7/2016 Wollen den Erfahrungsschatz der Seele öffnen: Renata Aebi und Karin Kaspers-Elekes präsentieren das wertvolle Büchlein. PANORAMA KANTON PANORAMA KANTON Reformationsjubiläum 2017 mit Jugendtheater zu Zwingli eröffnet Text: Francesca Trento | Foto: www.kantiwattwil.ch Der Vorstand der Evangelischen Frauenhilfe an ihrer Jahresversammlung 2016 im Haus zur Perle in St.Gallen. Lara Stoll bei der Frauenhilfe Text und Fotos: Andreas Schwendener Die als Verein organisierte Evangelische Frauenhilfe St.Gallen-Appenzell bietet Beratung und Unterstützung für Frauen und deren Bezugspersonen an. An der Jahresversammlung Ende April erhielten die zahlreich anwesenden Mitglieder Einblick in die Arbeit der Beratungsstelle und erfreuten sich an der frischen Darbietung der Poetry-Slammerin Lara Stoll. Präsidentin Marcelle Gmür begrüsste speziell die beiden Kirchenrätinnen Annina Policante und Christine Culic-Sallmann – sind doch die St.Galler Kirche mit einem jährlichen Beitrag von 80 000 Franken und die Appenzeller Kirche mit 18 000 Franken neben den Kollekten aus den Gemeinden und privaten Spenden die Hauptsponsoren der Frauenhilfe. Vorstandsmitglied Ines Schroeder Helm gab zu bedenken, wie Zeit wunderbar vermehrt werden kann. Ausgehend von der biblischen Erzählung über die wunderbare Brotvermehrung legte sie dar, wie verschenkte und geteilte Hingabe rundum bereichert und nährt. Sich täglich fünf Minuten Zeit zu nehmen, die bewusst mit dem Blick nach oben in Dankbarkeit verbracht werden, könne zu einer wunderbaren Vermehrung der Lebensfreude führen. «MEHR LEBENSFREUDE» «Mehr Lebensfreude», das Motto der Frauenhilfe im Jahr 2015, griff auch Stellenleiterin Sonja Hasler auf. Lebensfreude werde gefördert durch kleine Pausen, Spaziergänge, Essen, Hobbys usw., aber auch durch Kulturgüter. Was vielen selbstverständlich erscheint, nämlich Lebensfreude durch den Kauf eines Buches, durch Ferien oder Kurse, könnten sich die bei der Frauenhilfe anklopfenden Hilfesuchenden oft nicht leisten. 88 000 Franken Nothilfe seien im letzten Vereinsjahr ausgerichtet worden, 10 000 Franken mehr als 2014. Bei den 158 im vergangenen Jahr angelegten Klientinnen-Dossiers und den 470 Beratungen mit Frauen aus 31 Nationen war der Stellenleiterin Sonja Hasler das Drei-Beine-Modell hilfreich. Die sich gegenseitig tragenden Bereiche Gesundheit, Arbeit und Beziehung seien bei den Ratsuchenden aus dem Gleichgewicht gefallen. Am Beispiel einer durch Heirat in die Schweiz gekommenen Ausländerin zeigte sie auf, wie durch Scheidung das Beziehungsnetz wegfalle und bald auch die Bereiche Arbeit und Gesundheit davon tangiert würden. Auch wurde an dieser Fallgeschichte ersichtlich, wie in der Praxis verschiedene Institutionen wie das Frauenhaus, Kesb, Stiftungen usw. zusammenarbeiten. KRITIK AM GRUNDEINKOMMEN Von der Tätigkeit der Evangelischen Frauenhilfe Schweiz EFS berichtete Marianne Jordi aus Appenzell. Die EFS fördere Frauen in Kirche und Politik und nehme Stellung zu aktuellen Fragen. So unterstütze sie die «Konzernverantwortungsinitiative» der Hilfswerke. Zur Abstimmung am 5. Juni über das «Bedingungslose Grundeinkommen» hätte sich eine Arbeitsgruppe Gedanken gemacht. Die «kritischen Bewertungen» können auf der Website der EFS eingesehen werden. WAS IST DENN POETRY-SLAM? Nach einem kurzen Imbiss präsentierte die 29-jährige Poetry-Slammerin Lara Stoll Texte aus ihrem Repertoire. Poetry-Slam ist eine Art Dichterwettbewerb, an dem die Teilnehmenden während fünf Minuten einen eigenen Text ohne Requisiten nur Kraft ihrer Stimme möglichst effektvoll präsentieren. Sieger, per Applaus ausgemacht, erhalten eine Flasche Schnaps. In ihren schnellen und für die anwesenden Frauen etwas frechen Texten reflektierte Lara Stoll den Kühlschrank der Eltern, die Mutter auf Facebook, eine Castingshow für ihre Texte, Reflexionen zu ihrem Auftritt bei der Frauenhilfe und eine autobiografische Liebestragödie. Die Seelen der Zuhörenden verjüngten sich und spornten die Slammerin mit herzlichem Lachen an. Lara Stoll verzichtete auf die Hälfte des Honorars. Zudem wurde ihr Auftritt durch eine grosszügige Spende unterstützt. Ŷ Kaum Schnaps, aber doch ein Dankeschön für Lara Stoll. Mit «Huld und Schuld» dem Reformationsjahr schon jetzt huldigen – das taten die Kantischüler von Wattwil im «Dömli» Ende April. Wie die ehemalige evangelische Kirche Ebnat-Kappel zum Kulturzentrum umgenutzt wurde, so reformierte Zwingli die damalige Schweizer Kirche. Zumindest so ähnlich. «Es waren super Aufführungen mit unglaublich motivierten Schauspielern, mit dem grossartigen Organisten Wolfgang Sieber und einem Chor, der Freude an unkonventionellem Schaffen hat.» Das sagt Barbara Bucher, Regisseurin des Theaterstücks «Huld und Schuld», das die Reformation mit dem 21. Jh. verbunden hat. Denn die Kantischüler für ein Kirchenthema zu motivieren, war für sie gleichzeitig das schwerste wie das grossartigste Element des Stücks. Widerstand gegen Reformation damals und heute. «Als ich meinen Theaterschülern das Projekt vorstellte, in dem es um die Reformation, die Kirche und einen sogenannten Zwingli geht, waren sie nicht begeistert», sagt Bucher. So habe sie einen Weg suchen müssen, um das Thema jedem zugänglich und schmackhaft zu machen. «Dafür haben wir das Theater in vier Ebenen aufgeteilt», sagt sie. Die Reformation und das Leben Zwinglis; eine Familie im Jahr 2016 mit Kindern, von denen sich der Sohn in eine integrierte Syrierin verliebt und mit Vorurteilen anderer gegenüber seiner Liebe zu kämpfen hat; seiner Grossmutter, die damals aus konfessionellen Gründen nicht die Liebe ihres Lebens heiraten durfte; und die drei Erzengel. «Michael, Gabriel und Raphael ermöglichen das ‹Switchen› zwischen den 500 Jahren.» Zwischen