Zauber und Magie der menschlichen Stimme

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DER EVANGELISCH-REFORMIERTEN KIRCHE DES KANTONS ST.GALLEN
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THEMA:
Zauber und Magie der
menschlichen Stimme
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Und Gott sprach Erste Laute
DIE SCHÖPFUNG STIMMT EIN
STIMME ENTDECKEN
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Gefühle zeigen
STIMME IM BERUF
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EDITORIAL
IM ANFANG
Liebe Leserin, lieber Leser
In der menschlichen Stimme wirkt Natur,
Kultur und Ichheit auf wunderbare Weise
zusammen. Sie ist evolutionäre Schöpfung
und in ihr wirkt Vererbung. Sie ist aber auch
Kultur, vermittelt durch andere Menschen
und lebenslange Sozialisation. Und sie wird
Trägerin der Sprache, Ausdruck der eigenen
Persönlichkeit, Medium von schöpferischem
Wirken, Kreativität und Eigenverantwortung.
Nicht von ungefähr sagte Jesus, dass wir
nicht verunreinigt werden durch das, was in
den Mund hineinkommt, sondern durch das,
was «aus dem Mund herausgeht», durch «böse Gedanken, falsche Zeugnisse oder Lästerungen». – Positiv ausgedrückt: Der Mensch
wird gereinigt und heil durch gute Regungen
seines Herzens, die aus seinem Mund den
Weg in die Gemeinschaft finden.
Unsere Besinnung nebenan erinnert daran,
wie Gott – gemäss Bibel – durch das gesprochene Wort die Welt erschuf. Und wie er
dem Menschen, seinem Ebenbild, nicht nur
die Verantwortung über seine Werke übergab, sondern auch die Fähigkeit, einzustimmen in den Gesang der Schöpfung.
Doch jeder Mensch, der in die Welt kommt,
muss seine Stimme erst finden und im Dialog Worte lernen und Sprache entdecken –
davon erzählt auf Seite 4 eine Mutter.
Weitere Texte sind der Magie und dem Zauber
der menschliche Stimme auf der Spur – spielen doch Rezitation und Gesang von jeher
eine zentrale Rolle in Kultur und Religion.
Dann will ich an dieser Stelle ankündigen,
dass für die nächsten vier Ausgaben unsere
frühere Lokalredaktorin Katharina Meier
zuständig sein wird – ich wünsche ihr alles
Gute und danke für ihren Einsatz. Ich selber
geniesse das Privileg des Pfarrberufs, alle
zehn Jahre ein Sabbatical zu erhalten.
In der Auszeit werde ich mich Vadian und
Zwingli widmen. Auch will ich mich in der
Filmarbeit weiterbilden
und den vor 150 Jahren
verstorbenen Schweizer
Philosophen I.P.V. Troxler würdigen … fast zu
viel der Pläne, denn
auch die Pflege des
inneren Leben darf
nicht zu kurz kommen.
Dabei soll mir, wie in
allen religiösen Traditionen, die Stimme eine
Andreas Schwendener Lehrmeisterin sein. Ŷ
2 AUSGABE 6–7/2016
Gott bildete den Menschen aus Erde «und blies Lebensatem in seine Nase. So wurde er ein lebendiges Wesen». (Gen. 2, 7)
Und Gott sprach: Es werde
Von der Magie der (göttlichen und) menschlichen Stimme
Text: Pfrn. Marilene Hess | Bild: Michelangelo, Sixtinische Kapelle, Rom
Gott erhebt seine Stimme und ruft die Schöpfung ins Leben (Genesis 1). In der biblischen
Tradition bedient er sich dabei der Sprache:
«Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward
Licht.» Gegen Ende des biblischen Schöpfungsberichts wird von der Ebenbildlichkeit des
Menschen erzählt – in gewissem Sinne auch
vom Abbild der menschlichen als Antwort auf
die göttliche Stimme.
DIE STIMME ERHEBEN
Gott erhebt seine Stimme, und die Schöpfung
antwortet vieltausendstimmig durch alle Zeiten
gleichsam als Widerhall der uranfänglichen göttlichen Stimme. Auch der Mensch antwortet auf
den Anruf Gottes mit seiner Stimme, seiner
Sprache, seinem Singen und Klingen.
Die Psalmen des Alten Testaments sind ein eindrückliches Beispiel für die ganze Bandbreite
menschlicher Befindlichkeiten: Von der äussersten Not und Verlassenheit, etwa in den Psalmen
22 und 77, hin zu überschwänglichster Freude
und Jubel in den Psalmen 146 bis 150. Ob tiefste
Klage oder höchstes Lob – es ist der von Gott
geschenkte Atem (ruach), der unsere Stimme,
unsere Sprache und unser Singen trägt.
im Neuen Testament das Magnifikat Mariens
(Lukas 1, 46ff). Es sind Frauen, die sich hinstellen und ihre Stimme erheben. Sie besingen den
Gott, der für die Verfolgten, Gebeutelten und
Unterdrückten einsteht und die Kleinen gross
macht. Damit leihen sie in solidarischer Weise
all jenen ihre Stimme, die unter ihrer Lebenslast
verstummen, deren Stimme unerhört bleibt.
Auch unsere Stimme ist ein Einstimmen in die
grosse Sprache, den grossen Gesang der Schöpfung. Im gemeinsamen Singen stimmen wir in
die Gemeinschaft mit anderen Menschen ein
und machen damit das Überschreiten von Grenzen zwischen Religionen und Kulturen möglich.
Auf diesem Hintergrund wird gemeinsames Singen und miteinander Sprechen zu einer Vision
von Geschwisterlichkeit mit Gott, der Schöpfung
und allen Menschen untereinander.
ZAUBER DER STIMME
Anstelle einer technischen, auf materielle Inhalte verkürzten Sprache können wir uns diese
Strahl- und Zauberkraft der Worte ins Bewusstsein rufen. Wenn wir mit einer beseelten Stimme
und einer lebendigen empathischen Sprache
sprechen, dann bedeutet das Achtsamkeit!
Eine besonders innige
Zu den ältesten Texten
Vertrautheit drückt die BeAuch unsere Stimme ist ein
der Bibel gehören Lieder
Einstimmen in die grosse Sprache,
gegnung aus, in der Maria
von Frauen. Nach der
den grossen Gesang der Schöpfung. Magdalena den Auferstanwunderbaren Rettung am
denen an seiner Stimme
Schilfmeer greift die Prophetin Mirjam zur Handpauke und stimmt das
erkennt und daran, wie er ihren Namen ruft:
Lob Gottes an (Exodus 15, 20f). Später ist es
«Maria». (Joh. 20, 16) Treffender und zärtlicher
Hanna, die aus Dankbarkeit für das lang erhoffte
könnte das Berührt-, Gestärkt- und Ermächtigtwerden durch die Stimme nicht beschrieben
Kind das Lob Gottes singt (1. Samuel 2, 1ff). Und
werden! Ŷ
wie ein Echo auf das Loblied der Hanna ertönt
IM BRENNPUNKT
Visitation – «Wie geht es Euch …?»
Einblicke in die aktuelle Kirchenvisitation vor Ort in den Kirchgemeinden
Text und Foto: Helmut Heck, Pfarrer in Sennwald
In der St.Galler Kirche läuft derzeit die alle
zehn Jahre stattfindende Kirchenvisitation.
Im Zentrum steht diesmal das Wohlergehen
der Mitarbeitenden. Wie es diesen geht,
wurde bereits durch eine Online-Umfrage
erhoben – und bis zum Sommer sollen alle
Kirchgemeinden visitiert worden sein. Wie
das genau abläuft, zeigt ein Bericht aus der
Kirchgemeinde Sennwald, die vor zwei
Jahren aus drei Gemeinden entstanden ist.
Jetzt ist es also soweit: Die Visitation kommt zu
uns nach Sennwald. Visitation – das sind Annina Policante und Urs Noser als Vertreter des
Kirchenrates, Renato Tolfo als Dekan und Sandra Torgler vom Schweizerischen Pastoralsoziologischen Institut. In einer ersten Gesprächsrunde sitzen sie mit den Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern im Kreis. Annina Policante betont,
dass das Gespräch anonym bleibe. Es ist nicht
Kontrolle angesagt, nicht Suche nach Schwachpunkten: «Wie geht es Euch in der neuen Kirchgemeinde Sennwald?» – nicht Finanzen, Gebäude, Strukturen oder Programme stehen im Zentrum, sondern die wichtigste Ressource der
Kirche: die Menschen, die sich für die Kirche
engagieren.
War die Befindlichkeit der Mitarbeiter nicht
schon einmal Thema? Ja, vor anderthalb Jahren hat der Kirchenrat die Firma SIZ-Care angefragt, bei langwierigen Erkrankungen von kirchlichen Mitarbeitern das Case Management zu
übernehmen: In den vier Jahren davor seien einige Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter schwer
erkrankt, war zu hören. Was für ein Leid für die
Betroffenen und ihre Angehörigen – und welche Belastung für die Gemeinden?!
BEFINDLICHKEIT IM FOKUS
Es muss ja nicht gleich ein Burnout sein. Ob
Fachlehrkraft Religion, Mesmerin, Diakon oder
Pfarrerin: Es genügt schon, wenn ein kirchlicher Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin die Arbeit lustlos verrichtet. Welches Bild von Kirche
oder von Christentum würden sie vermitteln?
Nicht viel anders verhält es sich mit den Kirchenvorsteherinnen und -vorstehern: Sind sie
überlastet, haben sie Streit, wären sie demotiviert, dann würde das Gemeindeleben leiden.
«Ich will euch nur sagen, dass es gefährlich ist,
zu lange zu schweigen, denn die Zunge verwelkt, wenn man sie nicht braucht.» Mit dem
Zitat von Astrid Lindgren macht Annina Policante Mut, auch Unbequemes auszusprechen.
Nur, was gibt es Heikles auszusprechen? Im Fusionsprozess gab es Kompetenzen und Rollen
zu klären, Strukturen und Kommunikationswe-
Dekan Renato Tolfo und die Kirchenräte Annina Policante und Urs Noser beim Gespräch mit Mitarbeitenden in Sennwald.
ge zu schaffen. «Eigentlich wusste ich ja, man
sollte an Annabeth (Diakonin in Teilzeit) das
Protokoll des Konventes schicken, aber ich
musste zuerst verinnerlichen, dass das meine
Aufgabe war» – Strukturen und Absichten sind
eines, aber sie müssen auch umgesetzt werden.
maligen Präsidenten und Präsidentin nun das
Präsidium bzw. die Ressorts Bau und Unterricht übernommen haben. Viel Wissen blieb erhalten. «Zeitliche Belastung?» – Besonders im
Ressort Diakonie und Senioren wendete Kirchenvorsteherin Gaby Heeb anfangs enorm viel
Zeit auf, aber «unterdessen konnten wir die
Arbeit ökumenisch organisieren und auf mehr
Schultern verteilen.»
VIEL WISSEN BLIEB ERHALTEN
Annina Policante hakt nach: «Wie kommt ihr zu
Informationen?» Das ist eine der kritischen Fragen besonders für die, die mit kleinem Pensum
Die Fusion änderte die Arbeit in der Behörde:
tätig sind: «Wenn ich etwas brauche, weiss ich,
«Früher haben wir in der Vorsteherschaft über
ich kann im Pfarrhaus vorjeden Zettel gesprochen, der aufbeigehen!», lautet die rasche «So einfach ist das: Für die
gehängt werden sollte», während
anderen mitdenken.»
Antwort. Die Gemeinde
sie sich nun auf die strategische
Sennwald hat den Vorteil,
Leitung konzentriert. In zwei Redass im Pfarrhaus Sennwald
traiten hat die Behörde die Rollen
das Sekretariat, der Arbeitsplatz des Präsidenvon Konvent (die beiden Pfarrer und der Diaten und die Büros des Diakons und eines der
kon) und Vorsteherschaft geklärt; die Zusambeiden Pfarrer sich unter einem Dach befinden.
menarbeit hat gut begonnen, auch weil je ein
Mitglied der Vorsteherschaft und des Konvents
Und was es in Bezug auf die Kantonalkirche zu
zusammen ihre Ressorts leiten.
sagen gebe? «Ihr von der Kantonalkirche habt
so gute Angebote, etwa die Vermittlung der AkAls Diakon Ruedi Eggenberger das erste Mal
tion ‹Jesus ist…› – aber als Fachlehrkraft Religieine Sitzung der Kirchenvorsteherschaft miteron habe ich das so spät erfahren.» «Ihr Pfarrer
lebte, dachte er: «Sie verbringen ihre Zeit gern
bekommt ja die Unterlagen, ihr seht ja auch
miteinander.» Dekan Renato Tolfo kommentierden Verteiler auf den kantonalkirchlichen Einlate das knapp: «Behaltet das!»
dungen und Schreiben. Dann gebt ihr es doch
weiter!» So einfach ist das: Für die anderen
Die fusionierte Evang.-ref. Kirchgemeinde Sennmitdenken.
wald ist ein kompliziertes Gebilde. Aber Behörde und Mitarbeiterschaft sind gut unterwegs.
