KREISVERBAND GERA SPD Gera, Humboldtstr. 2/Sorge 21, 07545 Gera Melanie Siebelist Vorsitzende Kreisverband Gera 28.05.2016 Beschluss zur Mitgliedervollversammlung der SPD Gera am 28. Mai 2016 Für ein attraktives und handlungsfähiges Oberzentrum im Osten Thüringens: Geras Ansprüche an eine Verwaltungs-, Funktional- und Gebietsreform Die Thüringer Landesregierung bringt derzeit zusammen mit den Koalitionsfraktionen eine Verwaltungs-, Funktional- und Gebietsreform auf den Weg. Sie setzt damit eine Vereinbarung aus dem Koalitionsvertrag um und eine langjährige Forderung der Thüringer Sozialdemokratie. Die demografischen und finanziellen Entwicklungen im Freistaat, das Gebot der gleichwertigen Lebensverhältnisse sowie die steigenden Anforderungen an die Professionalität der Verwaltung bilden den Hintergrund der Reform. Die Aufgaben und Strukturen von Landesebene, Kreisen und Gemeinden sollen neu aufgestellt werden. Die SPD Gera unterstützt den geplanten Dreiklang aus Verwaltungsreform, Funktionalreform und Gebietsreform in Thüringen. Sie begrüßt die Bemühungen der Landesebene um einen möglichst breiten und transparenten Diskussionsprozess. Alle betroffenen Akteure sollen einbezogen werden. Die SPD Gera bemängelt, dass sich die Diskussion zu stark auf die Gebietsreform konzentriert. Wir erwarten klare Aussagen zur Verwaltungs- und Funktionalreform (Stichwort Aufgabenkritik). Wir bedauern, dass die Geraer Rathausspitze die Diskussion auf den Erhalt der Kreisfreiheit reduziert. Die SPD Gera fordert: 1. Gera als Oberzentrum stärken und Handlungsfähigkeit sichern Die Stadt Gera muss als Oberzentrum der Region Ostthüringen im Vergleich zum heutigen Stand deutlich gestärkt werden. Das gilt vor allem für ihre wirtschaftlich-finanzielle Handlungsfähigkeit. Das Ergebnis der Reform muss Gera in die Lage versetzen, als Stadt attraktiver für Einwohner und Unternehmen zu sein. 2. Varianten der Gebietsreform für Gera A) Gera als natürliches Zentrum eines starken Landkreises In diesem Fall sieht die SPD Gera eine starke Stadt nur dann gegeben, wenn sie auch Sitz der Kreisverwaltung des neuen Landkreises ist. Gera ist mit großem Abstand einwohnerstärkste Stadt und einziges Oberzentrum der Region. Voraussetzung für eine in Thüringen konkurrenzfähige Region östlich von Jena wäre ein lebens- und leistungsfähiger Landkreis. Dieser sollte unserer Ansicht nach den bisherigen Saale-Holzland-Kreis, das Altenburger Land, den ehemaligen Landkreis Gera und die Stadt Gera umfassen. Einen so genannten „Armutskreis Ostthüringen“, bestehend aus Gera und den Landkreisen Altenburg und Greiz, lehnen wir ab. Die demografischen Lasten wären zu groß. B) Gera als starke, kreisfreie Stadt Wer den Erhalt der Kreisfreiheit der Stadt Gera als zweite Option anstrebt, muss dies mit einer realistischen Herangehensweise untermauern. Die finanzielle Situation der Stadt einerseits und Erfahrungen von bisher eingemeindeten Ortschaften andererseits, lassen die „Braut Gera“ vergleichsweise unattraktiv erscheinen. Um größere umliegende Gemeinden von einem Zusammengehen mit der Stadt zu überzeugen, müsste Gera sehr klare Vorteile bieten. Dies müssten neben einer Prämie, die nur vom Land ermöglicht werden kann, auch die Zusicherung eines eigenen Budgets und klarer politischer Einfluss- und ggf. Sonderrechte sein. Hier müsste das Maximum bisheriger und auch neuer rechtlicher Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um eine größtmögliche Eigenständigkeit zusichern zu können. In einer Zeit der Globalisierung und des Wettbewerbs von Regionen wäre eine stärkere wirtschaftliche und touristische Zusammenarbeit insbesondere mit den Städten Ronneburg und Bad Köstritz in jedem Fall wünschenswert. Rathausspitze und Stadtratsmehrheit haben zu Beginn des Jahres 2016 die Forderung nach Erhalt der Kreisfreiheit formuliert. Um diese durchzusetzen, müssten thüringenweit Taten folgen. Die Weichen sind jetzt zu stellen. Die Stadt Weimar zeigt, was an Anstrengungen auf Landesebene möglich ist. Die SPD Gera stellt fest, dass die Kreisfreiheit der Stadt langfristig nur funktionieren wird, wenn Gera finanziell leistungsfähig ist. Das umfasst insbesondere die Theaterfinanzierung (Stichwort Kulturraumförderung), die Beendigung der Stadtwerke-Insolvenz(en) und ein verringerter Druck auf die Stadt, hohe Steuerhebesätze vorzuhalten. 