als PDF - Finanz und Wirtschaft

DER SONDERBUND | JUNI 2016
IMMOBILIEN
Zeitzeugen
Immobilien sind ein weit gefasstes
Thema, und ein lebendiges dazu.
Nirgendwo zeigt sich der Wandel
der Zeit, die Veränderung von
Bedürfnissen, Wünschen und Visionen einer Gesellschaft eindrücklicher als am Beispiel von Gebäuden,
Fassaden, Gestaltungsformen und
Nutzungen.
Fotografin Iris Ritter hat diese Entwicklung auf ihrem Streifzug durch
Zürich Altstetten festgehalten. Immobilien sind nicht nur Nutzungs-,
Substanz- und Renditeobjekte, wie
es diese Beilage, ganz im Sinn einer
Finanzzeitung, analysiert und darstellt. Viele haben ein ästhetisches,
mindestens individuelles Gesicht.
Ausgangslage verlangt
Aufmerksamkeit
«Wir wollen
pro Jahr 1 Mrd.
Fr. investieren»
MARTIN SIGNER
Leiter Immobilien Schweiz,
Swiss Life Asset Managers.
BILD: ZVG
Renditepapiere
K
Bleiben Sie auf Kaufkurs? Wie gross
ist die «Kriegskasse» von Swiss Life?
Grundsätzlich möchten wir weiterhin im Umfang von rund 1 Mrd. Fr.
pro Jahr in Immobilien investieren
Fortsetzung auf Seite 11
Die schleppende Wirtschaft fordert
ihren Tribut. Luxusobjekte sind
deutlich günstiger geworden. Rege
gefragt bleiben Eigentumswohnungen im einfacheren Segment.
Auch bei Mietwohnungen verlagert
sich die Nachfrage ins niedrigere
SEITE 3
Preissegment.
EDITORIAL Immobilien bleiben für Schweizer Investoren eine attraktive
Anlageklasse. Ein Selbstläufer ist der Markt allerdings nicht mehr.
Wolfgang Gamma
aum eine Anlageklasse weist für Schweizer Investoren eine
so gute Performance auf wie Immobilien. Auch im schwierigen Anlagejahr 2015 sind die Renditen höher ausgefallen als im Vorjahr. Auf Jahresfrist und über zehn Jahre gesehen
rentierten Immobilien besser als Aktien, ebenfalls im bisherigen Verlauf von 2016. Auch im Vergleich mit Obligationen schneiden Immobilien besser ab – für an sich illiquide Anlagen, von
denen jährlich nur 2% den Besitzer wechseln, eine ausserordentliche Leistung. Allerdings sehen manche Marktbeobachter die
jüngste Entwicklung mit Sorge. Von einem Hochleistungssportler,
der hart am Limit rennt und deshalb anfällig für Infektionen
ist, ist dann die Rede. Oder von einer gefährlichen Blasenbildung,
angefacht von historisch niedrigen Zinsen und einer schier endlos lockeren Geldpolitik.
«Finanz und Wirtschaft» widmet diesem spannenden Sektor
nach mehrjährigem Unterbruch wieder eine Sonderbeilage. Sie
ergründet, warum der Immobiliensektor mehr Investoren anzieht, als er von der operativen Entwicklung her betrachtet
eigentlich verdient hätte. Sie geht der Frage nach, wie die Chancen stehen, dass der direkte und der indirekte Immobilienbesitz
die Anziehungskraft erhalten können. Und sie zeigt auf, wo dem
Investor weiterhin die Aussicht auf Rendite winkt.
Etwas darf vorweggenommen werden: Der Immobilienmarkt
wird die relative Attraktivität im Vergleich zu andern Anlageklassen nicht so rasch verlieren. In einer Zeit, in der Geldvermögen
durch Negativzinsen bestraft werden, sind Sachwerte doppelt
wichtig. Investoren können davon weiterhin profitieren. Ein
Selbstläufer wie in den letzten Jahren, kurz unterbrochen durch
den Frankenschock, ist der Immobilienmarkt allerdings nicht.
Die Kontinuität des Ertrags ist keineswegs selbstverständlich
in einer Zeit, in der konjunkturelle und politische Erschwernisse
einer sorgenfreien Entwicklung entgegenstehen. Die Effekte von
Frankenstärke und Masseneinwanderungsinitiative sind nicht
voll absehbar. In Teilsegmenten wie Büroflächen und Luxuswohnungen besteht ein Überangebot, das der Markt nicht mehr
absorbieren kann. Sinkende Preise sind die Folge. Das bekommen Anbieter zu spüren, wenn sie Flächen wieder vermieten
wollen. Flexibilität und Kreativität in der Angebotsgestaltung
sind für sie deshalb zentral. Anleger, die sich über Aktien und
Fonds indirekt in Immobilien engagieren, haben solche Faktoren
in ihrer Wahl zu beachten.
Wer direkt in Immobilien investiert ist, hat in den letzten Jahren gleich von zwei gewichtigen Trends profitiert: der konstanten
Wertsteigerung und der immer günstiger werdenden Finanzierung. Beide Tendenzen verlieren jedoch zusehends an Wirkung
oder werden es in Kürze tun. Die Preisentwicklung am Eigenheimmarkt verflacht, die Zinsen für Hypotheken können kaum
mehr weiter fallen. Auch macht sich der Einfluss der regulatorischen Eingriffe bemerkbar, denen bei fortgesetztem Preisanstieg
weitere folgen dürften.
Die grosse Unbekannte bleiben die Zinsen. Wie lange kann
oder muss die Nationalbank an den Negativzinsen festhalten?
Wie lange fahren die Hypothekenanbieter mit ihrer Billiggeldstrategie fort? Die komplexe Ausgangslage verlangt vom Investor
Aufmerksamkeit, aber keinen grundlegenden Strategiewechsel.
Swiss Prime Site N Immobilien-
aktien sind als
Dividendenwerte gesucht.
80
Dem Anspruch
können sie
70
auch dieses
Jahr gerecht
werden. Opera60
14
15
16
tiv sind die
Quelle: Thomson Reuters / FuW
Gesellschaften
aber mehr gefordert denn je. Um den
Ertrag zu sichern, müssen sie sich in
einem anspruchsvoller gewordenen
SEITE 10
Markt zurechtfinden.
SPI-Gesamtindex angegl.
Teure Treue
Herr und Frau Schweizer bleiben ihrer
Bank in der Regel treu. Doch wenn
es um die Erneuerung der Hypothek
geht, bietet die Hausbank selten den
günstigsten Zins. Ein sorgfältiger
Vergleich lohnt sich.
SEITE 5
Anhaltende Flaute
am Büromarkt
DONATO SCOGNAMIGLIO
«Viele Investoren
blenden die Risiken aus»
Die Jagd nach Rendite treibt Investoren in Immobilien.
Privatanleger würden dabei oft die Risiken missachten,
kritisiert Donato Scognamiglio, CEO und Partner des
Immobilienberaters IAZI. «Sie fokussieren vorwiegend auf
die Rendite. Aber eine Immobilie ist keine Obligation. Sie
SEITE 8
ist illiquid und ihr Verkaufswert unbestimmt.»
BILD: Y VON BAUMANN
Herr Signer, Swiss Life hat jüngst
das Franz-Carl-Weber-Haus an der
Zürcher Bahnhofstrasse gekauft,
wo sie bereits sechs Liegenschaften
besitzt. Ist das die Stossrichtung
Ihrer Immobilienstrategie,
Geschäftsimmobilien an bester
Lage als attraktivster Teilmarkt?
Immobilien sind für Swiss Life eine
wichtige und attraktive Anlageklasse. Der Anlagehorizont sowie
die stetigen Cashflows in Franken
passen ideal zum Profil unserer
Verbindlichkeiten. Die Lage- wie
auch die Objektqualität sind
selbstverständlich sehr wichtige
Aspekte bei Akquisitionen: Sie
beschreiben beide das Risikoprofil
einer Liegenschaft. Und an TopLagen wie an der Bahnhofstrasse
sind die Risiken, beispielsweise
durch Leerstand, geringer als in
peripheren Lagen.
Weg vom Luxus
Die Leerstandquoten nehmen zu.
In Zürich und Genf befinden sie sich
auf einem Fünfjahreshöchst. Der
Büromarkt hat sich vom Vermieter- zum
SEITE 14
Mietermarkt gewandelt.
Immobilien 4.0
Innovation und Digitalisierung
mischen die Branche auf. Smart Home,
3D-Druck, Big Data, intelligente
Stromnetze und kognitive Technologien werden auch in der eher trägen
SEITE 7
Immobilienwelt präsent.
Ihr Eigenheim?
6 ½ Zi. Doppel-EFH
in 8127 Forch-Küsnacht
Ingrid Stiefel +41 44 316 13 83
Preis ab 2‘090‘000.Bezug ab Sommer 2017
www.ufdeforch.ch
3 Zi. Mietwohnung
in 8708 Männedorf
Paul Späni +41 52 338 07 09
Preis CHF 3‘500.- p.Mt.
Bezug nach Vereinbarung
www.loft-neugut.ch
Nussbaumen
4 ½ und 5 ½ Zi. Wohnung
in 8708 Männedorf
Paul Späni +41 52 338 07 09
Preis ab CHF 1‘339‘000.Bezug nach Vereinbarung
www.lagovista.ch
Teufen
Sulz-Rickenbach
Neerach
Höri
Bachenbülach
Lufingen
5 ½ Zi. Doppel-Einfamilienhäuser
in 8427 Freienstein
Michael Knecht +41 44 804 34 34
Preis auf Anfrage
Bezug auf Anfrag
www.zurtrotte-freienstein.ch
Forch-Küsnacht
Forch-Maur
Sorry, „leider“
Langnau a.A.
Meilen
Männedorf
www.bellesterrasses.ch
Wolfhausen
verkauft!
6 ½ Zi. Reihen-Einfamilienhäuser
in 8427 Teufen-Freienstein
Ramona Schiesser +41 44t!316 13 21
eiten verkauf
Einh
allePreis
ab CHF 895‘000.Bezug ab Winter 2016/17
2 ½ - 4 ½ Zi. Mietwohnungen
in 8706 Meilen
Ramona Schiesser +41 44 316 13 21
Miete ab CHF 1‘640.-p./Mt. exkl. NK
Bezug ab September 2016
www.haltenstrasse.ch
3 ½ - 5 ½ Zi. Eigentumswohnungen
in 8181 Höri
Ramona Schiesser +41 44 316 13 21
Preis auf Anfrage
Bezug auf Anfrage
www.soonbylepa.ch
6 ½ Zi. Einfamilienhäuser
in 8192 Zweidlen-Station
Christina Peter +41 44 316 13 02
Preis ab CHF 1‘005‘000.Bezug ab Winter 2017/18
www.terraverde-zweidlen.ch
4 ½ - 5 ½ Zi. Terrassenwohnungen
in 8610 Uster
Christina Peter +41 44 316 13 02
Preis ab CHF 1‘550‘000.Bezug ab Winter 2017/18
www.schwizerberg.ch
2 ½ - 5 ½ Zi. Eigentumswohnungen
in 8426 Lufingen
Ramona Schiesser +41 44 316 13 21
Preis ab CHF 510‘000.Bezug ab Herbst 2016
www.trioverde.ch
3 ½ Zi. Dachwohnung
in 8184 Bachenbülach
Paul Späni +41 52 338 07 09
Preis ab CHF 1‘095‘000.Bezug ab Herbst 2017
www.ridere-bachenbuelach.ch
5 ½ Zi. Einfamilienhäuser
in 8476 Unterstammheim
Rolf Flacher +41 52 338 07 09
Preis ab CHF 1‘050‘000.Bezug ab Sommer 2017
www.heerenweg.ch
5 ½ - 6 ½ Zi. Einfamilienhäuser
in 8537 Nussbaumen TG
Paul Späni +41 52 338 07 09
Preis ab CHF 1‘365‘000.Bezug ab Sommer 2017
www.quattro-nussbaumen.ch
3 ½ u. 5 ½ Zi. Eigentumswohnung
in 8633 Wolfhausen
Paul Späni +41 52 338 07 09
Preis ab CHF 840‘000.Bezug nach Vereinbarung
www.am-buehl.ch
Wir nehmen an den folgenden
Immobilienmessen teil:
Eigenheimmesse Schweiz in Zürich
8. - 11. Sept. 2016, Messe Zürich, Halle 6
SVIT Immobilien-Messe in Zürich
17. - 19. März 2017, Kongresshaus Zürich
Stand Mai 2016
/angebote
Zürcherstrasse 124 Postfach 322
8406 Winterthur
Telefon 052 / 235 80 00
Brigitte Luginbühl
Jones Lang LaSalle (JLL)
Peter Meier
Zürcher Kantonalbank
Ernst Schaufelberger
Axa Investment Managers Schweiz
Beat Seger
KPMG Schweiz
Marie Seiler und Kurt Ritz
PwC Schweiz
Dominik Weber
Immofonds
www.colina.ch
4 ½ Zi. Eigentumswohnungen
in 8143 Stallikon
Christina Peter +41 44 316 13 02
Preis ab CHF 785‘000.Bezug ab Sommer 2016
www.timberpark.ch
5 ½ Zi. Einfamilienhäuser
in 8453 Alten/Kleinandelfingen
Rolf Flacher +41 52 338 07 09
Preis ab CHF 785‘000.Bezug ab Sommer 2017
www.vecciacasa.ch
Remi Buchschacher
Real Estate Move
Fabian Waltert
Credit Suisse
4 ½ Zi. Eigentumswohnungen
in 8143 Stallikon
Christina Peter +41 44 316 13 02
Preis ab CHF 774‘200.Bezug ab Sommer 2016
www.zuerikon.ch
2 ½ - 5 ½ Zi. Eigentumswohnungen
in 8127 Forch-Maur
Ramona Schiesser +41 44 316 13 21
Preis ab CHF 590‘000.Bezug ab Herbst 2017
www.amena-forch.ch
Maja Bauer-Balmelli
Tax Advisors
Chris Urwin
Aviva Investors
www.duetto-rickenbach.ch
Uster
Stallikon
Andreas Ammann
Wüest & Partner
Juerg Syz
Diener Syz Real Estate
4 ½ Zi. Eigentumswohnung
in 8545 Sulz-Rickenbach
Paul Späni +41 52 338 07 09
Preis CHF 705‘000.Bezug nach Vereinbarung
Brüttisellen
Dietikon
4 ½ u. 5 ½ Zi. Terrassenwohnungen
in 8135 Langnau am Albis
Michael Knecht +41 44 804 34 34
Preis ab CHF 1‘720‘000.Bezug ab Sommer 2017
5 ½ Zi. Einfamilienhaus
in 8953 Dietikon
Rolf Flacher +41 52 338 07 09
“ alle Einheiten
ry,ab„lei
Sor
Preis
CHFder
1‘345‘000.Bezug ab Juni 2016
www.rebberg-dietikon.ch
4 ½ u. 5 ½ Zi. Eigentumswohnungen
in 8173 Neerach
Ramona Schiesser +41 44 316 13 21
Preis ab CHF 898‘500.Bezug ab Sommer 2016
www.imdoerfli-neerach.ch
Alten
Zweidlen
Hanspeter Frey
Wolfgang Gamma
Gabriella Hunter
«Finanz und Wirtschaft»
5 ½ Zi. Terrassenwohnungen
in 8610 Uster
Christina Peter +41 44 316 13 02
Preis ab CHF 1‘830‘000.Bezug nach Vereinbarung
www.art-one.ch
Unterstammheim
3
Sonderbund der
AUTOREN
3 ½ u. 4 ½ Zi. Wohnungen, DEFH
in 8306 Brüttisellen
Rolf Flacher +41 52 338 07 09
Preis ab CHF 750‘000.Bezug ab Sommer 2017
www.lindenbuck.ch
/angebote
Immobilien
Juni 2016
IMPRESSUM
Sonderbund «Immobilien»
zur Ausgabe Nr. 44 der «Finanz und
Wirtschaft» vom 4. Juni 2016
HERAUSGEBERIN
Verlag Finanz und Wirtschaft AG
Werdstrasse 21, 8004 Zürich
Verleger Pietro Supino
REDAKTION
Verlag Finanz und Wirtschaft AG
Werdstrasse 21, Postfach, 8021 Zürich
Telefon 044 248 58 00
Fax 044 248 58 55, [email protected]
Chefredaktor Mark Dittli
Leitung Beilagen Hanspeter Frey
Art Director Andrea Brändli
Fotografin Iris C. Ritter
Produktion Regina Gloor,
Sandra Meier
Korrektorat Malgorzata Gajda
VERLAG
Verlag Finanz und Wirtschaft AG
Werdstrasse 21, Postfach, 8021 Zürich
Telefon 044 248 58 00
Fax 044 248 58 15, [email protected]
Verlagsleiter Walter Vontobel
Anzeigen Tamedia AG, AnzeigenService, Finanz und Wirtschaft
Postfach, 8021 Zürich
Telefon 044 248 58 11
[email protected], www.mytamedia.ch
Abonnemente Telefon 044 404 65 55
Fax 044 404 69 24, www.fuw.ch/abo
TECHNISCHE HERSTELLUNG
DZZ Druckzentrum Zürich AG
Werdstrasse 21, 8021 Zürich
Bescheidenheit kehrt zurück
WOHNIMMOBILIEN Wegen hoher Preise und verschärfter Finanzierungsregeln wird zunehmend auf günstigere
Objekte ausgewichen. Eine Nachfrageverschiebung zeichnet sich auch im Mietwohnungsmarkt ab.
Fabian Waltert
D
er Markt für selbst genutztes
Wohneigentum stand lange im
Verdacht, Ungleichgewichte oder
gar Preisblasen zu produzieren. Inzwischen hat sich die Situation klar beruhigt.
