vorschau herbst 2016 WESTFÄLISCHES DAMPFBOOT 2 Editorial Sehr geehrte Damen und Herren, liebe BuchhändlerInnen, die EU ist nach wie vor in einer Krise, wie etwa das andauernde Tauziehen um eine „Lösung“ der so bezeichneten „Flüchtlingsfrage“ tagtäglich veranschaulicht. Hatte Frau Merkel anfangs noch für offene Grenzen plädiert, so geht es nunmehr primär um eine über Herrn Erdoğan und die Türkei vermittelte Fernhaltung der Mehrheit von Flüchtlingen, um zugleich eine obrigkeitlich kontrollierte stark reduzierte Aufnahme in die EU-Länder zu lancieren. Selbst das will nicht gelingen. Die Linke in den Nationalstaaten und erst recht in der EU hat dem bisher kaum etwas entgegenzusetzen. Grund genug, mit Mario Candeias und Alex Demirović zu fragen: „Europe – what’s left? Die Europäische Union zwischen Zerfall, Autoritarismus und demokratischer Erneuerung“. Wer noch eines Beleges bedarf, in welchem Ausmaß die EU und ihre politischen Führer einem harten neoliberalen Kurs verpflichtet sind, dem sei der Fall Griechenland als Exempel und die Lektüre des Bandes von Costis Hadjimichalis empfohlen: „Schuldenkrise und Landraub in Griechenland“. Angesichts einer solchen Konstellation mag es geradezu vermessen erscheinen, über eine nachkapitalistische Zukunft zu schreiben; andererseits ist es offenbar nötiger denn je, da die Probleme überhand zu nehmen scheinen. Meinhard Creydt thematisiert diese Problematik bedenkenswert in „45 Fragen zur nachkapitalistischen Zukunft“. Zeiten des Umbruchs bedürfen der historischen Vergegenwärtigung. Wir tun dies im Herbst gleich mit zwei grundlegenden Titeln: Einmal mit Heide Gerstenbergers „Markt und Gewalt. Die Funktionsweise des historischen Kapitalismus“; ihre auch international weite Beachtung findende Subjektlose Gewalt ist gerade als E-Book erschienen. Zum anderen mit dem Band von Andreas Fisahn „Die Saat des Kadmos. Staat, Demokratie und Kapitalismus“. Krisenzeiten sind bekanntlich Zeiten der Reorganisation rechter Politikformen; PEGIDA und AfD mögen dafür hierzulande stehen mit ihrem Rassismus und Antisemitismus; selten habe ich eine ebenso unprätentiöse wie luzide Analyse gelesen wie die von Julijana Ranc: „‘Eventuell nichtgewollter Antisemitismus’. Zur Kommunikation antijüdischer Ressentiments unter deutschen Durchschnittsbürgern“. Sie sehen: Wir haben mehr als genug zu tun. Prof. Dr. Hans-Günter Thien Europa: Krise und Ende? aus dem Französischen übersetzt von Frieder Otto Wolf 2016 – 276 Seiten – 24,90 € ISBN 978-3-89691-842-0 2. korrigierte Auflage Bernd Belina / Matthias Naumann / Anke Strüver (Hrsg.) Handbuch kritische Stadtgeographie 2. korrigierte Auflage 2016 – 253 Seiten – 29,90 € ISBN 978-3-89691-955-7 Alf Lüdtke Eigen-Sinn Fabrikalltag, Arbeitererfahrungen und Politik vom Kaiserreich bis in den Faschismus 2015 – 388 Seiten – 39,90 € ISBN 978-3-89691-975-5 Louis Althusser / Étienne Balibar / Roger Establet / Pierre Macherey / Jacques Rancière Das Kapital lesen Vollständige und ergänzte Ausgabe mit Retraktationen zum Kapital hrsg. von Frieder Otto Wolf unter Mitwirkung von Alexis Petrioli – übersetzt von Frieder Otto Wolf und Eva Pfaffenberger 2015 – gebunden – 764 Seiten – 49,90 € ISBN 978-3-89691-952-6 Der Name Woher der ungewöhnliche Verlagsname, der manchen kurios oder nur lustig erscheint? Mit ihm knüpft der Verlag an die Zeitschrift Westphälisches Dampfboot an, die im Vormärz von 1845 bis 1848 im Kraftfeld zweier Industrialisierungsgebiete – der bergisch-märkischen Eisenindustrie und der ravensbergischen Leinenindustrie – erschien. Mit ihr wurde versucht, aufklärend in die gesellschaft lichen und politischen Auseinandersetzungen einzugreifen. © Umschlag Egbert Lütke-Fahle www.lfs-muenster.de Mit freundlichen Grüßen Étienne Balibar 3 Politik & Ökonomie Die Europäische Union ist seit einigen Jahren enormen Verwerfungen ausgesetzt: Banken- und Wirtschaftskrise, Eurokrise, Grexit, Brexit, autoritäre Maßnahmen zur austeritätspolitischen Ausrichtung, der Zusammenbruch der Dublin- und Schengen-Regelungen stellen die EU vor eine Zerreißprobe. Nationalistische und etatistische Regierungen, autoritär-populistische Parteien und die Regierungsmethode des Ausnahmezustands bedrohen die Demokratie. Von der Seite der Linken gibt es neben sehr viel Skepsis gegenüber der EU zahlreiche Initiativen, die eine neue Demokratisierung der EU von unten anstoßen wollen. Die Beiträge des Bandes analysieren die Krisendynamiken und loten die Möglichkeiten linken Handelns aus. Es schreiben u.a. Hans-Jürgen Bieling, Frank Deppe, Sonja Buckel, Lukas Oberndorfer, Thomas Sablowski, Sandro Mezzadra, Andreas Fisahn, Klaus Möller und Frieder Otto Wolf. Mario Candeias, Dr. rer. pol., ist Politikwissenschaftler und Ökonom, Referent für Kapitalismuskritik und Gesellschaftsanalyse und Direktor des Instituts für Gesellschaftsanalyse der Rosa Luxemburg Stiftung; seine Forschungsschwerpunkte sind die Krise des Neoliberalismus/Finanzkapitalismus, Transformationen kapitalistischer Produktions- und Lebensweise, Varieties of ‘Postneoliberalism’, Prekarisierung und Organisierung. Alex Demirović, Dr. phil. habil., ist Senior Fellow der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Mitglied der Redaktionen von PROKLA und LuXemburg. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Demokratie- und Staatstheorie, kritische Theorie der Gesellschaft, Intellektuelle, Bildung und Wissen; er veröffentlichte u.a. als Mitherausgeber die AkG-Bände Kritik und Materialität, Münster 2008 und Das Subjekt – zwischen Krise und Emanzipation, Münster 2010 sowie mit Heike Walk Demokratie und Governance. Kritische Perspektiven auf neue Formen politischer Herrschaft, Münster 2011. • EU-Krisen • Demokratisierung der EU • Perspektiven linker Politik Mario Candeias / Alex Demirović (Hrsg.) Europe – what’s left? Die Europäische Union zwischen Zerfall, Autoritarismus und demokratischer Erneuerung 2016 – ca. 300 Seiten – ca. 29,90 € ISBN 978-3-89691-850-5 Erscheinen: Oktober 2016 4 Gesellschaftstheorie / Soziologie • alternatives Gesellschaftsmodell • veränderte Lebensweisen • Praxis als Paradigma Ein Grund für die Schwäche sozialer Kritik und linker Politik besteht im Mangel an realitätstüchtigen Antworten auf die Frage, wie eine Gesellschaft ohne Kapitalismus aussehen kann und soll. 45 unbequeme Fragen sind es, die Creydt herausarbeitet und mit denen er dem Suchprozess nach einer grundlegenden gesellschaftlichen Alternative auf den Zahn fühlt. Alles, was als anstrebenswerte Realutopie antritt, kommt auf den Prüfstand: Wie vermögen solche Konzepte mit den mannigfaltigen Komplexitäten des sozialen Lebens in modernen Gesellschaften umzugehen? Wie entgehen sie der Regression in unterkomplexe Patentrezepte? Der Band fragt nicht naiv nach einer nachkapitalistischen Zukunft, sondern verarbeitet die Erfahrungen mit zu harmlosen Reformkonzepten und totalitären Abwegen. Der Band wendet sich an alle, die Tamara („There are many and real alternatives“) Tina („There is no alternative“) vorziehen. Er bietet allen eine Argumentationsgrundlage an, die bislang nur meinen, „eine andere Welt sei möglich“. Der Band stellt die am weitesten entwickelten Positionen im Suchprozess nach den nachkapitalistischen Lebensweisen, Strukturen und Institutionen in ihrem Zusammenhang dar. Creydts Überlegungen kulminieren in der Analyse von ‘Praxis’ als Leitbild der nachkapitalistischen Gesellschaft. Meinhard Creydt 45 Fragen zur nachkapitalistischen Zukunft Meinhard Creydt, geb. 1957, Soziologe, Psychologe, Dr. phil.; lebt und arbeitet in Berlin, er veröffentlichte u.a. Wie der Kapitalismus unnötig werden kann, Münster 2014, 2. Auflage 2016, siehe auch Seite 13, und Theorie gesellschaftlicher Müdigkeit, Frankfurt a. M. 2000. Die meisten seiner Artikel in Zeitschriften und Sammelbänden finden sich auch unter www.meinhard-creydt.de. Erfahrungen, Analysen, Vorschläge 2016 – ca. 250 Seiten – ca. 21,90 € ISBN 978-3-89691-851-2 Erscheinen: Oktober 2016 5 Soziologie / Gesellschaftstheorie Was macht (intersubjektiv kommunizierten) Antisemitismus zu dem, was er ist, und mit welchen Verfahren und Kategorien ist ihm analytisch und definitorisch beizukommen? Die Antworten, die Rancs qualitative Antisemitismus-Studie auf diese Fragen gibt, verdanken sich zum einen der Fülle und Vielfalt des empirischen Materials, das ihr – mit 32 Gruppendiskussionen und 130 Einzelinterviews – zugrunde liegt, und zum anderen dem differenzierten und differenzierenden Umgang mit ihm. Anders und aufwendiger als gemeinhin üblich, wurde hier zunächst einmal jedes ‘Sprechen über Juden’ in den Fokus gerückt, ob antisemitisch, anti-antisemitisch oder keines von beidem. Dergestalt ließ sich nicht nur, komparativ geschärft, die ressentimentspezifische Machart antijüdischer Argumentationen herausarbeiten. Ebenfalls komparativ geschärft, gab das Argumentations- und Interaktionsverhalten der Probanden zudem Aufschluss über die psycho- und soziodynamischen Implikationen antijüdischer Ressentiment-Kommunikation. Gemäß den analytischen Zugriffsmöglichkeiten und dem theoretischen Ertrag, den sie bereithielten, stellt die Studie ebenso anschaulich inner- und interdisziplinäre Grenzziehungen in Frage wie etwa die Erklärungspotentiale gängiger Kategorien wie der des Vorurteils. Stattdessen wird hier in Anlehnung an Nietzsche und Sartre das gegenstandsadäquatere Ressentiment als zentrale Kategorie definiert, und kommen darüber hinaus sowohl soziologische wie (gesprächs-)rhetorische, argumentationstheoretische wie psychoanalytische Kategorien und Erkenntnisse zur Anwendung. • antisemitische Kommunikation • Erklärungspotenzial des Vorurteils • antijüdische Ressentiments Julijana Ranc „Eventuell nicht gewollter Antisemitismus“ Julijana Ranc, Dr. phil., geb. 1955; als Literaturwissenschaftlerin und Soziologin bis 2002 an der TU Darmstadt, von 2003 bis 2012 am Hamburger Institut für Sozialforschung und seit 2013 am Zentrum für Antisemitismusforschung in Berlin. Arbeitsschwerpunkte und Publikationen in den Bereichen Kommunismus- und Exilforschung sowie gruppenbezogene Ressentiments. Zur Kommunikation antijüdischer Ressentiments unter deutschen Durchschnittsbürgern 2016 – ca. 250 Seiten – ca. 29,90 € ISBN 978-3-89691-100-1 Erscheinen: Oktober 2016 6 Politik & Ökonomie Die aktuelle Kreditkrise in Griechenland fällt mit einer weltweiten Phase der Finanzialisierung und einem Trend zu Investitionen in Vermögenswerte zusammen. Verschiedene Arten von Rente versprechen höhere Profite als die Warenproduktion. Investoren sind überall auf der Suche nach Land, das profitabel genutzt werden kann. In Griechenland richtet