den Geschichten kristallisiere sich eine Gemeinsamkeit heraus. «Genau diese ermöglichte es, die Reformation vielen näherzubringen.» Denn wie Zwingli für eine Reformation kämpfte, sich Feinde und Vorurteile machte, so litt vor nicht allzu langer Zeit eine Generation noch unter den Konfessionsunterschieden. Und so bestünde auch heute diese Kluft zwischen Menschen aus verschiedenen Kulturen. «Der Schweizer Junge, der das syrische Mädchen heiraten will und nicht einmal von der eigenen Familie unterstützt wird, zeigt dies genau auf», erklärt Bucher. Solche Inhalte hätten die Schüler motiviert, sich für «Huld und Schuld» ins Zeug zu legen. Ŷ WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 9 IN KÜRZE PANORAMA SCHWEIZ Die Kirchlich-Theologische Schule KTS neu mit individuellem Lehrgang Menschlicher Embryo im zwei- und vierzelligen Stadium. Die Kirchlich-Theologische Schule KTS in Bern richtet sich an Berufsleute – Frauen und Männer im Alter von ca. 20 bis 40 Jahren – die Pfarrerin oder Pfarrer werden wollen. Die Ausbildung berechtigt zum Theologiestudium an den Universitäten Bern und Basel. Grenzen für Fortpflanzungsmedizin Text: ref.ch/sek | Foto: Minami Himemiya/Wikimedia Die Revision des Gesetzes zur Fortpflanzungsmedizin gehe zu weit, sagt der Schweizerische Evangelische Kirchenbund (SEK) zur Abstimmung vom 5. Juni. Die Präimplantationsdiagnostik brauche engere Grenzen als vorgesehen. Deshalb unterstütze der Kirchenbund das Referendum gegen das Gesetz. Die Präimplantationsdiagnostik (PID) sei ein Schritt in Richtung Selektion zukünftiger Kinder, schreibt der SEK. Der Kirchenbund verweist auf drei Grenzen, die der Gesetzesentwurf nicht ziehe. So will er, dass die PID nur in genau definierten Ausnahmefällen wie einer schweren Erbkrankheit zulässig ist. Weiter sollen künstlich erzeugte Embryonen nur für eine Schwangerschaft und nicht für Forschungszwecke verwendet werden dürfen. Und schliesslich fordert er eine psychologische und ethische Beratung für Eltern, weil bei der Embryonenselektion «keine medizinische Entscheidung getroffen, sondern ein Kind gewählt» werde. Die Gesetzesrevision zur Fortpflanzungsmedizin werfe viele Fragen auf, die über die medizinischen hinausreichten, heisst es weiter. Die wichtigsten Fragen beantworte der Kirchenbund deshalb in einer Broschüre. Ŷ Kirchenbund: Ja zum Asylgesetz Text: ref.ch/SEK Die Ausbildung an der Kirchlich-Theologischen Schule KTS wird neu als Einzelschulung angeboten. Damit ist ein inhaltlich und organisatorisch auf Studierende zugeschnittener Weg zum Theologiestudium möglich. DAS AUSBILDUNGSPROFIL Die Ausbildung ist konzentriert. Die KTS ermöglicht in 2 Jahren den individuell kürzesten und kostengünstigsten Weg zum Theologiestudium. Sie legt grossen Wert auf Eigenverantwortung, Beziehungsarbeit und Verbindlich- keit. Erwachsenengerechte Betreuungs-, Kursund Umgangsformen ermöglichen dies und schaffen ein Bildungsklima, in dem Studierende und Betreuende zusammenarbeiten. Während der Ausbildung bietet die KTS Studierenden individuelle Lernzielunterstützung. Der Besuch der Fächer, Tutorien und Beratungsgefässe – jeweils in Kleinstgruppen oder einzeln – ist abhängig von periodischen Zielgesprächen und Lernnachweisen. Die Abmachungen gelten jeweils für ein Quartal und sind verbindlich. Falls durch begleitende Berufstätigkeit der Zeitraum von zwei Jahren zu kurz ist, kann die Prüfung auch nach drei Jahren abgelegt werden. Nächster Ausbildungsstart: 15. August 2016. Ŷ Mehr Infos: www.theologischeschule.ch HEKS startet Solidaritätskampagne Text: comm./ref.ch | Foto: HEKS Das Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz (HEKS) ruft in einer Kampagne zur Menschlichkeit gegenüber Flüchtlingen auf. Ein grünes Armband symbolisiert die Gemeinschaft der Solidarischen. Die Zahl der Menschen, die in der Schweiz Zuflucht suchen, wird in den kommenden Monaten weiter steigen. Das Hilfswerk HEKS startete deshalb am 2. Mai eine Kampagne für Solidarität mit den Flüchtlingen. «Farbe bekennen für eine menschliche Schweiz» will die «Stimmen in unserem Land bündeln, die sich für Solidarität gegenüber Flüchtlingen engagieren», heisst es in der Mitteilung von HEKS. Als Erkennungszei- chen dient ein grünes Armband. Dieses soll bis zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni von möglichst vielen Personen gut sichtbar am Handgelenk getragen werden. Zum Kampagnenstart wurde ein Turm des Zürcher Grossmünsters mit solch einem Armband in Grossformat eingekleidet. Die Initianten planen ähnliche Aktionen in weiteren Schweizer Städten. Die Kampagne wird von zahlreichen Organisationen und Institutionen mitgetragen. Das Armband für Menschlichkeit kann auf der Webseite «Farbe bekennen» bestellt werden. Ŷ Der Schweizerische Evangelische Kirchenbund (SEK) unterstützt die Revision des Asylgesetzes, über die am 5. Juni abgestimmt wird. Die rascheren Asylverfahren dürften aber nicht auf Kosten der Rechte der Asylsuchenden gehen. Der Kirchenbund befürwortet die Beschleunigung der Asylverfahren, «da die Schutzsuchenden weniger lang in Ungewissheit über ihre Zukunft leben müssen», schreibt der SEK. Die Beschleunigung der Verfahren dürfe aber nicht auf Kosten des Rechtsschutzes gehen. Bisher hätten Kirchen, Hilfswerke und Nichtregierungsorganisationen den Asylsuchenden Rechtsberatung angeboten. Der Staat könne den Rechtsschutzbedarf der Asylgesetzesrevision nicht mehr an andere Akteure delegieren. Ŷ 10 AUSGABE 6–7/2016 Kampagnenstart am 2. Mai mit einer Schleife für mehr Menschlichkeit am Zürcher Grossmünster. PANORAMA SCHWEIZ/WELT IN KÜRZE Papst lehnt Kopftuchverbot ab Text: kath.ch/cic Papst Franziskus hat sich gegen ein Kopftuchverbot ausgesprochen. «Wenn eine muslimische Frau ein Kopftuch tragen will, muss sie das tun können, ebenso wie ein Katholik, der ein Kreuz tragen will», sagte er im Interview einer französischen Tageszeitung mit Blick auf das Kopftuchverbot in Frankreich. Zugleich kritisierte er Frankreich wegen einer «übertriebenen Laizität». Religionen würden wie «eine Subkultur» betrachtet und nicht wie eine «echte und eigene Kultur», so der Papst. Im Sonderzug beim Gespräch: Der Wiler Imam Bekim Alimi und Regierungsrat Martin Klöti. Bekim Alimi löst im Präsidium des Dachverbands islamischer Gemeinden der Ostschweiz (DIGO) den vor einem Jahr verstorbenen Hisham Maizar ab. Ein Sonderzug zum Jubiläum Text: ref.ch | Bild: as Seit zehn Jahren gibt es den Rat der Religionen. Zum Jubiläum fuhr ein Sonderzug mit viel Prominenz von St.Gallen nach Genf. Im Salonwagen gabs Gespräche und Kunst. 