Der Tagesspiegel

Mehr als 400 Blitzeinschläge in Berlin: Spielt das Wetter verrückt? – Seite 18
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Wie Pegida das Abendland
gegen Schokolade
verteidigt – Seite 28
Paralympics-Zeitung:
Mit Tempo in eine
neue Zeit – Seite 14
BERLIN, DONNERSTAG, 26. MAI 2016 / 72. JAHRGANG / NR. 22 768
Die erste Beste: Regina Ziegler
erhält die Lola für ihr Lebenswerk
als Produzentin – Die Dritte Seite
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BERLIN / BRANDENBURG 1,50 €, AUSWÄRTS 2,00 €, AUSLAND 2,20 €
Berliner Schulen
10 Jahre
Paris - Bei der Fußball-EM in Frankreich
werden nach Angaben von Innenminister
Bernard Cazeneuve mehr als 70 000 Polizisten zum Einsatz kommen. Man tue alles, um einen terroristischen Angriff bei
dem am 10. Juni beginnenden Turnier zu
verhindern, versicherte Cazeneuve in einem Interview der französischen Sportzeitung „L'Equipe“. Polizisten aus allen
Teilnehmerländern unterstützen die Franzosen. Jedes Land werde eine Delegation
aus acht Polizisten schicken. Sie sollen dabei helfen, mögliche Gefährder zu erkennen. An den Public-Viewing-Veranstaltungen mit Platz für zehntausende Zuschauer wolle man aber festhalten. dpa
— Seiten 7 und 20
B
erlin, die Sammlerstadt, ist Legende. Kunstkäufer zuhauf, der
Handel boomte, die Museen profitierten von privaten Schenkungen, collectors rooms mit Öffnungszeiten für
das große Publikum gab es auch schon
um die Jahrhundertwende.
Das endete abrupt 1933 mit der
Machtübernahme der Nationalsozialisten. Die jüdischen Kunstliebhaber emigrierten, so sie es konnten, ihre Schätze
wurden beschlagnahmt und versteigert, die Sammlungen zerschlagen. Jahrzehnte später kehrt die Geschichte mit
jedem aus öffentlichem Besitz restituierten Bild stückweise zurück. Was den
verfolgten Sammlern, was der Kunststadt Berlin damals verloren ging, wird
immer dann besonders schmerzhaft
sichtbar, wenn die zurückgegebenen
Werke versteigert werden.
Am 1. Juni ist ein solcher Tag, die
Villa Grisebach auktioniert in der Fasanenstraße drei Bilder der Kollektion
des Verlegers Rudolf Mosse: drei Hauptwerke von Adolph Menzel, Wilhelm
Leibl und Ludwig von Hofmann, die
sich zuletzt in Museen in der Schweiz,
in Sindelfingen und Darmstadt befanden. Die Werke kehren für einen Kurz-
E
Notplan für BER-Eröffnung 2017 geplatzt
Baugenehmigung verzögert sich: Flughafen verfehlt eigene „Prämisse“ für Start im kommenden Jahr
Von Thorsten Metzner, Potsdam
Schönefeld - Am unvollendeten Berliner Airport platzt nun auch der jüngste
Not-Terminplan, mit dem eine BER-Eröffnung im Jahr 2017 gerettet werden sollte.
Grund sind ungelöste Brandschutz- und
Genehmigungsprobleme um den kritischen Übergang zwischen Terminal und
Tiefbahnhof. Nach Tagesspiegel-Recherchen wird damit eine Verschiebung des
BER-Starts auf das Jahr 2018 unausweichlich. Flughafenchef Karsten Mühlenfeld
gestand lediglich neue Verzögerungen
ein und hält weiter an 2017 fest. Er bestätigte aber zugleich, dass trotz Fortschritten immer noch keine Lösung für einen
von den Behörden akzeptierten Nachweis der Entrauchung zwischen Terminal und Tiefbahnhof gefunden wurde.
Anhalter Bahnhof
Die Kunst
der Sammler
auftritt an ihren einstigen Aufbewahrungsort zurück. In seinem dreigeschossigen Stadtpalais am Leipziger Platz präsentierte Mosse seine legendäre Kollektion einst in zwanzig Sälen. Hauseigene
Kataloge berichten noch davon. Menzel, Leibl, von Hofmann sind nur ein Abglanz dessen, was dort bis 1933 zu sehen war. Dass die nach Amerika emi-
Ohne diese Simulationsnachweise für
die Entrauchung kann die Baubehörde des
Kreises Dahme-Spreewald die ausstehende 5. Teilbaugenehmigung nicht erteilen, die für die Fertigstellung des Flughafens notwendig ist. Mit dieser Genehmigung sei realistisch „nicht vor Juli/August
2016“ zu rechnen, sagte Mühlenfeld. Er
betonte, „dass die Bauarbeiten bis August
auch ohne diese Genehmigung fortgesetzt werden können.“ Trotzdem ist damit
der erst im Frühjahr 2016 angepasste und
vom BER-Aufsichtsrat unter Vorsitz des
Berliner Regierenden Michael Müller
(SPD)am 22. April abgesegnete Not-Fahrplan für einen Start 2017 nun Makulatur.