Nach einer Pause eröffnete Urs Noser die zweiEs tut gut, sich das wieder einmal vor Augen
te Runde mit der Kirchenvorsteherschaft. Vor
zu halten. Spannend wäre aber die Frage: Was
fast zwei Jahren hat Kirchenrat Urs Noser die
haben Kirchenräte und Dekane in den anderen
Gründungsversammlung der Kirchgemeinde
Kirchgemeinden angetroffen? Was hat die InterSennwald geleitet. Seither haben Kirchenvornet-Befragung der Mitarbeiterinnen und Mitsteherschaft und Mitarbeiterteam vieles neu
arbeiter ergeben? Das Schweizerische Pastoralaufgegleist. Der Start der neuen Kirchgemeinde
soziologische Institut wird eine Auswertung
ist auch deshalb so gut verlaufen, weil die daliefern - bis dahin heisst es sich gedulden. Ŷ
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THEMA
Im Anfang ist die Stimme
Text: Annina Gonzenbach, St.Gallen
Deine erste Stimme war ein lautes Weinen.
Immer wieder und oft untröstlich. Diese, deine
erste Stimme verstehen zu lernen, war eine
grosse Aufgabe. Vergeblich suchte ich nach
Inhalten, nach Worten. War sie doch einfach
da, von Anfang an.
HIN UND HER GEGLUCKST
Etwas später, mit ca. 3 Monaten, hast du angefangen leise, sanfte Töne von dir zu geben. Du
hast sie ganz weit hinten im Gaumen geformt
und dann zaghaft nach vorne gestossen. Du
hast entdeckt, dass sie dir gehören, diese Töne,
und dass du sie selber erzeugen kannst. Und
das hat dich gefreut. Und als du meine Freude
darüber entdeckt hast, wolltest du gar nicht
mehr aufhören damit. Und so haben wir hin
und her gegluckst und mein Herz ist vor Glück
beinahe explodiert.
Da ist ein Mensch und da ist eine Stimme.
Da ist ein Wille, der sich Ausdruck verschafft.
Im Verlauf der Zeit wurden deine Töne lauter
und es kamen immer wieder neue Töne und
ganze Tonvariationen dazu. Unermüdlich warst
Du im Üben, Umformen, Wiederholen. Habe ich
zu Beginn versucht, dir in deinen Tönen und
Tonlagen zu folgen, so wolltest auch du mir
schon bald folgen, mich nachahmen und mir
auf deine Weise antworten. Von nun an gab es
kein Zurück mehr; die Sprache hatte ihren Anfang genommen. Und so war es auch nicht
mehr weit bis zu deinem ersten Wort.
DAS ERSTE WORT
Dein erstes Wort war «ao», aus welchem später
ein profanes «hallo» wurde. Als wolltest du sagen, hallo, hier bin ich. Und mit diesem einen
Wort, welches du schon sehr früh beherrscht
hast, bist du mit allen Menschen sofort in Kontakt getreten. Die Leute haben über dich gestaunt, und das wiederum hat dich ermuntert,
immer wieder das gleiche Wort zu sagen. Mit
Wonne hast du es in deinem Mund geformt,
mal so, mal so betont. Du hast verstanden, mit
einem Wort erreiche ich die Welt.
le, dass du sie wohl noch gar nicht alle verstehen kannst. Manchmal, da plapperst du minutenlang vor dich hin und vor dem Einschlafen
summst du meistens ein bisschen. Und du
kannst nein sagen, wenn du etwas nicht willst.
Heute bist du 14 Monate alt und kannst schon
viele, verschiedene Worte sagen. Du zeigst auf
Dinge und nennst sie beim Namen. Du lernst
gerne neue und auch schwierige Wörter, so vie-
Wichtig für mich, dass ich ob all der Worte
nicht deine Stimme überhöre, die mir noch
ganz anderes zu sagen hat als all die vielen
Worte, die ich dir Tag für Tag beibringe. Ŷ
Stimme als Ausdruck der Individualität
Gedanken zur Stimme von Peter Roth, Musiker, Chorleiter, Komponist und Initiant von Klangwelt Toggenburg und Klangfestival Naturstimmen
Notiert: Andreas Schwendener | Foto: as
Spielen wir ein Instrument, so kann man Spieler
und Instrument unterscheiden. Beim «Spiel mit
der Stimme» fällt beides zusammen. Wir sind
Spieler und Instrument gleichzeitig. Ich sage in
Chorproben jeweils: «Achtet darauf, wie ihr
euch mit der Stimme in Schwingung bringt.»
Mit der Atemluft wird eine «Saite» im Kehlkopf
angestimmt und die Schwingung überträgt sich
über die Knochenleitung und das Körperwasser (85 Prozent) in den ganzen Körper. Der ganze Mensch von Kopf bis Fuss schwingt mit.
den Schutzkreis des Heils gerufen. Dabei ist der
Klang der Stimme fast wichtiger als die Worte.
Die Andacht des Betrufs wird hörbar, verbreitet
sich über Alp, Ställe, Tiere und Menschen.
An die schöpferische Qualität der Stimme erinnern alte Kulturen auch dadurch, dass in ihren
Mythen die Schöpfung aus Wort oder Klang
entsteht. Mit der Quantenphysik würden wir
sagen, dass über die Schwingung das Chaos in
Harmonie verwandelt wird oder sich das Quantenpotential schöpferisch manifestiert.
So entsteht das belebende Ganzheits- oder
Glücksgefühl – wie beim Meditieren. Wir werden eins mit uns, mit Mitsingenden und dem
Ganzen. Die Stimme wirkt verbindend, egal ob
wir geistliche Lieder anstimmen oder jodeln.
Immer ist da diese Andacht, eine Art Magie des
Augenblicks. Darum ist die Stimme auch zentral in Ritualen rund um die Welt.
STIMMENMAGIE IM ALPSEGEN
Von jeher wurde über die Stimme auch mit der
Natur kommuniziert. Daran erinnert der Alpsegen, der auf schamanische Traditionen zurückgeht. Er hat überlebt, weil man die christlichen
Heiligen darin aufgenommen hat. Über die Stimme werden die elementaren Kräfte der Natur in
4 AUSGABE 6–7/2016
Peter Roth: Für ihn schafft die Stimme eine Verbindung
zu sich selber, zu andern, zur Natur und zum Ganzen.
DIE INDIVIDUELLE STIMME
In der Gregorianik zählt nicht die persönliche
Stimme. Die Mönche singen so, dass im Chorraum ein einstimmiger Gesang aufsteigt und im
Kirchenschiff von oben herunter wie ein überpersönlicher Gesang vom Himmel her wirkt.
Das ändert sich mit der Renaissance, der Reformation und der Aufklärung. Jetzt wird die Individualität betont, in der Romantik zusätzlich
das individuelle Gefühl und in der Rock- und
Popszene auch die individuelle Willenskraft.
Die Stimme wurde ein Ausdruck der Individualität, auch bei der Oper. Man fühlt sich vom
Klang einer Stimme tief in der Seele angerührt
und verzaubert. Gerade bei den Jodelstimmen
reagieren die Leute auf den naturtönigen Klang.
Weil man durch die Stimme auch sich selbst
erlebt, ist sie etwas Intimes und Verletzliches.
Denn unser Wesen klingt durch die Stimme
hindurch. Ich habe in Kursen erlebt, dass Menschen 30 Jahre nicht mehr gesungen haben –
weil sie in ihrer Stimme abgewertet worden
sind. Das kann traumatisch nachwirken. Es ist
dann rührend zu sehen, wie nach drei Kurstagen mit nur wenigen gesungenen Tönen die
Menschen glücklich heimgehen. Ŷ
Mehr dazu: Siehe YouTube mit Suche «Peter Roth»
THEMA
Sie arbeiten auch mit ihrer Stimme
Kurztexte: notiert von Andreas Schwendener | Fotos: as
Bruno Mösli, St.Gallen:
Bauer
Lara Stoll, Winterthur:
Poetry-Slammerin (siehe Seite 9)
Franziska Schildknecht, Trogen:
www.stimmenfeuer.ch
Die Kühe hören weniger auf Worte, sondern auf
die Stimme und deren Tonfall. Damit kann ich
sie locken, mässigen, beruhigen oder rufen.
Wenn ich sie von etwas abhalten will, ist die
Stimme streng, scharf und laut. Wenn ich eine
Kuh beim Melken beruhigen muss, rede ich ihr
leise und sanft zu, sodass sie hinhören muss
und ruhig wird. Dann gibt es den Lockruf, um
die Kühe von der Weide zurückzurufen: Chom
weidli, ho, ho. Alle kennen meine Stimme. Ŷ
Poetry-Slam lebt davon, wie man seinen Text
stimmlich rüberbringt. Die Präsenz in der Stimme ist entscheidend. Es geht darum, immer wieder auch der Stimme bewusst zu sein, damit zu
spielen, sie gezielt einzusetzen – das schafft
Aufmerksamkeit. Allerdings denke ich darüber
nicht allzu viel nach – vor jedem Auftritt regelt
das die Nervosität und das Adrenalin. Ich versuche mit dem ganzen Körper präsent zu sein,
dann kommt es schon richtig daher. Ŷ
Nach zehn Jahren Stimmperformance mit der
Gruppe «hop o’my thumb» widme ich mich seit
2006 der Improvisation und therapeutischer
Arbeit. Die Stimme ist für mich ein Tor zur Weisheit des Körpers und der Natur. Sie unterstützt
uns, da anzudocken, wo Antworten auf Lebensund Sinnfragen sich zeigen. Für sie gibt es kein
Richtig oder Falsch. Sie hilft, wach zu werden für
eigene Gefühle, Gedanken und Körperempfindungen – und damit gesund im Alltag zu leben. Ŷ
Stimme und Stimmung im Gottesdienst
Drei Fragen an den Kulturmanager, Autor, Schauspieler und Regisseur Dr. Bernward Konermann aus Göttingen
Die Fragen stellte Andreas Schwendener | Foto: z.V.g.
WIE WIRD GOTTES WORT LEBENDIG?
Gottes Wort ist uns mündlich gegeben, und es
wird uns auch mündlich weitergegeben. Der
Buchstabe tötet, sagt Paulus, der Geist macht
lebendig, und das im Buchstaben fixierte Wort
muss jedesmal durch den Menschen wieder
zum Leben erweckt und gesprochen werden.
keine tot niedergelegte Schrift, sondern lebendiges Wort, dass durch uns Menschen hindurch immer wieder zum Leben kommt.
Vor dem Sprechen kommt immer das Hören,
oder? – Ein Atemzug für den Heiligen Geist, und
dann – ein Atemzug für den Engel Gottes, der
uns berührt …
«Die Musik ist hinter den Notenzeichen», sagt
der Dirigent Wilhelm Furtwängler, und genauso
ist auch das Wort, das Gott zu uns spricht,
hinter den Buchstaben der Heiligen Schrift. Es
muss durch uns hindurchgehen, nicht lediglich
abgelesen oder runtergelesen werden, sondern
neu mit Leben gefüllt und verkündet werden.
WAS HALTEN SIE VON MUNDART?
Gerne in Mundart, denn Gott spricht auch
Mundart, gerne in der Muttersprache, denn
Gott ist Person, und auch wir Menschen sind
Personen. Personare heisst «hindurch-tönen».
Um lebendig zu werden, muss das Wort Gottes
durch uns hindurchklingen. Plötzlich ist es
wieder Poesie, die uns nicht knechten soll,
sondern uns anrührt und lebendig macht.
Die Stimme gibt das Leben wieder, die Musik
hinter den Notenzeichen, die Wahrheit hinter
den Buchstaben.
Was sagt Jesus immer wieder? «Wer Ohren hat
zu hören, der höre.» Das Wort Gottes ist also
Dr. Bernward Konermann unterrichtet auch Geistliche
im sprachlichen und körperlichen Ausdruck.
Gott spricht auch Muttersprache. Und wenn
wir von Gott erzählen, dann in unserem Dialekt.
Wir dürfen auch stottern, stottern vor Gott und
stottern von Gott. Das ist sehr glaubwürdig. So
wie der grosse St.Galler Mönch Notker Balbalus
(der Stotterer). Und wir dürfen schweigen. Die
Stille vor Gott mit unserer Stimme umkleiden,
zärtlich, sehnsüchtig, fragend, flehend, wütend,
drohend, ... lächelnd.
Da müssen wir noch viel üben, oder? Das Mikrophon vergessen, unsere Korrektheit ablegen,
die einzelnen Menschen in der Gemeinde und
Gott wiederfinden.
WIE KANN MAN DAS ÜBEN?
