2001 Gemeindesaal Riedsteg, Uetikon am See

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M
S B
Oliver Schwarz Architekt eth sia bsa
Margreth Blumer Architektin eth sia
Natalina Di Iorio Architektin eth sia
2001 Gemeindesaal Riedsteg, Uetikon am See
OSMB Architekten AG
Bauherrschaft: Gemeinde Uetikon
Auftragsart: Direktauftrag
Leistungen: Generalplanung, Projektierung und Ausführung 2001
Projektentwicklung: Oliver Schwarz Architekten, Oliver Schwarz
Mitarbeit: Christine Sträuli-Türcké
Projektleitung: Daniel Nussbaumer
Anlagekosten: Chf 3 Mio.
Der multifunktionale Gemeindesaal
von Uetikon am
See befindet sich
in einem ehemaligen Wohlfahrtshaus.
Zum Umbau mit
Erschliessungsneubau zählen
auch das Foyer,
Bühnennebenräume und diverse
Vereinskeller.
Theater- und Vereinsleben
Architektenbericht von Oliver Schwarz
Lageplan
Oben:
Südansicht des
Riedstegsaal-Gebäudes mit dem
neu gestalteten
Platz. Die fassadenbreite Sandsteintreppe führt
zum Haupteingang (rechts im
Bild).
Als wir vor etwa fünf Jahren den Riedstegsaal zum
ersten Mal sahen, fiel uns die Originalität und Einzigartigkeit dieser Anlage auf. So überzeugte uns die
überschaubare Grösse und die Vielfalt der Gesamtanlage mit ihren attraktiven Aussenräumen. Die Intimität
und das Wohlbefinden in den angenehm proportionierten Räumen motiverte uns zur Ausarbeitung eines
Umbauprojektes, das die bestehende Bausubstanz
respektiert und durch seine Flexibilität vielfältige
Veranstaltungen ermöglicht. Da die Betriebsanforderungen des professionell geführten Restaurants und
die von den Vereinen geführten Säle wenig Gemeinsamkeiten aufweisen, wurde auf eine gemeinsame
Infrastruktur verzichtet. Falls sich aber dennoch
Betriebssynergien ergeben, sollen diese möglich
sein. So fand mit dem Umbau auch eine betriebliche
Trennung statt; der Riedstegsaal wurde zur selbständig funktionierenden Einheit.
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1
Situationsplan
Süden
RIEDSTEGSAAL UETIKON AM SEE
LÄNGSSCHNITT
0
2
4
6
8
10m
Eingang Riedstegsaal
Nordseitiger
1 FOYER
2 FOYER-SAAL
Längsschnitt
3 BÜHNE
4 LÜFTUNGSZENTRALE
durch den
5 VORRAUM
6 VEREINSKELLER
7 AUSSENDURCHGANG
Riedstegsaal
8 VORBEREITUNG KÜNSTLER
Vorplatz
4
3
Anlieferung
1
2
Norden
5
6
7
8
© 2002 Oliver Schwarz Architekten ETH SIA BSA
Quellenstrasse 27
8005 Zürich
tel 01 / 273 22 84
fax 01 / 273 22 85
email [email protected]
Der neue Durchgang (Bildmitte)
zu Lift und Treppe
liegt gegenüber
der Eingangstüre
zum Riedstegsaal.
Die einander gegenüberliegenden
Doppeltüren mit
dem originalen
Holzschnitzwerk
wurden teilweise
rekonstruiert.
Die linke Türe führt
zum grossen
Saal, die rechte
zum Restaurant.
Foyer, Lift und
Treppenhaus mit
Oberlicht sind
Neubauteile. Im
Untergeschoss
befinden sich Garderobe/WC für die
Besucher, sowie
Vereinslokale und
zum Theater gehörende Räume.
Blick vom Foyer in
den grossen Saal.
Das Treppengeländer in der
neuen Erschliessungszone übernimmt das Dekor
der Saaltüren.
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Lift
grosser Saal
Foyer
Bühne
Garderobe
Künstler
unteres
Foyer,
Garderobe
Aussendurchgang
Garderobe
Künstler
Keller
Haustechnik
Probelokal
Haupteingang
Service-Buffet
Grundriss Untergeschoss
Grundriss Erdgeschoss
Bankett 148 Sitzplätze
Parallel 178 Sitzplätze
Guckkasten 282 Sitzplätze
Arena 280 Sitzplätze
Oben:
Mit dem Schiebewandsystem lässt
sich der T-förmige
Saal für verschiedene Anlässe einteilen. Auch eine
Mehrfachbesetzung des Saales
ist möglich.
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Das neue Foyer ist ein intensiver Begegnungs- und
Verbindungsort: Restaurant und Saal, Nord- und
Südseite, Erd- und Untergeschoss sind über diesen
zentralen Bereich verbunden. Entsprechend seiner
Wichtigkeit wurde die Raumhöhe des Foyers derjenigen des Saales angepasst. Im Untergeschoss sind
die WC-Anlagen angelegt und über Treppe und Lift
erreichbar. Die in dunklem Farbton gehaltenen Wände
im Erdgeschoss lassen den Besucher beim Eintreten
in das Foyer zum Akteur werden. Hier durchschreitet
er seine „Bühne“ und wird erst im Saal zum eigentlichen Zuschauer.
