Flimser Bergsturz und Caumasee Version vom 02.06.2016 1 Vorbemerkung Im Zusammenhang mit der Nordumfahrung Flims sank der Caumasee um 160 bis 180 cm ab. Die im Tunnel abgeleitete jährliche Wassermenge beträgt rund 15 Millionen m3. Im durchfahrenen Fels wurde im Juli 2002 im Raum Kirche in 90 m Tiefe eine mächtige Quelle angeschnitten welche den Weiterbau in Frage stellte (info TBA Nr. 49 Bild 9). Der Sommeranstieg des Caumasees hörte abrupt auf (info TBA 2004). Aus konkreten Beobachtungen wusste ich, dass dieses Wasser dem See fehlen würde. Ich sprach im Tiefbauamt vor. Das löste eine lange Reihe von Expertisen aus die alle widerlegbar sind. Die sehr umfangreiche Literatur zum Thema ist mir bekannt. Ich stellte aber fest, dass sie zur Sprache der Natur im Widerspruch steht. Ich will nicht argumentativ vorgehen. Die Natur soll zu Wort kommen. Ich studierte die Topografie, die Jahresrhythmen der Wässer, ihre Temperatur und Fliessgeschwindigkeiten. Der untrennbare Zusammenhang zwischen Geologie und Hydrologie wurde mir dabei bewusst. Ich fragte mich warum am Caumasee die grossen Felsköpfe am Rand und an den Abhängen des Sees stehen und nicht die Mulde füllen. Hingewiesen wird auf die von der Gemeinde Flims in Auftrag gegebenen Berichte SISKA (Schweiz. Institut für Speläologie und Karstforschung). Die Frage war, ob das durch eine Gemeindeinitiative gesperrte Tunnelwasser turbiniert werden dürfe. Der im Jahre 1994 vom Bundesamt für Umwelt und Landschaft (BUWAL) herausgegebene Bericht Nr. 17 „Zur Hydrologie des Bergsturzgebietes im Raum Flims“ enthält wertvolle Messdaten. Die Schlussfolgerung aber, wonach der zu durchfahrende Fels nördlich von Flims kein Wasser führe, erwies sich als verhängnisvoll falsch. 2 Die Bergsturzlandschaft die keine ist Das Becken des Caumasees hat eine vielfältige Topografie mit leichten Erhebungen und Mulden und insbesondere mit einem bis 30 m tief abfallenden Graben im Süden; parallel dazu verlaufen niedrige Felsrippen in einer weiten Mulde am Fuss des Muttahangs. Dieser besteht nicht aus „Lockergestein“ wie es die Literatur darstellt (Bild 500). Der grosse Stein nahe dem Restaurant ist autochthon (Bild 1B). Ganze Uferparten bestehen aus anliegendem Fels mit aufragenden Felsköpfen. Das Gelände im Osten des Sees weist alle Merkmale eines Bergtals auf, eindeutig erkennbar in der „Excursionskarte der Kuranstalt Flims“ 1: 10 000 aus dem Jahr 1888. (In der Widergabe verkleinert auf rund 1: 20 000) Markante felsige Höhen mit autochthonen Felsköpfen zuoberst oder in den Abhängen, weite eingeschwemmte Mulden und insbesondere eine 100 m hohe, lange Felsflanke südlich der tief eingeschnittenen „Val Vallatscha“ kennzeichnen die Landschaft. Die fast ebenen oberen Flächen der Wiesenlandschaft Rens finden ihre Fortsetzung im „Uaul Pintg“ und in der Landschaft „Unt.Waldhäuser“. Die grössten autochthonen Felsblöcke im Wald östlich Rens sind in der Karte eingetragen; z.B. der Kletterfels (Bilder 277, 301). Der im Quintnerkalk eingegrabene Flem östlich „Punt la Reisga“ findet seine Fortsetzung in der tief im harten Malm verlaufenden Schlucht bei 1 Felsbach. Nördlich davon erscheinen