2006 wurde der Rat der Religionen auf Initiative des damaligen Kirchenbundspräsidenten Thomas Wipf gegründet. Im Rat sind die wichtigsten religiösen Repräsentanten der Schweiz vertreten, und zwar aus den drei christlichen Landeskirchen, aus der jüdischen Gemeinschaft, der christlich-orthodoxen Gemeinde sowie islamischer Organisationen. Die Repräsentanten tref- fen sich regelmässig zum Austausch und zur Beratung. Aktueller Vorsitzender des SCR ist Kirchenbundspräsident Gottfried Locher. Zur Feier hat der Rat am 22. Mai einen Sonderzug mit zwei SBB-Salonwagen von St.Gallen nach Genf organisiert. Mit dabei waren prominente Gäste wie Regisseur Rolf Lyssy, Miss Schweiz Lauriane Sallin, Fitnesspapst Werner Kieser, Köchin Vreni Giger, Sänger Marc Aymon, Nationalrat Gerhard Pfister, Schriftsteller Lukas Hartmann und andere. Auf der Fahrt gab es Konzerte, Darbietungen und viele Gespräche. Ŷ EUROPA HAT VIELE WURZELN Zugleich betonte er, dass Europa nicht nur eine christliche Wurzel habe. Es gebe viele Wurzeln. Wenn die Rede vom christlichen Europa sei, fürchte er, dass der Ton «triumphalistisch oder rachsüchtig» sein könne. Europa habe zweifellos christliche Wurzeln und das Christentum habe die Pflicht, sie zu bewässern. Dies dürfe jedoch nicht in kolonialistischer Manier erfolgen. Nötig sei ein Geist des Dienens, wie er in einer Fusswaschung zum Ausdruck komme. Der Papst bekräftigte, dass ein friedliches Zusammenleben von Christen und Muslimen grundsätzlich möglich sei. In seinem Heimatland Argentinien etwa hätten die Angehörigen beider Religionen ein «gutes familiäres» Verhältnis untereinander. Ŷ Studie: Muslimische Länder uneins über Einfluss des Islam Text: kath.ch Beschränkung der Reformation auf Wittenberg oder Genf ist provinziell Text: kath.ch/kna Der deutsche Historiker Lucian Hölscher wirbt für eine differenzierte Auseinandersetzung mit der Reformation. Im Gedenkjahr 2017 könnten die Kirchen Wunden heilen. Dies könne geschehen durch die «Anerkennung des eigenen Unrechts» und die Aufarbeitung von Vorurteilen zwischen den Konfessionen. Die Chancen für ein weltoffenes und versöhnliches Reformationsgedenken stünden nicht schlecht, so der Historiker. Er warnte jedoch zugleich vor der «Gefahr des Rückfalls in alte Denkmuster». Die Reformation sei mehr «ein staatspolitisches als ein frömmigkeitsgeschichtliches Ereignis» gewesen. Es sei «vermessen», sie als «Geburtsstunde der modernen säkularen Gesellschaft zu feiern: Galt doch etwa die Gleichheit der Menschen vor Gott immer nur für Christen, nicht, wie heute mit Recht gefordert, auch für Juden, Muslime oder andere ‹Heiden›». AUCH KATHOLISCHE REFORMATOREN Hölscher plädierte dafür, im Gedenkjahr an die «gemeinsamen Grundlagen der reformatorischen Aufbrüche in allen Konfessionen» zu erinnern, auch an «katholische Reformatoren wie Ignatius von Loyola. Protestantische Reformation und katholische Reform gehören zusammen, sie bilden nur verschiedene Seiten des einen reformatorischen Aufbruchs an der Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit». Dazu gehörten des Weiteren der italienische Humanismus, die französische Religionskritik und die spanische Spiritualität. Dies miteinzubeziehen helfe zudem, «der Reformation ihre provinzielle Beschränktheit auf Wittenberg, Zürich und Genf zu nehmen». Ŷ Muslimische Staaten sind uneins hinsichtlich der Rolle des Islams bei der Gesetzgebung. Das geht aus einer in Washington veröffentlichten Studie hervor. Für eine strenge Koran-Bindung der Gesetze plädierte eine Mehrheit in Pakistan, in den palästinensischen Gebieten, in Jordanien und Malaysia. Im Senegal waren noch 49 Prozent dafür. In Nigeria sprachen sich hingegen nur 27 Prozent für einen Einfluss des Islam auf die nationale Gesetzgebung aus, in Indonesien waren es 22 Prozent, im Libanon 15 Prozent und in der Türkei 13 Prozent. 36 Prozent der Befragten in der Türkei gaben an, Gesetze sollten gar nicht vom Koran beeinflusst werden. Im Jahr 2012 hatten nur 27 Prozent diese Auffassung vertreten. Gerade junge Türken äusserten heute seltener die Auffassung, dass Gesetze dem Koran folgen sollten. Der Umfrage zufolge vertraten Menschen mit hoher Schulbildung eher eine säkulare Auffassung, während Befragte mit niedrigem Bildungsstand sich eher für eine Koran-Bindung der nationalen Gesetze aussprachen. Ŷ WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 11 PALETTE Singen Reisen Musik HEILSINGEN IN DER GALLUSKRYPTA REISE ZUR ENTDECKUNG VON LYON 2. Juni, 2. Sept., 6. Okt.: 18 bis 18.35 Uhr Am 1. Donnerstag des Monats wird die Galluskrypta unter dem Chor des St.Galler Doms geöffnet. Hildegard Aepli, Pastoralassistentin, lädt zum Heilsingen an diesem Kraftort ein: einfache Lieder, Gebet, Lesung, Stille, Zuspruch und Segen. Mithilfe: Marianne Kundt, Pfarrerin, St.Gallen. Eingang: rechtes Chorgitter. Info: [email protected] 13. bis 17. September 2016 Die Église française hat eine Reise nach Lyon mit einem vielfältigen Programm vorbereitet. Jedermann ist zur Teilnahme eingeladen. Infos und Anmeldung unter www.eglisefrsg.ch oder bei Pfrn. Simone Brandt, Rosenbergweg 18, 9000 St.Gallen, Tel. 071 277 08 56 MITTWOCH-MITTAG-KONZERTE KIRCHE ST.LAURENZEN IN ST.GALLEN Pilgern Meditieren STILLE AM MITTAG Freitags, 12.15 bis 13.15 Uhr Eingangsgebet oder Mystikerwort, Sitzen in der Stille, achtsames Gehen, Sitzen in der Stille, Schlusstext. Ort: ökumenische Kirche Halden MEDITATION IN DER STILLE (ZAZEN) NACH VIA INTEGRALIS Mittwoch, 15. Juni und 6. Juli, 18–20.30 Uhr Diese Kurstage sind getragen durch einen ruhigen Wechsel zwischen Bewegung und Sitzen in der Stille. Regelmässiges Sitzen in der Stille (Zazen) ist ein persönlicher Erfahrungsweg, der zeigt, wie Sie konkret im Alltag echter leben können. Schulung auf Wunsch. Ort: KGH Heiligkreuz, Lettenstr. 