aktuell Nr. 20 vom 23.05.2016 ( PDF , 2,1 MB)

D 8512
52. Jahrgang
Nr. 20
NACHRICHTEN
POLITIK
Proteste in Brasilien
Wenige Wochen vor Beginn
der Olympischen Spiele steckt
Brasilien in einer politischen und
wirtschaftlichen Krise. Seite 4
BUNDESWEHR
Retter auf Rädern
Der Sanitätsdienst erweitert
seinen Fuhrpark – ein mittleres geschütztes Fahrzeug soll
beschafft werden.
Seite 6/7
SPORT
Schlagfertig zum Sieg
Obergefreiter Timo Vahlenkamp
gilt als Golftalent. Sein Ziel sind
die Olympischen Spiele 2024.
Ein Portrait.
Seite 10
VIDEO DER WOCHE:
MAD:
Schutz für
die Truppe
Seit 60 Jahren sorgt der
Hauptfeldwebel Oliver Bender
hat bereits die Panzertruppe der
Bundeswehr im Verfügungsraum
vorgestellt. Der Beitrag „Mit Olli
bei der Panzertruppe der Bundeswehr – Teil 2“ zeigt Kampfpanzer in der Gefechtsaufklärung,
wie sich die Leoparden durch das
Gelände bewegen und was genau
es mit dem AGDUS auf sich hat.
Militärische Abschirmdienst
für Sicherheit.
Ein Rückblick. Seiten 2 und 9
BW CLASSIX: Was tun, wenn
ein Kamerad sich verletzt? Das
Video „Classix: Hilfe bei einem
Knochenbruch – Bundeswehr“
aus dem Jahre 1984 zeigt, welche Erste-Hilfe Maßnahmen bei
Knochenbrüchen notwendig und
möglich sind.
(eb)
Diese und weitere
Videobeiträge unter
www.youtube.com/bundeswehr.
[email protected]
Montag, 23. Mai 2016
2
aktuell
Intern
23. Mai 2016
Foto:BundeswehrAndrea Bienert
BIlD Der WOche
Vor Ort bei Operation Sophia: Der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Volker Wieker, ist in der vergangenen Woche in das Operationsgebiet im Mittelmeer gereist.
Was sich als erinnerung einpräge, seien die unmenschlichen Zustände auf den Schleuserbooten, berichteten ihm Soldaten – und der Geruch. Mehr auf www.bmvg.de.
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auf Kürzung vor.
ZItat
eDItOrIal
„Ich bin sicher, dass wir die Mission
effektiver machen können.“
In den Medien wird er gern als
der „geheimste“ der deutschen
Nachrichtendienste bezeichnet –
der Militärische Abschirmdienst
(MAD). Das klingt spannend, ist
aber wohl doch eher Mythos. Wie
für alle anderen deutschen Nachrichtendienste sind die Aufgaben
und Befugnisse des MAD gesetzlich festgelegt. Und auch für den
MAD besteht eine parlamentarische Kontrolle.
Seit 60 Jahren schützen die
Mitarbeiter des Dienstes die
Bundeswehr vor Sabotage aus
den eigenen Reihen und Extremismus in den eigenen Reihen.
Der Auftrag, grob umrissen: So
früh wie möglich zu erkennen,
welche Mitarbeiter den Umgang
mit vertraulichen militärischen
Informationen für Spionage
missbrauchen, welche Mitarbeiter durch politischen oder religiösen Extremismus die Truppe
von innen gefährden oder sich
gegen die freiheitlich demokratische Grundordnung wenden.
Wenn der Verdacht im Raum
steht, muss ihm nachgegangen
werden.
Es gibt Belege dafür, dass
die Bundeswehr achtsam sein
muss. Von 2007 bis 2016 wurden 22 Angehörige der Bundeswehr eindeutig als Islamisten eingestuft. Derzeit bearbeitet
NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg am vergangenen Donnerstag über die Militäroperation der Europäischen Union vor der libyschen Küste. Er kündigte eine Ausweitung Operation Sophia an.
Vor 5 Jahren: Am 26. Mai 2011 wird der mutmaßliche Kriegsverbrecher Ratko Mladić in Serbien festgenommen. Er wird für zahlreiche Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit
während des Bosnienkrieges angeklagt. Mehr als 100 000 Menschen
verlieren in dem Konflikt ihr Leben. Der Ausgang des Prozesses gegen Mladić ist noch offen.
Vor 55 Jahren: Am 28. Mai 1961 wird in London die Hilfsorganisation „Amnesty International“ gegründet. Sie setzt sich für Menschen ein, die aus politischen, ideologischen, religiösen, ethnischen
oder rassistischen Gründen verfolgt werden.
Vor 60 Jahren: Am 24. Mai 1956 findet der erste Eurovision Song
Contest in der Schweiz statt. Seitdem hat Deutschland zweimal gewonnen. Den größten Erfolg bei dem Musikwettbewerb kann die
schwedische Popgruppe „ABBA“ mit den Song „Waterloo“ verzeichnen. „ABBA“ erlangt weltweite Bekanntheit.
Vor 75 Jahren: Am 27. Mai 1941 sinkt die „Bismarck“ im Nordatlantik. Bis dahin ist sie das weltweit größte und kampfstärkste
Schlachtschiff. Mehr als 2000 Mann verlieren dabei ihr Leben, nur
116 können gerettet werden.
Vor 165 Jahren: Am 27. Mai 1851 eröffnet die Organisation „Howard Staunton“ in London das erste internationale Schachturnier. Gewinner des Wettkampfes mit den besten Spielern aus Deutschland,
Großbritannien, Russland und Ungarn ist der deutsche Mathematiklehrer Adolf Anderssen.
(eb)
der MAD ungefähr 65 islamistische Verdachtsfälle. Terroristische Anschläge durch Islamisten
in Europa und der ganzen Welt
beweisen auf bitterste Weise,
dass die Gefahr real und die präventive Arbeit des MAD notwendig ist.
Seit Anfang 2015 steht mit
Christof Gramm ein Verfassungsjurist an der Spitze des Militärischen Abschirmdienstes. Er sagt:
„Wir bemühen uns, die Arbeit
des MAD für die Öffentlichkeit
nachvollziehbar zu machen.“
Für einen modernen Nachrichtendienst gehöre es zum Selbstverständnis, verhältnismäßig zu
arbeiten.
Das muss die unangefochtene
Leitlinie sein.
Vivien-Marie Bettex,
Leitende Redakteurin
MINISTERIUM / HINTERGRUND
aktuell
3
Fotos: Ingo Lietzau (2),
Foto: Bundeswehr/phototek/Trutschel
23. Mai 2016
Im Gespräch: Brigadegeneral Carsten Breuer (l.) und der stellvertretende Vorsitzende der Atlantik-Brücke, Burkhard Schwenker (r.), über die sicherheitspolitischen Leitlinien.
Enge Abstimmung mit Verbündeten
Brigadegeneral Carsten Breuer, Leiter der Projektgruppe Weißbuch, über die zentralen Themen des Weißbuchs 2016.
Berlin. Im Weißbuch 2016 werden die Leitlinien der Sicherheitspolitik für die nächsten
zehn Jahre formuliert. Das Verteidigungsministerium, in dessen Verantwortung die Erstellung des Weißbuchs liegt, hat
erstmals zivilgesellschaftliche
Akteure und Expertengremien als
„Wir haben uns bemüht,
eine Bandbreite sicherheitspolitischer Akteure
einzubinden.“
Gesprächspartner eingebunden,
um eine möglichst umfassende
Basis für die Analyse der aktuellen Sicherheitslage zu haben und
hohe Transparenz zu erzielen.
Die Arbeitsgruppe Außenund Sicherheitspolitik der Atlantik-Brücke ist Teil des Prozesses.
Der stellvertretende Vorsitzende
der Atlantik-Brücke, Burkhard
Schwenker, hat mit dem Leiter
der Projektgruppe Weißbuch
2016, Brigadegeneral Carsten
Breuer, über einige der großen
Themen des Weißbuchs diskutiert. Im Folgenden Auszüge des
Gespräches:
Schwenker: Arbeitet das
Weißbuch mit Szenarien oder –
ich mag diesen Begriff lieber –
Zukunftsbildern? Es braucht ja
eine Vorstellung von dem, was
in den nächsten zehn Jahren passieren könnte.
Breuer: Man kann mit Szenarien oder mit Reduktionen arbeiten, um dann mögliche Strategien
aus Reduktionen zu entwickeln.
Wir arbeiten nicht Szenario-basiert wie zum Beispiel die Amerikaner. Wir schauen eher darauf,
was die erkennbaren Linien sind
und abstrahieren in die entsprechende Richtung. Alle Verfahren
haben ihre Schwächen, gerade
wenn man nur begrenzte Mittel zur Zielverfolgung zur Verfügung hat. Wir haben über die
letzten Jahre hinweg nahezu alle
Ressourcen auf Krisenmanagementeinsätze verwendet. Dieses sicherheitspolitische Pendel
bewegt sich gerade im Hinblick
auf die Russlandkrise derzeit
genau in die andere Richtung,
nämlich wieder auf Landes- und
Bündnisverteidigung zu, aus der
wir die Mittel nach dem Ende des
Kalten Krieges abgezogen haben.
Man muss aufpassen, dass es jetzt
nicht zu stark in die andere Richtung ausschlägt. Eine Gleichrangigkeit erscheint mir hier als eine
plausible und tragfähige Lösung.
Schwenker: Neben dem Bild,
dass man sich von künftigen
Linien macht, braucht man ja für
die Erstellung eines Weißbuchs
auch eine Überzeugung, die
einem erlaubt zu sagen: Jawohl,
hinter diesem Dokument stehe
ich jetzt. Was sind unsere Interessen und unsere Werte, die in
das Weißbuch einfließen? Und
welche Rolle spielten Gespräche mit den Amerikanern in der
ganzen Strategie?
