Kaiser Joseph I I . am Pflug. Botanik. ..Und G o t t sprach: Es lasse die Erde Gras sprossen, das aufgrünet und das Samen trägt; und Fruchtbäume, die Frucht bringen nach ihrer Art, deren Samen in ihnen selber ist auf der Erde! Und also ward es." G e n e s i s 1,11. H ü l f s m i t t e l : Kndlick, er und Unger, Grundzüge der Botanik, ar. 8. Wien, Gerold, 184«. 4 Thlr. G i r a r d i N " b a m m , Die Grnndzügc der Land wirthschaft. 2 Thle. gr. s. Braunschweig, Fr. Vie» weg u. Sohn. 1854. s Thlr. Koch, Taschenbuch der deutschen und schweizer Flora, s. Leipzig, Gebhardt u. Neisland. ste Aufl. I8«5. 1 Thlr. 15 Gr. L i e b i g , Iustuö von, Die Chemie in ihrer ^ ^ ^ ' ' ^ ^ " der F.Müller. Schacht, Grundriß der Anatomie und Physiologie der Gewächse, gr. 8. Berlin, G. W. F. Müller. 195!,. 1 Thl. 15 Or. Schleiden, Grundzüge der wissenschaftlichen Botanik, gr. 8. Leipzig, Gngelmann. 4te Aufl. i»6i. 4 Tklr. 25 Gr. Sckleiden, Die Vflan;eundibrLeben, gr.S. Leipzig, Enaelmann. SteAuss.i8«4. ITKlr.i7Gr.5Pf. Sckleiden, Physiologie der Pflanzen und Thiere und Theorie der Pssanzencultur für Landwirthe. Vraunscbweig, Fr. Vieweg u. Sohn. iS5l>. 2 Tlilr. 15 Gr. S e u b e r t , Die Pflanzenkunde in populärer Darstellung, gr. s. Leipzig, G. F. Winter. 4te Aufl. 1861. 2 Thlr. ^ ) i e B o t a n i k ist die Wissenschaft von den ungleichartigen, freiwilliger Bewegung unfähigen Gegenständen derNatur, die wir P f l a n z e n nennen. Dieselben sind dadurch ungleichartig, daß an jeder Wanze besondere Theile wahrgenommen werden, die sowohl in Gestalt als auch dem Stoffe nach wesentliche Verschiedenheiten zeigen. ^ Die allereinfachste Form, in welcher uns eine Pflanze erscheint, ist die eines kleinen dünnhäutigen Bläschens, welches Flüssigkeit und etwa einige grüne 158 Botanik; Einleitung. Körnchen enthalt. Die Haut, der flüssige und der feste Inhalt dieser kleinen Pflanze sind sowohl nach ihrer Bildung als auch nach ihrerchemischenZusammensetzung wesentlich verschieden. Noch auffallender tritt dieses hervor, wenn wir eine größere Pflanze, wie einen unserer Bäume betrachten. Das Abweichende in Form und Inhalt seiner Theile ist so auffallend, daß selbst dem Kinde das Ungleichartige in der Masse einer Pflanze leicht bemerklich zu machen ist. Vergleichen wir hiermit ein einfaches M i n e r a l (Min. §. 3), z. B. einen Krystall aus Quarz, so finden wir denselben gleichartig in seiner ganzen Masse nur aus Quarztheilchen und ebenso einen Krystall von Kalkspath nur aus Kalkspaththeilchen bestehend. Weder das Auge, noch diechemischeUntersuchung lassen hier eine Ungleichartigkeit wahrnehmen, wie sie die Pflanze so deutlich zeigt. Allerdings giebt es auch Minerale, die wie z. B. der Granit dem Auge ungleichartig erscheinen. Allein es ist leicht einzusehen, daß diese sogenannten gemengten Gesteine nichts Anderes als Gemenge aus einfachen Mineralen sind. 2 Setzen wir unsere Beobachtungen an irgend einer Pflanze unter den geeigneten Umständen fort, so entgeht uns, nicht, daß dieselbe im Verlauf der Zeit wesentliche Veränderungen durchmacht. Zunächst ist schon die Erscheinung von größter Wichtigkeit, daß die in den oben erwähnten einfachsten Pstanzenformen enthaltene Flüssigkeit eine Bewegung zeigt. Wir bemerken ferner, daß die Pflanze an Umfang und Gewicht zunimmt, oder wächst, daß sie die hierzu erforderlichen Stoffe aus ihrer Umgebung aufnimmt und aus denselben verschiedene, durch eine unendliche Mannichfaltigkeit ausgezeichnete Gestaltungen bildet, und daß endlich ein Zeitpunkt eintritt, in welchem in jeder Pflanze dieses Bildungsvermögen aufhört und von welchem ansienach denchemischenGesetzen zerfällt und verschwindet. Ganz besonders ist hierbei noch darauf zu achten, daß die Stoffe, welche eine jede Pflanze, indem sie wächst, von außen aufnimmt, hinsichtlich ihrer chemischen Zusammensetzung, ihrer Form und ihrer Eigenschaften gänzlich verschieden sind von denjenigen Stoffen, die wir in dem Körper der Pflanze antreffen. Niemals finden wir in dem Boden den Stoff, der die grüne Farbe der Blätter ausmacht, oder das Stärkemehl, welches so häusig bald in den Samenkörnern, bald in den Knollen vorkommt, in der Umgebung der Pflanzen. Dieselbe hat also die Fähigkeit, die von ihr aufgenommenen Substanzen u m z u b i l d e n , und zwar sowohl hinsichtlich ihrerchemischenZusammensetzung als auch der Form nach. Die an einem Mineral sich zeigenden Erscheinungen bieten hiervon einen wesentlichen Unterschied dar. Allerdings besitzt auch dieses das Vermögen, sich neue Theile anzueignen, seine Masse zu vermehren, zu ^ kann nur dann geschehen, wenn die Umgebung des Minerals dieselbe chemische Verbindung darbietet, aus der das Mineral besteht. Ein Kalkspathkrystall kann nur in einer Flüssigkeit sich vergrößern, die kohlensauren Kalk enthält. Der Krystall ist jedoch unfähig, aus diesem ihm gegebenen Stoffe weder eine andere Gestalt, noch eine anderechemischeZusammensetzung zu bilden, als die ihm bereits eigenthümliche, er wächst, ohne seine Form und seine-Vubstanz zu verändern. Z Wir nennen jene Fähigkeit der Pflanze, durch Umbildung ihr unähnliche? Stoffe ihre Masse zu vergrößern, das Leben der Pflanze, und diejenigen ihrer Botanik; Einleitung. 159 Theile, von welchen jene Umbildung ausgeht, die O r g a n e derselben. Bei vielen Pflanzen nehmen alle Theile in gleicher Weise an jener Umbildung Theil, sie sind höchst gleichartig und einfach orgamsirt. Bei anderen finden solche Umbildungen in verschieden gestalteten Theilen Statt, welche dann als verschiedene Organe bezeichnet werden. Das Mineral hat keine Organe, es ist unorganisirt. So unverkennbar nun auch die im §. 