Der gesamte Saal wurde sorgfältig renoviert und mit
einer Hochglanzbehandlung des bestehenden Wandtäfers der stattliche Charakter des Innenraumes intensiviert. Der Einbau einer neuen Lüftungsanlage und
weiterer Haustechnik-Komponenten wurde mit grosser
Sorgfalt vorgenommen. Die Beleuchtungskörper nehmen die einfache Form der Stukkaturen an der Saaldecke auf. Das Aufbrechen der Wand zwischen Saal
und ehemaligem Kindergarten schuf einen speziellen
T-förmigen Grundriss, der flexibel benützt werden
kann und interessante Nutzungsvarianten ermöglicht.
Durch den Einbau einer neuen Schiebetoranlage ist
Das Herzstück
des Riedstegsaals
ist die Bühne.
Der alte Fischgrätenparkett
wurde restauriert,
die Wandvertäfelungen und die
Decke mit den
Stuckarbeiten
weiss lackiert.
Die RaumteilerFührungsschienen
korrespondieren
mit den Unterzügen der Decke.
Links:
Eine Schiebewand trennt
die Bühne vom
Saal ab.
Links:
Zwei Schiebewände unterteilen
den Saal quer.
der Saal in mehrere Teilbereiche unterteilbar. Somit
wurde eine neue Vielfalt an Nutzungsmöglichkeiten
geschaffen: Arena-Aufführungen, Bankette, klassische Guckkastenbühne, Parallelnutzungen mit Proben
und Sitzungen (siehe auch Schemata). Die schalldäm
mende Ausführung der Schiebetore machen eine
gleichzeitige Belegung der einzelnen Saalteile durch
die Dorfvereine möglich. Mit der Sanierung und einer
geschickten Anordnung der neuen technischen Einrichtungen, konnte ein grosses Angebot an Betriebsmöglichkeiten zur Verfügung gestellt werden.
Die Grösse der Bühne entspricht den Saalverhältnissen und ist mit einem direkten Zugang für die Akteure
über eine Treppe mit den Garderoben im ehemaligen
Schutzraum verbunden. Mit dem Einbau einer neuen
Saallichtregulierungs- und Akustikanlage für Bühne,
Säle und Foyer wurde eine technische Infrastruktur für
verschiedenste Arten von Aufführungen geschaffen.
Auf der Nordseite des Saaltraktes befindet sich die
Anlieferung, der Seiteneingang mit einem Lift und die
zugehörigen Parkplätze. Der Aussendurchgang im
Untergeschoss verbindet den Eingang zur Künstlergarderobe mit demjenigen des Probelokals, des
Haustechnikraumes und den Vereinslokalen.
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3
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Vorgeschichte
Zwischen den Unterzügen der Saaldecke gibt es originale Stuckarbeiten. Die
Anbringung der Schiebewand-Schienen
sowie der Multimedia-Ausstattung sind
neue Teile in dieser Struktur. Eine stilistisch verbindende Aufgabe übernehmen
die Poulsen Pendelleuchten.
Im Jahre 1930 entstand in Uetikon das Wohlfahrtshaus als Umbau des damaligen kleinen Hauses „am
Rietsteg“. Dieses gehörte der CU Chemie Uetikon
(früher: Chemische Fabrik Uetikon) und bestand aus
einer Gemeindestube, einer alkoholfreien Wirtschaft
mit Speisen und Getränken zum Selbstkostenpreis,
einem Kindergarten und Räumen für Versammlungen
kirchlicher und kultureller Art. Der heutige Saaltrakt
diente unter anderem auch als Speisesaal. Die damaligen Gründer des Wohlfahrtshauses sorgten sich um
junge Leute, Lehrlinge und Dienstboten, aber auch
um Arbeiter, deren Arbeitszeit verkürzt wurde und die
dem Müssiggang und dem Alkohol zuneigten.
Der Zweite Weltkrieg ging nicht spurlos am Wohlfahrtshaus vorbei. Der Bunker, den die Gemeinde
baute, gab der Stiftung die Gelegenheit, den grossen
Saal als Obergeschoss über den Bunker zu verlängern (siehe auch Längsschnitt). Gleichzeitig wurden
fällige Renovationen im Saal realisiert: Decke, Schie
Im Jahre 1997 wurde seitens der damaligen Besitzerin, Stiftung Wohlfahrtshaus Uetikon, das Begehren
um Abklärung der Schutzwürdigkeit der Liegenschaft
geäussert. Im Sinne einer freien Nutzung der Räume
für die Zukunft wurde es jedoch als nicht vorteilhaft
erachtet, das Gebäude unter Schutz zu stellen. Ein
massvoller Umgang mit der bestehenden Bausubstanz und ein reichhaltiges kulturelles Leben im Dorf
sind Garanten genug, das bauliche Erbe im Sinne
seiner Grundidee weiterleben zu lassen.
An der Stirnseite des nach Süden gerichteten Saal-Seitenarmes ist eine Küche
installiert. Das in Edelstahl ausgeführte
Küchenbüffet lässt sich bei Nichtgebrauch an die Wand rollen. Auch dieser
Raum kann mit Schiebewänden unterteilt,
resp. abgetrennt werden. Es gibt einen
separaten Zugang von aussen. Wie im
ganzen Saal dienen die Innenstoren in
schwarz auch zu Verdunklungszwecken.
© OSMB 04 2016
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