Andrea Schulte SOS-Kinderdorf Wilhelmshaven-Friesland Kinder- Jugend- und Familiehilfen Beratungsstelle Varel Andrea Schulte Leiterin der Beratungsstelle für Eltern, Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene Dipl. Psychologin Systemische Kurzzeittherapeutin Varel, 25.05.2016 Pressebericht Medienkonsum von Kindern und Jugendlichen in Deutschland Medien sind aus dem Alltag von Kindern und Jugendlichen seit Jahren nicht mehr weg zu denken. In fast allen Haushalten in Deutschland sind zahlreiche technische Geräte vorhanden, u.a. Handy, Computer, Laptop, Fernseher und Internetzugang. Laut der JIM Studie 2015, eine Studienreihe, die der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest jährlich erstellt, sind mit 10 Jahren fast alle Kinder online, mit 12 Jahren haben die meisten Kinder ein eigenes Smartphone, mit 14 Jahren nutzen 97% aller Jugendlichen das Internet. 80% aller Jugendlichen sind täglich online, 92% haben vom eigenen Zimmer aus Zugriff auf das Internet. Für 87% der Kinder und Jugendlichen ist das Handy ein ständiger Begleiter und aus ihrem Leben nicht mehr weg zu denken. „Auch wenn das für uns Leser erst einmal nur Zahlen sind, so sollten wir Erwachsene und besonders Eltern sich klar machen, in welchem Umfang und Ausmaß unsere Kinder die heutigen Medien nutzen“, so Frau Schulte, Leiterin der Beratungsstelle Friesland. 83% aller Eltern erklären, sie hätten kaum ein internetfähiges Gerät mit einem Kinderschutz-Programm gesichert. „Viele Eltern wissen tatsächlich nicht, auf welchen Seiten ihre Kinder surfen, wodurch die Gefahr besteht, dass die Kinder auf ungeeignete Seiten gelangen. Das liegt daran, dass die Eltern sich oftmals nicht die Zeit nehmen oder nicht das entsprechende Wissen haben, um zum Beispiel entsprechende Schutzprogramme aufzuspielen. Aber, eine zu große Unbedarftheit mit dem Umgang im Internet halte ich, besonders für jüngere Kinder, nicht angebracht“, erläutert Frau Schulte. So kann es durch aus passieren, dass Kinder, die noch nicht geschäftsfähig sind, über das Internet auf Shoppingtour gehen, was für die Eltern dann eine weniger erfreuliche Überraschung sein kann. „Eltern verwechseln oft die technischen Fertigkeiten ihrer Kinder mit den kognitiven Fähigkeiten, d.h. besonders junge Kinder sind von ihrer geistigen Entwicklung noch gar nicht in der Lage, die Masse an Informationen, die sie durch das Internet erhalten, zu reflektieren und zu sortieren.“ 2 Je älter die Jugendlichen sind, desto höher ist der Anteil der intensiven Nutzung, d.h. die 18-19 jährigen nutzen zu 90% täglich das Internet. Genutzt wird das Netz für Kommunikation, Unterhaltung und Information seitens der Jugendlichen. Die wichtigsten Apps auf den Smartphones sind Whats App, Facebook, Foto Apps, Spiele Apps und YouTube. Eine aktuelle Forsa Studie sagt, dass inzwischen fast 4% der Jugendlichen eine Internetsucht entwickelt haben, d.h. sie sind mehr als sechs Stunden täglich online. Fast 14% zeigen einen exzessiven Gebrauch und davon sind Mädchen und Jungen gleichermaßen betroffen. Die Langzeitfolgen von diesem ausufernden Gebrauch des Internets kann man aktuell noch nicht genau bestimmen. Erwiesen ist aber jetzt schon, dass Jugendliche eine schlechtere Bindung zu Gleichaltrigen aufbauen, sich sozial isolieren und sich daher von anderen ausgegrenzt fühlen. Frau Schulte rät Eltern daher, mit ihren Kindern im Kontakt zu bleiben. „Handyververbote oder andere Strafen helfen da nur wenig. Besser ist es, wenn Eltern mit ihren Kindern regelmäßig reden, sie fragen, was gerade in ihrem Leben ansteht. Auch wenn Jugendliche kaum ein Interesse an einem Gespräch zeigen, signalisieren die Eltern somit ihren Kindern, dass sie für sie da sind. Kinder und Jugendliche sollen wissen, dass ihre Eltern „auf dem aktuellen Stand“ sind, dass es Regeln für die Nutzung der Geräte gibt, die natürlich dann auch von allen Familienmitgliedern eingehalten werden.“ Jede Stunde, die die Kinder und Jugendlichen am Computer verbringen, ist ein Verlust an Zeit für Bewegung. „Je jünger die Kinder sind, desto wichtiger ist die Bewegung für die motorische Entwicklung“, so Frau Schulte. „Es gibt sogenannte Zeitfenster, in denen Kinder ganz besondere motorische Fähigkeiten erlernen. Wenn diese Fähigkeiten durch unzureichende Bewegung nicht erlernt werden, können Kinder in späteren Jahren diese Fähigkeiten nur schwer nachlernen.“ Daher ist es wichtig, wenn Eltern ihren Kindern Alternativen anbieten, d.h. Freizeitaktivitäten, die ohne die Nutzung von technischen Geräten auskommen. „Es gibt so viele Möglichkeiten, die freie Zeit in einer Familie anders zu nutzen als nur vor dem Computer oder Handy zu sitzen. Auch wenn viele Kinder erst mal wehren, wenn Eltern hartnäckig bleiben und tatsächlich eigenes Interesse zeigen, lassen sich die meisten Kinder und Jugendlichen noch gerne für andere Unternehmungen überreden“, weiß Frau Schulte zu berichten. Die SOS Beratungsstelle, mit ihren Häusern in Jever und Varel, bietet für alle Eltern, Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bis 21 Jahre Beratung an. Alle Berater unterliegen der Schweigepflicht, für die Ratsuchenden ist die Beratung kostenlos. Anmeldungen können in der Zeit von montags bis freitags von 9 Uhr bis 12 Uhr und donnerstags von 14 Uhr bis 18 Uhr unter der Telefonnummer: 04461-3050 angenommen werden. www.sos-kinderdorf-wilhelmshaven.de Nächster Beratungstermin auf Wangerooge: Donnerstag, 23.06.2016
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