sich das Interesse seit 2010 v.a. auf Land in öffentlichem Eigentum, das durch Privatisierungen in großem Maßstab für Extraktivismus und für Großprojekte in den Bereichen Energiegewinnung, Immobilienentwicklung und Tourismus erschlossen wird. Hierfür wurde mit der TAIPED nach dem Vorbild der deutschen Treuhand eine spezielle Behörde eingerichtet, in die alle öffentlichen Vermögenswerte eingingen, die zum Zweck der Schuldentilgung veräußert werden sollen. • Humangeographie • Ausbeutung von Immobilien • Geld mit Geld verdienen Aus historischen Gründen sind die wichtigsten Landeigentümer Griechenlands der Staat, Kirchen und Klöster sowie Banken, die zur ersten Zielscheibe von Landraub wurden. Um dies zu erleichtern wurden aus dem Planungsrecht das protektionistische und auf sozialen Ausgleich abzielende Elemente entfernt. Hinzu kommt der schleichende Landraub von kleinen Privateigentümer*innen, insbesondere von Wohnraum und landwirtschaftlichen Flächen, durch Steuererhöhungen. Eine erneute Beschäftigung mit der politischen Bedeutung der Rente und ihrer klassenspezifischen Auswirkungen ist dringend notwendig. Das Buch dokumentiert und analysiert diese Prozesse und fragt: „Was tun wir als Linke in Bezug auf die Landfrage?“ Costis Hadjimichalis Schuldenkrise und Landraub in Griechenland Mit einem Vorwort von Bernd Belina Costis Hadjimichalis, Prof. em., lehrte an der Harokopio Universität in Athen Ökonomische Geographie und Regionalplanung. Er ist Herausgeber der bilingualen Zeitschrift Geographies; Forschungsschwerpunkte u.a.: Theorie ungleicher geographischer Entwicklung, radikale Geographie. 2016 – ca. 145 Seiten – ca. 14,90 € ISBN 978-3-89691-855-0 Erscheinen: November 2016 7 Politik & Ökonomie Bei allen Gegensätzen sind sich wirtschaftsliberale und marxistische Theoriekonzepte in der Beurteilung des Kapitalismus einig: Die ökonomischen Strukturen kapitalistischer Marktgesellschaften machen direkte Gewalt gegen Personen nicht nur überflüssig, sondern auch ökonomisch kontraproduktiv. Heide Gerstenberger widerspricht in ihrem opus magnum nicht der These, dass im Verlauf kapitalistischer Wirtschaften die Anwendung direkter Gewalt zum Zwecke der Profitproduktion vielerorts zurückgedrängt wurde, wohl aber bestreitet sie, dass diese Entwicklung ökonomischer Rationalität geschuldet ist. Als Resultat ihrer Auseinandersetzung mit der konkreten historischen Funktionsweise kapitalistischer Wirtschaften stellt sie fest, dass, wo immer eine Domestizierung des Kapitalismus erfolgte, diese durch sehr energische soziale Auseinandersetzungen und politische Maßnahmen herbeigeführt worden ist. Werden Eigner und Besitzer von Kapital nicht durch Öffentlichkeiten und Regierungen daran gehindert, so nutzen sie – von Ausnahmen abgesehen – alle sich ihnen bietenden Möglichkeiten, Profite zu erzielen. Angesichts der historischen Funktionsweise kapitalistischer Wirtschaften lässt sich nicht länger aufrechterhalten, dass der Einsatz direkter Gewalt gegen Personen kapitalistischem Profitstreben unter allen Umständen widerspricht. Heide Gerstenberger, Prof. Dr. disc. pol., geb. 1940, lehrte von 1974 bis 2005 als Professorin für „Theorie des bürgerlichen Staates und der Gesellschaft“ an der Universität Bremen. Sie veröffentlichte u.a. Der revolutionäre Konservatismus, 1969; Zur politischen Ökonomie der bürgerlichen Gesellschaft. Die historischen Bedingungen ihrer Konstitution in den USA, 1973; zusammen mit Dorothea Schmidt (Hrsg.) Normalität oder Normalisierung. Geschichtswerkstätten und Faschismusanalyse, 1987, Die subjektlose Gewalt 1991, als E-Book 2016. Zudem publizierte sie zahlreiche gesellschaftstheoretische und historisch-soziologische Beiträge in Fachzeitschriften und ist Mitherausgeberin der Reihe Theorie und Geschichte der bürgerlichen Gesellschaft im Verlag Westfälisches Dampfboot. • die Gewaltfrage im Kapitalismus • die Zügelung des Kapitalismus • kapitalistisches Profitstreben und direkte Gewalt Heide Gerstenberger Markt und Gewalt Die Funktionsweise des historischen Kapitalismus (Theorie und Geschichte der bürgerlichen Gesellschaft Band 25) 2016 – ca. 600 Seiten Subskriptionspreis bis 31.12.2016: ca. 39,90 € Ladenpreis ab 01.01.2017 : ca. 49,90 € ISBN 978-3-89691-125-4 Erscheinen: Oktober 2016 8 Politik & Ökonomie • Struktur der bürgerlichen Gesellschaft • Staatenkonkurrenz • parlamentarische Vertretung ökonomischer Macht • Care Regime • pflegepolitische Ökonomisierungsprozesse • familiäre und berufliche Pflegearbeit Andreas Fisahn Die Saat des Kadmos Diana Auth Pflegearbeit in Zeiten der Ökonomisierung Staat, Demokratie und Kapitalismus Wandel von Care-Regimen in Großbritannien, Schweden und Deutschland 2016 – ca. 400 Seiten – ca. 39,90 € ISBN 978-3-89691-853-6 Erscheinen: Oktober 2016 (Arbeit – Demokratie – Geschlecht Band 23) 2016 – ca. 500 Seiten – ca. 44,00 € ISBN 978-3-89691-849-9 Erscheinen: Oktober 2016 Andreas Fisahn, Prof. Dr. jur., geb. 1960 ist Professor für öffentliches Recht und Rechtstheorie an der Universität Bielefeld. Forschungsschwerpunkte sind Staats- und Rechtstheorien und Europa. Aktuell beschäftigen ihn vorrangig die Freihandelsabkommen zwischen Nordamerika und der EU. Durch den demographischen Wandel und die Zunahme der Pflegebedürftigen, den Rückgang familiärer Pflegepotentiale sowie den