Kirchentag im Juni: Finanzielle Nebelschwaben am

Kirchentag
im
Juni:
Finanzielle Nebelschwaden am
Bodensee
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Vom 24. bis 26. Juni 2016 findet in den grenznahen Städten Konstanz
und Kreuzlingen die 17. Auflage des Internationalen BodenseeKirchentages statt, der ökumenisch ausgerichtet ist und Deutschland,
die Schweiz und Österreich miteinander verbinden soll. Das Ereignis
steht dieses Mal im Zeichen des Konziljubiläums, das an die kirchliche
Großveranstaltung vor 600 Jahren in Konstanz erinnert – und wird
entsprechend historische Aspekte des Mittelalters, aber auch
kirchliche Fragen bis heute diskutieren.
Undurchsichtig
bleibt
bei
einem
kulturell
angereicherten,
mit
Prominenten versehenen und durch Veranstaltungen überladenen Event
dieser Art nicht selten die Finanzierung. Trotz umfangreicher
Recherche gelingt es auch bei diesem regionalen Kirchentag, gleichsam
wie bei seinen großen Vorbildern, nicht, sich ein umfassendes Bild
über die Sponsoren zu machen, die gemeingütig ein paar Almosen
beisteuern, damit die Kirchen nicht alleine auf ihrer eigenen Feier
sitzenbleiben. Das zuständige Kultusministerium Baden-Württemberg war
die einzige Behörde, die rasch auf die Anfrage der „Humanistischen
Alternative Bodensee“ (HABO) reagierte und feststellte, dass das Land
keine finanzielle Förderung für diesen Kirchentag bereitstelle.
Die Stadt Konstanz hingegen konnte sich bis heute nicht zu einer
Antwort durchringen, allein aus dem Haushaltsplan der Kommune geht
hervor, dass indirekt über den Eigenbetrieb „Konzilstadt Konstanz“
Haushaltsmittel – und damit Steuergelder – für dessen Präsenz auf dem
Kirchentag Gelder bereitgestellt wurden. Blickt man allerdings darauf,
was die beteiligten Kirchenbezirke um den Bodensee an Beträgen
einbringen, so fällt es schwer, bei diesen einzelnen, oft nur
vierstelligen, Summen wirklich zu glauben, dass eine derartige
Großveranstaltung aus alleiniger Kraft der Kirchen gestemmt wird.
Zumal nicht unbekannt ist, dass Konstanz durch seine katholische
Tradition noch immer eng mit dem Klerus verbandelt ist, bleibt – wie
bei allen Kirchentagen – der übliche Beigeschmack, dass auch am
Bodensee der christliche Glaube mit Geld der Bevölkerung zelebriert
wird. Und das nicht nur in den Gotteshäusern, sondern auch, wenn sich
Gebet und Innehalten mit Party und Pavillons vermischen. Natürlich mag
man auch hier argumentieren, dass der Kirchentag ein Angebot für Alle
sei. Doch jeder Veranstalter hat in erster Linie zu versuchen, seine
Kosten selbst zu decken. Und gerade, wenn es dabei um Institutionen
geht, die keinesfalls am Hungertuch nagen, endet das Verständnis der
Allgemeinheit dort, wo ein Termin mit eindeutig missionarischer – und
damit staatsferner – Ausrichtung subventioniert werden soll.
Denn auch, wenn die Kirchen es gern so verkünden würden, stellt sich
solch ein Glaubensfest nicht mehr als eine Massenveranstaltung dar,
ist doch die Menge gar nicht mehr so religiös, wie es sich Bischöfe
und Priester wünschen. Insofern macht das Versteckspiel um finanzielle
Unterstützung es nicht einfacher, Veranstaltern und Stadt abzunehmen,
dass es sich tatsächlich um ein „offenes“ Zusammensein handelt, das
sich da in ein paar Wochen versammeln wird. Schließlich hat eine
Vielzahl von Menschen nicht darum gebeten, dass mitten im Sommer das
„Halleluja“ durch die Gassen tönt – und Konfessionslose vor Ort
scheinen nicht einmal zum Dialog angefragt worden zu sein.
Brisanz erhält der Umstand der Undurchsichtigkeit dadurch, dass man
sich in der Stadtverwaltung doch spätestens Transparenz auf die Fahnen
geschrieben
hatte,
als
ein
neuer
Oberbürgermeister
die
Bürgerbeteiligung zum großen Ziel erklärte. Von den Kirchen hingegen
erwarte ich nichts Anderes als Mauern mehr, hielten sie es doch noch
nie so wirklich mit Ehrlichkeit und Durchsichtigkeit. Und selbst, wenn
ich weiterhin verwundert bin, wie lautlos die Bürgerschaft ihr Geld
für Zwecke verschleudern lässt, die überhaupt nichts mit öffentlichen
Aufgaben zu tun haben, hoffe ich auf Vernunft, nur nicht vom 24 bis
26. Juni…
Dennis Riehle, Sprecher
Humanistische Alternative Bodensee (HABO)
Säkular-humanistischer Zusammenschluss