Pressetext - Kunsthalle Wien

Kunsthalle Wien
Museumsquartier
Nathalie Du Pasquier
BIG OBJECTS NOT ALWAYS SILENT
15/7 – 13/11 2016
Pressekonferenz: Donnerstag 14. Juli 2016, 10 Uhr
Eröffnung: Donnerstag 14. Juli 2016, 19 Uhr
Mit BIG OBJECTS NOT ALWAYS SILENT hat die Künstlerin und Designerin
Nathalie Du Pasquier einen vielsagenden Titel für ihre erste Einzelausstellung in
Österreich gewählt. Er beschreibt poetisch den Fokus ihrer künstlerischen Arbeit,
die Auseinandersetzung mit dem Stillleben. Die Schau führt Malerei und Muster,
Skulptur und Design, textile Objekte und Keramik in komplexen Arrangements
zusammen und lässt die vielfältigen Beziehungen der Objekte zueinander
sichtbar werden. „They portray a relationship between forms“, hebt die Künstlerin
hervor und entwirft eine Welt vielfältiger Architekturen und Formen. Neben der
Entwicklung ihres künstlerischen Œuvres im Lauf der letzten 35 Jahre wird
sichtbar, wie ihr Werk zwischen Kunst und Design changiert indem die Künstlerin
wiederholt die „Regeln“ und Grenzen der Genres durchbricht.
Pressetext
Nathalie Du Pasquier ist Autodidaktin, blickt aber auf eine lange Karriere als
Produktgestalterin zurück. Sie war mit 23 Jahren jüngstes und eines der wenigen
weiblichen Gründungsmitglieder des einflussreichen Mailänder Design- und
Architekturkollektivs Memphis, das 1980 unter Federführung von Ettore Sottsass
aus der Taufe gehoben wurde. „Form follows fun“ war die Devise des neuen
Designs, das revolutionär und frech daherkam und explizit auf Sinnlichkeit
und Emotion anzielte. Die Explosion von Farben, Formen und Mustern war der
absolute Gegenentwurf zur akademisch-intellektuellen Devise des „form follows
function“, die seit der Chicago School als das Credo modernen Architektur- und
Designverständnisses gegolten hatte.
Während ihrer „Memphis-Zeit“ entwarf Nathalie Du Pasquier grafische
Oberflächenstrukturen für Textilien und Teppiche sowie Objekte und Möbel. Viele
ihrer Muster werden heute wiederentdeckt und neu aufgelegt.
Seit 1987 widmet sich Nathalie Du Pasquier hauptsächlich der Malerei. Sie
sieht sich in erster Linie als bildende Künstlerin, wobei sie sich die coole Sicht
auf formale Zuschreibungen bewahrt hat – nicht nur was ihre Arbeit anbelangt,
sondern auch was die Hierarchisierung innerhalb der Kunstsparten betrifft: „What
bores me about the art world is the myth that art is so precious, and that it should
be so expensive. Art is just what you do. It is not less worthwhile to make a pattern
or a carpet than a painting in the end.“
Betrachtet man Nathalie Du Pasquiers Arbeiten, gleich welcher Sparte sie
angehören, ist ihre Handschrift doch immer originär und unverkennbar: Die
ausgedehnten Afrikareisen ihrer frühen Jugend prägten ihr Werk ebenso, wie die
Ornamentik der Wiener Werkstätte, das künstlerische Werk Le Corbusiers und
Amédée Ozenfants oder die italienische Novecento-Malerei von Giorgio de Chirico
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NATHALIE DU PASQUIER
und Giorgio Morandi. Gefragt nach ihrer Arbeitsweise und den Spuren, welche die
vielfältigen Einflüsse in ihrem Werk hinterlassen haben, erklärt sie: „… adventures
are like that: you follow tracks, you don’t follow ideologies.“
BIG OBJECTS NOT ALWAYS SILENT verzichtet bewusst auf eine chronologische
Präsentation zugunsten einer intuitiven, methodisch freien Choreographie, ähnlich
der, die Nathalie Du Pasquiers malerischen und skulpturalen Kompositionen
zugrunde liegt. In der Ausstellung werden Arbeiten aus verschiedenen
Phasen der künstlerischen Produktion nebeneinander präsentiert, um die
Entstehungsgeschichte ihres Werks sowie die Verbindungslinien zwischen Design
und Malerei gleichermaßen sichtbar zu machen, aber auch um wiederkehrende
Elemente darzustellen und den prozesshaften Charakter ihrer Arbeitsweise zu
unterstreichen. Nathalie Du Pasquiers Werk lässt sich wie eine Art künstlerisches
Alphabet lesen, das nach und nach um neue Objekte und Symbole erweitert wird
und einen singulären Weg der Konstruktion und Komposition von Formen, Farben
und Räumen beschreitet.
