48 Smart Tech 5.16 V E R F A H R E N S TE C H N I K Die Darstellung auf den Tablets ist sehr übersichtlich. Dafür sorgen aussagekräftige Symbole und eine gute Farbgebung. Hier in der neuen Version PAM-OS 2.0. Bild: Rösberg PLANT ASSIST MANAGER VON RÖSBERG ERÜBRIGT PAPIER UND ERHÖHT PROZESSSICHERHEIT IN ABFÜLLANLAGEN Optimierter Workflow Industrie-4.0-Lösungen helfen in der Prozess-Industrie, Abläufe effizienter und sicherer zu gestalten, da sie die Mitarbeiter elektronisch leiten und alle Informationen auf einen Blick zur Verfügung stellen. Das funktioniert nicht nur an festen Bedienstationen, sondern auch auf mobilen Endgeräten, wie erste Anwendungen belegen. W irtschaftlichkeit und Sicherheit sind in der Verfahrenstechnik wichtige Ziele. Wo Menschen komplexe Tätigkeiten ausführen müssen, besteht nämlich immer die Gefahr, dass sie trotz aller Erfahrung Fehler machen, etwas vergessen oder sich in der Reihenfolge vertun. So können beim Befüllen eines Tankwagens beispielsweise schon mal bis zu 30 Detailaufgaben anfallen, angefangen von Sichtprüfungen, zum Beispiel der Zulassung des Tankwagens, über das Kontrollieren verschiedener Ventile bis hin zum Ablesen des Zählwerkes. Nach dem Befüllen sind auf der Liste dann viele weitere Punkte abzuarbeiten wie das Lösen der Erdungszange, Wegklappen und Sichern von Leitern, das Verplomben oder Etikettieren. Und natürlich muss wirklich sichergestellt sein, dass in jeden Tank das abgefüllt wird, was hineingehört. Bei manchen dieser Abläufe wäre zudem der Zugriff auf aktuelle Prozessdaten hilfreich. In Papierform kön- nen diese aber nicht zur Verfügung gestellt werden. Eine digitale Lösung kann also nicht nur das Papier abschaffen, sondern die Prozesssicherheit erhöhen. Mehr Produktivität und Sicherheit. Mit dem Plant Assist Manager (PAM) haben die Automatisierungsspezialisten der Rösberg Engineering GmbH deshalb für die elektronische Bedienerführung eine praxisgerechte ClientServer-Lösung entwickelt, die sich über eine standardisierte OPC-Schnittstelle mit jedem Leitsystem koppeln lässt. Dabei regelt der PAM-Server die Kommunikation mit dem Prozessleitsystem ebenso wie mit den Clients. Zudem speichert er die Daten der Arbeitsprozesse in einer Datenbank und erstellt Reports und Statistiken. Auf ihm wird auch die Logik für die Arbeitsprozesse sowie die Auftragsdefinition hinterlegt. Über das vorhandene IT-Netzwerk oder ein zusätzliches WLAN lassen sich dann statio- näre PCs ebenso ins System integrieren wie mobile Geräte oder bei Bedarf ein Netzwerkdrucker, beispielsweise zum Ausdrucken der Protokolle. In der Praxis hat sich diese Lösung, die Mitarbeiter elektronisch durch die Arbeitsprozesse führt und ihnen alle relevanten Informationen auf einen Blick zur Verfügung stellt, gut bewährt. Bei der BASF in Ludwigshafen beispielsweise wird der Plant Assist Manager an Tankabfüllanlagen für Schwefelsäure (H2SO4) und Oleum – Schwefeltrioxid (S03) in Schwefelsäure gelöst – eingesetzt. Zwei davon sind heute bereits erfolgreich in Betrieb; bei zwei weiteren läuft zurzeit die Installation. Das Besondere daran: Die Abfüllanlagen verzichten auf fest installierte Bedienterminals. Die Mitarbeiter werden über WLAN-Verbindung und Tablet durch den gesamten Abfüllprozess geführt, können sich innerhalb der Anlage bewegen und prinzipiell sogar mehrere Abfüllprozesse gleichzeitig übernehmen. V E R F A H R E N S TE C H N I K Komplexe Abläufe immer und überall im Griff. mit ist sichergestellt, dass der Bediener keiAnlass für die Modernisierung der Abfüll- nen Arbeitsschritt vergisst, die richtige Reianlage war der Austausch der bisherigen henfolge der Abläufe einhält und sich keine Hardware, für die sich Support und Ersatz- Fehler einschleichen. teilbeschaffung immer schwieriger gestal- Dabei bleibt er trotzdem flexibel: So lassen teten. «Für die Installation des Plant Assist sich bestimmte Arbeitsschritte in unterManagers sprachen in diesem Zusammen- schiedlicher Reihenfolge erledigen, was Vorhang gleich mehrere Gründe», erläutert teile bringt, wenn der Mitarbeiter zum BeiPeter Ankert, bei der spiel gerade an einem BASF verantwortlich für ohnehin zu kontrollieProzessleittechnik: «Unser renden Rohrabschnitt Ziel war es, die Arbeitsvorbeikommt. Aufgrund prozesse beim Abfüllen differierender BedinDie