die stark zerklüfteten und von Bächen aufgeschlossenen Quintnerkalkfelsen unterhalb Fidaz: „Il Bord“. Der Flimserstein kann nicht ausgebrochen sein. Die grosse Vielfalt der einzelnen Felsabschnitte und der kaum definierbare gestufte und terrassierte Übergang der Wände auf die Alp sprechen eine deutliche Sprache: (Bilder Anliker 2. Aufl. S. 132,138, 138). Die Felswand dreht nach der Flanke Darblauna nordwäts (Bild Anliker 101). Erst in diesem Westteil gibt es eine Abbruchkante in den aufliegenden Massen. Diese reichten bis an den Cassongrat und brachen auf eine Länge von 500 m aus. (Vgl. Kap. 3) Die Moräne des Vorderrheingletschers ist ab dem Lag Prau Pulté mit kleinen Unterbrechungen bis an den Steilhang über dem Caumasee (Lifthang) begehbar. Sie liegt auf den steilen autochthonen Abhängen von Flims Waldhaus bis zur „Val da Porcs“ auf. Ihre Nordseite fällt tief und steil ab. Die Südseite läuft sanft aus. Der Pultébach durchschneidet ihren groben Schutt (Vgl.Luftbild). Im Seebecken liegt ihr Fuss rund 15 m höher als der heutige Seespiegel. Die weite Caumamulde die sich stellenweise bis an den Fuss des Muttahangs hinzieht lag unter Wasser weshalb es nirgends Gletscherschliff gibt. Der Caumasee liegt nicht im Bergsturzschutt sondern auf festem Grund. 3 Das Flemtal Nach der neuesten Lehre -sehr summarisch skizziert- brachen vor 8000 Jahren gewaltige Felsmassen am Flimserstein aus und füllten das Rheintal auf. Insbesondere glitt am Cassonshang der westliche Flimserstein ab, der bis ins Segnesgebiet reichte. Die weite Flimser Landschaft entstand weil die Sturzmasse eine riesige vom Vorderrheingletscher ausgestossene Mulde auffüllte und den Rhein bei Conn staute. Der gewaltige Druck des aufgestauten „Ilanzer Sees“ bewirkte einen Dammbruch, der den oberen Teil der Sturzmasse mitriss und den Weg für eine rasche Erosion der Schlucht freimachte. Übersehen wird, dass Flims in einem Seitental des Vorderrheintals liegt. Der Flem entspringt im Segnesgebiet und mündet nach der Schlucht von Pintrun im Rhein. Die Segnesschlucht ist ein Einschnitt im Qintnerkalkrücken zwischen dem Laaxerbach im Westen und der ausgebrochenen Flimsermulde im Osten. (Vgl. Landschaftsbild) Die Schlucht bestand schon lange vor dem Bergsturz. Der Flem fliesst auf der Sockelplatte die mit grobem Geröll bedeckt ist. In der linken Flanke ragt eine grosse Felspartie umgeben von kiesigen Abhängen vor (Bild 224). Ein gewaltiger erratischer Block der Überlagerungsmassen von Cassons liegt im Schluchtgrund; (Bild 223) die Flanke dahinter weist festgepacktes Bachgeröll aus. Dieses zeugt von riesigen Wassermassen die einst das Flemtal aus dem Raum Runca einschwemmten. Der grosse Felskopf steht am Schluchtanfang (Bild 232). Die Blocklandschaft Runca oberhalb des Steilabfalls der Schucht besteht aus autochthonen Felsköpfen und reicht bis in den Raum Staderas (Bild 323, 319, 170). Die bizarre Blockandschaft im unteren Segnesboden lag einst unter dem aufgestauten Wasser (Bild 0454). Eine gleiche Landschaft gibt es auf der benachbarten Alp Nagens (0466). Jene des Segnesbodens ersteckt sich nach der Geländekante über die ganze Alp