2 angeführte lebendige Bewegung 4 im Innern der Pflanze ist, so erscheint letztere doch regungslos nach außen. I n der That, nach dem Hervortreten der von der Pflanze neugebildeten Theile sehen wir dieselben für sich ganz bewegungslos ihre Stelle einnehmen. Wenn nicht der Luftzug Zweige und Halme bewegte, so würden sie uns wie leblos entgegenstarren. Das Rauschen in den Kronen der Wälder ist die Stimme des Windes, nicht die der Bäume. Die Pflanze ist unvermögend, ihre Stellung in Beziehung auf ihre Umgebung zu ändern, sie erscheint da, wo der Zufall ihren Keim ausstreute, sie geht zu Grunde, wo die Bedingungen ihres Bestehens aufhören, welche aufzusuchen sie nicht das Vermögen besitzt. Wir sehen zwar, daß viele Blumen ihre Kelche zu bestimmten Tageszeiten öffnen und schließen, daß die empfindliche Mimose ihre zarten Mättchen zusammenfaltet und die Zweige hängt, sobald sie unsanft berührt wird, und daß die Staubfäden mehrerer Pflanzen sehr auffallende Bewegungen machen. Allein stets werden diese durch äußere Einflüsse hervorgerufen. Bald ist es die Sonne oder die Feuchtigkeit, oder eine Berührung, was jene Bewegungen, veranlaßt, die ohne diese Einwirkungen nicht stattfinden würden. Die Pflanze ist somit ein organisirter Körper ohne freiwillige äußereBewegung. Sie unterscheidetsichdadurch wesentlich von dem T h i e r e , denn dieses hat eine freiwillige äußere Bewegung, es kann, wenn oft auch in sehr beschränkter Weist, seine Stelle verändern und eine andere aufsuchen, die seinem Gedeihen förderlicher ist. Wie befriedigend die eben ausgesprochene Unterscheidung von Pflanze und Thier für die vollkommenen Formen derselben ist — denn Jedermann wird leicht einen Strauch oder Baum von einem Fisch oder Vogel unterscheiden — so ist dieselbe doch ganz ungenügend für die unvollkommensten.Pflanzen und Thiere. Es giebt nämlich unzählige kleine, nur durch das Vergrößerungsglas erkennbare Thierchen, die lediglich.aus einem häutigen Bläschen oder Schlauche bestehen, mit flüssigem Inhalte, gleich den einfachsten Pfiänzchen. Unter den letzteren hat man aber nicht wenige kennen gelernt, die im Waffer lebend die lebhaftesten Bewegungen machen, sich strecken, dehnen, zusammenziehen, umherschwimmcn, und daher jenen kleinsten Thierchen so ähnlich sind, daß sie lange Zeit für solche gehalten wurden. Ja bei manchen dieser Geschöpft ist es noch unentschieden, welchem Reiche sie zugezählt werden sollen. Weder in Stoff und B a u , noch in Thätigkeit und Verrichtung läßt sich zwischen den unvollkommensten Gestalten des.Pflanzen- und Thierreiches eine vollkommen scharfe Trennung vollziehen. Von den merkwürdigen Bewegung^ erscheinungm, die bei den erwähnten Pftanzengebilden vorkommen, wird bei deren Beschreibung näher die Rede sein. 160 5 . ^. Allgemeine Botanik. Es genüge für jetzt im Allgemeinen angedeutet zu haben, wodurchsichdie Pflanzen als eigenthümliche Naturkörper unterscheiden. Ein klares Verständniß derselben kann jedoch nur aus der Kenntniß der verschiedenen Formen und Erscheinungen hervorgehen, welche die Pflanzenwelt in so reichem Maße darbietet. Zur leichteren Uebersicht trennen wir unsere Wissenschaft in zwei Theile, nämlich: ^.. in die Allgemeine B o t a n i k , welche die Lehre von den Organen der Pflanze und deren Thätigkeit enthält, und' V. in die Besondere oder S p e c i e l l e B o t a n i k , welche von den einzelnen Pstanzenarten, deren eigenthümlichen Merkmalen, von ihrer Eintheilung, Verbreitung und Verwendung handelt. ^. Allgemeine Botanik. 6 Die allgemeine Botanik ist eine Wissenschaft der neueren Zeit. Während schon frühzeitig viele einzelne Pflanzen beschrieben, sowie in ihrer äußeren Erscheinung abgebildet wurden und die Benennung und Eintheilung derselben die Aufmerksamkeit und Thätigkeit der Freunde der Pflanzenwelt in Anspruch nahmen, ist erst scit Beginn dieses Jahrhunderts die Einsicht in den inneren Bau der Pflanze und diesiebelebenden Kräfte versucht und allmählich gewonnen worden. Es darf uns dieses nicht wundern. Nur mit Hülfe der vergrößernden Kraft des Mikroskops konnte das Auge die feinen Gebilde kennen lernen, aus welchen die Masse der Pflanze gewebt ist; nur mit Hülfe der Chemie konnte man dahin gelangen, die Veränderung der Stoffe richtig zu beurtheilen, welche im Pflanzenkörper vorgeht. Es war somit die Entwickelung dieses Theiles der Botanik wesentlich an die Fortschritte der Chemie und an die Vervollkommnung des Mikroskops gebunden. Eigene Anschauung in der Gewebelehre kann nur vermittelst eines guten Mikroskops erlangt werden. Glücklicherweise sind die hierfür brauchbaren I n strumente, welche früher 200 bis 300 Gulden kosteten, jetzt für 35 bis 150 Gulden zu haben. Allein der Besitz eines Solchen reicht nicht aus ohne Kenntniß seiner Handhabung und Fertigkeit in gewissen Handgriffen und Anleitung oder Erfahrung im Beobachten. Dem Anfänger in mikroskopischen Studien sind daher Werke zu empfehlen, welche ausführlich belehren über den Gebrauch des Mikroskops, wie Schleiden's «Die Pflanze und ihr Leben« und Schacht's «Das Mikroskop und seine Anwendung«. . Hier beschränken wir uns auf die Andeutung, daß man bei mikwsk^ Beobachtungen in der Regel mit einer schwächeren, etwa 80- bis ZOfachen Vergrößerung beginnt und daß eine 250- bis 300fache Vergrößerung genügt, um die wichtigsten Erscheinungen kennen zu lernen. »7 Die allgemeine Botanik zerfällt in drei Abtheilungen: I . Die Gewebelehre oder Histologie, welche die Lehre von den einfachsten Organen der Pflanzen und den daraus gebildeten Geweben enthält; es war bisher üblich, diesen Gegenstand als A n a t o m i e der Pflanzen zu