Es gibt ein Paradox, das wir erfüllen müssen:
Ganz durchlässig für Gott werden, ganz innerlich, berührt und fromm werden. Andererseits
ganz deutlich und verständlich, laut und hörbar für und vor der Gemeinde sprechen, für
und vor der Gemeinde schweigen ... deutlich
und verständlich von Gott schweigen ... puh,
das ist ganz schön schwer und doch gleichzeitig kinderleicht ... üben üben üben ... das dürfen wir erwarten von unseren Profis ... es
macht übrigens Spass. Ŷ
Zur GottesdienstWerkstatt: www.eckesieben.de
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FOKUS
Die Walzenhauser Lehrerin Kathrin Suhner mit dem Velo durch die Weiten Lateinamerikas.
Auf dem Velo die Welt entdecken
Wie man auch Ferien machen kann
Text: René Jo. Laglstorfer | Foto: z.V.g.
Kathrin Suhner (33) aus Walzenhausen ist
Lehrerin und passionierte Velofahrerin. Ihre
Reisen und ihre Lebensphilosophie haben sie
quer durch Lateinamerika und halb Europa
geführt.
«Das ungebundene Unterwegssein mit wenig
Gepäck erlebe ich als grosse Freiheit», sagt
Kathrin Suhner. Die Primarlehrerin entdeckt
seit ihrem 17. Geburtstag jeden Sommer ein
neues Stückchen Welt per Velo. Ihre erste Reise
hat sie ins französische Montpellier geführt, zuletzt ist sie bis nach Sarajevo geradelt. Und von
Stockholm und Berlin fuhr sie jeweils mit dem
Drahtesel in die Schweiz zurück. «Ich mag die
Spontanität, die in dieser Art des Reisens
steckt, und die Begegnungen, die sich ergeben.» Auf dem Velo habe man eine andere Rolle
als im Alltag, findet Kathrin, die sehr musikalisch ist und seit ihrem zehnten Lebensjahr
Cello spielt. «Ich begegne den Menschen dann
viel direkter, unvoreingenommener und mit
mehr Leichtigkeit.»
um zu duschen. «Wenn du dann wieder daheim
bist, merkst du, wie luxuriös wir alle leben mit
Bad, Küche und einem weichen Bett.»
ELEMENTARES MENSCHSEIN
Doch was treibt Kathrin an, solche Unannehmlichkeiten und Strapazen auf sich zu nehmen,
und hat es nicht auch gefährliche Situationen
zu bewältigen gegeben? Das Spüren der Elemente Wind, Kälte, Hitze und Regen sowie der
grundlegendsten körperlichen Bedürfnisse wie
Essen, Schlafen und Regeneration erinnern die
Veloreisende daran, was es bedeutet, Mensch
zu sein. «Der Alltag, Sorgen und alltägliche
Gedanken treten weit zurück.» Das Zeitgefühl
ändere sich. «Man nimmt alles viel intensiver
wahr, ist von der alltäglichen Welt abgekoppelt», sagt Kathrin.
Und weil man auch mit dem Velo rasen kann,
versucht Kathrin die Geschwindigkeit weiter
zu drosseln, frei nach ihrer selbst gewählten
Lebensphilosophie: «Je langsamer gereist wird,
desto mehr Eindrücke sind zu sammeln.»
Deshalb will sie einmal eine Fernreise zu Fuss
bewältigen, «aber nicht den Jakobsweg, den
machen alle.» Kathrin denkt daran, von der
Schweiz bis zum Meer zu wandern. Ŷ
Wirklich gefährlich sei es für sie nie gewesen:
Einmal ist die Weltreisende bei der Überquerung eines Andenpasses höhenkrank geworden. «Und in der chilenischen Wüste habe ich
geglaubt unter Halluzinationen zu leiden. Dabei
hat der Riesenvogel wirklich existiert», lacht
Kathrin heute über die Begegnung mit einem
Nandu, der dem Vogel-Strauss ähnelt.
HITZE UND KÄLTE
Ihre bisher längste Radtour führte sie drei Monate durch Südamerika. 80 bis 120 Kilometer
hat Kathrin jeden Tag zusammen mit einem
Velofreund zurückgelegt, der nach ReisepartObwohl die Walzenhauserin während den drei
nern per Inserat gesucht hatte. «In Argentinien
Monaten in Lateinamerika an ihre physischen
und Chile sind die Landschaften extrem spektaGrenzen gegangen ist, ist sie nach der Ankunft
kulär: Patagonien, der
in Europa noch fünf Wo«Ich mag die Spontanität, die in
Urwald, die argentinichen mit einer langjähdieser Art des Reisens steckt, und
sche Schweiz rund um
rigen Velofreundin vom
die Begegnungen, die sich ergeben.»
Bariloche, Gletscher,
Madrider Flughafen
Vulkane und Mondlandnach Hause geradelt.
schaften. Wir haben extrem intensive Farben, aber auch ein raues Kli«Ich mag es, den Wechsel der Landschaft, der
ma mit Hitze und Kälte erlebt», erinnert sich
Architektur und der Sprache wahrzunehmen»,
Kathrin an die Höhepunkte der Velotour zusagt Kathrin, die sich Spanisch selbst beigerück, bei der meist gecampt und nur etwa einbracht hat. Das Velo habe ihrer Meinung nach
mal pro Woche in ein Hotel eingecheckt wurde,
die richtige Geschwindigkeit dafür: Langsam
6 AUSGABE 6–7/2016
genug, um Veränderungen zu verstehen und
nicht einfach als Brüche zu erfahren. Nach unten gebe es keine Beschränkung des Tempos.
«Man braucht dann einfach mehr Zeit und erlebt dafür alles viel intensiver.»
Die Velo-Weltreisende Kathrin Suhner aus Walzenhausen
FOKUS
Verurteilt zum Tod am 31. August 2016
Eine ungewöhnliche Freundschaft
Text: Martin Breitenfeldt | Foto: z.V.g.
Andreas Hausammann, Jazzpianist und
Beauftragter für populäre Musik der St.Galler
Kirche, wird voraussichtlich Ende August einen Freund verlieren. Dann soll Rolando Ruiz,
Texaner mexikanischer Abstammung, durch
die Giftspritze sterben.
«Es ist hart, wenn man einen Freund verliert»,
meint der Musiker, «aber mit angesagtem
Datum ist es noch schwerer auszuhalten!»
gehört zum «Bible Belt»: In Gefängniszellen liegt
die Heilige Schrift. «Was dann passierte, ist
sozusagen der Klassiker», meint dazu Andreas
Hausammann: «Rolando kam einfach durchs
Bibellesen zum Glauben. Und dieser Glaube hält
ihn innerlich zusammen. Ich weiss, es tönt makaber, aber ohne den Aufenthalt im Gefängnis
wäre Rolando heute nicht so stark, wie er es ist.
Leider spielt jedoch ein Aspekt wie Besserung
keine Rolle in der juristischen Beurteilung.»
Im Internet kann Rolandos Selbstzeugnis nachDer St.Galler begann die Brieffreundschaft vor
gelesen werden: «Ich wusste immer, dass es
Jahren nach dem Besuch einer Veranstaltung
Gott gab, und ich hatte von Jesus gehört. Aber
der Organisation «Lifespark». «Es ist durchaus
ich hatte nicht versucht, ihn zu finden. Als mir
nicht so, dass ich nur der Starke bin und da
dann aber die krasse Realität meines Schickeinen armen Kerl betreue. Er ist stark, und er
sals ins Gesicht starrte,
gibt mir sehr viel.». Bei den
«Ich weiss, es tönt makaber, aber ging ich auf die Knie und
Besuchen fanden Gespräohne den Aufenthalt im Gefängnis betete.» Doch habe er sich,
che nur durch die Panzerglasscheibe statt. Auch En- wäre Rolando heute nicht so stark trotz aller Reue, nicht
selbst vergeben können.
de August wird das wieder wie er es ist.»
Erst die katholische und
so sein, zum aktuellen,
die evangelische Gefängnisseelsorge habe ihn
zweiten Hinrichtungstermin. Beim ersten, vor
den gnädigen Gott finden lassen.
neun Jahren, verbrachte der Schweizer Freund
mit der Familie eine quälende Wartezeit in
VERGEBUNG ERFAHREN
Überlänge, um dann vom Abbruch der ProzeUnmittelbar vor dem – vermeintlichen ersten –
dur zu erfahren. Der Delinquent selbst wurde,
Hinrichtungstermin durfte er mit zwei Priestern
völlig verwirrt und ohne weiteren Kontakt, aus
und einem protestantischen Pastor samt Pfarrdem Warteraum in die Einzelzelle zurückgefrau beichten und Kommunion feiern.
schafft. Ein solcher Aufschub, damals zuguns«Ich wollte Frieden, Gottes Gnade und Vergeten einer juristischen Wiedererwägung durch
bung. Ich wollte in Seinen liebenden Armen geAnwälte erwirkt, ist aller Voraussicht nach
halten werden und gewiss sein, dass ich bald
beim neuerlichen Termin nicht mehr möglich.
sein Angesicht sehen würde. All den Schmerz,
STRAFPRAXIS IM «BIBLE BELT»
die Schuld und Scham loszulassen war wie ein
In den USA gehen die Hinrichtungszahlen seit
Dammbruch. Alles floss raus. Als der Priester
der Jahrtausendwende zurück. Hartnäckig hält
sich die Todesstrafe im «Bible Belt», jenem
Segment der USA, in denen konservativ-evangelikaler Protestantismus Mehrheitskultur ist.
Gnadenloser Moralismus wirkt hier direkt auf
die Strafpraxis: «Was ein Mensch sät, das wird
er auch ernten.» (Gal.6,7). Texas hat die höchsten Zahlen. Hier würde politischer Einsatz für
die Abschaffung Wählerstimmen kosten.
Ziel ist nicht Resozialisierung, sondern rigorose Bestrafung, ja Zerstörung eines Menschen,
der durch seine Tat, so das Verständnis, sein
Lebensrecht verwirkt hat. Entsprechend unmenschlich ist der Vollzug: Rolando Ruiz, heute
Mitte Vierzig, sitzt seit beinahe einem Vierteljahrhundert in Einzelhaft.
Als Zwanzigjähriger machte er, wie er heute
bekennt, «den schlimmsten Fehler, den ein
Mensch je machen kann». Der Drogenabhängige
aus schwierigen sozialen Verhältnissen beging
einen Auftragsmord an einer jungen Frau und
wurde bald verhaftet. Durch kalten Entzug wurde er clean; körperlich hält er sich bis heute fit.
Er begann, die Bibel zu lesen. Denn auch das
Rolando Ruiz, wegen eines Mordes 1992 zum Tod verurteilt.
betete, fühlte ich mich leicht und friedevoll.
Am Schluss haben mich Priester und Pastor
umarmt, physisch umarmt! Das war überwältigend für mich, denn ich hatte seit meiner Festsetzung nie mehr Berührung mit einem anderen Menschen. Ich hatte vergessen, wie es sich
anfühlt, so gehalten zu werden. Was mich am
tiefsten berührte, war, dass auch die Pfarrfrau
sich näherte, ihre Arme ausbreitete und meinte: ‹Ich möchte dich jetzt fest drücken, für Deine Mutter.› Tränen liefen mir über das Gesicht
ob dieser liebevollen und freundlichen Geste.»
Rolando Ruiz beschreibt diese Erfahrung als
sein «Nahtoderlebnis», und fügt hinzu: «Ich
habe Gottes mächtige Hand auf meinem Leben
gespürt: Wenn jemand in Christus ist, dann ist
das neue Schöpfung; das Alte ist vergangen,
siehe, Neues ist geworden (2. Kor. 5,17)».
Andreas Hausammann berichtet aktuell: «Selbst
dass er jetzt im Death Watch Trakt untergebracht ist und da alle paar Tage miterlebt, wie
Mitgefangene zur Hinrichtung abgeholt werden,
scheint sein Vertrauen nicht zu erschüttern,
dass er letztendlich geborgen ist und erwartet
wird. Rolandos Hauptsorge gilt der kranken
Mutter, deren einziger Sohn er ist.» Ŷ
Links im Internet zu Rolando Ruiz’s Selbstzeugnis und
zu Andreas Hausammann siehe kirchenbote-sg.ch
Autor Pfarrer Martin Breitenfeldt war OeME-Beauftragter der St.Galler Kantonalkirche und arbeitet
derzeit in ähnlicher Funktion bei der Zürcher Landeskirche. Er gehört zu einem Unterstützerkreis
von ca. 50 Menschen, die regelmässig von Andreas
Hausammann informiert werden.
Andreas Hausammann setzt sich ein für Rolando Ruiz.
WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 7
PANORAMA GEMEINDEN
«Was am Ende noch trägt»
Ein Büchlein zu Palliative Care wird in der Region präsentiert
Text und Fotos: Reinhold Meier, Wangs
Der Fachverband Palliative Ostschweiz präsentiert ein einfühlsam konzipiertes Büchlein
mit Texten und Bildern für den letzten
Lebensabschnitt. Die Initiative dazu hat die
evangelische Seelsorge ergriffen.
Blick vom neuen Abendmahlstisch zur Empore hinten.
