Performance Projekt Pressetext 2016 PDF / 60,5KB

Art Fair
Basel
Burgweg
CH-4058 Basel
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www.liste.ch
T +41 61 692 20 21
F +41 61 692 20 18
Trans-Corporeal Metabolism - 12. Performance Projekt der LISTE Art
Fair Basel, 2016
Kuratiert von Eva Birkenstock, Kunsthaus Bregenz
Trans-Corporeal Metabolism, die 12. Auflage des Performance-Projekts der LISTE Art Fair Basel, legt
den Fokus auf Arbeiten, die den Körper als porös und durchlässig auffassen. Beeinflusst von den
gegenwärtigen globalen geopolitischen, ökonomischen und virtuellen Realitäten hat sich die Rezeption
dessen, was es heißt, Mensch zu sein, drastisch gewandelt. Das humanistische Modell einer
männlichen, weißen, kohärenten, rationalen und auf sich selbst fokussierten, eurozentristischen
Identität wird konfrontiert mit seinem nomadischen, künstlichen, post-identitären Gegenstück – einem
Gegenstück, das alternative Wege der Konzeption des menschlichen Subjekts in den Blick nimmt. Weit
entfernt davon, undurchlässig zu sein oder klar zu umreißen, was innen und was außen ist, wird sich
dem Körper in den präsentierten Arbeiten vielmehr als metabolisches System angenähert, das zugleich
aktiv operiert und auf seine Umgebung reagiert. Das Verhältnis von Mensch und Technologie sowie
Mensch und Natur sind ebenso Ausgangspunkt für diese junge Generation von Künstler_innen wie die
Auseinandersetzung mit Postgender, Transkorporealität und dem (Extra-)Terrestrischen.
Montag, 13. Juni, 19.00
Keren Cytter & Guests
“The Last Summer Fest of the European Union”, 2016
Ort: im Hof der Messe / LISTE
Eintritt: gratis
Anlässlich des Eröffnungsabends der LISTE und des 12ten Performance Projektes inszeniert Keren
Cytter The Last Summer Fest of the European Union. Bei diesem skriptlosen Festival handelt es sich um
die zweite Ausgabe einer Reihe von Sommerfesten, die die Künstlerin 2015 in New York initiierte. Für
Basel lud Cytter Künstler*innen, Musiker*innen und Performer*innen ein, um eine neue Diskussion
über die Handlungsräume zeitgenössischer Kunst anzuregen und verschiedenen Kunstformen
innerhalb eines Happenings und unter einem Dach einander gegenüberzustellen. Die einzelnen
Beiträge verwandeln den Eingangsbereich der LISTE – die Straße, die Terrassen und die
Treppenaufgänge – in temporäre Bühnen für unterschiedliche Aktivitäten. Gerahmt wird dieses
Ereignis durch große A.P.E. (Art Projects Era) Flaggen. Sie beziehen sich auf Cytters gleichnamige
Stiftung, mit der sie fortlaufend die Grenzen vorgegebener Strukturen und traditioneller institutioneller
Rahmungen in Frage stellt. The Last Summer Fest of the European Union führt performative
Interventionen, Podiumsdiskussionen, Musikperformances zusammen und endet mit einem DJ-Set von
Misanthrope (Robert Kulisek/David Lieske)…. Stay tuned.
Dienstag, 14. Juni, 19.00
Alexandra Bachzetsis
“PRIVATE: Wear a mask when you talk to me”, 2016
Ort: Kaserne (Rossstall 1), Klybeckstrasse 1b, Basel
Eintritt: CHF 15 (www.starticket.ch, oder +41 61 666 6000)
PRIVATE ist ein unaufgeforderter dreiundfünfzig-minütiger Bericht darüber, wie Gender- und sexuelles
Begehren durch die ritualisierte Wiederholung körperlicher Gesten in der neoliberalen Ordnung erzeugt
werden.