Breuer: Unsere Werte und
Interessen sind für uns zentrale Orientierungsgrößen. Sie
unterstützen die Orientierung
im Sicherheitsumfeld, helfen
Wichtiges von weniger Wichtigem zu unterscheiden. Manche dieser Interessen sind für
viele offensichtlicher als andere.
Ich denke hier vor allem an den
Schutz unseres Territoriums und
unserer Bürgerinnen und Bürger. Aber wir müssen hier weiter, grundsätzlicher denken. So
ist es auch in unserem Interesse,
dass die regelbasierte internationale Ordnung fortbesteht.
Wenn man die Situation heute
mit der vor zwanzig, fünfundzwanzig Jahren vergleicht, ist
es sehr viel komplexer geworden. Mit Blick auf unser Sicherheitsumfeld können und sollten wir nicht in Kategorien
von „Schwarz“ und „Weiß“
denken. Gedanken wie Hybridität, Globalisierung, die Vernetzung der Welt und Terroris-
mus, werden als bestimmende
Größen auch über die nächsten Jahre die Sicherheitspolitik beeinflussen. Wir haben uns
bemüht, eine Bandbreite sicherheitspolitischer Akteure einzubinden, insbesondere auch international. Wir wollten uns sagen
lassen, wie man von außen auf
„Unsere Werte und
Interessen sind für uns
zentrale Orientierungsgrößen“
Deutschland schaut. Wir hatten mit unseren engsten Verbündeten einen Austausch, der
weit über das hinausgeht, was
man bislang in einer nationalen
Strategieentwicklung gemacht
hat. Das ist unser Verständnis
von Multilateralität; damit soll
auch ein internationales Verständnis für die deutsche Rolle
geweckt werden.
„Inklusion muss authentisch gelebt werden“
Berlin. „Inklusion wird zu oft als
ein Wort auf dem Papier benutzt
– Inklusion muss aber überall
authentisch gelebt werden.“ Das
hat Staatssekretär Gerd Hoofe bei
der Informationsveranstaltung der
Schwerbehindertenvertretungen
zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention im Geschäftsbereich BMVg in der vergangenen
Woche in Berlin erklärt. Verteidigungsministerin Ursula von der
Leyen hatte dazu eingeladen.
Im Dialog mit den Schwerbehindertenvertretern sagte Hoofe,
die UN-Behindertenrechtskonvention stelle die Bundeswehr
vor die Herausforderung, die
Inklusion aller mit Kraft und
Stärke zu verankern. Hoofe rief
die Anwesenden dazu auf, sich
einzubringen: „Inklusion braucht
auch Partizipation: Ihre Expertise
in eigener Sache ist hier gefragt.“
Inklusion in der Bundeswehr sei
keine ferne Vision – sie sei ein
konkretes Ziel. Dahin müssten
konkrete Schritte getan werden,
so der Staatssekretär.
Zu der Meilensteinveranstaltung in Berlin waren rund 250
Personen gekommen, vorrangig
Vertrauenspersonen der Schwerbehinderten. Sie informierten sich
über Ziele, Inhalte und den Stand
der Umsetzung des Aktionsplans
der UN-Behindertenrechtskonvention in der Bundeswehr.
Wichtige Themen waren dabei
barrierefreie Arbeitsplätze und
barrierefreie IT-Technik. Auch
über Hilfestellungen für Vorge-
Fotos: Bundeswehr/Uwe Grauwinkel (2)
Die Schwerbehindertenvertretung stellt Aktionsplan zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskoventionen vor.
Angewiesen auf den Rollstuhl: Ein Teilnehmer (l.) der Veranstaltung mit Staatssekretär Gerd Hoofe (r.).
setzte wurde informiert. So standen der Abschluss von Zielvereinbarungen, das Führen von
Karriere- und Einstellungsgesprächen mit behinderten Menschen sowie Praktikumsplätze für
junge behinderte Menschen auf
der Tagesordnung.
Die Bundeswehr beschäftigt
mit einer Quote von zehn Prozent eine überproportional hohe
Zahl von Menschen mit Behinderungen. Gesetzlich vorgeschrieben ist eine Quote von
sechs Prozent. Auch in militärisch geprägten Bereichen leis-
ten Menschen mit Behinderungen
unverzichtbare Arbeit. Insgesamt sind im Geschäftsbereich
des Verteidigungsministeriums
8399 Menschen mit einer Behinderung beschäftigt. Die Zahl der
schwerbehinderten Soldaten liegt
gegenwärtig bei 748.
(pah)
4
aktuell
POLITIK / HINTERGRUND
23. Mai 2016
Montenegro auf dem
Weg in die NATO
Brüssel. Die NATO treibt die
Aufnahme Montenegros weiter
voran. Die Außenminister der
Allianz unterzeichneten am vergangenen Donnerstag in Brüssel
mit dem montenegrinischen
Regierungschef Milo Djukanovic das Beitrittsprotokoll. Die
ehemalige jugoslawische Teilrepublik könnte 2017 das 29.
Mitglied des Militärbündnisses
werden. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg sprach beim
NATO-Außenministertreffen von
einem „wichtigen Schritt“, der
die langfristige Stabilität Montenegros und der Region unterstützen werde. Das Land könne
ab sofort als Gast an den Treffen
der Allianz teilnehmen. (mt/ju)
Chinas Jets nähern
sich US-Militärflieger
Washington. Über dem südchinesischen Meer haben sich
zwei chinesische Jagdflieger einer US-Militärmaschine
gefährlich genähert. Der Zwischenfall habe sich in der vergangenen Woche in internationalem Luftraum ereignet, teilte ein
Sprecher des US-Verteidigungsministeriums mit. Die amerikanische Maschine sei auf einem
„routinemäßigen Aufklärungsflug“ gewesen, als sich die chinesischen Armeeflieger genähert
hätten. Ein Pentagon-Sprecher
sagte, das US-Verteidigungsministerium habe „die angemessenen diplomatischen und
militärischen Kanäle“ genutzt,
um auf den Vorfall zu reagieren. Im Südchinesischen Meer
erheben mehrere Anrainerstaaten Ansprüche auf die selben
Gebiete. Um seine Ansprüche
zu untermauern, lässt Peking in
dem Gebiet seit Monaten mit
viel Aufwand künstliche Inseln
aufschütten.
(jes)
In der Krise
In Brasilien ist die politische Lage vor den Olympischen Spielen angespannt.
Von Angelika Finkenwirth
Berlin. Die politische und wirtschaftliche Lage vor den Olympischen Spielen in Brasilien ist
angespannt. Wenige Wochen vor
dem Beginn der Sommerspiele in
Brasilien ist im Gastgeberland das
größte internationale Sportereignis in den Hintergrund geraten.
Seit Donnerstag der Vorwoche ist klar, wer die Spiele am
5. August eröffnen wird: Da Staatschefin Dilma Rousseff (Bild
oben) vorläufig suspendiert
ist, fällt diese Rolle nun ihrem
Stellvertreter Michel Temer
zu. Vielleicht kehrt nun ein
wenig Ruhe ein, Verteidigungsattaché Volker Martin konnte bei
der Ankunft der Fackel schon
Freude bei den Brasilianern spüren: „Trotz vieler Unzulänglichkeiten werden die Olympischen
Spiele ein großes, freudiges, von
Sambatönen begleitetes Völkerspektakel, Spaßfaktoren und
Erinnerungswerte garantiert“,
sagt der Kapitän zur See der
Redaktion der Bundeswehr.
Korruption durchzieht
Politik und Wirtschaft
Zuversicht ist die eine Seite der
Medaille. Doch es gibt auch eine
andere, von der Dawid Danilo
Bartelt gegenüber der Redaktion
der Bundeswehr berichtet. Er ist
für die Heinrich-Böll-Stiftung im
Land. „Die Menschen haben ganz
andere Probleme: Seit Monaten
ist die Politik wie gelähmt. Die
Arbeitslosigkeit steigt und viele
sind in ihrer Existenz bedroht.“
Brasiliens Problem lautet Korruption – und das durchzieht
sowohl die Politik als auch die
Wirtschaft: Seit 2014 kommen
immer mehr Details des größten Skandals in der Geschichte
des Landes rund um den halbstaatlichen Ölkonzern Petrobras
ans Licht: Rund 1,5 Milliarden
Euro – und damit fast 0,5 Prozent
der gesamten Wirtschaftsleistung
aus dem Jahr 2015 – sollen nach
Einschätzung von Experten veruntreut worden sein. 179 Unternehmer, Senatoren und Abgeordneter aller Parteien wurden
bislang angeklagt; wegen Korruption, Geldwäsche, Bildung
einer kriminellen Vereinigung,
Drogenhandels sowie Steuerhinterziehung.
Die „Panama Papers“ führen
zudem mehr als 100 Briefkastenfirmen auf, die im Zusammenhang mit den Petrobras-Ermittlungen, aber auch mehreren
Politikern sowie Baufirmen und
Sportfunktionären aus Brasilien
stehen. Untersuchungen sollen
nun zeigen, ob ein Zusammen-
Neue Bauprojekte
Rio de Janeiro. Mehr Schiene, mehr Straße, mehr Verzahnung: Dank Olympia hat Rio de Janeiro längst fällige Verkehrsprojekte in die Tat umgesetzt. Wie üblich verspätet und noch
gemächlich nimmt in diesen Tagen Rio de Janeiros moderne
Stadtbahn VLT mit großem Pomp endlich Fahrt auf – exakt 31
Tage nach dem Teileinsturz eines neuen Küstenradweges mit
zwei Todesopfern. Beide Projekte gehören zum Vermächtnis der
Olympischen Sommerspiele und sollen die Wege in der chronisch verstopften Stadt wieder frei machen.