18, St.Gallen Anmeldung und Auskunft: Werner Frei, Kontemplationslehrer, [email protected], www.meditation-sg.ch KONTEMPLATION UND ACHTSAMKEIT 27. bis 29. Juni, 18–13 Uhr Elemente: Körperübungen, Einführung und Übung der Kontemplation (Schweigemeditation des Zen, verbunden mit christlicher Mystik), Impulse zum Weg der Achtsamkeit, Gehmediation. Ort: Fernblick, Teufen, Tel. 071 335 09 19 Leitung: Margrit Wenk-Schlegel (071 288 656 88 oder [email protected]) – Es besteht die Möglichkeit, den Kontemplationstag vom 30.6. anzuschliessen. www.meditation.margritwenk.ch TAG DER STILLE – KONTEMPLATION VIA INTEGRALIS 30. Juni, 9 Uhr bis 16.30 Uhr Eintauchen in die Stille, für den Frieden in uns und in der Welt im Rahmen des Projekts «Meditieren für eine friedliche Welt». Kurs inklusive Mittagessen: Fr. 100.– bis 160.– (Selbsteinschätzung) Leitung: Leitung: Margrit und Charlie Wenk-Schlegel (071 288 656 88 oder [email protected]) siehe oben. HEILMEDITATION Mittwoch, 15. Juni/10. August, 14.30 Uhr Mit Heilpraktikerin Hedda Schurig, Weirden 1 9062 Lustmühle/AR, Tel. 071 333 30 28 [email protected] Ort: Offene Kirche St.Gallen 12 AUSGABE 6–7/2016 PILGERN AUF DEM JAKOBSWEG Dienstag, 7. Juni: Brunnen–Stansstad (Schiff), Stansstad–Flüeli-Ranft Dienstag, 9. August: Brünig–Brienz Dienstag, 20. September: Interlaken–Beatushöhle–Spiez Dienstag, 4. Oktober: Spiez–Amsoldingen Leitung: Walter Hehli, Wattwil.Auskunft, Anmeldung und genaues Programm: Walter Hehli, Sägeweg 5, 9620 Lichtensteig. Tel. 071 988 12 14, E-Mail: [email protected] 12.15 bis 12.45 Uhr 4. Mai: Beethoven und Ravel, der Kontrast 11. Mai: Klangwelt in natürlicher Schönheit 18. Mai: Come let us sing 25. Mai: Flöten- und Harfenzauber 1. Juni: Biber’s Rosenkranz-Sonaten 8. Juni: Höre mit dem Herzen, Ensemble Padma 15. Juni: Canciones de Amor, Simone Veltman 22. Juni: Reifes Spätwerk von Haydn, 29. Juni: Barockmusik 6. Juli: First Class Blues & Boogie Woogie LAMBARENE – IN EHRFURCHT VOR DIR! 11. Juni, 20 Uhr, kath. Kirche Alt St. Johann Ein Benefiz-Konzert, das Afrika mit Toggenburger Klängen verbindet! Chorprojekt St.Gallen, Leitung und Klavier: Peter Roth Das Konzert wird am 25. Juni um 18.30 Uhr im Münster von Konstanz wiederholt. STADTPILGERN Samstag, 11. Juni, Freitag, 9. Sept., jeweils 9.30 Uhr bis ca. 18 Uhr Durch die Stadt zu Brunnen und Wasser, die Stadt St.Gallen pilgernd erfahren – dazu lädt das Stadtpilgern ein. Gemeinsame Einstimmung in der Kirche St. Laurenzen. Lunch aus dem Rucksack. Am Nachmittag Begegnung im Kloster Notkersegg. Gemeinsamer Abschluss in der Kirche Halden. Wir gehen 3–5 Stunden, Leitung Regina Pauli, Pilgerbegleiterin EJW. Erwachsenenbildnerin Eidg. FA, Auskunft für Interessierte Regina Pauli, Kesswil, Tel. 071 460 29 67 [email protected] Kosten: Fr. 50.– pro Person Daten für Gruppen nach Absprache www.lebenwirken.ch Gottesdienste ÉGLISE FRANÇAISE Cultes du dimanche à 10 h à l’église de St-Mangen, sauf le premier dimanche du mois. Cultes du soir mensuels à Rorschach, Rapperswil et Glaris. Renseignements auprès de Simone Brandt, pasteur, tél. 071 277 08 56 ou www.eglisefrsg.ch GOTTESDIENST AUF DER SCHWÄGALP Jeweils 9.45 Uhr in der Kapelle 5. Juni: Jeremias Treu, Kirchberg 12. Juni: Hans-Ruedi Gerber, Oberhelfenschwil 19. Juni: Harald Greve, Schönengrund 26. Juni: Johannes Stäubli, Waldstatt 3. Juli: Bernhard Rothen, Hundwil 10. Juli: Käthi Meier-Schwob, St.Gallen 17. Juli: Corinna Boldt, Walzenhausen SILENCE - EIN LOB DER STILLE Freitag, 16. September, 20 Uhr Samstag, 17. September, 20 Uhr Sonntag, 18. September, 17 Uhr Die Komposition «silence – ein Lob der Stille»von Peter Roth spannt den musikalischen Bogen vom Gregorianischen Choral zu Jazzballaden und vom Mantra zum Zäuerli. Alexander Lauterwasser macht die Schwingungen der gespielten und gesungenen Töne in projizierten Wasserklangbildern sichtbar. Ort: Pfalzkeller St.Gallen Vorverkaug: www.silence.sg Sich bilden VORPREMIERE ZUM FILM I.P.V. TROXLER – PHILOSOPH, ARZT, SCHWEIZ-MACHER 5. Juni, 11.45 Uhr Ein Film von Christian Labhart in Koproduktion mit Sternstunde Philosophie SRF. Nach dem Film Publikumsgespräch mit der Philosophin Brigitte Hilmer, dem Historiker Josef Lang und dem Regisseur Christian Labhart. Ort: Kino Picadilly 1, Zürich, Eintritt frei PALETTE AUSSATZ UND PEST IN ST.GALLEN Dienstag, 7. Juni, 18–20 Uhr Treff beim Vadian-Denkmal am Marktplatz. Stadtwanderung mit Walter Frei und Charlie Wenk bis ins Linsebühl. ÄGYPTEN NACH ARABISCHEM FRÜHLING Dienstag, 14. Juni, 18 Uhr Vortrag von Dr. Mariz Tadros, University of Sussex: Egypt's Post-Arab Spring, Transition: The Challenges of Social Pluralism. Ort: Hotel Glockenhof, Zürich www.middle-east-minorities.com RELIGIÖSE AUFBRÜCHE IN ST.GALLEN VON DER REFORMATION BIS HEUTE Mittwoch, 15. Juni, 14.30-16.30 Uhr Treff bei der Kirche St.Mangen. Stadtwanderung mit Walter Frei und Charlie Wenk. «DER VERWANDLUNG