Fachkräftemangel in der Pflege geraten die nationalen CareRegime unter Druck. Hier setzt die Vergleichsstudie von Diana Auth an. Sie zeichnet die pflegepolitischen Ökonomisierungsprozesse Großbritanniens, Schwedens und Deutschlands nach und nimmt deren Auswirkungen auf die familiäre und berufliche Pflegearbeit in den Blick. Die Autorin untersucht zum einen die Auswirkungen des Ökonomisierungsprozesses auf die Art der Pflegearbeit (Formalisierung versus Informalisierung) und zum anderen auf die Qualität der familiären und beruflichen Pflegearbeit. Sie zeigt auf, inwieweit eine Prekarisierung im Hinblick auf die materielle und soziale Absicherung, die Beschäftigungsstabilität und -fähigkeit sowie die Arbeitsbedingungen in den drei Ländern stattgefunden hat. Foto: Susanne Hofmann Andreas Fisahn untersucht in seinem Buch erstens den strukturellen Zusammenhang von kapitalistischer Ökonomie und bürgerlichem Staat. Er fragt, ob die Strukturen der bürgerlichen Gesellschaft eine Trennung von politischer und ökonomischer Herrschaft begünstigen. Im zweiten Schritt zeichnet er die historischen Entwicklungen nach, welche diese Trennung hervorbrachten, um drittens die Relation von parlamentarischer Demokratie und kapitalistischer Ökonomie als Folge dieser Trennung zu untersuchen. Dabei zeigt er, dass der Kapitalismus sich nur auf der Grundlage der spezifischen abendländischen Entwicklung durchsetzen konnte. Die Konkurrenz der Staaten in Europa war seine Voraussetzung. Diese konnten außerdem auf ein weit entwickeltes, römisches Rechtssystem zurückgreifen. So lässt sich die Trennung von ökonomischer und politischer Macht auch historisch nachvollziehen, was schließlich die Frage nach der parlamentarischen Vertretung der ökonomischen Macht im politischen Betrieb aufwirft. Der Mythos von Kadmos mit seinem unbeantworteten Verhältnis zur Gewalt versinnbildlicht für Fisahn die Staatsgründung treffender als der „Mythos“ vom Gesellschaftsvertrag und der einfach unterstellten Aufgabe von Gewalt. Diana Auth, Dr., geb. 1970, Politikwissenschaftlerin, arbeitet als wissenschaftliche Assistentin am Institut für Politikwissenschaft der Justus-LiebigUniversität Gießen. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen in den Bereichen vergleichende Wohlfahrtsstaatsforschung, Gender Studies, Pflegeforschung und soziale Gerontologie sowie Policy-Forschung. 9 Geschlechterverhältnisse • queer-theoretisches Konzept • sexuelle Normierungen • Strategien der Normalisierung • Pflegeregime • Abwertung und Geschlechterverhältnisse Beatrice Müller Wert-Abjektion Zur Abwertung von Care-Arbeit im patriarchalen Kapitalismus – am Beispiel der ambulanten Pflege (Arbeit – Demokratie – Geschlecht Band 24) 2016 – ca. 270 Seiten – ca. 27,90 € ISBN 978-3-89691-856-7 Erscheinen: Oktober 2016 María Teresa Herrera Vivar / Petra Rostock / Uta Schirmer / Karen Wagels (Hrsg.) Über Heteronormativität Auseinandersetzungen um gesellschaftliche Verhältnisse und konzeptuelle Zugänge (Forum Frauen- und Geschlechterforschung Band 45) 2016 – ca. 300 Seiten – ca. 29,90 € ISBN 978-3-89691-245-9 Erscheinen: Oktober 2016 Die Themen Care und Care-Arbeit sind in den vergangenen Jahren verstärkt ins Zentrum der Aufmerksamkeit sozialwissenschaftlicher Forschung gerückt. Im feministischen Diskurs spielt dabei häufig die Abwertung von bezahlter und unbezahlter Care-Arbeit eine zentrale Rolle. Im Kontext feministisch-marxistischer Theorien geht Beatrice Müller der Frage nach, wie diese Abwertung zu erklären ist. Das von ihr entwickelte Konzept Wert-Abjektion setzt seinen Erklärungsversuch auf politik-ökonomischer wie kulturell-symbolischer Ebene an und verfolgt Fragen nach dem Verhältnis von kapitalistischer Produktions- und Reproduktionsweise und Care-Arbeit. Diese theoretische Analyse wird mit empirischen Untersuchungen der derzeitigen Pflegepolitik und der Krise im Pflegesektor verbunden und Erfahrungen von Pflegerinnen werden in die Analyse mit einbezogen. Das Buch verbindet zeitdiagnostische und empirische Analysen mit konzeptuellen Debatten über Heteronormativität. Es lädt zu einer Auseinandersetzung darüber ein, inwiefern eine Reformulierung des Konzepts erforderlich ist, um die konstitutive Verwobenheit geschlechtlich-sexueller mit weiteren – rassistischen, ökonomischen, (post-)kolonialen – Dimensionen von Herrschaftsverhältnissen analytisch zu fassen. Die Beiträge fragen u.a.: In welchem Zusammenhang stehen z.B. die partiellen Erfolge schwuler und lesbischer Bewegungen mit neoliberalen Inwertsetzungen von Differenzen? Wie verbinden sich rassistische Politiken – etwa der Ethnisierung von Homophobie – mit Strategien der Normalisierung einiger, vorwiegend weißer und der Mittelschicht zuzuordnender nicht-heterosexueller Lebensweisen? María Teresa Herrera Vivar, Sozialwissenschaftlerin, Universitätsassistentin an der Universität Innsbruck. Ihre Arbeitsschwerpunkte: dekolonial-/postkolonial-feministische Theorien und Methodologien, Genderund Queer Studies sowie kritische Migrationsforschung. Beatrice Müller, geb. 1977, Dr. phil., Politikwissenschaftlerin, promovierte im Fachbereich Erziehungswissenschaften an der Philipps-Universität Marburg. Sie ist derzeit wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Vechta sowie im internationalen Projekt „Re-imagining Long-Term Residential Care: An International Study of Promising Practices”. Petra Rostoc, Dr. rer. pol., beschäftigt sich derzeit aus kritisch weißer Perspektive mit Möglichkeiten queer-feministischer Bündnispolitik und der Verkörperung von Emotionen und (Diskriminierungs‑)Erfahrungen; sie arbeitet im Bereich Gleichstellungs- und Diversitätspolitik in einem Wohlfahrtsverband. Uta Schirmer, Dr. phil., arbeitet als Wissenschaftliche Mitarbeiter_in im Studienfach Geschlechterforschung an der Universität Göttingen. Karen Wagels, Psycholog_in, beschäftigt sich aktuell an der Universität Kassel mit hegemonialen Diskursen um Depression, mit der Normativität von Gesundheits- und Krankheitsbegriffen und den Effekten psycho-medizinischer Denkweisen in Feldern Sozialer Arbeit. 