bezeichnen. I. 161 Gewebelehre. II. Die Gestaltungslehre oder M o r p h o l o g i e . Sie unterrichtet uns über Form und Entwickelung der mannichfachen Gestaltungen an den Pflanzen, welche aus den Geweben gebildet sind und als zusammengesetzte Organe bezeichnet werden. III. Die Lebenslehre oder P h y s i o l o g i e , dasievon den Lebenserscheinungen der Pflanzen, also insbesondere von der Ernährung derselben handelt. i. Gewebelehre oder H i s t o l o g i e . Nicht selten hat man Gelegenheit zu beobachten, daß in dmi Wasser, wel- 8 ches längere Zeit in einer Flasche stehen blieb, grüne Flocken sich zeigen, die dem bloßen Auge aus höchst zarten Fäden gebildet erscheinen. Unter das M i kroskop gebracht, stellen dieselben sich ftdoch als aus kleinen, kugeligen Schläuchen bestehend dar, welche perlenschnurartig an einander gereiht sind. Ganz ähnliche Schnüre, die theils aus kugeligen, theils eirunden, schön blau gefärbten Schläuchen bestehen, nimmt man höchst deutlich bei schwacher Vergrößerung wahr, wenn man die Haare betrachtet, welche sich an den Staubfäden der V i r g i nischen T r a d e s c a n t i a (Fig.1, , ce und b) befinden, einer Zierpflanze mit dreiblätteriger, violettblauer Blume. Obgleich nun auf den ersten Blick andere Pflanzentheile als ein mehr oder minder dichtes und gleichförmig zusammenhängendes Ganzes erscheinen, so sieht man doch mit Hülfe des Vergrößerungsglases, daß dieses nicht der Fall ist. Es stellt sich vielmehr ein jeder Pflanzentheil als eine Vereinigung von außerordentlich zahlreichen kleinen Gebilden dar, i n welche sich selbst die dichtesten und härtesten Pstanzenkörper, z. B. das Holz und die Schalen der Früchte, zertrennen lassen. Dieselben zeigen zwar eine große Verschiedenheit in Gestalt und Umfang, allein die genaue Beobachtung hat gezeigt, daßsienichts Anderes als Abänderungen eines ähnlichen häutigen Schlauches sind, als der ist, aus welchem die grünen Wasserfäden bestehen und welcher den Namen der P f l a n zenzelle oder kurz der Z e l l e erhalten hat. M i t Recht wird daher die Zelle als E l e m e n t a r - oder G r u n d o r g a n der Pflanze bezeichnet und die Kenntniß der Entstehung, des Baues, der Verrichtung der Zelle, sowie der Umgestaltung, welchesieim Verlaufe ihres Lebens erleidet, macht die Grundlage der wissenschaftlichen Botanik aus. II 11 16Z A. Allgemeine Botanik. Als zusammengesetzte Organe bezeichnen wir gewisse eigenthümlich gestaltete Theile, die bei den meisten Pflanzen vorkommen und welche eine besondere Bestimmung haben. Solche find z. B. die Blätter, die Blüthe u. a. m. 9 Die Zelle stellt im entwickelten Zustande einen kleinen Schlauch vor, dessen Form im einfachsten Falle eine kugeUge^ist. Gebildet wird der Schlauch von einem außerordentlich dünnen farblosen und durchfichtigen Häutchen, der sogenannten I e l l h a u t oder Z e l l m e m b r a n , an welchem sonst kein weiterer Bau oder keinerlei Gewebe, namentlich aber keine O e f f n ü n g wahrgenommen wird. I m Uebrigen bietet die Zelle wesentliche Unterschiede dar, je nachdem wir lebende jugendliche und altere oder abgestorbene Zellen betrachten; die letzteren sind immer leer, oder richtiger gesagt, sie enthalten nur Luft. Bei der lebenden jugendlichen Zelle läßt sich unter der äußeren Zellhaut s a , Fig. 2/ein inneres, weicheres, geschlossenes Hautgebilde nachweisen, der sogenannte Primordialschlauch i>. Beide Hüllen umschließen eine schleimige, feinkörnige Masse, P r o t o p l a s m a genannt, welche sich mit dem überdies in der Zelle noch enthaltenen wässerigen Z e l l s a f t nicht vermischt. Endlich fehlt in solchen Zellen nur selten ein stach rundliches Körperchen, d n Z e l l k e r n 6(Nu.oi6U8)oder Cytoblast, in welchem sich in der Regel höchst kleine durchsichtige Körperchen, die Kernkörperchen, erkennen lassen. Der Primordialschlauch liegt so dicht an der Zellhaut an, daß er nicht leicht von ihr sich unterscheiden läßt; behandelt man jedoch "die Zelle mit Weingeist, ^o löst sich der Primordialschlauch ab, zieht sich zusammen und liegt nachher in Gestalt eines faltigen Sackes frei in der Zelle, wie obige Figur es zeigt. I m weiteren Verlauf des Pstanzenlebens erleidet indessen die Mehrzahl der Zellen eine Umänderung der eben geschilderten Verhältnisse, so daß man ältere Zellen meist mit verdickter Zellhaut und von klarem Zellsaft, sowie von anderen Stoffen der mannichfachsten Art erfüllt sieht. 10 Während das Vorhergehende sich auf die inneren Zustände der Zelle bezieht, haben wir in Folgendem ihre Gestaltung nach außen zu verfolgen. Hierbei ist es von wesentlichem Einfluß, ob ein Pstanzengebilde nur aus ein- zelnen, frei in Gewässern schwimmenden Zellen besteht, in welchem Falle diese meist eine kugelige Gestalt haben, oder ob die Pflanzen aus schnurförnnZ mreinandergereihten Zellen bestehen oder zur Fläche verbunden sind, oder endlich, nach allen Richtungen sich entwickelnd, einen massigen Pflanzenkörper bilden. Auch im letzten Falle behalten.in den lockeren Pftanzengebildm, wie im Mark der Früchte, des Hollunders, die Zellen die durch Fig. 3 dargestellte rundliche Form bei; viel häufiger nehmen sie jedoch durch gegenseitigen Druck die Gestalt eines Vielecks, Fig. 4, an, dessen Durchschnitt meist als ein Sechseck erscheint. I. Gewebelehre. Die Zelle. 