VERTRAUEN» Sonntag, 19. Juni, 11.15 Uhr Vortrag von P. Anselm Grün, Propstei St. Gerold A-6722 St.Gerold, Tel. 0043 (0)5550 2121 RUNDGANG IN KONSTANZ Montag, 20. Juni, 14.45– ca. 16.30 Uhr Juden, Hexen, Dissidenten und andere Minderheiten im alten Konstanz. Start 14.45 Uhr beim Ausgang Schweizerbahnhof Konstanz. Möglicher Treff in St.Gallen 13.15 Uhr in der Bahnhof-Schalterhalle (Abfahrt S 8, 13.35 Uhr). Stadtwanderung in Konstanz mit den Theologen Walter Frei und Charlie Wenk. Junge Erwachsene «RISE UP»-GOTTESDIENST Sonntag, 5. Junil, 10 bis 11 Uhr Die «Rise Up»-Gottesdienste verweben aktuelle Lebensthemen mit modernen Melodien, Rhythmen und Texten. Das ökumenische Liederbuch «Rise Up» dient dabei als Inspiration. Mit «Chinderhüeti». Ort: Kirche Feld Veranstalter: Kirchgemeinde Flawil ST.GALLER STADTGEBET Donnerstag, 9. Juni, 19.30 bis 20 Uhr, Einsingen um 19.15 Uhr Das St.Galler Stadtgebet für junge Leute im Chorraum der Kathedrale ist eine Ermutigung zur Begegnung mit der eigenen Spiritualität. Ort: Chorraum der Kathedrale St.Gallen Veranstalter: Safranblau GO2BE Sonntag, 19. Juni, 18.30 bis 19.30 Uhr Eine frische Form des Feierns! Im Mittelpunkt stehen das Lob Gottes, die Zeit zum Beten und Hören auf Gottes Wort. Ort: Kirchgasse 1, Buchs .8 (PUNKT ACHT) Freitag, 24. Juni, 20 Uhr Ein moderner Gottesdienst mit Band, Theaterspiel, Predigt und Kreuzverhör. Für alle, die einen Gottesdienst einmal anders erleben möchten. Mit feinem Apéro im Anschluss! Ort: Evang. Kirchgemeindehaus Altstätten Veranstalter: Evangelische Kirche Altstätten DIE GRENZE VORARLBERG/SCHWEIZ IN DER NS-ZEIT Donnerstag, 23. Juni, 20 Uhr Vortrag von Referent: Dr. Alfons Dür, pensionierter Präsident des Landesgerichtes Feldkirch, Autor des Buches «Unerhörter Mut. Eine Liebe in der Zeit des Rassenwahns.» Die Flüchtlingspolitik der Schweiz und insbesondere jene des Kantons St.Gallen in der NS-Zeit ist gut erforscht. Aber was geschah mit jenen Flüchtlingen, die es nicht schafften, in die Schweiz zu gelangen und deren Flucht in Vorarlberg scheiterte? Alfons Dür, früher Präsident des Landesgerichtes Feldkirch, erforscht die dort gescheiterten Fluchtversuche und berichtet anhand konkreter Schicksale über die Situation auf Vorarlberger Seite. Ort: Evang. Kirche Rotmonten, Berghaldenplatz 4, 9010 St.Gallen Veranstalter: Christlich-jüdische Arbeitsgemeinschaft St.Gallen/Ostschweiz (CJA) TÜRME UND TORE IM ALTEN ST.GALLEN Dienstag, 28. Juni, 18.00-19.30 Uhr Altstadtwanderung mit Walter Frei. Treff bei der Talstation der Mühleggbahn. TIPPS DES MONATS 3. Gaiserwalder Tanztag: «Mirjam – die grosse Schwester von Moses» Samstag, 4. Juni, 10 bis 16 Uhr Gila Heimbucher und Krisztina Sachs laden wieder zu einem Tanztag ein, dieses Mal im Kirchgemeindehaus Abtwil. Kreistänze und freier Ausdruckstanz führen uns zu den Spuren, die wir von Mirjam in der Bibel finden. Bitte bequeme Kleidung mitbringen, ausserdem einen Beitrag zur Teilete am Mittag und einen Unkostenbeitrag von Fr. 30.–. Anmeldungen und nähere Informationen bei Pfrn. Gila Heimbucher, Tel. 071 277 92 02 oder per Mail: [email protected] Flüchtlinge im Toggenburg «komm' rüber» 17. INTERNATIONALER ÖKUMENISCHER BODENSEE-KIRCHENTAG 24.–26. Juni in Konstanz & Kreuzlingen Das Motto «Komm’ rüber» aus Apg. 16 greift die grenzübergreifende Zusammenarbeit am Kirchntag auf. Grenzen überschreiten, Althergebrachtes hinter sich lassen, Neuem und Fremdem begegnen, fordert heraus. INFORMATIONSVERANSTALTUNG: WENN FLÜCHTLINGE IN DIE GEMEINDE KOMMEN? – WER MACHT WAS? Dienstag, 14. Juni, 20 Uhr Aula Schulhaus Grünau in Wattwil Wer macht was, wenn Flüchtlinge in die Gemeinde kommen? Matthias Müller, Stadtpräsident Lichtensteig, berichtet. b’treff in Bütschwil und Lebensmittel-Abgabe «Tischlein deck dich» stellen sich vor. Freiwillige erzählen aus der Praxis. Freitagabend: Vortrag von Margot Kässmann: «2017 – Was gibt es da zu feiern?». Samstag: 150 Veranstaltungen in elf Themenbereichen bieten Workshops, Foren und (Podiums-) Gespräche sowie Kunst, Kultur und Ausstellungen. Markt der Möglichkeiten Angebote für Frauen, Kinder, Familien und Jugendliche ergänzen das bunte Programm. Sonntagmorgen: Ökumenische und konfessionelle Gottesdienste (u.a. «Go Special», ökumenischer Familiengottesdienst, orthodoxe göttliche Liturgie) am Sonntagmorgen, verschiedene Matineen unter anderem mit Heiner Geissler. Es geht im Film «Schweizer Helden» von Peter Luisi um ein gewagtes Theaterprojekt mit Asylbewerbern. Weitere Informationen und das Programmheft gibt es online unter www.bodensee-kirchentag.de. Wenn Sie eine E-Mail an [email protected] schicken, erhalten Sie das Programmheft zugesandt. FILM «SCHWEIZER HELDEN» Montag, 20. Juni, 20.15 Uhr Ort: Kino Passerelle Wattwil Eintritt frei, Kollekte, anschliessend Apéro WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 13 AKTUELL FORUM DER LESERSCHAFT Versöhnung mit den Wurzeln An den Redaktor und die Verfasser und Verfasserinnen des St.Galler Kirchenboten ein Kompliment! Einmal mehr habe ich – als Katholikin mit einem evangelisch–reformierten Mann – mit Interesse den Kirchenboten gelesen. Das Thema über die aussergewöhnlichen Bewusstseinszustände hat mich sehr angesprochen. Ein Ort für Flüchtlinge, gestern und heute: Der Sonneblick in Walzenhausen. Im Geist des Flüchtlingspfarrers …? Text: Daniel Klingenberg | Foto: as Die Tagungsstätte «Sonneblick» im Appenzeller Walzenhausen will 80 bis 120 Asylsuchende aufnehmen. Sie hat eine grosse humanitäre Tradition, trotzdem sind viele Ortsansässige dagegen. «Der Geist von Flüchtlingspfarrer Paul Vogt wirkt weiter! Sein Sonneblick Walzenhausen wird, nach der Zeit des Zweiten Weltkrieges und des Ungarnaufstandes 1956, ab Januar 2017 wieder ein Zufluchtsort für Flüchtlinge.» So