Ausschlaggebend ist vor allem die Selbstregulierung. Die strengeren Finanzierungsregeln der Banken (10% hartes
Eigenkapital, kürzere Amortisationsdauer,
Niederstwertprinzip) haben die Hürden
für potenzielle Eigentümer erhöht. Eine
steigende Zahl von Nachfragern kann
diese Anforderungen nicht mehr erfüllen
oder muss bei Standort und Ausbaustandard Kompromisse eingehen.
Das Preiswachstum hat sich bei Eigentumswohnungen des mittleren Segments
deutlich verlangsamt und beträgt aktuell
nur noch 0,9% im Vorjahresvergleich.
Leicht sinkend ist die Tendenz im gehobenen Segment (–2,5%). Eigentumswohnungen des einfachen Segments bleiben indes
stark gefragt (+5,8%, vgl. Grafik).
RENDITEBRINGER GEFRAGT
Während beim Wohneigentum die strengere Regulierung verhindert, dass die rekordtiefen Zinsen voll auf die Nachfrage
durchschlagen, stehenWohnrenditeliegenschaften weiterhin hoch im Kurs. Bei den
aktuellen Negativzinsen bieten Immobilienanlagen eine attraktive Rendite. Spiegelbildlich lösen die höheren Renditedifferenzen mehr Bauprojekte aus, wurden in
den letzten zwölf Monaten doch Baugesuche für die rekordhohe Zahl von über
30 000 Mietwohnungen eingereicht.
Vor dem Hintergrund höherer Volatilität an den Finanzmärkten und einer wackligen Weltkonjunktur sollten Direktanlagen in Schweizer Immobilien weiterhin
die Gunst der Investoren geniessen, zumal
wenig für einen raschen Zinsanstieg
spricht. Die grosse Beliebtheit von Immobilieninvestments zeigt sich etwa in der
Anlageallokation der Pensionskassen. Bis
zum ersten Quartal 2016 stieg der Immobilienanteil in ihren Portfolios gemäss
Pensionskassenindex der Credit Suisse auf
ein Höchst von 23,1% (Durchschnitt seit
2002: 16,8%). Der durch Negativzinsen bedingte Abbau der Liquidität auf 4,9% floss
fast gänzlich in den Immobiliensektor.
PREIS- VOR MIETANSTIEG
Den Vorteil der sicheren Cashflow-Rendite erkaufen sich Anleger jedoch mit
einem erhöhten Wertänderungsrisiko. Gemäss der sogenannten Price-Rent Ratio
sind die Preise von Wohnrenditeliegenschaften seit 2009 deutlich schneller gestiegen als die Mieten, sodass fallende
Anfangsrenditen resultierten. Zurzeit liegt
die Price-Rent Ratio gemessen an den
Angebotsmieten mehr als 1,5 Standardabweichungen über dem langjährigen
Durchschnitt – ein Wert, der zuletzt vor
fünfzehn Jahren für kurze Zeit übertroffen
wurde. Gemessen an den Bestandsmieten
liegt ein höherer Wert gar 22 Jahre zurück.
Das Preisniveau ist folglich aus langfristiger Perspektive als hoch einzustufen. Vom
verhängnisvollen Niveau der Immobilien-
krise der frühen Neunzigerjahre ist es jedoch noch weit entfernt.
Auf längere Sicht sollten sich die Anleger bewusst sein, dass sich die Wertänderungsrenditen der letzten Jahre so nicht
fortsetzen werden. Bei einem angenommenen Anstieg der Zinsen zehnjähriger
Staatsanleihen auf 2% in zehn Jahren
müssten die Mieterträge über mehrere
Jahre jeweils jährlich 2 bis 4% zunehmen,
«Ausser im einfachen
Segment hat sich das
Preiswachstum bei
Eigentumswohnungen
verlangsamt.»
damit die Bewertungen stabil bleiben. Die
Chancen auf derartige Mietertragssteigerungen sind besonders bei jüngst erstellten Objekten gering. Entscheidend für
den weiteren Verlauf ist ausser den Zinsen
Preisentwicklung für Eigentumswohnungen
Skala rechts:
Skala links:
Jahreswachstum mittleres Segment
Index einfaches Segment
Jahreswachstum einfaches Segment
Index mittleres Segment
Index gehobenes Segment
in %
200
10
180
8
160
6
140
4
120
2
100
0
80
–2
60
2000
2002
2004
2006
2008
2010
2012
2014
2016
–4
Quelle: CS / Grafik: FuW, sm
die Entwicklung der Nachfrage auf dem
Nutzermarkt. Ein wachsender Leerstand
und ein deutlich reduziertes Mietpreiswachstum zeugen davon, dass die Nachfrage mit dem rasch steigenden Angebot
ausserhalb der Kernzentren teilweise
nicht mehr Schritt halten kann.
ZUWANDERUNG LÄSST NACH
Die Zuwanderung hat lange dafür gesorgt,
dass die stetig zunehmende Wohnungsproduktion vom Markt weitgehend absorbiert wurde. Seit 2014 verliert die Zuwanderung jedoch an Dynamik, was sich in
der zweiten Hälfte 2015 noch verstärkt
hat. Rückläufig ist besonders die Nettozuwanderung aus der EU. Ein eigentlicher
Einbruch der Zuwanderung ist trotzdem
nicht zu erwarten. Dem Rückgang der
Arbeitsmigration wirkt nämlich ein verstärkten Zustrom von Asylsuchenden
entgegen. Von den rund 43 000 Personen,
die in den vergangenen zwölf Monaten
in der Schweiz ein Asylgesuch gestellt
haben, dürfte ein beträchtlicher Teil längerfristig hier ansässig werden und eine
Mietwohnung beziehen.
Insgesamt dürfte die Nachfrage nach
Mietwohnungen auch zukünftig hoch
bleiben, sich jedoch stärker ins tiefere
Preissegment verlagern. Auch im Umfeld
eines steigenden Leerstands dürften folglich kleinere Wohnungen mit tieferem
Ausbaustandard gute Marktchancen haben. Das trifft vor allem in den teuren
Zentrumsregionen Zürich und Genfersee
zu. Kostenbedingt stehen dabei nicht
Toplagen im Vordergrund, sondern durch
den öffentlichen Verkehr gut erschlossene
Lagen an den Stadt- und den Agglomerationsrändern. Eine weitere Chance, auf
Veränderungen in der Nachfragestruktur
zu reagieren, bieten die Alterung der
Bevölkerung und die damit verbundene
steigende Nachfrage nach altersgerechtem Wohnraum.
Fabian Waltert, Senior Economist,
Swiss Real Estate Research, Credit Suisse
4
Immobilien
Sonderbund der
Juni 2016
Immobilien
Juni 2016
5
Sonderbund der
Bei der Hypothek ist Treue teuer
HYPOTHEKENFINANZIERUNG Die Nachfrage nach Immobilienkrediten wächst ungebremst,
doch die Hausbank bietet selten die günstigsten Zinsen. Gerade bei der Erneuerung lohnt sich der Vergleich.
Gabriella Hunter
D
ie Finanzierung von Wohneigentum in der Schweiz ist so
günstig wie noch nie. Weniger
als 1,5% betragen die Zinsen auf neue
Festhypotheken mit zehnjähriger Laufzeit bei den in der Tabelle aufgeführten
Anbietern im Schnitt – theoretisch. Denn
nur wenige Kunden profitieren bei der
Erneuerung ihrer Hypothek davon.
Gemäss einer Studie des Hypothekenvermittlers MoneyPark vertrauten
die Wohneigentümer in der Schweiz
gerade bei der Refinanzierung bestehender Hypotheken auf das Angebot
ihrer Hausbank. Dadurch zahlten sie oft
mehr, als das günstigste Angebot am
Markt kosten würde.
Verschiedene Gründe halten einen
Grossteil der Wohneigentümer bisher
davon ab, bei der Verlängerung einer
Hypothek Vergleiche einzufordern. Dabei steigt das Sparpotenzial mit dem stetig wachsenden Hypothekarvolumen.
Für das laufende Jahr rechnet MoneyPark damit, dass die Kunden den Banken durchschnittlich bis zu 3000 Fr.
«schenken» werden.
TREUE STATT KONTROLLE
Mehr als zwei Drittel der Kunden, die
ihre Hypothek bei der Hausbank verlängerten, taten dies, ohne eine weitere
Offerte einzuholen. Als Hauptgrund
für den Verbleib gaben die von MoneyPark befragten Wohneigentümer an,
BAUINDEX HAT
ZWISCHENTIEF ÜBERWUNDEN
Bauindex Schweiz Der Schweizer
Bauindex zeigt im
1996 = 100, saisonber., nom.
zweiten Quartal
140
2016 eine klare
130
Aufwärtstendenz,
120
nachdem er im
110
ersten Quartal
100
noch leicht gesun90
ken ist. Der erwar80
00 04 08 12 16 tete saisonbereiQuelle: CS / Grafik: Fuw, gm
nigte Umsatz des
Bauhauptgewerbes ist 4,2% gestiegen.
Hauptverantwortlich ist der Tiefbau
(+6,8%), der stark von einzelnen grösseren Aufträgen profitiert. Laut Credit
Suisse und Baumeisterverband, die den
Index ermitteln, wird der Anstieg aber
kaum in dieser Form weitergehen. Auch
der Hochbau (+1,7%) hat sich verbessert, dank einer verstärkten Nachfrage
im Mietwohnungsbau und zahlreichen
Aufträgen der öffentlichen Hand. Als
schwierig wird die Lage in den Tourismusregionen angesehen, wo das
Zweitwohnungsgesetz Wirkung zeigt.
STADT AUS HOLZ
Die Stadt aus Holz ist ein zentrales
Zukunftsthema der Schweizer Baubranche. Holz hat als nachhaltiger, lokal verfügbarer Baustoff in urbanen Räumen
grosses Potenzial. Dazu organisiert Wüest
& Partner eine Veranstaltungsreihe mit
drei halbtägigen Events. Zielgruppe sind
institutionelle Investoren, um die verschiedenen Facetten von Holzbauten
im städtischen Kontext zu diskutieren.
Richtsätze Hypothekarzinsen Schweiz
Festhypothekenzins in %
Laufzeit in Jahren
Anbieter
2
3
5
Axa Winterthur 1
0,93 0,95 1,05
Credit Suisse
1,03 1,04 1,06
Homegate 2
0,74 0,74 0,79
Hypo Lenzburg
1,06 1,06 1,11
Hypomat.ch 3
0,70 0,70 0,81
Migros Bank
1,00 1,05 1,12
MoneyPark 4
0,73 0,74 0,71
PostFinance
1,05 1,10 1,15
Raiffeisen
1,07 1,10 1,17
Swiss Life
– 1,10 1,10
Swissquote
0,69 0,69 0,77
UBS 5
–
–
–
ZKB
1,10 1,10 1,14
Zurich
– 1,15 1,18
Tendenz zum Vormonat
Libor 3 Monate / 6 Monate –0,733 / –0,646
Richtsätze per 24. Mai für Hypotheken im 1. Rang
für selbstgenutze Wohnbauten (ohne Gewähr)
10
1,32
1,57
1,17
1,59
1,20
1,50
1,00
1,45
1,60
1,41
1,20
–
1,57
1,29
1
ab 666 000 Fr. 2 bis 1,2 Mio. Fr. 3 Onlinehypothek Glarner KB 4 Broker, Zugang zu
Angeboten von über 70 Finanzierungspartnern 5 publiziert keine Richtsätze
schied zu Neukunden. Diese prüfen
meistens verschiedene Angebote und erhalten mit etwas Verhandlungsgeschick
oft bessere Konditionen, wie aus der Erhebung von MoneyPark hervorgeht.
Kritisch betrachtet MoneyPark aber
auch das Verhalten vieler Anbieter. Die
Banken und die Versicherer warten oft
bis zum letzten Moment damit, den Refinanzierungskunden die Konditionen
für die Erneuerung der Hypothek zu
unterbreiten. Damit verliert der Kunde
wertvolle Zeit, um einen Vergleich mit
anderen Angeboten vorzunehmen.
Ein weiteres Problem sieht Heitmann in der Dominanz weniger grosser Anbieter am Schweizer Hypothekenmarkt. Die beiden Grossbanken
UBS und Credit Suisse verfügen über
einen Anteil von 17,6 bzw. 10,6% des
Hypothekarvolumens. Zusammen mit
Raiffeisen (16,7%) und der Zürcher
Kantonalbank (ZKB, 7,9%) decken sie
mehr als die Hälfte des Schweizer
Marktes ab. Das schränke den Wettbewerb ein, und ihre Marktpositionierung ermögliche, im Schnitt höhere
Zinsen zu verlangen als die kleineren
Anbieter (vgl. Tabelle.) Hinzu kommt,
dass Marktführerin UBS seit einigen
Jahren bewusst keine Sätze für Immobilienkredite mehr veröffentlicht.
SPARPOTENZIAL
Mit den fallenden Zinsen ist das Hypothekarvolumen in den letzten Jahren gestiegen. 936 Mrd. Fr. betrug die Summe
der ausstehenden Immobilienkredite
im März 2016, wie aus den Daten der
Schweizerischen Nationalbank (SNB)
hervorgeht. Im langjährigen Schnitt
werden nur 4% der Hypotheken amortisiert. Der Grossteil davon wird am Ende
90%
DER FINANZIELLEN
VERPFLICHTUNGEN
DER PRIVATEN
HAUSHALTE AUS.
«Der Wechsel des
Hypothekargebers ist
so einfach wie bei
der Krankenkasse.»
der Laufzeit und nicht vorzeitig verlängert. Nach Berechnung von MoneyPark
dürften im laufenden Jahr Kredite in
der Höhe von 100 Mrd. Fr. erneuert werden. Dabei könnten die Kreditnehmer
bis zu 2% oder insgesamt 2 Mrd. Fr. sparen, wenn sie das günstigste Angebot
wählten, schreibt Heitmann.
Insbesondere die Nachfrage nach
Hypotheken mit Laufzeit von mehr als
sieben Jahren hat nochmals zugenommen, wie aus der Erhebung des Vergleichsdienstes Comparis.ch hervorgeht. Im ersten Quartal wurden 4%
mehr Langläufer nachgefragt. Damit
machten die Festhypotheken am langen
Ende gut 80% des Gesamtmarktes aus.
Gerade bei den langen Laufzeiten ist der
Nachteil, der den Kunden durch ihre
Treue entsteht, besonders einschneidend. So zahlten Wohneigentümer
unter Umständen für mehr als zehn
Jahre (zu) hohe Hypothekarzinsen.
AM HOTELMARKT
BELEGT NACH
ERLÖS PRO ZIMMER
genf
VOR VENEDIG UND PARIS
PLATZ EINS IN EUROPA.
Anzeige
Wie attraktiv sind
Immobilien noch?
IMMOSPLITTER
SELF STORAGE GEFRAGT
Die Vermietung von Lagerboxen an Privatpersonen und Unternehmen boomt
in den USA seit langem. Wer Anfang
1995 ins Self-Storage-Geschäft investierte, hat den Einsatz mehr als verzwanzigfacht, rechnet UBS vor. Auch in Asien
ist die Nachfrage gross. In der Schweiz
ist das Interesse vielfach geringer, obwohl 1979 in Zürich das erste Selbstlagerzentrum Europas eröffnet worden
ist. Seit der Jahrtausendwende nimmt
die Nachfrage aber auch hierzulande zu.
Rund die Hälfte der Bevölkerung kann
ein Self-Storage-Zentrum in weniger als
fünfzehn Autominuten erreichen.
sie hätten darauf vertraut, dass «ihre»
Bank ein gutes Angebot macht. Zudem
empfanden viele den bisherigen Anbieter als am besten und am sympathischsten.
Für MoneyPark-CEO Patrik Heitmann sind Gutgläubigkeit und Bequemlichkeit der Kunden die wichtigsten
Gründe für den Verbleib bei der Hausbank. Viele glaubten, Banktreue würde
sich finanziell lohnen. Dabei sei der
Wechsel des Hypothekargebers mittlerweile so einfach wie bei der Krankenkasse. Vergleichsdienste ermöglichen
einen guten Überblick. Dass sich der
Vergleich lohnt, zeigt der Zinsunter-
HYPOTHEKARKREDITE
MACHEN ÜBER
PREISE Anleger müssen sich Gedanken machen, ob und wie sie Wertschwankungen tragen können.
Ernst Schaufelberger
D
ie Bau- und die Immobilienwirtschaft stehen operativ vor neuen
Herausforderungen. In den letzten Jahren war die Bautätigkeit rege. Die
Nachfrage nach neuen Flächen geht aber
zurück. Der Markt für Büro- und Verkaufsflächen durchläuft einen Strukturwandel; die Finanzindustrie fragt weniger Büroflächen nach. Auch der Sektor
Wohnen, den viele Investoren für besonders solid halten, bleibt von Veränderungen nicht verschont. Vor allem im oberen
Preissegment, aber auch an Lagen ausserhalb der Zentren wird die Vermarktung
neuer Flächen anspruchsvoller. Das Risiko für einen Leerstand steigt.
Zurzeit sind es aber weniger die Realwirtschaft und die Nachfrage nach Flächen, die den Immobilienzyklus bestimmen. Trotz schwächer werdender Nachfrage steigen die Preise für Immobilien
als Anlageobjekt weiter. Entscheidenden
Einfluss haben heute die historisch niedrigen Zinsen und die Geldpolitik. Mangels Alternativen geniessen Immobilien
verstärkt die Gunst vieler Investoren. Liegenschaften gelten traditionell als ausgesprochen stabil und versprechen einen
gut kalkulierbaren Ertrag. Gerade für eine
Versicherung oder eine Pensionskasse
spielen sie in der Asset Allocation daher
eine wichtige Rolle, um längerfristige Verpflichtungen abzudecken. Die erhöhte
Nachfrage führt zu einem Preisanstieg.
men, als auch Bestandesobjekte in den
Portfolios der Investoren erfahren infolge
sinkender Diskontsätze eine Aufwertung.
