8 Stadtteil-Kurier DONNERSTAG 2. JUNI 2016 Wegbereiterin der Insektenkunde Vorleser Manfred Boermann erinnert in der Stadtbibliothek Vahr an Maria Sibylla Merian V ON ED W IN P L A T T Neue Vahr. Manfred Boermann stellt sich als professioneller Vorleser vor. Er ist seit 2013 mit dem Literatur-Express unterwegs, einer modernen Rikscha, um seinen Zuhörern literarisch Unterhaltsames zu bieten. An diesem Nachmittag hat er in der Stadtbibliothek Vahr Platz genommen, um an die Wegbereiterin der modernen Insektenkunde zu erinnern: Maria Sibylla Merian, die durch das Hauptwerk „Metamorphosis insectorum Surinamensium“ berühmt geworden ist. Die Künstlerin und Naturforscherin lebte 1647 bis 1717 ihr laut Boermann „unangepasstes Leben“. Insekten und Pflanzen interessierten Merian. Diese zeichnete sie detailreich und natürlich, fast fotografisch. Ihre künstlerische Ausbildung erhielt sie von ihrem Stiefvater Jacob Marrel, einem Schüler des Stillleben-Malers Georg Flegel. Durch ihren Vater, der Kupferstecher gewesen war, konnte sie selbst Druckvorlagen erstellen und damit festgehaltene Naturentdeckungen vervielfältigen. Insekten und Kleingetier wurden zu Merians Lebzeiten als niedere Wesen angesehen, die aus dem Erdschlamm erwachsen und bestenfalls unnütz, wenn nicht gar schädlich sind. Aber genau dafür interessierte sich die junge Naturforscherin. Und weil Frauen der Broterwerb durch Wissenschaft oder Buchveröffentlichungen nicht zustand, gar verboten war, druckte Maria Sibylla Merian Blätter und erklärte abgebildete Pflanzen und die zugehörigen Insekten. Sie beobachtete zum Beispiel den Wandel einer Raupe zum Schmetterling und zeichnete und erklärte den zu der Zeit als ungeheuren Vorgang der Natur angesehen wurde – und für den sich damals freilich kaum jemand interessierte. „Gegen den Strom ihrer Zeit“, fasst Manfred Boermann ihr Leben in einem Satz zu- Die bedeutende Künstlerin und Naturforscherin Maria Sibylla Merian rückte Vorleser Manfred BoFOTO: ROLAND SCHEITZ ermann in der Stadtbibliothek Vahr ins Blickfeld. sammen, wissend, dass die ersten Merian Hefte 1948 gedruckt eben auf diese Maria Sibylla Merian zurückgehen. Noch heute bestehen zahlreiche Bücher unter ihrem Namen im Buchhandel gegen starke Konkurrenz und zeigen besonders Pflanzen, Insekten, Schmetterlinge. Auch die Reise der Naturforscherin und Künstlerin nach Surinam, im nördlichen Südamerika nahe dem Äquator, gehört dazu. Vorleser Manfred Boermann beamt nun Maria Sibylla Merians Zeichnungen auf die Leinwand. Er hat für die erste Halbzeit seines Vortrags passende Gedichte zu den Abbildungen ausgesucht, zum Beispiel Rose Ausländers Verse an die Narzisse. Lilie folgt auf Hyazinthe und Tulpe. Die Zeichnungen, ganz erstaunlich in Anbetracht ihrer frühen Entstehung, zeigen Pflanzen detailgetreu, aber ohne Hintergrund. Das hebt sie von den Stillleben der malerischen Epoche ihrer Zeit ab. Darüber hinaus sind die Pflanzen gleichsam vor der Blüte, mit Blüte und welk dargestellt. Obendrein im korrekten Größenmaßstab zu Schnecken, Würmern, Käfern, Faltern und Läusen. Manfred Boermann bekennt sich zu dem Dichter Heinrich Heine und dessen Liebe zur Rose, der er unterstellt, sie würde den Schmetterling lieben. Auch einen japanischen Haiku – einen scherzhaften Vers, der als kürzeste Gedichtform der Welt gilt – hat Boermann parat: „Nur das Weiß der Lilien dämmert noch durch die Dunkelheit des Gartens“. Zurück zu Maria Sibylla Merian, die ihre ganze Aufmerksamkeit Pflanzen und kleinen Tieren schenkte. Wogegen der Zeitgeschmack gut gestellter Bürger den Blumen besondere Wertschätzung entgegenbrachte. Zum Vergleich: Eine herrschaftliche Hausangestellte verdiente in Merians Wahlheimat Amsterdam und Westfriesland 20 Gulden im Jahr. Der erzielte Höchstpreis an der Börse für eine Blumen- Die Kirchbachstraße zwiebel war damals 40 Gulden. Nun widmet sich Boermann Maria Sybilla Merians Lebensgeschichte. Nach kurzer, bald geschiedener Ehe in Frankfurt, ihrem Geburtsort, beschließt die Naturforscherin, nach Surinam zu reisen. Das Land steht unter niederländischer Hoheit. Ihre Reise wird zwei Jahre dauern. Der dort herrschenden Sklaverei setzt Merian keine Kritik entgegen. Ihr Blick ist auf die Natur gerichtet. Sie bringt auf ihren 60 dort angefertigten Zeichnungen kleine botanische Sensationen mit. Bild 17 zum Beispiel zeigt den Palisadenbaum, so benannt, weil der Stamm in vier Teile gespalten wird, die beim Hausbau als Fundament in die Erde gerammt werden. Es folgt ein Bild, das Zweige voller haariger Spinnen zeigt, die so groß sind, dass sie Kolibris fressen können. Der