10 Geschlechterverhältnisse // Gesellschaftstheorie / Soziologie • Gated Communities • kritische Stadtforschung • neoliberale Stadtpolitiken • Bildungschancen • Hochschule • Handlungsstrategien Irene Kriesi / Brigitte Liebig / Ilona Horwath / Birgit Riegraf (Hrsg.) Gender und Migration Christian Smigiel Raumproduktionen im südöstlichen Europa in der tertiären Berufs- und (Fach) Hochschulbildung (Forum Frauen- und Geschlechterforschung Band 46) Materialität, Symbolik und Alltag der Sofioter Gated Communities 2016 – ca. 300 Seiten – ca. 29,90 € ISBN 978-389691-246-6 (Raumproduktionen: Theorie und gesellschaftliche Praxis Band 24) Erscheinen: Oktober 2016 2016 – ca. 230 Seiten – ca. 29,90 € ISBN 978-3-89691-101-8 Erscheinen: Oktober 2016 Universitäten, Fachhochschulen und die tertiäre Berufsbildung sehen sich gegenwärtig einem weitreichenden Internationalisierungsgeschehen ausgesetzt. Die Beiträge des Bandes diskutieren diese Entwicklungen mit Bezug auf aktuelle theoretische Perspektiven und empirisch fundierte Erkenntnisse der Geschlechter-, Migrations- und Bildungsforschung. Gefragt wird nach den Segregationsmustern und -tendenzen, die sich in unterschiedlichen Hochschultypen, Disziplinen oder Berufsbildungsgängen finden sowie nach länderspezifischen und regionalen Unterschieden von Ausbildungsbedingungen. Neben den Geschlechter- und migrationsbezogenen Handlungsstrategien von Studierenden wird dabei auch die Bedeutung der institutionellen bzw. organisatorischen Voraussetzungen im tertiären Berufs- und (Fach-)Hochschulbereich für unterschiedliche Bildungschancen in den Mittelpunkt gerückt. Irene Kriesi, Dr. phil., Soziologin, Forschungsfeldleiterin am Eidgenössischen Hochschulinstitut für Berufsbildung. Arbeitsschwerpunkte: Bildungs- und Berufsverläufe, institutionelle Ausgestaltung von Bildungssystemen, Berufsbildung, soziale Ungleichheit und Geschlecht. Brigitte Liebig, Professorin an der HS für Angewandte Psychologie der FH NW-Schweiz, Priv. Doz.an der Univ. Basel. Arbeitsschwerpunkte: Geschlechter- und Gleichstellungsfragen, Arbeit und Organisation, Bildung und Hochschulen. Ilona Horwath, Soziologin, Assistenzprofessorin am Inst. f. Frauen- und Geschlechterforschung/Univ. Linz. Arbeitsschwerpunkte: Geschlechterforschung in Organisationen und Hochschule, Geschlechterorientierungen und Stereotype, Geschlechtergleichstellung, Gender in Naturwissenschaft und Technik. Birgit Riegraf, Professorin für Allg. Soziologie an der Univ. Paderborn. Arbeitsschwerpunkte: Feministische Theorien und Methoden der Geschlechterforschung, Gesellschaft- und Gerechtigkeitstheorien, Arbeitsund Organisationssoziologie, Hochschul- und Wissenschaftsforschung. Ende der 1990er Jahre kaum bekannt, gehören Gated Communities mittlerweile zum alltäglichen Erscheinungsbild von Städten im östlichen Europa. Wie konnte es dazu kommen? Welche politischen, ökonomischen und sozialen Rahmenbedingungen haben zu dieser Art Bauboom beigetragen? Welche gesellschaftlichen Macht- und Kräfteverhältnisse sind für diese Entwicklung verantwortlich? Und wer sind die BewohnerInnen, warum wohnt man dort und wie sieht der Alltag in Gated Communities aus? Diesen Fragen geht Christian Smigiel mit Hilfe unterschiedlicher Ansätze der kritischen Stadtforschung am Beispiel der bulgarischen Hauptstadt Sofia nach. Hierzu beleuchtet er neben Formen und AkteurInnen des bulgarischen Transformationsprozesses auch die Ankunft und Wirkung neoliberaler Stadtpolitiken. Darüber hinaus analysiert er am Beispiel der Gated Communities die Hintergründe einer Finanzialisierung des Wohnens und deckt die strategischen Arrangements zwischen (inter-)nationaler Immobilienwirtschaft und öffentlicher Hand auf. Zudem skizziert er Konflikte, Lebensstil und Gesellschaftsbild der BewohnerInnen. Christian Smigiel, geb. 1979, studierte Geographie in Münster und Ljubljana und promovierte an der Universität Leipzig. Er ist Assistenzprofessor für Humangeographie an der Universität Salzburg. Seine Arbeitsschwerpunkte sind: Stadt- und Wohnungspolitik, Stadtplanung, Soziale Ungleichheit, Energiepolitik, Energiearmut, Austerity Urbanism, Smart City. 11 Gesellschaftstheorie / Soziologie • Bildung: Begriff und Bedeutung • pädagogische Verantwortlichkeit • Persönlichkeitsentwicklung • Ordnung • Freiheit • Eigensinn Stephan Geuenich / Daniel Krenz-Dewe / Janek Niggemann / Robert Pfützner / Kathrin Witek (Hrsg.) Wozu brauchen wir das? Dana Dülcke / Julia Kleinschmidt / Olaf Tietje / Juliane Wenke (Hrsg.) Grenzen von Ordnung Bildungsphilosophie und pädagogische Praxis Eigensinnige Akteur_innen zwischen (Un)Sicherheit und Freiheit 2016 – ca. 200 Seiten – ca. 24,90 € ISBN 978-3-89691-854-3 2016 – ca. 220 Seiten – ca. 29,90 € ISBN 978-3-89691-852-9 Erscheinen: Oktober 2016 Erscheinen: Oktober 2016 Unter dem Diktum der „Anwendungsorientierung“ schwindet das Bewusstsein für die Bedeutung einer philosophischen und theoretischen Reflexion von Bildung. Die Frage „Wozu brauchen wir das?