Offener Brief Idomeni 2 Mai 2016

Flüchtlinge aus Idomeni aufnehmen!
Offener Brief vom Arbeitskreis humanitäre Hilfe für Asylbewerber
Neustadt an der Weinstraße an den Oberbürgermeister und den
Bürgermeister der Stadt Neustadt a.d. Weinstraße und an die im
Neustadter Stadtrat vertretenen Parteien.
Seit der Schließung der Balkanroute harren Tausende von Flüchtlingen
unter menschenunwürdigen Bedingungen an der griechischmazedonischen Grenze aus, in der Hoffnung, dass die Grenze vielleicht
doch wieder geöffnet wird.
Was müssen diese Menschen in ihren Heimatländern erlebt haben, dass sie
sich so verzweifelt an diese Hoffnung der Grenzöffnung klammern?!
Wie ist es möglich, dass im Europa des 21. Jahrhunderts Frauen, Kinder
und alte und kranke Menschen, die alles verloren haben, mit Tränengas,
Schlagstöcken,
Schockgranaten,
Gummigeschossen
und
Selbstschussanlagen daran gehindert werden, bei uns Schutz zu suchen
und von dem Recht auf Asyl Gebrauch zu machen?
Wie ist es möglich, dass bei uns universale Menschenrechte keinen Wert
mehr haben?
Wie ist es möglich, dass die EU jetzt selber Krieg gegen Menschen führt,
die der Gewalt entrinnen wollen? Das Leiden der in Idomeni Festsitzenden
einerseits und das geforderte «Aushalten» der Bilder aus dem
Flüchtlingscamp andererseits dienen nur einem Zweck: Abschreckung.
Wir Deutschen haben selber Flucht und Vertreibung erlebt. Wir fragen
uns, wie es deutschen Müttern und Kindern auf der Flucht z.B. vor den
Russen aus dem Osten in den Westen Deutschlands ergangen wäre, wenn
sie plötzlich vor Zäunen gestanden hätten und man ihnen gesagt hätte „das Boot ist voll“, es gibt keinen Platz mehr für euch. Leidet eine syrische Mutter mit ihrem Kleinkind weniger als eine deutsche Frau? Braucht ein
afghanisches Kind, das nie gefahrlos durch die Straßen laufen kann und
Arbeitskreis Humanitäre Hilfe für Asylbewerber e.V.,
Büro: Talstr. 9 („Interkulturelles Haus“) 67434 Neustadt. Tel. 06321-32036
IBAN DE35 5465 1240 1000 4592 38
BIC MALADE51DKH
dessen Väter und Onkels von den Taliban erschossen wurden oder von
Selbstmordattentätern in den Tod gerissen wurden, keinen Schutz? Die
Tatsache, dass die Bundeswehr Millionen von Euros in diesem Krieg
verschwendet hat- ohne wirklich auch nur den geringsten Ansatz von
Besserung erzielt zu haben – heißt noch lange nicht, dass man in diesem
Land leben kann.
Angesichts der deutschen Geschichte, aber auch angesichts internationaler
und völkerrechtlicher Verpflichtungen und Standards (Genfer
Flüchtlingskonvention, Europäische Menschenrechtskonvention) sollte es
eigentlich selbstverständlich sein, dass wir mehr Geflüchtete bei uns
aufnehmen.
Wir begreifen nicht, warum die Menschen dort unter unwürdigen
Bedingungen in Zelten und unter Planen schlafen, während in Deutschland
Aufnahmeeinrichtungen leer stehen
Diesen Zustand möchten wir nicht länger schweigend hinnehmen.
Wir halten an dem Recht auf Schutz fest, zumal Integration und
wirkliches «Ankommen» der bereits hier Lebenden nicht gelingen wird,
solange ihre Familien auf der Flucht von Hunger, Kälte, Krankheit und
Tod bedroht sind.
In Abstimmung mit dem Bund können die Bundesländer beschließen,
Flüchtlinge aus humanitären Gründen aufzunehmen. Das ist nicht nur
möglich, sondern ein moralischer Imperativ.
Wir fordern daher den Stadtrat auf, zu beschließen, dass Neustadt sich
bereit erklärt, ein angemessenes Kontingent von Flüchtlingen aus
Griechenland aufzunehmen. Prioritär berücksichtigt werden sollen dabei
neben Menschen mit Krankheiten und Behinderungen, Familien mit
Kindern und Schwangeren vor allem diejenigen, deren Angehörige bereits
hier leben – gleich ob als Asylsuchende oder mit Aufenthaltserlaubnis.
Wir fordern die Stadtspitze auf, umgehend mit dem Innenministerium des
Landes Rheinland Pfalz in Kontakt zu treten und sich für eine solche
humanitäre Lösung einzusetzen.
Setzen wir dieser europäischen Schande des 21. Jahrhunderts unsere
Menschlichkeit entgegen!!
Arbeitskreis Humanitäre Hilfe für Asylbewerber e.V.,
Büro: Talstr. 9 („Interkulturelles Haus“) 67434 Neustadt. Tel. 06321-32036
IBAN DE35 5465 1240 1000 4592 38
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Für den Vorstand des Arbeitskreises Humanitäre Hilfe für
Asylbewerber Neustadt a.d. Weinstraße
Annette Aumüller (1. Vorsitzende)
Ulrike Gauglitz
(1. Vorsitzende)
Christine Haack (2. Vorsitzende)
Sana Khan
(Beisitzende)
Carolin Urich
(Beisitzende)
Ernst Bedau
(Beisitzender)
Rüdiger Blix
(Beisitzender)
Neustadt, Mai 2016
Arbeitskreis Humanitäre Hilfe für Asylbewerber e.V.,
Büro: Talstr. 9 („Interkulturelles Haus“) 67434 Neustadt. Tel. 06321-32036
IBAN DE35 5465 1240 1000 4592 38
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