Seit der Einführung des Negativzinses
durch die Schweizerische Nationalbank
im Januar 2015 hat sich diese Preistendenz noch akzentuiert, besonders im
«Manche Anleger
fragen sich,
ob Investitionen ihr
Portfolio verwässern
könnten.»
Sektor der Wohnliegenschaften. So wie
die kotierten Immobilienfonds an der
Börse ein Agio von 30% und mehr aufweisen, zeigt sich bei den Direktanlagen
ein aussergewöhnlich hohes Preisniveau. Dies führt dazu, dass die Nettoanfangsrenditen für Liegenschaften an
guten Lagen tendenziell sinken.
Preisentwicklung für Wohneigentum
Eigentumswohnungen
Einfamilienhäuser
Index 1. Quartal 2006 = 100
140
130
120
ANFANGSRENDITEN UNTER DRUCK
Der zweite Faktor sind die tendenziell
sinkenden Diskontsätze. In einer Bewertung, die sich nach dem Ertrag bzw. dem
Discounted Cashflow richtet, kommt
dem Zins zentrale Bedeutung zu. Sowohl
Liegenschaften, die auf den Markt kom-
110
100
90
06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16
Quelle: Wüest & Partner / Grafik: FuW, gm
Was heisst das für Immobilienkäufer?
Wer heute akquiriert, muss einen hohen
Preis zahlen. Manche Anleger stellen sich
deshalb die Frage, ob Investitionen ihr
Portfolio verwässern können. Wer Liegenschaften im Portfolio hält, kann versuchen, dank der hohen Preise einen
Gewinn zu realisieren. Wer den Transaktionsmarkt genauer verfolgt, stellt eine
solche Tendenz tatsächlich fest: Es sind
nicht wenige Anleger, die ältere Bestandesobjekte auf den Markt bringen.
SIND DIE PREISE NACHHALTIG?
Aufgrund dieser aussergewöhnlichen
Lage steht die Frage von Preiskorrekturen
im Raum: Ist das heutige Preisniveau
nachhaltig? Dies lässt sich kaum eindeutig beantworten, weil niemand zuverlässig vorhersagen kann, bei welchem Preis
eine Immobilie «richtig» bewertet ist.
Manche Anleger unterstellen ein Szenario mit weiterhin sehr niedrigen Zinsen und halten es für möglich, dass die
Bewertung weiter steigt. Die Risiken sind
umgekehrt folgende: Steigende Zinsen
würden an der Bewertung nagen. Wenn
zum Beispiel die Diskontsätze von 3 auf
4% klettern, würden die Liegenschaften
dementsprechend an Wert verlieren.
Hinzu kommt, dass die für die Bewertung
ebenfalls wichtigen Mieterträge heute
hoch sind. Selbst an sehr guten Lagen wie
in der Zürcher City stehen die Mieten für
Büros unter Druck. Ähnlich könnte die
Situation in den nächsten Jahren auch in
anderen Sektoren aussehen. Ist es in diesem Umfeld klug, weiterhin in Immobilien zu investieren und sogar neue Anlageobjekte oder Projekte zu erwerben?
Jeder Anleger muss sich Gedanken
machen, ob und wie er Wertschwankungen tragen kann. Es ist ein grosser Unterschied, ob die Investition noch zusätzlich
fremdfinanziert ist. Sofern die Zinsen
GROSSPROJEKTE
Axa Winterthur investiert rund 13%
ihrer Anlagen in Liegenschaften.
Das Volumen neuer Investitionen
ist zurzeit leicht rückläufig, weil die
Preise in den letzten zwei Jahren
noch einmal gestiegen sind. Den
Bedarf an neuen Investitionen
deckte Axa in den vergangenen
Jahren mit eigenen Projekten ab.
Die drei grossen Vorhaben «Superblock» in Winterthur, die Umgestaltung des «Freilagers» in Zürich und
das Areal «Urbahn» in Schaffhausen
repräsentieren allein ein Investitionsvolumen von rund 1 Mrd. Fr.
steigen und/oder die Mieterträge sinken,
sind Wertkorrekturen möglich. Das gilt
für direkt gehaltene Objekte im Portfolio
wie auch für indirekte Anlagen. Wer indirekt in Wertschriften investiert ist, wird
die Bewertungen in den Büchern eins zu
eins dem aktuellen Börsenkurs anpassen
müssen. Direktanlagen reagieren deutlich weniger volatil. Teils sind auch gewisse Reserven einkalkuliert, indem man
bei den Diskontsätzen nicht jede Zinssenkung unmittelbar umgesetzt hat.
Es kommt also auf die Strategie und
die angestrebte Haltedauer an. Wichtig
ist, die Chancen und die Risiken gründlich zu analysieren. Liegenschaften werden in der Asset Allocation weiterhin gefragt sein, denn der Spread, die Zinsdifferenz gegenüber der Rendite von Bundesobligationen, war noch nie so hoch wie
heute. Sind die Immobilieninvestments
nach Lage und Sektoren diversifiziert, erweisen sie sich auch heute als sinnvoll.
Ernst Schaufelberger, Head Real Assets,
Axa Investment Managers Schweiz
Wir sind die innovative Kraft auf dem Finanzplatz
Schweiz und machen uns stark für FinTech.
www.six-group.com/fintech
6
Immobilien
Sonderbund der
Juni 2016
Immobilien
Juni 2016
Wenig beachtetes Risiko Zweitvermietung
Immobilien für
jedermann
MIETWOHNUNGEN Wer schon einmal ein neues Auto gekauft hat, kennt das Phänomen: Die ersten
Kilometer sind die teuersten, danach vermindert sich der Wert weniger rasch. Der Effekt spielt auch bei Mietwohnungen.
ANLAGEFONDS Zehn Regeln, die für die indirekte
Immobilienanlage gelten.
5 Agio
Dominik Weber
Anleger sind in den vergangenen Jahren
sowohl mit Schweizer Immobilienaktien
als auch mit Immobilienfonds gut gefahren. Dennoch sind die Unterschiede
gross. Eine Checkliste für indirekte Immobilieninvestments.
1 Performance
In den letzten fünf Kalenderjahren realisierten Anleger mit Schweizer Immobilienaktien eine Performance von 7,1%
und mit Immobilienfonds von 5,7% pro
Jahr. Auch 2016 gehören sie bisher zu
den klaren Gewinnern mit einem Plus von
9,3 und 7% bis Ende April. Differenzen
ergeben sich vor allem aus dem unterschiedlichen Fokus der kotierten Gesellschaften und der Fonds.
QUELLE: BUNDESAMT FÜR LANDESTOPOGRAPHIE, ZKB
2 Wohnen
Peter Meier
N
Was gibt es denn heute noch für rund 175 Franken?
Zum Beispiel eine Beteiligung an 86 hochwertigen
Schweizer Immobilien.
Die hohe Dividendenrendite ist einer
der Hauptgründe für ein Engagement
im Immobilienbereich. Immobilientitel
haben mit einer durchschnittlichen
Rendite von rund 4% gegenüber den
Fonds mit 3% die Nase vorn. Anleger
müssen sich fragen, wie nachhaltig die
Ausschüttung ist. Wurde sie operativ
verdient, ist sie auf Aufwertungsgewinne und Verkäufe zurückzuführen,
oder werden Reserven bemüht?
8 Mietzinsausfallquote
Nicht vermietete Flächen schlagen sich
direkt in der Erfolgsrechnung nieder. Der
Leerstand bei kommerziellen Objekten
betrifft in der Regel grössere Flächen und
kann stark variieren. Wohnungsmieter
wechseln dagegen häufiger, der Flächenanteil einer Wohnung in einem Mietobjekt
ist aber ungleich geringer. Der Leerstand
in einem kommerziellen Portfolio beträgt
im Durchschnitt rund 6%, in einem reinen
Wohnportfolio rund 4%.
9 Verschuldungsgrad
Immobilienfonds dürfen sich per Gesetz
nicht mehr als zu 30% verschulden. Die
aktuelle Rate beträgt rund 25%. Bei den
Immobiliengesellschaften gibt es diese Limite nicht, sie arbeiten mit durchschnittlich rund 50% Fremdkapital. Dieser Hebel
kann sich je nach Zinslage positiv oder
negativ auf das Portfolio auswirken.
10 Handelbarkeit
Investoren können aus Wertpapieren, anders als aus Immobilienbesitz, jederzeit
aussteigen. Das ist ein unschlagbarer Vorteil und relativiert die Bedenken über die
gegenwärtig hohe Bewertung der Immobilienanlagen.
Dominik Weber, Geschäftsführer
Immofonds
Den Aktienmarkt übertroffen
Immobilienaktien
Immobilienfonds (SWIIT)
180
160
mit integriertem Fondsvertrag und unseren aktuellen Jahresbericht: www.swissinvest-fund.ch
140
120
100
80
Pensimo Fondsleitung AG, Obstgartenstrasse 19, 8006 Zürich
60
40
2008
2009
2010
2011
2012
Beat Seger
2013
2014
2015
2016
Quelle: SIX / Grafik: FuW, sm
Immobilien-(R)Evolution
Intelligente Geräte
N
och vor kurzem Science Fiction,
heute Realität: Das Internet der
Dinge, die softwarebasierte Gebäudedatenmodellierung (BIM), tragbare Computersysteme (sogenannte
Wearables), Cloud-Lösungen, Augmented Reality, 3D-Druck, Big Data, intelligente Stromnetze und kognitive Technologien sind auch in der eher trägen Immobilienwelt präsent. Der Schluss liegt
nahe, dass sich der rasante technische
Fortschritt auch auf die bis anhin lokal
verankerte Immobilie auswirken wird.
Physisch betrachtet ist eine Immobilie ein auf einem Grundstück erstelltes
dreidimensionales Gebilde mit Schutzfunktion, das Versorgungs- und Entsorgungsaufgaben wahrnimmt und für
Produktions- sowie Kommunikationsprozesse eingesetzt werden kann. Diese
Funktionen wird sie auch in Zukunft erfüllen. Allerdings wird sich ihre Position
im Wertschöpfungsprozess verändern.
Ihr Wert richtet sich nach der Bereitschaft ihrer Nutzer, für die zeitliche Beanspruchung der Flächen und Räume
für ihren Bedarf zu zahlen.
SINKENDER FLÄCHENBEDARF
SPI
in %
Defensiv, renditestark: Investieren Sie in solide Schweizer Immobilien. Und in unsere Erfahrung seit 1961. Für unseren Prospekt
DIGITALISIERUNG Immobilien 4.0 – neue Ära in einer traditionsreichen Branche.
Die Wissensgesellschaft reduziert den
arbeitsbezogenen Pro-Kopf-Flächenanspruch stetig. Das zeigt sich in der
Industrie (Robotiksysteme) und im
Handel (Onlinedistribution). Selbst in
der flächenhungrigen Logistikbranche
werden intelligente Zustellsysteme den
Flächenkonsum optimieren.
Wenn sich die Innovation auf digitale
Technologien verlagert, beeinflusst dies
den Ort- und Zeitanspruch der Flächennachfrage. Kommerzielle Nutzer sind immer weniger zur langfristigen Bindung
an einen Ort oder gar ein Objekt bereit.
Im Trend sind flexible Flächen auf Zeit,
die mit geringem Investitionsaufwand
die Projektdynamik aufnehmen können.
Eine Dynamik ist auch in der privaten Flächennutzung festzustellen: Die
Intelligente Anwendungen,
berührungsl. Energieübertragung
Gebäudeinformations- und Automationssysteme
Gebäudeenergie-Management
Intelligente Gebäude, Cloud, Smart Mobility
Intelligente Zähler,
Internet der Dinge
Datenanalyse, intelligente Netze
g
Anzeige
4 Dividendenrendite
Die nächste Stufe
n
eru
Peter Meier, Immobilienresearch
Zürcher Kantonalbank
Je effizienter und günstiger ein Portfolio
verwaltet wird, desto mehr bleibt für den
Anleger. Bei den Bewirtschaftungskosten
sind Geschäftsliegenschaften im Vergleich zu Wohnimmobilien im Vorteil.
Unterhaltskosten und Ausbau gehen
meist zulasten der Mieter, und Mieterwechsel sind seltener. Fonds müssen
hingegen vor allem bei älteren Wohnliegenschaften hohe Aufwendungen in
werterhaltende statt wertsteigernde
Massnahmen investieren. Bei den Verwaltungskosten sind Fonds im Durchschnitt effizienter. Ihre Total Expense Ratio (Ter) im Verhältnis zum Nettovermögen liegt bei 1%, für Immobilienaktien
sind es 1,8%.
si
iali
erz
Das Risiko eines höheren Leerstands ist
erheblich von der Lage des Mietobjekts
abhängig. In den Zentren können die Vermarkter ihre Objekte oft auch nach der
Erstvermietung zu den gleichen Konditionen vermieten. In vielen Gemeinden der
Agglomeration ist aber das Angebot wegen der regeren Neubautätigkeit ungleich
grösser. Die Karte zeigt die Neubautätigkeit anhand der Baubewilligungen für
Wohnungen der letzten vier Jahre. Gemeinden, in denen der Wohnungsbestand
in Mehrfamilienhäusern von 2012 bis
2015 um mehr als 8% gestiegen ist, liegen
Die Preise von gewerblichen Flächen gehorchen anderen Gesetzen als die von
Wohnimmobilien. Hier ist vor allem das
wirtschaftliche Umfeld massgebend.
Werden zum Beispiel neue Arbeitsplätze
im Dienstleistungssektor geschaffen,
steigt die Nachfrage nach Büroflächen.
Der kommerzielle Sektor ist stärker segmentiert als der Wohnbereich – in Büros,
Verkaufsflächen, Industrie- und Hotelimmobilien. Verträge für kommerzielle
Flächen sind zudem mit einer Laufzeit
versehen, und die Miete kann nach Ablauf von den Parteien neu verhandelt
werden. Traditionell sind Immobilienaktien überwiegend im kommerziellen
Bereich engagiert. Wer einen Risikoausgleich sucht, findet bei Fonds und Aktien
solche, die in Wohnen und Arbeiten
gleichzeitig investieren.
7 Kosten
m
om
Über das allgemeine Mietwachstum lässt
sich der Effekt vor allem in der ersten
Phase kaum kompensieren. Unsere Schätzungen zeigen, dass die Rechnung erst
nach etwa sieben Jahren aufgeht. Erst
dann können Wohnungen wieder zum ursprünglichen Erstvermietungspreis vermietet werden.
FALLE AGGLOMERATION
meist in der Agglomeration. Das Angebot
in den Zentren hat sich dagegen nicht so
stark ausgeweitet – die Verdichtung lässt
noch auf sich warten.
Im Kanton Zürich wurden ausserhalb
der Stadt und der Region Zürichsee verhältnismässig viele Wohnungen gebaut.
Der Einfluss des Wirtschaftsstandorts
Zürich ging dabei über die Kantonsgrenze hinaus: Vor allem in den gut erschlossenen Gemeinden des Kantons
Aargau gab es einen wahren Bauboom.
In Regionen wie diesen ist in der Festsetzung von Mietpreisen Vorsicht geboten. Vermieter müssen den Wegfall der
Erstbezugsprämie einkalkulieren. Der
Leerstand kann teuer zu stehen kommen, teurer als eine adäquate Mietreduktion bei einer Zweitvermietung.
Immobilientitel waren in den vergangenen fünf Jahren mit 11% volatiler als Fonds
mit 9,3%. Die stärkeren Ausschläge eröffnen tradingorientierten Anlegern mehr
Möglichkeiten, während langfristige und
auf Sicherheit bedachte Investoren eher
Immobilienfonds bevorzugen.
er K
sd
Vor diesem Hintergrund sehen sich
Marktpromotoren oft mit dem Phänomen konfrontiert, dass die erste Vermietung zu einem bestimmten Preis problemlos möglich ist und entsprechend
wenige Wohnungen leerstehen. Die Wiedervermietung zum gleichen Preis aber
verläuft harzig. Es dauert oft länger, bis
ein Objekt wieder vermietet ist, und der
«Vermieter müssen
den Wegfall
der Erstbezugsprämie
einkalkulieren.»
Wird die Erstbezugsprämie vom Vermieter
unterschätzt, steigt die Gefahr eines Leerstands. Um dieses Risiko zu vermeiden,
müssen Vermieter bei einem Mieterwechsel unter Umständen geringere Mieteinnahmen in Kauf nehmen.
3 Arbeiten
6 Volatilität
zes
PRÄMIE ENTFÄLLT
Leerstand nimmt zu. Der Hauptgrund ist
in der Prämie zu suchen, die Mieter von
Neuwohnungen zu zahlen bereit sind,
nicht aber Zweitmieter.
Renditewohnliegenschaften sind gefragt, weil die Wohnungsmieten einen
konstanten Einkommensstrom generieren. In den vergangenen Jahren sorgte
vor allem die jährliche Zuwanderung
von rund 70 000 Personen für eine steigende Nachfrage nach Mietwohnungen.
Der Anlagedruck der institutionellen Investoren hatte auf der anderen Seite
eine starke Ausweitung des Angebots
zur Folge. Kamen vor zehn Jahren 10 000
Mietwohnungen neu auf den Markt, waren es vergangenes Jahr circa 24 000.
Wer in Wohnimmobilien investieren
will, wird vor allem im Fondssegment
fündig. Zwei Drittel der Immobilienfonds engagieren sich vorwiegend im
Wohnbereich.
Das Agio, also der Aufpreis zum Nettoinventarwert, war bei Fonds Ende April
mit über 30% mehr als doppelt so hoch
als bei Immobilienaktien. Es bewegt sich
auch deutlich über dem historischen Mittel von rund 15% bei Fonds. Grund ist die
im Vergleich zu Bundesobligationen stattliche Rendite. Die Zinsdifferenz beträgt
rund 300 Basispunkte. Sollten die Zinsen
steigen, sind Fonds klar anfälliger für Korrekturen als Aktien. Hält das Tiefzinsniveau an, können Fondsanleger weiter
vom attraktiven Spread profitieren.