Marmeladendosenbaum liefert eine Art Mistel, die zur Behandlung von Lungenleiden verwendet wird. Und Wasserkresse zieht Kröten an. Wasserkresse mit Kröten ist eine beliebte Speise der Ureinwohner. Eine Beere nützt zur Abtreibung, jedoch führt sie im Falle zu hoher Dosierung zum Tode. Diese Pflanze ist in Surinam bei den niederländischen Herrschaften nicht gern gesehen, treiben ihre Sklaven doch damit ihre Kinder ab, um die nicht in diese Abhängigkeit zu gebären. Gelegentlich stirbt sogar eine Sklavin nach der Beereneinnahme. Zum Schluss der lehrreichen Lesung reicht Boermann Geruchsproben in Pulverform herum und lässt die Zuhörer raten. Süßkartoffel, roter Pfeffer oder Cayennepfeffer, Paprika, Kakao, Vanille, Zitrone, Ananas und Pampelmuse entfalten ihre Düfte und erinnern an die frühen Entdeckungen der Maria Sibylla Merian die den Bananenbaum wie folgt beschreibt: Jeder Baum trägt eine Traube, die in fünf, sechs Reihen jeweils 14 Früchte trägt. Ein Blatt ist sieben Fuß lang und eineinhalb Fuß breit. Verlagssonderveröffentlichung feiert 2. Geburtstag „Wir sind eine moderne Eckkneipe“ Inhaber des Lokals Casual legen Wert auf Gemütlichkeit und guten Service / Übertragung von Fußballspielen Indisches Spezialitätenrestaurant Feinste Indische Küche im Herzen von Bremen Mittagstisch* Montags – Freitags von 12 bis 14.30 Uhr ab EUR 5,90 Buffet an jedem Sonntag von 12 bis 14.30 Uhr pro Person EUR 13,90 *außer an Feiertagen SCHÖNE SOMMERTERRASSE Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag von 12 bis 14.30 Uhr und 17.30 bis 22.30 Uhr Kirchbachstraße 198 • 28211 Bremen • Tel (0421) 3060530 Wir sind zertifiziert. 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Mit der Eröffnung des Casual hat sich für die beiden ein lang gehegter Traum erfüllt, der an eine gute alte Tradition anknüpfen soll. Seit 1920 werden die ebenerdigen Räume als Kneipe genutzt. Laut Wiesenbachs Recherche war Alwin Heumann der erste Eigentümer, der im Obergeschoss seinen Wohnbereich hatte. „Wir haben es aus der vierten Generation von Angelika Meyer übernommen, die ihre damalige Kneipe ,Bei Heumanns’ nannte. Unsere Idee war es, dass wir es auch im Familienbesitz weiterführen und somit die Tradition fortzusetzen.“ Während sein Schwiegervater vorwiegend mit der Planung und Buchhaltung beschäftigt ist, kümmert sich der Gastronom um die Küche und den Schankbetrieb. „Wir sind eigentlich Allrounder und ergänzen uns sehr gut.“ Die gebürtigen Bremer haben viel Arbeit in ihr Vorhaben gesteckt und umfangreiche Sanierungsmaßnahmen durchgeführt. Hellgraue Steinwände, 50 Sitzplätze in dunkelbrauner Holzop- tik. Das Zentrum der Kneipe bildet ein riesiger Tresen aus Echtholz. Sowohl die Tischplatten als auch der Tresen wurden aus einem Baumstamm gefertigt, was dem Ganzen eine besondere Note verleiht. Lediglich die alte Säule im Tresenraum wurde als Erinnerungsstück an die damalige Zeit übernommen. „Es ist natürlich moderner geworden, aber eben auch gemütlich. Jedoch immer mit der Intention, dass der Service stimmt.“ Gastfreundlichkeit wird im Casual großgeschrieben. Das weiß auch die ehemalige Kneipenwirtin Meyer zu schätzen, die hier gern ihren Geburtstag feiert. „Das finden wir natürlich schön. Sie hat uns schon viele Geschichten von damals erzählt, und auch wie die Leute auf die Säule geklettert sind, um noch ein Bier zu bekommen“, sagt Wiesenbach. Generell seien alle Altersgruppen ver- treten. Dazu gehören auch alteingesessene Knobel- und Skatrunden sowie etwa der FC Riensberg, der hier seine Weihnachtsfeiern abhält. Die Terrasse bietet bei schönem Wetter zusätzliche 40 Sitzplätze, und im alten Clubzimmer treffen sich die Raucher. Eine Besonderheit sind die vier Flachbildschirme, auf denen alle Werderspiele sowie weitere Fußballpartien gezeigt werden. Neben einem umfangreichen Getränkesortiment kann der Gast zwischen Frikadellen von der Fleischerei Safft, Tomate mit Mozzarella, Serrano-Schinken mit Melone, Panini und Datteln im Speckmantel wählen. Mit einer Tasse Münchhausen Kaffee lässt sich der Abend abrunden. Das Casual steht sonnabends für geschlossene Gesellschaften bis zu 100 Personen zur Verfügung. Auf Wunsch wird ein • Endkontrolle auf Grundlage exklusiver Qualitätssicherungsstudien Geöffnet ist das Casual dienstags bis sonntags ab 17 Uhr bis Mitternacht unter der Woche und bis 2 Uhr am Wochenende. Montags ist in der Regel Ruhetag – bei Werderspielen ist die Kneipe geöffnet. Weitere Informationen gibt es unter Telefon 56 50 38 15 sowie unter www. CKL casual-bremen.de. ® Bremen Schreibwaren V. 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