schreibt die Stiftung Sonneblick im März, die in Walzenhausen die einst von Paul Vogt gegründeten «Gästehauser mit sozialer Zielsetzung» führt. Der Kanton Appenzell Ausserrhoden (AR) will in diesen Gebäuden ab Januar 2017 ein Durchgangszentrum für 80 bis maximal 120 Asylsuchende führen. Die Mietdauer soll acht bis zehn Jahre betragen. Diese Pläne des Kantons stossen in Walzenhausen auf Widerstand. Anfang Mai lud er zu einem Infoanlass ein. Über 400 Personen erschienen in der Mehrzweckanlage des 2000-Seelen-Dorfes mit Blick über den Bodensee. «Wir streben ein gesundes Wachstum der Gemeinde an», sagte der parteilose Gemeindepräsident Hansruedi Bänziger auf die Frage, was der Gemeinderat zu den Plänen des Kantons meine. Er möchte steuerkräftige Zuzüger, die Bauland kaufen, nicht Asylsuchende. An der Wand hing ein Plakat mit der Aufschrift «Maximal 45 Personen für maximal 2 Jahre». 591 Personen hatten eine Protestpetition mit diesen Forderungen beim Kanton eingereicht. POSITIV ERST IM RÜCKBLICK Der Sonneblick wurde 1933 als «Evangelisches Sozialheim» für Arbeitslosenkurse gegründet. Rund zehn Jahre später bauten einheimische Handwerker zusammen mit 71 Flüchtlingen ein zweites Sonneblick-Gebäude. Paul Vogt war in dieser Zeit Flüchtlingspfarrer des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes (SEK) und bekam dafür den Ehrendoktor. «Flüchtlingsmutter» Gertrud Kurz ging ebenfalls im Sonneblick ein und aus. Auch Carl Lutz, der als «vergessener Held» 60 000 Juden aus Budapest rettet, war ein Walzenhauser. 14 AUSGABE 6–7/2016 In den letzten zwanzig Jahren hat sich der Sonneblick mit einem Angebot von Erholungsaufenthalten für Menschen am Rande der Gesellschaft etabliert. «Dass er nun ein Durchgangszentrum werden soll, ist eine Rückbesinnung, die der Not der Zeit gehorcht», so Adrian Keller, seit 1997 Sonneblick-Leiter. Aber am Infoabend und in der Berichterstattung der regionalen Medien spielte diese Sonneblick-Tradition keine Rolle. Es ging um Zahlen, markige Voten von Gegnern, aber nicht um das positive Sonneblick-Image als Zufluchtsort. Warum argumentierte der Gemeindepräsident nicht damit? «Wir haben auf diese Tradition hingewiesen und sind uns sehr wohl bewusst, dass wir in der Flüchtlingsfrage eine zu Recht gerühmte Rolle gespielt haben», sagte Bänziger. Adrian Keller meinte: «Die sehr positive Bewertung der Aufnahme von Flüchtlingen ist wohl erst im Rückblick entstanden. Es dürfte auch einen Einfluss auf die Haltung der Bevölkerung gehabt haben, dass mit dem Blick über den Bodensee das Elend in den 1940er-Jahren direkt vor Augen stand. Heute ist die Not abstrakter.» «IDEALE HABEN WENIG GEWICHT» Gemeindepräsident Bänziger ist im Sandwich von Ansprüchen. Rechtlich hat er gegenüber dem Kanton keine direkte Handhabe. Trotzdem signalisierte er Verständnis für die Petitionäre – ein heikles Spiel. Warum tut er das? «Das ist richtig, es fehlt eine rechtliche Grundlage, sich gegen die Anzahl zu stemmen. Das bedeutet jedoch nicht, dass wir als Gemeinderat einfach zu den vom Kanton eingebrachten Zahlen nicken müssen.» Bänziger wies zudem darauf hin, dass Walzenhausen auch Offenheit zeige: «Die Petitionäre sind nicht per se gegen die Aufnahme von Flüchtlingen, was der Bevölkerung an sich hoch anzurechnen ist.» Adrian Keller hofft auf Ähnliches wie in der bernischen Gemeinde Riggisberg. In dem Dorf mit 2500 Einwohnern waren 150 Flüchtlinge untergebracht, das sind vergleichbare Verhältnisse wie in Walzenhausen. Dort hatte der SVP-Gemeindepräsident gesagt: «Die Flüchtlinge haben dem Dorf gut getan.» Ŷ Wunderbar, darüber in Zusammenhang mit Pfingsten zu lesen. Wie so oft bin ich begeistert und berührt von der Art, wie die biblischen Themen des Kirchenjahres in Verbindung mit dem heutigen Leben erklärt werden. Ich fühle mich zum einen in meiner spirituellen Suche bestätigt, zum andern erfahre ich Versöhnung mit meinen religiösen Wurzeln als Katholikin. Herzlichen Dank, dass Sie mir mit Ihren Artikeln immer wieder eine Horizonterweiterung mit Verbindung zum Herzen ermöglichen. Ich freue mich auf weitere spannende Ausgaben des KiBo. Ŷ Sibylla Zwimpfer, St.Gallen So stellen wir uns «die Kirche» vor! Seit einem Jahr wohnen wir im Kanton St.Gallen und lesen seither den Kirchenboten. Ich bin reformiert, mein Mann ist «konfessionslos» und unsere Kinder sind getauft worden. Dennoch sind wir keine häufigen Kirchgänger. Unsere Erfahrung ist, dass uns vieles oft zu «eng» erscheint. Ethische Werte (säkulare Ethik) sind an unserem Tisch aber ein grosses Anliegen und Thema. Sie werden diskutiert und wir versuchen danach zu leben, diese Anliegen im Alltag in die Welt zu bringen. Mit riesiger Freude lesen wir nun den St.Galler Kirchenboten. Die Inhalte berühren uns sehr. Die Texte sind so gescheit, differenziert, weltnah, anregend und für uns eine wichtige «Nahrung» geworden. Es macht uns Mut, die schönen Texte und Gedanken zu lesen. Mut, dem Ruf unserer Sehnsucht nachzugehen und dafür auch im Alltag einzustehen. So stellen wir uns «die Kirche» vor! Danke! Ŷ Annina Schneeberger mit Familie Ein zeitgemässes Magazin Hier kommt kein Anliegen, sondern einfach einmal ein Lob zum Kirchenboten. Ich freue mich immer, wenn dieser zu uns ins Haus kommt. Dann lese ich die einzelnen Beiträge gerne durch und fühle mich zum Denken angeregt oder lerne Neues. Ich finde, dem Redaktor und seinem Team gelingt ein wirklich tolles, zeitgemässes Magazin, das den Ton trifft und die Balance zwischen religiösen Fragen und Lebenswirklichkeit sehr gut schafft. Auch das neue Layout (das vermutlich gar nicht mehr so neu ist) gefällt mir. Also, vielen Dank für die Arbeit aller Beteiligten! Ŷ Sandra Schweizer Csillany, St.Gallen MONATSPORTRÄT INTERVIEW Der eigenen Stimme folgen «Der