PDF-Datei, 3 MB - Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin

Arbeitswelt im Wandel
Ausgabe 2016
Zahlen – Daten – Fakten
Forschung
für Arbeit
und Gesundheit
2
Inhalt
4Vorwort
6 Arbeitsschutzsystem in Deutschland
7 Das deutsche Arbeitsschutzsystem
8 Erwerbstätigkeit in Zahlen
9Entwicklung der Erwerbstätigkeit in
Deutschland
10 Erwerbsbevölkerung in Deutschland
11Bevölkerung und Erwerbstätige nach
Altersgruppen in Deutschland
12Unfälle
13Entwicklung der Arbeits- und Wegeunfälle in
Deutschland
14Entwicklung der tödlichen Arbeitsunfälle
15Entwicklung der meldepflichtigen und
tödlichen Wegeunfälle
16Entwicklung der Arbeits- und
Wegeunfallrenten
18Berufskrankheiten
19Entwicklung der angezeigten und
anerkannten Berufskrankheiten und -renten
20Am häufigsten angezeigte Berufskrankheiten und Anerkennungen
21Entwicklung ausgewählter anerkannter
Berufskrankheiten
22Arbeitsbedingungen
23Arbeitsbedingungen:
Stehen, Zwangshaltung, schweres Heben
24Arbeitsbedingungen:
Schmutz, Umgebungsfaktoren
25Arbeitsbedingungen: Gefährliche Stoffe,
mikrobiologische Stoffe, Gase, Dämpfe,
Zigarettenrauch
26Arbeitsbedingungen: Arbeitsgestaltung
28Gesundheitliche Beschwerden
30 Vereinbarkeit von Familie und Beruf
31 Psychische Arbeitsbedingungen
32 Veränderungen im Arbeitsumfeld
34Arbeitszeit
36Arbeitszeit – vereinbarte und
tatsächliche Wochenarbeitszeit
38Arbeitsunfähigkeit
39Arbeitsunfähigkeit nach Wirtschaftszweigen
40 Arbeitsunfähigkeit nach Altersgruppen
41Verteilung der Arbeitsunfähigkeitstage nach
Diagnosegruppen
42Arbeitsunfähigkeitstage nach Diagnose­
gruppen – Frauen und Männer im Vergleich
43Die volkswirtschaftlichen Kosten der
Arbeitsunfähigkeit
44Kosten der Arbeitsunfähigkeit nach
Wirtschaftszweigen
46Kosten der Arbeitsunfähigkeit nach
Diagnosegruppen
3
48Renten
49Renten wegen verminderter
Erwerbsfähigkeit
50Rentenzugangsalter
52 Demografischer Wandel
53Altersaufbau der Bevölkerung
in Deutschland
54 Demografischer Wandel in Deutschland
55Anteil der Erwerbstätigen unter den
55- bis 65-Jährigen im internationalen
Vergleich
56 Gewünschte und erlebte Arbeitsqualität
57 BMAS-Befragung zur Qualität der Arbeit
58 Wichtigkeit von Arbeitsaspekten 2013
59 Wichtigkeit von Arbeitsaspekten 2004
60 Faktoren guter Arbeitsqualität
61 Drei Stufen der Arbeitsqualität
62Gesundheitszustand nach
unterschiedlichen Arbeitsbedingungen
63Absicht, die Arbeitsstelle aufzugeben
nach unterschiedlichen Arbeitsbedingungen
64Arbeiten unter besonders guten
Bedingungen
66Gefährdungsbeurteilung
70GDA-Betriebsbefragung
71Gefährdungsbeurteilungen nach
Betriebsgröße
72Gründe für nicht durchgeführte
Gefährdungsbeurteilungen
73 Aspekte der Gefährdungsbeurteilungen
74Begriffserklärungen
78Literatur
79Links
80Impressum
4
Vorwort
5
Wichtige Trends zu Sicherheit und Gesundheit
Die Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit
soll mit diesem kleinen Heft zum Nachschlagen
nicht auf Zahlen und Kurven reduziert werden.
Doch bieten Zahlen, Daten und Fakten einen
schnellen Einstieg in viele Themen: Man erkennt
Trends, sieht Schwerpunkte und stellt Zusammenhänge her. Mit „Arbeitswelt im Wandel“ werden
in kompakter Weise wichtige Aspekte unserer
heutigen Arbeitswelt fokussiert. Die Bundesanstalt
für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin verfolgt
damit verschiedene Ziele. Für die Praktiker des
Arbeitsschutzes werden Fakten und Entwicklungen kurz und knapp nachgezeichnet. Das hilft
bei der schnellen Suche nach überzeugenden
Argumenten ebenso wie beim Nachdenken über
zukünftige Entwicklungen im eigenen Betrieb.
Für die interessierte Öffentlichkeit bietet diese
Broschüre viel Wissenswertes über das in­
zwischen recht weite Feld des Arbeitsschutzes.
Zwar gilt es nach wie vor, Unfälle und Berufskrankheiten zu vermeiden, doch ist der Ansatz des
Arbeitsschutzes in den letzten Jahren deutlich
breiter geworden. Die Zusammenhänge zwischen
den Arbeitsbedingungen und moderner Technik
werden ebenso betrachtet wie das soziale Zusammenleben der Menschen im Betrieb oder die
ökonomische Seite sicherer Arbeit. Wir wissen:
Themen wie der demografische Wandel der
Gesellschaft haben unmittelbare Auswirkungen
auf unsere Arbeit und fordern uns zum Handeln
heraus. „Arbeitswelt im Wandel“ versucht,
schlaglichtartig einige dieser Phänomene zu
beleuchten und will insofern Anregungen liefern,
sich mit Trends zu Sicherheit und Gesundheit in
unserer Arbeitswelt intensiver zu beschäftigen.
6
Arbeitsschutzsystem in Deutschland
Das deutsche Arbeitsschutzsystem
Das Zwei-Säulen-Modell
Arbeitsschutzsystem
der Bundesrepublik Deutschland
Staatliches Arbeitsschutzrecht
der Bundesrepublik Deutschland
und der 16 Länder
Verordnungen und
Richtlinien der EU
ILO-Übereinkommen
Autonomes Arbeitsschutzrecht
der Unfallversicherungsträger
Rechtsetzung Bund und Länder:
Rechtsetzung (nur nach Bedarfsprüfung)
Gesetze, Verordnungen,
Regeln staatlicher Ausschüsse
Unfallverhütungsvorschriften mit
Genehmigung durch Bund und Länder
Beratung / Überwachung
Beratung / Überwachung
der Einhaltung der staatlichen Vorschriften
durch Staatliche Gewerbeaufsicht
bzw. Staatliche Ämter für Arbeitsschutz
der Einhaltung
der Unfallverhütungsvorschriften
durch Technische Aufsichtsdienste
Zusammenarbeit in der Gemeinsamen
Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA)
Nationale Arbeitsschutz-Konferenz (NAK)
Der Arbeitsschutz ruht in Deutschland auf zwei
Säulen. Die staatliche Arbeitsschutzaufsicht der
Länder kontrolliert branchenübergreifend die
Ein­haltung der staatlichen Rechtsvorschriften.
Die Unfallversicherungsträger, also die Berufs­
genossenschaften und Unfallkassen, orientieren
sich in ihrer Rechtsetzung, Überwachung und
Präven­tionsarbeit an ihren jeweiligen Branchen.
Um das Ziel, die Sicherheit und die Gesundheit
der Beschäftigten bei der Arbeit zu erhalten, zu
verbessern und zu fördern, haben der Bund, die
Länder und die Unfallversicherungsträger die
Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie
(GDA) beschlossen. In dieser werden Arbeitsschutzziele festgelegt, die kooperativ und arbeits­­
teilig umgesetzt werden.
Quelle: Suga 2014, S. 19
7
8
Erwerbstätigkeit in Zahlen
Für die Beschreibung der Erwerbstätigen werden ausschließlich die Zahlen des Statistischen Bundesamtes verwendet. Das Statistische Bundesamt befragt jährlich im Rahmen des Mikrozensus
1 % der Bevölkerung in Deutschland – für die Befragten besteht eine Auskunftspflicht. Hochrechnungen auf die Gesamtbevölkerung werden dabei auf der Grundlage sogenannter Bevölkerungseckzahlen erstellt, für die Daten des zuletzt durchgeführten Zensus („Volkszählung“) verwendet
werden. Diese Bevölkerungseckzahlen werden jährlich in der sogenannten Bevölkerungsfortschreibung aktualisiert und bei dem jeweiligen Mikrozensus benutzt. Für die Jahre 2011 – 2014
wurden die Ergebnisse der Mikrozensen auf der Grundlage des Zensus 2011 neu berechnet. Daher
werden im vorliegenden Bericht absolute Zeitreihen auf Basis des Mikrozensus ab 2011 dargestellt.
Entwicklung der Erwerbstätigkeit in Deutschland
Tendenz steigend
Erwerbstätige in Mio.
Auch auf Grundlage des Zensus 2011 steigen die
Erwerbstätigenzahlen kontinuierlich an.
38,9
39,2
39,6
39,9
2011
2012
2013
2014
Quelle: Suga 2014, S. 17
9
10
Erwerbsbevölkerung in Deutschland
Die meisten sind abhängig beschäftigt
39,9 Mio. Menschen waren 2014 erwerbstätig.
Die große Mehrheit von ihnen (89 %) arbeitete in
einem abhängigen Beschäftigungsverhältnis.
Bevölkerung
Gesamt
80,9
davon
Beteiligte am Erwerbsleben
Erwerbspersonen 42,0
Nichterwerbspersonen 38,9
davon
Stand des
Arbeitsverhältnisses
2,1 Erwerbslose
Erwerbstätige 39,9
davon
Beschäftigungsart
abhängig Beschäftigte 35,6
davon
1Auszubildende
in anerkannten kaufmännischen,
technischen und gewerblichen Ausbildungsberufen
Rundungsfehler
Quelle: Suga 2014, S. 16
Berufliche Stellung
Angestellte
24,1
Arbeiter
8,0
4,4 Selbstständige und
mithelfende Familienangehörige
1,5 Auszubildende 1
2,0 Beamte
Anzahl in Mio.
Bevölkerung und Erwerbstätige nach Altersgruppen in Deutschland
Frühzeitiger Ausstieg aus dem
Erwerbsleben
Alter
Anteil
Erwerbstätige
60 – 65
52 %
55 – 60
77 %
50 – 55
83 %
45 – 50
86 %
40 – 45
86 %
35 – 40
84 %
30 – 35
82 %
25 – 30
78 %
20 – 25
64%
15 – 20
26 %
Erwerbstätige
Bevölkerung
2,7
5,1
4,4
5,7
5,5
5,7
4,7
4,0
5,5
5,1
3,9
1,0
6,7
4,8
4,2
2,9
6,6
Der Anteil der Erwerbstätigen an der Bevölkerung –
begrenzt auf die Altersgruppe 15 bis unter
65 Jahren – liegt im Berichtsjahr bei 74 %.
Mit zunehmendem Alter geht dieser jedoch
deutlich zurück und liegt in der Altersstufe von
60 bis 65 Jahren nur noch bei 52 %.
5,0
4,5
4,0
Anzahl in Mio.