Als Prelude fungiert ein riesiges Display, das als Selbstporträt der Künstlerin
gelesen werden kann – kein Abbild ihrer äußeren Gestalt, sondern eine Skizze
ihrer Gedankenwelt. In diesem Arrangement finden unterschiedliche Elemente
zusammen: Steine stehen neben Vasen, Werkzeug, abstrakte eingefärbten
Holzelemente oder Skulpturen en miniature neben kleinen Zeichnungen und
Malereien der Künstlerin. Das Nebeneinander von Kunstwerken und Alltagsdingen
entwirft ein Tableau der Anregungen, aus denen sich Nathalie Du Pasquiers Werk
speist.
Die zentrale Ausstellungsfläche selbst ist in unterschiedliche Räume aufgeteilt,
ähnlich den Zimmern einer Wohnung. Innerhalb dieser Räume werden die
verschiedenen Schaffensphasen in einem chronologisch, materiell sowie
motivisch wilden Mix präsentiert. So entstehen Narrationen, die sich aus der
Beziehung der Objekte zueinander entwickeln: Skulpturale Objekte, die an
architektonische Modelle erinnern, stehen hier neben Gemälden, auf denen
Skulpturen abgebildet sind; farbige Elemente erheben sich axonometrisch aus
einer metaphysisch-monochromen Landschaft. Zweidimensional-flache Objekte
aus bemaltem und zugeschnittenem Papier oder Karton alternieren mit kleinen
dreidimensionalen, wandschmuckartigen Konstruktionen. Diese vieldeutigen
Gegenüberstellungen haben mit reiner Abbildung nichts mehr zu tun. Dass die
Werke nunmehr wie Trompe-l’oeil-Bilder aussehen, lässt die Betrachter erneut an
Objekte aus Du Pasquiers Designperiode denken, an monochrome Zeichnungen,
grafische Arbeiten sowie Möbelstücke aus der Memphis-Phase – aber diesmal
aus dem Blickwinkel der Malerei.
Pressetext
Die Kunsthalle Wien unternimmt mit dieser ersten umfangreichen Personale
Nathalie Du Pasquiers in einer internationalen Institution eine längst überfällige
Würdigung ihres Œuvres in all seiner gattungsübergreifenden Komplexität.
Einen virtuellen Überblick über ihren Umgang mit Farben, Formen und den von
ihr bevorzugten Medien gibt Nathalie Du Pasquier auf ihrer Homepage: www.
nathaliedupasquier.com
Nathalie Du Pasquier (*1957 in Bordeaux) lebt und arbeitet in Mailand.
Ausgewählte Einzelausstellungen: Exile Berlin; Institut Francais, Mailand; Assab
One, Mailand; Libraire Yvon Lambert, Paris; Musée des Arts Decoratifs, Paris; Le
Cadre Gallery, Hong Kong; The Fruit Market Gallery, Edinburgh
Kurator: Luca Lo Pinto
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NATHALIE DU PASQUIER
Publikation: Zur Ausstellung erscheint eine zweibändige Publikation. Sie besteht
aus einem von Nathalie Du Pasquier gestalteten Künstlerbuch und einem weiteren
Band, der ein ausführliches Interview, kurzen Essays sowie Installationsansichten
und Werkabbildungen beinhaltet.
Pressetext
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