Pro
eubauwohnungen sind bei Mietern sehr beliebt. Sie sind bereit,
für eine komplett neue Wohnung
deutlich mehr zu bezahlen als für eine, die
zum zweiten Mal vermietet wird. Dieser
Aufschlag wird als Erstbezugsprämie bezeichnet. Mit statistischen Methoden und
den Daten von Homegate.ch konnten wir
die Höhe dieser Prämie für die ganze
Schweiz nun erstmals schätzen. Sie beträgt aktuell 6,3%. Das heisst, Neuwohnungen können in der Erstvermietung
6,3% teurer vermietet werden als in der
zweiten Vermietung. Bei zunehmendem
Alter der Liegenschaft vermindert sich die
Miete zwar weiter, aber deutlich weniger
als nach dem Erstbezug.
Gäbe es nur diesen Alterseffekt, müsste
der Besitzer eines Mehrfamilienhauses
mit der Zeit stetig tiefere Mieteinnahmen
hinnehmen. Dies ist jedoch nicht der Fall,
weil der allgemeine, vom Markt bestimmte Anstieg der Mieten diesem Effekt
entgegenwirkt. Netto setzt sich die Veränderung der Miete eines Objekts aus dem
allgemeinen Marktpreiswachstum abzüglich der Altersabschreibung zusammen. In den letzten Jahren stiegen die
Wohnungsmieten in knappen Märkten
rund 1,5% pro Jahr.
7
Sonderbund der
Erweiterte Realität, intelligente Energiespeicher
Tragbare Geräte, Cybersicherheit, Smart Cities
Kognitive Technik, Smart Government
2000
2005
2010
2015
2020
2025
2030
Quelle: KPMG / Grafik: FuW, sm
Unter- oder Zwischenvermietung von
Wohnungen ist mit wenigen Klicks erledigt. Die Mobilität hat zu-, die Ortsgebundenheit abgenommen. Aufgrund
der demografischen Entwicklung sind
die Auswirkungen dieser Agilität noch
nicht offensichtlich.
Immobilieneigentümer werden mit
ihren Produkten zum Bestandteil der
Projekte ihrer Kunden. Je mehr sie den
Nutzer ins Zentrum stellen, desto grösser
sind die Chancen, dass sie ihre Liegenschaft rentabilisieren. Der bisher matchentscheidende Faktor Lage verliert dagegen an Bedeutung.
STEIGENDER LEERSTAND
Die Transformation vom Flächenhalter
zum aktiven Flächenmanager ist für Immobiliengesellschaften unausweichlich,
wenn sie die Kontrolle über ihren Ertrag
behalten wollen. Die rein physischen
Eigenschaften einer Immobilie werden
von den Nutzern vorausgesetzt. Grössere
Bestandshalter oder Bewirtschafter von
Immobilien können sich dadurch abheben, dass sie ihren Kunden arealunab-
hängige, massgeschneiderte Lösungen
für ihre Projekte, Geschäftszyklen oder
Lebensphasen offerieren.
Die Kehrseite ist eine höhere Volatilität im Bestand, weil das Leerstandsmanagement anspruchsvoller wird. Diesem Risiko kann der Immobilienbesitzer
begegnen, indem er neue, digital unterstützte Geschäftsfelder erschliesst. Die
Palette reicht von der Energielieferung
über Mobilitätsangebote bis zu Finanzund Versicherungsservice.
Der Wandel vom Immobilienmanager zum kompetenten Gesamtdienstleister, der sein Angebot auf die technischen
Möglichkeiten abstützt, wird mit dem
Vertrauen der Kunden belohnt. Es spielt
den Eigentümern dort in die Hände, wo
der Trend der Flächennachfrage zurzeit
noch positiv ist: Betreuung und Pflege
sowie der private Flächenkonsum aufgrund der Demografie und der weiteren
Technologisierung der Arbeitswelt lassen
eine stabile Nachfrage erwarten.
Beat Seger, Partner Immobilien,
KPMG Schweiz
Immobilien
Juni 2016
Sonderbund der
«Der Immobilienmarkt
ist wie ein Pendel»
ZUR PERSON
Donato Scognamiglio ist CEO und Mitinhaber des Informations- und Ausbildungszentrums für Immobilien (IAZI) in
Zürich. Der 46-jährige Berner doziert an
der Universität Bern im Fach Real Estate
& Finance. Auch leitet er den CAS-Lehrgang Real Estate Finance in Zusammenarbeit mit dem Swiss Finance Institute. Scognamiglio ist vom Bundesrat
gewählter Vertreter der Hypothekarschuldner im Verwaltungsrat der
Pfandbriefbank Schweizerischer Hypothekarinstitute und Mitglied der Eid­
genössischen Schätzungskommission.
­Zudem ist er Verwaltungsrat der Clientis
Zürcher Regionalbank. Er ist verheiratet
und hat drei Kinder.
DONATO SCOGNAMIGLIO, CEO und Partner des Immobilienberaters IAZI, hat eine differenzierte
Sicht zur Entwicklung am Schweizer Immobilienmarkt. Abkühlung im Luxussegment,
Unterkühlung am Büromarkt und Überhitzung durch die Renditejagd bei Mehrfamilienhäusern.
Herr Scognamiglio, wenn Sie den Schweizer Immobilienmarkt einem Gesundheitscheck unterziehen, was zeigt
das Thermometer an?
Der Immobilienmarkt der Schweiz gleicht einem
Hochleistungssportler: schnell unterwegs, mit hohem
Puls und hart am Limit. Ohne Fieber, aber anfällig für
Infektionen.
In welchem Sport, sprich Teilmarkt, ist die Temperatur
am höchsten, wo am niedrigsten?
Im Anlagebereich, das heisst im Segment der Mehr­
familienhäuser, ist sie am höchsten. Da sammelt sich
mangels renditebringender Alternativen immer mehr
Geld an. Etwas verlangsamt hat sich die Entwicklung
im Eigenheimmarkt, er bewegt sich aber immer noch
nahe der Fiebergrenze. Schon fast von Unterkühlung
muss man beim Büromarkt sprechen. Aufgrund eines
Überangebots wächst der Leerstand und übt Druck
auf die Mieten aus.
Wie geht die Entwicklung weiter, wachsen die
­Unterschiede noch?
Um einer Überhitzung möglichst vorzubeugen, haben
Nationalbank, Bundesrat und Finma interveniert. Mit
Kapitalpuffern für Banken, dem Niederstwertprinzip
und der verschärften Amortisationspflicht sowie stren­
geren Eigenmittelvorgaben haben sie versucht, die
Entwicklung am Eigenheimmarkt zu bremsen. Das ist
gelungen. Im Luxussegment ist die Wirkung am deut­
lichsten. Auf teuren Objekten geht ohne Miet- oder
Preisnachlass nichts mehr. Im Mehrfamilienhaus­
bereich tummeln sich jetzt auch Akteure, die da eigent­
lich fehl am Platz sind. Das bereitet mir Sorgen.
An welche Akteure denken Sie?
Ich beurteile das Marktgeschehen grundsätzlich neut­
ral. Aber viele Investoren – und ich spreche nicht von
institutionellen, sondern von privaten – suchen eine
Anlagemöglichkeit und finden sie im Mehrfamilien­
haussegment. Sie finanzieren sich zu einem grossen
Teil fremd und fokussieren vorwiegend auf die Rendite
des eingesetzten Kapitals. Die Risiken blenden sie aus.
Eine Immobilie ist keine Obligation, die über einen
­fixen Coupon und einen vertraglich festgelegten Rück­
zahlungswert verfügt. Eine Immobilie ist im Grunde
eine ewige Anlage mit relativ stabilem Cashflow, aber
unbestimmtem Verkaufswert.
Sie meinen, der Ausstieg kann schwierig sein.
Genau. Immobilien sind illiquid. Das haben in den
Boomjahren viele Anleger vergessen. Nur ungefähr 2%
der Immobilien in der Schweiz werden jährlich veräus­
sert. Am Aktienmarkt ist der Umschlag weiter über 100%.
Die Preise sind nahe an oder – bei Mehrfamilienhäusern
– über der Fieberkurve. Drängen sich neue Beruhigungsmassnahmen auf?
Der Immobilienmarkt funktioniert wie ein Pendel und
ist immer im Ungleichgewicht. Was er am wenigsten
brauchen kann, ist eine Intervention von Regierung
und Behörden, die mit der Verzögerung von einem Jahr
oder mehr zusätzliches Risiko statt Linderung bringt.
Sie sagen, der Eingriff von Nationalbank,
­Bundesrat und Finma habe den Eigenheimmarkt
­beruhigt. ­Weshalb mehr Risiko?
Der Eingriff war massvoll. Dabei soll es bleiben. Ge­
fährlich sind massive Eingriffe, etwa Vorschriften für
die Banken, zu welchen minimalen Renditesätzen sie
im Hypothekargeschäft Immobilien bewerten dürfen.
Starre Vorschriften machen den Markt noch immobi­
ler. Sie würden eine Immobilienkrise nicht verhindern,
im Gegenteil. Erinnern wir uns an die Immobilienkrise
Anfang der Neunzigerjahre. Damals haben die dringli­
chen Bundesbeschlüsse die Krise erst ausgelöst.
Wie ist der Einfluss der Politik heute? Sehen Sie
­Parallelen zu damals?
Zum Glück nicht, man geht inzwischen mit mehr Augen­
mass vor. Aber der Aktivismus ist nicht kleiner gewor­
den. Im Parlament sind derzeit über vierzig Geschäfte
unterwegs, die auf Immobilien abzielen. Das geht von
Details wie Haftungsvorschriften und der Formular­
pflicht bis zu Grundsatzfragen wie dem Immobilien­
erwerb durch Ausländer. Auch wurden bereits in der Fi­
nanzbranche Vorschläge diskutiert, die weiter gehen als
die bestehenden Kapitalpuffer, etwa im Bereich Zwangs­
amortisation oder Sparpflicht, um die Tragbarkeit der
Hypothek auch bei erhöhtem Zins zu gewährleisten.
Ich erwarte sie aber nicht für den Eigenheimbereich.
Aber anderswo, beim Run auf Mehrfamilienhäuser?
Der Renditebereich wird vom Regulator genau ange­
schaut. Verschärfte Auflagen für grosse Finanzinstitute
haben dazu geführt, dass Investoren zur Finanzierung
auf kleinere Institute ausweichen. Es ist eine Frage der
Zeit, bis auch dort strengere Vorschriften gelten.
«Ich halte es für bedenklich,
wenn alle sagen, ein Zins­
anstieg sei ausser Reichweite.»
Auf eine Immobilienkrise folgt meist eine Bankenkrise.
So war es in den Neunzigerjahren. Und heute?
Eine Bankenkrise als Folge eines Immobiliencrashs ist
im gegenwärtigen Kontext und zum jetzigen Zeitpunkt
eher unwahrscheinlich. Einmal, weil nicht alle Markt­
segmente überhitzt und damit einsturzgefährdet sind,
sondern nur Teilmärkte. Und zweitens, weil damals die
Belehnung viel höher war. In Erwartung immer weiter
steigender Preise erreichte sie bei gewissen Instituten
fast 100% oder mehr. Heute machen mir die Vergabe­
richtlinien der Banken keine Sorgen. Alle Institute be­
rechnen ihre Tragbarkeit für Hypothekarkredite auf
kalkulatorischen Zinsen von 4 bis 5%. Ausnahmen sind
meldepflichtig. Angst macht mir, dass Geld nichts
mehr kostet. Wir stehen de facto unter Drogen.
Wo ist die Schmerzgrenze, haben wir sie erreicht
oder schon überschritten?
Zurzeit ist jedes Immobilienprojekt attraktiv, weil
nichts anderes auch nur annähernd so gut rentiert. Das
hässlichste Haus wird so schön. Früher hätte ich ge­
sagt: Mindestens 6% Bruttorendite sind bei einer Miet­
immobilie notwendig. Heute sind Investoren bei Top­
lagen teilweise mit 3% oder weniger zufrieden. Kapital
wird fehlgeleitet. Investoren wären nicht im gleichen
Ausmass begeistert von Immobilien, wenn andere
Möglichkeiten zur Verfügung stünden. Deshalb sage
ich, dieser Sport steht unter Dopingverdacht.
Die grossen Investoren sind Versicherungen und Pensionskassen. Wie würden Sie sich an ihrer Stelle verhalten?
Von Zukäufen würde ich momentan eher absehen.
Pensionskassen brauchen 3,9% Rendite, eine Miet­
liegenschaft mit einer Bruttorendite von 3% gilt für
eine Pensionskasse somit als Hochrisikoanlage. Falls es
zu einem Abschreiber kommt, zahlt letztendlich der
Destinatär die Zeche. Investieren würde ich in den
­Bestand. Mit Sanierungen und Aufstockungen lässt
sich ein attraktiver Mehrwert erzielen. Kommt es in
zwei oder drei Jahren aufgrund eines Zinsanstiegs zur
erwarteten Preiskorrektur, eröffnen sich wieder Ein­
stiegsmöglichkeiten. Anders im Bürobereich. Er ist im
Zyklus weiter fortgeschritten und könnte schon bald
wieder Kaufchancen bieten.
Derzeit spielt der Regulator seine Rolle gut. Es ist aber
nicht auszuschliessen, dass mittelfristig der Druck
steigt, weitere Massnahmen zum Beispiel im Bereich
der Renditeobjekte oder der Luxusobjekte zu ergreifen.
Erkennen Sie eine solche Tendenz?
Nein. Bisher sind die Zwangstransaktionen auf wenige
Luxusobjekte beschränkt.
Der Zins ist die Achillesferse. Was sind andere Risiken?
Eine Überreaktion der Politik. Doch das mit Abstand
grösste Risiko ist ein rascher Zinsanstieg. Fakt ist, dass
die Zinssensitivität wegen des niedrigen Zinsniveaus
viel grösser geworden ist. Habe ich bei 3% gekauft und
steigen die Zinsen auf 4%, verliere ich im Extremfall ein
Drittel des Investments, wenn ich die Mieten wegen
der Marktbedingungen und regulatorischer Vorschrif­
ten nicht erhöhen kann. Die Wirkung ist grösser als bei
einem höheren Zinsniveau. Das heisst, der Markt ist
anfälliger für eine Zinsveränderung.
Und durch eine harte Landung im Luxusbereich
­geraten die Banken nicht ins Wanken?
Nein. Bereits heute finanzieren die Banken im Luxus­
segment nicht 80%, sondern wesentlich weniger. Sie
verfügen daher über genug Puffer, um auch starke
Preisnachlässe abfangen zu können. Banken, die aus­
schliesslich Luxusobjekte finanzieren, gibt es kaum.
Welches Marktsegment könnte als Nächstes
­gefährdet sein?
Mehrfamilienhäuser. Wie erwähnt sind mache Inves­
toren mangels Alternativen bereit, jeden Preis zu
­zahlen. Seit der Finanzkrise vor knapp zehn Jahren
konnten die Bestandesmieten im Wohnbereich kumu­
liert um rund 10% erhöht werden. Gleichzeitig stieg
die Bewertung der Häuser um durchschnittlich 40%.
Auf lange Sicht ist diese Differenz mit steigenden Zin­
sen nicht zu halten.
Haben Sie eine Vorstellung von Zeitraum und
­Ausmass einer Zinserhöhung?
Mit Gewissheit kann das niemand sagen. Ich halte es
für bedenklich, wenn alle sagen, ein Zinsanstieg sei
ausser Reichweite.
Was soll der vorsichtige Investor machen, seine
­Immobilie verkaufen?
Wenn er verkauft, hat er ein Anlageproblem. Das trifft
den Privaten weniger als den Institutionellen. Für Pri­
vate ist Cash in Zeiten der Deflation eine Alternative. In­
stitutionelle lösen mit einer Transaktion viel Bargeld, auf
das sie bei der Nationalbank ab einem gewissen Betrag
Negativzins zahlen müssen. Deshalb favorisiere ich In­
vestitionen ins bestehende Liegenschaftenportfolio. Es
sei denn, man glaubt an ein japanisches Szenario mit
Jahren tiefer Zinsen und Deflation. Dann sind selbst 3%
Rendite auf Immobilien besser als negative Zinsen.
Was braucht es, damit die Preise sinken?
Zurzeit sind 70 000 Wohnungen am Entstehen. Die Zu­
wanderung geht bereits zurück. Eine Abschwächung
der Nachfrage wird jedoch nicht gleich einen starken
Preisabschwung auslösen, sondern vielmehr einen
Dämpfer setzen. Den grössten Effekt hätte wie gesagt
ein rascher Zinsanstieg. Dann würden die Preise massiv
korrigieren. Panikmache ist fehl am Platz. Dafür rate ich
zur Vorsicht in Finanzplanung und Verschuldung.
Heisst das umgekehrt, wer ein Eigenheim
­erwerben will, sollte noch ein paar Jahre warten,
um von günstigeren Preisen zu profitieren?
Auf keinen Fall. Mit dem Hauskauf ist es wie mit dem
Heiraten. Es ist riskant, seiner Auserwählten zu sagen,
komm, wir warten noch ein paar Jahre. Das Risiko ist
gross, dass sie bis dann schon vergeben ist. Im Ernst:
Ein Eigenheim ist kein Anlageobjekt, da sind andere
Faktoren ausschlaggebend – Familie, Unabhängigkeit,
Freude am Objekt, Planen für die Zukunft. Aber ich
empfehle auf jeden Fall, zu verhandeln. Über einen
10% tieferen Preis lässt sich immer diskutieren, gerade
wenn man mit einem Makler verhandelt, denn er will
auf seine Provision nicht verzichten. Bei Luxusobjek­
ten lässt sich derzeit noch mehr herausholen.
Worauf soll sich der Eigenheimbesitzer also einstellen?