Quelle: Suga 2014, S.16
11
12
Unfälle
Unfallquoten
Um Unfallzahlen besser deuten und vergleichen zu können, berechnet man Unfallquoten. Dabei
setzt man die Unfallzahlen ins Verhältnis zur Zahl der dem Risiko ausgesetzten Personen. Für
Arbeitsunfälle benutzt man die statistische Rechengröße Vollarbeiter, die sich aus der insgesamt
im Jahr geleisteten Arbeitszeit ableiten lässt, für Wegeunfälle benutzt man hingegen die Zahl der
Versicherungsverhältnisse als Basis.
Laut der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) sind die nicht-tödlichen meldepflichtigen Unfalldaten im Jahr 2011 aufgrund der bei einigen Unfallversicherungsträgern der
öffentlichen Hand vorgenommenen Umstellung der Erfassung der Meldepflicht relativ unsicher.
Entwicklung der Arbeits- und Wegeunfälle in Deutschland
Unfallquoten sinken
23,7
23,9
24,8
26,0
27,4
25,8
28,3
28,1
28,3
28,4
29,5
31,4
35,6
37,2
40,0
41,3
42,2
42,0
43,1
48,2
Die Arbeitsunfallquote im Jahr 2014 liegt bei 23,7.
Die Wegeunfallquote liegt nun bei 3,55.
meldepflichtige Arbeitsunfälle
je 1.000 Vollarbeiter
1995
2000
2005
2010
3,55
3,85
3,70
4,08
4,91
3,96
3,95
3,76
4,42
4,40
4,44
4,72
5,13
5,28
5,26
5,58
5,65
5,40
5,89
6,07
meldepflichtige Wegeunfälle je 1.000
gewichtete Versicherungsverhältnisse
2014
Quelle: Suga 2014, S. 156 (Arbeitsunfälle),
S. 162 (Wegeunfälle)
13
Entwicklung der tödlichen Arbeitsunfälle
639
606
677
664
674
622
765
812
941
863
949
1.029
1.071
1.107
1.153
1.293
1.287
1.403
Im Jahr 2014 kamen 639 Personen bei einem
Arbeitsunfall ums Leben. Das sind 33 Personen
mehr als im Vorjahr.
1.523
Zahl der tödlichen Arbeitsunfälle steigt im
Seite 14
Vergleich zum Vorjahr
1.596
14
tödliche Arbeitsunfälle
Quelle: Suga 2014, S. 157
1995
2000
2005
2010
2014
Entwicklung der meldepflichtigen und tödlichen Wegeunfälle
1995
2000
2005
2014 war ein leichter Anstieg bei den tödlichen
Wegeunfällen zu verzeichnen. Die meldepflichtigen
Wegeunfälle sanken wieder unter das Niveau von
2012 auf 176.443 Fälle.
2010
176.443
332
187.971
326
178.661
403
400
190.784
226.554
373
181.232
375
179.191
478
169.691
521
193.983
555
187.830
572
190.876
575
202.745
695
223.304
686
234.115
767
235.117
820
248.324
855
249.484
810
239.970
885
260.192
842
942
268.732
Tödliche Wegeunfälle leicht gestiegen
2014
meldepflichtige Wegeunfälle
tödliche Wegeunfälle
Quelle: Suga 2014, S. 162
15
Entwicklung der Arbeits- und Wegeunfallrenten
Rückgang der neuen Arbeitsunfallrenten
Quelle: Suga 2014, S. 157 (Arbeitsunfallrenten),
S. 162 (Wegeunfallrenten)
1995
2000
17.403
16.7 75
5.534
5.217
16.331
17.634
6.034
2010
5.057
18.342
6.144
19.018
20.627
5.768
6.035
21.315
22.941
7.291
2005
6.283
23.886
24.954
7.414
26.817
7.888
29.201
28.278
7.835
7.124
neue Wegeunfallrenten
7.700
30.834
8.254
34.811
33.001
8.836
10.148
9.234
neue Arbeitsunfallrenten
12.172
38.393
46.341
Weiterhin sind rückläufige Zahlen bei den neuen
Arbeitsunfallrenten (16.331) und
Wegeunfallrenten (5.057) zu verzeichnen.
46.338
Seite 16
11.298
16
2014
18
Berufskrankheiten
Entwicklung der angezeigten und anerkannten Berufskrankheiten und -renten
Steigende Tendenz
Fälle in Tsd.
Im Jahr 2014 stiegen die Anzeigen auf Verdacht
einer Berufskrankheit (75.102), die anerkannten
Berufskrankheiten (16.969) und die neuen
Berufskrankheitenrenten (5.277).
120
100
Anzeigen auf Verdacht einer Berufskrankheit
80
75.102
60
40
Anerkannte Berufskrankheiten
20
16.969
Neue Berufskrankheitenrenten
5.277
0
1991
1995
2000
2005
2010
2014
Quelle: Suga 2014, S. 166
19
20
Am häufigsten angezeigte Berufskrankheiten und Anerkennungen
Hauterkrankungen und LärmschwerhörigSeite 20
keit stehen nach wie vor an der Spitze
Die meisten Verdachtsanzeigen gingen 2014
zu Hauterkrankungen (24.438) und
Lärm­­­schwer­hörigkeit (12.153) ein. Bei den
an­erkannten Fällen steht nach wie vor die
Lärm­schwerhörigkeit (6.649) an der Spitze,
gefolgt von der Asbestose (1.967).
Hauterkrankungen
(BK-Nr. 5101)
Lendenwirbelsäule, Heben
und Tragen (BK-Nr. 2108)
Lungen-/ Kehlkopf krebs, Asbest
(BK-Nr. 4104)
Atemwegserkrankungen,
allergisch (BK-Nr. 4301)
Infektionskrankheiten
(BK-Nr. 3101)
Anerkennungen
Quelle: Suga 2014, S.38
12.153
Lärmschwerhörigkeit
(BK-Nr. 2301)
Asbestose
(BK-Nr. 4103)
Verdachtsanzeigen
24.438
571
Atemwegserkrankungen, chem.irritativ/toxisch (BK-Nr. 4302)
Silikose
(BK-Nr. 4101)
6.649
5.410
381
4.343
4079
834
3.602
3636
1.967
1.976
409
1.796
814
1.644
181
1.463
759
Entwicklung ausgewählter anerkannter Berufskrankheiten
Asbest-Folgen
Anerkennungen
2.500
2.000
1.967
Die Zahl der Anerkennungen bei Asbestose steigt
auf 1.967. Bei den Berufskrankheiten Lungen-/
Kehlkopfkrebs, Asbest (834) und Mesotheliom,
Asbest (1.048) war 2014 ein leichter Anstieg zu
verzeichnen.
Asbestose (BK-Nr. 4103)
1.500
Lungen-/Kehlkopf krebs, Asbest (BK-Nr. 4104)
1048
1.000
834
500
Mesotheliom, Asbest (BK-Nr. 4105)
0
1995
2000
2005
2010
2014
Quelle: Suga 2014, S. 167f.
21
22
Arbeitsbedingungen
So beschreiben Beschäftigte ihren Arbeitsplatz
Zahlen zu Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten lassen nur bedingt Schlussfolgerungen in Bezug
auf Arbeitsbedingungen zu. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin hat daher
gemeinsam mit dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB) 2011/2012 eine Repräsen­
tativbefragung von 20.036 Erwerbs­tätigen durchgeführt. Die Datensammlung wurde von TNS
Infra­
test Sozialforschung, München, im Rahmen einer telefonischen, computerunterstützten
Befragung von Oktober 2011 bis März 2012 durchgeführt. Gefragt wurde u. a., wie häufig aus­
gewählte physische und psychische Belastungen auftreten und wie diese von den Beschäftigten
subjektiv empfunden werden.
www.baua.de/arbeitsbedingungen
Arbeitsbedingungen: Stehen, Zwangshaltung, schweres Heben
Arbeiten unter erschwerten Bedingungen
Arbeitsbedingungen
15,7
Männer
40,7
Arbeiten im Stehen
Frauen
Arbeiten unter
Zwangshaltung
Heben, Tragen
schwerer Lasten
> 10 kg (Frauen),
> 20 kg (Männer)
Männer
Frauen
Männer
Frauen
14,8
8,9
7,9
33,8
10,3
6,2
11,7
13,5
12,4
8,3
56,4 % der Männer arbeiten im Stehen. 40,7 %
der Männer empfinden das Arbeiten im Stehen
nicht als belastend. 15,7 % der Männer finden das
Arbeiten im Stehen jedoch subjektiv belastend.
14,8 % der Frauen arbeiten im Stehen und fühlen
sich dadurch belastet.
Im Vergleich zum Arbeiten im Stehen werden
das Heben und Tragen schwerer Lasten und das
Arbeiten in Zwangshaltungen (gebückt, über Kopf,
im Knien usw.) weniger häufig genannt. Viele
Betroffene fühlen sich allerdings durch diese
Arbeitsbedingungen belastet.
belastend
nicht belastend
Alle Angaben in Prozent, nur Erwerbstätige in Vollzeit
Bei den Antworten waren Mehrfachnennungen möglich
Quelle: BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2012
23
24
Arbeitsbedingungen: Schmutz, Umgebungsfaktoren
Ungünstige Arbeitsumgebungen belasten
Seite 24
Männer berichten deutlich häufiger als Frauen,
mit Öl, Fett, Schmutz und Dreck (23,4 % / 9,1 %),
unter ungünstigen klimatischen Bedingungen
(26,2 % / 13,1 %) oder unter Lärm zu arbeiten
(31,3 % / 19,3 %). Der überwiegende Teil der
betroffenen Frauen fühlt sich durch ungünstige
klimatische Bedingungen, falsch beleuchtete
Arbeitsplätze oder Lärm belastet.
Arbeitsbedingungen
Öl, Fett,
Schmutz, Dreck
Kälte, Hitze, Nässe,
Feuchtigkeit, Zugluft
Grelles Licht,
schlechte Beleuchtung
belastend
Männer
Frauen
6,8
2,6
16,6
6,5
13,3
Männer
Frauen
8,3
Männer
5,4
Frauen
5,6
12,9
4,8
4,7
3,0
nicht belastend
Männer
Alle Angaben in Prozent, nur Erwerbstätige in Vollzeit
Bei den Antworten waren Mehrfachnennungen möglich
Quelle: BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2012
13,9
17,4
Arbeit unter Lärm
Frauen
12,6
6,7
Arbeitsbedingungen: Gefährliche Stoffe, mikrobiologische Stoffe, Gase, Dämpfe, Zigarettenrauch
Ausreichend geschützt?
13,6 % der Männer und 7,9 % der Frauen gehen
häufig mit gefährlichen Stoffen um. Bei dem
Umgang mit mikrobiologischen Stoffen kehrt sich
dieses Verhältnis in etwa um. 16,5 % der Männer
und 9,2 % der Frauen sind bei der Arbeit von Rauch,
Gasen, Staub oder Dämpfen betroffen. Bei beiden
Geschlechtern fühlt sich der überwiegende Teil
davon auch belastet. Männer berichten erheblich
häufiger als Frauen von Zigarettenrauch am Arbeitsplatz, wobei insbesondere bei den Männern nur
eine Minderheit der Betroffenen dieses auch als
Belastung empfindet.