Mitarbeiter werden zu optimieren und zu gungen kann der Beüber WLAN-Verbindung und diener nach Rücksprastandardisieren; was die Tablet durch den gesamten che mit der Leitstelle Mitarbeiter entlastet und Abfüllprozess geführt ihnen hilft, sich aufs auch Fehler korrigieren, zum Beispiel wenn bei Wesentliche zu konzeneinem Tankwagen das trieren. Gleichzeitig profitieren wir jetzt trotz der komplexen Abläu- Prüfdatum falsch eingetragen wurde oder fe von relativ kurzen Einarbeitungszeiten.» ein anderer Tankwagen als geplant die Ware Dabei liessen sich die Modernisierung und anliefert. Installation des Plant Assist Managers gut in den laufenden Betrieb integrieren. Zwar Zuverlässig, sicher, komfortabel. In der Praxis laufen die Abfüllanlagen rund um die Uhr; hat der Plant Assist Manager mittlerweile zwischen den einzelnen Vorgängen gibt es seine Zuverlässigkeit bewiesen. Jedem Benutzer stehen mehrere Tablets zu Verfüjedoch immer wieder Pausen. Um die Arbeitsabläufe beim Abfüllen von gung. Muss eines aufgeladen werden, loggt Schwefelsäure und Oleum elektronisch ab- er sich einfach mit einem anderen Tablet bilden zu können, wurden zunächst die vor- und seinem Benutzernamen am Server ein handenen Arbeitsprozesse evaluiert und die und kann direkt weiterarbeiten. Auch die entsprechenden Ablaufketten in der PAM- WLAN-Verbindung hat sich als sehr stabil Software angelegt. Dabei galt es auch digi- erwiesen. «Die Mobilität im Bereich der Abtale Signaturen zu berücksichtigen. Wenn füllanlage haben unsere Mitarbeiter schnell die Logik für die unterschiedlichen Arbeits- schätzen gelernt. Viele Wege sind dadurch prozesse definiert ist, lassen sich Aufträge kürzer geworden, da es keine feste Bedienjederzeit aus anderen datenbankbasierten station gibt, an der Eingaben gemacht werSystemen direkt übernehmen. Die Prozesse den müssen», fährt Peter Ankert fort. Dabei sind kontrollierbar, lassen sich jederzeit ana- ist die Darstellung auf den Tablets sehr lysieren und die Archivierung qualitäts- oder sicherheitsrelevanter Daten ist garantiert. Kontrollierbare Prozesse. Um seine Abfüllaufträge zu erhalten, loggt sich der Bediener der Abfüllanlage mit seinem Tablet am PAM-Server ein; dann erhält er die entsprechenden Arbeitsschritte direkt angezeigt. Erledigte Arbeiten quittiert er, woraufhin der nächste Arbeitsschritt erscheint. Eventuelle Sensormeldungen, die während der Prozesse auflaufen, gehen an das Prozessleitsystem, worauf die nächsten Schritte dann initialisiert werden. Dies läuft im Hintergrund. Auch Meldungen, die eventuell ein anderes Vorgehen notwendig machen, werden von der zentralen Auftragsverwaltung verarbeitet, da die entsprechenden Abläufe oder Loops in der elektronischen Bedienerführung berücksichtigt sind. Da- 5.16 Smart Tech 49 übersichtlich. Dafür sorgen aussagekräftige Symbole und eine gute Farbgebung. Von diesen Vorzügen lässt sich natürlich auch in anderen Anwendungen profitieren. Die elektronischen Checklisten bringen überall dort Vorteile, wo viele manuelle Arbeitsschritte zu erledigen sind, beispielsweise bei komplexen Arbeitsabläufen in der Behälterreinigung, zumal sich weitere Features nutzen lassen. So können sich Mitarbeiter für die Auftragsvergabe mit einer persönlichen RFID-Kennung identifizieren, und natürlich lassen sich Behälter, Tankstutzen oder ähnliches mit einem entsprechenden Tag versehen. Die Gefahr, einen Tank falsch zu befüllen, lässt sich so ausschliessen, was die Prozesssicherheit steigert und Reinigungskosten vermeidet. Zudem wird der Plant Assist Manager kontinuierlich weiterentwickelt. Die neueste Version ist jetzt für alle Bildschirmgrössen skalierbar, digitale Signaturen sind direkt auf dem Tablet möglich und ein High Performance HMI ist ebenso selbstverständlich wie eine Sprachumschaltung und die Ankopplung an OPC UA. Ausserdem vereinfacht das Framework-Konzept die Konfiguration, da keine speziellen Programmierkenntnisse erforderlich sind. ■ AUTOR B. Eng. Sandor Djarmati, Rösberg Engineering GmbH INFOS Rösberg Engineering DE-76189 Karlsruhe Tel. +49 721 950 180 [email protected] www.roesberg.com Die Mitarbeiter werden über Tablet und WLAN durch den gesamten Abfüllprozess geführt und können sich innerhalb der Anlage bewegen. Bild: BASF
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