Oberuzwil: Grubenmannkirche
renoviert und neu eingeweiht
Text und Foto: Annelies Seelhofer-Brunner, Oberuzwil
Ostern 2016 war für die Oberuzwiler Reformierten ein Freudentag, wurde doch die während
neun Monaten von Grund auf renovierte Grubenmannkirche wieder eingeweiht. Vor der
letzten Renovation von 1966 hatten Chorraum
und Farbgestaltung noch ganz anders ausgesehen. Für die nun abgeschlossene Renovation
wurden in Absprache mit Denkmalschutz, Baukommission, Gemeinde und Architektenteam
möglichst Originalmaterialien verwendet. Die
Kirche soll dennoch den heutigen Anforderungen an Lichtgestaltung, Steuerung der Heizung
sowie Tonanlage (Sound) entsprechen.
Die Kanzel ist aus dem Chorraum entfernt
worden, was den liturgischen Elementen mehr
Raum gibt. In der Mitte steht – durch Grösse
und Form als wichtiges Element erkennbar –
ein Abendmahlstisch mit dunkler Oberfläche.
Er ist getragen von gebogenen, hellen Holzelementen, die den Rundungen des barocken,
seinerzeit von Baumeister Hans Ulrich Grubenmann gestifteten Taufsteins nachempfunden
sind. Neu steht auf der linken Seite anstelle der
Kanzel ein Rednerpult in gleicher Farbgebung
wie der Abendmahlstisch. Der Osterkerzenhalter zwischen Taufstein und grossem Tisch
vervollständigt das liturgische Trio. Der Blick
zur Decke mit den wunderbaren Stuckaturen
ist zudem wieder eine einzige Freude. Ŷ
Die sensibel gestaltete Broschüre will jenen
spirituellen Erfahrungsschatz öffnen, den Menschen über Jahrhunderte gesammelt haben, um
dem oft so unaussprechlichen Erleben am Lebensende Ausdruck zu geben. Die Auslese umfasst denn auch Texte am Rande des Sagbaren.
Dabei greift sie zurück auf Gedichte, Gebete,
Geschichten und Aphorismen des christlichen
Kulturkreises, öffnet aber den Blick weit darüber hinaus. Illustriert ist sie mit zarten GazeBildern der St.Galler Künstlerin Verena Staggl.
«In der Zerbrechlicheit des Lebens leuchtet
auch etwas von seiner Kostbarkeit auf», erklärt
Renata Aebi den Ansatz. Die Theologin aus Sargans ist Projektleiterin für Seelsorge in der Palliative Care der reformierten Kantonalkirche und
hat die Publikation angeregt und forciert. Das
Büchlein sei ein Sprachangebot für Betroffene
und Begleitende, pflichtet Karin Kaspers-Elekes
bei, die Präsidentin von Palliative Ostschweiz.
«Die Texte wollen auf der Suche nach dem, was
trägt, begleiten.»
SEELSORGE LEISTET EINEN BEITRAG
Die Broschüre belegt denn auch, dass die einst
noch belächelte Seelsorge längst im professionellen Umfeld angekommen ist. «Sie bringt sich
als Expertin der Spiritual Care ein und wird als
integraler Bestandteil der Palliativ-Pflege geschätzt», hält Aebi fest. Sie verweist auf den
hohen Qualitätstandard moderner Spitalseelsorge, der in langer akademischer und praktischer Ausbildung erworben werde.
Sie freue sich zudem über die Offenheit von
Pflege, Medizin, Therapie und Psychologie für
spirituelle Fragen. Seelsorge dürfe im fachübergreifenden Bemühen um ein «gutes Leben
bis zuletzt» verdeutlichen, welche Ressource
spirituelle Aspekte bei Krankheit, Abschied und
Tod hätten. Ihre Stärke liege auch in der Chance, durch Feiern und Rituale Lebensvergewisserung spürbar zu machen. Das Buchprojekt erweise sich dabei als wertvolle Handreichung.
Beiträge aller Ostschweizer Kirchen, reformiert
wie katholisch, haben den Druck ermöglicht.
VIER ANLÄSSE IN DEN REGIONEN
Jetzt sind vorab 12 000 Exemplare des Büchleins gedruckt. Sie werden nach und nach gratis
an Interessierte, Betroffene und Institutionen
abgegeben, in St.Gallen, Thurgau, Appenzell
und Glarus. Zudem stellen die beiden Macherinnen die Schrift an vier regionalen Anlässen vor.
Die Reihe startet am 9. Juni im Pflegeheim Werdenberg, am 16. Juni gehts im Kirchgemeindehaus Wil weiter, am 23. Juni steht das Evangelische Zentrum Rapperswil-Jona offen und zuletzt am 30. Juni die Chileschüür von Wigoltingen im Thurgau.
Um 19.30 Uhr starten die Abendanlässe, jeweils
begleitet von Musik, mit Klavier, Gesang, Gitarre
oder Harfe. Karin Kaspers-Elekes referiert über
die «Bedeutung des Netzwerks für Betroffene
und Bezugspersonen», Renata Aebi spricht über
die «Unterstützung von Seelsorge in Krankheit
und Sterben». Der Eintritt ist frei. Ŷ
Kapf kommt, Büriswilen geht
Text: rn
Jetzt ist es beschlossene Sache: Das Gebiet
Kapf AI (evangelisch bisher zur Kirchgemeinde
Reute-Oberegg gehörend) wird nun mit der Zustimmung der Altstätter Evangelischen zugehörig ins Rheintal wechseln, und die reformierten
Einwohner von Büriswilen AI (bisher bei der
Kirchgemeinde Berneck-Au-Heerbrugg) werden
Mitglieder der Kirchgemeinde Reute-Oberegg.
Im Falle von Büriswilen sind die Verträge zwischen dem Kanton AI und den Landeskirchen
von St.Gallen und Appenzell genehmigt und unterzeichnet, sodass die neuen Regelungen 2017
in Kraft treten. Im Falle von Kapf – betroffen
sich acht Erwachsene und fünf Kinder – wird
nun der Zugehörigkeitswechsel vorbereitet. Ŷ
8 AUSGABE 6–7/2016
Wollen den Erfahrungsschatz der Seele öffnen: Renata Aebi und Karin Kaspers-Elekes präsentieren das wertvolle Büchlein.
PANORAMA KANTON
PANORAMA KANTON
Reformationsjubiläum 2017 mit
Jugendtheater zu Zwingli eröffnet
Text: Francesca Trento | Foto: www.kantiwattwil.ch
Der Vorstand der Evangelischen Frauenhilfe an ihrer Jahresversammlung 2016 im Haus zur Perle in St.Gallen.
Lara Stoll bei der Frauenhilfe
Text und Fotos: Andreas Schwendener
Die als Verein organisierte Evangelische Frauenhilfe St.Gallen-Appenzell bietet Beratung
und Unterstützung für Frauen und deren Bezugspersonen an. An der Jahresversammlung
Ende April erhielten die zahlreich anwesenden Mitglieder Einblick in die Arbeit der Beratungsstelle und erfreuten sich an der frischen
Darbietung der Poetry-Slammerin Lara Stoll.
Präsidentin Marcelle Gmür begrüsste speziell
die beiden Kirchenrätinnen Annina Policante
und Christine Culic-Sallmann – sind doch die
St.Galler Kirche mit einem jährlichen Beitrag
von 80 000 Franken und die Appenzeller Kirche
mit 18 000 Franken neben den Kollekten aus den
Gemeinden und privaten Spenden die Hauptsponsoren der Frauenhilfe. Vorstandsmitglied
Ines Schroeder Helm gab zu bedenken, wie Zeit
wunderbar vermehrt werden kann. Ausgehend
von der biblischen Erzählung über die wunderbare Brotvermehrung legte sie dar, wie verschenkte und geteilte Hingabe rundum bereichert und nährt. Sich täglich fünf Minuten Zeit
zu nehmen, die bewusst mit dem Blick nach
oben in Dankbarkeit verbracht werden, könne
zu einer wunderbaren Vermehrung der Lebensfreude führen.
«MEHR LEBENSFREUDE»
«Mehr Lebensfreude», das Motto der Frauenhilfe im Jahr 2015, griff auch Stellenleiterin Sonja
Hasler auf. Lebensfreude werde gefördert durch
kleine Pausen, Spaziergänge, Essen, Hobbys
usw., aber auch durch Kulturgüter. Was vielen
selbstverständlich erscheint, nämlich Lebensfreude durch den Kauf eines Buches, durch Ferien oder Kurse, könnten sich die bei der Frauenhilfe anklopfenden Hilfesuchenden oft nicht
leisten. 88 000 Franken Nothilfe seien im letzten
Vereinsjahr ausgerichtet worden, 10 000 Franken mehr als 2014. Bei den 158 im vergangenen
Jahr angelegten Klientinnen-Dossiers und den
470 Beratungen mit Frauen aus 31 Nationen war
der Stellenleiterin Sonja Hasler das Drei-Beine-Modell hilfreich. Die sich gegenseitig tragenden Bereiche Gesundheit, Arbeit und Beziehung
seien bei den Ratsuchenden aus dem Gleichgewicht gefallen. Am Beispiel einer durch Heirat
in die Schweiz gekommenen Ausländerin zeigte
sie auf, wie durch Scheidung das Beziehungsnetz wegfalle und bald auch die Bereiche Arbeit
und Gesundheit davon tangiert würden. Auch
wurde an dieser Fallgeschichte ersichtlich, wie
in der Praxis verschiedene Institutionen wie
das Frauenhaus, Kesb, Stiftungen usw. zusammenarbeiten.
KRITIK AM GRUNDEINKOMMEN
Von der Tätigkeit der Evangelischen Frauenhilfe
Schweiz EFS berichtete Marianne Jordi aus Appenzell. Die EFS fördere Frauen in Kirche und
Politik und nehme Stellung zu aktuellen Fragen.
So unterstütze sie die «Konzernverantwortungsinitiative» der Hilfswerke. Zur Abstimmung am
5. Juni über das «Bedingungslose Grundeinkommen» hätte sich eine Arbeitsgruppe Gedanken
gemacht. Die «kritischen Bewertungen» können
auf der Website der EFS eingesehen werden.
WAS IST DENN POETRY-SLAM?
Nach einem kurzen Imbiss präsentierte die
29-jährige Poetry-Slammerin Lara Stoll Texte
aus ihrem Repertoire. Poetry-Slam ist eine Art
Dichterwettbewerb, an dem die Teilnehmenden
während fünf Minuten einen eigenen Text ohne
Requisiten nur Kraft ihrer Stimme möglichst
effektvoll präsentieren. Sieger, per Applaus ausgemacht, erhalten eine Flasche Schnaps.
In ihren schnellen und für die anwesenden
Frauen etwas frechen Texten reflektierte Lara
Stoll den Kühlschrank der Eltern, die Mutter auf
Facebook, eine Castingshow für ihre Texte, Reflexionen zu ihrem Auftritt bei der Frauenhilfe
und eine autobiografische Liebestragödie.
Die Seelen der Zuhörenden verjüngten sich und
spornten die Slammerin mit herzlichem Lachen
an. Lara Stoll verzichtete auf die Hälfte des Honorars. Zudem wurde ihr Auftritt durch eine
grosszügige Spende unterstützt. Ŷ
Kaum Schnaps, aber doch ein Dankeschön für Lara Stoll.
Mit «Huld und Schuld» dem Reformationsjahr
schon jetzt huldigen – das taten die Kantischüler von Wattwil im «Dömli» Ende April.
Wie die ehemalige evangelische Kirche Ebnat-Kappel zum Kulturzentrum umgenutzt
wurde, so reformierte Zwingli die damalige
Schweizer Kirche. Zumindest so ähnlich.
«Es waren super Aufführungen mit unglaublich
motivierten Schauspielern, mit dem grossartigen Organisten Wolfgang Sieber und einem
Chor, der Freude an unkonventionellem Schaffen hat.» Das sagt Barbara Bucher, Regisseurin
des Theaterstücks «Huld und Schuld», das die
Reformation mit dem 21. Jh. verbunden hat.
Denn die Kantischüler für ein Kirchenthema zu
motivieren, war für sie gleichzeitig das schwerste wie das grossartigste Element des Stücks.
Widerstand gegen Reformation damals und heute.
«Als ich meinen Theaterschülern das Projekt
vorstellte, in dem es um die Reformation, die
Kirche und einen sogenannten Zwingli geht,
waren sie nicht begeistert», sagt Bucher. So
habe sie einen Weg suchen müssen, um das
Thema jedem zugänglich und schmackhaft zu
machen. «Dafür haben wir das Theater in vier
Ebenen aufgeteilt», sagt sie. Die Reformation
und das Leben Zwinglis; eine Familie im Jahr
2016 mit Kindern, von denen sich der Sohn in
eine integrierte Syrierin verliebt und mit Vorurteilen anderer gegenüber seiner Liebe zu kämpfen hat; seiner Grossmutter, die damals aus
konfessionellen Gründen nicht die Liebe ihres
Lebens heiraten durfte; und die drei Erzengel.
