BV-ÖGD - Fachausschuss Amtsärztlicher Dienst Gesundheitsbezogene Feststellungen im Einstellungsverfahren von Beamten Neue Entwicklungen im Lichte des Paradigmenwechsels - 66. Wissenschaftlicher Kongress BV-ÖGD Reutlingen, 28.04.2016 Dr. Rudolf Lange Kreisgesundheitsamt Mettmann Gesundheitsbezogene Feststellungen im Einstellungsverfahren von Beamten – neue Entwicklungen nach Paradigmenwechsel Offene Fragen Haben sich die „Ergebnisse“ der Einstellungsuntersuchungen wesentlich geändert ? Wir vermuten: „JA“ wegen der abgesenkten Zugangsschwelle Macht es Sinn, sich deshalb über eine geänderte Verfahrensmethodik zu unterhalten ? Wir postulieren: „JA“ zunächst experimentell, zwecks kritischer Diskussion Reutlingen, 28.04.2016 Dr. Rudolf Lange, KGA Mettmann 2 Gesundheitsbezogene Feststellungen im Einstellungsverfahren von Beamten – neue Entwicklungen nach Paradigmenwechsel Ausgangslage (Prämissen) Neue bzw. modifizierte Zielsetzung: Für das vorsorgliche „Aussortieren“ von zukünftigen Ausfallrisiken hat die Einstellungsuntersuchung ihre Wirkmächtigkeit verloren .. Stattdessen steht eine Beratung des Dienstherrn bzgl. möglichen Verwendungseinschränkungen und sonstigen Besonderheiten zunehmend im Vordergrund Es kommt also auch weiterhin darauf an, „beachtenswerte“ Fälle zu identifizieren und sachverständig zu begleiten Reutlingen, 28.04.2016 Dr. Rudolf Lange, KGA Mettmann 3 Gesundheitsbezogene Feststellungen im Einstellungsverfahren von Beamten – neue Entwicklungen nach Paradigmenwechsel Die kritische „Gretchenfrage“: Müssen deshalb sämtliche Bewerber/innen zwingend von einem Amtsarzt gesehen werden – auch wenn die breite Mehrheit eigentlich „o.B.“ ist ? Oder sollten ärztliche Kompetenzen und Ressourcen nicht stärker in die Beratung, weitere Begleitung bzw. auch frühzeitigere Intervention bei Problemfällen gesteuert werden ? Darüber lässt sich streiten … Reutlingen, 28.04.2016 Dr. Rudolf Lange, KGA Mettmann 4 Gesundheitsbezogene Feststellungen im Einstellungsverfahren von Beamten – neue Entwicklungen nach Paradigmenwechsel Man denkt schon darüber nach … z.B. im Unterausschuss „Personal und Öffentl. Dienstrecht“ des AK VI der IMK Erfahrungsaustausch über Fragebogenverfahren (??) (eingebracht von Nds, diskutiert am 10./11.09.2015 in Magdeburg) in Hamburg mit einem „Selbstauskunftverfahren“ (Fragebogen) bei Stellen mit reinen Bürotätigkeiten (s.v.) in anderen BL aus unterschiedlichen Gründen kritisch diskutiert (Hessen) oder speziell abgelehnt (Berlin) Reutlingen, 28.04.2016 Dr. Rudolf Lange, KGA Mettmann 5 Gesundheitsbezogene Feststellungen im Einstellungsverfahren von Beamten – neue Entwicklungen nach Paradigmenwechsel .. dann denken wir doch mal kritisch mit: .. und lassen die „Idee“ einmal zu: Fragebogen-Selbstauskunft als Screening-Vorfilter allerdings mit den sich daraus ergebenden Fragen: was ist / was wäre zu berücksichtigen, damit das Verfahren einer „modifizierten Zielsetzung“ (s. vorher) genügen kann ? Reutlingen, 28.04.2016 Dr. Rudolf Lange, KGA Mettmann 6 Gesundheitsbezogene Feststellungen im Einstellungsverfahren von Beamten – neue Entwicklungen nach Paradigmenwechsel Thesen zum Fragebogenverfahren Der Fragebogen muss inhaltlich so gestaltet sein, dass nicht nur schwerwiegende, dienstzeitbegrenzende Erkrankungen, sondern auch verwendungsrelevante Auffälligkeiten orientierend wahrgenommen werden Also: Wer entwickelt, gestaltet und redigiert die Fragebögen ? Reutlingen, 28.04.2016 Dr. Rudolf Lange, KGA Mettmann 7 Gesundheitsbezogene Feststellungen im Einstellungsverfahren von Beamten – neue Entwicklungen nach Paradigmenwechsel Thesen zum Fragebogenverfahren Der ausgefüllte Fragebogen muss sachkundig gegengelesen werden, so dass eine kompetente Verfahrenssteuerung – zwecks weiterer (amts)ärztlicher Abklärung und Beurteilung – eingeleitet werden kann Also: Wer sichtet und bewertet die rücklaufenden Fragebögen ? Reutlingen, 28.04.2016 Dr. Rudolf Lange, KGA Mettmann 8 Gesundheitsbezogene Feststellungen im Einstellungsverfahren von Beamten – neue Entwicklungen nach Paradigmenwechsel Thesen zum Fragebogenverfahren Bei allen „auffälligen“ Angaben im Fragebogen muss eine konkrete medizinische Sachverhaltsklärung nachgeschaltet