Immerhin, allmählich gewinnt der Carioca, der Einwohner Rios,
ein konkretes Bild von den neuen Perspektiven. Die Straßenbahn,
deren Einsatz bis zum Rund-um-die-Uhr-Betrieb hochgefahren
wird, verbindet nicht nur das Zentrum mit dem Innenstadtflughafen, sondern ist entlang ihrer Strecke mit U-Bahn, Zug, Schnellbus, Schiff und sogar mit einer Seilbahn verzahnt.
Zudem geht es bald mit der Metrô 4 von der noblen Südzone
ins ferne Olympiaherz Barra da Tijuca. Auf neuen Straßenkorridoren mit separaten Busspuren fließt es ungewöhnlich schnell. „Es
gibt zwei Kategorien von Olympischen Spielen. Diejenigen, die
von der Stadt Gebrauch machen. Und jene, aus denen der Gastgeber Nutzen zieht“ – dank dieses Winks des Spaniers Pasqual
Maragall, der 1992 bei den Sommerspielen in Barcelona vor der
gleichen Aufgabe stand und die katalanische Metropole damals
modernisierte, proklamierte Rios Bürgermeister Eduardo Paes
demonstrativ: „Wir haben die zweite Option gewählt.“ Eines der
erhofften Resultate: Ende 2016 sollen bereits 63 Prozent der
Bevölkerung Massenverkehrsmittel nutzen.
(hg)
Großbaustellen: Fällige Verkehrsprojekte werden umgesetzt.
hang zwischen den Briefkastenfirmen und Bauvorhaben für
Olympia besteht.
Weiter befindet sich das Land
in einer politischen Krise: In den
kommenden 180 Tagen wird entschieden, ob Rousseff ihr Amt
ganz aufgeben muss. Formal ist
die Politikerin wegen nicht unüblicher Budgettricks angeklagt;
Korruption konnte ihr bislang
jedoch nicht nachgewiesen werden. „Die Opposition versucht,
die Präsidentin los zu werden“,
sagt Bartelt. „Das sollte aber
nicht darüber hinwegtäuschen,
dass sie den Rückhalt in ihrer
eigenen Partei ‚Partido dos Trabalhadores‘ und dem Volk ohnehin verloren hat.“ Ihre Zustimmungswerte liegen bei zehn
Prozent.
Kein politischer
Neuanfang in Sicht
Foto: Bundeswehr/Andrea Bienert
Kairo. Eine Passagiermaschine
der ägyptischen Fluggesellschaft
EgyptAir ist in der Nacht zum
vergangenen Donnerstag vor
der griechischen Insel Karpathos ins Meer gestürzt. Das teilte
die griechische Zivilluftfahrtbehörde mit. Das Flugzeug vom
Typ A 320 hatte 66 Menschen an
Bord. Der Grund für das plötzliche Verschwinden der Maschine
vom Radar war zunächst unklar –
die ägyptischen Behörden schlossen einen Anschlag nicht aus.
Flug MS 804 verschwand um
2.29 Uhr MESZ. Kurz vor dem
Absturz vollzog der Airbus in
kurzer Folge zwei heftige Drehungen und verlor dabei mehrere
tausend Meter an Höhe. (jah/ju)
Foto: picture alliance/dpa/Antonio Lacerda
Terrorverdacht:
Airbus stürzt ins Meer
Der Unmut der Bevölkerung
entzündet sich an der schlimmsten Wirtschaftskrise seit den
1930er Jahren. Sollte Rousseff
ihr Mandat endgültig verlieren,
würde Temer die Regierungsgeschäfte übernehmen. „Von einem
politischen Neuanfang könnte
trotzdem keine Rede sein –
verkörpert der 75-Jährige doch
das politische Establishment
Brasiliens wie kaum ein anderer:
Seine Partei PMDB war, mit
einer Ausnahme, an allen
Regierungen seit der Redemokratisierung Brasiliens 1985
beteiligt“, sagt Jan Woischnik
von der Konrad-Adenauer-Stiftung gegenüber der Redaktion
der Bundeswehr
Das Oberste Wahlgericht prüft
auch die Annullierung der Präsidentschaftswahlen 2014 wegen
des Verdachts der Schmiergeldfinanzierung. Unabhängig
vom Ausgang dieser Verfahren
werde der Ruf nach Neuwahlen
immer lauter, berichtet Woischnik. Angesichts dieser Probleme
steht Olympia jetzt im Hintergrund.
23. Mai 2016
Einsatz / BundEswEhr
aktuell
Mit LUNA
in Mali
5
„Frankfurt am Main“
rettet 115 Menschen
I
Heeresaufklärer bereiten den ersten Flug
der Drohne für MINUSMA vor.
Bodenkontrollstation
im Yak
Ein LUNA­Halbzug besteht
aus 23 Soldaten. Jeder ein­
zelne ist wichtig, damit das
Aufklärungssystem
­
funktioniert:
Der Operator, der den Flug über­
wacht und gegebenenfalls Kurs­
änderungen vornimmt, die Solda­
ten, die das Katapult aufbauen,
von dem aus das Fluggerät startet.
Auf einem Gefechtsfahrzeug
vom Typ Yak wird das rund 40
Kilogramm schwere und gut vier
Meter breite Fluggerät verstaut.
Ein weiterer Yak beherbergt die
Bodenkontrollstation. In ihr wer­
den der Flug überwacht und alle
wichtigen Daten aufgezeich­
net und ausgewertet. Zusätz­
lich gibt es noch einen weiteren
Yak als Transport­
fahrzeug. Abgerun­
det wird der aufge­
baute Einsatzraum
des LUNA­Zuges
durch weitere
Sicherungsfahr­
zeuge, damit die
Soldaten ihren Auftrag
unter bestmöglichem Schutz
ausüben können.
Bilder
in Echtzeit
Das Gerät selbst besteht
aus leichten Verbundwerk­
stoffen. Je nach Auftrag kön­
nen verschiedene Sensoren an
das bis zu 160 Kilometer pro
Stunde schnelle Gerät ange­
baut werden. Dadurch wird die
Einsatzfähigkeit bei Tag und
Nacht sicher gestellt. Bis zu
sieben Kameras liefern Video­,
Infrarotfilme und Standbilder in
Echtzeit. Die Einsatzreichweite
liegt bei rund 80 Kilometern,
– abhängig von der jeweiligen
Topographie. Nach einem Auf­
klärungsflug landet die Drohne
LUNA sicher in einer Art Ten­
nisnetz, das in einer Höhe von 15
Metern von einem Kran gehal­
ten wird.
In schwer zugänglichem
Gebiet, wie zum Beispiel in
den Weiten Malis, kann LUNA
ihre Stärken ideal zum Einsatz
bringen. Anstatt Soldaten als
mobile Aufklärungstrupps
­
loszuschicken oder deutlich grö­
ßere Aufklärungsflugzeuge ein­
zusetzen, geht es dank LUNA
schnell und einfach.
Ist der bewegliche Aufklärungs­
trupp im Einsatzraum angekom­
men, benötigen die Soldaten nur
rund 20 Minuten, bis das Gerät in
der Luft ist und sich auf den Weg
Mali: Gefechtsverband
ausgebildet
Foto: Bundeswehr/PAO DEU EinsKtgt MINUSMA (3)
Gao. Im multinationalen Camp
Castor in Gao sind zurzeit etwa
280 deutsche Soldaten im Ein­
satz. Spezialisten aus vielen
unterschiedlichen Bereichen
arbeiten hier Hand in Hand –
vom Sicherungssoldaten an der
Zufahrt zum Camp Castor über
die Pioniere, die neue Wohn­
container aufstellen, bis zum
Sanitäter.
Unter den Soldaten des
deutschen Kontingents in der
UN­Mission MINUSMA sind
auch rund 40 Heeresaufklärer
aus dem ostholsteinischen Eutin.
Ihr Auftrag ist das Sammeln und
Zusammenführen von Informa­
tionen. Das können hochauf­
lösende Fotos und Videos der
Straßenverhältnisse sein, aber
auch Bewegungen bewaffneter
Gruppen, die eine Gefahr für die
UN­Soldaten darstellen. LUNA
verschafft somit der eigenen
Truppe einen entscheidenden
Informationsvorsprung.
A
zum Aufklärungsziel macht. Mit
den Erkenntnissen werden die
Operationen am Boden auch
für die deutschen Soldaten
sicherer. Sie können rechtzeitig
vor Hindernissen,
­
­bewaffneten
Gruppen oder einem möglichen
Hinterhalt gewarnt werden. Im
Camp Castor laufen derzeit die
Vorbereitungen für den ersten
Aufklärungsflug unter dem
Mandat der Vereinten Nationen
in der Sahel­Zone. Die Topo­
graphie und die extremen Wetter­
bedingungen sind dabei nicht
beeinflussbare Faktoren. Mög­
lichkeiten zum Starten und Lan­
den sowie notwendige Notlande­
plätze werden derzeit intensiv
erkundet.
(eb)
Das ist LUNA
Die Luftgestützte Unbemannte Nahaufklärungsausstattung, kurz LUNA, dient der
Lage- und Zielüberwachung sowie der
Überwachung von Räumen im Nahbereich.
Dafür kann LUNA wahlweise mit bis zu sieben
Kameras ausgerüstet werden. Die Kameras
liefern Video-, Infrarotfilme und Standbilder
in Echtzeit zur Bodenkontrollstation. Das
verschafft der Truppe einen Informationsvorsprung und verkürzt die eigene Reaktionszeiten deutlich. Zusätzlich ist eine spätere
Auswertung möglich, da die Daten aufgezeichnet werden. Das Fluggerät wird nach
Eingabe des Flugkurses von einem Katapult
gestartet. Je nach Lageentwicklung können
neue Wegpunkte während des Fluges definiert werden. Nach Durchführung des Aufklärungsauftrages landet das Fluggerät mit
einem Fallschirm oder in einem gespannten
Netz an einem vorbestimmten Ort, wird technisch überprüft und kann danach erneut eingesetzt werden. Das kleine wendige Aufklärungssystem ist im wesentlichen mit
handelsüblichen Baugruppen in Leichtbauweise konzipiert. LUNA wurde bisher in verschiedenen Einsatzgebieten wie Afghanistan
und im Kosovo mit Erfolg eingesetzt.
