mein alter freund „steiner“

„S teiner
teiner“
Foto:Ulla D'Amico
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ein alter
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Tapfer ignorierte ich den Schmerz, und
nach kurzem Überlegen peilte ich den
zurzeit sonnigsten Platz auf unserer
Wiese neben dem Haus an. So, hier
sollte er nun stehen. Oder doch vielleicht noch ein Stück näher zur Gartenmauer? Nein, nun glaubte ich unter
den Wäscheleinen wäre der bessere
Platz. Zum Glück erkannte ich noch
früh genug, das dort viel zu viele Bodenunebenheiten waren. Immer noch unschlüssig suchend nach dem perfekten
Standort, bemerkte ich plötzlich, dass
meine Freunde, die inzwischen auf
der Gartenmauer in der Sonne saßen,
mich amüsiert beobachteten. Spontan
entschied ich, den Liegestuhl jetzt genau dort zu platzieren, wo ich stand.
Ja, und nun begann die Auseinandersetzung mit der Aufstelltechnik: Nach
mehreren Versuchen entfaltete sich der
Liegestuhl nach allen Seiten fast wie
ein Fächer und klemmte mir prompt
einen Finger ein. Autsch!
Schnell entschied ich, mir nichts
anmerken zu lassen. Während ich gehandicapt in einem
neuen Versuch bemüht war die Armlehnen nach oben zu arbeiten, hakte sich eine Strebe so aus, dass ich sie nicht über
das Kopfteil bekam. Eigentlich muss sie auch gar nicht darüber! Ich drückte sie feste in die Holzzähne und stellte dann
enttäuscht fest, dass dieses auch nicht der richtige Weg war.
Aufkommende Wut über mich selbst, ließ mich das Gelächter meiner Freunde nur ganz entfernt hören. „Wieso
bin ich zu blöd einen Liegestuhl aufzustellen?“, fragte ich
mich, während ich meine Hand mit dem gequetschten Finger versteckt nach oben hielt, um das unaufhörliche Pochen
zu lindern. Nun benutzte ich meinen linken Fuß, um den
Liegestuhl zur Seite zu schleudern. Mein Erstaunen über
die Tatsache, wie schnell er perfekt zusammenklappte, ließ
das Schmerzgefühl in meinem Fuß gar nicht richtig zum
Ausbruch kommen. „Oh Gott, wie peinlich!“, schoss es mir
durch den Kopf.
N
eulich, an einem dieser schönen Sonnentage, verbrachte ich mit ein paar Freunden den Nachmittag
in unserem Garten. Irgendjemand fragte nach unseren alten Holzliegestühlen. „Ja natürlich haben wir sie noch,
die stehen seit ewigen Zeiten im Holzschuppen, am Ende der
Obstbaumwiese“, gab ich bekannt, während ich schon dort hin
lief. Bei meinem Versuch, mir durch den dunklen Schuppen
einen Weg zu bahnen, musste ich erst einige�����������������
Katzen verscheuchen und unendlich viele Spinnweben zerstören.
Endlich fand ich in der hintersten Ecke mehrere von
diesen Holzliegestühlen. Ich zerrte einige nach draußen ans
Tageslicht und konnte nur noch einen, nämlich meinen „alten Freund Steiner“, wie ich ihn immer wegen seines „steinbedruckten Stoffes“ nannte, als vielleicht brauchbar erkennen. Also klemmte ich ihn mir umständlich unter den Arm.
Doch während des Tragens rutschte eine Stütze herunter und
schlug mir genau in meine Kniekehle. Das tat vielleicht weh!
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durchblick 2/2016
In diesem Augenblick kam Otto dazu und erklärte mir,
vom Liegestuhlaufstellen etwas zu verstehen. War auch
tatsächlich so! Nach kürzester Zeit stand das Prachtstück
perfekt neben mir und lauschte dem noch eine ganze Weile
dauernden Gespräch von uns beiden. Als ich dann endlich
jemandem den Liegestuhl zum Benutzen hätte anbieten
können, stand dieser komplett im Schatten. Auch das
noch! Aber für mich war in diesem Moment klar, dass ich
ihn auf keinen Fall, auch nur um einen Zentimeter, noch
in irgendeine Richtung mit einem meiner Körperteile bewegen würde.
Lächelnd humpelte ich nochmals in den Schuppen,
kämpfte mich mit schmerzverzerrtem Gesicht in die hinterste Ecke und ergatterte noch eine Fußstütze. Diese schwang
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ich einhändig wie eine Trophäe zum Liegestuhl und musste
dann allerdings enttäuscht feststellen, dass die beiden Teile
absolut nicht zueinander gehörten. Auch wurde mir in diesem Moment erst so richtig bewusst, dass mein „Steiner“
ganz einsam da stand. Diesen Anblick konnte ich nicht länger
ertragen. Beherzt ergriff ich seine Lehne, zog ihn in Richtung
Sonne und: KLAPP! Da lag er nun, flach wie ein Bilderrahmen! Ein wirklich trauriger Anblick. Sicher wären bei mir
noch ein paar Tränen gekullert, wenn da nicht das schallende Gelächter meiner Freunde im Hintergrund gewesen wäre.
Schnell setzte ich mich zu ihnen auf die Gartenmauer und genoss mit ihnen die warmen Sonnenstrahlen. Abends brachte
ich „Steiner“ dann wieder in den Holzschuppen und versprach
ihm, ihn bald wieder hervor zu holen. Ulla D’Amico
von Edith Maria Bürger
Er gibt ihr nun zum guten Schluss
treu lächelnd einen dicken Kuss.
Er hebt nun schleppend seine Glieder
zur Couch, und legt sich schnaufend nieder.
Wenn Mutter in der Küche steht,
der Duft vom Braten sie umweht,
schließt Vater lobend mit Gebühr
doch schnellstens hinter sich die Tür.
Was in der Küche nun passiert,
ihn doch im Traum nicht interessiert.
Wenn er nach Stunden aufgewacht,
ist alles wieder blank gemacht.
Denn dass er nicht nach Braten stinke,
drum macht er baldigst winke, winke.
Doch ist das Gute durchgegart,
er kaum die Ruhe noch bewahrt.
Als kluge Frau denkt sie im Stillen,
am nächsten Sonntag wird er grillen.
Denn so komisch, wie es klingt,
das tut er gern, auch wenn er stinkt.
Da wird er bald zum Kochtopfgucker
mit einem Schluckauf- Dauerschlucker.
Bald ist das Essen angerichtet,
ein milder Wein wird auch gesichtet.
Dann ist er voll im Element,
sieht zu, dass keine Wurst verbrennt,
und wenn die Koteletts richtig schmurgeln,
wird er derweil mit Bierchen gurgeln.
Was schnell verzehrt in einem fort
gleicht fast schon einem Weltrekord
bis sich der Hals nach Neuem reckt,
hört man sehr deutlich wie es schmeckt.
Der lieben Frau sei hier gesagt,
was hier passiert, ist nicht gewagt,
denn gerne spielt der Mann mit Feuer,
das alles ist ihm sehr geheuer.
Und als der Bauch schon kugelrund,
beleckt der Vater seinen Mund,
und murmelt matt mit voller Schnute:
,,Mein liebes Frauchen, meine Gute!“
Es weckt in ihm den Urinstinkt,
wenn er die Messer wetzt und schwingt‘
und er von Beutefleisch umringt,
ist‘s ihm egal, auch wenn er stinkt.
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