163 Sie lassen sich alsdann vergleichen mit den Schaumzellen, die entstehen, wenn man durch einen Strohhalm in Seifenwasser bläst, oder versinnlichen,,indem.man weiche Thonkugeln erst locker zusammenlegt und nachher mehr oder weniger stark zusammendrückt. Jede Kugel erhält in diesem Falle eine vieleckige, der ZellenD r m entsprechende Gestalt, die wie Fig. ö in den Pflanzen oft mit größter Regel« Mäßigkeit sich findet. Man nennt solche Zellen, die nach allen Richtungen ziemlich gleich ausgedehnt sind, M a r k z e l l e n oder Parenchymzellen, und es bestehen aus dergleichen vorzugsweise die knolligen Theile der Pflanzen, z.B. die Kartoffeln, die Früchte, sowie überhaupt die weicheren oder schwammigen Theile in Mark, Rinde und Blättern u. s. w. Der Durchmesser der Markzellen beträgt durchschnittlich 1/100 bis 1/20 Linie; es giebt jedoch außerordentlich kleine von ^ 0 bis 2/500 L. Durchmesser, während andererseits große Zellen vorkommen, von 1/15 bis 1/10 L. Durchmesser, die, wie z. B. beim HollundermarT, mit bloßem Auge erkenntlich sind. Sehr häusig findet man jedoch in die Länge gestreckte, oben und unten zugespitzte, daher spindelförmige Zellen, wie Fig. 6, die sehr in einander gedrängt stehen und daher auf dem Querschnitt meist als Viereck oder Sechseck erscheinen, Fig. 7. Sie werden H o l z z e l l e n oder Prosenchhmzellen genannt und machen die Hauptmasse der festeren Pstanzentheile, namentlich des Holzes, aus. Während bei den Holzzellen die Querdurchmesser in der Regel kleiner sind, als bei den Markzellen, übertreffen sie letztere auffallend hinsichtlich ihrer Länge, die meist ein Drittel bis eine Linie, ia mitunter bis über zwei H.. Allgemeine Botanik. 164 Linien beträgt. Sehr lange und biegsame Zellen der Art, aus welchen z. B. unser Flachs und Hanf bestehen, werden Bastzellen genannt und sehen unter dem Mikroskop wie ein überall gleich dicker rundlicher Faden aus, während die dünnwandigen 1 bis 2 Zoll Länge erreichenden Zellen der Baumwollenfaser wie ein plattes, spiralig gedrehtes Band mit etwas rundlichen Rändern sich darstellen, wodurch die Vermischung jener Miderlei Fasern in Geweben sich leicht erkennen läßt. Da es mitunter von Dßem praktischen Werthe ist, einerseits Leinengewebe von Baumwollenzeug und andererseits beide von Fäden der Wolle und Seide zu unterscheiden, so stellen wir nachfolgend die mikroskopischen Bilder dieser vier Gespinnstfäden neben einander, nämlich B a u m w o l l e n h a a r , Fig. 8 ; Flachsfaser, Fig. 9 (bei a zerquetscht); W o l l e n f a s e r , Fig. 10; Seidenfadeu, Fig. 1 1 , sämmtlich bei 230facher Vergrößerung. Mitunter nehmen jedoch die Zellen, indem sie nicht in jeder Richtung sich vergrößern, eine ganz abweichende, z. B. sternförmige Gestalt an, und man bezeichnet dieselben als unregelmäßige Zellen. Solche finden sich ^., B. im Blattstiele des Pisang, Fig. 12, im Mark der Binse und am Blatte der Nießwurz, Fig. 13» 11 Es ist bemerkenswerth, daß die Wände benachbarter Zellen in der Regel sehr fest an einander hängen, als ob sie zusammengeklebt wären, und alsdann nur mit Hülfe der Fäulniß oderstarkerchemischerMittel von einander getrennt werden können. Sie bilden auf diese Weise das sogenannte Zellgewebe. Allein Berührung und Zusammenhang der Zellwände findet doch nicht allerwärts statt und es bleiben daher bald mehr, bald weniger weite, meistens dreieckige Räume, die gellenzwischengange oder Int'ercellulargänge b, Fig. 14. I n der Regel führen' dieselben bei jüngeren Geweben wässerigen I. Gewebelehre. Die Zelle. 165 Saft; bei älteren Luft und bei dem Holzgewebe einen eigenen Zellenzwischenstoff (siehe §. 17). Außerdem findet man in den Stengeln vieler Pflanzen, vorzugsweise der im Wasser heimischen, zwischen dem Zellgewebe zahlreiche, mitunter sehr weite und regelmäßige Canäle, welche Luft enthalten. Solche L u f t g ä n g e verlaufen nach der Länge des Stammes und sind auf dem Querschnitt des spanischen Rohres und des Stengels der Seerose mit bloßem Auge erkennbar. Durch Absterben und Zerreißen des Zellgewebes entstehen nicht selten im I n nern des Stammes Lücken, welche mitun- ter seinen ganzen mittleren Theil einnehmen, so daß derselbe, wie bei den Gräsern, hohl erscheint.. I n solche Lücken ergießt sich dann öfter der Inhalt geborstener Zellen, in Folge dessen man im Innern vieler Pflanzen sogenannte S a f t b e h ä l t e r von unbestimmter Form antrifft, die mit Oel, Harz, Gummi ^ oder einem anderen Pflanzenstoffe angefüllt find. Kehren wir zurück zum inneren Leben der Zelle, so begegnen wir zunächst 12 der merkwürdigen Erscheinung, daß innerhalb mancher Zellen eine eigenthümliche S a f t b e w e g u n g stattfindet. Die schleimige Masse des Protoplasmas bildet inmitten des klaren Zellsaftes kleine, fadenartige Strömchen, welche in verschiedenster Richtung, die öfter wechselt, den inneren Umfang der Zelle umkreisen. Während diese Erscheinung früher nur an Zellen einiger Wasserpflanzen, insbesondere der Chara beobachtet worden war, ist sie später Mch anderwärts und besonders Deutlich in den Haaren der Pflanzen, z. B. der bereits erwähnten T r a d e s c a n t i a , wahrgenommen worden« 166 ^. Allgemeine Botanik. Auch die Frage über Entstehung und V e r m e h r u n g der Z e l l e n , lange Zeit eine schwierige Aufgabe der Forscher, gehört hierher. , Es steht fest, daß neue gellen nur im Innern bereits vorhandener Zellen entstehen. I n der Regel geschieht dieses durch T h e i l u n g einer sogenannten M u t t e r z c l l e , indem ihr Primordialschlauch Cinfaltungen nach innen bildet, die sich vereinigen, wodurch zwei oder mehrere Tochterzellen entstehen, die sich allmählich mit einer eigenen Zellhaut umkleiden, während die der Mutterzelle verschwindet Auch beobachtet man häufig eine sofort in den Tochterzellen vor sich gehende weitere Theilung in Enkelzellen. Selten kommt die freie Z e l l e n b i l d u n g vor, indem sich geradezu um einen Theil des schleimigen Inhaltes einer