Nachdem man schon damals acht Monate
zurücklag, hatte dieser „Rahmenterminplan BER“ Meilensteine fixiert, um 2017
als Eröffnungsjahr überhaupt noch errei-
grierte Familie die restituierten Werke
nun in Berlin versteigern lässt, ist eine
schöne, zugleich betroffen machende
Geste. Die Gemälde gehen nach der
Auktion wieder weg in alle Welt, nun
auf Wunsch der Eigentümer.
Der 1. Juni aber ist nicht nur ein Tag
der Erinnerung an den einstigen Glanz
der Sammlerstadt Berlin, sondern auch
ein Tag des Neubeginns. Die Düsseldorfer Sammlerin Julia Stoschek eröffnet
am gleichen Abend in den Räumen des
ehemaligen tschechischen Kulturzentrums der DDR in der Leipziger
Straße auf 2500 Quadratmetern eine
Dependance, anderthalb Kilometer
vom Leipziger Platz entfernt, wo sich
einst Mosses Privatmuseum befand. Videokunst wird bei Stoschek gezeigt, das
Medium der Gegenwart.
Mit ihr kommt innerhalb kürzester
Zeit eine weitere Sammlung nach Berlin, nachdem sich die Feuerle-Collection zum Gallery-Weekend in einem
Bunker zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentierte. Die Sammlerstadt ist
wieder im Werden. Und manchmal treffen sich an einem einzigen Tag, wie unter einem Brennglas, Vergangenheit
und Zukunft.
Nicola Kuhn
chen zu können. „Ergebnis: Eröffnung des
BER im 4. Quartal 2017 bleibt möglich, jedoch an die Einhaltung von Prämissen geknüpft“,hieß esdazu ineiner internenAufsichtsratsunterlage für die Aprilsitzung.
Und: „Dies betrifft insbesondere die Genehmigung des 5. Nachtrags im Mai
2016.“ Die wird sich nun um Monate verzögern. Unter der Überschrift„Prämissen
für Eröffnung 2017“ waren insgesamt
zehn Soll-Termine fixiert worden. Wie
wichtig die ausstehende Teilbaugenehmigung ist, hatte der Flughafen dem Aufsichtsrat so begründet: Die Genehmigung
des 5. Nachtrags „und das damit verbundene Planungs- und Bausoll seien Termintreiber“ für Fertigstellung und Inbetriebnahme des BER.
Flughafenchef Karsten Mühlenfeld
will die Eröffnung dennoch nicht ver-
C
INDEX
schieben. „Es gibt immer noch eine
Chance, 2017 zu erreichen“, sagte er. Senatssprecherin Daniela Augenstein sagte:
„Es wird enger und enger.“
Der Eröffnungstermin 2017 war im Dezember 2014 noch unter Ex-Flughafenchef Hartmut Mehdorn beschlossen worden. Mit dem neuen Rückstand müsste
der schon komprimierte, enge Fahrplan
nun bereits zum dritten Mal angepasst
werden. Berlins Grüne warnen bereits
vor neuen Finanzproblemen infolge der
wegen der Entrauchungsprobleme zu erwartenden Verschiebung der BER–Eröffnung. Die Oppositionsfraktion präsentierte nach vierjähriger Tätigkeit des Berliner
BER-Untersuchungsausschusses
jetzt einen eigenen Abschlussbericht.
— Seite 8
D
Urlaubsgeld
nicht zusätzlich
zum Mindestlohn
WIRTSCHAFT & BÖRSEN . . . . . . . . 15–17
Der Dax hat weiter
Dax
Boden gutgemacht.
Am Mittwoch stieg er
um 1,5 Prozent
auf 10 205 Punkte.
„DAS SCHIFF WIRD KOMMEN“ . . . . . . 19
Hertha-Präside Ingmar Pering
über den Kauf des Dampfers,
auf dem der Klub gegründet wurde.
GELD ODER LEBEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
George Clooney und Julia Roberts in
Jodie Fosters „Money Monster“.
TAGESTIPPS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
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ISSN 1865-2263
40021
Foto: Karin Kohlberg/Ziegler Film
Paris: 70000
Polizisten zum
Schutz der EM
Von Susanne Vieth-Entus
Foto: Sophia Kembowski/dpa
300 000 Reisende und 1300 Züge täglich. Heute ist Jubiläum, Samstag die Feier.