Arbeitsbedingungen
Umgang mit
gefährlichen Stoffen
Umgang mit
mikrobiologischen
Stoffen
Rauch, Gase,
Staub, Dämpfe
Männer
Frauen
Männer
3,5
10,1
2,4
5,5
4,1
1,6
Frauen
5,0
Männer
9,2
9,4
Frauen
4,9
7,1
4,3
belastend
nicht belastend
3,4
Männer
16,8
Zigarettenrauch
Frauen
1,5
4,2
Alle Angaben in Prozent, nur Erwerbstätige in Vollzeit
Bei den Antworten waren Mehrfachnennungen möglich
Quelle: BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2012
25
26
Arbeitsbedingungen: Arbeitsgestaltung
Monotone Arbeitsanforderungen
Seite 26
Ungefähr ein Viertel der Befragten gibt bei beiden
Geschlechtern an, dass bei der Arbeit häufig die
Arbeitsdurchführung bis in alle Einzelheiten
vorgeschrieben ist. 52,2 % der Frauen und 43,0 %
der Männer berichten von ständig wiederkehrenden Arbeitsvorgängen. Der überwiegende Teil der
Betroffenen fühlt sich davon nicht belastet.
Arbeitsbedingungen
Arbeitsdurchführung
in allen Einzelheiten
vorgeschrieben
Ständig wiederkehrende
Arbeitsvorgänge
Stückzahl, Leistung
oder Zeit vorgegeben
belastend
nicht belastend
Alle Angaben in Prozent, nur Erwerbstätige in Vollzeit
Bei den Antworten waren Mehrfachnennungen möglich
Quelle: BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2012
Männer
Frauen
Männer
Frauen
8,4
16,7
10,0
15,2
7,7
35,3
10,0
42,2
Männer
14,4
Frauen
15,0
17,5
13,7
27
Psychische Arbeitsanforderungen
Arbeitsbedingungen
Starker Termin- und
Leistungsdruck
Männer
Frauen
Sehr schnell arbeiten
Männer
Frauen
Verschiedenartige
Arbeiten gleichzeitig
betreuen
Männer
Frauen
Bei der Arbeit gestört,
unterbrochen
Männer
Frauen
Nicht Erlerntes/
Beherrschtes wird
verlangt
Männer
Frauen
3,0 5,4
Konfrontation mit
neuen Aufgaben
Männer
Frauen
6,9
Arbeiten an der Grenze
der Leistungsfähigkeit
Männer
Frauen
Kleine Fehler – große
finanzielle Verluste
Männer
Frauen
34,8
21,6
38,4
16,8
17,5
20,5
22,4
22,5
15,9
42,2
22,6
45,2
24,7
17,0
31,3
21,0
4,0 3,5
38,6
7,5
31,6
11,5
9,0
4,1
13,1
6,6
belastend
nicht belastend
5,8
16,3
5,4
Viele Erwerbstätige sind von Multitasking, starkem
Termin- und Leistungsdruck sowie von Störungen
bzw. Unterbrechungen bei der Arbeit betroffen.
Dabei sind starker Termin- und Leistungs­druck
und Störungen bzw. Unterbrechungen bei der
Arbeit Bedingungen, welche überwiegend als
bel­astend wahrgenommen werden. Die Erwerbs­
tätigenumfrage zeigt aber auch: Männer werden
im Vergleich mit Frauen häufiger mit neuen
Aufgaben konfrontiert und geben häufiger an,
dass bereits kleine Fehler größere finanzielle
Verluste zur Folge haben können.
Alle Angaben in Prozent, nur Erwerbstätige in Vollzeit
Bei den Antworten waren Mehrfachnennungen möglich
Quelle: BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2012
28
Gesundheitliche Beschwerden
Schmerzender Rücken und Nacken
Seite 28
Die Erwerbstätigenumfrage zeigt, dass Rücken­
leiden nach wie vor zu den häufigsten Beschwerden
zählen. In der aktuellen Befragung wurde nach
Schmerzen gefragt, die in den letzten 12 Monaten
während der Arbeit bzw. an Arbeits­tagen auf­
getreten sind. Dabei werden Schmerzen im
Nacken- und Schulterbereich erheblich häufiger
von Frauen (63,5 %) als von Männern (39,7 %)
genannt. Schmerzen im unteren Rücken
(Kreuzschmerzen) geben 51,4 % der Frauen und
44,0 % der Männer an.
in Behandlung
nicht in Behandlung
Alle Angaben in Prozent, nur Erwerbstätige in Vollzeit
Bei den Antworten waren Mehrfachnennungen möglich
Quelle: BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2012
Beschwerden
Schmerzen im unteren
Rücken (Kreuzschmerzen)
Männer
Frauen
Schmerzen im Nacken-/
Schulterbereich
Männer
Frauen
Schmerzen in den Armen
Männer
Frauen
Schmerzen in den Händen
Männer
Frauen
4,2
Schmerzen in den Hüften
Männer
Frauen
4,8
5,7
Schmerzen in den Knien
Männer
Frauen
Geschwollene Beine
Männer
Frauen
5,2
Schmerzen in den
Beinen, Füßen
Männer
Frauen
5,4
7,1
Kopfschmerzen
Männer
Frauen
6,3
Herzschmerzen, Stiche,
Engegefühle in der Brust
Männer
Frauen
23,3
20,7
27,8
23,6
18,2
21,5
34,4
7,1
29,1
12,6
10,9
12,7
9,7
7,9
10,9
6,6
5,7
8,9
7,9
15,3
10,8
2,0 4,3
11,2
12,8
14,4
22,3
14,3
4,0 3,3
4,3 4,2
31,0
29
Allgemeine Müdigkeit, Mattigkeit und
Erschöpfung weit verbreitet
Beschwerden
2,3 1,7
2,4 1,6
Atemnot
Männer
Frauen
Husten
Männer
Frauen
6,3
Laufen der Nase/Niesreiz
Männer
Frauen
6,8
Augen: Brennen, Schmerzen,
Rötung, Jucken, Tränen
Männer
Frauen
5,9
Hautreizung, Juckreiz
Männer
Frauen
3,7
4,5
Nächtliche Schlafstörung
Männer
Frauen
4,9
Allgemeine Müdigkeit,
Mattigkeit und Erschöpfung
Männer
Frauen
6,3
Magen-, Verdauungsbeschwerden
Männer
Frauen
6,9
Körperliche Erschöpfung
Männer
Frauen
Emotionale Erschöpfung
Männer
Frauen
Neben Rückenleiden klagt ein großer Teil der
Beschäftigten über allgemeine Müdigkeit,
Mattigkeit und Erschöpfung. Frauen nennen
diese Beschwerden deutlich häufiger als Männer
(54,5 % / 43,9 %).
9,5
7,7
9,7
16,0
15,1
9,9
11,9
10,9
15,1
6,7
5,8
19,6
9,0
23,9
37,6
12,7
41,8
in Behandlung
6,0
10,3
8,1
nicht in Behandlung
5,0
28,8
10,0
3,6
32,2
17,7
8,2
24,3
Alle Angaben in Prozent, nur Erwerbstätige in Vollzeit
Bei den Antworten waren Mehrfachnennungen möglich
Quelle: BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2012
Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Seite 30
72,0
Gelingt es, bei der Arbeitszeitplanung auf ihre familiären und privaten Interessen Rücksicht zu nehmen?
69,6
40,4
51,7
Alle Angaben in Prozent
Quelle: BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2012
24,2
8,4
nie
8,0
manchmal
Vollzeit
Teilzeit
Männer
3,9
22,0
häufig
7,9
Erwerbstätige Frauen in Teilzeit geben am häufigsten an (72,0 %), bei der Arbeitszeitplanung auf
ihre familiären und privaten Interessen Rücksicht
nehmen zu können. Bei beiden Geschlechtern
gelingt es rund der Hälfte der Vollzeit-Erwerbstätigen, häufig bei der Arbeitszeitplanung familiäre
und private Interessen zu berücksichtigen.
54,7
Berücksichtigung privater Interessen
37,3
30
Vollzeit
Teilzeit
Frauen
Psychische Arbeitsbedingungen
Vergleichbare Anforderungen
Eigene Arbeit selbst planen
und einteilen
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Einfluss auf die Arbeitsmenge
Arbeit belastet gefühlsmäßig
Eigene Entscheidung,
wann Pause
Gefühl, dass Tätigkeit
wichtig ist
Nicht rechtzeitig über
Entscheidungen/ Veränderungen/Pläne informiert
Nicht alle notwendigen
Informationen
Ohne Berufsabschluss
Teil einer Gemeinschaft
am Arbeitsplatz
Betriebl., schul. Ausbildung
Gute Zusammenarbeit
mit Kollegen
Meister-, Technikerabschluss u. ä.
Fachhochschule, Universität
Hilfe/Unterstützung
von Kollegen
Hilfe/Unterstützung von
Vorgesetzten
Die Kurven zeigen, wie die Befragten – in Abhängig­­keit von ihrer Qualifikation – ihre psychischen
Arbeitsbedingungen einschätzen. Vergleicht man
den Verlauf der Kurven, zeigen sich einige Unterschiede. Höher Qualifizierte verfügen meist über
mehr Planungskompetenz in Bezug auf ihre
Arbeit. Sie haben eher das Gefühl, dass ihre Arbeit
wichtig ist. Zudem ist für sie die Zusammenarbeit
mit den Kollegen meist besser.
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Alle Angaben in Prozent
Quelle: BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2012
31
32
Veränderungen im Arbeitsumfeld
Stetiger Wandel
Seite 32
Die Grafik zeigt, dass Veränderungen heute zur
täglichen Arbeit mit dazugehören. Etwa die Hälfte
der Akademiker hat in den letzten zwei Jahren
vor der Umfrage vollkommen neue Computer­­pro­gramme erhalten oder war von Umorganisa­
tionen betroffen. Ähnliches gilt auch für Meister
und Techniker.
Neue Fertigungs- oder
Verfahrenstechnologien
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Neue Computerprogramme
(keine neuen Programmversionen)
Neue Maschinen oder Anlagen
Neue oder deutlich veränderte
Produkte/Werkstoffe
Neue oder deutlich
veränderte Dienstleistungen
Umstrukturierungen/
Umorganisationen
Ohne Berufsabschluss
Betriebl., schul. Ausbildung
Meister-, Technikerabschluss u. ä.
Fachhochschule, Universität
Alle Angaben in Prozent
Quelle: BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2012
Stellen abgebaut
oder Entlassungen
Vermehrt freie Mitarbeiter,
Aushilfen, Praktikanten, etc.
Neuer direkter Vorgesetzter
33
Stress und Arbeitsdruck sowie fachliche
Anforderungen
Stress und Arbeitsdruck
Ohne Berufsabschluss
12,1
Betriebliche, schulische
Ausbildung
7,1
Meister-, Technikerabschluss u. ä.
6,1
Fachhochschule,
Universität
7,3
58,6
50,5
29,2
42,4
46,9
47,0
50,1
42,6
Fachliche Anforderungen
Ohne Berufsabschluss
Betriebliche, schulische
Ausbildung
Meister-, Technikerabschluss u. ä.
Fachhochschule,
Universität
4,1
63,2
52,1
32,7
46,1
1,8
42,4
56,8
0,8
48,1
1,4
Fast die Hälfte der Meister und Techniker gibt an,
dass Stress und Arbeitsdruck in den letzten zwei
Jahren vor der Umfrage zugenommen haben.
Für den gleichen Zeitraum berichtet diese Gruppe
ebenfalls am häufigsten von einer Zunahme der
fachlichen Anforderungen der Arbeit. Deutlich
seltener sind dagegen Erwerbstätige ohne Beruf­s­
abschluss von einer Zunahme der fachlichen
Anforderungen in den vergangenen zwei Jahren
vor der Befragung betroffen.