Das Gros der Eigenheime ist fix finanziert. Nutzen die
Hypothekarnehmer die Laufzeit zur Amortisation,
­minimieren sie das Zinsanstiegsrisiko. Sieht sich die
kreditgebende Bank aber zu Wertberichtigungen auf
der Liegenschaft gezwungen und verlangt zusätzliche
Eigenmittel, könnte es trotz der Fixhypothek für Neu­
erwerber von Eigenheimen eng werden. Der SuperGAU wäre ein Zusammentreffen von sinkenden Im­
mobilienwerten und erzwungener Rückzahlungs­
pflicht trotz gegebener Tragbarkeit. Nicht alle Besitzer
könnten die zusätzlichen Eigenmittel aufbringen.
Dann wären Zwangsversteigerungen die Folge.
Die Immobilienkrise der USA lässt grüssen. Droht
in der Schweiz eine ähnliche Entwicklung?
Eine Studie des Internationalen Währungsfonds hat
die Haupttreiber der US-Subprime-Krise schon vor
Jahren nachgezeichnet: niedrige Zinsen, hohe Zuwan­
9
Wie weit kann eine Privatperson in der
­Fremd­finanzierung von Wohneigentum gehen?
Grundsätzlich nicht höher als 80%. Zu beachten ist
­jedoch auch, dass die Tragbarkeit gegeben ist, das
heisst die Belastung durch den Kredit nicht mehr als
ein Drittel des Einkommens ausmacht.
BILD: Y VON BAUMANN
derung, harter Konkurrenzkampf unter den Banken
und die Verbriefung der Hypothekarforderungen. Die
ersten drei Faktoren treffen auch auf die Schweiz zu.
Nicht aber die Verbriefung fauler Kredite. Das ist ein
grosser Unterschied.
Also Entwarnung?
Eine gröbere Krise ist nicht auszuschliessen. Stehen im
selben Quartier gleich mehrere Liegenschaften zum
Verkauf, weiss das jeder in der Nachbarschaft. Und
spätestens bei den ersten Preisnachlässen realisieren
die Besitzer, dass Immobilien unter Druck nicht ein­
fach zu verkaufen sind und illiquid werden.
Sie haben die Rolle des Regulators erwähnt.
­Welche ­Befürchtung hegen Sie?
Auf dem Büromarkt herrscht mancherorts
­bereits ein Überangebot. Welche Entwicklung
ist dort zu e­ rwarten?
Die Mietverträge laufen im Büromarkt meist fünf oder
zehn Jahre. Derzeit stellen wir fest, dass zur Erneue­
rung der Verträge die Eigentümer grössere Preis­
nachlässe auf den Büromieten gewähren. Die Zu­
nahme des Leerstands sowie das sehr attraktive Ange­
bot an neuen Flächen setzen die Mieten und damit
den Wert älterer Objekte unter Druck. Wir erwarten
in einem schwierigen Umfeld sinkende Preise. Panik
ist jedoch nicht angebracht, verläuft der Markt doch
in regelmässigen Zyklen.
Mietverträge sind meist langfristig ausgerichtet,
­damit der Vermieter den Cashflow als gesichert
­anschauen kann. Befinden wir uns in einem Vermieteroder einem Mietermarkt?
Im Büro- und Gewerbemarkt können Mieter heute
massiv diskutieren. Das ist kein Spezialfall, sondern
wiederholt sich alle fünf Jahre. Das wachsende An­
gebot führt dazu, dass die Konzessionsbereitschaft
der Vermieter bei Vertragsverlängerungen zunimmt.
Vermieter, auch kotierte Gesellschaften, gehen früh
und mit tieferen Preisen in die Verhandlungen, um
den Mieter ja nicht zu verlieren. Ein Nachlass von 15
bis 20% liegt da schon drin.
Das ist massiv. Was bedeutet das für die
­Erfolgsrechnung der Vermieter?
Die Einbusse ist insofern zu relativieren, als die Fi­
nanzierungsseite ebenfalls viel Spielraum bietet. Am
Anleihenmarkt lässt sich Geld so günstig wie noch
nie aufnehmen. Das entlastet den Finanzaufwand be­
trächtlich und kompensiert den Einnahmenschwund.
Eine Immobilien-AG funktioniert wie eine Bank. Auch
da steht das Zinsdifferenzgeschäft wegen seiner grös­
seren Hebelwirkung im Zentrum.
Gerade in den Sektoren Büro und Retail sind die
­kotierten Immobiliengesellschaften aktiv. Ist ihr
­Ertrag gefährdet?
«Die Cashflows, die bisher
über 3% Ausschüttungs­-­
rendite ermöglicht haben,
werden nicht
einfach versiegen.»
Sinken die Mieten, schmälert das die Einnahmen. Auf
der Bewertungsseite bieten die bereits tiefen Diskont­
sätze nicht mehr viel Entlastungsspielraum. Das kann
nicht ohne Einfluss auf die Bewertung bleiben. Kor­
rekturen auf dem Net Asset Value, dem inneren Wert,
dürften die Folge sein. Investoren müssten entspre­
chend mit Wertkorrekturen rechnen.
Was erwarten Sie von den Ausschüttungsrenditen?
Die Cashflows, die bisher über 3% Ausschüttungs­
rendite ermöglicht haben, werden nicht einfach ver­
siegen. Die meisten Immobilienportfolios sind his­
torisch gewachsen und enthalten neben neuen Objek­
ten auch gestandene Liegenschaften mit einer sehr
­attraktiven Rendite. Das sorgt für einen stabilen Mit­
telfluss. Mieterwechsel geschehen gestaffelt, einen
­Totalausfall gibt es nicht.
Was ist besser, ein Investment in eine Liegenschaft
oder in einen kotierten Immobilientitel?
Beides ist attraktiv, hat aber unterschiedliche Eigen­
schaften. Immobilienaktien unterliegen kursmässig
den Regeln des Aktienmarktes. Üblicherweise kor­
reliert ihre Performance recht gut mit dem Gesamt­
markt. Die Wertentwicklung von Immobilienfonds
hingegen hängt stark von der Zinsentwicklung ab, das
heisst, sie haben ähnliche Eigenschaften wie Obliga­
tionen, jedoch mit höherer Rendite. Sie bieten zudem
einen Anlegerschutz, indem man ihre Anteile verkau­
fen oder mit einer Frist zurückgeben kann.
Und das Direktinvestment?
Anlagen in Renditeliegenschaften sind aktuell sehr
begehrt und wären eine Alternative. Doch um eine
risikogerechte Diversifikation zu erhalten, müsste
man mindestens in dreissig oder mehr Objekte ver­
teilt auf die ganze Schweiz investieren. Auch wenn
das kleinere Objekte im Wert von 5 Mio. Fr. wären,
käme ein solcher Schritt einem Investment von ins­
gesamt 150 Mio. Fr. gleich. Will man nicht mehr als
20% seines Vermögens in Immobilien anlegen, kom­
men primär Institutionelle mit einem Vermögen von
mehr als 750 Mio. Fr. in Frage, um von der Diversifi­
kation zu profitieren.
Interview: Wolfgang Gamma und Hanspeter Frey
10
Immobilien
Sonderbund der
Juni 2016
Immobilien
Juni 2016
Martin Signer:
«Wir wollen pro Jahr 1 Mrd. Fr. investieren»
– aber natürlich immer davon abhängig, ob es ein attraktives Angebot gibt.
Swiss Life ist einer der grössten
Immobilienbesitzer des Landes.
Wie hat sich der Immobilienanteil
am Gesamtvermögen entwickelt?
Der Immobilienbestand in der Schweiz
ist von Ende 2010 bis Ende 2015 von
knapp 12 auf knapp 18 Mrd. Fr. gestiegen. Der Immobilienanteil am Gesamtportfolio ist im selben Zeitraum
von 12,6 auf 15,8% gewachsen.
Wo ist das Limit, bei dem das Immobilienportfolio, das per Definition illiquide
ist, zum Klumpenrisiko wird?
Von absoluten oder relativen Limiten
für den Anteil der Immobilien zu sprechen, ist nicht sinnvoll. Letztlich geht
es ja darum, die gesamte Anlageallokation bestmöglich auszurichten, und
dabei sind verschiedene Faktoren wie
Rendite, Risiko, Währung, aber auch
aufsichtsrechtliche Vorgaben mitentscheidend – und das immer auch mit
Blick auf die Verbindlichkeiten. So ist
zum Beispiel das Illiquiditätsrisiko für
eine Lebensversicherungsgesellschaft
sehr unterschiedlich im Vergleich zu
dem eines Sachversicherers. Wir haben sehr lange Verbindlichkeiten. Deshalb sind wir auch an langfristigen Vermietungen interessiert: Sie sichern uns
einen entsprechend prognostizierbaren Ertrag auf lange Sicht.
Verlockende Dividendenrenditen
IMMOBILIENAKTIEN Die stattliche Bewertung spiegelt das Interesse an den Ausschüttungen. Von den Gesellschaften
ist Kreativität verlangt, um den Ertrag im anspruchsvollen Marktumfeld zu sichern.
Wolfgang Gamma
A
uf 6,6% Rendite sind Anleger in
Immobilien im vergangenen Jahr
gekommen. Das haben die Immobiliendienstleister IAZI und Wüest & Partner (W&P) beobachtet. Im Vergleich zum
Vorjahr sind die Renditen erst noch leicht
gestiegen. Kein Wunder, dass der Sektor
viel Anlegerinteresse auf sich zieht. Immobilienaktien sind dabei eine vielversprechende Option. Die regelmässigen Börsengänge der letzten Jahre – der nächste
wird von Investis bereits geplant – unterstreichen die Attraktivität der Immoaktien. Allerdings mehren sich die Zeichen, dass die Party im Abklingen ist.
Umso wichtiger ist die Titelwahl.
Am besten rentierten 2015 gemäss den
Immobilienbewertern von IAZI Anlagen
in Wohnobjekte mit einer Performance
von 7,3%. Weniger rund lief es in den Sektoren Büro und Detailhandel. Auch Wüest
& Partner sah 2015 das Wohnsegment
vorn. Es ist kein gutes Zeichen, dass der
Renditezuwachs mehrheitlich auf höheren Bewertungen und nicht auf operativen Verbesserungen beruht.
BEWERTUNGSERFOLG NIMMT AB
Neubewertungseffekte machten in der
jüngeren Vergangenheit einen substanziellen Teil des Ertrags der Immobiliengesellschaften aus. Gut zweistellige Millionenbeträge waren auch 2015 keine
Seltenheit (vgl. Tabelle rechts). Die Nettoertragsrenditen stagnierten dagegen im
Schnitt oder gingen, wie bei den Büros,
sogar minim zurück.
Da Unternehmen in der Ausschüttung
in der Regel auf den effektiv erarbeiteten
Gewinn abstellen, wenn sie die Dividende festlegen, dürfte dies langfristig
Folgen haben. Denn die Einnahmequellen sind nicht unerschöpflich, zumal die
derzeit hohen Transaktionspreise der Verbreiterung der Mietbasis durch Zukäufe
Grenzen setzen. Auf mittlere Sicht schei-
nen die ansehnlichen Dividendenrenditen, die 2015 bis zu 4,5% erreichten, aber
nicht in Gefahr zu sein.
Die Preisvorstellungen der Verkäufer
und die schwierige Nachfragesituation auf
dem Büromarkt veranlassen auch grosse
kotierte Gesellschaften wie Swiss Prime
Site (SPS) oder PSP Swiss Property zur Zurückhaltung in Neuengagements. Höhere
Mieteinnahmen versprechen sie sich von
einem Abbau des Leerstands und nicht
von einem Ausbau des Portfolios.
2015 konnten branchenweit 4,9% der
Mieten nicht realisiert werden, im Jahr zuvor waren es erst 4,2% gewesen. Am ehesten leer standen Geschäftsliegenschaften,
während Wohnungen wesentlich besser
vermietet waren. SPS wies Ende Jahr 6,7%
Leerstand aus und erwartet 2016 eine
Stabilisierung zwischen 6 und 7%. PSP
prognostiziert eine Steigerung von 8,5 auf
gegen 11%, wobei der Wegzug eines Mieters in Genf daran grossen Anteil hat.
MIETEN UNTER DRUCK
Insgesamt verheisst die Marktsituation für
das laufende Jahr keine grossen Einnahmensprünge im Mietsegment. 2016, so
schätzt Robert Weinert von W&P, könnten
die Wohnungsmieten im Durchschnitt
0,3% sinken. Für Büromieten könnte der
Rückgang 2% oder mehr betragen. Analysten von Credit Suisse erwarten, «dass
das Ungleichgewicht zwischen Angebot
Swiss Prime Site N
SXI Immobilienaktien
Kurs: 85.20 Fr. | Valor: 803838
PSP Swiss Property N angeglichen
Allreal N angeglichen
Mobimo N angeglichen
SXI Immobilienaktien (Gesamtperformance)
SPI-Gesamtindex angeglichen
SXI Immobilien angeglichen
2200
2100
85
2000
1900
80
1800
75
1700
70
1600
1500
2015
65
2016
2015
2016
Quelle: Thomson Reuters / FuW
Quelle: Thomson Reuters / FuW
Die zehn grössten Immobiliengesellschaften im Vergleich
Kurs am Portfoliowert Ende Erfolg aus Neube- Leerstand
Netto- Zinskosten Dividenden- Kurs vs. innerer
31. Mai
2015 in Mio. Fr. wertung in Mio. Fr.
in % rendite in %
in % rendite in%
Wert NAV
Swiss Prime Site
PSP Swiss Property
Allreal
Mobimo
Intershop
Hiag
Zug Estates
Warteck
Plazza
SFPI
1) nur Anlageliegenschaften
85.20
93.10
136.20
225.40
449.00
94.70
1598.00
1858.00
220.60
87.85
9785
6724
3530
2655
1246
1224
1113
592
497
439
124,6
33,8
10,5
34,7
2,6
31,5
50,0
3,5
32,5
15,4
6,7
8,5
7,6
4,7
10,6
11,11
5,4
3,2
n.v.
13,0
3,9
3,9
4,2
4,3
5,7
4,2
n.v.
4,5
3,7
n.v.
2,10
1,53
2,30
2,33
2,43
1,00
2,50
2,57
1,20
0,97
4,4
3,6
4,3
4,5
4,5
3,7
1,3
3,6
1,3
3,7
+18
+92
+8
+11
+59
+9
+12
+27
–10
+3
und Nachfrage am Büromarkt wieder zunimmt, nachdem es sich kurzzeitig zu stabilisieren schien». Dies dürfte den Druck
auf die Mieten aufrechterhalten und den
Wettbewerb intensivieren. Das impliziert
einen steigenden Leerstand.
Die verlangsamte Entwicklung wirft
Fragen zur Bewertung auf. Im Durchschnitt zahlten Anleger für Immobilienaktien Ende April eine Prämie von 13,7%
auf dem inneren Wert der Titel. Mitte 2015
hatte der Aufschlag noch weniger als 5%
betragen. Die Aufwärtstendenz schränkt
den Kursspielraum nach oben ein und
erhöht das Rückschlagrisiko.
DIVERSIFIKATION ALS TRUMPF
Die Immobiliengesellschaften nutzten in
den vergangenen Monaten das günstige
Zinsumfeld, um ihre Finanzierungsbasis
zu verbessern. Kapitalerhöhungen und
Anleihen gehörten zu den genutzten Instrumenten. Die solide Finanzierung im
Rücken, können sie sich dem Umbau der
Einnahmenbasis zuwenden. Themen wie
Projektentwicklung und Investitionen in
die Bestandesliegenschaften, um diese
aufzupeppen, haben entsprechend Hochkonjunktur. Auch die Diversifikation in
neue Geschäftsfelder bietet sich an.
Branchenleader Swiss Prime Site punktet genau in diesem Bereich. Mit Tertianum (Leben und Wohnen im Alter) besetzt SPS erfolgreich ein Terrain, das allein
aus demografischen Gründen viel verspricht. Chancen sind auch dem Dienstleistungsgeschäft (Wincasa) zuzuschreiben. Seit Anfang Jahr sind SPS 10% vorgerückt und haben damit besser abgeschnitten als der Branchenindex und der Markt
(vgl. Kursgrafiken).
Konkurrent PSP Swiss Property weist
sanierungsbedingt einen überdurchschnittlichen Leerstand aus. Mit 3,7% (im
Vorjahr 3,9) Nettorendite kann die auf
Geschäftsliegenschaften fokussierte PSP
nicht glänzen. Nach einem ansprechenden ersten Quartal hat sie aber das Jahresziel eines höheren Betriebsgewinns
bestätigt. Das ist im schwierigen Marktumfeld ein ermunterndes Zeichen. Längerfristig muss die Pipeline mit neuen
Projekten gefüllt werden.
Die Nummer drei, Allreal, erwartet
einen weiteren deutlichen Rückgang der
Leerstandquote im laufenden Jahr. Wie
viel davon mit Konzessionen in den Mietkonditionen erkauft werden muss, ist offen. Mit der eigenen Generalunternehmung differenziert sich die Gesellschaft
«Die Bewertung setzt
dem Kursspielraum
Grenzen und erhöht das
Rückschlagrisiko.»
von den Konkurrenten, wobei sie vermehrt auf eigene Projekte setzt und
Kampfpreise nicht akzeptiert.
Mobimo wies für 2015 den geringsten
Leerstand unter den vier grossen Immobiliengesellschaften aus (4,7%, nach 5,4%
im Vorjahr). Dass Mobimo unter ihnen am
meisten im Segment Wohnen (30% der
Mieteinnahmen) investiert ist, ist zurzeit
ein Vorteil. Die Gesellschaft hat zudem die
Chance gepackt, über die Akquisition von
Dual Real Estate in Genf Fuss zu fassen.
Von den grossen vier Gesellschaften
haben Swiss Prime Site wegen der Diversifikation und Mobimo mit dem hohen
Wohnanteil aktuell die besten Karten.