Die technischen Daten:
• Antrieb: Zweitaktmotor
•
•
•
•
•
•
Geschwindigkeit: 70 bis 160 Kilometer/h
Flughöhe: bis 5000 Meter
Flugdauer: bis zu sechs Stunden
Länge: 2,36 Meter
Flügelspannweite: 4,17 Meter
Abfluggewicht: ca. 40 Kilogramm
Systemelemente:
• Fluggerät mit Video, Standbildund IR-Sensorik
• Bodenkontrollstation (Kabine)
• Startkatapult
• Antenne
• Start-/Landekraftfahrzeug
• Instandhaltungskraftfahrzeug (Kabine)
Koulikoro. Nach zwölf Wochen
intensiver Ausbildung ist der
achte und letzte Ausbildungs­
durchgang eines malischen
Gefechtsverbandes bei der Euro­
pean Training Mission in Mali
(EUTM Mali) zu Ende gegan­
gen. 290 malische Soldaten und
80 Angehörige der Gendarmerie
wurden von den etwa 200 Trai­
nern aus 24 europäischen Natio­
nen im Koulikoro Training Cen­
ter (KTC) ausgebildet. „Was ich
gesehen habe, waren motivierte
und begeisterte Soldaten, die
bewiesen haben, dass sie qua­
lifiziert, diszipliniert und immer
bereit sind, ihrem Vorgesetzten
zu folgen. Sie alle sind auf dem
richtigen Weg“, sagte Brigade­
general Werner Albl, der deut­
scher Mission Commander der
Trainingsmission.
(eb)
Führungswechsel am
horn von afrika
D
6
aktuell
BUNDESWEHR
GTK Boxer BAT
aktuell
Die Retter
auf Rädern
Husky BV 206 S
Der Sanitätsdienst verfügt über einen beachtlichen Fuhrpark –
jetzt soll ein mittleres geschütztes Sanitätsfahrzeug dazu kommen.
Gewicht:
Geschwindigkeit:
Besatzung:
Transportraum:
(Patienten)
35 t
max. 80 km/h
3
3 sitzend + 2 liegend
oder
7 sitzend + 3 liegend
oder
1 liegend (intensivmed.)
Wiesel 2 SanTrp
Gewicht:
Geschwindigkeit:
Besatzung:
Transportraum:
(Patienten)
4,1 t
max. 70 km/h
2
1 liegend + 2 sitzend
Von Alexandra Möckel
Koblenz. Leicht und agil – oder
schwer und geschützt: Mit dem
Eagle IV BAT Beweglicher
Arzttrupp (BAT) und dem Boxer
BAT stehen dem Sanitätsdienst
zwei leistungsfähige Alternativen zur Verfügung. Die Sanitäter
können ihre Rolle in den aktuellen
Einsatzszenarien aber nur dann
erfüllen, wenn die Rettungsfahrzeuge in der Lage sind, den zu
unterstützenden Kräften in allen
Situationen und in jedem Gelände
zu folgen. Die Lücke klafft derzeit
zwischen den Extremen: Es fehlt
ein mittleres geschütztes Sanitätsfahrzeug (mgSanKfz). Ein Rüstungsprojekt soll diese Lücke nun
schließen.
Der Eagle IV als luftverladbares Fahrzeug ist vor allem für den
hochmobilen Einsatz mit spezialisierten Kräften vorgesehen. Im
Vordergrund steht das Ziel, den
Patienten schnell aus dem Gefahrenbereich und zur nächsten Rettungsstation zu bringen. Der
Boxer, der die höchste Schutzklasse der Sanitätskraftfahrzeuge
besitzt, wurde hauptsächlich für
den gemeinsamen Einsatz mit
der Kampftruppe beschafft. Dort
ist mit einer höheren Gefechtsintensität und mehr Verwundeten
zu rechnen.
Transportpanzer Fuchs BAT
Gewicht:
Geschwindigkeit:
Besatzung:
Transportraum:
(Patienten)
Version IED:
22,5 t
max. 90 km/h
3
1 liegend
(intensivmed.)
zusätzlicher
Minenschutz
Beide Fahrzeuge haben sich in
den Auslandseinsätzen der Bundeswehr bewährt. Dennoch gibt
es Situationen, in denen sie an ihre
Grenzen stoßen. Der Eagle IV ist
zwar wendig und überzeugt aufgrund seiner geringen Größe vor
allem in eng bebauten Gebieten, doch kann er in vielen Einsatzszenarien seiner Besatzung
und Patienten nicht ausreichend
Schutz gegen Beschuss und die
Wirkung von Sprengfallen bieten. Anders beim Boxer – unter
den Sanitätsfahrzeugen hat er die
höchste Schutzklasse. Mit seinen
35 Tonnen ist er allerdings sehr
schwer und wenig agil. Kleine
Brücken, schmale Straßen und
urbanes Gelände können für dieses Fahrzeug zum unpassierbaren
Hindernis werden.
Schutz, Beweglichkeit,
Kapazität
Der Eagle IV ist für den Transport eines einzelnen Verwundeten
liegend ausgelegt, der Boxer für
bis zu drei Verwundete liegend
oder sieben Personen sitzend. Er
ist vor allem für den Einsatz bei
der Kampftruppe gedacht. Aufgrund seiner Größe ist er aber
für die Begleitung von Patrouillen mit kleineren und wendigeren Fahrzeugen, wie beispiels-
Duro 3
Gewicht:
Geschwindigkeit:
Besatzung:
Transportraum:
(Patienten)
12,5 t
max 100 km/h
3
1 liegend + 2 sitzend
weise Dingos, weniger geeignet
als der Eagle IV. „Die Erfahrung hat aber gezeigt, dass zum
Beispiel beim Ansprengen von
Patrouillenfahrzeugen in der
Regel mehr als ein Schwerverletzter behandelt
werden muss“,
sagt Generaloberstabsarzt
Dr. Michael
Tempel,
Inspekteur des
Sanitätsdienstes.
Fazit:
Benötigt
wird ein
Fahrzeug,
das Schutz,
Beweglichkeit und Verwundetentransportkapazität als
notwendigen Dreiklang
optimiert – das mittlere geschützte
Sanitätskraftfahrzeug. Konkrete
Forderungen an die Leistungsfähigkeit des Fahrzeuges wie auch
an die sanitätsdienstliche Ausstattung wurden bereits erarbeitet und
genehmigt. Damit ist der Startschuss für die Beschaffung eines
hochmodernen Sanitätskraftfahrzeuges gefallen. Eine erste Marktsichtung ergab, dass geeignete
Trägerfahrzeuge durch die Industrie bereitgestellt und mit geringem Aufwand an die militärischen
Erfordernisse angepasst werden
können. Das reduziert die Kosten und der Beschaffungszeitraum verkürzt sich
deutlich, sodass die
Truppe absehbar
mit diesem
zukunftsorientierten
Sanitätskraftfahrzeug ausgestattet
werden
kann. Die
Bereitstellung der
ersten Fahrzeuge für die
Truppe ist ab
2019 geplant.
„Die Einsatzerfahrungen aus Afghanistan und dem Kosovo werden die
Entwicklung dieses Fahrzeuges
maßgeblich beeinflussen“, sagt
Oberstleutnant Klaus Krickl,
Sachgebietsleiter im Kommando
Sanitätsdienst. Er gehört dem
Bereich Ausrüstung und Forderungsmanagement an. „Wir sind
zuständig für die Projektierung
von neuen Fahrzeugen, Waffen,
optischen Geräten bis hin zur
Schutzbekleidung“, erklärt er
seine Aufgabe. Der Schutz der
Besatzung und der zu transportierenden Verwundeten im Einsatz stehe dabei an erster Stelle.
Gleichzeitig ist der qualifizierte
Verwundetentransport von bis
zu zwei liegenden Verletzten
aller Schweregrade vom Ort
der Verwundung zu einer Sanitätseinrichtung zu gewährleisten. Während des Transportes
müssen die Patienten rettungsmedizinisch überwacht werden
können.
Waffen nur zur
Selbstverteidigung
Eine weitere wesentliche Veränderung ist das neue Vier-Personen-Besatzungskonzept. Eingesetzt als beweglicher Arzttrupp
gehören nun neben dem Kraftfahrer mindestens zwei Notfallsanitäter sowie ein Notfallmediziner zur neuen Crew. „Damit
kann der erste Notfallsanitäter
weiter seine Funktion als Kommandant des Fahrzeuges wahrnehmen, während der zweite
den Notfallmediziner unterstützen kann“, sagt Krickl. Dies sei
bei den bisherigen Besatzungen
mit drei Personen nicht möglich
gewesen. Darüber hinaus ist das
mittlere geschützte Sanitätsfahr-
zeug auch in der Variante Rettungstrupp für den Einsatz vorgesehen. In diesem Fall wird die
qualifizierte Verwundetenversorgung durch zwei Notfallsanitäter gewährleistet.
Woran der Sanitätsdienst
auch zukünftig festhalten wird,
ist der Einsatz von Waffen nur
zur Selbstverteidigung und zum
Schutz der Patienten. Sanitätssoldaten genießen völkerrechtlich
einen besonderen Schutzstatus.