50,5
abgenommen
gleichgeblieben
zugenommen
Alle Angaben in Prozent
Quelle: BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2012
34
Arbeitszeit
Arbeitszeit
26,2
22,9
Viele Beschäftigte arbeiten – ständig bzw. regelmäßig – unter besonderen zeitlichen Arbeitsbedingungen. Das Diagramm zeigt, in welchem
Ausmaß abends, nachts, samstags,
an Sonn- und Feiertagen und/oder in Schichten
gearbeitet wird.
9,4
12,3
14,4
13,8
13,3
13,7
15,5
17,2
21,5
23,7
24,6
26,1
Besondere zeitliche Arbeitsbedingungen
6,2
Gesamt
Männer
Frauen
Schichtarbeit
Samstagsarbeit
Sonn- und/oder
Feiertagsarbeit
Nachtarbeit
Abendarbeit
Alle Angaben in Prozent
Quelle: Suga 2014, S. 170
35
36
Arbeitszeit – vereinbarte und tatsächliche Wochenarbeitszeit
Mehr Arbeit als vereinbart
Seite 36
Die Erwerbstätigenbefragung ergab, dass die
Arbeitsverträge der abhängig Beschäftigten
Arbeitszeiten von zum Teil 60 Stunden und mehr
pro Woche vorsehen. Vergleicht man die tat­säch­
liche Wochenarbeitszeit mit der vereinbarten
Wochenarbeitszeit, so zeigt sich, dass häufig
mehr als vertraglich vereinbart gearbeitet wird.
So sehen 38,5 % der Vereinbarungen Arbeitszeiten
zwischen 40 und 48 Stunden vor. Tatsächlich
arbeiten jedoch 47,5 % der Befragten 40 bis 48
Stunden pro Woche. 10,8 % geben sogar Arbeitszeiten zwischen 48 und 60 Stunden an – nach
den geschlossenen Arbeitsverträgen dürfte diese
Zahl nur bei 1,3 % liegen.
Nur Erwerbstätige mit Angabe der vertraglich vereinbarten und der tatsächlich geleisteten Arbeitszeit
Quelle: BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2012
vereinbarte Wochenarbeitszeit
1,3 %
tatsächlich geleistete Wochenarbeitszeit
3,3 %
0,3 %
6,1 %
7,8 %
10,8 %
16,7 %
19,1 %
38,5 %
47,5 %
33,1 %
10,0 – 19,9
40,0 – 47,9
20,0 – 34,9
48,0 – 59,9
35,0 – 39,9
≥ 60
15,6 %
38
Arbeitsunfähigkeit
GKV-Mitglieder
In die Statistik zur Arbeitsunfähigkeit und die Schätzungen der volkswirtschaftlichen Kosten
gehen Daten der Pflicht- und freiwilligen Mitglieder der Gesetzlichen Krankenversicherung
(GKV) mit Krankengeldanspruch ein. D. h. Rentner und mitversicherte Familienangehörige
werden hierbei nicht berücksichtigt.
Arbeitsunfähigkeit nach Wirtschaftszweigen
Im Durchschnitt 12 Krankheitstage je Fall
pro Jahr
66
15
Land-, Forstwirtschaft,
Fischerei
141
Produzierendes Gewerbe,
ohne Baugewerbe
12
116
Baugewerbe
13
110
Handel, Verkehr, Gastgewerbe
und Information
Finanzierung, Vermietung und
Unternehmensdienstleister
Öffentliche und private
Dienstleistungen
13
114
Im Durchschnitt aller Branchen waren die GKVMitglieder im Jahr 2014 je Fall 12 Tage krank
gemeldet, wobei auf einhundert GKV-Mitglieder
122 Krankmeldungen kamen.
Die meisten Krankmeldungen pro 100 GKVMitglieder wurden im produzierenden Gewerbe
(ohne Baugewerbe), gefolgt vom Dienstleistungsgewerbe, verzeichnet. Nach Arbeitsunfähigkeits­
tagen pro Fall führt die Land-, Forstwirtschaft und
Fischerei die Statistik mit 15 Tagen an.
10
123
12
Fälle je 100 GKV-Mitglieder
Tage je Fall
Durchschnitt
122
12
Quelle: Suga 2014, S. 52 (Fälle je 100 GKV-Mitglieder),
S. 53 (Tage je Fall), eigene Berechnungen
39
40
Arbeitsunfähigkeit nach Altersgruppen
Mehr AU-Tage mit steigendem Alter
Seite 40
Betrachtet man die Arbeitsunfähigkeitsdaten in
Abhängigkeit vom Alter, so zeigt sich, dass es in
den Gruppen der 15- bis 20-Jährigen und 20- bis
24-Jährigen mehr Fälle von Arbeitsunfähigkeit
pro 100 GKV-Mitglieder gibt als bei den 50- bis
64-Jährigen. Zum Teil erheblich niedriger liegen
hier die Altersklassen dazwischen. Allerdings
steigt die Zahl der AU-Tage kontinuierlich mit
zunehmendem Alter an.
Alter
15 – 20
20 – 25
173
5
148
6
114
25 – 30
8
106
30 – 35
9
109
35 – 40
11
113
40 – 45
12
117
45 – 50
14
126
50 – 55
16
138
55 – 60
18
129
60 – 65
Fälle je 100 GKV-Mitglieder
Tage je Fall
Quelle: Suga 2014, S. 50
≥ 65
Gesamt
22
43
25
123
12
Verteilung der Arbeitsunfähigkeitstage nach Diagnosegruppen
Muskel-Skeletterkrankungen verursachen
die meisten AU-Tage
AU-Tage nach Diagnosegruppen
Psychische und
Verhaltensstörungen
11,7 %
Sonstige Krankheiten
Verletzungen, Vergiftungen
und Unfälle
6,6 %
30,5 %
11,0 %
Muskel-Skeletterkrankungen, Psychische und
Verhaltensstörungen, Verletzungen, Vergiftungen
und Unfälle: Etwa die Hälfte aller Arbeitsunfähigkeitstage werden in diesen Diagnosegruppen
verzeichnet.
Krankheiten des
Kreislaufsystems
10,9 %
Krankheiten
des Atmungssystems
5,1 %
Krankheiten
des Verdauungssystems
24,3 %
Krankheiten des MuskelSkelett-Systems und
des Bindegewebes
Rundungsfehler
Quelle: Suga 2014, S. 107
41
42
Arbeitsunfähigkeitstage nach Diagnosegruppen – Frauen und Männer im Vergleich
Typisch Mann – typisch Frau?
Seite 42
Vergleicht man die Ursachen von Arbeits­
unfähigkeit bei Männern und Frauen, ergeben
sich unterschiedliche Muster. Besonders
auffallend sind die Unterschiede bei Verletzungen,
Vergiftungen und Unfällen (mehr AU-Tage bei
Männern) sowie bei psychischen und Verhaltens­
störungen (mehr AU-Tage bei Frauen).
AU-Tage nach Diagnosegruppen
Männer
Frauen
8,9 %
15,2 %
8,1 %
28,2 %
4,7 %
33,4 %
10,4 %
11,6 %
5,5 %
4,7 %
13,4 %
7,9 %
25,6 %
Krankheiten des Kreislaufsystems
Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems
und des Bindegewebes
Krankheiten des Atmungssystems
Verletzungen, Vergiftungen und Unfälle
Krankheiten des Verdauungssystems
Sonstige Krankheiten
Psychische und Verhaltensstörungen
Rundungsfehler
Quelle: Suga 2014, S. 107
22,6 %
Die volkswirtschaftlichen Kosten der Arbeitsunfähigkeit
Arbeitsunfähigkeit ist teuer
Schätzung der volkswirtschaftlichen Produktionsausfallkosten und der ausgefallenen
Bruttowertschöpfung durch Arbeitsunfähigkeit 2014
37.742 Tsd. Arbeitnehmer/-innen x 14,4 Arbeitsunfähigkeitstage
⇒ 543,4 Mio. Arbeitsunfähigkeitstage, beziehungsweise ausgefallene Erwerbsjahre:
1,5 Mio.
Schätzung der Produktionsausfallkosten anhand der Lohnkosten (Produktionsausfall)
1,5 Mio. ausgefallene Erwerbsjahre x 38.500 € durchschnittliches Arbeitnehmerentgelt 1
⇒ ausgefallene Produktion durch Arbeitsunfähigkeit:
⇒ Produktionsausfall je Arbeitnehmer/-in
⇒ Produktionsausfall je Arbeitsunfähigkeitstag:
⇒ Anteil am Bruttonationaleinkommen:
57 Mrd. €
1.519 €
105 €
2,0 %
Schätzung des Verlustes an Arbeitsproduktivität (Ausfall an Bruttowertschöpfung)
1,5 Mio. ausgefallene Erwerbsjahre x 60.300 € durchschnittliche Bruttowertschöpfung 1
⇒ ausgefallene Bruttowertschöpfung:
⇒ Ausfall an Bruttowertschöpfung je Arbeitnehmer/-in
⇒ Ausfall an Bruttowertschöpfung je Arbeitsunfähigkeitstag:
⇒ Anteil am Bruttonationaleinkommen:
90 Mrd. €
2.378 €
165 €
3,1 %
Die BAuA schätzt seit Jahren Kosten der Arbeitsunfähigkeit. 2014 fielen durch Arbeits­unfähigkeit
1,5 Millionen Erwerbsjahre aus. Multipliziert man
diese mit dem durchschnitt­lichen Arbeitnehmer­
entgelt, ergibt sich eine ausgefallene Produktion
von 57 Milliarden Euro. Berücksichtigt man, dass
jeder Beschäftigte durch seine Arbeit Werte
schafft, ist der Verlust noch höher zu veran­
schlagen: 90 Milliarden Euro betrug der Verlust an
Bruttowertschöpfung durch Arbeitsunfähigkeit im
Jahr 2014.
Die Schätzung basiert auf Arbeitsunfähigkeits­
daten von rund 30 Millionen GKV-Mitgliedern.
1Volkswirtschaftliche
Gesamtrechnung
(Statistisches Bundesamt)
Rundungsfehler
Quelle: Suga 2014, S. 43
43
44
Kosten der Arbeitsunfähigkeit nach Wirtschaftszweigen
Produktionsausfall und weniger
Wertschöpfung
Seite 44
Produzierendes Gewerbe, Baugewerbe sowie
öffentliche und private Dienstleister verzeichnen
die meisten Arbeitsunfähigkeitstage pro Arbeitnehmer. Aufgrund der hohen Arbeitnehmerzahlen
im Bereich öffentliche und private Dienstleistungen
fallen hier insgesamt am meisten Arbeitstage aus
(173,7 Mio.).
1
Klassifikation der Wirtschaftszweige,
Ausgabe 2008 (WZ 08)
Rundungsfehler
Quelle: Suga 2014, S. 44
Wirtschaftszweige 1
Arbeitnehmer/nehmer
iminnen
Inland
iminInland
Tsd.
in Tsd.
Arbeitsunfähigkeitstage
Tage pro
Arbeitnehmer/nehmer
in
Tage
in Mio.