Zelle eine eigene Zellhaut bildet. >Z Von besonderem Interesse sind die Veränderungen, welche im Verlauf des Pflanzenlebens die Zellwarch erfährt. Dieselbe verdickt sich, indem auf ihrer inneren Fläche eine zweite Zellhaut sich anlegt, die vom Zellsast ausgeschieden wurde. Meist folgen dieser noch weitere Ablagerungen, wodurch stets kleinere gellen in einander geschachtelt erscheinen, so daß deren fünfzehn, wie bei Fig. 15, ja 30 bis 50 vorhanden sein können, und hierdurch die innere Zellhöhle fast verschwindet. Bei diesem Vorgang, auf welchem die V e r h o l z u n g unserer Bäume beruht, nehmen die inneren Schichten meist eine dunklere, ins Braune, ja beim Ebenholz selbst ins Schwarze gehende Färbung an. Hervorzuheben ist, daß die auf der Innenwand einer Zelle sich ablagernden Verdickungsschichten keineswegs gleich jener einen ringsum geschlossenen Schlauch bilden. Die Haut derselben erscheint vielmehr an vielen Stellen durchbrochen und zwar in der mannichfachsten Weise. Oft sind es nur einzelne runde Stellen der Zellhaut, welche keine Verdickung erleiden, so daß daselbst, wie Fig. 16 im Querschnitt einer solchen Zelle zeigt, Canäle sich bilden, die von der inneren Zellhöhle zur Zellwand führD. Offenbar muß letztere hierdurch, von außen betrachtet, ein eigenthümlich gedüpfeltes Ansehen erhalten, wie dies Fig. 17 bei b abgebildet ist. Früher hatte man diese helleren Punkte irrthümlich für feine Oeffnungen oder Poren gehalten und daher solche Zellen Porenzellen genannt, welchen Namen sie beibehalten haben. Wie später gezeigt wird, haben die unverdickten Stellen der Zellen eine, große Bedeutung für das Saftleitungsgeschäft derselben und es treffen in der Regel sich entsprechende unverdickte Stellen der Wände von Nachbarzellen auf einander, wie an Fig. 18 ersichtlich. Noch werde bemerkt, daßsichPoren von sehr verschiedener Größe finden, daß sie nicht immer kreisrund, sondern auch länglich, mitunter selbst spaltenförmig erscheinen. I. Gewebelehre. Die Zelle. 167 GW sehr eigenthümliches Ansehen gewinnen gellen, bei welchen die Verdickungsschichten sich nur in Gestalt einzelner Fäden anlegen, die entweder ganz unregelmäßig, netzartig vertheilt find, wie bei F i g . 19, oder die in Gestalt von ringförmigen oder spiraligen Bändern, Fig. 20 und Fig. 2 1 , auftreten» Endlich ist noch der eigenthümlich g e d ü p f e l t e n Z e l l e n zu gedenken, die vorzüglich als spin- delförmige Holzzellen der Nadelhölzer sich finden und ein sehr artiges Ansehen gewähren, Fig. 22. Man erblickt Fig. 23. Poren, die hofartig von einem größeren Ringe umgeben sind. Diese Erscheinung beruht darauf, daß die Wandungen zweier Nachbarzellen an den Stellen, wo ihre Poren sich begegnen, nicht unmittelbar an einander liegen, sondern eine linsenförmige Höhlung zwischen sich .haben, deren Umfang dann als ein die Pore a , Fig. 2 3 , ringförmig umgebender Hof erscheint. Fig. 24 (a. f. S.) 16H ^. Allgemeine Botanik. ist ein erläuternder Querschnitt durch eine solche gedüpfelte Zelle aus dem Holze der Fichte, mit der Pore a, und dem Hof i>. Eine Verdickung der Zellwand findet nur statt, wo diese in Berührung mit einer benachbarten Zellwand sich befindet, dagegen niemals an solchen Stellen derselben, die einen Zellenzwischenraum begränzen. Da im Allgemeinen die Verdickungen neben einander liegender Zellen sich entsprechen, so hieten mitunter verschiedene Selten ein und derselben Zellen verschiedene Verdickungsformen dar, je nach der Beschaffenheit ihrer Nachbarzellen. 44 Diesen wenig passenden Namen hat man einer Form her Zellen gegeben, die niemals in den allerjüngsten, noch in der Bildung begriffenen Pflanzentheilen vorkommt, sondern die sich erst später durch Umänderung vorhandener Zellen ausbildet. Denken wir uns eine Reihe senkrecht über einander gestellter Zellen, deren Wände da, wo sie sich berühren, verschwinden, so entsteht eine cylindrische Röhre, welche ein Gefäß genannt wird. Je nachdem nun die also zu einer Röhre vereinigten Zellen porös, gedüpfelt, mit Spalten, Ringen oder Spiralen versehen waren, entstehen daraus die verschiedenen Arten der Gefäße, nämlich die porösen, gedüpfelten und leiterförmigen Gefäße, die Rikggefäße und S p i r a l g e f ä ß e , von welchen wir in Fig. 25 bei ck, <^, F " einige beisammenstehend finden. Die Spirale der Zellen entsteht, indem auf der ursprünglichen M W dünnen Zellhaut eine Ablagerung in Form eines spiralförmigen Streifens geschieht, der meistens in der Folge sich noch verdickt und daher viel stärker als die Zellhaut wird. Daher kam es, daß man anfänglich die Spiralgefäße nur aus einer spiralförmig gewundenen Faser bestehend ansah,.die sich wie die metallene I. Gewebelehre. D u Gefäße. 169 Umspinnung einer Violinsaite aufziehen läßt. Erst später entdeckte man die zarte Wand der Gefäße und ihre Entstehungsgeschichte aus den Zellen. Besonders leicht lassen sich die Gefäße erkennen, wenn man den Stiel eines Blattes langsam zerbricht, wo alsdann Bündel von Gefäßen als feine Fäden, gleich Spinnengeweben, an den gebrochenen Enden mit bloßem Auge sich erkennen lassen.. Genauer läßt sich ihr Bau jedoch erst bei sehr starker Vergrößerung erkennen. Auf dem Querschnitt erscheinen die Gefäße vorherrschend rund und meist von bemerklich größerem Durchmesser, als die sie umgehenden Zellen. So zeigt uns b und i / , Fig. 26, den Längsschnitt zweier Düpfelgefäße von auffallender Weite, an welchen überdies bei F, F die Stelle erkannt wird, wo die Querwand der Zellen durchbrochen wurde, aus welchen das Gefäß entstanden ist. Die Zellen, aus welchen die. Gefäße nachträglich sich bilden, enthalten 15 ursprünglich Saft; derselbe verschwindet jedoch, sobald mit der Durchbrechung der Querwände die Entstehung der Gefäße vor sich geht. Von da an führen Letztere nur Luft und scheinen an den Lehensverrichtungen der Pflanzen keinen wesentlichen Antheil zu nehmen, wiewohl sie mitunter, z. B. bei der im Frühjahre eintretenden großen Saftfülle, Flüssigkeit enthalten. Auch begegnet man in denselben niemals den eigenthümlichen, in §. 