Sie sind Nichtkombattanten, eine
Bewaffnung des neuen Fahrzeugs
verbietet sich. Die Besatzung
wird lediglich die jeweilige persönliche Handwaffe mitführen.
Vorgesehen sind allerdings Wirkmittelwerfer zur Einnebelung
des Fahrzeugs, um im Schutz
des Nebels aus dem Gefahrenbereich ausweichen zu können.
Mit der Einführung des mittleren geschützten Sanitätsfahrzeugs wird der Sanitätsdienst
zukünftig allen Einsatzszenarien gerecht werden können.
Mit diesem Fahrzeug wird er
der Truppe nicht nur folgen, sondern die medizinische Versorgung uneingeschränkt gewährleisten können.
(Patienten)
Gewicht:
Geschwindigkeit:
Besatzung:
Transportraum:
(Patienten)
oder
1 liegend + 3 sitzend
Wolf G 270 LBAT
Gewicht:
Geschwindigkeit:
Besatzung:
Transportraum:
(Patienten)
Eagle IV BAT
für den Verwundetentransport vorgesehenen geschützten Fahrzeug.
„Einem verwundeten Soldaten ist im Einsatz eine
medizinische Behandlung zukommen zu lassen, die im
Ergebnis der in Deutschland entspricht“, betont Generaloberstabsarzt Dr. Michael Tempel, Inspekteur des Sanitätsdienstes. Ein Verwundeter muss innerhalb einer
Stunde einer chirurgischen Versorgung zugeführt werden können. Gibt es im Einsatzland keine Rettungshubschrauber, geht das nur über die beweglichen Arzttrupps
(BAT). Neben dem Eagle IV BAT, einem leichten geschützten Sanitätskraftfahrzeug, stehen dem Sanitätsdienst
unter anderem der Transportpanzer Fuchs BAT und der
Boxer BAT als schwere geschützte Sanitätskraftfahrzeuge zur Verfügung.
„Uns fehlt allerdings schmerzlich noch ein Fahrzeug
dazwischen, ein mittleres geschütztes Verwundetentransportfahrzeug“, erklärt Tempel die Fähigkeitslücke zwischen leichten und schweren geschützten Sanitätskraftfahrzeugen. Das Rüstungsprojekt „mittleres geschütztes
Sanitätskraftfahrzeug“ soll diese zukünftig schließen.
7,1 t
max. 50 km/h
3
2 liegend
3,8 t
max. 120 km/h
2
1 liegend
Mehr Informationen zum Thema
auf www.sanitaetsdienst-bundeswehr.de.
Ein Fuhrpark für alle Fälle
Boxer, Fuchs, Wiesel, Eagle – der Sanitätsdienst der
Bundeswehr verfügt über einen beachtlichen Fuhrpark für
den Transport verwundeter Soldaten (die Bilder zeigen
eine Auswahl). Die Sanitätsfahrzeuge sind ein wesentlicher Bestandteil einer funktionierenden Rettungskette im
Einsatz. Das Ziel: Verwundete immer und überall evakuieren und umgehend medizinisch versorgen zu können.
Mit Ende des Ost-West-Konfliktes veränderte sich
auch die Gefechtsführung. Hatten sich früher gepanzerte
Verbände auf dem Gefechtsfeld gegenüber gestanden,
muss mittlerweile der asymmetrischen Bedrohung mehr
Bedeutung beigemessen werden. Nicht mehr eindeutig
erkennbare Gegner bestimmen das Geschehen. Der
Kampf in Städten sowie versteckte Sprengfallen setzen
andere Ansprüche an die Fahrzeuge moderner Streitkräfte. Hohe Beweglichkeit und zusätzliche Schutzausstattungen sind wesentliche Aspekte.
Für den Sanitätsdienst gilt der Anspruch an einen
qualifizierten Verwundetentransport. Die notfallmedizinische Versorgung übernehmen der Rettungsmediziner
und der Rettungsassistent. Sie agieren in einem eigens
Gewicht:
Geschwindigkeit:
Besatzung:
Transportraum:
9,5 t
max. 110 km/h
3
1 liegend
(intensivmed.)
Krankenkraftwagen 2t
Gewicht:
Geschwindigkeit:
Besatzung:
Transportraum:
(Patienten)
7,5 t
max. 80 km/h
3
4 liegend
(intensivmed.)
oder
6 sitzend
7
8
aktuell
BUNDESWEHR
23. Mai 2016
Mehr als ein Schulterklaps
Er gibt den Fallschirmjägern die Freigabe zum Sprung: Der Absetzer sorgt für einen sicheren Ablauf.
Fertig zum
Sprung
„X Minus zwo, Türen auf“, lautet das Kommando vom Absetzleiter. Nun heißt es für die Absetzer,
Türen öffnen, die Sprungplattform
und den Windabweiser ausklappen, den Türschutz anbringen –
er verhindert, dass sich Seile in der
Ecke verfangen – und überprüfen,
ob der Luftraum frei ist. Bis zum
Absetzplatz sind es nun nur noch
wenige Augenblicke. „Fertig zum
Sprung!“ Der Absetzer gibt die
Tür für den ersten Springer frei.
Dann: Grünes Licht. Mit einem
Fotos: Bundeswehr/Prokorny (2)
Bevor gesprungen wird, gibt
es einiges zu tun. Ankerseile
und Seilwinden müssen durch
die Absetzer überprüft werden. An den Ankerseilen klinken sich die Fallschirmspringer
mit ihrem Karabinerhaken ein.
Die Seilwinden dienen zur Bergung von Springern, falls sich der
Schirm nicht öffnet und der Springer außen an der Maschine hängt.
Auch die Funktionsfähigkeit der
Türen muss gecheckt werden. Erst
wenn alles überprüft ist können
die Springer an Bord kommen.
Dann heißt es: „Anschnallen“, und
die Maschine rollt zum Take-Off
zur Startbahn.
Zum Absetzer werden nur
sprungerfahrene Soldaten weitergebildet. 15 Fallschirmsprünge
sind Voraussetzung. Bei 240
Foto: Bundeswehr/Tom Twardy
Sicherheit durch
Erfahrung
Stundenkilometern in 400 Metern
Flughöhe an der offenen Tür zu
stehen, in die Tiefe zu blicken,
den heftigen Wind zu spüren und
dabei für ein sicheres Springen zu
sorgen, setzt Fachkenntnise voraus. Der Ausbildungsstützpunkt
Luftlande/Lufttransport ist die
zentrale Einrichtung der Bundeswehr für diese Art von Ausbildung. Hier werden die künftigen
Absetzer in einem dreiwöchigen
Lehrgang auf ihre Tätigkeiten
vorbereitet. Aber nicht nur der
Absetzerlehrgang, sondern auch
der Fallschirmspringerlehrgang,
Freifalllehrgänge, Lufttransportund Luftverladelehrgänge werden hier durchgeführt. Ebenso
die Ausbildung zum Fallschirmpacker, Fallschirminstandsetzer
und Fallschirmprüfer.
Foto: Bundeswehr/Minich
Altenstadt. „Fertig. Ab!“ Mit
diesem Kommando gibt der
Absetzer die Freigabe zum
Sprung. Im Flugzeug ist er verantwortlich für die Fallschirmspringer und achtet darauf, dass
alle die Sicherheitsbestimmungen einhalten. Ebenso sorgen die
Absetzer für einen reibungslosen
Ablauf des Springens. Eine verantwortungsvolle Tätigkeit – die
Absetzer müssen weitaus mehr
können, als dem Springer einen
Klaps auf die Schulter zu geben.
Sicher in der Luft: Pro Tür sorgt ein Absetzer für einen reibungslosen Ablauf beim Fallschirmspringen (o.). An Bord der Transall C-160 (u. l.) behält der Absetzleiter (u. r.) stets den gesamten Überblick.
Klaps auf die Schulter und einem
lauten „Ab!“ schickt der Absetzer den ersten Springer aus dem
Luftfahrzeug. Weitere folgen.
Jetzt heißt es, die Aufziehleinen
der Fallschirme entgegennehmen
und die Fallschirmspringer gegebenenfalls bremsen. Verlassen die
Springer zu dicht aufeinander folgend das Luftfahrzeug, besteht die
Gefahr einer Kollision in der Luft.
Alle Fallschirmspringer haben
das Flugzeug verlassen. Die
Absetzer sehen nach, ob alle gut
rausgekommen sind. Anschließend werden mit Hilfe der Seilwinde die Verpackungssäcke der
Schirme ins Flugzeug gezogen.
Erst danach kann die Tür wieder
geschlossen werden. Abläufe, die
die Absetzer häufig geübt haben
– um sicher zu sein.
(eb)
Für alle, die die Fallschirmjäger live erleben wollen: Am
3. Juni springen Soldaten auf
der Internationaeln Luftausstellung (ILA) in Berlin-Schönefeld aus einem Transportflugzeug Transall C-160.
Mehr Informationen zur Bundeswehr auf der ILA im Internet unter
www.bundeswehr.de
Hunde und Raupen für die Truppe
Von Judith Bexten
Würzburg. Dasty weiß ganz
genau, wo er seine Streicheleinheiten bekommt: Genussvoll lässt
er sich von Christina Schneider
streicheln, während seine wachen
Augen die Umgebung beobachten. Die 29-jährige Würzburgerin hat dem sechs Jahre alten
Belgischen Schäferhund eben
noch dabei
zugeschaut,
wie er zielsicher eine
Tasche mit
Sprengstoff
erschnüffelt.
Sein Hundeführer, Hauptfeldwebel Christian
K., Feldjäger aus Veitshöchheim,
hatte die Substanz zuvor in einem
Berg von Rucksäcken versteckt.
„Wir packen den Hund bei seinem Spieltrieb“, erklärt er. „Unter
Zwang geht gar nichts.“ Trotzdem dauert die duale Ausbildung
zum Schutz- und Suchhund viele
Monate, und eigentlich endet sie
nie: Herr und Hund, die Dienstund Freizeit miteinander verbringen, lernen immer weiter dazu.
