La genesi della forma webauszug

la
genesi
della
Vorwort
Foreword
«Wir sagten, im Werk sei das Geschehnis der Wahrheit am
Werke» Martin Heidegger, Der Ursprung des Kunstwerkes
“We said the incidence of the truth of the work is in the
work” Martin Heidegger, The Origin of the Work of Art
«Es ist die Aufgabe der Kunst, Erkenntnis sichtbar zu machen.» Christian Bolt
“The function of art is to make knowledge visible.”
Christian Bolt
«Kunst kann vorerst sein: sehen. Sehendes Beschreiben und
beschreibendes Sehen. Als blosse Beschreibung bereits ist
die Kunst: Sprache. Denn sie erschafft sich ein Vokabular
der Formen und der Farben und eine Grammatik der Komposition. Das ins Werk gesetzte Sehen wird so zur Dichtung.»
Andrin Schütz
“For the time being, art can be: vision. See what is being
described and describe what is being seen. As a simple
description, art is already: language. Because it creates
a vocabulary of shapes and colours and a grammar of
composition. In this way the vision put into the work
becomes poetry.”
Andrin Schütz
«Wir sagten, im Werk sei das Geschehnis der Wahrheit am
Werke» Das Zitat Martin Heideggers möge dieser Publikation programmatisch vorangestellt sein. Denn in der Kunst
hat man es immer mit der Wahrheit zu tun. Was kann Kunst
sein, wenn nicht die beständige und unermüdliche Suche
nach der Wahrheit, ein möglicher poetischer und philosophischer Weg, der Wahrheit und damit der Wirklichkeit der
eigenen, aber auch der kollektiven Lebenswelt auf die Spur
zu kommen.
“We said the incidence of the truth of the work is in the
work.” This publication may be programmatically preceded by Martin Heidegger’s quote. For in art we must
always deal with the truth. What can art be if not the
consistent and unrelenting search for truth, a potentially
poetic and philosophical path leading to the truth and
thereby the reality of one’s own and also the collective
living environment.
Conditio sine qua non für die Suche nach der Wahrheit und
nach dem Streben nach Erkenntnis ist immer auch die Freiheit. Die Freiheit des Willens, die Freiheit zur Interpretation,
die Freiheit der Gedanken und die Freiheit des Ausdrucks.
Die im 20. Jahrhundert gewonnene Freiheit nun hat sich aber
auch – gerade für die bildende Kunst – als janusköpfig erwiesen.
Die Möglichkeiten der Postmoderne und der Wille zur totalen Dekonstruktion führen nicht immer dahin, wohin sie uns
eigentlich auf den Weg hätten bringen sollen: zur Erkenntnis
auf dem Pfade der Differenzierung. Das freimütige «anything
goes», der Bruch mit der Tradition im Allgemeinen und der
berechtigte Kampf wider den Methodenzwang eröffnet ungeahnte Möglichkeiten und nahezu grenzenlose Freiheiten.
Bruch und Befreiung aber sollen nicht zu Vergessen und reflexionsfreier Beliebigkeit führen. Vielmehr sollen Bruch und
Befreiung ein neues – freieres und reflektierteres – Verhältnis
zur Welt generieren und damit auch einen Erkenntnisgewinn
bzw. die Möglichkeit zu einem solchen herbeiführen. Ist es
denn die Aufgabe der Kunst, Erkenntnis sichtbar zu machen,
so ist sie auch in der Pflicht, mit der neu erlangten Freiheit
einen verantwortungsvollen Umgang zu pflegen.
Conditio sine qua non for the search of truth and the striving
for knowledge is always freedom. Freedom of will, freedom
of interpretation, freedom of thought and freedom of expression. However, the freedom won in the 20th century has now
proved– even for the fine arts – to be Janus-faced.
The possibilities of postmodernism and the will for total deconstruction do not always lead us along the path they really
should: Reaching knowledge by way of the paths of differentiation. The unreserved “anything goes”, the break with
tradition in general and the justified struggle against dictated methods open up undreamed of possibilities and almost
boundless freedom.