Platta, geschliffen vom Gletscher (Bild 0461). Der obere Segnesgletscher fiel im hintersten Teil des Cassonshangs sehr steil auf die Alp Platta ab wo er sich staute. Er hinterliess eine glatt 2 geschliffene Fläche im sehr steilen Abhang. Die aufgeworfenen Schuttmassen beim Deschwald sind wohl die Endmoränen beider Gletscher. Die Felsmassen die am Crap la Tgina ausbrachen liegen am Ende der sehr kurzen Sturzbahn auf der Alp Platta. Der Flem durchfliesst sie. Östlich davon liegt im ganzen Hang Quintnerkalk hoch auf. Die Bäche schliessen ihn bis auf die Sockelplatte auf. Nur in der schmalen Sturzbahn der Cassonsmassen wurde er mitgenommen. (Vgl.Landschaftsbild) Die Überlagerungsmassen am westlichen Flimserstein reichten bis zum Grat, wo sie auf Verucanoschlamm-Auflagen und auf eine Länge von rund 500 m ausbrachen. Die Zone ist heute noch stark wasserführend und nur mühsam begehbar. Die ausgebrochene Wand ist 200 m hoch. Ihr Fuss lag auf dem Quintnerkalk auf. (Bild Lücke 042 und 0482.) Die vorschiessende Masse hinterliess im Quintnerkalk den bis 100 m hohen Längsriss zwischen Vorderberg und Hinterberg. Sie vergrösserte sich noch durch den rund 100 m hohen Ausbruch am Ault Tarschlims Pt. 1553. Die Masse liegt zu Kies zermalmt am Gegenhang bei der Laaxerbrücke. Eine Grossbaustelle schloss sie im Jahre 2014 tief auf. Längs der Strasse nach Salums erreicht die Schuttflanke eine Mächtigkeit von über 100 m. Die Mulde „Val Verena“ entstand hinter der aufgeworfenen Flanke. Die links am Muttahang vorschiessende Masse überfuhr die Schluchtkante bei Conn auf 1150 m ü.M. wo ihr grober Schutt erkennbar ist. Er liegt zu Kies zermalmt in der Schluchtflanke und überworfen auf dem Plateau von Versam (Vgl. Ablagerungskarte). Die Moräne des Vorderrheingletschers in Staderas beweist, dass der Bergsturz von Cassons ein eng begrenztes Ereignis ist. Sie ist zwischen Laaxerbach und Lag Prau Pulté auf eine Breite von nur 500 m weggefegt. Die durch das Gelände stark gebündelten gewaltigen Massen schossen mit ungeheurer Wucht vor. Wäre der ganze Cassonshang ausgebrochen lägen die Massen im Westen des Hangs zusammen mit jenen von Crap La Tgina auf der Alp Platta. Der Rest wäre vom „Crap Tarschlims“ nach Osten gelenkt worden und läge wohl östlich von Conn. 4 Der aufgestaute Rhein - Die Rheinschlucht Aufliegender Quintnerkalk bedeckt alle Abhänge südlich und östlich von Salums. Die grösste Mächtigkeit erreichte er im Abschnitt Conn / Versam. Die ursprüngliche Stauhöhe des Rheins ist durch die Lage der Moräne von Staderas auf 1100 m ü.M. bestimmt. Der See reichte demnach bis Disentis. Der aufliegende Gletscher löste sich darin auf. Das Engnis von Danis Tavanasa war randvoll mit Wasser gefüllt und hemmte den Wasserfluss. Die weite Landschaft von Trun muss eine Ablagerungsmulde sein. Die grossen Aufschwemmungen im Lugnez dürften auch mit dem aufgestauten Rhein zusammenhängen. Die Terrassen von Versam und Conn liegen 100 m tiefer als der ursprüngliche Sperriegel. Beide sind weiträumig eingeschwemmt. Im Wald östlich von Conn verläuft ein tiefer Graben in Richtung Trinserebene. Er zeugt vom Abfluss grosser Wassermassen. Die