Konfirmandenspruch hat sich bewahrheitet» Sie schätzt das Alleinsein, bringt Menschen zum Singen und stellt sich in ihrer Arbeit als Singanleiterin und Ritualbegleiterin in den Dienst der Gemeinschaft. «Wenn ich mit der Stimme etwas sage, spüre ich, ob es ‹stimmt›. Wenn ich es nur denke, ist es weniger bewusst. Durch die Stimme erhält es eine Form. Es wird sicht- und hörbar, auch für andere. Oft bin ich dann selber überrascht von dem, was ich von mir höre. Es war in diesem Frühling, als Simone Gantner folgendes Lied zufiel: «Jetzt kommt die Zeit, um aufzustehn und rauszugehn. Das Leben freut sich auf deine Gaben. Das Leben freut sich, wenn du dich zeigst.» «Es war eine alte Eiche, die mir das Lied schenkte. Ich komponiere nicht.» Simone Gantner, 1978, leitet Singgruppen. Soeben beendete sie eine Ausbildung als Ritualbegleiterin. Auch in der Naturarbeit geht es um die Kommunikation, mit dem Wesen der Natur, mit einem Baum, einem Stein, einem Grashalm. Wenn ich traurig bin, sitze ich an den Fluss und gebe meiner Stimmung über die Stimme Ausdruck. Ich singe mit dem Fluss und verbinde mich mit ihm. Und lausche, ob eine Antwort kommt. Text: Michael Walther, Flawilr | Bild: z.V.g. Viele Menschen erzählen, dass man ihnen sagte, dass sie nicht singen können. Ich biete ihnen einen Ort, wo sie drauflos singen können. Bei mir geht es darum, dass ich und sie das Herz hineingeben und dass es Freude bereitet. «Bevor ich richtig sprechen konnte, sang ich meine Kinderliederbücher vor- und rückwärts durch.» Sie sei gerne allein draussen in der Natur gewesen. «Am Bach. Im Wald. Ich habe Blumen gepflückt und gesungen. Logisch kommen wir von der Natur. Wir sind Natur. Nur fühlen sich heute viele Menschen davon abgespalten.» Der Vater war Lehrer in Bütschwil. Es wurde viel musiziert und gesungen im Haus. Simone Gantner spielte Blockflöte, Akkordeon und Klavier. Es folgte der Jugendchor. «Ich lernte schnell.» Beim Schulkrippenspiel erhielt sie die Toprolle der Maria – und wurde heiser. Der Chor übernahm den Soloteil. Sie begab sich in Stimmtherapie – ausgerechnet, mit ihrem Bezug zum Singen. «Ich wollte immer Lehrerin werden. Nun glaubte ich, dem nicht gewachsen zu sein. Dazu musste man doch singen können.» SINGEN ALS ABSICHTSLOSER RAUM «Erst heute ist das Singen für mich wieder ein absichtsloser Raum.» Sie ging zur Schule bis zur Matura, wurde Buchhändlerin. Die Instrumente schloss sie weg. «Ich blieb freilich dem Tanzen und Trommeln verbunden und vertiefte mich in die afrikanische Musik. Und, ja, ich habe auch immer mit anderen gesungen.» Simone Gantner – der Stimme des Herzens auf der Spur. hatte die Gitarre dabei – und fand sich in der Rolle der Singanleiterin wieder. Sie wurde Mitarbeiterin im Stadtladen. Dann führte sie «der Wunsch nach mehr Verbindung mit mir selbst und die Suche nach meiner Berufung» nach Ligurien – auf Visionssuche: nach gemeinsamer Vorbereitung vier Tage allein draussen in der Natur, fastend, nur mit Plane, Wasser, Schlafsack, Mätteli ausgerüstet. «Da, als ich ganz alleine war, wurde mir bewusst, wie sehr mir die Gemeinschaft fehlte. Das war eine sehr überraschende Erkenntnis. Ich bekam den klaren Auftrag, mich mit meinen Talenten in den Dienst der Gemeinschaft zu stellen.» RÄUME, WO MAN SICH VERBINDEN KANN 2013 bis 2016 absolvierte sie die Ausbildung als Visionssucheleiterin und bietet heute Rituale an bei Lebensübergängen, Naturcoachings, Auszeiten in der Natur, und sie singt mit Gruppen Lieder aus aller Welt. Es folgten Erfahrungen mit dem Schamanismus und freien religiösen Gruppierungen. «Mir gefielen die mantrahaften Gesänge, mit denen Gott gepriesen wurde, und ich ent«Ich schaffe Räume, wo man «Singen verbindet mit sich deckte, dass das Singen mir sich verbinden kann», sagt selbst, mit andern, mit der einen direkten Kontakt mit der Schöpferkraft ermöglich- Natur und mit dem Grösseren.» sie, erinnert ans Stammwort te, an die ich glaube. Alles ist von «Religion» – «von lateinisch religere, rückverbinden – und dekliniert: für mich beseelt. Auf diese Weise konnte ich 1. Verbindung mit sich selber («Klar fehlt das meine ganze Liebe und Hingabe ausdrücken heute»), 2. mit den anderen («Wir sind menschliund direkt aus meinem Herzen mit dieser Kraft che Säugetiere, wir brauchen die Gemeinkommunizieren.» schaft»), 3. mit der Natur, 4. mit dem Grösseren. Die Mutter, eine Klassik- und Opernliebhaberin Der Gesang ist immer mit dabei. Denn die und selber leidenschaftliche Sängerin, nahm sie Verbindung, sie schafft die Stimme. Die ihre: an eine Veranstaltung von stimmvolk.ch in Lichzwischen Sopran und Alt. Ŷ tensteig mit. Der Verein gründet seit 2009 überwww.natur-ritual.ch all in der Schweiz Singgruppen. Simone Gantner Ich glaube, dass in anderen Kulturen die Vorstellung von richtigem und falschem Singen fehlt. Ich musizierte oft mit Afrikanern und hatte das Gefühl, es wird einfach gesungen. Man redet nicht darüber. Schräge Töne sind Eigenheiten und machen die Musik interessant. Wenn ich etwas mit ganzer Freude und ganzem Herzen tue, wird es andere berühren. Rituale beginnen bei mir oft mit einem Lied. Das bildet ein gemeinsames Feld, eine Verbindung, schafft Frieden und ein Gefühl von Gemeinschaft. Singen ist die Sprache des Herzens. Sie verbindet über die Grenzen von Sprache, Kultur und Religion hinaus. Ich glaube, dass wir einen Mangel an Gemeinschaft haben im Sinn dessen, dass wir uns mit dem Herzen verbinden. Oft sind unsere Kontakte oberflächlich. Das nährt den Menschen nicht. Nährend ist, wenn ich mich ausdrücken kann, wenn ich gesehen und akzeptiert werde – und ich selber andere sehen, hören und annehmen kann, wie sie sind. Es geht nicht darum, dass wir wieder in Höhlen wohnen, sondern um das Bewusstwerden der eigenen Natur. Dies verleiht mir wieder eine neue Sicht auf mich selbst und die anderen. Wenn ich mir meiner eigenen Natürlichkeit bewusst werde, löst sich die Trennung auf. Es entsteht ein Dialog. Schon in den Konfirmandenspruch hatte ich geschrieben: ‹Je weniger ich besitze, desto mehr bin ich auf mein Seelenwohl, meine Umgebung und meine Freunde angewiesen. Vielleicht wird mir dabei auch eher bewusst, was die Natur mir alles zu bieten hat. Deine Schöpfung, Gott, ist Quelle einer unglaublichen Kraft, und ich denke, wenn ich diese Quelle finden kann, werden meine Kräfte nie erschöpft.