In PRIVATE gibt es orientalische Tänze von Dragqueens, Fitnessübungen und westliche Yogapraktiken,
die in Fußball- und Pornoposen übergehen, abgegriffene Bewegungen aus Theaterkursen für die
Werbung und das Üben von Michael Jackson Posen durch Teenager. Trisha Brown verwandelt sich in
Rembetiko, und eine einzelne Stimme kämpft um das Überleben in der sozialen Theatralik von
nationalen Identitäten und Genderidentitäten.
PRIVATE ist eine zeitlose Hymne an die Übergänge. Eine Notation ihrer inneren Entwicklung, aber auch
eine klagende Skizze über einst offene Möglichkeiten, die nun aber nicht mehr realisiert werden
können. Letztlich geht es in diesem Tanz nicht um normative Genderperformativität, sondern vielmehr
um die somatische Energie, die uns Momente dessen zu schaffen erlaubt, was Jacques Derrida die
„improvisierende Anarchie“ nannte, um die Geschichte zu durchbrechen und kulturellen Wandel und
politische Veränderung herbeizuführen.
Paul B. Preciado
Mittwoch, 15. Juni, 16.00
Dorota Gawęda & Eglė Kulbokaitė
“Agatha Valkyrie Ice: perma-permadeath”
Ort: Solitude Park, Paul Sacher-Anlage 1-3, Basel
„Ai wird nach diesem Werden streben, und sollte Ai bei diesem Spiel sterben, kann Ai nie wieder
spielen. Niemals.“
Agatha Valkyrie Ice wurde 2014 von Dorota Gaw da and Egle Kulbokaite ins Leben gerufen und
fungiert als eine fortlaufende, multi-Plattform, ein multiple Personen involvierendes, partizipatives
Selbst-Performance Projekt, das darauf abzielt, einen fiktiven post-gender Charakter innerhalb des
begrenzten Rahmens von bestehenden Social Media-Plattformen zu entwickeln. Agatha ist ein
‚companion species’ (Gefährten, Begleitwesen), da, um mitzudenken und einen eigenen Körper sowie
eine eigene Sexualität zu erschaffen. So befindet sich Agatha in einem stetigen Zustand des Werdens;
einem Loop des wiederholten Postens, Aufführens und Appropriierens in schriftlicher Form ebenso wie
in sozialen Medien und dem realem Leben. Agatha Valkyrie Ice: perma-permadeath ist eine getarnte
Performance, die als Erweiterung eines vorherigen Projekts, The Death of an Avatar, entwickelt wurde.
In Zusammenarbeit mit Brooklyn Bridge [Sound] & Elena Jazukevi [Kostüm].
Donnerstag, 16, Juni, 19.00
keyon gaskin
its not a thing, 2015
Ort: Kaserne (Rossstall 1), Klybeckstrasse 1b, Basel
Eintritt: CHF 15 (www.starticket.ch, oder +41 61 666 6000)
"gaskin’s work is less about a whole picture––a total or totalizing knowledge––than it is about intimacy,
failure to see, nearness that obstructs rather than clarifies, complicates....an expression of that
nearness, an interrogation of modalities that insist on clear pictures, on accounts of what was missed.
