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Smart Tech 5.16
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Die Darstellung auf den Tablets ist sehr übersichtlich. Dafür sorgen aussagekräftige Symbole und eine gute Farbgebung.
Hier in der neuen Version PAM-OS 2.0.
Bild: Rösberg
PLANT ASSIST MANAGER VON RÖSBERG ERÜBRIGT PAPIER UND ERHÖHT PROZESSSICHERHEIT IN ABFÜLLANLAGEN
Optimierter Workflow
Industrie-4.0-Lösungen helfen in der Prozess-Industrie, Abläufe effizienter und sicherer
zu gestalten, da sie die Mitarbeiter elektronisch leiten und alle Informationen auf
einen Blick zur Verfügung stellen. Das funktioniert nicht nur an festen Bedienstationen,
sondern auch auf mobilen Endgeräten, wie erste Anwendungen belegen.
W
irtschaftlichkeit und Sicherheit sind
in der Verfahrenstechnik wichtige
Ziele. Wo Menschen komplexe Tätigkeiten
ausführen müssen, besteht nämlich immer
die Gefahr, dass sie trotz aller Erfahrung
Fehler machen, etwas vergessen oder sich
in der Reihenfolge vertun. So können beim
Befüllen eines Tankwagens beispielsweise
schon mal bis zu 30 Detailaufgaben anfallen, angefangen von Sichtprüfungen, zum
Beispiel der Zulassung des Tankwagens,
über das Kontrollieren verschiedener Ventile
bis hin zum Ablesen des Zählwerkes. Nach
dem Befüllen sind auf der Liste dann viele
weitere Punkte abzuarbeiten wie das Lösen
der Erdungszange, Wegklappen und Sichern
von Leitern, das Verplomben oder Etikettieren. Und natürlich muss wirklich sichergestellt sein, dass in jeden Tank das abgefüllt
wird, was hineingehört. Bei manchen dieser
Abläufe wäre zudem der Zugriff auf aktuelle
Prozessdaten hilfreich. In Papierform kön-
nen diese aber nicht zur Verfügung gestellt
werden. Eine digitale Lösung kann also
nicht nur das Papier abschaffen, sondern die
Prozesssicherheit erhöhen.
Mehr Produktivität und Sicherheit. Mit dem
Plant Assist Manager (PAM) haben die Automatisierungsspezialisten der Rösberg Engineering GmbH deshalb für die elektronische
Bedienerführung eine praxisgerechte ClientServer-Lösung entwickelt, die sich über eine
standardisierte OPC-Schnittstelle mit jedem
Leitsystem koppeln lässt. Dabei regelt der
PAM-Server die Kommunikation mit dem
Prozessleitsystem ebenso wie mit den Clients. Zudem speichert er die Daten der Arbeitsprozesse in einer Datenbank und erstellt Reports und Statistiken. Auf ihm wird
auch die Logik für die Arbeitsprozesse sowie
die Auftragsdefinition hinterlegt.
Über das vorhandene IT-Netzwerk oder ein
zusätzliches WLAN lassen sich dann statio-
näre PCs ebenso ins System integrieren
wie mobile Geräte oder bei Bedarf ein Netzwerkdrucker, beispielsweise zum Ausdrucken der Protokolle. In der Praxis hat sich
diese Lösung, die Mitarbeiter elektronisch
durch die Arbeitsprozesse führt und ihnen
alle relevanten Informationen auf einen Blick
zur Verfügung stellt, gut bewährt. Bei der
BASF in Ludwigshafen beispielsweise wird
der Plant Assist Manager an Tankabfüllanlagen für Schwefelsäure (H2SO4) und Oleum
– Schwefeltrioxid (S03) in Schwefelsäure gelöst – eingesetzt. Zwei davon sind heute
bereits erfolgreich in Betrieb; bei zwei weiteren läuft zurzeit die Installation. Das Besondere daran: Die Abfüllanlagen verzichten
auf fest installierte Bedienterminals. Die
Mitarbeiter werden über WLAN-Verbindung
und Tablet durch den gesamten Abfüllprozess geführt, können sich innerhalb der Anlage bewegen und prinzipiell sogar mehrere
Abfüllprozesse gleichzeitig übernehmen.
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Komplexe Abläufe immer und überall im Griff. mit ist sichergestellt, dass der Bediener keiAnlass für die Modernisierung der Abfüll- nen Arbeitsschritt vergisst, die richtige Reianlage war der Austausch der bisherigen henfolge der Abläufe einhält und sich keine
Hardware, für die sich Support und Ersatz- Fehler einschleichen.