Die Suchleistung von Dasty
und seinem tierischen Kameraden Loki gehörte zu Präsentationen auf dem Würzburger Marktplatz während der zweiten von
insgesamt vier Veranstaltungen, die einen Vorgeschmack
auf den Tag
der Bundeswehr am 11.
Juni geben
sollen. 16
Standorte
in ganz
Deutschland öffnen dann ihre Türen für
die Öffentlichkeit. Am vergangenen Mittwoch stellten sich das
Gebirgsjägerbataillon 233 aus
Mittenwald, das Aufklärungsbataillon 13 aus Gotha und das
Feldjägerregiment 3 aus Veitshöchheim vor. Die Gebirgsjäger reisten mit einem Hägglund
Foto: Bundeswehr/Sebastian Wilke (2)
Vor dem Tag der Bundeswehr präsentieren sich Aufklärer, Feld- und Gebirgsjäger in Würzburg.
In Würzburg: Spürhund Dasty in Aktion (l.). Besucher informieren sich über die Aufgaben der Aufklärer (r.).
BV 206 S an – einem Raupenfahrzeug, das für verschneites
Gebirge konzipiert ist und zwölf
Personen Platz bietet. „Platz“
ist dabei relativ, denn mit voller
Ausrüstung kann es ganz schön
eng werden in dem zweiteiligen
Gefährt. Wie es innen aussieht,
interessiert Stefan Staab (23) und
Carolin Wieczoreck (25). „Es ist
ja nicht alle Tage so, dass sich
die Bundeswehr auf dem Marktplatz vorstellt“, sagt sie. Auch
in den Fennek der Aufklärer
sind sie bereits geklettert. Ober-
stabsgefreiter Patrick Faupel,
der als Waffen- und Systembediener eingesetzt ist, erläutert
die Beobachtungs- und Aufklärungsausstattung (BAA). Mit der
Tagsicht- und der Wärmekamera
können die Insassen die Umgebung beobachten, ohne aussteigen zu müssen. Und mit dem
Laserentfernungsmesser lassen
sich genaue Koordinaten von
Objekten bestimmen, selbst wenn
sie hunderte Meter entfernt sind.
Immer wieder bleiben Passanten stehen und befragen die
Soldaten zu Ausrüstungsgegenständen – etwa den neuen
Schnee-Tarnanzug oder die
Schutz- und Kampfmittelwesten, die bis zu 25 Kilogramm
wiegen. Doch auch Einsatz,
Ausbildung und Motivation der
Soldaten kommen zur Sprache.
Genau das ist der Sinn der Veranstaltung: Ins Gespräch kommen und zeigen, was die Bundeswehr zu bieten hat.
Mehr Informationen unter
www.tag-der-bundeswehr.de.
23. Mai 2016
ZooM
aktuell
9
Streng Geheim –
aber nicht mehr so ganz
Der Militärische Abschirmdienst der Bundeswehr schützt seit 60 Jahren
die Truppe vor Spionage und Extremismus.
Von Gabriele Vietze
E
r sollte die Bundeswehr insbesondere vor
Attacken von Innen
schützen. Das war mit
seiner Gründung 1956 eine der
Hauptaufgaben des abwehrenden
Nachrichtendienstes der Bundeswehr. Durch die allgemeine
Wehrpflicht bestand die Gefahr,
dass junge Männer eingezogen
wurden, die der noch jungen
Verfassung feindlich gesonnen
waren. Inzwischen unterstützt
der Militärische Abschirmdienst
(MAD) die Truppe in verschiedenen Bereichen. Er konzentriert sich unter anderem auf die
Binnensicherung der Feldlager
etwa in Afghanistan und überprüft einheimische Arbeitskräfte.
Der kleinste
Nachrichtendienst
Eine dreistellige Zahl von
Ortskräften ist aufgrund von
MAD-Erkenntnissen bisher
entlassen worden. Im Zuge seiner Modernisierungsbestrebungen lässt der MAD mittlerweile
auch mehr Transparenz nach
außen zu. Der MAD ist neben
dem Bundesnachrichtendienst
(BND) und dem Bundesamt für
Verfassungsschutz (BfV) der
kleinste der drei Nachrichtendienste des Bundes: nur knapp
halb so groß wie das BfV und
sechsmal kleiner als der BND
für die Auslandsaufklärung. Als
eine Dienststelle des Verteidigungsministeriums mit Hauptsitz in Köln untersteht der MAD
truppendienstlich dem Inspekteur der Streitkräftebasis (SKB),
fachlich unmittelbar dem Staatssekretär. Er nimmt die Aufgaben
in und für die Bundeswehr wahr,
für die das BfV außerhalb der
Bundeswehr zuständig ist. Dazu
führt er Sicherheitsüberprüfungen von Bundeswehrangehörigen und von Personen durch,
die dienstlich geheimhaltungsbedürftige Dokumente bearbeiten. Außerdem führt er offene
Ermittlungen und Befragungen durch. In der Extremismusund Spionageabwehr beschafft
er seine Informationen auch mit
nachrichtendienstlichen Methoden wie etwa verdeckten Ermitt-
lungen oder Brief- und Telefonüberwachung. So hat der
MAD im Zeitraum 2007 bis
2016 etwa insgesamt 320 Vorgänge zu Verdachtspersonen
mit einem Bezug zum Islamismus bearbeitet. 22 der 320
Verdachtspersonen konnten
eindeutig als Islamisten eingestuft werden, von denen 17
vorzeitig aus der Bundeswehr
entlassen wurden. Die anderen fünf schieden regulär aus
dem Dienst aus. Derzeit bearbeitet der MAD ungefähr 65
islamistische Verdachtsfälle
in der Bundeswehr.
Interview, veröffentlicht auf dem Internetauftritt der Streitkräftebasis. 1994 kam dann
das Sicherheitsüberprüfungsgesetz dazu. Damals
wurde auch die zivil-militärische Doppelspitze
des MAD eingeführt.
Nach seinem Amtsvorgänger Ulrich Birkenheier, der eine erste Öffnung des MAD einleitete,
sieht sich Gramm auch
als ein Modernisierer. Er
will den MAD insbesondere für künftige Bedrohungsszenarien wie etwa
die Cyberabwehr rüsten.
Außerdem wird gerade
ein Gesetzesentwurf erarbeitet, der für alle künftigen Soldaten einen
einfachen MAD-Sicherheitscheck vorsieht und
voraussichtlich 2017 in
Kraft treten soll.
Cyberabwehr und
Modernisierung
Derzeitiger Präsident des
bis 1991 durchgängig von
einem militärischen Amtschef, meist einem Brigadegeneral, geleiteten MAD ist seit
Januar 2015 der Jurist Christof Gramm. „Die Anfangszeit des MAD war – für die
Zeit typisch – durch die Spionageabwehr geprägt“, sagte
Gramm in seinem jüngsten
Das Interview mit
Christof Gramm ist auf
www.streitkraeftebasis.de
zu lesen.
Foto: picture alliance/dpa/Federico Gambarini
Vom Amt für die Sicherheit der Bundeswehr
zum Militärischen Abschirmdienst
In Köln Raderthal beheimatet: Amt für den Militärischen Abschirmdienst.
1956 wurde nach der Aufstellung der Bundeswehr das Amt für
die Sicherheit der Bundeswehr (ASBw) zur Abwehr von Spionage und Extremismus in der neu aufgestellten Truppe gegründet. 1984 erfuhr das ASBw eine weitgehende Umstrukturierung. Es wurde umbenannt in MAD. Erstmalig konnte in dem bis
dato rein militärisch besetzten Amt auch Zivilpersonal arbeiten.
Insgesamt waren zu dem Zeitpunkt rund 2000 Mitarbeiter
beim MAD beschäftigt, fast 1000 mehr als heute. Im Zuge der
Streitkräftereduzierung 1994 und dann mit der Reform der Bundeswehr ab 2010/11 durch die Verteidigungsminister zu Guttenberg und de Maizière wurde die Anzahl der Mitarbeiter reduziert. Die Struktur wurde bundesweit von Kiel bis München
auf sieben Dienststellen mit fünf Außenstellen umgesetzt. Seit
2012 leistet der MAD eigene Öffentlichkeitsarbeit. Zuvor wurde
der Kontakt mit Medienvertretern direkt vom Verteidigungsministerium gesteuert.
aktuell
SPORT
23. Mai 2016
Jungstar auf
dem Grün
Sportsoldat Timo Vahlenkamp gilt mit
18 Jahren als Golftalent für die Zukunft.
Von Dietmar Kramer
Warendorf. Von wegen Alt­
herrensport: Für die Faszination
des Golfsports auch auf die
junge Generation ist Oberge­
freiter Timo Vahlenkamp ein
glänzendes Beispiel. Mehr noch:
Der gerade 18­Jährige aus Halle
(Westfalen) gilt in seinem Sport
hierzulande schon jetzt als Hoff­
nung für die Zukunft. Nicht selten
schaffen die Besten im Golfsport
ihren Durchbruch erst jenseits der
30. Doch Kenner der Szene sagen
dem Teenager bereits heute vor­
aus, in nicht mehr allzu langer
Zeit auf den Spuren deutscher
Idole wie Bernhard Langer und
Martin Kaymer wandeln zu
­können.