“ erscheint häufiger in erziehungswissenschaftlichen Lehrveranstaltungen. Doch stellt für pädagogische Theorie und Praxis der Bildungsbegriff eine unverzichtbare Orientierungskategorie dar. Oder lässt sich auch ohne den Bezug auf eine Idee von Bildung verantwortliches pädagogisches Handeln denken? Der Band versammelt Beiträge, die sich aus den Perspektiven der Allgemeinen Pädagogik, der Ungleichheitsforschung und der kritischen Kompetenztheorie der Diskussion des Verhältnisses von Bildungsphilosophie und pädagogischer Praxis widmen. Im Zentrum steht dabei die Frage danach, welche Bedeutung der Austausch zwischen Praxis und Philosophie für einen zeitgenössischen, kritischen Bildungsbegriff haben kann. Dieser Band bringt das eigensinnige Handeln von Akteur_innen in virtuellen, (trans)nationalen und historischen Kontexten von (Un)Sicherheit und Freiheit zusammen. Aus interdisziplinärer Perspektive werden Themenfelder, die von virtueller Sicherheit über Grenzregimes und alltäglicher Subversion bis hin zu Selbstbehauptungspraktiken in extremen Bedrohungssituationen reichen, konsequent nach den in ihnen Agierenden befragt und ihr durchaus eigensinniges Handeln in den Blick genommen. Die Autor_innen verweisen in ihren Beiträgen auf die Grenzen von Ordnungen, indem sie rekonstruieren, wie sich immer wieder Möglichkeiten eigensinnigen Handelns eröffnen, nutzen und ‘besetzen’ lassen. Stephan Geuenich, promoviert an der LMU München zu päd. Vorstellun gen der historischen Arbeiter*innenbewegung am Beispiel des Syndikalismus. Arbeitsschwerpunkte u.a.: Reformpädagogik, politische Bildung. Daniel Krenz-Dewe, promoviert zu Möglichkeiten relationaler Denkweisen von kritischer Handlungsfähigkeit. Arbeitsschwerpunkte: Bildungs- und Subjekttheorien, Cultural Studies, Polit. Bildung. Janek Niggemann, Referent im Studienwerk der Rosa-LuxemburgStiftung, promoviert zu päd. Autorität. Forschungsschwerpunkte u.a.: Bildungstheorie, Professionalität und päd. Grundlagen Sozialer Arbeit, Hegemonietheorie, Krit. Pädagogik, Emotionalität, Krit. Psychologie. Robert Pfützner, promoviert an der Univ. Jena zum Solidaritätsbegriff in der sozialistischen Pädagogik. Weitere Forschungsschwerpunkte u.a.: interkulturelle Pädagogik, politische Ökonomie der Pädagogik. Kathrin Witek, Vertretungsprof. für Methoden der Sozialen Arbeit an der HS RheinMain. Forschungsschwerpunkte u.a.: Informelle Bildung, implizites Handlungswissen in soziokulturellen Initiativen, Beteiligung und Befähigung von Kindern und Jugendlichen im Beratungsprozess. Dana Dülcke, ist Lehrbeauftragte und Doktorandin an der Universität Kassel am Fachgebiet Soziologie der Diversität. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich vor allem mit Migrationen, transnationalen Arbeitsbeziehungen und intersektionalen Ungleichheitsverhältnissen. Julia Kleinschmidt, promoviert am Seminar der Mittleren und Neueren Geschichte der Universität Göttingen über Viktimisierungsstrategien in der Asylpolitik während der 1970er und 1980er Jahre in der Bundesrepublik Deutschland und den Niederlanden. Ihre Forschungsgebiete sind Lager, Migration, Erinnerungs- und Gewaltgeschichte. Olaf Tietje, ist Lehrbeauftragter und Doktorand an der Universität Kassel in der Soziologie der Diversität. Gegenwärtig forscht er zu eigensinnigen Praktiken in der andalusischen Landarbeit. Seine Forschungsschwerpunkte sind unter anderem Migration, Geschlecht, Grenzen und Gewerkschaften. Juliane Wenke, ist Doktorandin an der Universität Erfurt. Arbeitsschwerpunkte: Betriebs-, Arbeits- und Alltagsgeschichte 1939-1953 (frühe DDR), Geschichte der Zwangsarbeit, Displaced Persons auf dem Gebiet der Sowjetischen Besatzungszone. Die Herausgeber_innen sind Hans-Böckler-Promotionsstipendiat_innen. 12 Gesellschaftstheorie / Politik & Ökonomie 7. Auflage „ein lesenswertes Buch“ PERIPHERIE 7. erweiterte Auflage • Reichtumsforschung • Privatisierung der Macht • Souveränitätsfrage • Marxistische Theorie • Kapitalismusanalyse • Politische Ökonomie Hans Jürgen Krysmanski Hirten & Wölfe Michael Heinrich Die Wissenschaft vom Wert Wie Geld- und Machteliten sich die Welt aneignen Die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie zwischen wissenschaftlicher Revolution und klassischer Tradition 7. Auflage – Nachdruck der stark erweiterten 4. Auflage 2016 – 312 Seiten – 29,90 € ISBN 978-3-89691-602-0 Bereits erschienen 7. um ein Nachwort erweiterte Auflage 2016 – 411 Seiten – 29,90 € ISBN 978-3-89691-454-5 Erscheinen: September 2016 Das Interesse an den Reichen und Mächtigen dieser Welt wächst, je mehr Globalisierung und Privatisierung Hand in Hand gehen. Dennoch sind die Oberschichten - längst die wichtigsten Geldgeber und ‘Kunden’ – von den Sozialwissenschaften immer noch weitgehend unerforscht. Andererseits gibt es in den USA seit dem 19. Jahrhundert eine Tradition der kritischen