teilbeschaffung immer schwieriger gestal- Dabei bleibt er trotzdem flexibel: So lassen
teten. «Für die Installation des Plant Assist sich bestimmte Arbeitsschritte in unterManagers sprachen in diesem Zusammen- schiedlicher Reihenfolge erledigen, was Vorhang gleich mehrere Gründe», erläutert teile bringt, wenn der Mitarbeiter zum BeiPeter Ankert, bei der
spiel gerade an einem
BASF verantwortlich für
ohnehin zu kontrollieProzessleittechnik: «Unser
renden Rohrabschnitt
Ziel war es, die Arbeitsvorbeikommt. Aufgrund
prozesse beim Abfüllen
differierender BedinDie Mitarbeiter werden
zu optimieren und zu
gungen kann der Beüber
WLAN-Verbindung und diener nach Rücksprastandardisieren; was die
Tablet durch den gesamten che mit der Leitstelle
Mitarbeiter entlastet und
Abfüllprozess geführt
ihnen hilft, sich aufs
auch Fehler korrigieren,
zum Beispiel wenn bei
Wesentliche zu konzeneinem Tankwagen das
trieren. Gleichzeitig profitieren wir jetzt trotz der komplexen Abläu- Prüfdatum falsch eingetragen wurde oder
fe von relativ kurzen Einarbeitungszeiten.» ein anderer Tankwagen als geplant die Ware
Dabei liessen sich die Modernisierung und anliefert.
Installation des Plant Assist Managers gut
in den laufenden Betrieb integrieren. Zwar Zuverlässig, sicher, komfortabel. In der Praxis
laufen die Abfüllanlagen rund um die Uhr; hat der Plant Assist Manager mittlerweile
zwischen den einzelnen Vorgängen gibt es seine Zuverlässigkeit bewiesen. Jedem Benutzer stehen mehrere Tablets zu Verfüjedoch immer wieder Pausen.
Um die Arbeitsabläufe beim Abfüllen von gung. Muss eines aufgeladen werden, loggt
Schwefelsäure und Oleum elektronisch ab- er sich einfach mit einem anderen Tablet
bilden zu können, wurden zunächst die vor- und seinem Benutzernamen am Server ein
handenen Arbeitsprozesse evaluiert und die und kann direkt weiterarbeiten. Auch die
entsprechenden Ablaufketten in der PAM- WLAN-Verbindung hat sich als sehr stabil
Software angelegt. Dabei galt es auch digi- erwiesen. «Die Mobilität im Bereich der Abtale Signaturen zu berücksichtigen. Wenn füllanlage haben unsere Mitarbeiter schnell
die Logik für die unterschiedlichen Arbeits- schätzen gelernt. Viele Wege sind dadurch
prozesse definiert ist, lassen sich Aufträge kürzer geworden, da es keine feste Bedienjederzeit aus anderen datenbankbasierten station gibt, an der Eingaben gemacht werSystemen direkt übernehmen. Die Prozesse den müssen», fährt Peter Ankert fort. Dabei
sind kontrollierbar, lassen sich jederzeit ana- ist die Darstellung auf den Tablets sehr
lysieren und die Archivierung qualitäts- oder sicherheitsrelevanter Daten ist garantiert.
Kontrollierbare Prozesse. Um seine
Abfüllaufträge zu erhalten, loggt
sich der Bediener der Abfüllanlage
mit seinem Tablet am PAM-Server
ein; dann erhält er die entsprechenden Arbeitsschritte direkt angezeigt. Erledigte Arbeiten quittiert er,
woraufhin der nächste Arbeitsschritt erscheint. Eventuelle Sensormeldungen, die während der
Prozesse auflaufen, gehen an das
Prozessleitsystem, worauf die
nächsten Schritte dann initialisiert
werden. Dies läuft im Hintergrund.
Auch Meldungen, die eventuell ein
anderes Vorgehen notwendig machen, werden von der zentralen
Auftragsverwaltung verarbeitet, da
die entsprechenden Abläufe oder
Loops in der elektronischen Bedienerführung berücksichtigt sind. Da-
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übersichtlich. Dafür sorgen aussagekräftige
Symbole und eine gute Farbgebung. Von
diesen Vorzügen lässt sich natürlich auch in
anderen Anwendungen profitieren. Die elektronischen Checklisten bringen überall dort
Vorteile, wo viele manuelle Arbeitsschritte
zu erledigen sind, beispielsweise bei komplexen Arbeitsabläufen in der Behälterreinigung, zumal sich weitere Features nutzen
lassen. So können sich Mitarbeiter für die
Auftragsvergabe mit einer persönlichen
RFID-Kennung identifizieren, und natürlich
lassen sich Behälter, Tankstutzen oder ähnliches mit einem entsprechenden Tag versehen. Die Gefahr, einen Tank falsch zu befüllen, lässt sich so ausschliessen, was die
Prozesssicherheit steigert und Reinigungskosten vermeidet.
Zudem wird der Plant Assist Manager kontinuierlich weiterentwickelt. Die neueste Version ist jetzt für alle Bildschirmgrössen skalierbar, digitale Signaturen sind direkt auf
dem Tablet möglich und ein High Performance HMI ist ebenso selbstverständlich
wie eine Sprachumschaltung und die Ankopplung an OPC UA. Ausserdem vereinfacht das Framework-Konzept die Konfiguration, da keine speziellen Programmierkenntnisse erforderlich sind.
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AUTOR
B. Eng. Sandor Djarmati,
Rösberg Engineering GmbH
INFOS
Rösberg Engineering
DE-76189 Karlsruhe
Tel. +49 721 950 180
[email protected]
www.roesberg.com
Die Mitarbeiter werden über Tablet und WLAN durch den gesamten Abfüllprozess geführt und können sich innerhalb
der Anlage bewegen.
Bild: BASF