However, break and release should not lead to forgetting
and to a randomness free from reflection. Moreover, break
and release should generate a new – freer and more reflective – relationship with the world and should thereby contribute to gaining knowledge or the possibility of gaining such
knowledge. If it is the function of art to make knowledge visible, then it also has a duty to ensure that the newly acquired
freedom is handled responsibly. For freedom does not exempt a priori from thinking. If freedom is without thought, it
Denn Freiheit befreit nicht a priori vom Denken. Ist die Freiheit
eine gedankenlose, wird sie zur willenlosen Beliebigkeit, und
der vermeintliche Wille zum künstlerischen Ausdruck wird
zur blinden Farce einer inhaltslosen Popkultur. Der Bruch
mit der Tradition der Jahrhunderte und der allzu freimütige
Umgang mit der neu gewonnenen Freiheit haben die Kunst
erblinden lassen. Oberflächliche Konzepte, endlose Rezitate
der eigenen Epoche und das Diktat des Marktes haben die
Kunst ihre eigene Sprache vergessen lassen. Das Bewusstsein für Komposition im klassischen Sinne, für Farbenlehre
und Stilkunde ist in den letzten Jahrzehnten nahezu gänzlich
verloren gegangen. Der Wille zu formen, der Wille, das zu
sehen und zur Erscheinung zu bringen, was sich hinter dem
Alltäglichen verbirgt, die Kraft, das Gesehene neu zu sehen
und das Bestehende in eine neue Zeit zu tragen, fehlt zumeist gänzlich.
Aber wir sagten doch zu Anfang «(…) im Werk sei die Wahrheit am Werke». Eine Prämisse, die im Schaffen von Christian
Bolt ihre heutzutage so selten gewordene Gestalt gewinnt:
In seinem Werk manifestiert sich die unermüdliche künstlerische und philosophische Suche nach der angesprochenen
Wahrheit. Nach dem Entdecken des Verborgenen dahinter.
Der Wille zu sehen, die Intention, das Gesehene zu formen
becomes a directionless randomness, and the alleged desire
for artistic expression becomes a blind farce of popular culture without content.
The break with centuries of tradition and the all too frank
association with the newly-acquired freedom have caused
art to become blinded. Superficial concepts, endless requotes from one’s own era and what the market dictates
have made art forget its own language. The awareness
of composition in the classical sense, of colour theory and
stylistics has almost completely been lost over recent
decades. The will to shape, the will to see and depict what is
concealed behind everyday life, the strength to see through
fresh eyes and to bring what exists into a new era is mostly
lacking altogether.
Yet we said at the beginning: “(…) the incidence of the truth
of the work is in the work.” A premise which gains its form as
seldom seen today in the creations of Christian Bolt:
His work manifests the unrelenting artistic and philosophical
search for the truth in question. For the discovery of what is
concealed behind it.
To the artist from Klosters, the will to see, the intention to
shape what is seen and to formulate it in his own genuine
und in der genuin eigenen künstlerischen Sprache zu formulieren, wird dem in Klosters lebenden Künstler zum erkenntnistheoretischen Instrument, das Wesen des Menschlichen zu
erforschen und stets neu zur Erscheinung zu bringen.
Das künstlerische Repertoire, dessen sich Bolt hierzu
bedient, ist beinahe unerschöpflich: Kunst und Technik der
klassischen Bildhauerei und Plastik, aber auch der Zeichnung
und Malerei fallen in Bolts Werk in eines. Das ungebrochene
Bewusstsein für Tradition, Kunst- und Kulturgeschichte
sowie der Mut zur freien Formulierung lassen Christian Bolt
die Grenzen der Postmoderne erneut aufbrechen:
Figuration, Abstraktion und Dekonstruktion sowie ein stets
konsequenter Sinn für Komposition und Materialität sind in
seiner unverkennbaren Bildsprache gleichermassen manifest.
Das beständig präsente Spannungsfeld von Klassik und
Modernität wird frei von jeglicher Bindung an den Zeitgeist
permanent neu ausgelotet und eröffnet dem Betrachter
neuen Freiraum zu sehen, was Kunst auch heute noch sein
kann: ins Werk gesetzter Gedanke und bewusst gelebte
Freiheit. Tradition, aber auch gewollter Bruch und Überwindung. Gegensatz und Integration. Unerbittlicher Wille zur
Form. Ein möglicher Weg vielleicht, der Wirklichkeit auf die
Spur zu kommen und das Wahrhaftige, das Echte und das
Wesentliche dahinter zu sehen und zu verdichten.
artistic language becomes a tool of theoretical knowledge
for researching the being of man and for constantly depicting
it in new ways.