Auch Golf fordert
hartes Training
Aus seinen Ambitionen macht
Vahlenkamp keinen Hehl: „In
zwei bis drei Jahren möchte ich
Profi werden und auf der Europa­
Tour spielen“, sagt das große
Talent mit gesundem Selbstbe­
wusstsein. Das erfordert jedoch
jede Menge harte Arbeit: „Zum
täglichen Training kommen noch
dreimal wöchentlich Zusatz­
schichten im Kraftraum hinzu“,
berichtet Vahlenkamp. Außer­
dem bestreitet er zum Teil mehr­
wöchige Trainingslager in wär­
meren Gefilden in Übersee und
nicht zuletzt Starts bei diversen
Turnieren: „Ich spiele ungefähr
25 im Jahr.“
Einer dieser Wettbewerbe, die
Military World Games in Süd­
korea, bescherte Vahlenkamp
zuletzt einen Einstand nach Maß
als Sportsoldat. Bei den „Olym­
pischen Spielen für Soldaten“ im
vergangenen Herbst verpasste
der Debütant von der Sport­
fördergruppe Warendorf als her­
vorragender Vierter gegen teil­
weise professionelle Konkurrenz
nur knapp einen Podiumsplatz. Er
führte die deutsche Mannschaft
damit zu einem starken siebten
Rang in der Teamwertung.
Die großen Ziele
im Blick
Für Bundestrainer Ulrich Eck­
hardt war der gelungene Auftritt
seines Schützlings aus dem Junior
Team Germany in Fernost keine
Überraschung. „Timo bringt alles
mit, was im Leistungssport erfor­
derlich ist“, sagt der Coach über
den früheren U16­Meister: „Er
ist sehr zielstrebig und fleißig.
Er weiß genau, was er will, bleibt
aber trotz seines Ehrgeizes immer
ruhig, besonders auf den oft ent­
scheidenden letzten Bahnen.
Manchmal kann man glauben,
dass Eiswasser in seinen Adern
fließt.“ Vahlenkamps bisherige
Entwicklung weist aus Sicht des
erfahrenen Trainers noch ein
besonderes Merkmal auf: „Er hat
bisher – von einer Delle einmal
abgesehen – nicht ein einziges
Loch gehabt, in das eigentlich
alle in seinem Alter einmal fal­
len. Er entwickelt sich stetig wei­
ter nach oben.“
Auf diesem Weg ist die Spitze
für Vahlenkamp ein geradezu
natürlicher Orientierungspunkt.
Bestärkt von seinen Erfahrungen
in Mungyeong, „als bei der Eröff­
nung und bei der Schlussfeier
fast schon eine Atmosphäre wie
bei Olympia herrschte“, peilt der
bodenständige Jungstar mittel­
fristig denn auch eine Teilnahme
an den Olympischen Sommer­
spielen an: „Die vier großen
Major­Turniere haben sicher
einen sehr hohen Stellenwert im
Golf. Aber Olympia ist noch ein­
mal etwas Besonderes und ich
hoffe, 2024 dabei sein zu können.
Für mich ist das Ziel realistisch.“
Aber zunächst bleibt es doch
nur Zukunftsmusik. Bevor sein
Vorbild Kaymer, der ehemalige
Weltranglistenerste, beim olym­
pischen Turnier in Rio de Janeiro
einlochen wird, stehen für Vah­
lenkamp im Sommer noch neue
Lektionen auf dem Programm –
bei der Junioren­EM in Öster­
reich.
Fotos: DGV/Stebl (3)
10
Zielstrebig: Vahlenkamp hat vor, bei den Profis mitzuspielen.
Mission Europameister
Joachim Löw versieht seinen EM-Kader mit jungen Talenten – und liegt damit genau richtig.
Foto: imago/Baumann
Foto: picture alliance/Laci Perenyi
Joachim Löw bleibt seiner Linie
treu. Das bewies der Bundes­
trainer wieder am vergangenen
Dienstag, als er den vorläufigen
Kader der Nationalmannschaft
für die Europameisterschaft in
Frankreich bekannt gab. Julian
Weigl, Joshua Kimmich und
Leroy Sané lauten die Namen, die
allenthalben für hochgezogene
Augenbrauen sorgen. Das ist
einerseits die Fortsetzung seiner
erfolgreichen Philosophie, neben
gestandenen Spielern auch
jungen Talenten die Chance zu
geben, sich in der Nationalmann­
schaft weiterzuentwickeln. Doch
es ist auch eine Notwendigkeit.
Löw weiß: Sein Meisterstück
hat er vor zwei Jahren in Brasilien
abgeliefert. Er muss die EM nicht
unbedingt gewinnen. Und genau
darin liegt das Problem. Frischt
er seinen Kader nicht auf, geht
er das Risiko ein, Erfolgshunger
einzubüßen – jene Gier, die gera­
dezu essenziell ist, um einen sol­
Foto: imago/Jan Huebner
Ein Kommentar
von Stefan Rentzsch
Beschlossen: Der vorläufige Kader der deutschen Fußball-Nationalmannschaft für die EM wurde durch Trainer Löw bekannt gegeben.
chen Titel zu gewinnen. Die Leis­
tungsdichte an der europäischen
Spitze ist so groß, dass es am
Ende nur auf Nuancen ankommt.
Und diese Nuancen können nur
mit Erfolgshunger herausgekit­
zelt werden.
Mit der punktuellen Einbin­
dung der 21­jährigen Jungspieler
Weigl (Dortmund) und Kimmich
(München) in das Gefüge der
erfolgsverwöhnten Weltmeister
will Löw diese Gier am Lodern
halten. Und das könnte ihm
gelingen. Vor allem der Stern
von Leroy Sané könnte in Frank­
reich aufgehen. Der 20­jährige
Stürmer spielte eine starke Saison
auf Schalke. Mit seiner Spritzig­
keit und seinem Spielwitz passt
er perfekt ins System Löw – und
darf sich deshalb Hoffnungen auf
einige EM­Spielminuten machen.
Ohnehin ist das Prunkstück der
Mannschaft wieder einmal Mit­
telfeld und Angriff. Müller, Özil,
Reus, Kroos, Götze, Khedira und
Schweinsteiger: Diese Namen,
geballt auf einer Aufstellungs­
liste, dürften bei jedem Gegner
immer noch für gehörigen Res­
pekt sorgen. Der erneute Ausfall
von Ilkay Gündogan schmerzt
zwar, kann aber kompensiert
werden. Marco Reus hingegen
könnte nach seinem bitteren Ver­
letzungsaus von Brasilien und
in seiner aktuellen Topform der
entscheidende Baustein in Löws
Plan sein.
Während man sich um die Tor­
wartposition – wie schon seit
Jahren – keine Sorgen machen
muss, können höchstens hinter
die Abwehr Fragezeichen gesetzt
werden. Mats Hummels, Jérome
Boateng und Benedikt Höwedes
sind zwar unumstritten. Daneben
stehen mit Jonas Hector, Sebas­
tian Rudy, Antonio Rüdiger und
Emre Can international eher
unerfahrene Spieler zur Verfü­
gung. Hoffentlich bereut es Löw
nicht, mit Robert Huth die tra­
gende Säule des englischen Sen­
sationsmeisters Leicester City zu
Hause gelassen zu haben.
Dennoch: Der Kader ist enorm
stark und auf dem Papier sicher
der Topfavorit auf den Titel.
Und vielleicht werden am Ende
wie vor zwei Jahren wieder
alle sagen: „Er hat alles richtig
gemacht.“
Ein EM-Spielplan mit Tippmöglichkeit erscheint am 6. Juni in
Bundeswehr aktuell.
­
23. Mai 2016
SOZIALES / PERSONAL
aktuell
11
Initiative Chefsache
Wirtschaft und Bundeswehr tauschen sich über eine Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen aus.
Von Antje Laenen
Ergebnisoffener
Dialog
­ ieses Unter-sich-Sein ­erleichtert
D
es den Teilnehmern, sich auszutauschen und frei über das
Geschlechterverhältnis zu diskutieren. Im dritten Modul ist ein
Austausch der Perspektiven mit
allen Teilnehmern vorgesehen.
Im ergebnisoffenen Dialog soll
erarbeitet werden, wie die Unternehmen konkret ihr gemeinsames
Ziel – eine Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen –
umsetzen können.
Die Ministerin nahm sich
viel Zeit, um mit den geladenen
­Unternehmensrepräsentanten
und ­Bundeswehrangehörigen
zu diskutieren. Sie berichtete
aus eigener Erfahrung, wie sie
als junge Ärztin mit Kind Vor-
urteile geerntet habe und wie
viele ihrer leistungsfähigen und
begabten Kolleginnen nach und
nach auf dem Weg nach oben
­
verschwanden.
Umdenken
ist notwendig
„Es ist Aufgabe der Politik,
Frauen in dieser Phase – Kinder
und Karriere – finanziell zu helfen
und sie zu unterstützen, den Beruf
weiterhin mit der Familie zu vereinbaren. Zum Beispiel durch
Elterngeld und Kinderbetreuung.
Das alles wird aber nicht helfen,
wenn die Konzernspitze der
Unternehmen nicht mit erklärtem
Willen zeigt, dass junge Mütter
Im zweiten Modul des Workshops werden dann nur weibliche
Führungskräfte teilnehmen.­
und Väter auch Karriere machen
und es bis an die Spitze des
Unternehmens schaffen können.“
Auf die Bundeswehr hätte die
Gesellschaft bisher einen sehr
homogenen Blick gehabt: die
Bundeswehr als Männerverein. „Aber wir wollen nicht nur
Männer ansprechen, wir müssen
Vielfalt, Diversität und Offenheit
ausstrahlen, um alle anzuziehen,
die wir haben wollen, wir wollen
Qualität,“ so die Ministerin.
Von der Leyen betonte die
Bedeutung des Stabselementes Chancengerechtigkeit, Vielfalt und Inklusion im Verteidigungsministerium, das sich mit
den Vorurteilen auseinandergesetzt und sie einer datenbasierten Prüfung unterzogen hat. Zwar
wollten nicht alle Frauen „Chef“
werden, aber es gebe auch genügend, die es anstreben. Und die
müssten gefördert werden.