Erosionsmassen der Schlucht bildeten die grosse Aufschwemmungsebene im Raum Bonaduz, Reichenau, Tamins, Rhäzüns. Alle vier Ortschaften liegen auf 660 m ü.M. Vorder- und Hinterrhein erodierten den Rand der Ebene von Bonaduz; die Schwemmbänke zeugen davon. Die Taminser Aufschwemmungen wurden vom Rhein und vom 3 Lavoitobel abgetragen; westlich des Tobels aber bestehen sie auf gleicher Höhe wie im Dorf. Die Aufschwemmungen von Bonaduz steigen westwärts über eine Distanz von 2 km auf 700 m ü.M. an. Auf diesem Niveau entstand jenseits der Rheins die Schwemmebene „Dabi“ unterhalb Trin. Die Aufschwemmungsebene entstand weil sich die gewaltigen Wassermassen von Vorder-und Hinterrhein vor dem Engnis von Reichenau stauten. Die Felswand längs des Rheins (Bild Stenna 029) und zwei rund 700 m hohe Querriegel im Süden verengen das Tal und verzögerten den Abfluss des Wassers. Die gewaltige Kiesgrube von Reichenau liegt zwischen den Querriegeln. Sie schliesst Sand und Kies auf, an einzelnen Stellen Sandstein (Stenna Bild 027). Die Ablagerungskarte vermerkt auf dem noch nicht abgegrabenen Teil der Kiesmasse und auf der Anhöhe südlich und östlich davon sowie in der 60 m tiefer liegenden Emserebene und am Abhang östlich von Tamins Schutt des Taminser Bergsturzes. Das verwirrt. Die Sturzmasse hätte sich am Fuss des 60 m hohen Bergrückens stauen müssen und in der Kiesgrube hätte man auf Schuttmasse stossen müssen; auch fragt man sich weshalb Schutt auf den Abhängen nördlich des Rheins liegen soll und die sehr grossen „Emser Tumas“ (Tuma: Romanisch, felsiger Hügel) Sturzmasse sein sollen. Betrachtet man die Topografie des Kunkelstals mit einer Folge von hohen Querriegeln und gesamthaft mit kleinem Gefälle darf man sich fragen, ob es den Taminser Bergsturz gegeben hat (Kartenausschnitt Tamins). Mit dem Rückgang der Wassermassen am Ende der Eiszeit nahm die Stauwirkung bei Reichenau ab. Vorder-und Hinterrhein sanken wohl rasch auf das heutige Niveau ab. Überbrückbar waren die beiden Flüsse im Raum Reichenau lange nicht. Die einzige frühe Überquerung des Vorderrheins gab es wahrscheinlich bei der „Ruine Wackenau“ am engsten Schluchtabschnitt nördlich von Bonaduz nahe der Ortsbezeichnung „Punt veder“. Als bei Bonaduz das Aufschwemmungsniveau von 700 m ü.M. erreicht war floss der Rhein bei Versam 65 m höher als heute. Sein Wasser staute sich bis hinter Ilanz. Es entstanden die grossen Schwemmebenen am Rhein bei Castrisch, Schluein und Ilanz auf rund 700 m ü.M. Die Erosion der sehr harten Felsen in den tiefen Lagen der Schlucht von Valendas bis zum Versamer Tobel kann nur in langen Zeiträumen erfolgt sein. Die Sturzmassen von Cassons trafen vor 8000 Jahren auf eine fertig erodierte Schlucht. In der Flanke westlich der Station Versam liegen sie angepresst mit grossen eingeschlossenen braunen Felsblöcken der Überlagerungen des Flimsersteins (Bild 256). Auf dem Plateau von Versam schliesst die Kiesgrube die überworfenen Massen mit eingeschlossenen Steinen der Moräne von Staderas auf (Bild 267). Die bis 300 tiefe und 1 km breite Schlucht zeigt ein vielfältiges Bild. Es gibt senkrecht abfallende Wände (Bild 21), gestuft aufsteigende Abschnitte mit schmalen Türmen und Scheiben (Bild 17) aber auch bewaldete kiesige Abhänge (Bild 16). Östlich des Versamertobels fliesst der Rhein in einem tiefen Graben (237). 