Instead, this work unsettles, undoes, asks what it means, looks like, feels like, to come undone, to see
only fragments, to have little or no context." Litia Perta for art&education
“its not a thing ist ein anti-theatralisches Solo, das gegenwärtige Tendenzen innerhalb der
zeitgenössischen Performance problematisiert. Mit der Arbeit stellt gaskin Fragen bezüglich der
„facettenreichen Natur von Fürsorge und Opazität“. Er untersucht die Rolle der Performer*innen und
Betrachter*innen und stellt dabei unsere Regeln der Teilhabe auf die Probe. Die Arbeit ist eine
Punkgeste. Es handelt sich nicht um eine typische Theatererfahrung und gerade darum geht es auch.“
–Ben Pryor, Kurator von American Realness, NY
Freitag, 17. Juni, 16.00
Hayley Silverman
Title to be announced
Ort: Volkshaus Basel, Rebgasse 12 –14, Basel
Eintritt: gratis
Hayley Silvermans Theaterstücke für Hunde sind Teil einer fortlaufenden Serie, in der untrainierte
Hunde die Rollen von Charakteren aus einer Reihe popkulturellen Texten einnehmen. Über deren
Verkörperung durch Tiere wird derjenige Kanon der Identitäten unterbrochen, der traditioneller Weise
in Hollywood reproduziert wird. Die Performances referieren Artefakte (die von Richard Linklaters
Filmen über Science-Fiction Thriller bis zu Musicals aus der Depressionszeit reichen) und besingen
Klassenunterschiede, um zu untersuchen wie sich unser Verständnis von Narration, Autorität und
Identität wandelt, wenn wir Geschichten, Dialoge und Emotionen auf Tiere projizieren. Die HundeStücke stehen in der Tradition der Mythen und Fabeln in denen Tiere als Überbringer von geheimen
Botschaften, Versprechen und magischen Funktionen erscheinen.
In ihren jüngsten Stücken interessiert sich Silverman verstärkt für den Einsatz von Bühnenelementen,
die sie gemeinsam mit den Tier-Schauspieler*innen animiert, um darüber ihre Geschichten zu formen.
Einfache Objekte aus dem täglichen Leben – eine Laterne, eine Wäscheleine – fungieren als
empfindsame Vermittler der Erzählung. Die Objekte werden – vergleichbar mit den Hunden – zu
Gesprächspartnern für menschliche Stimmen. Was passiert mit unserem nostalgischen Hang zu
kulturellen Artefakten, wenn diese durch nicht-menschliche Körper re-kontextualisiert werden?
Silvermans Performances animieren ein breitgefächertes Mosaik an Genres, sozio-kulturellen
Perspektiven, Tonarten und sogar Spezies, um die fragile und mysteriöse Trennung von menschlichem
und nicht-menschlichem Körper, Kontrolle und Chaos auf die Probe zu stellen, ebenso wie die
Melancholie und Absurdität, die beim Loslassen entsteht. Im Rahmen einer neuen Produktion, die
exklusiv für das 12. Performance Projekt entsteht, werden diese Untersuchungen eine Fortsetzung
finden.
Samstag, 18. Juni, 16.00
Alicia Frankovich
“World is home planet”
Ort: Volkshaus Basel, Rebgasse 12 –14, Basel
Eintritt: gratis
World is home planet untersucht körperliche Entsprechungen menschlicher und nicht-menschlicher
Entitäten über vielfältige Materialien, choreographische Objekte, Beobachtungen, Bewegungen und
Wandlungen. Mit dieser neuen Produktion entwickelt Frankovich im Zuge einer Reihe von
unterschiedlichen Begegnungen Untersuchungsrituale, um die Möglichkeit einer posthumanen
Perspektive zu erörtern. Der Wert, den wir nicht-menschlichen Dingen zuschreiben, verändert sich
durch diese Rituale, die ebenso organische Substanz freilegen wie neue Formationen ermöglichen, um
die Definition dessen, wer wir sind und was wir können zu revidieren. Über diese transformativen
Positionierungen erweitern die gesetzten Abfolgen zwischen Skulptur und Choreographie unser
körperliches und planetarisches Umfeld. Es werden neue Verhaltensweisen produziert, die ein
Verwischen von Körpern erlaubt, und im Zuge einer raumzeitlichen Kunsterfahrung live verschiedene
körperliche Realitäten entwerfen, die zugleich die Begegnung mit Kunst hinterfragt.
Das Performance Projekt wird ermöglicht durch die grosszügige Unterstützung von:
Alfred-Richterich Stiftung
Balima Stiftung
Kaserne Basel
LISTE – Art Fair
Swisslos-Fonds Basel-Stadt
Swisslos Basel-Landschaft
Volkshaus Basel
Bildmaterial unter www.liste.ch/press
Weitere Informationen
Eva Birkenstock, Kurator Performance-Projekt
[email protected]