17 angeführten Stoffen, welche den gewöhnlichen Inhalt der Zellen bilden. ,„ Für eine geringere Bedeutung der Gefäße spricht auch der Umstand, daß eme große Reihe von Pflanzen gar keine Gefäße besitzt, sondern nur aus Zellen besteht. Sie werden daher Z e l l e n p f l a n z e n genannt und es sind solche die Schimmelbildungen, Wasserfäden, Pilze, Flechten und Algen, welche man als die unvollkommensten Pflanzen ansieht. Die übrigen Pflanzen, welche neben den Zellen auch Gefäße enthalten, heißen Gefäßpflanzen. Die Gefäße erscheinen nur in ihrer ersten Entstehung einzeln, indem als- 1W H.. Allgemeine Botanik. bald durch Hinzutreten neuer Gefäße und Holzzellen die sogenannten Gefäßbündel entstehen. Eine Verwachsung der Gefäße unter einander, oder eine Verzweigung eines derselben-findet nicht Statt. Niemals trifft man einen Pftünzentheil, der ausschließlich von Gefäßen gebildet ist, vielmehr sind dieselben » stets von Zellen umgeben. k6 Zerreißen wir ein Blatt des Salates, des Mohns und mancher anderer Pstanzen, so stießt aus vielen Stellen ein dicker, weißer Saft, welcher Milchsaft genannt wird und der unter anderen Bestandtheilen stets Kautschuk (Chemie §.319) enthält und daher klebrig.ist. Bei dem Schöllkraut hat der Milchsaft eine gelbe Farbe und wie ausnahmsweise erscheint er bei einigen Wanzen mit röthlicher oder blauer Farbe. Der Milchsaft ist in röhrenförmigen Canälen enthalten, die unter einander verzweigt sind und die ganze Pflanze durchziehen. Ihre Entwickelungsgeschichte zeigt, daß im jüngsten Zellgewebe der milchsaftführenden Pstanzen noch vor der Entstehung der Spiralgefäße durch Verschmelzung von Zellen Gänge entstehen, die anfangs einen farblosen, dann körnigen und endlich milchigen Saft enthalten. Diese Gänge sind anfanglich von einer höchst dünnen, mit der Zeit jedoch stärker werdenden Haut ausgekleidet. Die irrige Angabe, daß der Milchsaft ähnlich der Blutbewegung in den Adern einen Kreislauf mache, ist durch die Beobachtung vollständig widerlegt. Die eigentliche Bestimmung dieser Organe und ihres Inhalts für die Pflanze ist nicht ermittelt, allein ihre Bedeutung erscheint als untergeordnet, da sie in den meisten Pstanzen nicht vorkommen. 17 Wir haben bisher die Pstanzenzelle und das ihr Zugehörige nur in Hinsicht auf Form und Bildung kennen gelernt. Es bleibt übrig, dieselbe auch nach ihrerchemischenBeschaffenheit und Zusammensetzung der Betrachtung zu unterwerfen. Die Zellhaut wird von demZellstoff, auch Cellulose genannt (Chemie §. 179), gebildet, welcher aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff (Oi2 2io 0io) besteht. Derselbe wird von Iodlösung nicht blau gefärbt; er verändert sich iedoch durch die Einwirkung von Schwefelsäure in eine stärkemehlartige Substanz, welche durch Jod eine blaue Färbung erhalt. DaH ungleiche Verhalten verschiedener Arten von Zellgewebe gegen Lösungsmittel, insbesondere gegen Schwefelsäure, Kali und Kupferoxyd-Ammoniak hat zur Annahme mehrerer Arten von Zellstoff geführt. Man unterscheidet hiernach den eigentlichen Zellstoff oder Cellulose, der löslich in Schwefelsäure und unlöslich in Kalilauge ist, von dem Holzstoff oder Xylogen, der in letzterer sich löst, von Schwefelsäure wenig angegriffen und nachher durch Jod nicht blau gefärbt wird. DiechemischeZusammensetzung dieser beiden Substanzen ist jedoch gleich und I. Die Gewebelehre. Zellstoff. 171 dieselbe, welche auch der Zellenzwischenstoff besitzt, der häusig die Iellenzwischengänge erfüllt und die Zellen verkittet. Als Inhalt der Zellen begegnen wir zunächst dem Primordialschlauch und dem Protoplasma, beides schleimige Stoffe, welche Stickstoff enthalten und zur Klasse der in t m Chemie (K. 195) beschriebenen Eiweißstofft gehören. Die Zellen enthalten femer einen farblosen, durchsichtigen Saft, den sogenannten Zellsaft« Derselbe besteht seiner Hauptmasse nach aus Wasser, in welchem jedoch mehr oder weniger die löslichen Pfianzmftoffe, wie z. B. Zucker, Gummi, Eiweiß, Schleim, Säuren, Salze u.a.m. aufgelöst sind, die wir in der Chemie (§. 181 bis 188) als Producte des Pflanzenreichs kennen gelernt haben. Ebenso häufig enthalten die Zellen auch feste Körperchen, z. B. kleine regelmäßige Krystalle, die sich aus der Flüssigkeit ausgeschieden haben, oder rundliche Körnchen, in welcher Form die S t ä r k e und das B l a t t g r ü n oder C h l o r o p h y l l , am häusigsten vorkommen. Die Stärkekörnchen werden besonders dadurch deutlich erkennbar, wenn man sie durch etwas Iodlösung violett gefärbt hat. Auch sieht, man runde Tröpfchen fetten oder flüchtigen Oeles in dem Zellsaft vieler Pstanzentheile und öfter ist der Saft gefärbt durch einen darin "gelösten Farbstoff. Endlich erscheint die L u f t häufig als Inhalt der Zellen, nämlich wenn dieselben älter sind und an dem Leben der Pflanzen nicht mehr sich betheiligen. Die in den Pstanzenzellen enthaltenen Krystalle lassen in der Regel eine ganz regelmäßige Form erkennen, wie z. B. Rhomboeder von Kalkspath, Fig. 27. Am häufigsten begegnet man jedoch Bündeln von sehr feinen Krystallspießm, sogenannten R a p h i d e n , Fig. 23. Die S t ä r k e körner verschiedener Pflanzen, wiewohl inchemischerHinsicht übereinstimmend, bieten so