Beobachtung der Machenschaften ‘derer da oben’. Im Zusammenhang mit den Aktivitäten der Bush-Administration und den Diskussionen um ein amerikanisches Imperium nimmt diese Form der Herrschaftsstrukturforschung einen neuen Aufschwung und regt WissenschaftlerInnen und JournalistInnen in vielen Ländern zu eigenen Recherchen an. Fast schon ist es eine intellektuelle Graswurzelbewegung. Das Buch breitet Ergebnisse dieser Forschungen des Power Structure Research aus. Es ist zugleich Werkstattbericht, Ressource und Aufforderung, sich selbst an dieser Bewegung zu beteiligen. Hans Jürgen Krysmanski, geb. 1935, em. Professor für Soziologie an der Universität Münster, zahlreiche Publikationen u.a. Popular Science. Medien, Wissenschaft und Macht in der Postmoderne 2001; Autor zahlreicher TV-Reportagen (Spiegel TV, NDR). Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats von Attac; Website: www.hjkrysmanski.de. Mit dem Zusammenbruch des Realsozialismus wurde die marxsche Theorie fragwürdig. Zwischen pauschaler Todeserklärung und trotziger Verteidigung schien kein Platz für eine wirkliche Diskussion Marxscher Texte und ihrer intellektuellen Zusammenhänge. Michael Heinrichs inzwischen zum Klassiker avancierte Arbeit bildete hier einen Kontrapunkt. In seiner am „frühen“ wie am „späten“ Marx ansetzenden Untersuchung setzt er die Marxsche Ökonomiekritik sowohl zur Klassik wie zur Neoklassik in Beziehung und legt dabei tiefgreifende Ambivalenzen frei. Das Standardwerk erscheint nunmehr in der 7. Auflage. Michael Heinrich, Dr. rer. pol., geb. 1957, Mathematiker und Politologe, 1987 bis 1993 wiss. Mitarbeiter am FB Politische Wissenschaft der FU Berlin, danach Lehrbeauftragter und geschäftsführender Redakteur der PROKLA (bis 2014), 1998 Gastprofessur an der Universität Wien, außerdem als Mitarbeiter der MEGA an der Edition bislang unveröffentlichter Marxscher Exzerpte zur Krise von 1857/58 beteiligt, zzt. Lehrstuhlvertretung an der FH in Berlin, veröffentlichte u.a. (zusammen mit Dirk Messner, Hrsg.) Globalisierung und Perspektiven linker Politik, Münster 1998; Arbeitsschwerpunkte: Marxsche Theorie und die Geschichte ökonomischer Theoriebildung. Weitere Information zum Autor im Internet unter: http://www.oekonomiekritik.de/ 13 Gesellschaftstheorie / Soziologie 2. Auflage 2. korrigierte und erweiterte Auflage • Klassenbegriff • ArbeiterInnen • Transformation des Kapitalismus • Kapitalismuskritik • Herrschaftskritik • Gesellschaftsanalyse Meinhard Creydt Wie der Kapitalismus unnötig werden kann Hans-Günter Thien Die verlorene Klasse 2. Auflage 2016 – 419 Seiten – 29,90 € ISBN 978-3-89691-970-0 ArbeiterInnen in Deutschland Erscheinen: August 2016 2. korrigierte und um ein Nachwort erweiterte Auflage 2016 – 214 Seiten – 24,90 € ISBN 978-3-89691-782-9 Erscheinen: Oktober 2016 Wer nach Alternativen zum Kapitalismus sucht, braucht ein Denken, das drei dicht miteinander verwobene Themen durchdrungen hat: 1) Szenario der innergesellschaftlichen Widersprüche, sozialen Kräfte und Bewusstseinsveränderungen, die in eine umfassende Gesellschaftsveränderung einmünden können, 2) Konzepte von Strukturen der nachkapitalistischen Gesellschaft, die der Komplexität moderner Gesellschaften gewachsen sind, 3) Paradigma der nachbürgerlichen Lebensweise. ArbeiterInnen scheint es kaum noch zu geben – schließlich befinden wir uns in einer Dienstleistungsgesellschaft, in der Wissen vermeintlich alles dominiert. Vielleicht gibt es diese Spezies noch in China oder anderswo, in Deutschland und Europa aber mutet der Begriff als überholt an. Erst recht in Verbindung mit demjenigen der Klasse, der im wissenschaftlichen Mainstream bekanntlich für das 19. Jahrhundert reserviert wurde. Hans-Günter Thien widersetzt sich solcherlei Banalisierungen. In der gründlichen Auseinandersetzung mit Vertretern der soziologischen Zunft rückt er das Spannungsfeld zwischen der Lage von ArbeiterInnen, ihrer Klassensituation, deren Veränderungen und dem Handeln als (potenzielle) Mitglieder einer Klasse in ebenso geduldiger wie beharrlicher Weise ins Blickfeld. Der Rückbezug auf den historischen Wandel der Formen kapitalistischer Gesellschaftlichkeit ist ihm selbstverständlich und verleiht seiner Darstellung ihren vielleicht unzeitgemäßen, aber doch besonderen Reiz. Meinhard Creydt, geb. 1957. Soziologe, Psychologe, Dr. phil., lebt und arbeitet in Berlin. Veröffentlichungen u.a.: Theorie gesellschaftlicher Müdigkeit. Frankfurt a. M. 2000; im Erscheinen 45 Fragen zur nachkapitalistischen Zukunft (siehe auch Seite 4), Die meisten seiner Artikel in Zeitschriften und Sammelbänden finden sich auch unter www.meinhard-creydt.de Hans-Günter Thien, Jg. 1947, Dr., seit 1984 Hochschullehrer an der Universität Münster, apl. Professor für Soziologie und Verleger des Verlags Westfälisches Dampfboot. Veröffentlichungen u.a. als Hrsg.: Klassen im Postfordismus, 2. Aufl. 2011; „Klassentheorien – Die letzten 50 Jahre“, in PROKLA 175 (2014); „Von der Sozialpartnerschaft zu neuen Konflikten, in TECHNOSEUM (Hrsg.): Durch Nacht zum Licht?, Mannheim 2013; „Klassen in der aktuellen Diskussion. Einige Überlegungen“, in Kurswechsel, Heft 4/2015. 