Grafik: McKinsey & Company, Inc. / Bearbeitet: Bundeswehr/Daniela Prochaska
Berlin. Zustimmendes Nicken
bei den anwesenden Männern: Es geht um Frauen in
­Führungspositionen. Verteidigungsministerin Ursula von
der Leyen spricht darüber, wie
tief verankerte Rollenbilder
das Entscheidungsverhalten in
der Arbeitswelt bestimmen und
Frauen von Spitzenpositionen
fernhalten.
Unter dem Motto „Trialog –
Führen im Wandel“ haben sich
Vertreter von Bosch, IBM und
der Bundeswehr im Bundesministerium der Verteidigung
in Berlin getroffen. Diese drei
von elf Gründungsmitgliedern
der Initiative „Chefsache“ tauschen sich in einer dreiteiligen
Gesprächsreihe über eine Führungskultur aus, die Frauen mehr
an Karrieren teilhaben lässt. Für
die Auftaktveranstaltung wurden
bewusst nur Männer eingeladen,
um ihre Perspektiven auf den
Veränderungsprozess zu diskutieren. Die Bundeswehr war mit
unterschiedlichen Hierarchieebenen, zivilen und militärischen
Angehörigen vertreten.
Von Bosch und IBM waren
Abteilungsleiter, Werksleiter
und Direktoren vertreten. Das
Projekt wurde vergangenes Jahr
durch das Stabselement Chancengerechtigkeit, Vielfalt und Inklusion des Bundesministeriums
der Verteidigung initiiert und
gemeinsam mit Bosch und IBM
konzipiert.
Der App-Tester
Greding. Eine TaschenlampenApp, die auf die Freundesliste
des Nutzers zugreift? Eine Verschlüsselungs-App, die gar nicht
funktioniert? Ein Kameralicht,
das auch Passwörter liest? Nicht
mit Marius Winter. Er gehört
zu den IT-Sicherheitsexperten
der Wehrtechnischen Dienststelle 81, die durch die Bundeswehr genutzte oder bei der Bundeswehr entwickelte Apps auf
Schwachstellen hin überprüft.
Schludrige Programmierungen
entgehen ihm ebenso wenig wie
absichtliche Schnüffelei. Wenn
der 27-Jährige die Listen und
Tabellen mit Datensätzen durchgeht und nach Fehlern sucht, ist
er in seinem Element.
Winter und seine Kollegen
arbeiten mit einer speziell entwickelten Software, die sie derzeit
testen. „Das Coolste, an dem ich
bisher mitgearbeitet habe“, sagt
der junge IT-Fachmann begeis-
Foto: Privat
Marius Winter überprüft Bundeswehr-Apps auf ihre Schwachstellen.
tert. „Diese Art von Projekten
kann ich auch noch die nächsten
zehn Jahre machen, ohne dass
mir langweilig ist.“
Die zehn Jahre sind wörtlich zu nehmen, denn Winter
ist ein Mann, der gern in längeren Zeiträumen denkt. Genau
das ist auch einer der Hauptgründe, warum ihn eine ITKarriere bei der Bundeswehr
reizte. Statt ­weiter ­Informatik
zu studieren, entschied er sich
deshalb vor zwei Jahren für eine
zivile Ausbildung bei der Bundeswehr. Nach einem einjährigen Lehrgang arbeitet er nun
als Fachkraft für IT-Sicherheit
in einem zehnköpfigen Team in
Greding bei Nürnberg. Als Zivilist hat Winter die Beamtenlaufbahn des mittleren technischen
Dienstes eingeschlagen. Hinzu
kommt, dass „besonders in den
letzten Jahren klar geworden ist,
wie sehr wir die Bundeswehr
brauchen“, so der IT-Fachmann.
Die Welt sei nicht friedlicher
geworden. Die Soldaten
benötigten Unterstützung von
Zivilangestellten. „Wir tragen
dazu bei, dass es ein sicheres
Datennetz gibt, auch wenn wir
keine Uniform tragen“, sagt
Winter. „Es macht mich auch
ein bisschen stolz, dass ich
etwas Sinnvolles tue.“ (sim)
Was ist Ihre größte Errungenschaft?
Acht Kilometer am Stück Schwimmen.
Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen?
Ein eidetisches, also fotografisches Gedächtnis.
Mit wem würden Sie gern einen Monat lang tauschen?
William Gates III (Bill Gates).
Was können Sie besonders gut kochen?
Soljanka.
Welches Lied singen oder hören Sie gern?
99 Luftballons von Nena.
Was können Sie überhaupt nicht leiden?
Verschwendung.
Wozu können Sie nicht „Nein“ sagen?
Zu einem guten Buch.
Was mögen Sie an sich selbst nicht?
Dass ich teilweise unentschlossen bin.
Was ist Ihr Hauptcharakterzug?
Unkompliziertheit.
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aktuell
VERMISCHTES
23. Mai 2016
Erinnern und Trauern
Der Kurzfilm „Du bist zurück“ zeigt die Trauer einer Frau um den gefallenen Geliebten.
Gedenken im „Wald
der Erinnerung“
In dem fünfminütigen Film
steigt die Frau am Hauptbahnhof in Berlin in einen Zug. Auf
der Fahrt hört der Zuschauer
ihre Gedanken: „Du liebst diese
Stadt, dieses Land. Und deswegen musst du alles beschützen.
Und ich? Muss auf dich warten,
an dich glauben. Ich vertraue dir.“
Ihr Weg führt sie in die
Gedenkstätte „Wald der Erinnerung“ nahe Potsdam. Dieser
Ort der Stille am Standort des
Einsatzführungskommandos
der Bundswehr wurde eigens
016
20/2
Die Hauptdarstellerin Rebekka
Mueller sagt über ihre Rolle: „Sie
zeigt, dass Liebe unsterblich ist.
Im „Wald der Erinnerung“ lebt
der geliebte Mensch weiter.“ Um
sich auf ihre Rolle vorzubereiten, hat sie heimgekehrte Soldaten und deren Partner nach
ihren Erfahrungen befragt. „Das
Gefühl, zurückgekehrt zu sein
und den Partner wieder in die
Arme zu schließen, muss unbeschreiblich sein“, sagt sie.
Der Film, der auch auf dem
Gelände des Einsatzführungskommandos gedreht wurde, entstand in Zusammenarbeit mit
der Bundeswehr. Sven Kindler,
Referent für Medienkooperation im Verteidigungsministerium, lobt die Sensibilität und
die eingenommene Perspektive: „Aus Sicht der Soldaten
ist es mindestens genauso wichtig, dass die Menschen erfahren,
was die Angehörigen zu Hause
denken und empfinden.“ „Du
bist zurück“ wurde im Mai als
Foto: Spotlite Madia/Khachadurov
Ausgezeichnet in
Los Angeles
Foto: Bundeswehr/Jane Schmidt
Im Sonnenlicht am Fuß einer
Statue sitzt eine Frau und nimmt
ein Foto aus ihrer Handtasche.
Darauf sind Soldaten zu sehen.
Sie lächelt das Foto an.
Eine Szene aus dem Kurzfilm
„Du bist zurück“. Er gibt Einblicke in die Gefühlswelt einer
Hinterbliebenen. Regisseur Igor
Possewnin lässt den Zuschauer
an ihrer Trauer teilhaben. Krieg
betreffe nicht nur Soldaten, sondern auch deren Familien, sagt er
– und im schlimmsten Fall die
Hinterbliebenen, die die Schmerzen ertragen müssten.
geschaffen, um der im Dienst
ums Leben gekommenen Angehörigen der Bundeswehr zu
gedenken. Hier fühlt sie sich
ihrem verstorbenen Partner nah.
Foto: Bundeswehr/Marc Tessensohn
Von Antje Laenen
„Du bist zurück“ führt die Hauptdarstellerin Rebekka Mueller (o.) in den „Wald der Erinnerung“ (u.).
Beitrag für ein Filmfestival im
Sputnik Kino Berlin gezeigt. Die
Schauspielerin Rebekka Mueller
gewann mit dem Kurzfilm bei
den LAIFF Awards vergangenes Jahr in Los Angeles ihre erste
internationale Auszeichnung
als „Best Actress“. Der Regisseur Igor Possewnin war selbst in
Afghanistan als russischer Offizier
im Einsatz und unter anderem historischer und militärischer Berater
für Steven Spielberg‘s Oscar-prämierten Film „Bridges of Spies“.
Der Kurzfilm ist in deutscher, englischer und russischer
Fassung produziert worden, um
das Thema auch einem interna-
tionalen Publikum nahezubringen. „Ich möchte der Bevölkerung bewusst machen, dass die
Bundeswehr in den Einsatzgebieten etwas Gutes für Deutschland
tut“, sagt der Regisseur.
Der Link zum Film:
www.you-are-back.com
SUDOKU
Vi
el G
Senden Sie die vier Lösungszahlen,
lück
die sich aus den farbigen Feldern
!
ergeben, per E-Mail mit dem Betreff
„Sudoku 20/2016” und Ihrer Postanschrift an:
[email protected]
Einsendeschluss:
Sonntag dieser Woche
Zu gewinnen:
APC Mobile Power Bank 10 000 mAh
Dieser externe Zusatzakku für Smartphones und
Tablet-PCs bietet bis zu vier Ladevorgänge für unterwegs.
Lösung 18/2016: 1 4 5 7
Gewonnen hat: Sergej Bertram
Spielregeln: Füllen Sie das Raster mit den Zahlen von 1 bis 9. In jeder Zeile und jeder Spalte darf jede Zahl nur einmal vorkommen.
Zudem kommt auch in jedem 3 x 3 Feld jede Zahl nur einmal vor. Doppelungen sind nicht erlaubt.
Aus allen richtigen Einsendungen wird der Gewinner ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.