wesentliche Unterschiede in Größe und Gestalt dar, daß die Herkunft eines Mehles durch das Mikroskop sicher zu erkennen ist. D a es nicht sel- ten von Wichtigkeit ist, hierüber zu entscheiden, so führen wir die Hauptmerkmale der wichtigsten Stärkemehlarten an: Kartoffelstärke besteht aus Körnern mit zwiebelartig übereinander liegenden Schichten, Fig: 29; die Stärke von Gerste, Fig. M , 172 ^ . Allgemeine Botanik. sowie von Roggen, Weizen und Hafer zeigt neben einigen sehr großen, linsenförmigen Körnern, viele kleine Körnchen ohne Mittelstufen; die Stärkekörner des Hafers lassen bei sehr starker Vergrößerung eine netzartige Zeichnung erkennen und zerspringen durch Druck in scharfkantige Stücke, Fig. 3 1 ; endlich zeichnen sich die Stärkekörner der Hülsenfrüchte, wie Erbsen, Wicken, L i n sen und B o h n e n durch eine unregelmäßig sternförmige Zeichnung aus, Fig. 32. 18 Aus der Zusammenstellung von Zellen entsteht dasZellgewebe, welches ft nach der Art der darin herrschenden Zellenformen ein sehr verschiedenes Ansehen und eine entsprechende Bezeichnung erhalt. Gin Gewebe, das aus Parenchymzellen s§. 10) besteht, wird Parenchym, auch wohl Füllgewebe und Nahrungsgewebe genannt, denn seine Zellen sind es, die vorzüglich das Geschäft der Saftleitung in der Pflanze übernehmen und in welchen jene Stoffe sich ausscheiden, die im Vorhergehenden als Zellinhalt beschrieben wurden. Stärke, Gummi, Zucker, Oele u. a. m. erscheinen in denselben als Vorräthe oder sogenannte Reservestoffe niedergelegt, um zu gewissen Zeiten als Nahrungsmittel zur Weiterbildung von der Pflanze wieder aufgezehrt zu werden, ein Geschäft, das ihr freilich, der Mensch nicht selten erspart, indem er es selbst übernimmt. Ein aus überaus zartwandigen, dabei kleinen und rundlichen Zellen bestehendes Gewebe wird Urparenchym genannt, da aus ihm sämmtliche übrigen Zellenformen hervorgehen. Sind seine Zellen mehr länglich, so heißt es B i l dungsgewebe oder C a m b i u m , und dieses ist es hauptsächlich, das durch die in ihm vorgehende Mldung neuer Zellen das Wachsthum der Pflanze befördert. I m Uebrigen unterscheidet man lockeres und dichtes, dünnwandiges und dickwandiges Parenchym und außer den in §. 10 dargestellten Formen desselben wird später noch Veranlassung gegeben, w e M Aus den spindelförmigen Prosenchymzellen, die dickwandig und meistens verholzt sind, entsteht das Prosenchym oder Holzgewebe, (Fig. 7 und Fig. 22), sowie aick den Bastzellen das Bastgewebe. Die Gefäßbündel sind eine Zusammenstellung von Gefäßen verschiedener Art mit Holzzellen und Bildungsgewebe und unterscheiden sich deutlich von dem sie umgebenden Parenchym. Auch die Gefäßbündel zeigen verschiedene EigMthümlichkeiten, theils in ihrer Anordnung, theils in ihrer Weiterentwickelung, I. Gewebelehre. Das Zellgewebe. 173 . so daß hiernach einige große Pftanzengruppen sich unterscheiden lassen. Bei einer derselben, welcher die Farrnkräuter angehören, entsteht das ganze Gefäßbündel ziemlich gleichzeitig, bei einer anderen Gruppe, der unter Anderm die Palmen und Gräser angehören, vergrößert sich das Gefäßbündel noch eine gewisse Zeit lang, während endlich bei der dritten Gruppe, die alle unsere Bäume enthält, die Gefäßbündel sich vergrößern, so lange das Leben der Pflanze dauert. Man nennt die erste Art simultane, die zweite Art geschlossene und die dritte ^ die ungeschlössenen Gefäßbündel. Bei der Betrachtung des inneren Baues des Slammes werden wir Gelegenheit haben, auf die Anordnung der Gefäßbündel näher einzugehen. Als ein Gewebe eigener Art ist die O b e r h a u t zu betrachten, welche sich 19 nur an der freien Oberfläche der verschiedenen Pstanzentheile findet. Ihre bald länglich oder rundlichen, bald abgeplatteten Zellen scheiden nach außen einen Stoff aus, der Aehnlichkeit mit dem Zellenzwischmstoff hat und als äußerstes Häutchen, C u t i c u l a genannt, die Außenfläche der Zellen überseht und die Zelle an ihrer Außenseite verdickt. Fig. 33 zeigt uns die von den Oberhautzellen eines Blattes ablösbare Cuticula cr, und die verdickenden Cuticularschichten b. Die Oberhaut der in der Luft befindlichen Theile der Pflanzen wird E p i d e r m i s genannt. Sie ist aus sehr stachen tafelförmigen Zellen gebildet, die entweder überall eng an einander schließen, oder an einzelnen Stellen ^von den sogenannten S p a l t ö f f n u n g e n unterbrochen find. I n Fig. 34 sehen wir am Durchschnitt eines Blattes die großen durchsichtigen und inhaltleeren Zellen der Oberhaut und darunter die mit grünen Körnchen erfüllten Parenchymzellen des Blattes. An zwei Stellen befinden sich Spaltöffnungen, an deren Mündung zwei halbmondförmige Zellen, die Sckließzellen, liegen. Wie man sieht, befindet sich unter jeder Spaltöffnung ein hohler Raum, die sogenannte Athemhöhle, welche mit den Zellenzwischengängen in Verbindung steht. Solcher Spaltöffnungen, welche in Fig. 35 (a. f. S.) von oben gesehen dargestellt sind, trifft man vorzugsweise auf der unteren Seite der Blätter eine so große Anzahl, daß man auf einer Quadratlinie hundert, ja tausend derselben gezählt hat. Durch diese kleinen Organe steht das scheinbar abgeschlossene Innere der Pflanze in vielfacher Weise mit der äußeren Luft in Berührung. Bei Pstanzencheilm, die sich in der Erde oder in Wasser befinden, also bei den 174 ^.. Allgemeine Botanik. Wurzeln, besteht die Oberhaut aus dickwandigen, abgeplatteten gellen ohne Spaltöffnungen und wird E p i b l e m a genannt. M Hausig zeigen einzelne Jellcn der Oberhaut eine auffallende abweichende Bildung, indem sie, sehr in die Länge gezogen, als Haare erscheinen, Fig. 36. Dieselben sind zuweilen noch