Flüchtling – Flucht - Zuflucht

Begrüßungsworte
Eröffnung der Ausstellung
„Flüchtling – Flucht - Zuflucht“
2. Juni 2016, 14 Uhr, Wandelhalle des Landtags
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
verehrte Gäste!
I.
„Flüchtling sein heißt: die Heimat verlassen müssen ohne eigene
Schuld, ohne Sicherheit – nur mit einem Herzen voll Hoffnung.“
Mit diesen schlichten Worten des Aphoristikers Heinz Körber, der
damit die Seeelenlage von Menschen beschreibt, die aufgrund von
Krieg, Terror und Verfolgung ihr Zuhause verlassen, um in der
Fremde Schutz, Sicherheit und Zukunft zu finden - mit diesem Worten
begrüße ich Sie sehr herzlich heute Mittag zur Ausstellungseröffnung
mit dem Titel:
„Flüchtling – Flucht - Zuflucht“.
2
Angeregt, diese Ausstellung im Landtag zu zeigen, hat unsere
frühere langjährige Kollegin, Frau Staatsministerin a.D. Anke Brunn,
die natürlich heute gerne zur Eröffnung gekommen wäre. Da das
aber nicht möglich war, hat Anke Brunn adäquaten Ersatz besorgt:
Er ist ebenfalls ehemaliger Kollege von uns. Und Staatsminister war
er auch. Herzlich willkommen, lieber Harald Schartau.
Anke Brunn und Harald Schartau engagieren sich mit vielen weiteren
Persönlichkeiten ehrenamtlich und parteiübergreifend im Präsidium
des „Internationalen Bundes für Bildung und soziale Dienste“, kurz IB
genannt.
Der IB ist einer der großen freien Träger der Jugend-, Sozial- und
Bildungsarbeit in Deutschland.
Fast 14.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der IB Gruppe
unterstützen in 700 Einrichtungen an 300 Orten jährlich über 350.000
deutsche und ausländische Jugendliche und Erwachsene. Sie helfen
bei der persönlichen und beruflichen Lebensplanung mit zahlreichen
Dienstleistungen und Serviceangeboten.
Mit Freude begrüße ich die Geschäftsführerin der IB-West mit Sitz in
Köln. Herzlich willkommen Carmen Knüpfer.
3
II.
Parteipolitisch und konfessionell unabhängig hat der IB sich seit
seiner Gründung 1949 das Ziel gesetzt, „Menschen zu helfen, sich in
Freiheit zu entfalten, ihr Leben selbst zu gestalten, sich in die
Gesellschaft
einzugliedern,
übernehmen
und
die
persönliche
gesellschaftliche
Verantwortung
Entwicklung
zu
tätig
mitzugestalten".
Dabei
fördert
und
verwirklicht
er
gleichzeitig
internationale
Verständigung und Zusammenarbeit.
„Betreuen, Bilden, Brücken bauen“, so lautet das Leitmotiv der IBHilfe. Und was lag da näher, sich zunehmend auch den Menschen
zuzuwenden, die aus Furcht vor Krieg und Terror ihre Heimat
verlassen und bei uns Schutz, Hilfe und Zukunft suchen.
III.
Verehrte Gäste, die Zahl dieser Menschen auf der Flucht ist
unvorstellbar hoch – fast 60 Millionen sind es nach Angaben der
Vereinten Nationen, davon über 20 Millionen, die außerhalb ihres
Heimatlandes „auf dem Weg“ sind. Ein Teil von ihnen kommt zu uns
nach Deutschland, nach Nordrhein-Westfalen. Wir alle kennen die
Situation in unseren Wohnorten.
Auch wenn die Zahl der Menschen, die zu uns wollen, zurzeit sinkt,
weil Europa an anderer Stelle Zäune errichtet, so bewegt das Thema
die Menschen in unserem Land wie kaum ein anderes.
4
Denn Flucht und Vertreibung verändern nicht nur das Leben der
derjenigen, die Aufnahme finden, sondern sie betreffen auch das
Leben der aufnehmenden Gesellschaft.
Damit sich aber diese Veränderung in eine positive Richtung
entwickelt, ist eine erfolgreiche Integration unerlässlich - in den
Gemeinden, am Arbeitsplatz, in sozialen Einrichtungen und Schulen.
Ich bin, was den Erfolg angeht, da sehr zuversichtlich, auch deshalb,
weil so viele Menschen freiwillig und kreativ dabei mitwirken – ob bei
den Kirchen, den Vereinen oder auch privat im Kleinen. Wir können
diesen „Kümmerern“ gar nicht genug danken.
Aber genauso unverzichtbar sind auch die Hauptamtler, die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sozialen Dienste, die in ihrer
alltäglichen
Arbeit
zum
Beispiel
im
den
Wohnheimen
für
Asylbewerber und Flüchtlinge mit den Biografien und Schicksalen der
Menschen
konfrontiert
sind.
So
auch
beim
IB-
Jugendmigrationsdienst in Köln, die auf eine großartige Idee
gekommen sind:
Über Menschen auf der Flucht, ihre Fluchtmotive und ihre Ängste, die
oft abenteuerlichen Fluchtwege und auch über das Erleben von
Zuflucht bei uns ist in der Öffentlichkeit bisher nicht allzu viel bekannt.
Deshalb haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Idee
entwickelt,
„Fluchtgeschichten“
in
Form
von
Interviews
5
aufzuschreiben und mit Hilfe von Kunst darzustellen und erlebbar zu
machen.
Hierzu konnten sie die Kölner Künstler Gudrun Barenbrock und Sven
Schmitz gewinnen, die die „Fluchtgeschichten“ mit Hilfe von
Fotografie und Videokunst visualisiert haben.
Das Ergebnis ist die Ausstellung „Flüchtling – Flucht - Zuflucht“ und
damit Teil des Projekts „Schwarz-Rot-Bunt“, das sich von nun an bis
zum 21. Juni im Landtag präsentiert.
IV.
Verehrte Gäste, bevor uns Harald Schartau nun weiter über die Arbeit
des „Internationalen Bundes für Bildung und soziale Dienste“ und
über die Ausstellung berichtet, möchte ich abschließend aus einem
der „Fluchtgeschichten“ kurz zitieren. So berichtet der 25-jährige
Tarun aus Kalkutta:
„Ich kann die Schwere meines Leidens nicht in Worte fassen. Die
Schwere dessen, was ich erlebt habe, ist nicht zu beschreiben…
Natürlich habe ich auch hier Probleme. Aber ich beschwere mich
nicht. Ich habe keine Arbeitserlaubnis und kann nicht selbst für
meinen Lebensunterhalt sorgen. Für einen Deutschkurs brauche ich
160 Euro, die habe ich aber nicht.
Deshalb gehe ich zum IB nach Köln, auch wenn die Fahrt von
meinem Heim eineinhalb Stunden dauert.
6
Und er schließt mit der Erkenntnis:
„Die Menschen in Deutschland sind besser als in meiner Heimat. Sie
sind offen und helfen anderen.“
Das lasse ich jetzt einfach mal unkommentiert so stehen.
Das Wort hat nun Harald Schartau. Herzlichen Dank.