Neue Luzerner Zeitung Online - Ist das wirklich kluges Sparen?

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Neue Luzerner Zeitung Online, 19. Mai 2016, 00:00
Ist das wirklich kluges Sparen?
Zum Artikel «Leistungslöhne entsetzen Lehrpersonen», «Zentralschweiz am
Sonntag» vom 15. Mai
Zari Dzaferi, SP-Kantonsrat und Sekundarlehrer,
«Früener isch de Lehrer äbe no ä Reschpäktsperson gsi.» Diesen Spruch höre ich gelegentlich, wenn
ich mit Personen spreche, deren Schullaufbahn etwas weiter zurückliegt. Gewöhnlich frage ich mich
dann, warum die Attraktivität des Lehrberufs abgenommen hat. Eine Begründung liegt gewiss in der
Lohnentwicklung. Gemäss Salärstudie des unabhängigen Beratungsunternehmens Tower Watson
(Juni 2014) liegen die Löhne der Lehrpersonen bis zu 39 Prozent tiefer als in Berufen mit
vergleichbaren Anforderungen. Zur misslichen Situation trägt bei, dass die Reallohnentwicklung seit
Beginn der 90er-Jahre unter jener aller anderen wesentlichen Branchen liegt, wie das Bundesamt für
Statistik dokumentiert. In etlichen Kantonen verdienen Lehrpersonen nominal gleich viel wie 1993
oder kaum mehr, was real eine Lohnsenkung von rund 16 Prozent bedeutet. Nun setzen meine
Kantonsratskollegen Peter Letter, Philip C. Brunner, Daniel Thomas Burch, Daniel Marti, Thomas
Meierhans, Karl Nussbaumer, Cornelia Stocker und Silvia Thalmann noch einen drauf. Sie fordern
mehr Lohnstufen für gemeindliche Lehrpersonen, die kleiner sind und zur Folge haben, dass jene
Lehrpersonen noch weniger verdienen. Zudem soll der Lohn nur noch unter Berücksichtigung der
allgemeinen Wirtschaftslage, dem Finanzhaushalt sowie der «geleisteten Performance» – wie man
diese auch immer berechnen kann? – erfolgen. Ziel sei eine «marktgerechte Entlöhnung der von den
Gemeinden angestellten Lehrpersonen bei einer gleichzeitigen Berücksichtigung der finanziellen
Leistungsfähigkeit des Staates und der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen», schreiben die
Motionäre.
Aus früheren Kantonsratsdebatten weiss ich, dass die gleichen Volksvertreter stets behaupten, dass
unser Kanton gute Schulen brauche – und dafür gute Lehrpersonen notwendig seien, weil diese eine
zentrale Rolle spielten. Ich frage die oben genannten Kantonsräte, wie Sie wohl junge Talente
(Männer und Frauen) für den Lehrberuf gewinnen oder erfahrene Lehrpersonen im Beruf halten
wollen, wenn Sie den gemeindlichen Lehrpersonen nun noch weniger Lohn bezahlen möchten, als
ihnen ohnehin schon zustehen müsste – und Sie ausserdem ihre Lohnperspektive derart willkürlich
und unverlässlich zu gestalten versuchen?
Zari Dzaferi, SP-Kantonsrat und Sekundarlehrer, Baar
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