Durchschnittliches
Arbeitnehmerentgelt in €
Durchschnittliche
Bruttowertschöpfung in €
Land-,
Land-, Forstwirtschaft,
Forstwirtschaft,
Fischerei
Fischerei
332
344
10,3
10,1
3,4
3,5
21.600
21.700
33.500
27.500
Produzierendes Gewerbe
Gewerbe
Produzierendes
ohne Baugewerbe
Baugewerbe
ohne
7.728
7.229
17,3
17,3
133,4
125,2
50.800
51.700
82.300
79.200
Baugewerbe
Baugewerbe
1.912
1.930
15,2
15,3
29,1
29,6
37.400
38.400
47.900
49.400
Handel, Verkehr,
Gastgewerbe
Handel,
Gastgewerbe
und Verkehr
und
Information
9.770
9.864
13,7
13,8
134,2
136,2
32.300
33.300
46.500
48.400
Finanzierung, Vermietung
Vermietung und
und
Finanzierung,
Unternehmensdienstleister
Unternehmensdienstleister
6.119
6.254
11,9
11,9
72,8
74,3
36.800
38.100
91.400
94.600
Öffentliche
entliche und
und private
private
Öff
Dienstleistungen
Dienstleistungen
11.963
12.121
14,2
14,3
170,1
173,7
34.600
35.500
43.100
44.400
45
Produktionsausfall
Wirtschaftszweige 1
Ausfall an Bruttowertschöpfung
Mrd. €
je
jeArbeitArbeitnehmer/-in
nehmer
in
in €€
pro
pro Arbeits
Arbeits-unfähigunfähigkeitstag
keitstag
in €
in €
Mrd. €
je
jeArbeitArbeitnehmer/-in
nehmer
in
in €€
pro
pro Arbeits
Arbeits-unfähigunfähigkeitstag
keitstag
in
in €
€
Land-, Forstwirtschaft,
Fischerei
0,2
609
600
59
60
0,3
945
761
92
75
Produzierendes Gewerbe
ohne Baugewerbe
18,6
17,7
2.402
2.453
139
142
30,1
27,2
3.892
3.758
225
217
Baugewerbe
3,0
3,1
1.557
1.614
102
105
3,8
4,0
1.994
2.077
131
135
Handel, Verkehr,
Gastgewerbe
Gastund
gewerbe
Verkehr
und Information
12,0
12,4
1.216
1.260
89
91
18,1
17,1
1.750
1.831
127
133
Finanzierung, Vermietung
und Unternehmensdienstleister
7,3
7,8
1.199
1.241
101
104
18,2
19,3
2.978
3.081
250
259
Öffentliche und private
Dienstleistungen
16,9
16,1
Im Bereich Finanzierung, Vermietung, Unternehmensdienstleister schlug jeder AU-Tag mit einem
Ausfall von 259 Euro Bruttowertschöpfung zu
Buche, im produzierenden Gewerbe waren es
dagegen 217 Euro. Beim Produktionsausfall war
das Verhältnis entsprechend umgekehrt.
1
Klassifikation
1.348
1.394
95
97
20,1
21,1
1.679
1.744
118
122
der Wirtschaftszweige,
Ausgabe 2008 (WZ 08)
Rundungsfehler
Quelle: Suga 2014, S. 44
46
Kosten der Arbeitsunfähigkeit nach Diagnosegruppen
Muskel-Skelett-Erkrankungen verursachen
die höchsten Kosten
Mit 13,2 Milliarden Euro Produktionsausfall und
20,8 Milliarden Euro Ausfall an Bruttowertschöpfung besteht bei Krankheiten des MuskelSkelett-Systems das größte Präventionspotenzial.
Die Diagnosegruppe „Psychische und Verhaltensstörungen“ folgt mit 13,1 Milliarden Euro Ausfall
an Bruttowertschöpfung und 8,3 Milliarden Euro
Produktionsausfallkosten.
Produktionsausfallkosten in Mrd. €
Gesamt 57,0 Mrd. €
8,3
16,5
13,1
3,4
26,0
5,3
6,9
5,8
3,0
13,2
10,9
9,2
4,7
20,8
Krankheiten des Kreislaufsystems
Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems
und des Bindegewebes
Krankheiten des Atmungssystems
Verletzungen, Vergiftungen und Unfälle
Krankheiten des Verdauungssystems
Sonstige Krankheiten
Psychische und Verhaltensstörungen
Rundungsfehler
Quelle: Suga 2014, S. 43
Ausfall an Bruttowertschöpfung in Mrd. €
Gesamt 90,0 Mrd. €
48
Renten
Renten wegen verminderter Erwerbsfähigkeit
Rückläufige Rentenzugänge
Rentenzugänge Männer
Rentenzugänge Frauen
12.512
2012
12.158
2013
11.645
2014
11.009
10.849
Im Jahr 2014 konnte bei Frauen und Männern ein
leichter Rückgang der Rentenzugänge wegen
verminderter Erwerbsfähigkeit verzeichnet
werden.
11.684
32.516
2012
41.944
32.268
2013
42.477
31.301
2014
41.671
12.234
2012
4.819
11.737
2013
4.821
11.509
2014
4.607
11.364
2012
10.976
10.880
2013
10.746
10.555
2014
10.497
Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems
und des Bindegewebes
Psychische und Verhaltensstörungen
Krankheiten des Kreislaufsystems
Neubildungen
Quelle: Suga 2014, S. 56
49
50
Rentenzugangsalter
Minimale Veränderungen bei
Rentenzugangsalter
Seite 50
Das durchschnittliche Zugangsalter lag im
Jahre 2014 bei den Altersrenten bei 64,0 Jahren
(Männer) bzw. 64,3 Jahren (Frauen).
Bei Erwerbsminderungsrenten lag das
durch­schnittliche Zugangsalter bei 51,7 Jahren
(Männer) bzw. 50,7 Jahren (Frauen).
Rente wegen Alters
Rente wegen verminderter Erwerbsfähigkeit
Quelle: Suga 2014, S. 56
Rentenzugänge Männer in Jahren
Rentenzugänge Frauen in Jahren
64,0
2012
63,9
64,1
2013
64,2
64,0
2014
64,3
51,4
2012
50,1
51,6
2013
50,4
51,7
2014
50,7
52
Demografischer Wandel
Altersauf bau der Bevölkerung in Deutschland
Pyramide im Wandel
Altersauf bau der Bevölkerung in Deutschland 1910 …
100
Alter in Jahren
90
80
Männer
Frauen
70
60
50
40
30
20
Tsd. Personen
10
Der Altersaufbau der Bevölkerung war zu Beginn
des 20. Jahrhunderts pyramidenförmig: Viele
Kinder und Jugendliche bildeten das breite
Fundament, mit zunehmendem Alter nahm die
Zahl der Menschen eines Jahrgangs relativ
gleichmäßig ab. Seit Anfang der 1970 er Jahre
veränderte sich jedoch die Alterspyramide.
Drastisch sinkende Geburtsraten haben ihr
Fundament verkleinert. Die Spitze wurde durch
die steigende Lebenserwartung immer breiter.
Für die Arbeitswelt bedeutet dies: schon in
wenigen Jahren wird es kaum noch möglich sein,
Belegschaften zu verjüngen, weil die jüngere
Generation nicht in dem benötigten Umfang
nachwächst. Das Durchschnittsalter der Beschäftigten in den Betrieben wird somit zwangsläufig
immer weiter ansteigen.
0
1000
750
500
250
0
0
250
500
750
1000
Quelle: Statistisches Bundesamt 2015
53
54
Demografischer Wandel in Deutschland
Von der Pyramide zum Pilz
Seite 54
Von der Pyramide zum Pilz: derzeitiger und
zukünftiger Altersaufbau der Bevölkerung in
Deutschland. Unter der Voraussetzung annähernd
gleichbleibender Geburtenraten und einem
kontinuierlichen Anstieg der Lebenserwartung
schätzt das Statistische Bundesamt den Alters­
aufbau der Bevölkerung für das Jahr 2060.
Je nach Höhe der Zuwanderung ergeben sich zwei
Varianten der Entwicklung.
Alter in Jahren
100
90
Männer
Frauen
80
70
60
50
31.12.2013
31.12.2013
40
30
Altersaufbau der Bevölkerung in Deutschland
am 31.12.2013 und am 31.12.2060
20
schwächere Zuwanderung
10
stärkere Zuwanderung
Quelle: Statistisches Bundesamt 2015
1000 750 500 250
0
0
Tsd. Personen
0
250 500 750 1000
Anteil der Erwerbstätigen unter den 55- bis 65-Jährigen im internationalen Vergleich
Im internationalen Vergleich
Island
83,6
Schweden
74,0
Norwegen
72,2
Schweiz
71,6
Japan
68,7
Deutschland
65,6
Estland
Dänemark
64,0
63,2
Vereinigte Staaten
61,3
Vereinigtes Königreich
61,0
Niederlande
Finnland
Dass der geringe Anteil von Erwerbstätigen in der
Gruppe der Älteren kein Naturgesetz ist, zeigt der
Vergleich mit anderen Industrienationen. Allerdings hat Deutschland in den letzen Jahren hier
Boden gut gemacht. Lag der Anteil der Erwerbs­­­täti­gen über 55 noch 2001 bei gerade einmal
37,9 %, ist die Erwerbstätigenquote der 55- bis
65-Jährigen 2014 zwischenzeitlich auf 65,6 %
gestiegen.
59,9
59,1
Alle Angaben in Prozent
Quelle: Eurostat, Erwerbstätigenquote älterer
Erwerbs­tätiger – insgesamt
Stand Januar 2016
55
56
Gewünschte und
erlebte Arbeitsqualität
Die repräsentative Studie „Gewünschte und erlebte Arbeitsqualität“ im Auftrag des Bundes­
ministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) stellt die Arbeitssituation in deutschen Unternehmen
aus Sicht der Beschäftigten dar. Die Ergebnisse sollen u.a. Erkenntnisse zur Verbesserung der
Arbeitsqualität liefern. Dazu wurden 5.004 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mit einer
Wochenarbeitszeit von mindestens zehn Stunden befragt. Die Erhebung wurde zwischen Februar
und Juni 2013 mittels computergestützter Telefoninterviews durchgeführt. Einige ausgewählte
Ergebnisse der Studie werden auf den folgenden Seiten dargestellt.
BMAS-Befragung zur Qualität der Arbeit
Ein direkter Ansatz zur Analyse gewünschter Arbeitsqualität
Zunächst konnten die Befragten insgesamt
16 zentrale Merkmale der Arbeit bewerten, darunter
die Sicherheit des Beschäftigungsverhältnisses, die
Zusammenarbeit mit Kollegen, die Führung ihres
Arbeitsbereichs, die angemessene Nutzung der
eigenen Fähigkeiten oder auch Anerkennung und
Wertschätzung im eigenen Betrieb. Für eine
Bewertung dieser Merkmale wurden die Befragten
jeweils um ihr Urteil gebeten, wie wichtig ihnen
persönlich diese einzelnen Aspekte bei ihrer Arbeit
sind. Im Anschluss wurde daraus die durchschnitt­
liche Wichtigkeit eines jeden Arbeitsaspektes für alle
Beschäftigten auf einer Skala von 0 (=sehr unwichtig)
bis 100 (=sehr wichtig) Punkten berechnet. Anhand
dieser Werte konnten den Aspekten dann Rangplätze
hinsichtlich ihrer Wichtigkeit für die Beschäftigten
zugewiesen werden (S. 58).