Beide sind zudem attraktive Dividendenzahler. Unter den kleineren Werten fanden in den letzten Monaten Zug Estates
Beachtung. Die Entwicklung des Areals
Suurstoffi in Rotkreuz wird die Gesellschaft in den nächsten Jahren weiter beschäftigen und voranbringen. Die Bewertung ist nicht ausgereizt. Die bescheidene
Ausschüttungsrendite könnte sich als
Handicap erweisen. Denn die Immobilienaktien werden 2016 vor allem ihre
Rolle als Dividendenpapiere spielen.
Weil Anlagealternativen fehlen, steigen
vor allem die Preise für Mehrfamilienhäuser kräftig, während die Rentabilität
sinkt. Mit welcher Rendite gibt sich
Swiss Life zufrieden?
Die Rentabilität ist nur eine, isolierte
Sichtweise. Mit zunehmenden Auswahlmöglichkeiten für die Nachfrager
von Mietflächen wird die Objektqualität immer wichtiger. Im Bereich der
Geschäftsimmobilien sind heute flexible Flächen mit hohem Ausbaustandard und guter Passantenfrequenz ein
Muss. Bei Wohnflächen sind ein grosszügiger Grundriss, helle Flächen und
moderne Elektrik- und Sanitärausrüstung Pflicht. Wer das anbieten kann,
reduziert das Risiko von Leerstand beziehungsweise verkürzt die Ausschreibungszeit bei Mieterwechseln. Diese
Faktoren werden immer wichtiger.
Wo gibt es Preisblasen am Schweizer
Immobilienmarkt, oder wo sind welche
am Entstehen?
Im Markt der institutionellen Anleger,
in dem wir als Investor aktiv sind, sehen wir keine Blase. Auch wenn die
Preise höher sind als früher, so muss
man sehen, dass die Renditedifferenz
zu den zehnjährigen Bundesobligationen der Eidgenossenschaft wegen der
negativen Zinsen heute grösser ist als
vor einigen Jahren. Das macht Immobilien grundsätzlich weiterhin attraktiv. Zudem können wir aufgrund unserer Portfoliogrösse auch bei sehr um-
fangreichen Transaktionen aktiv sein.
Bei institutionellen Investoren ist der
Markt sehr rational. Im Markt von
selbstbewohntem und fremdfinanziertem Eigentum kann es natürlich zu
regionalen Hot Spots kommen.
Was würde ein Zinsanstieg auslösen,
im Immobilienportfolio von Swiss Life
und am Liegenschaftenmarkt generell?
Das wäre stark abhängig von der Geschwindigkeit eines solchen Anstiegs.
Eine Zinssteigerung kann grundsätzlich negativ auf die Wertentwicklung
von Immobilien wirken. Gleichzeitig
kann es aber über den Referenzzins
zu höheren Mieterträgen kommen.
Wir stellen uns im Basisszenario darauf ein, dass die Zinsen noch für lange
Zeit sehr niedrig bleiben. Gemäss Forward Rates am Schweizer Kapitalmarkt bleibt die Rendite für Schweizer
«Im Markt
der institutionellen
Anleger, in dem wir
aktiv sind, sehen
wir keine Preisblase.»
Bundesobligationen mit zehnjähriger
Laufzeit bis zum Jahr 2020 unter 0%.
In zehn Jahren ist die Rendite gemäss
aktuellen Markterwartungen gerade
einmal bei 0,5%. Aber selbstverständlich simulieren wir laufend auch alternative Szenarien mit einem unterschiedlichen Zinsverlauf.
Die Hypotheken von Versicherern sind
in der Regel günstiger als von Banken.
Wie entwickelt sich der Markt nun, da
Banken für Einlagen bei der Nationalbank einen Strafzins bezahlen müssen
und damit zusätzliche Kosten haben?
Die Unterschiede zwischen den Angeboten von Banken und von Versicherungen sind abhängig von den Laufzeiten. Hypotheken mit einer langen
Laufzeit sind für uns ein Anlageinstrument, das uns erlaubt, langfristig
auf besicherter Basis in Franken zu investieren. Darüber hinaus sind Hypotheken ein geeignetes Mittel, um das
Anlageportfolio breiter zu diversifizieren. Deshalb ist es uns möglich,
attraktive Konditionen im Segment
längerer Laufzeiten – zehn Jahre und
mehr – anzubieten.
Und Banken?
Andere Anbieter, wie Banken, bevorzugen eher kürzere Laufzeiten aufgrund ihrer Fristenkongruenz. Der
Hypothekarschuldner muss sich also
zuerst über die Fristigkeit Gedanken
machen, bevor er sich auf die Suche
nach Angeboten macht.
Interview: Hanspeter Frey
11
Sonderbund der
Der Verteilkampf beginnt
BAUZONEN Das neue Raumplanungsgesetz verlangt eine Reduktion der Bauzonen.
Doch wer Bauland hat, wird es ohne Entschädigung nicht zurückzonen lassen.
Remi Buchschacher
Um- und Aufzonungen oder Bebauungspläne
Mittelgenerierung
D
ie grösste Altlast der schweizerischen Raumplanung sind die zu
grossen Bauzonen. Um sie zu reduzieren, können gemäss revidiertem
Raumplanungsgesetz entschädigungspflichtige Rückzonungen vorgenommen
werden. Schon jetzt ist klar, dass dies in
verschiedenen Kantonen einen Verteilkampf um Bauzonen und Entschädigungen auslösen wird. Finanziert werden sollen diese aus der Mehrwertabgabe, mit
der der Staat den Gewinn von planerischen Auf- und Einzonungen von Landbesitzern abschöpft.
Planungsvorteile sind nach dem neuen
Gesetz mit einem Satz von mindestens
20% auszugleichen. Zahlreiche Kantone
kennen diese Mehrwertabschöpfung bereits. Einige darunter erheben Sätze bis
60%. «Neben dem Standort und dem damit verbundenen Entwicklungsrisiko hat
die Höhe der Mehrwertabschöpfung in
Zukunft einen erheblichen Einfluss auf Investitionsentscheide und die lokale Bautätigkeit», sagt dazu Beat Ochsner von
KPMG. Die Entschädigungen für die Auszonung werden in vielen Kantonen den
Ertrag aus der Mehrwertabgabe übersteigen. Ein Kampf um die Einhaltung des
revidierten Gesetzes beginnt.
«KANTONALE AUSLASTUNG»
Künftig soll die Bauzonengrösse grundsätzlich nicht mehr pro Gemeinde, sondern pro Kanton an den bundesrechtlichen Vorgaben gemessen werden. Für
Wohn-, Misch- und Zentrumszonen wird
daher eine Messgrösse – die sogenannte
kantonale Auslastung – definiert, die festlegt, wann diese Zonen im Kanton insgesamt zu gross sind. Bauzonen sollen so
festgelegt werden, dass sie dem voraussichtlichen Bedarf für fünfzehn Jahre entsprechen. Das bedeutet, dass überdimensionierte Bauzonen zu verkleinern sind.
Gemäss der Berechnung der kantonalen Auslastung weisen neun Kantone
eine Auslastung unter 95% aus. Sie müssen ihre Bauzonenfläche reduzieren. In
folgenden Kantonen ist dies der Fall: FR,
GL, GR, JU, NE, SH, UR, VS, ZG. Die meisten Kantone richten Fonds ein, aus denen
sie die Kosten für die Rückzonung bezahlen. «Eine Reduktion von Bauzonen wird
den Druck auf die Baulandpreise an zentralen Standorten erhöhen und kann damit dämpfend auf das Wachstum wirken», befürchtet Ochsner.
Diese Meinung teilt Andreas Hämmerli, Leiter Entwicklung des kotierten
Immobilienunternehmens Mobimo: «Jede
neue Regulierung in einem liberalen Markt
sorgt dafür, dass eine Verteuerung entsteht. Die Mehrwertabschöpfung führt zu
Mittelverteilung
Mittelverwendung
100%
Standortgemeinde
Kommunale
Massnahmen der
Raumplanung
Um- und Aufzonungen
oder Erlass von
Bebauungsplänen
Ermittlung des
Mehrwerts
Fälligkeit:
Veräusserung oder
Überbauung
100%
Quelle: Kanton Luzern / Grafik: FuW, sm
höheren Anlagekosten und wird am Ende
durch den Benutzer oder den Besitzer der
Immobilie getragen.» Hämmerli plädiert
dafür, dass die abgeschöpften Mittel direkt
auf dem betroffenen Areal für die Erstellung von Infrastruktur wie die Erschliessung durch Strassen und den öffentlichen
Verkehr, aber auch für energiesparende
Massnahmen oder zum Bau von Schulen
und Tagesstätten eingesetzt werden.
Etwas anders sieht es Regula Küng, Leiterin Fachstelle Wohnraumentwicklung
des Kantons Basel-Stadt. Dort hat man bereits seit Jahren Erfahrungen mit der
Mehrwertabgabe. Der Satz betrug zu Beginn 40% und wurde zwischenzeitlich auf
50% des Planungsmehrwerts erhöht. Mit
Blick auf den Bodenmarkt insgesamt und
den Bodenpreis sei nicht von einer preis-
«Eine Reduktion
von Bauzonen wird
den Druck auf die
Baulandpreise erhöhen.»
treibenden Wirkung der Mehrwertabgabe
auszugehen, sagt Küng und führt aus: «Bei
einem Verkauf des Grundstücks wird der
Grundeigentümer die Mehrwertabgabe
kaum überwälzen können, da sich der
Preis aus der Zahlungsbereitschaft des
Käufers ergibt. Diese bemisst sich nach
den Nutzungsmöglichkeiten und ist unabhängig davon, ob die Parzelle einer
Mehrwertabgabe unterliegt oder nicht.»
ÜBER NACHT MILLIONÄR
Schwieriger wird – das lässt sich voraussehen – das Bemessen der Entschädigung für Rückzonungen. Landbesitzer
können darauf pochen, wenn sie ihr Bauland in die Landwirtschaftszone zurückführen müssen. Viele Gemeinden waren
mit ihren Ortsplanungsrevisionen derart
optimistisch, dass der Bedarf von fünfzehn Jahren weit überschritten wurde.
Per Gemeinderats- oder Gemeindeversammlungsbeschluss wurden durch Umzonungen quasi über Nacht Millionäre
«geboren», da sich der Wert ihres Landes
um ein Vielfaches erhöhte. Diesen Landbesitzern eine Rückzonung aufzuerlegen, wird in einigen Fällen mindestens
zu Diskussionen, wenn nicht sogar zu
Rechtshändeln führen. In echte Schwierigkeiten kommen diejenigen Gemeinden, die viel zu grosse Baulandreserven
aufweisen. Sie verfügen über keine oder
wenig Einnahmen aus Mehrwert, müssen aber die Bauzonen entschädigungspflichtig verkleinern.
Als Ausweg aus dem Dilemma fordern
Akteure der Immobilienwirtschaft die
Abschaffung der Mehrwertabgabe und
die Einführung eines Flächenbonus. Dabei geht es darum, dass eine höhere Ausnutzung auf einem Grundstück realisiert
werden darf, wenn im Gegenzug der
Eigentümer einen Beitrag zur Erreichung
gewisser wohnpolitischer Ziele leistet.
Dazu gehörte in den letzten Jahren vermehrt die Schaffung von preisgünstigem
Wohnraum respektive Wohnraum für gemeinnützige Anbieter.
Es könnten jedoch auch andere Ziele
verfolgt werden wie die Erstellung besonders ressourcenschonender Bauten. Für
Regula Küng ist das ein gangbarer Weg:
«2009 wurde im Kanton Basel-Stadt ein
einzelfallbezogener Nutzungsbonus eingeführt. Er kann realisiert werden, wenn
besonders hohe energetische Vorgaben
erfüllt und gleichzeitig die anderen gesetzlichen Regeln eingehalten werden.»
Pro Jahr seien es jedoch lediglich etwa
sieben Projekte kleinerer und mittlerer
Dimension, die von dieser Ausnahmebestimmung Gebrauch machen.
Remi Buchschacher, Real Estate Move
Anzeige
Die Zürcher Odd Fellows öffnen ihre Türe für Gäste
Sensorik oder Hedonik? Wieso sich
über Geschmack (nicht) streiten lässt
22. Juni 2016
18.00 Uhr
Die Odd Fellows Zürich laden Sie zu einem
genussvollen Themenabend ein.
Odd Fellows Zürich
Falkenstrasse 23
8008 Zürich
Nach einer kurzen Vorstellung der Zürcher
Odd Fellows, hören wir das Impulsreferat von
Kommunikationsfachmann und Lebensmittelsensoriker Thomas Gromann.
Kosten
25 CHF pro Person
(inkl. Nachtessen,
Weindegustation)
Anschliessend Nachtessen mit Weindegustation.
Anmeldung
bis 18. Juni 2016
an [email protected]
ODD FELLOWS
SWITZERL AND
www.oddfellows.ch
12
Immobilien
Sonderbund der
Juni 2016
Immobilien
Juni 2016
13
Sonderbund der
Asset Allocation in neuem Licht
IMMOBILIENVERMÖGEN Um längerfristig bestehen zu können, müssen Vermögensverwalter ihre Effizienz steigern.
Das Real Estate Asset Management steht national und international vor dem Umbruch.
Marie Seiler und Kurt Ritz
D
ie nächsten Jahre bieten ein limitiertes Wachstumspotenzial für
die Betreuung von Immobilienvermögen in Europa. Sind die Asset-Manager darauf vorbereitet? Und haben sie
das Rüstzeug, um im zunehmend globalen Markt zu bestehen? Im letzten
Herbst hat PwC den zweiten European
Real Estate Asset Manager Benchmarking
Survey erhoben (vgl. Textbox). Nachfolgend einige der zentralen Ergebnisse.
Um in einem vermehrt international
geprägten Umfeld konkurrenzfähig zu
bleiben, sind Vermögensverwalter gezwungen, ihre Effizienz zu steigern. Die
Befragung hat gezeigt, dass ein Aufbrechen der Wertschöpfungskette dazugehört. Gewisse Dienstleistungen werden
Outsourcing-Partnern überlassen. Die Bereitschaft dazu hängt jedoch von der
Unternehmensgrösse ab. Vorwiegend kleinere Anlage- und Vermögensverwalter mit
weniger als 25 Portfoliomanagern lagern
Teile der Wertschöpfungskette aus. Grössere Unternehmen profitieren vermehrt
von internen Skaleneffekten oder investieren in die IT-Infrastruktur und haben
deswegen weniger Handlungsbedarf.
Europa verdient mehr Gewicht
GASTKOLUMNE
INTERNATIONALES PORTFOLIO Potenzial bieten
selektiv Deutschland, die nordischen Länder und Benelux-Staaten.
Für Profis ein Muss
BLICK NACH ASIEN Der asiatische Kontinent führt das
globale Wachstum an, die Immobilienmärkte werden reif.
Die Weltbank hat jüngst die Wachstumsaussichten der verschiedenen
Wirtschaftsräume untersucht. Demnach wird Asien das Weltwirtschaftswachstum weiter anführen, während
sich die Expansion in anderen
Schwellenmärkten wegen ihrer hohen Rohstoffabhängigkeit und politischer Unsicherheiten abschwächt.
Eine wachsende Wirtschaft wirkt sich
generell positiv auf den Immobilienmarkt aus, weil sie zu höheren Einkommen und einer breiteren Mittelschicht führt. Das fördert die Nachfrage nach Immobilien, was in vielen
asiatischen Ländern über die letzten
Jahre deutlich zu beobachten war.
Zusätzlich begünstigt die anhaltende Urbanisierung den Immobilienmarkt auf lange Sicht. Allein in
China wandern jedes Jahr mehr als
15 Mio. Menschen – also etwa das
Doppelte der Bevölkerung der
Schweiz – vom Land in die Stadt aus
und schaffen damit Nachfrage nach
Wohnungen, Einkaufszentren und
Büroflächen. Bis zum Jahr 2025 werden fast 2,5 Mrd. Asiaten in Städten
leben, mehr als 50% der weltweiten
Stadtbevölkerung.
Die Urbanisierung geht einher mit
steigendem Wohlstand. Der typische
Haushalt der Mittelschicht lebt in
der Stadt, wo die Einkommen stärker
zunehmen als auf dem Land. Derzeit
läuft eine Entwicklung mit einer Verschiebung zu wertschöpfungsintensiveren Prozessen und einer stärkeren Gewichtung des Dienstleistungssektors. Diesen Strukturwandel kennen wir bereits von den heute entwickelten Volkswirtschaften. Steigende
Löhne sind beispielsweise für die Exportindustrie eine Herausforderung,
während sie sich positiv auf den Binnenkonsum – einschliesslich des Immobilienmarktes – auswirken, da die
Kaufkraft der Haushalte erhöht wird.
In der Konsequenz werden Produktionsstätten, die niedrige Löhne voraussetzen, vermehrt in günstigere
Regionen verlagert, während in den
Städten zunehmend qualifizierte Arbeitskräfte im Dienstleistungssektor
sowie in der Forschung und Entwicklung gesucht sind. Nach und nach
verlangt die städtische Mittelschicht
nicht nur mehr Wohnraum, sondern
auch bessere Qualität bei Wohnungen und am Arbeitsplatz.
Globale Investoren sind sich der Bedeutung Asiens für die Weltwirtschaft
bewusst, und Immobilienanlagen in
Fernost finden vermehrt Einzug in
die Allokation professionell diversifizierter Portfolios. Verglichen mit
einem Grossteil der westlichen Welt
weist Asien gesunde Fundamentaldaten auf, was die guten langfristigen
Aussichten der regionalen Immobilienmärkte zusätzlich unterstützt.
Im Gegensatz zu vielen Anlagen in
der entwickelten Welt entschädigen
Investitionen in Asien den Anleger
mit einer angemessenen Prämie für
das eingegangene Risiko.