5 Die ausgebrochene Mulde von Flims Die weite Flimser Mulde entstand weil hier der hoch aufliegende Quintnerkalk stellenweise bis auf die Sockelplatte des Flimsersteins ausbrach. Diese fällt am Rand des alten Dorfes bis 250 m tief ab. Der Waldhausrücken blieb vom Ereignis unberührt. Hier ducken sich die „Waldhäuser“ zwischen gewaltigen 4 autochthonen Felsköpfen wie sie im ganzen Flimser- und Crestawald in grosser Zahl vorkommen (Bild Flims um 1880). Das älteste Bild der Flimser Landschaft zeichnete der Holländer Jan Hackaert im Jahre 1655. Es zeigt eine beinahe „nackte“ Landschaft und erfasst eine heute durch Wald verdeckte Topografie erstaunlich genau. Im Vordergrund erscheint die unruhige Topografie des Flemtals. Am rechten Bildrand ist die “Val Serris“ sehr tief im Quintnerkalk von Fidaz eingeschnitten. (An ihrem Südende durchschneidet die Kantonsstrasse seine stark gerissenen Wände bei der grossen Kiesgrube Vallorca.) Westwärts der Val Serris brach die Flimser Mulde aus. Die Ausbruchstellen sind klar erkennbar bei der Kirche Fidaz und insbesondere bei Scheia. In der weiten Zone Darblauna brachen die aufliegenden Quintnerkalkmassen bis auf die Socklplatte des Flimserstein aus. Die Wildbbäche schliessen sie auf. Die zwei grossen Ausbrüche von Preuls rissen 200 m mächtige Massen mit. Die wilde Schlucht „Val Tgiern“ durchschneidet den 100 m hohen Stufenriss von Spalegna. Die Luftaufnahme O. Bieder 1920 ergänzt das Bild Hackaert. Das Dorf präsentiert sich nach 300 Jahren kaum verändert. Die Schwemmulde ist durch den Flem und durch die „Val Sulé“ aufgeschnitten. Der besonders tiefe Einschnitt des Flem zeugt davon, dass die gewaltigen Wassermassen die einst vom Plateau Runcs beidseits der späteren Schlucht die Flimser Mulde sehr tief einschwemmten. In der Nordwestecke des alten Dorfes entspringt der Bach „Davos“ in einer sehr reichen Quellzone. Der in ihrer Fortsetzung nach Norden verlaufende Graben führt durch nicht ganz ausgebrochenen Quintnerkalk. Eine Sondierbohrung stiess hier auf einen Wasserlauf mit 14 m Leitermächtigkeit. Die Fortsetzung führt zur Val Tuff am linken Rand des Stufenrisses von Spalegna. Der Bach floss bis gegen Ende des 19. Jh. offen. Der Davosbach folgt auf der leicht abfallenden Sockelplatte eingeschnitten am Rand der Aufschwemmungen. Dort wo die vielen Quellbäche im äusseren Dorf anfallen ist die steil abfallende Sockelplatte weit aufgeschlossen. Der Bach dreht hier nach Süden und erreicht als „Val Sulé“ den Flem. Nach dem Tunnelbau wurde er zum Rinnsal. Die in die Wiesen ob der Kirche vorragende weite Erhebung weist viele autochthone Felsköpfe auf, der grösste in der Luftaufnahme klar erkennbare Kopf (Crap Gries) hat einem Basisumfang von rund 150 m. Die Ablagerungskarte sieht hier Alluvionen. Das Bild Flims um 1955 spricht für sich. Zum Bild Flims um 1911: Die westlich von Scheia ausgebrochenen Massen legten eine weiträumige Felskopflandschaft im Weidegebiet Plaids frei. Die neu