«Michael, Gabriel und Raphael ermöglichen das
‹Switchen› zwischen den 500 Jahren.»
Zwischen den Geschichten kristallisiere sich
eine Gemeinsamkeit heraus. «Genau diese ermöglichte es, die Reformation vielen näherzubringen.» Denn wie Zwingli für eine Reformation kämpfte, sich Feinde und Vorurteile machte,
so litt vor nicht allzu langer Zeit eine Generation noch unter den Konfessionsunterschieden.
Und so bestünde auch heute diese Kluft zwischen Menschen aus verschiedenen Kulturen.
«Der Schweizer Junge, der das syrische Mädchen heiraten will und nicht einmal von der
eigenen Familie unterstützt wird, zeigt dies genau auf», erklärt Bucher. Solche Inhalte hätten
die Schüler motiviert, sich für «Huld und
Schuld» ins Zeug zu legen. Ŷ
WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 9
IN KÜRZE
PANORAMA SCHWEIZ
Die Kirchlich-Theologische Schule
KTS neu mit individuellem Lehrgang
Menschlicher Embryo im zwei- und vierzelligen Stadium.
Die Kirchlich-Theologische Schule KTS in
Bern richtet sich an Berufsleute – Frauen und
Männer im Alter von ca. 20 bis 40 Jahren –
die Pfarrerin oder Pfarrer werden wollen. Die
Ausbildung berechtigt zum Theologiestudium
an den Universitäten Bern und Basel.
Grenzen für Fortpflanzungsmedizin
Text: ref.ch/sek | Foto: Minami Himemiya/Wikimedia
Die Revision des Gesetzes zur Fortpflanzungsmedizin gehe zu weit, sagt der Schweizerische Evangelische Kirchenbund (SEK) zur
Abstimmung vom 5. Juni. Die Präimplantationsdiagnostik brauche engere Grenzen als
vorgesehen. Deshalb unterstütze der Kirchenbund das Referendum gegen das Gesetz.
Die Präimplantationsdiagnostik (PID) sei ein
Schritt in Richtung Selektion zukünftiger Kinder,
schreibt der SEK. Der Kirchenbund verweist auf
drei Grenzen, die der Gesetzesentwurf nicht
ziehe. So will er, dass die PID nur in genau definierten Ausnahmefällen wie einer schweren
Erbkrankheit zulässig ist. Weiter sollen künstlich erzeugte Embryonen nur für eine Schwangerschaft und nicht für Forschungszwecke verwendet werden dürfen. Und schliesslich fordert
er eine psychologische und ethische Beratung
für Eltern, weil bei der Embryonenselektion
«keine medizinische Entscheidung getroffen,
sondern ein Kind gewählt» werde.
Die Gesetzesrevision zur Fortpflanzungsmedizin werfe viele Fragen auf, die über die medizinischen hinausreichten, heisst es weiter. Die
wichtigsten Fragen beantworte der Kirchenbund deshalb in einer Broschüre. Ŷ
Kirchenbund: Ja zum Asylgesetz
Text: ref.ch/SEK
Die Ausbildung an der Kirchlich-Theologischen
Schule KTS wird neu als Einzelschulung angeboten. Damit ist ein inhaltlich und organisatorisch auf Studierende zugeschnittener Weg zum
Theologiestudium möglich.
DAS AUSBILDUNGSPROFIL
Die Ausbildung ist konzentriert. Die KTS ermöglicht in 2 Jahren den individuell kürzesten
und kostengünstigsten Weg zum Theologiestudium. Sie legt grossen Wert auf Eigenverantwortung, Beziehungsarbeit und Verbindlich-
keit. Erwachsenengerechte Betreuungs-, Kursund Umgangsformen ermöglichen dies und
schaffen ein Bildungsklima, in dem Studierende
und Betreuende zusammenarbeiten.
Während der Ausbildung bietet die KTS Studierenden individuelle Lernzielunterstützung. Der
Besuch der Fächer, Tutorien und Beratungsgefässe – jeweils in Kleinstgruppen oder einzeln –
ist abhängig von periodischen Zielgesprächen
und Lernnachweisen. Die Abmachungen gelten
jeweils für ein Quartal und sind verbindlich.
Falls durch begleitende Berufstätigkeit der Zeitraum von zwei Jahren zu kurz ist, kann die Prüfung auch nach drei Jahren abgelegt werden.
Nächster Ausbildungsstart: 15. August 2016. Ŷ
Mehr Infos: www.theologischeschule.ch
HEKS startet Solidaritätskampagne
Text: comm./ref.ch | Foto: HEKS
Das Hilfswerk der Evangelischen Kirchen
Schweiz (HEKS) ruft in einer Kampagne zur
Menschlichkeit gegenüber Flüchtlingen auf.
Ein grünes Armband symbolisiert die Gemeinschaft der Solidarischen.
Die Zahl der Menschen, die in der Schweiz Zuflucht suchen, wird in den kommenden Monaten weiter steigen. Das Hilfswerk HEKS startete
deshalb am 2. Mai eine Kampagne für Solidarität mit den Flüchtlingen. «Farbe bekennen für
eine menschliche Schweiz» will die «Stimmen in
unserem Land bündeln, die sich für Solidarität
gegenüber Flüchtlingen engagieren», heisst es
in der Mitteilung von HEKS. Als Erkennungszei-
chen dient ein grünes Armband. Dieses soll bis
zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni von möglichst vielen Personen gut sichtbar am Handgelenk getragen werden.
Zum Kampagnenstart wurde ein Turm des Zürcher Grossmünsters mit solch einem Armband
in Grossformat eingekleidet. Die Initianten planen ähnliche Aktionen in weiteren Schweizer
Städten.
Die Kampagne wird von zahlreichen Organisationen und Institutionen mitgetragen. Das Armband für Menschlichkeit kann auf der Webseite
«Farbe bekennen» bestellt werden. Ŷ
Der Schweizerische Evangelische Kirchenbund (SEK) unterstützt die Revision des
Asylgesetzes, über die am 5. Juni abgestimmt wird. Die rascheren Asylverfahren
dürften aber nicht auf Kosten der Rechte der
Asylsuchenden gehen.
Der Kirchenbund befürwortet die Beschleunigung der Asylverfahren, «da die Schutzsuchenden weniger lang in Ungewissheit über ihre Zukunft leben müssen», schreibt der SEK.
Die Beschleunigung der Verfahren dürfe aber
nicht auf Kosten des Rechtsschutzes gehen.
Bisher hätten Kirchen, Hilfswerke und Nichtregierungsorganisationen den Asylsuchenden
Rechtsberatung angeboten. Der Staat könne
den Rechtsschutzbedarf der Asylgesetzesrevision nicht mehr an andere Akteure delegieren. Ŷ
10 AUSGABE 6–7/2016
Kampagnenstart am 2. Mai mit einer Schleife für mehr Menschlichkeit am Zürcher Grossmünster.
PANORAMA SCHWEIZ/WELT
IN KÜRZE
Papst lehnt Kopftuchverbot ab
Text: kath.ch/cic
Papst Franziskus hat sich gegen ein Kopftuchverbot ausgesprochen. «Wenn eine muslimische Frau ein Kopftuch tragen will, muss
sie das tun können, ebenso wie ein Katholik,
der ein Kreuz tragen will», sagte er im Interview einer französischen Tageszeitung mit
Blick auf das Kopftuchverbot in Frankreich.
Zugleich kritisierte er Frankreich wegen einer
«übertriebenen Laizität». Religionen würden
wie «eine Subkultur» betrachtet und nicht wie
eine «echte und eigene Kultur», so der Papst.
Im Sonderzug beim Gespräch: Der Wiler Imam Bekim Alimi und Regierungsrat Martin Klöti. Bekim Alimi löst im Präsidium
des Dachverbands islamischer Gemeinden der Ostschweiz (DIGO) den vor einem Jahr verstorbenen Hisham Maizar ab.
Ein Sonderzug zum Jubiläum
Text: ref.ch | Bild: as
Seit zehn Jahren gibt es den Rat der Religionen. Zum Jubiläum fuhr ein Sonderzug mit
viel Prominenz von St.Gallen nach Genf. Im
Salonwagen gabs Gespräche und Kunst.
2006 wurde der Rat der Religionen auf Initiative
des damaligen Kirchenbundspräsidenten Thomas Wipf gegründet. Im Rat sind die wichtigsten
religiösen Repräsentanten der Schweiz vertreten, und zwar aus den drei christlichen Landeskirchen, aus der jüdischen Gemeinschaft, der
christlich-orthodoxen Gemeinde sowie islamischer Organisationen. Die Repräsentanten tref-
fen sich regelmässig zum Austausch und zur
Beratung. Aktueller Vorsitzender des SCR ist
Kirchenbundspräsident Gottfried Locher.
Zur Feier hat der Rat am 22. Mai einen Sonderzug mit zwei SBB-Salonwagen von St.Gallen nach
Genf organisiert. Mit dabei waren prominente
Gäste wie Regisseur Rolf Lyssy, Miss Schweiz
Lauriane Sallin, Fitnesspapst Werner Kieser,
Köchin Vreni Giger, Sänger Marc Aymon, Nationalrat Gerhard Pfister, Schriftsteller Lukas Hartmann und andere. Auf der Fahrt gab es Konzerte, Darbietungen und viele Gespräche. Ŷ
EUROPA HAT VIELE WURZELN
Zugleich betonte er, dass Europa nicht nur eine
christliche Wurzel habe. Es gebe viele Wurzeln.
Wenn die Rede vom christlichen Europa sei,
fürchte er, dass der Ton «triumphalistisch oder
rachsüchtig» sein könne. Europa habe zweifellos christliche Wurzeln und das Christentum
habe die Pflicht, sie zu bewässern. Dies dürfe
jedoch nicht in kolonialistischer Manier erfolgen. Nötig sei ein Geist des Dienens, wie er in
einer Fusswaschung zum Ausdruck komme.
Der Papst bekräftigte, dass ein friedliches
Zusammenleben von Christen und Muslimen
grundsätzlich möglich sei. In seinem Heimatland Argentinien etwa hätten die Angehörigen
beider Religionen ein «gutes familiäres» Verhältnis untereinander. Ŷ
Studie: Muslimische Länder uneins
über Einfluss des Islam
Text: kath.ch
Beschränkung der Reformation auf
Wittenberg oder Genf ist provinziell
Text: kath.ch/kna
Der deutsche Historiker Lucian Hölscher
wirbt für eine differenzierte Auseinandersetzung mit der Reformation. Im Gedenkjahr
2017 könnten die Kirchen Wunden heilen.
Dies könne geschehen durch die «Anerkennung
des eigenen Unrechts» und die Aufarbeitung
von Vorurteilen zwischen den Konfessionen.
Die Chancen für ein weltoffenes und versöhnliches Reformationsgedenken stünden nicht
schlecht, so der Historiker. Er warnte jedoch
zugleich vor der «Gefahr des Rückfalls in alte
Denkmuster». Die Reformation sei mehr «ein
staatspolitisches als ein frömmigkeitsgeschichtliches Ereignis» gewesen. Es sei «vermessen», sie als «Geburtsstunde der modernen
säkularen Gesellschaft zu feiern: Galt doch etwa die Gleichheit der Menschen vor Gott immer nur für Christen, nicht, wie heute mit
Recht gefordert, auch für Juden, Muslime oder
andere ‹Heiden›».
AUCH KATHOLISCHE REFORMATOREN
Hölscher plädierte dafür, im Gedenkjahr an
die «gemeinsamen Grundlagen der reformatorischen Aufbrüche in allen Konfessionen» zu
erinnern, auch an «katholische Reformatoren
wie Ignatius von Loyola. Protestantische Reformation und katholische Reform gehören zusammen, sie bilden nur verschiedene Seiten
des einen reformatorischen Aufbruchs an der
Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit». Dazu
gehörten des Weiteren der italienische Humanismus, die französische Religionskritik und
die spanische Spiritualität. Dies miteinzubeziehen helfe zudem, «der Reformation ihre provinzielle Beschränktheit auf Wittenberg, Zürich
und Genf zu nehmen». Ŷ
Muslimische Staaten sind uneins hinsichtlich
der Rolle des Islams bei der Gesetzgebung.
Das geht aus einer in Washington veröffentlichten Studie hervor.
Für eine strenge Koran-Bindung der Gesetze
plädierte eine Mehrheit in Pakistan, in den palästinensischen Gebieten, in Jordanien und
Malaysia. Im Senegal waren noch 49 Prozent
dafür. In Nigeria sprachen sich hingegen nur
27 Prozent für einen Einfluss des Islam auf die
nationale Gesetzgebung aus, in Indonesien
waren es 22 Prozent, im Libanon 15 Prozent
und in der Türkei 13 Prozent.
