17. Internationaler Comic-Salon Erlangen 26. bis 29. Mai 2016

17. Internationaler Comic-Salon Erlangen
26. bis 29. Mai 2016
Programm Türkei
Ausstellungen:
Istanbulles in Erlangen – Comics und Satire in der Türkei
Kongresszentrum Heinrich-Lades-Halle, Großer Saal – 26. bis 29. Mai
Die gezeichnete Staatskritik in der Türkei blickt auf eine lange Tradition zurück. Die Ausstellung
„Istanbulles in Erlangen“ – benannt nach einem jungen Istanbuler Comic-Festival – präsentiert
mit Tuncay Akgün, Bülent Arabacıoǧlu, Kemal Aratan, Yılmaz Aslantürk, Atilla Atalay, Ege Avcı,
Bahadır Boysal, Mehmet Ҫaǧҫaǧ, Ramize Erer, Ilban Ertem, Gürcan Gürsel, Ersin Karabulut,
Devrim Kunter, Bora Orcal, Selҫuk Orhen, Emre Orhun, Galip Tekin, Memo Tembelҫizer, Bülent
Üstün und Ahmet Yılmaz eine aktuelle Zeichner-Szene, die sich vor allem in Satire-Magazinen
wie „Uykusuz“, „LeMan“ und „Gırgır“ kritisch und weltoffen mit den politischen Fragen ihrer
Generation befasst. In begleitenden Veranstaltungen wird sich der Internationale Comic-Salon
daher in diesem Jahr mit der Situation der Künstler in der Türkei und dem Thema Pressefreiheit
beschäftigen.
Eine Ausstellung des Internationalen Comic-Salons Erlangen in Zusammenarbeit mit „Istanbulles
– Internationales Comic-Festival Istanbul“, dem Comic-Magazin „Uykusuz“ sowie dem ERBEŞ e.
V. – Förderverein Städtepartnerschaft Erlangen-Beşiktaş.
Ceren Oykut – Swimmers in the Field
Kunstverein Erlangen, Neue Galerie – 26. bis 29. Mai
Im Fokus der Arbeit von Ceren Oykut steht die Auseinandersetzung mit den alltäglichen
Belangen des urbanen Lebens, die sie in umfassende Landschaftsbilder einfasst. In
interdisziplinären Arbeiten konfrontiert die Bildende Künstlerin gegenwärtige Welten mit Mythen
und individuellen Erlebnissen der Vergangenheit und mischt Techniken wie traditionelles
Schattentheater und Kalligrafie mit Soundinstallationen und Wandmalereien, vermengt
karikaturistische mit kartografischen Elementen. Konzentriert auf die kleinen Details der
Umgebung kreiert Oykut ein verdichtetes Bild eines unbegreiflichen Panoramas, das die
Absurdität des täglichen Lebens widerspiegelt.
Eine Ausstellung des Internationalen Comic-Salons Erlangen in Zusammenarbeit mit ERBEŞ e.
V. – Förderverein Städtepartnerschaft Erlangen-Beşiktaş und mit Unterstützung des Kunstvereins
Erlangen e. V.
Utopien des Alltags – Hayatın günlük ütopyası
Ehemaliges Atelier Pinsl – 26. bis 29. Mai
Vierzehn junge Zeichner aus Deutschland und der Türkei kamen im Dezember 2015 in Istanbul
zusammen, um Ideen über Utopien des Alltags auszutauschen und diese in gezeichneten
Geschichten festzuhalten. Nach einem intensiven Austausch über die Comic-Landschaft beider
Länder sind im Rahmen der einwöchigen Werkstatt unter der Leitung der Zeichner Michael
Jordan (Deutschland) und Ersin Karabulut (Türkei) Arbeiten entstanden, die einen Blick auf die
andere Seite wagen und Perspektiven zusammenführen.
„Utopien des Alltags“ ist ein Projekt der Deutsch-Türkischen Jugendbrücke GmbH in Kooperation
mit dem Goethe-Institut Istanbul und wurde aus Mitteln des Auswärtigen Amtes finanziert.
Begleitprogramm Türkei
Samstag, 28. Mai 2016
12:00 Uhr
Swimmers in the Field – Empfang in der Ausstellung
Michael Greißel im Gespräch mit Ceren Oykut
Kunstverein, Neue Galerie
14:00 Uhr
Eine Einführung in die türkische Comic-Landschaft
Vortrag von Didier Pasamonik (Kurator der Ausstellung „Istanbulles in Erlangen“)
In französischer Sprache mit deutscher Übersetzung
Seien wir ehrlich, wir wissen gar nichts über den türkischen Comic!
Wenn er bis heute nicht zu uns vorgedrungen ist, gibt es ihn entweder gar nicht oder er ist von zu
schlechter Qualität, um unser Interesse zu wecken. So viel über unsere Vorurteile und den
mangelnden Weitblick der europäischen Comic-Spezialisten und Verleger.
Erinnern wir uns zum Beispiel an die Enzyklopädien der 80er Jahre, in denen Mangas schlicht
und einfach ignoriert wurden, obwohl Japan bereits die weltweit führende Comic-Industrie war.
Türkische Autoren wie Gürcan Gürsel („Foot furieux“) veröffentlichen seit über 20 Jahren in
Frankreich, Belgien und den Niederlanden und prägen maßgeblich eine „türkische Schule“ des
humoristischen Comics – von Experten leider nach wie vor wenig beachtet.