gebaute Fidazerstasse durchschneidet durchgehend eine stark gerissene Quintnerkalkschicht. Der Ausbruch der Flimser Mulde muss gleichzeitig mit dem Ausbruch am Cassonshang erfolgt sein. Mit dem Auftauen des Permafrosts entstand eine wasserführende Schicht im östlichen Cassonshang und am Fuss der Felsflanke Darblauna, wo die „Bruchzone Darblauna“ endet. (Hydrogeologische Karte der Schweiz, Panixerpass, 1985) Vgl. Bild Anliker. Es setzte wohl eine lange dauernde Kriechbewegung ein welche im trockenen, stabilen Ausserberg ( Spalegna, Naraus, Preuls) enorme Spannungen aufbaute die zu Stufenrissen und Teilausbrüchen führten als die Massen explosionsartig ausbrachen und mit rasender Geschwindigkeit vorschossen, die Luft unter sich begrabend. Sie folgten der Ostrichtung des Flemtals, überfuhren den Rheingraben, warfen auf der Schwemmebene westlich von Bonaduz die 100 m hohe sehr lange 5 Schuttflanke „Plaunca da Zault“ auf und überwarfen sich dahinter auf den aufsteigenden Abhängen. Der höchste Schuttberg „Crest Aulta“ erreicht 987 m. Nahe dem Rhein gleich westlich von Bonaduz wurde der riesige „Bot Tschavir“ auf 700 m ü.M. abgelagert. Der ostwärts anschliessende flache „Bot Danisch“ liegt 20 m tiefer auf einer Schwemmstufe (Bild Tamins 233). Kleinere Schutthügel liegen nahe dem Rhein. (Vgl.Ablagerungskarte) Die Sturzmassen füllten die Schlucht von Pintrun. Es entstand der Trinsersee der später zur Trinserebene wurde. (Vgl. Landschaftsbild) 6 Die Hydrogeologie des Caumasees Der Caumaseee hat einen auffallenden Jahresrhythmus: Der Wasserstand im Sommer kann 6 m höher sein als im Winter. Die Höchststände im Sommer variierten vor dem Tunnelbau von 6 m bis 9.40 m. Der mittlere Wasserstand in den 27 Jahren vor dem Tunnelbau war 8.20 m. Das Wasser ist 5 Jahre alt (Mischwasser). Der See gefriert auch im kältesten Winter nie. Die Frage ist, wo das Wasser herkommt und wieso die Temperaturen so hoch sind. Der BUWAL Bericht stellt ein Herkunftsgebiet in Höhen über 1800 m ü.M. fest; wo die Höhen sind lässt er offen. Alt werde es wahrscheinlich in den Felssturzmassen. Aber diese gibt es nicht. Nach langjähriger Beobachtung formulierte ich die folgende Hypothese: Alles am Flimserstein anfallende Wasser sinkt im Fels ab und sammelt sich in Klüften und grossen Hohlräumen. Je nach Absinktiefe und Durchlaufzeit ist es älter oder jünger bzw. wärmer oder kälter. Das neue Wasser schiebt das alte weiter. Ein emeritierter Hochschullehrer stimmte mir spontan zu: „Natürlich, Siphonsystem“! Es zählt das im gleichen Jahr anfallende Schmelzwasser oder Regenwasser. Der See ist unterschiedlich warm. Eine Messreihe vom Juli 1985 durchgeführt an 7 Stellen zeigt erstaunliche Resultate. Die Temperaturen in 3 m Tiefe variierten von 16.1 bis 17.3 Grad, in 9 m Tiefe von 8.5 bis 9.1 Grad. Die Messungen im tiefen Graben ergaben In 11 m und in 13 m Tiefe 8.3 Grad, in 15 m und in 16.5 m Tiefe 8.2 Grad. Leider mass man die Temperatur am Grund nicht. Eine Auswertung der Messungen gibt es weder im BUWAL Bericht noch in den SISKA Berichten. Die Messresultate beweisen, dass das Wasser von unten aus verschiedenen Klüften aufstösst. Die