36 Prozent der Befragten in der Türkei gaben
an, Gesetze sollten gar nicht vom Koran beeinflusst werden. Im Jahr 2012 hatten nur 27 Prozent diese Auffassung vertreten. Gerade junge
Türken äusserten heute seltener die Auffassung, dass Gesetze dem Koran folgen sollten.
Der Umfrage zufolge vertraten Menschen mit
hoher Schulbildung eher eine säkulare Auffassung, während Befragte mit niedrigem Bildungsstand sich eher für eine Koran-Bindung
der nationalen Gesetze aussprachen. Ŷ
WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 11
PALETTE
Singen
Reisen
Musik
HEILSINGEN IN DER GALLUSKRYPTA
REISE ZUR ENTDECKUNG VON LYON
2. Juni, 2. Sept., 6. Okt.: 18 bis 18.35 Uhr
Am 1. Donnerstag des Monats wird die Galluskrypta unter dem Chor des St.Galler Doms
geöffnet. Hildegard Aepli, Pastoralassistentin,
lädt zum Heilsingen an diesem Kraftort ein:
einfache Lieder, Gebet, Lesung, Stille, Zuspruch
und Segen. Mithilfe: Marianne Kundt, Pfarrerin,
St.Gallen. Eingang: rechtes Chorgitter.
Info: [email protected]
13. bis 17. September 2016
Die Église française hat eine Reise nach Lyon
mit einem vielfältigen Programm vorbereitet.
Jedermann ist zur Teilnahme eingeladen.
Infos und Anmeldung unter www.eglisefrsg.ch
oder bei Pfrn. Simone Brandt, Rosenbergweg 18,
9000 St.Gallen, Tel. 071 277 08 56
MITTWOCH-MITTAG-KONZERTE
KIRCHE ST.LAURENZEN IN ST.GALLEN
Pilgern
Meditieren
STILLE AM MITTAG
Freitags, 12.15 bis 13.15 Uhr
Eingangsgebet oder Mystikerwort, Sitzen in der
Stille, achtsames Gehen, Sitzen in der Stille,
Schlusstext. Ort: ökumenische Kirche Halden
MEDITATION IN DER STILLE (ZAZEN)
NACH VIA INTEGRALIS
Mittwoch, 15. Juni und 6. Juli, 18–20.30 Uhr
Diese Kurstage sind getragen durch einen ruhigen Wechsel zwischen Bewegung und Sitzen in
der Stille. Regelmässiges Sitzen in der Stille
(Zazen) ist ein persönlicher Erfahrungsweg,
der zeigt, wie Sie konkret im Alltag echter leben
können. Schulung auf Wunsch.
Ort: KGH Heiligkreuz, Lettenstr. 18, St.Gallen
Anmeldung und Auskunft: Werner Frei, Kontemplationslehrer, [email protected],
www.meditation-sg.ch
KONTEMPLATION UND ACHTSAMKEIT
27. bis 29. Juni, 18–13 Uhr
Elemente: Körperübungen, Einführung und
Übung der Kontemplation (Schweigemeditation des Zen, verbunden mit christlicher Mystik), Impulse zum Weg der Achtsamkeit, Gehmediation.
Ort: Fernblick, Teufen, Tel. 071 335 09 19
Leitung: Margrit Wenk-Schlegel (071 288 656 88
oder [email protected]) – Es besteht die
Möglichkeit, den Kontemplationstag vom 30.6.
anzuschliessen. www.meditation.margritwenk.ch
TAG DER STILLE – KONTEMPLATION
VIA INTEGRALIS
30. Juni, 9 Uhr bis 16.30 Uhr
Eintauchen in die Stille, für den Frieden in uns
und in der Welt im Rahmen des Projekts «Meditieren für eine friedliche Welt».
Kurs inklusive Mittagessen: Fr. 100.– bis 160.–
(Selbsteinschätzung) Leitung: Leitung: Margrit
und Charlie Wenk-Schlegel (071 288 656 88 oder
[email protected]) siehe oben.
HEILMEDITATION
Mittwoch, 15. Juni/10. August, 14.30 Uhr
Mit Heilpraktikerin Hedda Schurig, Weirden 1
9062 Lustmühle/AR, Tel. 071 333 30 28
[email protected]
Ort: Offene Kirche St.Gallen
12 AUSGABE 6–7/2016
PILGERN AUF DEM JAKOBSWEG
Dienstag, 7. Juni: Brunnen–Stansstad (Schiff),
Stansstad–Flüeli-Ranft
Dienstag, 9. August: Brünig–Brienz
Dienstag, 20. September: Interlaken–Beatushöhle–Spiez
Dienstag, 4. Oktober: Spiez–Amsoldingen
Leitung: Walter Hehli, Wattwil.Auskunft, Anmeldung und genaues Programm:
Walter Hehli, Sägeweg 5, 9620 Lichtensteig.
Tel. 071 988 12 14, E-Mail: [email protected]
12.15 bis 12.45 Uhr
4. Mai: Beethoven und Ravel, der Kontrast
11. Mai: Klangwelt in natürlicher Schönheit
18. Mai: Come let us sing
25. Mai: Flöten- und Harfenzauber
1. Juni: Biber’s Rosenkranz-Sonaten
8. Juni: Höre mit dem Herzen, Ensemble Padma
15. Juni: Canciones de Amor, Simone Veltman
22. Juni: Reifes Spätwerk von Haydn,
29. Juni: Barockmusik
6. Juli: First Class Blues & Boogie Woogie
LAMBARENE – IN EHRFURCHT VOR DIR!
11. Juni, 20 Uhr, kath. Kirche Alt St. Johann
Ein Benefiz-Konzert, das Afrika mit Toggenburger Klängen verbindet! Chorprojekt St.Gallen,
Leitung und Klavier: Peter Roth
Das Konzert wird am 25. Juni um 18.30 Uhr im
Münster von Konstanz wiederholt.
STADTPILGERN
Samstag, 11. Juni, Freitag, 9. Sept.,
jeweils 9.30 Uhr bis ca. 18 Uhr
Durch die Stadt zu Brunnen und Wasser, die
Stadt St.Gallen pilgernd erfahren – dazu lädt
das Stadtpilgern ein.
Gemeinsame Einstimmung in der Kirche
St. Laurenzen. Lunch aus dem Rucksack. Am
Nachmittag Begegnung im Kloster Notkersegg.
Gemeinsamer Abschluss in der Kirche Halden.
Wir gehen 3–5 Stunden, Leitung Regina Pauli,
Pilgerbegleiterin EJW. Erwachsenenbildnerin
Eidg. FA, Auskunft für Interessierte
Regina Pauli, Kesswil, Tel. 071 460 29 67
[email protected]
Kosten: Fr. 50.– pro Person
Daten für Gruppen nach Absprache
www.lebenwirken.ch
Gottesdienste
ÉGLISE FRANÇAISE
Cultes du dimanche à 10 h à l’église de
St-Mangen, sauf le premier dimanche du mois.
Cultes du soir mensuels à Rorschach, Rapperswil et Glaris. Renseignements auprès de
Simone Brandt, pasteur, tél. 071 277 08 56 ou
www.eglisefrsg.ch
GOTTESDIENST AUF DER SCHWÄGALP
Jeweils 9.45 Uhr in der Kapelle
5. Juni: Jeremias Treu, Kirchberg
12. Juni: Hans-Ruedi Gerber, Oberhelfenschwil
19. Juni: Harald Greve, Schönengrund
26. Juni: Johannes Stäubli, Waldstatt
3. Juli: Bernhard Rothen, Hundwil
10. Juli: Käthi Meier-Schwob, St.Gallen
17. Juli: Corinna Boldt, Walzenhausen
SILENCE - EIN LOB DER STILLE
Freitag, 16. September, 20 Uhr
Samstag, 17. September, 20 Uhr
Sonntag, 18. September, 17 Uhr
Die Komposition «silence – ein Lob der Stille»von Peter Roth spannt den musikalischen Bogen vom Gregorianischen Choral zu Jazzballaden und vom Mantra zum Zäuerli.
Alexander Lauterwasser macht die Schwingungen der gespielten und gesungenen Töne in
projizierten Wasserklangbildern sichtbar.
Ort: Pfalzkeller St.Gallen
Vorverkaug: www.silence.sg
Sich bilden
VORPREMIERE ZUM FILM I.P.V. TROXLER –
PHILOSOPH, ARZT, SCHWEIZ-MACHER
5. Juni, 11.45 Uhr
Ein Film von Christian Labhart in Koproduktion mit
Sternstunde Philosophie
SRF. Nach dem Film Publikumsgespräch mit der Philosophin Brigitte Hilmer,
dem Historiker Josef Lang
und dem Regisseur Christian Labhart.
Ort: Kino Picadilly 1,
Zürich, Eintritt frei
PALETTE
AUSSATZ UND PEST IN ST.GALLEN
Dienstag, 7. Juni, 18–20 Uhr
Treff beim Vadian-Denkmal am Marktplatz.
Stadtwanderung mit Walter Frei und Charlie
Wenk bis ins Linsebühl.
ÄGYPTEN NACH ARABISCHEM FRÜHLING
Dienstag, 14. Juni, 18 Uhr
Vortrag von Dr. Mariz Tadros, University of
Sussex: Egypt's Post-Arab Spring, Transition:
The Challenges of Social Pluralism.
Ort: Hotel Glockenhof, Zürich
www.middle-east-minorities.com
RELIGIÖSE AUFBRÜCHE IN ST.GALLEN VON
DER REFORMATION BIS HEUTE
Mittwoch, 15. Juni, 14.30-16.30 Uhr
Treff bei der Kirche St.Mangen. Stadtwanderung mit Walter Frei und Charlie Wenk.
«DER VERWANDLUNG VERTRAUEN»
Sonntag, 19. Juni, 11.15 Uhr
Vortrag von P. Anselm Grün, Propstei St. Gerold
A-6722 St.Gerold, Tel. 0043 (0)5550 2121
RUNDGANG IN KONSTANZ
Montag, 20. Juni, 14.45– ca. 16.30 Uhr
Juden, Hexen, Dissidenten und andere Minderheiten im alten Konstanz. Start 14.45 Uhr beim
Ausgang Schweizerbahnhof Konstanz.
Möglicher Treff in St.Gallen 13.15 Uhr in der
Bahnhof-Schalterhalle (Abfahrt S 8, 13.35 Uhr).
Stadtwanderung in Konstanz mit den Theologen Walter Frei und Charlie Wenk.
Junge Erwachsene
«RISE UP»-GOTTESDIENST
Sonntag, 5. Junil, 10 bis 11 Uhr
Die «Rise Up»-Gottesdienste verweben aktuelle
Lebensthemen mit modernen Melodien, Rhythmen und Texten. Das ökumenische Liederbuch
«Rise Up» dient dabei als Inspiration. Mit «Chinderhüeti». Ort: Kirche Feld
Veranstalter: Kirchgemeinde Flawil
ST.GALLER STADTGEBET
Donnerstag, 9. Juni, 19.30 bis 20 Uhr,
Einsingen um 19.15 Uhr
Das St.Galler Stadtgebet für junge Leute im
Chorraum der Kathedrale ist eine Ermutigung
zur Begegnung mit der eigenen Spiritualität.
Ort: Chorraum der Kathedrale St.Gallen
Veranstalter: Safranblau
GO2BE
Sonntag, 19. Juni, 18.30 bis 19.30 Uhr
Eine frische Form des Feierns! Im Mittelpunkt
stehen das Lob Gottes, die Zeit zum Beten und
Hören auf Gottes Wort.
Ort: Kirchgasse 1, Buchs
.8 (PUNKT ACHT)
Freitag, 24. Juni, 20 Uhr
Ein moderner Gottesdienst mit Band, Theaterspiel, Predigt und Kreuzverhör. Für alle, die einen Gottesdienst einmal anders erleben möchten. Mit feinem Apéro im Anschluss!
Ort: Evang. Kirchgemeindehaus Altstätten
Veranstalter: Evangelische Kirche Altstätten
DIE GRENZE VORARLBERG/SCHWEIZ IN
DER NS-ZEIT
Donnerstag, 23. Juni, 20 Uhr
Vortrag von Referent: Dr. Alfons Dür, pensionierter Präsident des Landesgerichtes Feldkirch, Autor des Buches «Unerhörter Mut. Eine
Liebe in der Zeit des Rassenwahns.»
Die Flüchtlingspolitik der
Schweiz und insbesondere
jene des Kantons St.Gallen
in der NS-Zeit ist gut erforscht. Aber was geschah
mit jenen Flüchtlingen, die
es nicht schafften, in die
Schweiz zu gelangen und
deren Flucht in Vorarlberg
scheiterte? Alfons Dür, früher Präsident des Landesgerichtes Feldkirch, erforscht die dort gescheiterten Fluchtversuche und berichtet anhand
konkreter Schicksale über die Situation auf Vorarlberger Seite.