The artistic repertoire which Bolt uses for this is almost
inexhaustible:
Art and technology from classical sculpture and plastics, but
also drawing and painting too, occur in Bolt’s work as one.
The unbroken awareness of tradition, art and cultural history
as well as the courage of free formulation allow Christian
Bolt to break down the boundaries of postmodernism once
more: figuration, abstraction and deconstruction as well as
a steady and consistent sense of composition and materiality
are manifested in equal measure in his unforgettable imagery.
The ever-present area of conflict between classical and
modern is permanently re-explored, free from any kind
of connection to the spirit of the age, and opens up new
space for the beholder to see what art can still be, even
today: thought put into the work and freedom consciously
experienced. Tradition, but also a desired break and breakthrough. Contradiction and integration. Implacable desire for
form. A possible way perhaps of finding reality and of seeing
and consolidating the truth, the authentic and the essential
behind it.
Eine Archäologie des Menschlichen
An Archaeology of Mankind
«Ungeheuer ist viel und nichts ungeheuerer als der Mensch.»
Sophokles, Antigone, 332, Chor
“Wonders are many and nothing is more wonderful than
man.” Sophocles, Antigone, 332, Chorus
«Alles fliesst» Heraklit
“Everything flows.” Heraklit
«Wir steigen in denselben Fluss und doch nicht den selben.
Wir sind es und wir sind es nicht.»Heraklit
“We step into the same river and yet not the same. We are it
and we are not it.” Heraklit
«Ungeheuer ist viel und nichts ungeheuerer als der Mensch»,
spricht lakonisch der Chor angesichts der Tragödie um Antigone und fasst damit sehr vieles: den Menschen, seine
Macht, die Schaffenskraft und auch die Ohnmacht angesichts des Weltenlaufs. In seiner scheinbar überlegenen Urteilskraft und im kläglichen Scheitern derselben sieht sich der
Mensch mit dem unabänderlichen Gang seines vermeintlich
selbst gewählten Schicksals konfrontiert.
“Wonders are many and nothing is more wonderful than
man.” says the choir laconically in the light of the tragedy of
Antigone, and implies much by this: man, his power, creativeness and also his impotence in respect of the course
of the world. In his seemingly prudent power of judgment
and in the wretched failure of the same, man sees himself
confronted with the irrevocable course of the fate he has
allegedly chosen for himself.
«(...) und nichts ungeheurer als der Mensch» – Worte, die wie
in Stein gemeisselt das zu begreifen suchen, was der Mensch
sein kann; mit seinem Drama, mit seiner Hoffnung. Was er ist
und was er nicht sein kann; in seinem Urteil, in seiner Angst
– in seinem Dasein, aber auch in der Aporie seiner Tragödie.
“(...) and nothing more wonderful than man” – words which,
as carved in stone, tried to conceive what man could be;
with his drama, with his hope. What he is and what he cannot be; in his judgment, in his worry – in his being, but also
in the aporia of his tragedy.
Die Klarheit und die Radikalität der Worte des Sophokles
finden sich auch im Werk von Christian Bolt:
Mit der gleichen Präzision wie die antiken Tragödienschreiber lotet der 1972 in Uster (CH) geborene Künstler in seiner Arbeit die Möglichkeiten und die Unmöglichkeiten des
Menschlichen aus: Sein Duktus in Zeichnung und Bildhauerei ist stets vehement, klar, dennoch aber passioniert. Getrieben vom Willen um das Wissen, was der Mensch – vielmehr: was das Menschliche – eigentlich sei, bearbeitet Bolt,
einem leidenschaftlichen Anthropologen gleich, kontinuierlich das Thema Mensch. Mit nahezu chirurgisch distanziertem Scharfblick lässt er ihn Modell stehen und sucht ihn so
in seinem inneren und äusseren Erscheinungsbild, in seiner
Geschichte – aber auch in der Geschichte seiner Kunst – zu
begreifen und zu fassen.
Hier grob und rudimentär behauen, dort in klassischer Form
ausgearbeitet, erwachsen aus dem harten kalten Marmor
menschliche Gestalten. Unter dem Meissel des Künstlers
gewinnen sie lebensweltliche Präsenz, wenden sich einander zu oder wenden sich voneinander ab.