werden – zweckmäßiger Weise durch qualifizierte Amtsärzte (o.Vgl), um dienst- und beamtenrechtliche Besonderheiten zu berücksichtigen und eine Basis für Also: Wer trifft die Entscheidung, eine amtsärztliche (Ergänzungs-)Begutachtung zu veranlassen und trägt die Verantwortung, wenn nicht .. ? Reutlingen, 28.04.2016 Dr. Rudolf Lange, KGA Mettmann 9 Gesundheitsbezogene Feststellungen im Einstellungsverfahren von Beamten – neue Entwicklungen nach Paradigmenwechsel Thesen zum Fragebogenverfahren WENN bei allen „auffälligen“ Angaben im Fragebogen sachgerecht eine amtsärztliche Einzelfallbegutachtung nachgeschaltet wird, konzentriert sich diese auf tatsächlich unklare bzw. problematische Fälle und deren mögliche Konsequenzen … Also: Eigentlich inhaltlich keine Änderung – abgesehen von der allgemein zu erwartenden Zunahme von schwieriger zu diskutierenden und zu beratenden Fällen Reutlingen, 28.04.2016 Dr. Rudolf Lange, KGA Mettmann 10 Gesundheitsbezogene Feststellungen im Einstellungsverfahren von Beamten – neue Entwicklungen nach Paradigmenwechsel Nachteile / Vorteile ? Nachteil: Wir sehen nicht mehr sämtliche Beamtenbewerber/innen, also auch die große Anzahl derjenigen, bei denen auch die amtsärztliche Untersuchung keine tatsächlich relevanten Auffälligkeiten erkennen lässt (NRW-Kategorien A, evt. B) Wirklich ein Nachteil ? Reutlingen, 28.04.2016 Dr. Rudolf Lange, KGA Mettmann 11 Gesundheitsbezogene Feststellungen im Einstellungsverfahren von Beamten – neue Entwicklungen nach Paradigmenwechsel Nachteile / Vorteile ? Vorteil: Wir brauchen bzw. schaffen freie Ressourcen für diejenigen Fälle, die tatsächlich eine aufwändigere Abklärung erfordern (NRW-Kategorien C/D/E) und – vor allem – - zum Beginn der Laufbahn beratende Hinweise für mögliche Verwendungseinschränkungen erfordern … - im Verlauf bei auftretenden Problemen eine kompetente Fallberatung erfordern würden (BEM etc.) Haben die Dienststellen diesen Bedarf inzwischen erkannt ? Reutlingen, 28.04.2016 Dr. Rudolf Lange, KGA Mettmann 12 Gesundheitsbezogene Feststellungen im Einstellungsverfahren von Beamten – neue Entwicklungen nach Paradigmenwechsel Thesen zum Fragebogenverfahren Als wichtiges Nebenthema: Die Fragebögen enthalten – vor allem bei Auffälligkeiten – sensible, der ärztlichen Schweigepflicht unterliegende Gesundheitsdaten .. Also: - wer bekommt eigentlich die Fragebögen im Ablauf zu Gesicht bzw. zur Zwischenauswertung vorgelegt ? - wo werden die Fragebögen archiviert – auch bei als unauffällig vorsortierten Fällen zwecks evt. Nachprüfung ? Reutlingen, 28.04.2016 Dr. Rudolf Lange, KGA Mettmann 13 Gesundheitsbezogene Feststellungen im Einstellungsverfahren von Beamten – neue Entwicklungen nach Paradigmenwechsel als provokante Zusammenfassung .. Ärztliche und insbesondere amtsärztliche Fachkompetenz wäre weitaus sinnvoller dort einzusetzen, wo medizinische Erkenntnisse für konkrete Problembewältigungsverfahren einzubringen sind – als mit der Untersuchung im Ergebnis unauffälliger Fälle WENN ein Screening-Vorfilter kompetent durchdacht und sachgerecht umgesetzt würde bzw. wird … Vorsicht: Die thematische Erörterung und Entwicklung könnte vermeintlich auch Analogien zur ambivalenten Diskussion über Einschulungsuntersuchung vs. Förderbedarf zeigen – wobei dort aber zusätzlich wichtige epidemiologische und allgemein beratende Elemente zu berücksichtigen sind .. Reutlingen, 28.04.2016 Dr. Rudolf Lange, KGA Mettmann 14 Gesundheitsbezogene Feststellungen im Einstellungsverfahren von Beamten – neue Entwicklungen nach Paradigmenwechsel zur kritischen Diskussion: FEUER FREI !! Reutlingen, 28.04.2016 Dr. Rudolf Lange, KGA Mettmann 15 Gesundheitsbezogene Feststellungen im Einstellungsverfahren von Beamten – neue Entwicklungen nach Paradigmenwechsel Kontakt Dr. med Rudolf Lange Arzt für Öffentliches Gesundheitswesen Sozialmedizin – Umweltmedizin Leiter des Kreisgesundheitsamtes Mettmann Düsseldorfer Str. 26, 40822 Mettmann Telefon 02104 / 99- 2251 Telefax 02104 / 99 -5253 Mail [email protected] Anfragen zum internen QS-NRW-Zugang mailto: [email protected] Reutlingen, 28.04.2016 Dr. Rudolf Lange, KGA Mettmann 16
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