3. Am Anfang die Aufgabenkritik: konkrete Vorschläge zur Funktionalund Verwaltungsreform vorlegen Die Landesregierung soll zeitnah ein Konzept für eine Reform der Landesbehörden vorlegen, unter besonderer Berücksichtigung des Landesverwaltungsamtes und seiner zukünftigen Aufgaben. Wir schlagen ein reduziertes Landesverwaltungsamt in Form einer „Landesoberbehörde kommunale Finanzverwaltung“ vor. Aufgabe sollte die Genehmigung von Haushalten von Landkreisen und kreisfreien Städten sein. Die Landesregierung soll außerdem zeitnah einen Katalog aufstellen, welche der bisher auf Landes- oder Kreisebene angesiedelten Aufgaben künftig wegfallen oder auf einer niedrigeren Ebene erledigt werden könnten (Aufgabenkritik). Wenn diese Vorschläge auf dem Tisch liegen, kann die öffentliche Debatte nach der Gebietsreform auch die Verwaltungs- und Funktionalreform angemessen in den Blick nehmen. Dann wird für die Öffentlichkeit besser nachvollziehbar, wie und in welchem Umfang neben den Landkreisen und Gemeinden auch die Landesverwaltung ihren Teil zur notwendigen Modernisierung beiträgt. 4. Vor- und Nachteile von Maßnahmen der Reformen darstellen Die Landesregierung soll die möglichen Folgen der geplanten Einzelmaßnahmen für Gera und für den Freistaat Thüringen nachvollziehbar darstellen. Erst auf dieser Grundlage können wir das gesamte Reformvorhaben aus Geraer Sicht seriös bewerten. Solange keine klaren Vorteile genannt werden, die durch den Verlust der Kreisfreiheit entstehen, kann dieser nicht befürwortet werden. Weitere Beschlüsse zur Mitgliedervollversammlung des SPD-Kreisverbandes Gera am 28. Mai 2016 Eine staatliche Gemeinschaftsschule für Gera Die SPD-Fraktion Gera setzt sich im Stadtrat dafür ein, schneller als bisher geplant alle nötigen baulichen und finanziellen Voraussetzungen zu schaffen, die Ostschule zur ersten staatlichen Gemeinschaftsschule Geras zu entwickeln. Der Kreisvorstand setzt sich entsprechend beim Land für dieses Anliegen ein. Geras Kulturvereine stärker unterstützen Der Kulturlastenausgleich des Landes war ursprünglich ausschließlich zur Förderung von Soziokultur geplant. Die SPD-Fraktion Gera setzt sich dafür ein, dass diese Mittel künftig überwiegend für regionale Kunst- und Kultur(förder)vereine vergeben werden. Einem Stopfen von Haushaltslöchern widersprechen wir. Über die Verteilung soll ausschließlich der Kulturausschuss oder der Stadtrat und nicht die Stadtverwaltung entscheiden. Die SPD setzt sich weiterhin dafür ein, dass die kommunalen Mittel für Kultur nicht unter 4% sinken, da die Landesmittel dann entfallen. GWB Elstertal: Kein Ausverkauf der sozialen Verantwortung Die GWB „Elstertal“ ist die letzte verbliebene kommunale Wohnungsgesellschaft in Gera. Der Stadtrat hat Ende 2015 den Weg freigemacht für eine Verwertung der Anteile der insolventen Stadtwerke Gera AG an einen privaten Investor. Die SPD-Fraktion hatte dagegen gestimmt. Wenn es zu dieser Verwertung kommt, setzt sich die SPD Gera dafür ein, dass der neue Eigentümer schnellstmöglich in einer öffentlichen Veranstaltung (z.B. im Stadtrat) seine wirtschaftlichen und sozialen Ziele erläutert. Die SPD Gera wird insbesondere öffentlich dafür eintreten, dass die soziale Arbeit des bisher von der GWB „Elstertal“ getragenen Stadtteilbüros Bieblach und anderer Vereine im Umfeld der ElstertalWohnblöcke nachhaltig gesichert und ausgebaut wird. Auch für die allgemeine Quartiersentwicklung muss ein klares Konzept eingefordert und begleitet werden. Berufsschulen für Geras Fachkräfte erhalten Die SPD Gera erteilt jeder weiteren geplanten Reduzierung der Berufsschulangebote in Gera eine klare Absage. Die Sicherung und Stärkung des bisherigen Angebotes ist für die Fachkräftesicherung und die wirtschaftliche Entwicklung Geras und Ostthüringens unverzichtbar. Fairer Freihandel statt TTIP, CETA oder TiSA Die SPD Gera spricht sich für einen bindenden Mitgliederentscheid über die Ratifizierung der Abkommen CETA, TTIP und TiSA aus. Wahlkampf in Gera: Ideenwettstreit statt Materialschlacht Die SPD-Fraktion setzt sich dafür ein, die Zahl der Wahlplakate in der Stadt deutlich zu reduzieren. Dies soll per Satzung der Stadt Gera geschehen, in der z.B. Stellwände ausgewiesen oder Obergrenzen für Wahlplakate pro Partei/Wählervereinigung festgelegt werden. Selbstbestimmt bis ins hohe Alter Die SPD Gera setzt sich dafür ein, dauerhaft wohnortnahe und unabhängige, ggf. mobile, Servicezentren zur Beratung, Kommunikation und Versorgung, insbesondere für hochaltrige Menschen, einzurichten. Ziel ist, ein selbstbestimmtes Leben bis ins hohe Alter zu ermöglichen. Der genaue Bedarf ist jeweils vor Ort zu ermitteln.
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