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REGION
Neu bei
der Polizei
NACHRICHTEN
Appell
Alle Anrufe auf 144 werden in Zukunft bei der
Einsatzzentrale der Kantonspolizei in Chur
entgegengenommen. Die Führung bleibt beim Kanton,
das Kantonsspital hat das Nachsehen. SEITE 3
Der türkische Kurdenführer
Selahattin Demirtas
fordert europäischen
Widerstand gegen die
türkische Regierung.
KOMMENTAR UNTEN, SEITE 17
SPORT
LEBEN
Verpasste Chance: Timea
Bacsinszky scheitert beim French
Open nach einer enttäuschenden
Leistung an der Niederländerin
Kiki Bertens. SEITE 28
Brilliant: Die australische
Schauspielerin Cate Blanchett
überzeugt im Film «Truth» als
wahrheitssuchende Journalistin
Mary Mapes. SEITE 21
Bilder Yanik Bürkli, Keystone
Nicht vor Erdogan kuschen
Wetter heute
Nord- und Mittelbünden
11°/ 20°
Seite 23
Inhalt
Region
Churer Kinos
Todesanzeigen
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Der deutsche Bundestag
qualifiziert den Genozid
an den Armeniern als
ebensolchen, die Schweiz
empfängt einen Kurdenführer. Das freilich genügt
nicht, um den türkischen
Präsidenten aufzuhalten.
Ein Kommentar
von Dennis Bühler,
Bundesshausredaktor
50022
9 771424 751007
D
er Mann kann tun und
lassen, was er will –
kaum ein europäischer
Politiker ringt sich zu
einer Kritik an Recep
Tayyip Erdogan durch, die diesen
Namen wirklich verdient. Und das, ob­
wohl sich Kritik durchaus anständiger
vortragen liesse, als es der deutsche
Entertainer Jan Böhmermann Ende
März mit seinem Schmähgedicht tat.
Dass der türkische Präsident seinen
Staat radikal umbaut und ausser sei­
nem eigenen keinen anderen Willen
mehr zulassen will, ist unbestritten.
Dass der Westen seine Augen davor
nicht verschliessen sollte, müsste
unbestritten sein. Warum reist etwa
Angela Merkel im Monatsrhythmus
nach Ankara und Istanbul, bleibt aber
stets stumm wie ein Fisch? Wegen der
Flüchtlingskrise. Diese, so glauben die
Staatschefs in Berlin und Brüssel, in
London und Paris, lasse sich nur mit
der Türkei lösen. Falsch liegen sie
nicht. Erdogan hat die Flüchtlings­
krise zumindest für den Moment aus
dem Blickfeld der Europäer geschafft.
Nur ist es wenig weitsichtig, wenn
man dem Autokraten innenpolitisch
nun alles durchgehen lässt. Spätestens
die von ihm angestiftete Aufhebung
der Immunität von 138 Parlamenta­
riern vor zwei Wochen hätte als jener
Tropfen erkannt werden müssen,
der das Fass zum Überlaufen bringt.
Werden Kurdenführer wie der gestern
in Bern empfangene Selahattin
Demirtas tatsächlich ins Gefängnis
gesteckt, droht eine Ausweitung der
jetzt schon bürgerkriegsähnlichen Zu­
stände im Südosten der Türkei. Dann
würde Erdogan, der Europa jetzt noch
als Schleusenwart in der Flüchtlings­
krise dient, zum Verursacher einer
neuen Migrationsbewegung.
Er habe der türkischen Regierung
angeboten, im Kurdenkonflikt zu
vermitteln, sagt Aussenminister Di­
dier Burkhalter im Interview mit der
«Südostschweiz» in dieser Ausgabe.
Besteht hierfür auch nur die geringste
Chance, gilt es diese zu packen. Der
Bundesrat hat daher richtig gehandelt,
als er entschied, Demirtas nicht selbst
zu empfangen, sondern seinen Staats­
sekretär vorzuschicken. Alles andere
hätte die Türkei zu sehr verärgert.
Wirklich mächtige Staaten wie Deutsch­
land aber müssten mehr tun als den
1915 am armenischen Volk verübten
Genozid als ebensolchen zu qualifizie­
ren, wie es der Bundestag gestern tat.
Sie müssten Erdogan Einhalt gebieten.
Und das nicht erst in hundert Jahren.
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