Juerg Syz,
Partner,
Diener Syz
Real Estate
BILD: ZVG
Chris Urwin
Das vergangene Jahr war ein Rekordjahr
für Transaktionen im kontinentaleuropäischen Immobilienmarkt. Gemäss
dem Immobilienberater CBRE wechselten Liegenschaften für rund 170 Mrd. €
den Besitzer. Verbesserte Wohnmarktdaten und eine vorteilhafte Entwicklung
der relativen Preise führten dazu, dass
Investoren ihre Eigentumspositionen
erhöhten. Das Ergebnis war, dass sich
die durchschnittliche Spitzenrendite
kontinentaleuropäischer Immobilien
um rund 60 Basispunkte auf 4,4% reduzierte und ein gewaltiges Kapitalwachstum generierte.
Obwohl die Treiber dieser Performance bestehen bleiben, wäre es nicht
erstaunlich, wenn sich die Renditekomprimierung ab jetzt verlangsamt. Solange der europäische Markt im Zyklus
weniger weit fortgeschritten ist als andere und signifikante Unterschiede in
den Ergebnisaussichten der anderen
Märkte zu erkennen sind, ist globalen Investoren ein Übergewicht in europäischen Immobilien zu empfehlen.
KONJUNKTURELLE BESSERUNG
Das Mietwachstum hat jüngst kräftig zugenommen, bedingt durch die Erholung
der Arbeitsmärkte und das niedrige Versorgungsniveau. Seit der globalen Finanzkrise war die Bautätigkeit in Europa
relativ gering, was zum Teil auf die mangelnde Bereitschaft der Anleger zum Entwicklungsrisiko und die Nicht-Verfügbarkeit der Entwicklungsfinanzierung
zurückzuführen ist.
Generell bleiben die Entwicklungsmöglichkeiten eher bescheiden und die
Nettobestandszunahme in den wichtigsten europäischen Büromärkten wie München, Mailand und Paris im historischen
Vergleich niedrig. Die Ausnahme sind einige mittel- und osteuropäische Büromärkte, darunter Warschau und Dublin,
wo für die nächsten Jahre mit einer erheblichen Angebotsreaktion auf das Mietwachstum gerechnet werden kann.
Während das Angebot eingeschränkt
ist, wächst die Nachfrage. Die Arbeitslosenquote der Eurozone bewegt sich
mit 10,2% auf dem niedrigsten Stand seit
August 2011. Wenn sich die wirtschaftliche Erholung fortsetzt, wird eine weitere Entspannung folgen.
Im Vergleich zu anderen einkommenserzeugenden Anlageklassen bieten Immobilien gute Renditeperspektiven. Die Differenz zu Staatsanleihen aus Frankreich,
Deutschland und Schweden, die alle negativ rentieren, ist ungewöhnlich gross.
EINZELHANDEL IM FOKUS
Die gegenwärtigen Marktpreise deuten
darauf hin, dass die Zinsen von Staatsanleihen sehr wahrscheinlich nur langsam steigen, wenn überhaupt. So ist es
nicht erstaunlich, dass einkommenshungrige Anleger nach mehr Immobilieninvestitionsangeboten verlangen
werden. Auch der Vergleich mit erstklassigen Unternehmensanleihen führt zu
ähnlichen Ergebnissen.
Trotz des in den letzten Jahren gestiegenen Wertzuwachses bleiben europäische
Immobilien im Vergleich zu anderen einkommenslastigen Vermögenswerten attraktiv. Für den Ertrag kontinentaleuropäischer Immobilien ist ein weiteres
starkes Jahr zu erwarten.
Viele Logistikmärkte erscheinen auf
risikobereinigter Grundlage mit Blick auf
einzelne Branchen und Länder reizvoll.
Da Einzelhändler auch in Bezug auf ihre
Lieferketten in hartem Wettbewerb stehen, wird die Logistikbranche von Veränderungen im Einzelhandel profitieren.
Der Vertriebssektor tendiert zu höheren
Renditen bei geringerer Volatilität als
viele Einzelhandels- und Büromärkte in
der Vergangenheit. Der französische, der
schwedische sowie der Benelux-Markt
machen einen besonders vielversprechenden Eindruck. Selektiv sind attraktive Möglichkeiten noch in einigen erstklassigen Einzelhandelsmärkten zu finden, unter anderem in Italien, in Schweden und in den Niederlanden.
SELEKTIVER BÜROMARKT
Büromarkt Europa
Nettozuwachs:
2016–2018
2018–2020
Am weitesten entwickelt ist der Bürosektor. Er liefert nur in wenigen Fällen
noch Mehrwert, so in den Niederlanden,
in Deutschland und in Finnland. Im Allgemeinen gefallen Bürostandorte in Ballungszentren für wissensintensive Arbeiten. Wo nicht mit Qualität, sondern in
erster Linie über die Kosten um Käufer
gebuhlt wird, ist Vorsicht geboten. Das
betrifft beispielsweise den polnischen
und den irischen Büromarkt.
Global betrachtet ist Kontinentaleuropa aufgrund seiner niedrigeren
spätzyklischen Risiken attraktiver als
der amerikanische und der britische
Immobilienmarkt. Immobilien mit geringem Einkommensrisiko, vorab Wohnbauten, sind für eher vorsichtige Anleger interessant, Potenzial für Wertzuwachs haben Sekundärvermögenswerte
guter Qualität in den nordischen Ländern und in Deutschland.
2016–2020
Warschau
Dublin
Budapest
Prag
London1
Madrid
Stockholm
Hamburg
München
Barcelona
Frankfurt
Wien
Brüssel
Berlin
Paris
Kopenhagen
Mailand
Amsterdam
Helsinki
Rom
London2
in % 0
1) London City
1
2
3
4
5
2) London West End und Midtown
Quelle: Aviva, PMA / Grafik: FuW, sm
Chris Urwin, Head of Global Real
Estate Research, Aviva Investors
Wachstumspotenzial profitieren. Gemäss
einer komplementären Befragung wird
für den Zeitraum zwischen 2015 und 2020
mit einer Erhöhung der Investitionen im
Bereich der alternativen Anlagen um
15,3 Bio. $ gerechnet. Diese Entwicklung
(Wachstum der verwalteten Vermögen)
wird sich jedoch nicht in den altbewährten Märkten abspielen. Die Befragung
hat vielmehr gezeigt, dass sie sich überwiegend auf Asien, Afrika und die Golfregion beschränken wird.
VERMÖGENSZUFLUSS AUS ÜBERSEE
Demzufolge ist es wenig überraschend,
dass auch die Umfrageteilnehmer in erster Linie die Globalisierung und grenzübergreifende Investitionsprojekte als die
aktuell wichtigsten Treiber ansehen, um
konkurrenzfähig zu bleiben.
Dem steht die Tatsache gegenüber,
dass die Asset-Manager in Europa gemäss der Untersuchung erst am Anfang
ihrer Reise sind – oder noch gar nicht
damit begonnen haben. Bei einer genaueren Betrachtung der aktuellen Situation
zeigt sich ein klares Bild: 56% der Investitionen werden im eigenen Land eingegangen. Weitere 35% befinden sich inner-
halb von Europa. Interkontinentale Anlagen machen lediglich 9% der Investitionen aus. Die Grafik verdeutlicht den
Handlungsbedarf.
Um den Zugang zu den am Wachstum
beteiligten Investoren und zum ausländischen Immobilienmarkt zu gewährleisten, müssen Asset-Manager in Europa
ihre Tätigkeit schnellstmöglich auf Gebiete ausserhalb des bewährten Marktes
ausweiten. Zu diesem Schluss kam auch
Wipswiss, das Netzwerk für weibliche
Führungskräfte der Schweizer Immobilienbranche, am Jahresanlass: Unter
den Panelteilnehmern bestand Einigkeit,
dass das Potenzial auch im Ausland genutzt werden muss.
Doch die zunehmende Internationalisierung bringt auch neue Herausforderungen mit sich. Mit der Verschiebung von
Aktivitäten ins Ausland wird beispielsweise auch der Fachkräftemangel zur globalen Angelegenheit. Unternehmen, die
den langfristigen Erfolg anstreben, müssen in der Lage sein, erstklassige Mitarbeiter mit den passenden Fähigkeiten an den
benötigten Orten zu platzieren.
Im Bereich der Digitalisierung steht die
Branche wohl am Anfang einer Wende.
EFFIZIENZ DURCH OUTSOURCING
SCHWEIZ SPIELT WICHTIGE ROLLE
Aus der nebenstehenden Grafik ist ersichtlich, welche Dienstleistungen für Investoren vorwiegend intern beziehungsweise extern erbracht werden. Mehr als
60% der befragten Manager verlassen sich
vollumfänglich auf die eigenen Fähigkeiten oder ziehen internes Outsourcing
vor. Über 80% geben gar an, die Kalkulation der Performancegebühren und das
Investor Reporting intern zu gewährleisten. Am meisten werden Subscription-/
Redemption-Prozesse (Käufe und Rücknahmen) sowie Capital Calls an Dritte
ausgelagert (vgl. Grafik).
Das Immobilien-Asset-Management
kann ausserhalb von Europa in den kommenden Jahren von einem massiven
EUROPEAN REAL ESTATE
ASSET MANAGER
BENCHMARKING
SURVEY 2016
Insgesamt konnten 23 der führenden Immobilien-Asset-Manager für
die Befragung gewonnen werden.
Die befragten Portfoliomanager
repräsentieren mit mehr als 230
Mrd. € verwaltetem Vermögen einen
erheblichen Anteil des europäischen
Marktes. Wie schon bei der Umfrage
im Vorjahr arbeitet der grösste Teil
der Befragten (35%) bei Asset-Managern in Deutschland, gefolgt von
Luxemburg (26%) und Frankreich
(17%). Neben anderen Teilnehmern
aus diversen europäischen Kernmärkten stammen 4% der Umfrageteilnehmer aus der Schweiz. Obwohl
dieser Anteil gering ist, gilt die
Schweiz traditionell als sehr bedeutsamer Investitionsstandort. Dies
spiegelt sich in der Tatsache, dass
19% der 230 Mrd. € von Schweizer
Unternehmen verwaltet werden. Der
grösste Anteil wird mit 57% wiederum von Asset-Managern mit Sitz in
Deutschland verwaltet.
Die komplette Studie kann kostenlos
über www.pwc.ch/de/publikationen
bezogen werden.
Die digitalen Möglichkeiten werden weitreichende Veränderungen mit sich bringen. IT-spezifische Themen wie Data
Mining oder Automation werden an Bedeutung gewinnen und einen grossen
Einfluss auf alle Bereiche der Wertschöpfungskette haben.
DIGITALISIERUNG MACHT MOBIL
«Mit der Expansion
ins Ausland
stellt sich auch
die Frage des Fachkräftemangels.»
Marie Seiler, Leiterin Real Estate Advisory
PwC Schweiz und Mitglied Wipswiss;
Kurt Ritz, Leiter Deals PwC Schweiz
Wurden die folgenden Dienstleistungen für Investoren ausgelagert?
Inhouse
Internes Outsourcing
Verkäufe/Rücknahmen
Capital Calls/Vertrieb
Das tiefe Zinsniveau, die im Vergleich zu
Aktien nachhaltig hohe Wertstabilität
und der romantische Traum vom Eigenheim: Das sind alles gute Gründe, als
Privatperson in Immobilien zu investieren. Auch fiskalische Überlegungen sind
durchaus lohnenswert, und das gleich
auf mehreren Ebenen:
• Zur Finanzierung von Wohneigentum
können die steuermindernd angesparten Vorsorgegelder der zweiten und
der dritten Säule genutzt werden.
• Die Vermögenssteuer wird bei Immobilien nicht wie üblich auf dem vollen,
sondern nur auf rund 60% des Verkehrswerts erhoben. So etwa im Kanton
Zürich, aber auch in anderen Kantonen.
• Die Einkommenssteuer bietet dem Immobilienbesitzer Vorteile: Der steuerbare Eigenmietwert selbst genutzter
Immobilien beträgt nur rund 60% der
erzielbaren Marktmiete.
• Finanzierungskosten sowie Aufwendungen für den Werterhalt der Immobilie, ihren Unterhalt und die Verwaltung sind vollumfänglich steuerlich
abziehbar. Jährlich kann zwischen dem
Abzug der effektiven Unterhaltskosten
und einem Pauschalabzug (in Zürich
20%) gewählt werden.
VORTEIL ZU WERTPAPIEREN
Ein Vergleich mit der Besteuerung von
kotierten Aktien und Obligationen ver-
NEUES EIGENHEIM OHNE FOLGEN
Der Gewinn aus dem Verkauf einer Immobilie ist – im Gegensatz zur grundsätzlichen Steuerfreiheit von privaten
Kapitalgewinnen – zwar steuerpflichtig.
Wird jedoch der Erlös aus dem Verkauf
der selbst bewohnten Liegenschaft unmittelbar in den Kauf eines neuen Eigenheims reinvestiert, wird die Besteuerung
aufgeschoben. Dies so oft und so lange,
bis der Erlös aus dem Verkauf der Liegenschaft nicht mehr ins nächste Eigenheim
investiert wird. Die Entwicklung vom
Eigentümer einer kleinen Wohnung zum
stolzen Villabesitzer ist also durchaus
möglich, ohne dass man je Grundstückgewinnsteuern bezahlt.
Kommt kein Steueraufschub zur Anwendung, wird der realisierte Gewinn
besteuert. Gewinnschmälernd geltend
gemacht werden können die Akquisitionskosten sowie die wertvermehrenden Investitionen während der Haltedauer der Immobilie.
Der Steuertarif ist in Bezug auf die
absolute Höhe des Gewinns zwar progressiv ausgestaltet, in Relation zur Haltedauer der Immobilie dagegen attraktiv
degressiv. So reduziert sich beispielsweise in Zürich die Steuer in zwanzig
Jahren von 40 auf 20%. Spekulationsgewinne dagegen werden progressiv besteuert, bei einer Haltedauer von unter
einem Jahr mit bis zu 60%.
Auch das gesetzliche Grundsteuerpfandrecht des Fiskus, auf das zu Recht,
aber unnötigerweise oft mit Mahnfinger
«Die Investition in
Schweizer Immobilien
bleibt fiskalisch
äusserst attraktiv.»
hingewiesen wird, ist für den Immobilienkäufer in der Praxis letztlich unproblematisch. Indem der Käufer mit vertraglicher Vereinbarung die vom Steueramt geschätzte Grundstückgewinnsteuer vom Kaufpreis abzieht und direkt
dem Steueramt überweist, kann er sich
42
Vollständiges Outsourcing an Dritte
20
9
63
29
15
22
71
29
Waterfall/IRR-Berechnungen/
Performancegebühren
82
Berichterstattung
an Investoren
82
Risikoberichterstattung
an Investoren
Andere Dienstleistungen
für Investoren
9
78
65
5
9
14 4
88
Unterstützung bei der Ausarbeitung
von Anlagerichtlinien
8 4
13
10
9
20
Quelle: PWC / Grafik: FuW, sm
STEUERN Finanzierung, Besitz und Veräusserung folgen Regeln, die Privatinvestoren Anreize bieten.
deutlicht diese Vorteile. Bei Wertpapierbesitz ist für die Vermögenssteuer der
auf der Basis des Aktienkurses errechnete Steuerwert massgebend. Auch wird
der Abzug für die Kosten der Vermögensverwaltung nur sehr restriktiv gewährt. Erträge aus Beteiligungen von
mindestens 10% werden zwar lediglich
zu rund 50% des ordentlichen Tarifs besteuert, solche aus den weit üblicheren
Portfoliobeteiligungen unterliegen aber
der ordentlichen Besteuerung.
Zudem wird von Schweizer Dividenden und Zinsen – nicht aber von Immobilienerträgen – die Verrechnungssteuer von 35% abgezogen, die ja erst
im Folgejahr und gänzlich unverzinst
erstattet oder an die Einkommenssteuern angerechnet wird.
Teilweises Outsourcing an Dritte
Rücknahmegebühren
Fiskalische Vorteile auf mehreren Ebenen
Maja Bauer-Balmelli
In diesem Zusammenhang wurde untersucht, welche Software standardmässig zum Einsatz kommt. Erstaunlicherweise werden weder eine Spezialsoftware noch eine selbst entwickelte verwendet. Das meistgenutzte Programm
ist schlicht Microsoft Excel. Lediglich im
Backoffice wird weitgehend eine Standardsoftware benutzt.
Die Befragung kann allgemein als
Weckruf interpretiert werden: dass es an
der Zeit ist, mehr in die digitale Infrastruktur zu investieren und somit die digitalen
Möglichkeiten im Real Estate Asset Management auf nationaler und internationaler Ebene zu erweitern.
faktisch bequem von seiner solidarischen Haftung für die Grundstückgewinnsteuer befreien.
AUCH FÜR DEN FISKUS ATTRAKTIV
Liegenschaften sind auch für den Fiskus das ideale Steuerobjekt: Trotz
Besteuerung der Grundstückgewinne
können entsprechende Verluste nur
ausnahmsweise geltend gemacht werden. Dem allzu systematisch und professionell in Liegenschaften investierenden Steuerpflichtigen droht zudem
die Qualifikation als Liegenschaftenhändler. Als Konsequenz sind in diesem Fall auf den Grundstückgewinnen
nicht nur Steuern, sondern auch Sozialversicherungsbeiträge abzuliefern.
Sorgfältige Planung und ein abgestimmtes Vorgehen sind in diesem Zusammenhang wichtig.
Besteuert wird die Immobilie in dem
Kanton, in dem sie liegt. Zu berücksichtigen sind deshalb auch kantonalrechtliche Besonderheiten der Besteuerung,
die es trotz weitestgehender Harmonisierung des Steuerrechts nach wie vor
gibt. Weil sie im Wortsinn immobil sind,
ist ein steueroptimierender Wegzug in
ein anderes Steuerparadies mit Immobilien nicht möglich. Die Investition in
Schweizer Immobilien bleibt fiskalisch
dennoch äusserst attraktiv.