14 Zeitschriften PROKLA Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft PROKLA 184 Die Neuordnung der Energieversorgung PROKLA 185 Ausnahmezustand Kräfteverhältnisse, Konflikte und Perspektiven 2016 – ca. 160 Seiten – 14,00 € ISBN 978-3-89691-385-2 2016 – ca. 160 Seiten – 14,00 € ISBN 978-3-89691-384-5 Erscheinen: Dezember 2016 Erscheinen: September 2016 Das Zeitalter der fossilen Energieträger Öl, Kohle und Gas nähert sich unausweichlich seinem Ende. Außer der absehbaren Erschöpfung der Ressourcen und der Überlastung der Senken –jener Ökosysteme, die die Emissionen aus der Verbrennung fossiler Energieträger absorbieren und damit eine wichtige klimatische Regulierungsfunktion ausüben – ist das fossilistische Energiesystem auch von Seiten der erneuerbaren Energien unter Druck geraten. Der Übergang zu einem auf erneuerbaren Energieträgern beruhenden System ist jedoch keineswegs konfliktfrei geschweige denn ausgemacht. Der Konflikt um die räumliche Gestalt einer Energieversorgung auf Grundlage erneuerbarer Energieträger, bei dem es letztlich darum geht, ob die Kontrolle über eine wichtige gesellschaftliche Infrastruktur wie bisher von einem Konglomerat großer Konzerne ausgeübt oder aber kapitalistischen Verwertungsinteressen entzogen und demokratisiert wird, ist nur einer von vielen Konflikten, deren Dynamiken in PROKLA 184 genauer analysiert werden sollen. Die politische Zeit hat sich in den vergangenen Jahren enorm beschleunigt. Die Ereignisse und Probleme lösen sich in immer schnellerem Rhythmus ab. Die kritische Analyse hinkt der schnellen Abfolge, der Verschiebung der Herausforderungen und Prioritäten zusehends hinterher. Wir befinden uns an einem Punkt, an dem die Bemühung, den Entwicklungen nachzuspüren und Zusammenhänge zu erschließen, atemlos macht: Die Welt scheint aus den Fugen. Aber sind wir tatsächlich mit einer „Chaotisierung“ gesellschaftlicher Verhältnisse konfrontiert? Oder sind nicht vielmehr Muster im Chaos zu erkennen? Und: Stehen die vielen beunruhigenden Ereignisse, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben, nicht vielmehr doch in einem (welt-)politischen Zusammenhang, den eine Analyse herausstellen müsste? Was verarbeitet die zunehmend autoritär auftretende Staatsgewalt – allein eine politische Rechtsverschiebung oder viel eher eine Polarisierung gesellschaftlicher Verhältnisse? Warum fassen überkommene herkömmliche Begriffe – von „autoritärer (Wettbewerbs-)Etatismus“ über „Doppelstaat“ bis „Faschismus“ – analytisch nicht, was derzeit passiert? 15 Zeitschriften Widersprüche Zeitschrift für sozialistische Politik im Bildungs-, Gesundheits- und Sozialbereich Widersprüche 141 Flucht – Provokationen und Regulationen Widersprüche 142 Pädagogik des Sozialen 2016 – ca. 130 Seiten – 15,00 € ISBN 978-3-89691-011-0 2016 – ca. 130 Seiten – 15,00 € ISBN 978-3-89691-012-7 Erscheinen: September 2016 Erscheinen: Dezember 2016 Die so genannte Flüchtlingskrise deckt einerseits schon länger existierende politische und soziale Krisen auf wie etwa die Krise des halbherzigen Projektes Europa und die Krisen sozialer Reproduktion, hervorgerufen durch einen sich auf dem Rückzug befindenden Sozialstaat. Andererseits ermöglicht das Sprechen von der „Flüchtlingskrise“ eben gerade die Verdeckung solcher zugrunde liegenden Krisen durch Angst- und Panikpolitiken. Diesen Aspekten sowie der Frage nach der Rolle einer kritischen Sozialen Arbeit wird in Widersprüche 141 nachgegangen. Wenn auch inzwischen didaktisch, methodisch und technologisch vielfach modernisiert dominiert die belehrende Vorstellung von „Trichterpädagogik“ noch immer die Realität. Ausgeblendet wird dabei, dass Bildungs- und Lernprozesse viel wesentlicher in sogenannten informellen oder „wilden“ Vermittlungen realisiert werden. Diese nicht nur Wissen vermittelnde sondern (vor allem) auch ästhetische-kulturelle und moralische Bildung nennen wir Pädagogik des Sozialen. Ihre herausragende Besonderheit ist, dass sie ohne professionelle VermittlerInnen auskommt: bildend und erziehend wirken allein die vielfältigen sozialen Relationen selbst – aber natürlich in real existierenden Macht-, Gewalt-und Herrschafts-Kontexten, die Widersprüche 142 ausloten will. Verlag Verlagsvertreter Westfälisches Dampfboot Hafenweg 26a 48155 Münster Tel. 0251 39 00 48 0 Fax 0251 39 00 48 50 E-Mail: [email protected] Homepage: www.dampfboot-verlag.de Neue Bundesländer, Berlin Thilo Kist Danckelmannstr. 11 14059 Berlin Tel. 030 325 84 77 Fax 030 321 55 49 E-Mail: [email protected] Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen, Niedersachsen, NRW Auslieferungen Bundesrepublik und Österreich – Verlagsauslieferung Ansprechpartner: Rainer Eckert Siemensstr. 16 35463 Fernwald Tel. 0641 943 93 33 Fax 0641 943 93 199 E-Mail: [email protected] Thomas Ohlsen Verlagsvertretung Berkersheimer Bahnstraße 42 60435 Frankfurt am Main Tel. 069 366 052 05 Fax 069 366 052 06 Mobil 0152 018 292 72 E-Mail: [email protected] Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Luxemburg Ingrid Augenstein Kemnik GmbH Postfach 101407 78414 Konstanz Tel: 07531 295 76 Fax: 07531 918 99 49 E-Mail: [email protected] Österreich Schweiz Balmer Bücherdienst Kobiboden CH-8840 Einsiedeln Tel. 055 418 89 60 Fax 055 840 30 Homepage: www.balmer-bd.ch Elisabeth Anintah-Hirt Türkenstr. 29 A-1090 Wien Tel. 0043 (0) 676 610 58 03 Fax 01 317 38 10 E-Mail: [email protected]
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