Wichtige Aspekte guter Arbeit im Jahr 2004
Bereits im Jahr 2004 wurde in einer ähnlichen Studie
nach Merkmalen guter Arbeit gefragt (INQA-Studie
„Was ist gute Arbeit? Anforderungen aus Sicht der
Erwerbstätigen“). Die Ergebnisse wurden 2006
veröffentlicht. Da jedoch die damalige Befragung
alle Erwerbstätigen (und damit nicht nur sozial­
versicherungspflichtig Beschäftigte) berücksichtigte,
sind Vergleiche zwischen den beiden Befragungen
nicht uneingeschränkt möglich. Aus diesem Grund
wurde bei der Darstellung der Wichtigkeit von
Merkmalen guter Arbeit 2004 (S. 59) die damalige
Untersuchung auf Arbeiter und Angestellte ab einer
Wochenarbeitszeit von mindestens zehn Stunden
eingeschränkt.
Weitergehende Analysen zur Arbeitsqualität
In der Studie wurde über die direkte Messung einzelner Wichtigkeitsaspekte hinaus die Qualität der Arbeit
weiter untersucht. In statistischen Analysen wurden
zunächst die wichtigsten sogenannten zufriedenheits-
und gesundheitsbezogenen Einflussfaktoren (z.B.
Verbundenheit mit Arbeitsplatz, Führungsqualität)
bestimmt. Auf Basis dieser Faktoren wurden für
die Beschäftigten Qualitätsstufen der Arbeit (gute,
mittlere, schlechte Arbeitsbedingungen) gebildet, je
nachdem wie viele Faktoren positiv bewertet wurden.
Dadurch konnte untersucht werden, ob sich die
einzelnen Qualitätsstufen z.B. hinsichtlich des
individuell bewerteten Gesundheitszustands
unterscheiden. Diese Broschüre stellt ausgewählte
Ergebnisse dazu ab S. 60 dar.
Weitere Informationen und Ergebnisse zur Befragung
können dem Abschlussbericht entnommen werden:
Nübling, M. et al. (2015): Gewünschte und erlebte
Arbeitsqualität. Abschlussbericht der repräsentativen
Befragung. Freiburg: Im Auftrag des Bundes­
ministeriums für Arbeit und Soziales, Nr. 456.
57
58
Wichtigkeit von Arbeitsaspekten 2013
Sicherheit des
Beschäftigungsverhältnisses an der Spitze
Ein gesichertes Beschäftigungsverhältnis ist für die
meisten Beschäftigten das wichtigste Merkmal ihrer
Arbeit. Auch ein unbefristetes Arbeitsverhältnis, die
Zusammenarbeit mit netten Leuten, eine gute
Entlohnung und gute Führung wurden von den
Befragten als sehr wichtig (mindestens 90 von
möglichen 100 Punkten) bewertet.
0 (= sehr unwichtig) bis 100 (= sehr wichtig) Punkte
Quelle: BMAS-Forschungsbericht, Gewünschte und
erlebte Arbeitsqualität, 2015
Arbeitsaspekte
mittlerer Punktwert
Sicherheit des Beschäftigungsverhältnisses
93
Unbefristetes Arbeitsverhältnis
92
Zusammenarbeit mit netten Leuten
91
Guter Lohn bzw. gutes Gehalt aus der Tätigkeit
91
Gute Führung des Arbeitsbereichs
90
Angemessene Nutzung von Fähigkeiten
89
Vereinbarkeit von Beruf und Familie bzw. Privatleben
87
Gute körperliche Arbeitsbedingungen
87
Entsprechung von Herausforderungen und eigenen Fähigkeiten
87
Anerkennung und Wertschätzung im Betrieb
87
Wichtigkeit von Arbeitsaspekten 2004
Merkmale guter Arbeit
Arbeitsaspekte
mittlerer Punktwert
94
Festes, verlässliches Einkommen
90
Sicherheit des Arbeitsplatzes
Behandlung als Mensch durch Vorgesetzte
86
Unbefristetes Arbeitsverhältnis
85
Arbeit soll Spaß machen
85
In der Befragung von 2004 wurden ähnliche
Aspekte abgefragt, jedoch nicht die Gleichen.
Die Befragung zeigt, dass von den Beschäftigten
bereits damals Aspekte des Gehalts, der Sicherheit und der Führung als besonders wichtig
eingestuft wurden. Ein sicheres Einkommen
wurde dabei als wichtigstes Merkmal angesehen.
Arbeiter/Angestellte ab 10 Wochenstunden
Anteil der Antworten „äußerst wichtig/sehr wichtig“
in Prozent
Quelle: Anhang zum BMAS-Forschungsbericht,
Gewünschte und erlebte Arbeitsqualität, 2015
59
60
Faktoren guter Arbeitsqualität
Identifikation besonders wichtiger Aspekte
Seite 60
Neben der direkten Abfrage von Wichtigkeitsaspekten
(S. 58) wurden mithilfe von statistischen Modellen
die zehn Faktoren ermittelt, die als besonders
wichtige zufriedenheits- und gesundheitsbezogene
Einflussfaktoren gelten.
Besonders wichtige zufriedenheits- und gesundheitsbezogene Einflussfaktoren
Verbundenheit mit dem Arbeitsplatz
Führungsqualität
Gemeinschaftsgefühl
Physische Anforderungen/Arbeitsumgebung
Vertrauen und Gerechtigkeit im Betrieb
Emotionale Anforderungen
Schwierigkeiten bei der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben
Mobbing/ungerechte Behandlung
Entwicklungsmöglichkeiten
Unsicherheit des Arbeitsplatzes
Quelle: BMAS-Forschungsbericht, Gewünschte und
erlebte Arbeitsqualität, 2015
Drei Stufen der Arbeitsqualität
Drei Stufen der Arbeitsqualität
30,3 %
22,3 %
47,3 %
Knappes Drittel mit guten
Arbeitsbedingungen
Anhand der zehn Einflussfaktoren (S. 60) und der
Zufriedenheit mit dem Einkommen lassen sich die
Befragten in drei Stufen mit besonders
schlechten, mittelmäßigen und besonders guten
Arbeitsbedingungen einteilen.
Dazu wird zunächst jeder der 11 Faktoren in zwei
gleichgroße Gruppen (d.h. jeweils 50 % mit
unter- und 50 % mit überdurchschnittlichen
Bewertungen) geteilt. Entscheidend für die
Stufenzuordnung ist dann, wie viele Faktoren
(0 – 3, 4 – 7, 8 – 11) überdurchschnittlich bewertet
wurden.
besonders schlechte Arbeitsbedingungen (0 – 3 Faktoren positiv)
mittelmäßige Arbeitsbedingungen (4 – 7 Faktoren positiv)
besonders gute Arbeitsbedingungen (8 – 11 Faktoren positiv)
Rundungsfehler
Quelle: BMAS-Forschungsbericht, Gewünschte und
erlebte Arbeitsqualität, 2015
61
62
Gesundheitszustand nach unterschiedlichen Arbeitsbedingungen
Bessere Bewertung mit höherer
Arbeitsqualität
Seite 62
Während gerade einmal 14 % der Beschäftigten mit
schlechten Arbeitsbedingungen ihren
Gesundheitszustand als sehr gut bewerten, sind es
bei den Beschäftigten mit besonders guten
Bedingungen 42 %.
Prozentualer Anteil der Befragten mit
sehr guter Bewertung des Gesundheitszustands
schlechte Arbeitsbedingungen
mittelmäßige Arbeitsbedingungen
gute Arbeitsbedingungen
Alle Angaben in Prozent
Quelle: BMAS-Forschungsbericht, Gewünschte und
erlebte Arbeitsqualität, 2015
14
27
42
Absicht, die Arbeitsstelle aufzugeben nach unterschiedlichen Arbeitsbedingungen
Mit höherer Arbeitsqualität seltenere
Gedanken an Aufgabe
Prozentualer Anteil der Befragten,
die mindestens einige Male im Monat daran
gedacht haben, die Arbeitsstelle aufzugeben
schlechte Arbeitsbedingungen
40
14
mittelmäßige Arbeitsbedingungen
gute Arbeitsbedingungen
40 % der Befragten mit schlechten Arbeits­
bedingungen haben in den letzten 12 Monaten
mindestens einige Male im Monat darüber
nachgedacht, ihre Arbeitsstelle zu verlassen.
Bei den Befragten mit guten Arbeitsbedingungen
sind es hingegen nur 3 %.
3
Alle Angaben in Prozent
Quelle: BMAS-Forschungsbericht, Gewünschte und
erlebte Arbeitsqualität, 2015
63
64
Arbeiten unter besonders guten Bedingungen
Bewertung nach verschiedenen
Arbeitszeiten
Seite 64
Die Grafik zeigt, welcher Anteil an Beschäftigten mit
der jeweiligen Wochenarbeitszeit unter besonders
guten Bedingungen arbeitet. Bei Teilzeitbeschäftigten
unter 15 Stunden beträgt dieser Anteil 41 % und
nimmt tendenziell mit längerer Wochenarbeitszeit ab.
Eine Ausnahme bildet die Gruppe der Beschäftigten
mit 50 Stunden und mehr.
Arbeitsstunden pro Woche
33
15 bis unter 35
31
35 bis 40
über 40 bis 50
50 und mehr
Alle Angaben in Prozent; Anteil Beschäftigter mit
besonders guten Arbeitsbedingungen
Quelle: BMAS-Forschungsbericht, Gewünschte und
erlebte Arbeitsqualität, 2015
41
unter 15
27
31
66
Gefährdungsbeurteilung
67
Jeder Arbeitgeber ist nach § 5 des Arbeitsschutz­
gesetzes verpflichtet, eine Gefährdungsbeurteilung in seinem Betrieb vorzunehmen. Statt für
jeden Arbeitsplatz bis ins Detail zu regeln, welche
Maßnahmen ergriffen werden müssen, wird
im Arbeitsschutzgesetz vom Arbeitgeber eine
Gefährdungsbeurteilung verlangt. Vor Beginn der
Arbeiten – und danach in regelmäßigen Abständen – müssen die Arbeitsbedingungen im Betrieb
auf Gefährdungen hin kontrolliert und bewertet
werden. Hierbei arbeiten die für die Sicherheit
zuständigen Personen (Fachkräfte für Arbeits­
sicherheit, Brandschutzbeauftragte, Arbeitsmediziner) zusammen. Auch der Betriebsrat muss in
die Gefährdungsbeurteilung einbezogen werden.
Ziel ist es, die Sicherheit und den Gesundheitsschutz der Beschäftigten bei der Arbeit durch
Maß­nahmen des Arbeitsschutzes zu sichern und
zu verbessern.
Bei den zu ermittelnden Gefährdungen muss
ganzheitlich gedacht werden. Dabei sind Fragen
der Arbeitsplatzgestaltung, der physikalischen,
biologischen und chemischen Einwirkungen
ebenso zu berücksichtigen, wie die Auswahl der
Arbeitsmittel. Aber auch Arbeits- und Fertigungsverfahren, Arbeitsabläufe und die Gestaltung
der Arbeitszeit stehen auf dem Prüfstand. Nicht
zuletzt müssen auch die psychischen Belastungen
der Beschäftigten untersucht und bewertet
werden.
Mit unserem Portal
www.gefaehrdungsbeurteilung.de richten wir uns
an Arbeitgeber und Arbeitsschutzfachleute. Wir
möchten Sie dabei unter­stützen, den Anforderungen des Arbeits­schutz­gesetzes gerecht zu werden
und Gefährdungsbeurteilungen rechtssicher und
praktikabel umzusetzen.
Eine Datenbank mit Handlungshilfen zur Ge­fähr­
dungsbeurteilung bietet Anwendern, die mit der
Gefährdungsbeurteilung schon vertraut sind,
einen schnellen Zugriff auf die Angebote von
qualifizierten Anbietern.