Ort: Evang. Kirche Rotmonten,
Berghaldenplatz 4, 9010 St.Gallen
Veranstalter: Christlich-jüdische Arbeitsgemeinschaft St.Gallen/Ostschweiz (CJA)
TÜRME UND TORE IM ALTEN ST.GALLEN
Dienstag, 28. Juni, 18.00-19.30 Uhr
Altstadtwanderung mit Walter Frei. Treff bei
der Talstation der Mühleggbahn.
TIPPS DES MONATS
3. Gaiserwalder Tanztag: «Mirjam
– die grosse Schwester von Moses»
Samstag, 4. Juni, 10 bis 16 Uhr
Gila Heimbucher und Krisztina Sachs laden
wieder zu einem Tanztag ein, dieses Mal im
Kirchgemeindehaus Abtwil.
Kreistänze und freier Ausdruckstanz führen
uns zu den Spuren, die wir von Mirjam in der
Bibel finden.
Bitte bequeme Kleidung mitbringen, ausserdem einen Beitrag zur Teilete am Mittag und
einen Unkostenbeitrag von Fr. 30.–.
Anmeldungen und nähere Informationen bei
Pfrn. Gila Heimbucher, Tel. 071 277 92 02 oder
per Mail: [email protected]
Flüchtlinge im Toggenburg
«komm' rüber»
17. INTERNATIONALER ÖKUMENISCHER
BODENSEE-KIRCHENTAG
24.–26. Juni in Konstanz & Kreuzlingen
Das Motto «Komm’ rüber» aus Apg. 16 greift die
grenzübergreifende Zusammenarbeit am
Kirchntag auf. Grenzen überschreiten, Althergebrachtes hinter sich lassen, Neuem und
Fremdem begegnen, fordert heraus.
INFORMATIONSVERANSTALTUNG:
WENN FLÜCHTLINGE IN DIE GEMEINDE
KOMMEN? – WER MACHT WAS?
Dienstag, 14. Juni, 20 Uhr
Aula Schulhaus Grünau in Wattwil
Wer macht was, wenn Flüchtlinge in die Gemeinde kommen? Matthias Müller, Stadtpräsident Lichtensteig, berichtet. b’treff in Bütschwil und Lebensmittel-Abgabe «Tischlein
deck dich» stellen sich vor. Freiwillige erzählen
aus der Praxis.
Freitagabend: Vortrag von Margot Kässmann:
«2017 – Was gibt es da zu feiern?».
Samstag: 150 Veranstaltungen in elf Themenbereichen bieten Workshops, Foren und (Podiums-) Gespräche sowie Kunst, Kultur und
Ausstellungen. Markt der Möglichkeiten
Angebote für Frauen, Kinder, Familien und
Jugendliche ergänzen das bunte Programm.
Sonntagmorgen: Ökumenische und konfessionelle Gottesdienste (u.a. «Go Special», ökumenischer Familiengottesdienst, orthodoxe göttliche Liturgie) am Sonntagmorgen, verschiedene
Matineen unter anderem mit Heiner Geissler.
Es geht im Film «Schweizer Helden» von Peter Luisi um
ein gewagtes Theaterprojekt mit Asylbewerbern.
Weitere Informationen und das Programmheft gibt es
online unter www.bodensee-kirchentag.de. Wenn Sie
eine E-Mail an [email protected] schicken, erhalten
Sie das Programmheft zugesandt.
FILM «SCHWEIZER HELDEN»
Montag, 20. Juni, 20.15 Uhr
Ort: Kino Passerelle Wattwil
Eintritt frei, Kollekte, anschliessend Apéro
WWW.KIRCHENBOTE-SG.CH 13
AKTUELL
FORUM DER LESERSCHAFT
Versöhnung mit den Wurzeln
An den Redaktor und die Verfasser und Verfasserinnen des St.Galler Kirchenboten ein Kompliment! Einmal mehr habe ich – als Katholikin
mit einem evangelisch–reformierten Mann –
mit Interesse den Kirchenboten gelesen. Das
Thema über die aussergewöhnlichen Bewusstseinszustände hat mich sehr angesprochen.
Ein Ort für Flüchtlinge, gestern und heute: Der Sonneblick in Walzenhausen.
Im Geist des Flüchtlingspfarrers …?
Text: Daniel Klingenberg | Foto: as
Die Tagungsstätte «Sonneblick» im Appenzeller Walzenhausen will 80 bis 120 Asylsuchende aufnehmen. Sie hat eine grosse
humanitäre Tradition, trotzdem sind viele
Ortsansässige dagegen.
«Der Geist von Flüchtlingspfarrer Paul Vogt
wirkt weiter! Sein Sonneblick Walzenhausen
wird, nach der Zeit des Zweiten Weltkrieges
und des Ungarnaufstandes 1956, ab Januar
2017 wieder ein Zufluchtsort für Flüchtlinge.»
So schreibt die Stiftung Sonneblick im März,
die in Walzenhausen die einst von Paul Vogt
gegründeten «Gästehauser mit sozialer Zielsetzung» führt. Der Kanton Appenzell Ausserrhoden (AR) will in diesen Gebäuden ab Januar
2017 ein Durchgangszentrum für 80 bis maximal 120 Asylsuchende führen. Die Mietdauer
soll acht bis zehn Jahre betragen.
Diese Pläne des Kantons stossen in Walzenhausen auf Widerstand. Anfang Mai lud er zu einem
Infoanlass ein. Über 400 Personen erschienen
in der Mehrzweckanlage des 2000-Seelen-Dorfes mit Blick über den Bodensee. «Wir streben
ein gesundes Wachstum der Gemeinde an»,
sagte der parteilose Gemeindepräsident Hansruedi Bänziger auf die Frage, was der Gemeinderat zu den Plänen des Kantons meine. Er
möchte steuerkräftige Zuzüger, die Bauland
kaufen, nicht Asylsuchende. An der Wand hing
ein Plakat mit der Aufschrift «Maximal 45 Personen für maximal 2 Jahre». 591 Personen hatten eine Protestpetition mit diesen Forderungen beim Kanton eingereicht.
POSITIV ERST IM RÜCKBLICK
Der Sonneblick wurde 1933 als «Evangelisches
Sozialheim» für Arbeitslosenkurse gegründet.
Rund zehn Jahre später bauten einheimische
Handwerker zusammen mit 71 Flüchtlingen ein
zweites Sonneblick-Gebäude. Paul Vogt war in
dieser Zeit Flüchtlingspfarrer des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes (SEK) und
bekam dafür den Ehrendoktor. «Flüchtlingsmutter» Gertrud Kurz ging ebenfalls im Sonneblick
ein und aus. Auch Carl Lutz, der als «vergessener Held» 60 000 Juden aus Budapest rettet,
war ein Walzenhauser.
14 AUSGABE 6–7/2016
In den letzten zwanzig Jahren hat sich der Sonneblick mit einem Angebot von Erholungsaufenthalten für Menschen am Rande der Gesellschaft etabliert. «Dass er nun ein Durchgangszentrum werden soll, ist eine Rückbesinnung,
die der Not der Zeit gehorcht», so Adrian Keller, seit 1997 Sonneblick-Leiter.
Aber am Infoabend und in der Berichterstattung der regionalen Medien spielte diese Sonneblick-Tradition keine Rolle. Es ging um Zahlen, markige Voten von Gegnern, aber nicht um
das positive Sonneblick-Image als Zufluchtsort.
Warum argumentierte der Gemeindepräsident
nicht damit? «Wir haben auf diese Tradition
hingewiesen und sind uns sehr wohl bewusst,
dass wir in der Flüchtlingsfrage eine zu Recht
gerühmte Rolle gespielt haben», sagte Bänziger.
Adrian Keller meinte: «Die sehr positive Bewertung der Aufnahme von Flüchtlingen ist wohl
erst im Rückblick entstanden. Es dürfte auch
einen Einfluss auf die Haltung der Bevölkerung
gehabt haben, dass mit dem Blick über den Bodensee das Elend in den 1940er-Jahren direkt
vor Augen stand. Heute ist die Not abstrakter.»
«IDEALE HABEN WENIG GEWICHT»
Gemeindepräsident Bänziger ist im Sandwich
von Ansprüchen. Rechtlich hat er gegenüber
dem Kanton keine direkte Handhabe. Trotzdem
signalisierte er Verständnis für die Petitionäre
– ein heikles Spiel. Warum tut er das? «Das ist
richtig, es fehlt eine rechtliche Grundlage, sich
gegen die Anzahl zu stemmen. Das bedeutet
jedoch nicht, dass wir als Gemeinderat einfach
zu den vom Kanton eingebrachten Zahlen
nicken müssen.» Bänziger wies zudem darauf
hin, dass Walzenhausen auch Offenheit zeige:
«Die Petitionäre sind nicht per se gegen die
Aufnahme von Flüchtlingen, was der Bevölkerung an sich hoch anzurechnen ist.»
Adrian Keller hofft auf Ähnliches wie in der
bernischen Gemeinde Riggisberg. In dem Dorf
mit 2500 Einwohnern waren 150 Flüchtlinge untergebracht, das sind vergleichbare Verhältnisse wie in Walzenhausen. Dort hatte der SVP-Gemeindepräsident gesagt: «Die Flüchtlinge haben dem Dorf gut getan.» Ŷ
Wunderbar, darüber in Zusammenhang mit
Pfingsten zu lesen. Wie so oft bin ich begeistert
und berührt von der Art, wie die biblischen
Themen des Kirchenjahres in Verbindung mit
dem heutigen Leben erklärt werden.
Ich fühle mich zum einen in meiner spirituellen
Suche bestätigt, zum andern erfahre ich Versöhnung mit meinen religiösen Wurzeln als
Katholikin. Herzlichen Dank, dass Sie mir mit
Ihren Artikeln immer wieder eine Horizonterweiterung mit Verbindung zum Herzen ermöglichen. Ich freue mich auf weitere spannende
Ausgaben des KiBo. Ŷ
Sibylla Zwimpfer, St.Gallen
So stellen wir uns «die Kirche» vor!
Seit einem Jahr wohnen wir im Kanton St.Gallen und lesen seither den Kirchenboten. Ich bin
reformiert, mein Mann ist «konfessionslos» und
unsere Kinder sind getauft worden. Dennoch
sind wir keine häufigen Kirchgänger.
Unsere Erfahrung ist, dass uns vieles oft zu
«eng» erscheint. Ethische Werte (säkulare
Ethik) sind an unserem Tisch aber ein grosses
Anliegen und Thema. Sie werden diskutiert und
wir versuchen danach zu leben, diese Anliegen
im Alltag in die Welt zu bringen.
Mit riesiger Freude lesen wir nun den St.Galler
Kirchenboten. Die Inhalte berühren uns sehr.
Die Texte sind so gescheit, differenziert, weltnah, anregend und für uns eine wichtige «Nahrung» geworden. Es macht uns Mut, die schönen Texte und Gedanken zu lesen. Mut, dem
Ruf unserer Sehnsucht nachzugehen und dafür
auch im Alltag einzustehen. So stellen wir uns
«die Kirche» vor! Danke! Ŷ
Annina Schneeberger mit Familie
Ein zeitgemässes Magazin
Hier kommt kein Anliegen, sondern einfach einmal ein Lob zum Kirchenboten. Ich freue mich
immer, wenn dieser zu uns ins Haus kommt.
Dann lese ich die einzelnen Beiträge gerne
durch und fühle mich zum Denken angeregt
oder lerne Neues. Ich finde, dem Redaktor und
seinem Team gelingt ein wirklich tolles, zeitgemässes Magazin, das den Ton trifft und die Balance zwischen religiösen Fragen und Lebenswirklichkeit sehr gut schafft.
Auch das neue Layout (das vermutlich gar
nicht mehr so neu ist) gefällt mir. Also, vielen
Dank für die Arbeit aller Beteiligten! Ŷ
Sandra Schweizer Csillany, St.Gallen
MONATSPORTRÄT
INTERVIEW
Der eigenen Stimme folgen
«Der Konfirmandenspruch
hat sich bewahrheitet»
Sie schätzt das Alleinsein, bringt Menschen
zum Singen und stellt sich in ihrer Arbeit als
Singanleiterin und Ritualbegleiterin in den
Dienst der Gemeinschaft.
«Wenn ich mit der Stimme etwas sage, spüre
ich, ob es ‹stimmt›. Wenn ich es nur denke, ist
es weniger bewusst. Durch die Stimme erhält
es eine Form. Es wird sicht- und hörbar, auch
für andere. Oft bin ich dann selber überrascht
von dem, was ich von mir höre.
Es war in diesem Frühling, als Simone Gantner
folgendes Lied zufiel: «Jetzt kommt die Zeit, um
aufzustehn und rauszugehn. Das Leben freut
sich auf deine Gaben. Das Leben freut sich,
wenn du dich zeigst.» «Es war eine alte Eiche,
die mir das Lied schenkte. Ich komponiere
nicht.» Simone Gantner, 1978, leitet Singgruppen. Soeben beendete sie eine Ausbildung als
Ritualbegleiterin.