Artverwandt präsentieren sich in Duktus und Ästhetik die Arbeiten in Holz. Aus der gewichtig trägen organischen Masse
The clarity and radicalness of Sophocles’ words are also
found in the work of Christian Bolt:
With the same precision as the ancient tragedy writers, this
artist born in Uster (CH) in 1972 explores the possibilities and
impossibilities of mankind in his work: his characteristic style
in drawing and sculpture is always vehement and clear yet
passionate. Driven by will and the knowledge of what man
– or rather what mankind – really is, Bolt, also a passionate
anthropologist, constantly works with the theme of man.
With almost clinically distanced perspicacity he has models
pose for him and seek thus to comprehend and capture man
in his internal and external appearance, in his history – and
also in the history of his art.
With rough and rudimentary carving here, working in classical form there, the human forms emerge from the hard,
cold marble. Under the artist’s chisel, they acquire a lifelike
presence, turning towards or away from each other.
The works in wood are presented as congeneric in characteristic style and aesthetics. Out of the heavy, sluggish, organic
mass, the development of the human form is stripped away
with brazen grandeur:
schält sich in eherner Erhabenheit die menschliche Gestalt
in ihrer Entwicklung: Vorerst kaum als solche erkennbar, bekommt sie Gesicht und beginnt – zuletzt vollkommene Figur
geworden –, sich nun ihres Willens und ihrer Urteilskraft gewiss, voranzuschreiten.
Was sich in Bolts skulpturaler Arbeit zeigt, manifestiert sich
ebenso in Zeichnung, Malerei und Plastik: Der vehemente
und kraftvolle Duktus des Skulpteurs ist bereits in kleinformatigen Arbeiten auf Bütte mehr als deutlich angelegt. Klar
zeigt sich schon in der Zeichnung der Wille des Bildhauers und Plastikers zum Eingriff ins Material. Kratzend und
schabend, modellierend zugleich, bearbeitet der in Klosters
lebende Künstler das Papier und lässt mit Öl und Bleistift
Figuren aus der Materie erwachsen.
Dasselbe gilt für grossformatige Leinwandarbeiten: Einmal
rudimentär, bloss schemen- und schattenhaft sich abzeichnend, ein andermal wieder und wieder in schwerem Farbauftrag übermalt – ausgearbeitet und in Kunststein modelliert –
schälen sich die menschlichen Gestalten und Figurinen aus
ihrem Grund: Sie erwachsen aus Bergen, gewinnen Volumen
und scheinen aus dem Nichts in die ihnen zugedachte Form
hinüberzufliessen.
at first scarcely recognisable as such, it gets a face and –
finally becoming a complete figure – begins to step forward,
certain in its will and power of judgment.
What is revealed in Bolt’s sculptural work is also depicted in
drawing, painting and plastics: The vehement and powerful characteristic style of the sculptor is already explicitly
present in small-format works in containers. The will of the
carver and sculptor to intervene in the material is already
clearly shown in the drawing. Scratching and scraping,
modelling at the same time, the artist from Klosters works
on the paper and lets figures grow from the material with oil
and crayon.
The same applies for large-format canvas works: sometimes
rudimentary, merely drawn hazily and shadowy, other times
painted over and over with heavy colour– processed and
modelled in artificial stone – the human forms and figures
are hewn out of the base material: They grow from hills, gain
volume and seem to flow out of nothing into the intended
shape. Plasticity and radical presence are astonishing here:
Closeness and distance, becoming and forgetting are found
in its constantly opposing current and keep the works in
constant limbo of its almost monolithic presence.
Auch hier erstaunen Plastizität und radikale Präsenz: Nähe
und Ferne, Werden und Vergehen befinden sich in ihrem
beständig gegenläufigen Fluss und halten die Werke in der
steten Schwebe ihrer beinahe monolithischen Gegenwärtigkeit.
Das gekonnte Spiel der Kontrapunkte hermetischer, absoluter Präsenz und beständigen Flusses findet in der Plastik
seine Fortsetzung. Erhaben in ihrer Grösse und von auratischer Unnahbarkeit präsentieren sich die «individuals» dem
Betrachter. Kühl, anorganisch und in sich geschlossen scheinen die in Aluminium gegossenen Giganten. Dennoch – oder
vielmehr gerade deswegen – schreit die schier unüberbrückbare Leere, die sich zwischen Werk und Betrachter auftut,
nach einem Übergang. Das Werk evoziert unmittelbar den
Wunsch nach Berührung.