Maja Bauer-Balmelli, Steuerexpertin
und Partnerin Tax Advisors, Zürich,
und Vizepräsidentin Wipswiss
91%
DER BEFRAGTEN
BEURTEILEN DIE SCHWEIZ
ALS ATTRAKTIV ODER
SEHR ATTRAKTIV FÜR
IMMOBILIENINVESTMENTS
UND
85%
GLAUBEN NICHT
AN EINE SPÜRBARE
ZINSWENDE 2016.
Quelle: EY-Trendbarometer 2016
14
Immobilien
Sonderbund der
Seit zwei Jahren in der Risikozone
UBS-BLASENINDEX Leichter Rückgang im ersten Quartal.
Der Blasenindex der UBS, der die Preisentwicklung am Schweizer Immobilienmarkt misst, hat sich in den ersten drei
Monaten dieses Jahres leicht abgeschwächt. Er ist 0,03 Punkte auf 1,38
gefallen. Das ist ein Rückgang um 2,1%
im Vergleich zum Schlussquartal 2015.
Massgebend dafür waren eine geringere
Nachfrage nach Eigentumswohnungen
als Investitionsobjekten und ein niedrigeres Wachstum des Kreditvolumens.
Das Bemühen der Nationalbank, die
Hypothekenverschuldung und damit
den Markt für Wohneigentum abzukühlen, zeigt Wirkung. Im ersten Quartal hat
sich das Wachstum des Hypothekarvolumens erneut verlangsamt, auf noch
2,9% im Jahresvergleich, die kleinste
Zunahme seit fünfzehn Jahren. Die
Eigenheimpreise, als Mittelwert der
Preise von Einfamilienhäusern und
Eigentumswohnungen gerechnet, stagnierten zum Vorquartal. Auf Jahresbasis
sind sie noch 1,1% gestiegen.
Die Zahl der Gefahrenzonen ist unverändert. Sie umfasst die Regionen Genfer-,
Zürich- und Zugersee, Luzern, BaselStadt, Innerschwyz und Lugano. Der Index bewegt sich seit Mitte 2014 in der Risikozone. Der Anstieg ist jedoch weniger
steil als in den Neunzigerjahren und die
Alarmstufe ein gutes Stück entfernt. HF
Noch nicht Alarmstufe
UBS Swiss Real Estate Bubble Index
Blase
2
Risiko
1
Boom
0
Balance
–1
Baisse
–2
1982 1987 1992 1997 2001 2006 2011 2016
Q4 Q3 Q2 Q1 Q4 Q3 Q2 Q1
Quelle: UBS / Grafik: FuW, sm
Anzeige
zu verkaufen
- bezüglich Wohn- und Verkehrslage
- am oberen Zürichsee (SZ)
- viel Potential für Ihre Ideen
an solvente Käufer (ca. CHF 3 Mio.)
- nur mit Bewilligung für BGBB-Land
- als sichere Kapitalanlage
- zügige und diskrete Abwicklung
Kontaktaufnahme
Zuschriften an:
Chiffre IP1438fuwA Finanz und Wirtschaft,
Postfach, 8021 Zürich
Immobilien
Juni 2016
PARADIGMENWECHSEL Die Leerstandquote in Genf und Zürich erreicht ein Fünfjahreshöchst.
Brigitte Luginbühl
Die Zinsen folgen seit mehreren Jahren
einem Abwärtstrend. Eine Trendwende
ist in absehbarer Zeit eher unwahrscheinlich. Um die mangelnden Möglichkeiten für Anlagen in renditestarke
Obligationen oder andere Assets zu kompensieren, sind Immobilien bei vielen institutionellen Investoren verstärkt in den
Fokus gerückt. Dies hat zu einem hohen
Anlagedruck im Schweizer Immobilientransaktionsmarkt geführt, wobei zurzeit
keine Marktabkühlung abzusehen ist.
Durch erfolgreiche Kapitalerhöhungen von Immobilienfonds, Anlagestiftungen und Immobilienaktiengesellschaften
sind allein in den vergangenen zwölf Monaten deutlich über 3 Mrd. Fr. an Neugeldern in den Schweizer Immobilienmarkt geflossen. So wurden etwa durch
die Platzierung der Erstemission der
Swiss-Prime-Anlagestiftung und durch
die Gründung der neuen Anlagegruppe
Urban & Mixed Use von Turidomus in
den letzten neun Monaten Kapitalzusagen von über 1,2 Mrd. Fr. gesichert.
Bei Gewerbeobjekten unterscheiden sich
der Transaktions- und der Mietermarkt
deutlich. Während der Transaktionsmarkt von einem Nachfrageüberhang geprägt ist, zeichnet sich im Büromietermarkt seit einigen Jahren ein Angebotsüberschuss ab. Die Leerstandquote hat
zugenommen und befindet sich in Zürich und in Genf auf einem Fünfjahreshöchst. Als Folge sind auch die Spitzenmieten deutlich gesunken.
Es kann davon ausgegangen werden,
dass es sich dabei nicht nur um ein kurzfristiges Phänomen, sondern um einen
Paradigmenwechsel handelt. Der Markt
hat sich von einem knappen Vermieterzu einem offenen Mietermarkt entwickelt. Immobilieneigentümer werden
sich darauf einstellen müssen. Aktives
Immobilien-Asset-Management, das Bereitstellen von hochwertigen, ausgebauten Flächen und Anreize wie mietfreie
Zeiten werden für die erfolgreiche Vermietung von Büroflächen zu einem zentralen Erfolgsfaktor.
Trotz Schwächen im Mietermarkt sind
die Akteure auf dem Transaktionsmarkt
nach wie vor sehr aktiv. Wegen des anhaltenden Anlagenotstands bleibt die Nachfrage nach ertragsstarken Immobilien
zwar hoch, insgesamt sind die Investoren
bei Büroliegenschaften aufgrund der
schwächeren Mietermarktaussichten
aber differenzierter geworden. Es kann
von einer Zweiteilung im kommerziellen
Transaktionsmarkt gesprochen werden.
Auf der einen Seite hat die Nachfrage
nach einkommensstabilen, risikoarmen
Büroobjekten weiter zugenommen, was
zum Teil zu Bieterwettbewerben mit einer
sehr hohen Anzahl von Geboten und
einer markanten Renditekompression
führt. Die Nettorenditen für innerstädtische Topliegenschaften im Bürosegment
sind seit der Einführung der Negativzinsen um ca. 40 Basispunkte auf 2,8% in
Zürich und 3,2% in Genf gesunken. Die
Renditeansprüche für erstklassige Büroimmobilien dürften in den nächsten
Quartalen kaum steigen, da das geldpolitische Umfeld expansiv bleiben dürfte
und der Anlagedruck der Investoren weiterbestehen sollte.
Andererseits ist eine deutliche Zurückhaltung gegenüber Büroliegenschaften mit risikoreicherer Vermietungssitua-
Rendite-Spread erstklassiger Büroimmobilien
Jahresdurchschnitt in Basispunkten:
160
Paris
München
Differenz der Spitzenrenditen im Vergleich zu Zürich
140
120
100
80
60
40
20
0
2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
Quelle: JLL / Grafik: FuW, sm
tion und/oder an unattraktiver Lage zu
spüren. Leerstand und die entsprechende Vermarktungsdauer für die Vermietung werden von Investoren bei der
Preisbildung kritisch hinterfragt und eher
konservativ eingeschätzt, aus Sicht von Jll
teils zu konservativ, da Immobilien mit
Leerstand auch Chancen bieten können.
Statt diversifizierten Anlagestrategien
zeigt sich in Bieterverfahren oft ein Investorenverhalten, das relativ konform und
überwiegend auf ertragsstabile Immobilien ausgerichtet ist. Dies führt zu einer
geringen Kapitalallokation in Objekte mit
Wertsteigerungspotenzial durch Renovierung und Neuvermietung (Value Added).
Die Nachfrage nach risikoreicheren Büroimmobilien ist hauptsächlich dadurch
motiviert (vor allem für Immobilienfonds
oder -gesellschaften), die Portfoliorendite
zu steigern. Die Differenz zwischen der
Kaufpreisforderung des Käufers und der
Zahlungsbereitschaft der Investoren (BidAsk Spread) ist jedoch häufig zu gross.
Entsprechend tief ist die Liquidität.
VERGLEICH MIT DEM AUSLAND
Ein Blick ins europäische Ausland zeigt,
dass auch in zahlreichen europäischen
Grossstädten wie Madrid, München oder
Paris die Preise für erstklassige Büroimmobilien in den letzten zwei Jahren
markant gestiegen und die Renditen gefallen sind. In der Folge haben sich die
Renditeunterschiede im Vergleich zu
Schweizer Topbüroliegenschaften (Rendite-Spread) signifikant verringert, wie
die Grafik verdeutlicht.
Die relativen Preisunterschiede zwischen der Schweiz und dem Ausland haben abgenommen. Beispielsweise waren
die Spitzenrenditen von erstklassigen Pariser Büroimmobilien im Jahr 2015 nur
knapp 40 Basispunkte höher als diejenigen in Zürich. Aus schweizerischer Sicht
haben Immobilien im Ausland dadurch
an Attraktivität eingebüsst, aus ausländischer Sicht sind Schweizer Immobilien
hingegen attraktiver geworden.
Brigitte Luginbühl, Senior Associate,
Jones Lang LaSalle (JLL)
15
Sonderbund der
Anspruchsvolle Bewertung
Geschwächter Büromarkt
ANGEBOTSFLUT AM MIETERMARKT
einzigartige Liegenschaft (ca.4,5ha)
Juni 2016
RENDITELIEGENSCHAFT Viele Immobilientypen bedeuten unterschiedliche Methoden. Das macht die
Vergleichbarkeit und die Auswertung schwierig. Eine Standortorientierung ist unerlässlich.
Andreas Ammann
U
m den aktuellen Marktwert einer
Immobilie festzustellen, gibt es
grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Sie wird entweder freihändig veräussert, wodurch es zu einer objektiven Preisbildung kommt. Oder, und das ist viel
häufiger der Fall, sie wird bewertet. Das
Ziel der Bewertung ist, den Preis, der beim
Verkauf erzielt werden könnte, möglichst
genau einzuschätzen.
In vielen Märkten ist es ein Prinzip, aus
den Vergleichen mit bekannten Marktpreisen auf den potenziellen Marktwert
eines Investments zu schliessen. Das
Vergleichen fällt bei homogenen und in
grosser Zahl gehandelten Anlagegütern
(beispielsweise kotierten Aktien) eher
leicht. Bei Immobilien dagegen ist es
wesentlich anspruchsvoller, denn sie sind
aufgrund unterschiedlicher Charakteristika äusserst heterogen, und die Zahl der
Transaktionen ist verhältnismässig gering
– entsprechend rar sind vielerorts die
Preisinformationen.
UNTERSCHIEDLICHE REGELN
Aufgrund der Vielzahl der Immobilientypen gelangen für die Bewertung unterschiedliche Methoden zur Anwendung,
was den Liegenschaftenmarkt zusätzlich
fragmentiert. Im Fall von Wohneigentum,
bei dem das Transaktionsvolumen vergleichsweise gross ist und sich die Heterogenität im Vergleich zu Renditeliegenschaften in Grenzen hält, kommen vor allem transaktionspreisbasierte Vergleichswertmodelle (sogenannte hedonische
Bewertungsmodelle) zum Einsatz.
Bei Renditeliegenschaften dagegen
werden in der Regel ertragsorientierte
Verfahren angewendet, besonders die
Discounted-Cashflow-Methode (DCFMethode). Ähnlich wie bei einem Business-Plan für ein Unternehmen werden
dabei die zukünftigen Einnahmen und
Kosten prognostiziert sowie die markt-
konforme Rendite aus dem Immobilienmarkt abgeleitet.
In der Schweiz gibt es kein Immobilienbewertungsgesetz, und es bestehen
relativ wenige allgemeingültige Formvorschriften. Die Vorgaben für die Bewertung sind je nach Anlagegefäss und
Gesellschaftsform in unterschiedlichen
Bestimmungen geregelt. Beispiele dafür
sind das Kollektivanlagengesetz (KAG),
die relevanten Rechnungslegungsstandards (zum Beispiel IFRS), die Vorgaben
der SIX für kotierte Immobilienaktiengesellschaften, die Branchenstandards
wie diejenigen der Sfama oder die BestPractice-Bestimmungen der Immobilienbewertungsbranche (unter anderem
RICS und die von ihr publizierten SwissValuation-Standards).
Der Umfang und die Reichweite der in
verschiedenen Konstellationen zu beachtenden Vorgaben unterscheiden sich
ziemlich stark. Während es für Immobilienfonds konkrete gesetzliche Vorschriften für die Immobilienbewertung gibt
und die beauftragten unabhängigen Experten bei der Finma akkreditiert werden
müssen, sind die Vorgaben für andere
Immobilieninvestoren, wie Pensionskassen und Versicherungen, weniger weitreichend. Doch trotz der Unterschiedlichkeit der gesetzlichen und regulatorischen
Vorgaben für die Bewertung von Immobilien sind in der Branche breit akzeptierte Best Practices etabliert.
«Umfang und
Reichweite
der zu beachtenden
Vorgaben
unterscheiden sich
recht stark.»
wertung ihres Immobilienbestands stellen. Gefordert ist da eine marktnahe,
transparente und finanzmarktorientierte, das heisst cashflowbasierte Betrachtungsweise.
Zu den neueren Anforderungen gehören die Bewertung nach IFRS 13
(Highest and Best Use) oder seit diesem
Jahr die Vorgabe für Immobilienfonds,
auch Immobilienprojekte unter Berücksichtigung des jeweiligen Entwicklungsstands zum aktuellen Marktwert zu bewerten. Früher wurden solche Projekte
bis zur Fertigstellung hingegen zu den
Kosten bilanziert.
METHODISCHE KOMPETENZ
Um all diesen Ansprüchen gerecht zu
werden, sind aufseiten der Bewerter
vertiefte methodische Kompetenzen sowie Erfahrungen, ein breiter Zugang zu
umfangreichen Immobilienmarktdaten,
eine leistungsfähige IT-Infrastruktur und
nicht zuletzt ausreichende Bewerterressourcen notwendig. Da erstaunt es
nicht, dass die professionellen Anbieter
heute vornehmlich grössere Unterneh-
Bewertung nach Discounted-Cashflow-Verfahren
Business-Plan für eine Liegenschaft
Bruttoertrag (Mietertrag)
Kosten für Betrieb und Unterhalt (inkl. Leerstand)
Nettoertrag
Cash-Verlust (als Folge von Instandsetzungskosten)
PROFESSIONALISIERUNG WÄCHST
In den vergangenen fünfzehn Jahren war
die Schweizer Immobilienbewertungsbranche von einem starken Wachstum
und einer zunehmenden Professionalisierung geprägt. Das ist auf mehrere Ursachen zurückzuführen: Seit dem Jahrtausendwechsel sind zahlreiche neue
Immobilienanlagegefässe entstanden,
unter anderem kotierte Immobilienaktiengesellschaften, die heute zu den
grössten Immobilieneigentümern gehören und hohe Anforderungen an die Be-
Barwert
2016
2017
2018
2019
2020
2021
2022
2023
2024
2025
Quelle: Wüest & Partner / Grafik: FuW, sm
men sind, die die entsprechenden Infrastrukturen, Ressourcen und Spezialisten
mit einer hohen Kontinuität zur Verfügung stellen können. Diese Professionalisierung liegt nicht zuletzt auch im Interesse des Anlegerschutzes.
Die Immobilienbewertung ist ein vielschichtiger, komplexer und anspruchsvoller Prozess. Man kann sie durchaus als
Querschnittsdisziplin bezeichnen, gilt es
doch, bauliche, rechtliche und ökonomische Themen in Bezug zueinander zu
setzen und zu gewichten.
VIELE TEILSCHRITTE
Der Bewertungsprozess umfasst zahlreiche Teilschritte, darunter beispielsweise
die Analyse der Lage und des Umfelds,
die Aufbereitung der Marktdaten und der
Vergleichswerte, die Besichtigung der
Liegenschaft vor Ort, die Beurteilung der
Bausubstanz, des Standards und der Nutzbarkeit, eine Einschätzung des potenziellen Mietertrags beziehungsweise des
Verkaufspreises, die Analyse der bestehenden Verträge (Miete, gegebenenfalls Baurecht etc.), die Einsicht in den Grundbuchauszug, die Abschätzung von Betriebs- und Unterhaltskosten sowie der
marktkonformen Rendite.
Die Ergebnisse dieser vielfältigen Analysen sind sodann in einem möglichst
standardisierten Report aufzubereiten,
um die Nachvollziehbarkeit und vor allem auch die Vergleichbarkeit von Bewertungen zu gewährleisten. Ausserdem gilt
es, die Voraussetzungen für eine aggregierte Auswertung auf Ebene des Portfolios zu schaffen. Immer mehr werden
die Resultate der Immobilienbewertung
zudem in einer kundenspezifischen Softwarelösung weiterverwendet – zum Beispiel für das Portfoliomanagement –,
wofür eine hohe Standardisierung ebenfalls unerlässlich ist.
Andreas Ammann, Partner und
Vorsitzender der Geschäftsleitung,
Wüest & Partner
Wenn Qualität ganz oben
stehen soll – für Mieter
und Investoren.
PSP Swiss Property – Geschäftsimmobilien Schweiz.
PSP Swiss Property gehört zu den führenden Immobiliengesellschaften der Schweiz. Die Lage und Qualität der Büro- und Geschäftshäuser, der umfassende Service für die Mieter sowie die umsichtige und nachhaltige Unternehmensstrategie machen PSP Swiss
Property zu einem attraktiven Partner für Aktionäre und Mieter. Die Aktien der PSP Swiss Property AG sind an der Schweizer Börse
SIX Swiss Exchange kotiert (Symbol PSPN, Valor 1829415).
PSP Swiss Property AG · Kolinplatz 2 · CH-6300 Zug
Telefon 041 728 04 04 · www.psp.info