Unter www.baua.de/gefaehrdungsbeurteilung
finden Sie weitere Informationen zum Thema.
68
Gefährdungsbeurteilung
1. Aufgabenstellung
festlegen
2. Gefährdungen
ermitteln
Gefährdung
vorhanden
ja
nein
1. Aufgabenstellung festlegen
2. Gefährdungen ermitteln
–– Untersuchungseinheit festlegen, z. B. Arbeitsbereich,
arbeitsstättenbezogen
Tätigkeit, Personengruppen
–– Mitwirkende Personengruppen festlegen, z. B. Führungskräfte, Arbeitsmediziner, Sicherheitsfachkräfte, Spezialisten
–– Führungskräfte und Arbeitnehmer über Ziele und Vor­
gehensweisen informieren
–– Überprüfen der Arbeitsstätten, z. B. Allgemeinbeleuchtung, Heizung, Verkehrswege, Fluchtwege, Brandschutz, Fußboden
arbeitsplatz-, tätigkeits- bzw. berufsbezogen
–– Ermitteln, welche Arbeitsabläufe bzw. Tätigkeiten mit welchen Arbeitsstoffen und welchen Arbeitsmitteln in welchen
Arbeits­bereichen durchgeführt werden und welche Gefährdungen dabei auftreten
arbeitsmittelbezogen
–– Prüfen der vom Hersteller/Lieferer vorgesehenen Sicherheitsfunktionen bzw. Schutzeinrichtungen
–– Ermitteln, welche Gefährdungen bzw. Emissionen bei der Benutzung der Arbeitsmittel entstehen können
personenbezogen
–– Ermitteln, welche Personengruppen bzw. einzelnen Personen von welchen Gefährdungen betroffen sein können
–– Berücksichtigen besonders schutzbedürftiger Personen und individueller Leistungsvoraussetzungen
69
Gefährdungen erkennen – Maßnahmen ergreifen
3. Gefährdungen
bewerten
5. Maßnahmen
durchführen
4. Maßnahmen
festlegen
6. Wirksamkeit
der Maßnahmen
überprüfen
Maßnahmen
erfolgreich
ja
7. Gefährdungsbeurteilung
fortschreiben
nein
3. Gefährdungen bewerten
4. Maßnahmen festlegen
7. Gefährdungsbeurteilung fortschreiben
–– Vergleich mit normierten Schutzzielen, z. B. in Gesetzen,
–– Rangfolge der Schutzmaßnahmen gem. § 4 ArbSchG
–– Vorhandene Gefährdungen und Bewertungsergebnisse
Verordnungen, Vorschriften und Normen
zugrunde legen
–– Vergleich mit bewährten sicheren bzw. gesundheits­
gerechten Lösungen und Maßnahmen bzw. mit gesicherten
–– Festgelegte Maßnahmen
–– Ergebnisse der Wirksamkeitsüberprüfung
5. Maßnahmen durchführen
arbeitswissenschaftlichen Erkenntnissen
–– Erforderlichenfalls sind spezielle Analysen der Risiko­­-
6. Wirksamkeit der Maßnahmen überprüfen
be­wertungen durchzuführen
Quelle: Ratgeber zur Gefährdungsbeurteilung 2016
70
GDA-Betriebsbefragung
Befragungen zur Umsetzung des Arbeitsschutzes
Im Rahmen der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA) wurden 2011 Befragungen
von Betrieben und Beschäftigten durchgeführt.
Dabei wurden u. a. 6.500 Betriebe zu wesentlichen
Aspekten des Arbeitsschutzes befragt. Wesentliche Aspekte der Befragung waren Kenntnisse und
Einschätzungen des Regelwerks zum Arbeitsschutz, der institutionelle Arbeitsschutz und die
Informationsweitergabe an die Arbeitnehmer.
Aber auch die Präventionskultur und eine Selbsteinschätzung des eigenen Arbeitsschutzengagements waren Inhalte der Befragung. Im Rahmen
der Fragen zum institutionellen Arbeitsschutz lag
ein Fokus auf der Gefährdungsbeurteilung. Dabei
wurde nicht nur erhoben, ob die Betriebe Gefährdungsbeurteilungen durchführen, sondern auch
zu welchen Gelegenheiten, auf welche Aspekte
dabei eingegangen wird und ob die Gefährdungen
schriftlich dokumentiert werden. Im Falle, dass
Verbesserungen notwendig waren, wurde zusätzlich nach ihrer Umsetzung und einer späteren
Überprüfung gefragt. Bei Betrieben, die keine
Gefährdungsbeurteilungen durchgeführt hatten,
wurde erhoben, aus welchen Gründen sie dies
nicht gemacht haben.
dass dabei alle Schritte, inkl. Maßnahmenableitung und Überprüfung von Maßnahmen
(vergleiche Vorseite), vollzogen sind. Auch heißt
die Durchführung der Gefährdungsbeurteilung
nicht, dass alle wesentlichen Aspekte berück­
sichtigt wurden.
In dieser Broschüre kann nur auf einen Teil
der Ergebnisse eingegangen werden, die einen
grundlegenden Eindruck vermitteln sollen.
So wird auf den folgenden Seiten dargestellt,
dass insbesondere viele Kleinbetriebe keine
Gefährdungsbeurteilung durchführen und
welche Gründe für die Nicht-Durchführung
angegeben werden.
Weitere Informationen zur Befragung und weitere
Ergebnisse finden Sie unter
www.gda-portal.de/de/Evaluation/
Evaluation2008-12.html.
Zudem ist der Datensatz bei GESIS verfügbar
unter
https://dbk.gesis.org/dbksearch/index.asp?db=d
– Suchwort: „GDA Dachevaluation“.
Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass die
Aussage, eine Gefährdungsbeurteilung durchgeführt zu haben nicht damit gleichzusetzen ist,
Gefährdungsbeurteilungen nach Betriebsgröße
Viele kleine Betriebe tun sich schwer
Gefährdungsbeurteilungen
nach Betriebsgröße
51
Gesamt
1 – 9 Beschäftigte
10 – 49 Beschäftigte
50 – 249 Beschäftigte
250 und mehr Beschäftigte
Von 6.500 befragten Betrieben gibt ungefähr
die Hälfte (51 %) der Betriebe an, dass sie eine
Gefährdungsbeurteilung machen.
Die Umsetzung der Pflicht zur Gefährdungsbeurteilung variiert aber deutlich mit der
Betriebsgröße: Von Betrieben mit 250 und
mehr Mitarbeitern führen fast alle (98 %)
eine Gefährdungsbeurteilung durch, von
denen mit 1 – 9 Beschäftigten nur 41 %.
41
70
90
98
Alle Angaben in Prozent
Quelle: GDA-Betriebsbefragung 2011
71
72
Gründe für nicht durchgeführte Gefährdungsbeurteilungen
Gefährdungen werden unterschätzt
Wenn Betriebe auf eine Gefährdungsbeurteilung
verzichten, dann hauptsächlich deshalb, weil sie
bei sich kein relevantes Gefährdungspotenzial
sehen (85 %) und/oder meinen, ihre Mitarbeiter
erkennen die Sicherheitsdefizite selbst (83 %).
Gut ein Viertel der Betriebe gibt an, dass ihnen
die Vorschriften nicht bekannt sind (27 %),
15 % sagen, die gesetzlichen Anforderungen
seien unklar.
Gründe für nicht durchgeführte
Gefährdungsbeurteilungen
keine nennenswerten
Gefährdungen
85
Mitarbeiter erkennen
Sicherheitsdefizite selbst
83
Nutzen zu gering
47
Vorschriften nicht bekannt
Alle Angaben in Prozent
Quelle: GDA-Betriebsbefragung 2011
27
Hilfestellungen fehlen
15
gesetzliche Anforderungen
sind unklar
15
Aspekte der Gefährdungsbeurteilungen
Überwiegend „klassische“ Gefährdungen
berücksichtigt
Aspekte der
Gefährdungsbeurteilungen
Arbeitsmittel
95
Arbeitsplatzgestaltung
89
Arbeitsumgebung
89
Arbeitsorganisation
55
Arbeitszeitgestaltung
48
Soziale Beziehungen am
Arbeitsplatz
psychische Belastungen
durch Umgang mit
schwierigen Kunden/ Klienten
Diejenigen Betriebe, die Gefährdungsbeurteilungen
durchführen, überprüfen überwiegend technische,
räumliche, physikalische und stoffliche Aspekte
(vgl. die ersten drei Kategorien der Abbildung;
je mind. 89 %).
Aspekte der Arbeitsorganisation (55 %),
Arbeitszeitgestaltung (48 %), soziale Beziehungen
am Arbeitsplatz (44 %) oder mögliche psychische
Belastungen durch den Umgang mit schwierigen
Kunden (39 %) finden deutlich seltener Berücksichtigung.
44
39
Alle Angaben in Prozent
Quelle: GDA-Betriebsbefragung 2011
73
74
Begriffserklärungen
Erwerbstätige
Selbstständige
Erwerbstätige sind Personen, die als abhängig
Beschäftigte in einem Arbeits- oder Dienst­
verhältnis stehen, als Selbstständige ein Gewerbe
bzw. eine Landwirtschaft betreiben, einen freien
Beruf ausüben oder als mithelfende Familien­
angehörige tätig sind. Quelle der in dem Bericht
„Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit 2014“
(Suga 2014) ausgewiesenen Erwerbstätigenzahlen
nach Status (abhängig Beschäftigte, Selbstständige einschließlich mithelfende Familienangehörige), Wirtschaftszweigen und Bundesländern sind
die vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten
Zahlen aus dem Mikrozensus 2014.
Zu den Selbstständigen gehören tätige
Eigentümer/-innen und Miteigentümer/-innen in
Einzelunternehmen und Personengesellschaften,
selbstständige Landwirte/-innen (auch Pächter/innen), selbstständige Handwerker/-innen,
selbstständige Handelsvertreter/-innen, freiberuflich und andere selbstständig tätige Personen.
Mithelfende Familienangehörige
Zu den mithelfenden Familienangehörigen
werden alle Personen gerechnet, die regelmäßig
unentgeltlich in einem Betrieb mitarbeiten, der
von einem Familienmitglied als Selbstständige/-r
geleitet wird.
Beschäftigte
Als Beschäftigte zählen Arbeiter/-innen,
Angestellte, Beamte/-innen, Richter/-innen,
Berufssoldaten/-innen, Soldaten/-innen auf Zeit,
Wehr- oder Bundesfreiwilligendienstleistende,
Auszubildende, Praktikanten/-innen oder
Volontäre/-innen, die in einem Arbeits- und
Dienstverhältnis stehen und hauptsächlich diese
Tätigkeit ausüben. Eingeschlossen sind auch
Heimarbeiter/-innen.
Arbeitsunfall
Ein Arbeitsunfall ist ein Unfall, den eine versicherte Person infolge der Ausübung einer versicherten
Tätigkeit innerhalb und außerhalb der Arbeits­
stätte erleidet (vgl. § 8 Siebtes Buch Sozialgesetzbuch – SGB VII).
Meldepflichtiger Unfall
Ein Unfall ist gemäß § 193 SGB VII meldepflichtig,
wenn eine versicherte Person durch einen Unfall
getötet oder so verletzt wird, dass sie mehr als
drei Tage arbeitsunfähig ist.