› Das hat sich bewahrheitet.» Ŷ WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 15 BIBLISCHE NAMEN Andreas, der erstberufene Apostel Text: Andreas Schwendener | Fotos: as/z.V.g. Andreas stammte wie sein Bruder Petrus aus Bethsaida, einer Stadt nordöstlich des Sees Genezareth (heute Syrien). Gemäss Johannesevangelium war er ein Jünger von Johannes dem Täufer, der ihn auf Jesus aufmerksam gemacht hat. Andreas wiederum soll seinen Bruder Petrus zu Jesus geführt haben. Das Johannesevangelium formuliert das so: «Am Tag darauf stand Johannes wieder da und zwei seiner Jünger. Und als Jesus vorübergeht, richtet er seinen Blick auf ihn und sagt: Seht, das Lamm Gottes. Und die beiden Jünger hörten ihn so reden und folgten Jesus. Als Jesus sich umwendet und sie folgen sieht, sagt er zu ihnen: Was sucht ihr? Sie aber sagten zu ihm: Rabbi – das heisst ‹Meister› –, wo ist deine Bleibe? Er sagt zu ihnen: Kommt, und ihr werdet es sehen! Da kamen sie und sahen, wo er wohnt, und sie blieben an jenem Tag bei ihm. … Andreas, der Bruder des Simon Petrus, war einer von den beiden, die auf Johannes gehört hatten und Jesus gefolgt waren. Dieser findet zuerst seinen Bruder Simon und sagt zu ihm: Wir haben den Messias gefunden! Messias heisst ‹der Gesalbte›. Er führte ihn zu Jesus.» FÜRSPRECHER FÜR ANDERE An zwei weiteren Stellen weiss das Johannesevangelium von Andreas zu berichten. Bei der «Speisung der Fünftausend» sagt er zu Jesus, dass ein Knabe fünf Gerstenbrote und zwei Fische bei sich habe. Jesus spricht das Dankgebet und verteilt die Gaben – 5000 werden satt und 12 Körbe Brot sind noch übrig. Nach dem Einzug Jesu in Jerusalem wollen Griechen mit Jesus sprechen. Da wird Andreas geholt, er vermittelt und stellt sie Jesus vor. Jesus beruft die Fischer Andreas und Petrus. Mosaik in der Kirche San Apollinare Nuovo in Ravenna, 526 n. Chr. Auch wenn die Evangelien und die Apostelgeschichte prominenter von Petrus berichten, war Andreas doch der «Erstberufene» von den zwölf Aposteln, die Jesus ausgesandt hat. Das ist nicht unwichtig, gilt doch der Erzbischof von Konstantinopel und Ökumenische Patriarch als 270. Nachfolger des Apostels Andreas. Nicht die Bibel, aber Kirchenväter und sog. «Andreasakten» wissen von Missionsreisen des Apostels von Kleinasien bis Georgien. In der griechischen Stadt Patros soll er an einem X-förmigen Kreuz (Andreaskreuz) gestorben sein. Was mit den Reliquien geschah, ist eine eigene Story. Ŷ ANDREA WEINHOLD, ST.GALLEN Als Baby hatte ich im Spital bereits das Schildchen mit dem Namen Susanne am Arm. Doch mein Vater fand, ich sei keine Susanne, sondern eine Andrea. Meine Mutter war einverstanden. Als Kind schenkte mir meine Mutter einen Schlüsselanhänger mit der Aufschrift: «Andrea, die Starke». – Diese Bedeutung gefiel mir sehr. Später habe ich erfahren, dass der Name griechische Wurzeln hat und Mann bedeutet. Mein Name ist Männin – aber Andrea klingt schöner. Gibt es ein männliches Pendant zu meinem Namen? Ŷ ANDREAS SCHWENDENER, ST.GALLEN Ein Onkel meines Vaters, der ledig blieb und zuletzt im Elternhaus meines Vaters eine Bleibe fand, hiess Andreas. Meiner Mutter war er eher suspekt – und so war sie erleichtert, dass ich mit 42 Jahren endlich geheiratet habe. Als Kind akzeptierte ich in der Familie die Abkürzung «Res». Mehr identifiziert habe ich mich als Teenager mit «Andy». Am schönsten tönt der Name für mich mit einem betonten und langen e. Vom biblischen Andreas beeindruckt mich, dass er neben seinem Bruder Petrus wohl auch viele andere zu Jesus geführt hat. Ŷ Ich heisse Andreas, Andrea ANDREAS KESSLER, BUCHS Meinen Namen Andreas trage ich gerne und auch meiner Frau gefällt er. Meine Familie nennt mich Andy. Meine Mutter und meine Verwandtschaft aus dem Bündnerland sagen mir Andres. Als ich drei Jahre in Poschiavo zur Schule ging, wurde ich Andrea gerufen und hier in Buchs bin ich für einige Leute Res. Der Name wurde in der Familie weitergegeben. Mein Urgrossvater und mein Grossvater hiessen so. Sie waren wie ich und meine drei Töchter Lehrer. In der Folgegeneration kommt der Name in unserem Stammbaum nicht mehr vor. Ŷ Nachrichten aus Ihrer Kirchgemeinde im Mittelbund Zum Titelbild Abenddämmerung, Alpsommerzeit. Durch einen Trichter rufen die Sennen den Alpsegen – möglichst laut, denn so weit man ihre Stimme hört, soll der Schutzbann wirken. Bild aus dem Film «Alpsegen» von Bruno Moll, 2012. 16 AUSGABE 6–7/2016 Impressum Herausgegeben im Auftrag der Synode der Evangelisch-reformierten Kirche des Kantons St. Gallen. www.kirchenbote-sg.ch Nächste Nummer Wasser Erscheint am 15. Juli 2016 Redaktionsschluss: 23. Juni 2016 Redaktion (Bitte keine Adressänderung bei der Redaktion! Ihre Kirchgemeinde verwaltet Ihre Adresse – siehe Mittelbund) Zuständigkeit bis 15. Oktober: Katharina Meier Bahnhofstrasse 2 9601 Lütisburg-Station Telefon 071 980 06 00 [email protected] 6–7 1 6 Druck galledia ag 9442 Berneck, www.galledia.ch Altpapieranteil: mind. 50 % Auflage: 71 000 Gestaltungskonzept Tomcat AG, 9014 St.Gallen www.tomcat.ch Abonnementspreis 11 Ausgaben: Fr. 13.— (wird von den Kirchgemeinden bezahlt)
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