Lehre wonach es im Seebecken einen Grundwasserstrom gebe, gespeist vom Lag Tiert am Laaxerbach und vom Flemwasser des Tuleritgsees muss verworfen werden: Die Geologie verbietet es. Alle Fliessgewässer haben eine Temperatur von 6 Grad. Der Caumasee ist selbst im Winter wärmer als Bachwasser. Die angeschnittenen Grossquellen „Kirche“ und „Davos“ hatten 12.5 und 9 Grad (eigene Messung). In der Wasserzone Davos wurden 2o Grad warme Austritte gemessen. (Geotechnisches Büro von Moos AG, Zürich, 4. Oktober 2002) Der See kann in Extremfällen im Sommer bis 15 cm im Tag ansteigen. Bei ausserordentlichen Regenfällen steigt der Seespiegel nach wenigen Stunden. Die Zulaufwege sind also kurz. Wenn der Schnee am Cassonsgrat geschmolzen ist, hört der Anstieg des Sees auf. Das Absinken beginnt nach einigen Tagen es sei denn, dass in dieser Zeit starke Regenfälle einsetzen. Bei extremen Regenfällen im September kurz nach dem Tunnelbau 6 stieg der See einen ganzen Meter. Ohne Zweifel ist der Caumasee ein Grundwasseraufstoss. Der Wasserspiegel der Grundwassermulde von Flims korreliert mit jenem des Caumasees. Dazu ein konkretes Messresultat. Eine Wärmepumpensonde in einer Überbauung im Schwemmland von Flims stiess im Sommer 2009 in 47 m Tiefe auf die mit viel Wasser bedeckte Sockelplatte. Eine Bohrung im April des folgenden Jahres traf in gleicher Tiefe auf eine trockene Felsplatte. Im ersten Fall war der Seestand bei 7.60 m, im zweiten Fall bei 3 m (Vgl. Profil Vitgé). Auch der Crestasee wird aus der Flimsermulde gespeist. Umfangreiche Messungen der Gemeinde Flims beweisen es. Sein Wasser hat die gleichen Eigenschaften wie das Caumawasser ist aber mit 10 Jahren doppelt so alt. Vor dem Tunnelbau stiessen die vielen Sommerquellen im Dorf Ende Mai auf, gleichzeitig mit dem Hauptanstieg des Sees. Ein Geologe aus meinem Bekanntenkreis interpretierte das so: Wenn das Grundwasser in der Flimser Mulde hoch aufgefüllt ist staut sich das Bergwasser in den Schichten der Sockelplatte und treibt auf. Vor dem Tunnelbau war der Wasserspiegel im Caumasee Ende Mai bei 4.60 m, nach dem Tunnelbau ist er bei 3 m. Die Ausnahme sind Winter mit langen Wärmeeinbrüchen. Der durchschnittliche Seespiegel vor dem Tunnelbau war 8.20 m, nach dem Tunnelbau bei 7 m. Im Jahre 2005 erreichte der See nie gesehene 5.40 m. Das Wasser deckte weite Teile des Seebeckens nur noch knapp. Der Abfluss des Seewassers erfolgt nachgewiesenermassen in die Schluchtflanke von Conn. Wenn der See hoch ist, sind die Wasseraustritte stark und umgekehrt. Es gibt zu jeder Jahreszeit einen Zufluss und einen Abfluss. Das Wasser im See wird deshalb immer erneuert. Die vielen Expertisen nach dem Tunnelbau stifteten viel Verwirrung weil sie die Sprache der Natur nicht wahrnehmen wollen. Es muss mit aller Deutlichkeit festgestellt werden, dass der See unmittelbar nach dem Durchschneiden der Grossquelle „Kirche“ abzusinken begann. Beinahe alle Dorfquellen verschwanden nach dem Durchfahren der Sockelplatte. Weder Flem noch Laaxerbach wurden vom Tunnel berührt. Wieso sollen sie Wasserspender für den See sein? Die Einfärbung des Laaxerbachs „bewies“, dass das Caumaseewasser