Denn natürlich gibt es sie, die „türkische Schule“ - und zwar mit einer langen Tradition, die
Grundlage für viele Studien und komplexe Enzyklopädien ist. Levent Cantek zum Beispiel, lehrt
an der Universität in Ankara in den Fächern Medien und Comic-Geschichte. Er ist selbst Autor
verschiedener Graphic-Novels (türkisch: Çizgiroman) und sein erstes Werk „Türkiye’ de Çizgi
Roman“ (deutsch: „Graphic Novels in der Türkei“), 1970 im Iletişim-Verlag erschienen, gehört zu
den renommiertesten Comic-Publikationen. 2004 veröffentlichte Hakan Alpin bei Inkilâp, sein
740-seitiges Werk „Çizgiroman ånsiklopedisi“ (Enzyklopädie der Graphic Novels). Cantek verlegt
zusammen mit anderen Zeichnern die Zeitschrift „Serüven“, deren Qualität an bekannte deutsche
Zeitschriften anknüpft.
Ziel dieses Vortrags ist es, in die türkische Comic-Szene, ihre Geschichte und deren aktuelle
Situation einzuführen und die bekanntesten Autoren und einige Arbeiten vorzustellen.
NH Hotel, Taurus I (1. Stock)
15:00 Uhr
Viel Sex und wenig Respekt vor religiöser Frömmelei. Figurenbildung im türkischen Comic
– Gespräch mit Tuncay Akgün, Ramize Erer, Ersin Karabulut, Devrim Kunter, Emre Orhun, Galip
Tekin, Memo Tembelҫiser; Moderation: Sabine Küper-Büsch
Der dumme Sultan mit den Stinkefüßen, das böse Mädchen und viele andere Figuren bilden eine
unvergleichliche Menschenlandschaft im türkischen Comic. Derbe Scherze über anatolische
Callboys und Sex mit Eseln auf dem Lande aus der Zeitschrift LeMan gehören ebenso dazu wie
die metaphorischen, abstrakteren und zum Teil biographisch gefärbten Zeichnungen der
jüngeren Generation der Zeitschrift “Uykusuz” (Schlaflos). Rebellisch, politisch unkorrekt und
schonungslos ist die Bildsprache der türkischen Satire-Magazine. Trotz aller Repression bleibt
Präsident Erdoğan der meist gezeichnete Charakter im Land. Die türkische Satire hat eine über
hundertjährige Tradition. Ein despotischer Sultan ließ einst das Wort Nase durch die Zensur
verbieten, weil er seine eigene nicht mochte. Seine Nase wurde innerhalb der gerade
entstehenden Zeitungskarikatur das beliebteste grafische Objekt als Metapher für diesen so
autoritären wie eitlen Beherrscher der Gläubigen. Die Filmemacherin und Autorin Sabine KüperBüsch veröffentlichte 2008 ein zweisprachiges Buch mit dem Titel “Die Nase des Sultans.
Karikaturen aus der Türkei”.
NH Hotel, Taurus I (1. Stock)
17:30 Uhr
Die Schere im Kopf – Pressefreiheit in der Türkei
Beşiktaş-Divan im Rahmen des 17. Internationalen Comic-Salons
Gespräch mit Künstlern aus der Ausstellung „Istanbulles in Erlangen“ und Sabine Küper-Büsch;
Moderation: Michael Greißel (ERBEŞ e.V. - Förderverein Städtepartnerschaft Erlangen-Beşiktaş)
Der Beşiktaş -Divan ist eine Veranstaltungsreihe des ERBEŞ e.V. - Förderverein
Städtepartnerschaft Erlangen-Beşiktaş und findet in diesem Jahr in Kooperation mit dem 17.
Internationalen Comic-Salon Erlangen statt.
Der Divan reiht sich ein in die vorherigen Veranstaltungen der Reihe mit der Korrespondentin
Susanne Güsten 2013 und mit der Publizistin Sabine Adatepe 2015. Die gesellschaftliche
Entwicklung allgemein, die Arbeitsbedingungen von Journalisten, die Proteste im Gezi-Park und
ihre Ästhetik und dieses Mal die Kraft der Satire-Zeichnung, aber auch deren Einschränkungen
werfen ein Licht auf das Lebens in Beşiktaş. Im Gespräch mit anwesenden Zeichnern
renommierter türkischer Satire-Zeitschriften hinterfragt der Divan die Arbeitsbedingungen
oppositioneller Künstler unter den Repressionen einer konservativen islamischen Regierung.
Künstler zu Gast in Erlangen: Memo Tembelҫizer, Galip Tekin, Devrim Kunter, Ramize Erer,
Tuncay Akgün, Emre Orhun, Ersin Karabulut
Palais Stutterheim, Innenhof
19:00 Uhr
Empfang in der Ausstellung „Utopien des Alltags“
Ehemaliges Atelier Pinsl
Veranstalter
Stadt Erlangen – Kulturamt
Abteilung Festivals und Programme
Gebbertstraße 1, 91052 Erlangen – Deutschland
Tel. +49 (0)9131 86-1408, Fax: +49 (0)9131 86-1411
E-Mail: [email protected]
Website: www.comic-salon.de