Wagt und tut man es, spürt man sogleich: Das patinierte
Material verschliesst sich der physischen Kontaktaufnahme keineswegs. Die geschlossene Oberflächenstruktur des
an sich so unzugänglichen Materials ist von der Hand des
Künstlers aufgebrochen. Sie zeigt – Wunden gleich – poröse
Stellen. Denn auch sie, die «individuals», sind menschlich.
Und damit keineswegs isoliert.
The skilful game of the counterpoints of hermetic and absolute presence and constant current are continued in plastic.
Elevated in its size and of auratic aloofness, the “Individuals”
are presented to the observer. The giants cast in aluminium
appear cool, inorganic and self-contained. Yet – or rather
precisely because of it – the sheer insurmountable void which
opens up between the work and the observer cries out to be
bridged. The work directly evokes the desire to touch.
If one dares to do so, one feels it instantly: The physical contact does not in any way close off the patinated material. The
closed surface structure of such an inaccessible material is
broken apart by the artist’s hand. Like wounds, it displays
porous places.
For they too, the “Individuals”, are human. And so not isolated at all As if from furrows and ploughed landscapes, forms
and shapes emerge in pairs and join the whole. The human
being in the whole spatial and temporal expansion, in its
individuality and in its relationship to the collective, Bolt arrives
at a model of humanity.
Wie aus Ackerfurchen und gepflügten Landschaften erheben
sich Formen und Gestalten zu zweien und verbinden sich
zu einem Ganzen. Das menschliche Wesen in der gesamten
räumlichen und zeitlichen Expansion, in seiner Individualität
und in seinem Verhältnis zum Kollektiv Bolt zu einem Modell
des Menschseins an sich.
Created from Bolt’s Archaeology of Mankind, whether on
paper or canvas, whether carved from wood or sculpted
from stone, the work becomes the same as in the words of
the ancient tragedy writer Sophocles: a wonderful, powerful
and rigorous metaphor for everything human in its possibility
and in its impossibility.
Das Werk, entstanden aus Bolts Archäologie des Menschlichen, wird, sei es auf Papier oder Leinwand, sei es aus
Holz gehauen oder in Stein gemeisselt, zu dem, was auch
die Worte des antiken Tragödienschreibers Sophokles sind:
eine ungeheuer kraftvolle und rigorose Metapher für alles
Menschliche in seiner Möglichkeit und in seiner Unmöglichkeit.
Consequently Christian Bolt’s work becomes the formulation of an anthropology which is almost unique in the
conciseness of its self-contained language.
Christian Bolts Arbeit wird damit zur Formulierung einer Anthropologie, die in der Prägnanz ihrer eigenständigen Sprache nahezu einzigartig ist.
Le grand frère
Le grand frère
Vieles von Christian Bolts Handschrift schlägt sich in seinem
Umgang mit dem Marmor nieder. Dies sowohl in der Motivik
und im Materialverständnis als auch in der Materialisierung
seines künstlerisch-philosophischen Gedankengutes.
In der Skulptur «le grand frère» aus dem Jahre 2011 lässt
Bolt eine klassische Auffassung der Bildhauerei mit hartem
Duktus und bloss rudimentärer Ausarbeitung kollidieren.
Aus der kühlen kristallinen Materie des Steines erwächst die
Gestalt in statischer, ja beinahe hermetischer Pose. Modell
und Monolith des Menschlichen, ist die Skulptur ein Initial zu
Bolts «Archäologie des Menschlichen».
Much of Christian Bolt’s manuscript is expressed in his association with marble. This is both in the motifs and in the
understanding of materials and also in the materialization of
his artistic philosophical mindset.
In the sculpture “le grand frère” from 2011, Bolt makes a
classical perception of sculpture colliding with a hard characteristic style and simple rudimentary processing.
From the cool crystalline material of stone, the design grows
into a static and yes, almost hermetic posture. Model and
monolith of man, the sculpture is one of the first in Bolt’s
“Archaeology of Man”.
le grand frère | 2011 | Marmo statuario | 108 × 37 × 34 cm