aus dem Raum Nagens stammt da alle Tunnelquellen gefärbtes Wasser führten. Aber alle waren wärmer als das Nagenswasser. Dieses färbte also die viel reicheren Tunnelquellen ein. Eine Aufstauung einer angeschnittenen Quelle in der Wasserzone Davos bewirkte einen starken Anstieg des Lag Tiert: also entzog ihm der Tunnel das Wasser. Aber es führten alle Tunnelquellen mehr Wasser, was nicht kommentiert wurde! Die Aufstauung beweist nur, dass die wasserführenden Schichten der Sockelplatte bis zum Laaxerbach reichen. Aufgestautes Wasser fliesst nicht rückwärts. 7 Der See kann gerettet werden Die oben erwähnte Gemeindeinitiative von 2005 verhinderte vorläufig die Turbinierung des Tunnelwassers. Im Jahre 2012 aber beschloss die Gemeinde gestützt auf die SISKA Expertisen die Umleitung von Flemwasser zum Lag Prau Tuleritg und den Bau des Kraftwerks am Crestasee. Das Wasser erreicht nach der ersten Turbinierung den Flem und wird im Stausee Pintrun wieder gefasst und den Turbinen beim Rhein zugeführt. Die Gesamtmenge 7 der Tunnelableitungen entspricht 10 Prozent des Volumens der Stausees Zervreila. Die Flimser Grundwassermulde endet im Uaul Pign. Zwei Sondierbohrungen stellten hier vor 20 Jahren zwei sehr grosse Wasserläufe fest. Ein Rutengänger mit dem ich das Gebiet absuchte ortete mehrere sehr starke Wasserläufe. Die eine Leitung mit Tunnelwasser kann am Ende des Tunnels problemlos ohne Pumpen zum „Uaul Pign“ umgeleitet werden und mit gegebener Vorsicht in die eruierten Klüfte geleitet werden. Es gibt eine reiche Erfahrung in der Versickerungstechnik. Der Caumasee ist ein Naturwunder. 8 Historische Andeutungen Der Zusammenhang zwischen Geologie, Hydrologie und Kulturgeschichte ist evident. Vor rund 10 000 Jahren begann die Besiedlung des Alpenraums. In Falera bestand bereits vor rund 4000 Jahren eine Kalenderstation mit Kenntnissen die nur aus dem Orient stammen konnten. Der Weg zum Mittelmehrraum war in frühen Zeiten einfacher als später, weil die grossen Schluchten unter dem Eis lagen. Mit dem Rückgang der Wassermassen wurde der Rhein bei Castrisch passierbar. Das sehr wilde Laaxertobel konnte bei Sagogn überschritten werden. Es entstanden Burg und Siedlung Schiedberg. Der Weg führte nach Tuora und von dort durch die sehr steile Schluchtflanke nach Conn und danach über Pintrun nach Trin mit Burg und Heiligtum. Mit dem Bau einer Brücke bei Laax entstand hier der wichtigste Passort des Vorderrheinals. Der Flurame „Marcau“ zeugt von einem Markt bei der Brücke. Schiedberg verlor seine Bedeutung. Die Reste von Burg und Ort wurden erst vor rund 60 Jahren zufällig entdeckt. Der neue Weg führte von Laax über die „Waldhäuser“ nach „Marcau“ am Ende der Flimsermulde mit einer nur noch lückenhaft erkennbaren Burg mit Heiligtum, Siedlung und Friedhof. Der aufgestaute Trinser See Zwang zum Umweg über Fidaz nach Trin. Die Burg Belmont schützte ihn. Das erklärt ihre isolierte Lage. Erst im frühen Mittelalter wurden wichtige Burgen zu Sitzen von Feudalgeschlechtern. Nach 1100 entstanden christliche Kirchen an den Orten alter Heiligtümer. Gilli Schmid 8
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