Auch in der Naturarbeit geht es um die Kommunikation, mit dem Wesen der Natur, mit einem Baum, einem Stein, einem Grashalm. Wenn
ich traurig bin, sitze ich an den Fluss und gebe
meiner Stimmung über die Stimme Ausdruck.
Ich singe mit dem Fluss und verbinde mich mit
ihm. Und lausche, ob eine Antwort kommt.
Text: Michael Walther, Flawilr | Bild: z.V.g.
Viele Menschen erzählen, dass man ihnen
sagte, dass sie nicht singen können. Ich biete
ihnen einen Ort, wo sie drauflos singen können.
Bei mir geht es darum, dass ich und sie das
Herz hineingeben und dass es Freude bereitet.
«Bevor ich richtig sprechen konnte, sang ich
meine Kinderliederbücher vor- und rückwärts
durch.» Sie sei gerne allein draussen in der Natur gewesen. «Am Bach. Im Wald. Ich habe Blumen gepflückt und gesungen. Logisch kommen
wir von der Natur. Wir sind Natur. Nur fühlen
sich heute viele Menschen davon abgespalten.»
Der Vater war Lehrer in Bütschwil. Es wurde viel
musiziert und gesungen im Haus. Simone Gantner spielte Blockflöte, Akkordeon und Klavier.
Es folgte der Jugendchor. «Ich lernte schnell.»
Beim Schulkrippenspiel erhielt sie die Toprolle
der Maria – und wurde heiser. Der Chor übernahm den Soloteil. Sie begab sich in Stimmtherapie – ausgerechnet, mit ihrem Bezug zum
Singen. «Ich wollte immer Lehrerin werden.
Nun glaubte ich, dem nicht gewachsen zu sein.
Dazu musste man doch singen können.»
SINGEN ALS ABSICHTSLOSER RAUM
«Erst heute ist das Singen für mich wieder ein
absichtsloser Raum.» Sie ging zur Schule bis zur
Matura, wurde Buchhändlerin. Die Instrumente
schloss sie weg. «Ich blieb freilich dem Tanzen
und Trommeln verbunden und vertiefte mich in
die afrikanische Musik. Und, ja, ich habe auch
immer mit anderen gesungen.»
Simone Gantner – der Stimme des Herzens auf der Spur.
hatte die Gitarre dabei – und fand sich in der
Rolle der Singanleiterin wieder. Sie wurde Mitarbeiterin im Stadtladen. Dann führte sie «der
Wunsch nach mehr Verbindung mit mir selbst
und die Suche nach meiner Berufung» nach
Ligurien – auf Visionssuche: nach gemeinsamer
Vorbereitung vier Tage allein draussen in der
Natur, fastend, nur mit Plane, Wasser, Schlafsack, Mätteli ausgerüstet.
«Da, als ich ganz alleine war, wurde mir bewusst,
wie sehr mir die Gemeinschaft fehlte. Das war
eine sehr überraschende Erkenntnis. Ich bekam
den klaren Auftrag, mich mit meinen Talenten in
den Dienst der Gemeinschaft zu stellen.»
RÄUME, WO MAN SICH VERBINDEN KANN
2013 bis 2016 absolvierte sie die Ausbildung als
Visionssucheleiterin und bietet heute Rituale an
bei Lebensübergängen, Naturcoachings, Auszeiten in der Natur, und sie singt mit Gruppen
Lieder aus aller Welt.
Es folgten Erfahrungen mit dem Schamanismus
und freien religiösen Gruppierungen. «Mir gefielen die mantrahaften Gesänge, mit denen Gott
gepriesen wurde, und ich ent«Ich schaffe Räume, wo man
«Singen verbindet mit sich
deckte, dass das Singen mir
sich verbinden kann», sagt
selbst, mit andern, mit der
einen direkten Kontakt mit
der Schöpferkraft ermöglich- Natur und mit dem Grösseren.» sie, erinnert ans Stammwort
te, an die ich glaube. Alles ist
von «Religion» – «von lateinisch religere, rückverbinden – und dekliniert:
für mich beseelt. Auf diese Weise konnte ich
1. Verbindung mit sich selber («Klar fehlt das
meine ganze Liebe und Hingabe ausdrücken
heute»), 2. mit den anderen («Wir sind menschliund direkt aus meinem Herzen mit dieser Kraft
che Säugetiere, wir brauchen die Gemeinkommunizieren.»
schaft»), 3. mit der Natur, 4. mit dem Grösseren.
Die Mutter, eine Klassik- und Opernliebhaberin
Der Gesang ist immer mit dabei. Denn die
und selber leidenschaftliche Sängerin, nahm sie
Verbindung, sie schafft die Stimme. Die ihre:
an eine Veranstaltung von stimmvolk.ch in Lichzwischen Sopran und Alt. Ŷ
tensteig mit. Der Verein gründet seit 2009 überwww.natur-ritual.ch
all in der Schweiz Singgruppen. Simone Gantner
Ich glaube, dass in anderen Kulturen die Vorstellung von richtigem und falschem Singen
fehlt. Ich musizierte oft mit Afrikanern und
hatte das Gefühl, es wird einfach gesungen.
Man redet nicht darüber. Schräge Töne sind
Eigenheiten und machen die Musik interessant. Wenn ich etwas mit ganzer Freude und
ganzem Herzen tue, wird es andere berühren.
Rituale beginnen bei mir oft mit einem Lied.
Das bildet ein gemeinsames Feld, eine Verbindung, schafft Frieden und ein Gefühl von
Gemeinschaft. Singen ist die Sprache des
Herzens. Sie verbindet über die Grenzen von
Sprache, Kultur und Religion hinaus.
Ich glaube, dass wir einen Mangel an Gemeinschaft haben im Sinn dessen, dass wir uns mit
dem Herzen verbinden. Oft sind unsere Kontakte oberflächlich. Das nährt den Menschen
nicht. Nährend ist, wenn ich mich ausdrücken
kann, wenn ich gesehen und akzeptiert werde
– und ich selber andere sehen, hören und annehmen kann, wie sie sind.
Es geht nicht darum, dass wir wieder in Höhlen wohnen, sondern um das Bewusstwerden
der eigenen Natur. Dies verleiht mir wieder eine neue Sicht auf mich selbst und die anderen.
Wenn ich mir meiner eigenen Natürlichkeit
bewusst werde, löst sich die Trennung auf.
Es entsteht ein Dialog.
Schon in den Konfirmandenspruch hatte ich
geschrieben: ‹Je weniger ich besitze, desto
mehr bin ich auf mein Seelenwohl, meine Umgebung und meine Freunde angewiesen. Vielleicht wird mir dabei auch eher bewusst, was
die Natur mir alles zu bieten hat. Deine Schöpfung, Gott, ist Quelle einer unglaublichen Kraft,
und ich denke, wenn ich diese Quelle finden
kann, werden meine Kräfte nie erschöpft.›
Das hat sich bewahrheitet.» Ŷ
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BIBLISCHE NAMEN
Andreas, der erstberufene Apostel
Text: Andreas Schwendener | Fotos: as/z.V.g.
Andreas stammte wie sein Bruder Petrus aus
Bethsaida, einer Stadt nordöstlich des Sees
Genezareth (heute Syrien). Gemäss Johannesevangelium war er ein Jünger von Johannes dem Täufer, der ihn auf Jesus aufmerksam gemacht hat. Andreas wiederum soll seinen Bruder Petrus zu Jesus geführt haben.
Das Johannesevangelium formuliert das so:
«Am Tag darauf stand Johannes wieder da und
zwei seiner Jünger. Und als Jesus vorübergeht,
richtet er seinen Blick auf ihn und sagt: Seht, das
Lamm Gottes. Und die beiden Jünger hörten ihn
so reden und folgten Jesus.
Als Jesus sich umwendet und sie folgen sieht,
sagt er zu ihnen: Was sucht ihr? Sie aber sagten
zu ihm: Rabbi – das heisst ‹Meister› –, wo ist deine Bleibe? Er sagt zu ihnen: Kommt, und ihr werdet es sehen! Da kamen sie und sahen, wo er
wohnt, und sie blieben an jenem Tag bei ihm. …
Andreas, der Bruder des Simon Petrus, war einer von den beiden, die auf Johannes gehört
hatten und Jesus gefolgt waren. Dieser findet
zuerst seinen Bruder Simon und sagt zu ihm:
Wir haben den Messias gefunden! Messias heisst
‹der Gesalbte›. Er führte ihn zu Jesus.»
FÜRSPRECHER FÜR ANDERE
An zwei weiteren Stellen weiss das Johannesevangelium von Andreas zu berichten. Bei der
«Speisung der Fünftausend» sagt er zu Jesus,
dass ein Knabe fünf Gerstenbrote und zwei Fische bei sich habe. Jesus spricht das Dankgebet
und verteilt die Gaben – 5000 werden satt und
12 Körbe Brot sind noch übrig.
Nach dem Einzug Jesu in Jerusalem wollen Griechen mit Jesus sprechen. Da wird Andreas geholt, er vermittelt und stellt sie Jesus vor.
Jesus beruft die Fischer Andreas und Petrus. Mosaik in
der Kirche San Apollinare Nuovo in Ravenna, 526 n. Chr.
Auch wenn die Evangelien und die Apostelgeschichte prominenter von Petrus berichten, war
Andreas doch der «Erstberufene» von den zwölf
Aposteln, die Jesus ausgesandt hat. Das ist
nicht unwichtig, gilt doch der Erzbischof von
Konstantinopel und Ökumenische Patriarch als
270. Nachfolger des Apostels Andreas. Nicht die
Bibel, aber Kirchenväter und sog. «Andreasakten» wissen von Missionsreisen des Apostels
von Kleinasien bis Georgien. In der griechischen
Stadt Patros soll er an einem X-förmigen Kreuz
(Andreaskreuz) gestorben sein. Was mit den
Reliquien geschah, ist eine eigene Story. Ŷ
ANDREA WEINHOLD, ST.GALLEN
Als Baby hatte ich im Spital bereits das Schildchen mit dem Namen Susanne am Arm. Doch
mein Vater fand, ich sei keine Susanne, sondern
eine Andrea. Meine Mutter war einverstanden.
Als Kind schenkte mir meine Mutter einen
Schlüsselanhänger mit der Aufschrift: «Andrea,
die Starke». – Diese Bedeutung gefiel mir sehr.
Später habe ich erfahren, dass der Name griechische Wurzeln hat und Mann bedeutet. Mein
Name ist Männin – aber Andrea klingt schöner.
Gibt es ein männliches Pendant zu meinem
Namen? Ŷ
ANDREAS SCHWENDENER, ST.GALLEN
Ein Onkel meines Vaters, der ledig blieb und
zuletzt im Elternhaus meines Vaters eine Bleibe
fand, hiess Andreas. Meiner Mutter war er eher
suspekt – und so war sie erleichtert, dass ich
mit 42 Jahren endlich geheiratet habe.
Als Kind akzeptierte ich in der Familie die Abkürzung «Res». Mehr identifiziert habe ich mich
als Teenager mit «Andy». Am schönsten tönt der
Name für mich mit einem betonten und langen e.
Vom biblischen Andreas beeindruckt mich, dass
er neben seinem Bruder Petrus wohl auch viele
andere zu Jesus geführt hat. Ŷ
Ich heisse Andreas, Andrea
ANDREAS KESSLER, BUCHS
Meinen Namen Andreas trage ich gerne und
auch meiner Frau gefällt er. Meine Familie
nennt mich Andy. Meine Mutter und meine
Verwandtschaft aus dem Bündnerland sagen
mir Andres. Als ich drei Jahre in Poschiavo zur
Schule ging, wurde ich Andrea gerufen und hier
in Buchs bin ich für einige Leute Res. Der Name
wurde in der Familie weitergegeben. Mein
Urgrossvater und mein Grossvater hiessen so.
Sie waren wie ich und meine drei Töchter Lehrer. In der Folgegeneration kommt der Name in
unserem Stammbaum nicht mehr vor. Ŷ
Nachrichten aus Ihrer Kirchgemeinde
im Mittelbund
Zum Titelbild
Abenddämmerung, Alpsommerzeit. Durch einen Trichter
rufen die Sennen den Alpsegen – möglichst laut, denn so
weit man ihre Stimme hört,
soll der Schutzbann wirken.
Bild aus dem Film «Alpsegen»
von Bruno Moll, 2012.
16 AUSGABE 6–7/2016
Impressum
Herausgegeben im Auftrag der
Synode der Evangelisch-reformierten
Kirche des Kantons St. Gallen.
www.kirchenbote-sg.ch
Nächste Nummer
Wasser
Erscheint am 15. Juli 2016
Redaktionsschluss: 23. Juni 2016
Redaktion
(Bitte keine Adressänderung bei der
Redaktion! Ihre Kirchgemeinde verwaltet Ihre Adresse – siehe Mittelbund)
Zuständigkeit bis 15. Oktober:
Katharina Meier
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9601 Lütisburg-Station
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