75
Wegeunfall
Neue Arbeits- oder Wegeunfallrenten
Als Wegeunfall wird jeder Unfall bezeichnet, den
eine versicherte Person auf dem Weg zum oder
vom Ort der versicherten Tätigkeit erleidet. Dabei
handelt es sich schwerpunktmäßig um Straßenverkehrsunfälle, diese stellen mehr als die Hälfte
der Wegeunfälle. Wegeunfälle sind gemäß
§ 8 Abs. 2 Nr. 1 bis 4 SGB VII den Arbeitsunfällen
gleichgestellt.
Unter „neue Unfallrente“ wird derjenige Ver­sich­e­r­ungsfall aus der Gesamtmenge der Arbeitsbzw. Wegeunfälle ausgewiesen, für den im
Berichtsjahr erstmals eine Rente an Versicherte
(bzw. eine Abfindung) oder eine Rente an Hinterbliebene (bzw. ein Sterbegeld) durch Verwaltungsakt festgestellt worden ist. Das SGB VII bestimmt
die Voraussetzungen für Rentenzahlungen. So
muss als Voraussetzung für die Zahlung einer
Rente an Versicherte eine Minderung der Erwerbsfähigkeit um mindestens 20 % über die 26. Woche
nach dem Unfall hinaus bestehen. Für die übrigen
Versicherten, die einen Arbeits- oder Wegeunfall
erleiden, erbringen die Unfallversicherungsträger
Bar- und Sachleistungen für medizinische,
berufliche und/oder soziale Rehabilitation.
Tödlicher Arbeits- oder Wegeunfall
Ein Unfall mit Todesfolge wird im Berichtsjahr
registriert, wenn der Tod sofort oder innerhalb
von 30 Tagen nach dem Unfall eingetreten ist.
Unfallquoten
Unfallquoten dienen der Beurteilung der durch­­
schnittlichen Unfallhäufigkeit bezogen auf die
geleistete Arbeitszeit (Arbeitsunfälle je 1 Millionen
Arbeitsstunden) bzw. bezogen auf die Anzahl der
Vollarbeiter (Arbeitsunfälle je 1.000 Vollarbeiter).
§ 9 Abs. 1 SGB VII durch Rechtsverordnung mit
Zustimmung des Bundesrates als Berufskrank­
heiten (BK) bezeichnet und die Versicherte infolge
der Ausübung einer versicherten Tätigkeit erleiden
(vgl. Anlage zur Berufskrankheiten-Verordnung
(BKV) vom 31. Oktober 1997 in der Fassung der
Dritten Verordnung zur Änderung der Berufskrankheiten-Verordnung (3. BKV-ÄndV) vom
22. Dezember 2014 – im nachfolgenden Text
BK-Liste genannt). Darüber hinaus ermöglicht
§ 9 Abs. 2 SGB VII im Einzelfall die Anerkennung
und Entschädigung einer nicht in der BK-Liste
aufgeführten Krankheit wie eine Berufskrankheit,
soweit aufgrund neuer Erkenntnisse der medizinischen Wissenschaft die Voraussetzungen für die
Bezeichnung als Berufskrankheit vorliegen.
Anzeigen auf Verdacht einer Berufskrankheit
Berufskrankheit
Berufskrankheiten sind Krankheiten, die die
Bundesregierung auf der Grundlage von
Ärzte/-innen und Zahnärzte/-innen haben nach
§ 202 Satz 1 SGB VII bei begründetem Verdacht
auf das Vorliegen einer Berufskrankheit die
76
Anzeige zu erstatten. Für Unternehmer/-innen
besteht nach § 193 Abs. 2 SGB VII Anzeigepflicht
bei Anhaltspunkten für das Vorliegen einer
Berufskrankheit. Es können jedoch auch
Versicherte, Krankenkassen oder andere Stellen
den Verdacht anzeigen.
Anerkannte Berufskrankheit
Als anerkannte Berufskrankheit gilt eine Krankheit,
wenn sich der Verdacht auf das Vorliegen einer
Berufskrankheit im Feststellungsverfahren be­­
stätigt hat, d. h. eine Krankheit gemäß § 9 Abs. 1
SGB VII vorliegt bzw. eine Krankheit, die gemäß
§ 9 Abs. 2 SGB VII wie eine Berufskrankheit zu
entschädigen ist.
Neue Berufskrankheitenrente
Unter „neue Berufskrankheitenrente“ wird der­
jenige Versicherungsfall aus der Gesamtmenge
der anerkannten Berufskrankheiten ausgewiesen,
für den im Berichtsjahr erstmals eine Rente an
Versicherte (bzw. eine Abfindung) oder eine Rente
an Hinterbliebene (bzw. ein Sterbegeld) durch
Verwaltungsakt festgestellt worden ist. Das
SGB VII bestimmt mit § 56 Abs. 1 die Voraussetzungen für Rentenzahlungen. So muss als
Voraussetzung für die Zahlung einer Rente an
Versicherte eine Minderung der Erwerbsfähigkeit
um mindestens 20 % über die 26. Woche nach
Erkrankung hinaus bestehen. Für die übrigen
Versicherten, die an einer anerkannten Berufskrankheit leiden, erbringen die Unfallversicherungsträger Bar- und Sach­leistungen für medizinische, berufliche und/ oder soziale Rehabilitation.
Unfallversicherungsträger
Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung
(DGUV) ist der Spitzenverband der gewerb­lichen
Berufsgenossenschaften und der Unfall­
versicherungsträger der öffentlichen Hand.
Daneben besteht seit 1. Januar 2013 die Sozial­
versicherung für Landwirtschaft, Forsten und
Gartenbau, als Träger der landwirtschaftlichen
Unfallversicherung, hierbei führt sie die Bezeichnung Landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft.
Vollarbeiter
Die Zahl der „Vollarbeiter“ ist eine statistische
Rechengröße und dient zur Berechnung von
Un­fallhäufigkeiten. Die verschiedenen zeitlichen
Beschäftigungsverhältnisse (z. B. Teilzeitbeschäftigung, Überstunden) der Versicherten, werden zur
Ermittlung der Zahl der Vollarbeiter auf Beschäf­­tigungsverhältnisse mit normaler ganztägiger
Arbeitszeit umgerechnet. In die Zahl der Vollarbeiter fließen anteilig z. B. auch ehrenamtlich Tätige,
Blutspender/-innen und Arbeitslose ein, die ebenfalls in der Unfallversicherung versichert sind.
Versicherte in der gesetzlichen
Unfallversicherung
Der § 2 SGB VII bezeichnet den kraft Gesetzes
versicherten Personenkreis. § 3 bestimmt, dass
77
unter bestimmten Voraussetzungen die Ver­­­sicherungspflicht kraft Satzung erweitert werden
kann. § 6 regelt die freiwillige Versicherung.
Versichert in der gesetzlichen Unfallversicherung
sind demnach u. a. (beispielhafte, verkürzte
Aufzählung):
– Beschäftigte (Arbeitnehmer/-innen),
–Lernende während der beruflichen Aus- und
Fortbildung,
–Behinderte in Behinderten- bzw. Blindenwerkstätten,
–Landwirtschaftliche Unternehmer/-innen, ihre
mitarbeitenden Ehegatten und sonstigen
Familienangehörigen,
–Kinder, die in Kindertageseinrichtungen oder
durch geeignete Tagespflegepersonen betreut
werden,
– Schüler/-innen und Studierende,
–Bestimmte Personen, die im Interesse des
Gemeinwohls tätig werden (z. B. Mitarbeiter/innen in Hilfsorganisationen,
Lebensretter/-innen, Blutspender/-innen;
Zeugen/-innen, Schöffen/-innen),
–Arbeitslose, wenn sie auf Aufforderung der
Arbeitsagentur die Agentur oder eine andere
Stelle aufsuchen,
–Rehabilitanden/-innen,
–bestimmte ehrenamtliche Personen,
–häusliche Pflegepersonen,
–Gefangene bei einer Beschäftigung,
–Entwicklungshelfer/-innen,
–Unternehmer/-innen und ihre mitarbeitenden
Ehegatten, die kraft Satzung versichert sind
oder sich freiwillig versichert haben.
Für Beamte/-innen gelten besondere Vorschriften
zur Unfallfürsorge.
Versicherungsverhältnisse
Aus der Beschreibung des versicherten Perso­nen­
kreises (§§ 2, 3 und 6 SGB VII) resultieren Tätig­
keiten, die den Versicherungsschutz der Unfall­
versicherung und damit ein Versicher­ungs­ver-
hältnis begründen. Diese Versicherungsverhältnisse werden einzeln erfasst, auch wenn bei
der versicherten Person eine Mehrfachversicherung vorliegt z. B. als Beschäftigte/-r und daneben
als ehrenamtlich Tätige/-r.
78
Literatur
Nübling, M.; Lincke, H.-J., Schröder, H.; Knerr, P.;
Gerbach, I.; Laß, I. (2015): Gewünschte und
erlebte Arbeitsqualität. Abschlussbericht der
repräsentativen Befragung. Freiburg:
Im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit
und Soziales, Nr. 456.
Zitiert: BMAS-Forschungsbericht, Gewünschte
und erlebte Arbeitsqualität, 2015
Ratgeber zur Gefährdungsbeurteilung.
Handbuch für Arbeitsschutzfachleute.
2. Auflage. Dortmund: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 2016.
www.baua.de/de/Publikationen/Fachbuchreihe/
Gefaehrdungsbeurteilung.html
Zitiert: Ratgeber zur Gefährdungsbeurteilung 2016
Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit 2014
– Unfallverhütungsbericht Arbeit
2., korrigierte Auflage. Dortmund: Bundesanstalt
für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 2016.
Zitiert: Suga 2014
Links
Arbeitsbedingungen
BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2012
www.baua.de/arbeitsbedingungen
www.bibb.de/de/62624.htm
Zitiert: BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2012
Demografie
www.destatis.de – Zahlen & Fakten –
Gesellschaft & Staat – Bevölkerung –
Bevölkerungsvorausberechnung
http://ec.europa.eu/eurostat – Suchwort
„Erwerbstätigenquote älterer Erwerbstätiger“
Gefährdungsbeurteilung
www.gefaehrdungsbeurteilung.de
www.baua.de/gefaehrdungsbeurteilung
Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit
www.baua.de/suga
Gemeinsame Arbeitsschutzstrategie – GDA
www.gda-portal.de
Betriebs- und Beschäftigtenbefragung 2011
im Rahmen der Dachevaluation der Gemein­
samen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA)
www.gda-portal.de/de/Evaluation/Evaluation2008-12.html
https://dbk.gesis.org/dbksearch/index.asp?db=d
– Suchwort: „GDA Dachevaluation“
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Impressum
Arbeitswelt im Wandel
Zahlen – Daten – Fakten
Ausgabe 2016
Herausgeber:
Bundesanstalt für Arbeitsschutz
und Arbeitsmedizin (BAuA)
Friedrich-Henkel-Weg 1 – 25
44149 Dortmund
Postanschrift: Postfach 17 02 02, 44061 Dortmund
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Telefax: 0231 9071-2070
E-Mail: [email protected]
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Autoren: Christoph Nöllenheidt,
Simone Brenscheidt
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Foto: Fotoagentur FOX – Uwe Völkner, Lindlar/Köln
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Körper und Gesundheit; in diesen Fällen
haftet die BAuA uneingeschränkt.
1. Auflage, Mai 2016
ISBN: 978-3-88261-172-4
www.baua.de/dok/7623974
Ausgabe 2016