Eröffnet wurden aber noch vier andere große Berliner Bahnhöfe
– Seiten 24 + 25
Das ist wirklich
Chefsache
Berlin - Der Mindestlohn von 8,50 Euro
ist nur eine Untergrenze für den Stundenverdienst. Unter Umständen können dabei Urlaubs- und Weihnachtsgeld angerechnet werden, entschied am Mittwoch
dass Bundesarbeitsgericht (BAG). Im
konkreten Fall ging es um die Beschäftigte einer Krankenhauscafeteria in der
Stadt Brandenburg, die von ihrem Arbeitgeber Sonderzahlungen und bestimmte
Zuschläge zusätzlich zu den 8,50 Euro gefordert hatte. Wie bereits in den Vorinstanzen bekam die Klägerin kein Recht
bei den Sonderzahlungen. Und zwar deshalb, weil der Mindestlohnanspruch sich
aus den tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden ergibt. Und dabei „kommt auch
den in jedem Kalendermonat zu 1/12 geleisteten Jahressonderzahlungen Erfüllungswirkung zu“, meint das BAG.
alf
4 190662 202006
— Seite 15
s kommt nicht oft vor, dass Schule
in Berlin Chefsache ist. Zum letzten
Mal dürfte das 2004 gewesen sein.
Damals entschied Klaus Wowereit, dass
Berlin seine Lehrer nicht mehr verbeamten soll. Seither stehen die wechselnden
Bildungssenatoren vor der Herausforderung, genügend Pädagogen zu finden, die
bereit sind, auch ohne Verbeamtung
durchs Leben zu gehen.
Bislang hat das geklappt. Irgendwie.
Hohe Zuschläge für die Angestellten,
Quereinstieg, Werbekampagnen von Hessen bis Österreich und der Einsatz von
Studienräten in Grundschulen gehören
zum Instrumentenkasten, der mit zunehmendem Bedarf immer vielfältiger geworden ist. Und der jedes Jahr dazu beitrug,
dass die Lehrerzimmer zwischen Spandau und Neukölln wieder voll wurden.
Ob Berlin auf Dauer mit dieser Durchwurstelei erfolgreiche Schulen betreiben
kann, steht in den Sternen – klar ist, dass
der Lehrerbedarf auch künftig sehr hoch
bleiben wird: Rund 16 000 neue Lehrer
müssen in den nächsten sieben Jahren eingestellt werden – noch einmal rund 3000
mehr, als bislang berechnet. Dies liegt an
den Flüchtlingen und am starken Zuzug.
Beides führt dazu, dass die Zahl der Schüler um 75 000 steigt.
Man muss diese Zahlen nicht dramatisieren. Bildungssenatorin Sandra Scheeres verweist zu Recht darauf, dass der
jährliche Bedarf nicht größer sein wird
als 2014 – dem Jahr, als Berlin es
schaffte, 2700 neue Lehrer in die Schulen zu schicken. Allerdings hat sich seither etwas Gravierendes geändert: Der
Zuzug der Flüchtlinge führt dazu, dass
auch in jenen Ländern die Lehrer knapper werden, aus denen Berlin in der
Vergangenheit Pädagogen erfolgreich abwerben konnte. Daher muss bezweifelt
werden, dass sich die gut ausgebildeten
Studienräte von Passau bis Reutlingen
auch künftig noch auf den Weg nach
Berlin machen werden, um in ihrem
Beruf arbeiten zu können.
Dem Koalitionspartner CDU fällt angesichts des knappen Lehrernachwuchses
seit Jahren nichts anderes ein, als gebetsmühlenartig die Rückkehr zur Verbeamtung der Lehrer zu fordern. Und das, obwohl längst bekannt ist, dass Berlin die
meisten potentiellen Lehrer auf ganz andere Art vergrault hat – durch fehlende
Studienplätze. Und obwohl auch die CDU
wissen müsste, wie sehr die Versorgungslasten für die verbeamteten Lehrer die
Etats der Länder lähmen: Allein Berlin
muss jährlich über 600 Millionen Euro für
diesen Posten ausgeben.
Die SPD ist gut beraten, sich nicht erneut auf diesen Zug zu setzen. Inzwischen
zeigt ihre Bildungssenatorin einige Ansätze, aus den Fehlern der Vergangenheit
zu lernen: Sie hat die Universitäten verpflichtet, zumindestmehrGrundschullehrer auszubilden. Und der SPD-Finanzsenator verhandelt mit der GEW über eine
bessere Bezahlung der angestellten Lehrkräfte. Das wird allerdings nicht reichen,
so viel steht fest angesichts des immensen
Bedarfs. Daher täte Wowereits Nachfolger Michael Müller gut daran, die Schule
ebenfalls zur Chefsache zu machen, aber
ganz anders: Er sollte einen Masterplananregen. In dem könnte beispielsweise stehen,dass man geflüchtete Lehrer zu Assistenzlehrern machen sollte, anstatt sie auf
die Hartz-IV-Bank zu schieben. Oder dass
man Physiker und Mathematiker durch
Prämien in Berlin hält. Jetzt ist es Zeit, Zeichen zu setzen, denn Berlin wählt zwei
Wochen nach Beginn des neuen Schuljahres. Müller könnte also richtig punkten.
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