verästelt, auch haben manche an der Spitze ein Knöpfchen und, sondern einen eigenthümlichen Saft ab, in welchem Falle sie DrüsenhaarL genannt werden; B r e n n h a a r e heißen sie, wenn sie einen brennenden Saft enthalten, wie bei den Nesseln. Auch die Borsten, die Stacheln, die Drüsen, die Warzen und namentlich die Substanz, welche den bekannten Kork bildet, entstehen aus Umbildungen der OberhautzeUen. Indem letztere verschwinden, tritt an ihre Stelle ein Gewebe aus tafelförmigen Korkzellen von kurzer Lebensdauer, die weder verholzen, noch Nahrungsstoffe oder Blattgrün absondern, wohl aber eine wachsartige Substanz. Auch nehmen sie alsbald eine braune Färbung an. Es entsteht auf diese Weise eine Korkschicht, welche den Einfluß der Luft auf die von ihr bedeckten Pftanzentheile abhält. Insbesondere bildet sich Kork auch an Wundfiächen und bewirkt deren Vernarbung. Der Kork unterscheidet sich inchemischerHinsicht von dem Zellstoff und Holzstoff. Salpetersäure scheidet aus demselben die erwähnte wachsartige Substanz und verwandelt ihn endlich in Korksäure, M. 21 Gestültnngslehre'oder M o r p h o l o g i e . Die Gestaltungslehre unterrichtet uns über Form und Entwickelung der mannichfachen Gestaltungen an den Pflanzen, welche aus den Geweben gebildet sind und als die Zusammengesetzten Organe derselben bezeichnet werden. Legen wir ein Samenkorn des L e i n s , dessen Längsschnitt in Fig. 37 achtmal vergrößert erscheint, in die feuchte Erde, so quillt dasselbe auf, es verlängert sich allmählich der T h e i l / u n d dringt mit seiner unteren Spitze in die Erde, während die oberhalb befindlichen Theile c? und s des Samens über die Erde gehoben werden und nach erfolgter Sprengung der Samenschalen <A II. Gestaltungslehre. 175 und b sich in Gestalt zweier Blättchen entfalten. I n wenig Tagen ist auf diese Weise ein junges Pflänzchen entstanden, Fig. 38, an welchem wir W u r zel, S t e n g e l und B l ä t t e r unterscheiden. Wir sehen ferner eine zwischen , letzterensitzendeKnospe o, die bei fernerem Wachsthum den Stengel verlängert, aufs Neue Blätter entfaltet, endlich die B l ü t h e erzeugt, welcher die Frucht folgt, womit die weitere Entwickelung abgeschlossen erscheint. Wir haben in Vorstehendem die Hauptorgane der Pflanze bezeichnet und erkannt, daß diefelbm im K e i m des Samenkorns bereits vorgebildet sind« Wir sehen ferner, daß die Entwickelung der Pflanze vorwiegend in einer Längsrichtung stattfindet, durch welche wir uns eine Linie, die Achse der Pflanze, gelegt denken können, so daß Pflanzentheile, welche von dieser Hauptachse seitlich sich entfernen, als Nebenachsen oder S e i t e n o r g a u e bezeichnet werden, wie z. B. die Blätter. Es wird somit die Betrachtung der Entwickelung, der Gestalt und des Baues der W u r z e l , des S t e n g e l s , des B l a t t e s , der B l ü t h e und der Frucht den Hauptinhalt der Gestaltungslehre ausmachen. Allein der soeben beschriebene Entwickelungsgang mit den dabei aufge- 22 zählten Gebilden ist bei einer sehr großen Anzahl von Pflanzen keineswegs anzutreffen. Viele derselben bestehen nur aus ganz vereinzelten, oft mikroskopisch kleinen, frei im Wasser schwimmenden Hellen; andere aus gellen, die zu einzelnen oder verwebten Fäden aneinander gereiht sind, während wieder andere Pflanzen nur eine blattartige oder krustenartige Fläche bilden. Von Wurzel, Stengel und Blatt ist bei all diesen Pstanzenformen keine Rede. Sodann begegnen wir solchen, die zwar die letztgenannten Organe befitzen, aber weder Blüthen entfalten, noch Früchte zur Reife bringen. Es unterscheiden sich hiernach alle Pflanzen in zwei Hauptabtheilungen: in vollkommnere Pflanzen, welche eine Blüthe erzeugen und daher deutlich blühende Gewächse oder Phanerogamen genannt werden, und in unvollkommene Pflanzen, bei welchen Blüthetheile gar nicht oder nur in unvollkoms mener Weise vorhanden find, weshalb sie undeutlich blühende Gewächse oder Kryptogamen heißen. Die vollkommneren Gewächse machen bei Weitem den größeren und bedeu- 2 3 tenderen Theil der Pflanzenwelt aus; sie find durch ihre Erscheinung und ihre Producte unserem Auge und Bedürfniß am nächsten gerückt. Daher werden wir uns zunächst auf die Gestaltungslehre der Phanerogamen beschränken» Mein auch die Kryptogamen bieten des Merkwürdigen und zum Verständniß H.. Allgemeine Botanik. 176 des ganzen Pflanzenlebens so Wichtiges, daß hiervon bei der Beschreibung der einzelnen Pstanzenfamilien das Erforderliche mitgetheilt werden soll. I m Allgemeinen werde bemerkt, daß die Mehrzahl der K r y p t o g a m e n , nämlich die Pilze, Algen und Flechten, nur aus g e l l e n gebildet ist, dgher gellenpflanzen genannt werden, während die höheren Kryptogamen, die Moose, Schachtelhalme, Bärlappen und Farrnkräuter, außer Zellen auch Gefäße enthalten, gleich den Phanerogamen und mit diesen gemeinschaftlich als Gefäßpflanzen bezeichnet werden. 24 Dehnen wir unsere Beobachtung der Entwickelung von Samen, die wir mit der des Leins (§. 21) begonnen haben, noch auf weitere phanerogamische Gewachse aus. Wir legen zu diesem Zwecke eine Bohne in Wasser und lassen dieselbe aufquellen, bis ihr Keim hervorkommt und bringen sie alsdann in die Erde. I n wenigen Tagen hat sich eine junge Pflanze, Fig. 39, entwickelt; die Bohne erscheint in zwei Hälften a und i> gespalten, aus welchen sich die Wurzel abwärts gesenkt und bereits Seitenäste <ici getrieben hat. Auch der Stengel hat sich beträchtlich verlängert und ist in gewissen Abständen mit unvollkommnen Blättern A ' besetzt, während oben vollkommnere Z/i in der Ausbildung begriffen sind. Gin etwas älteres Pflänzchen, Fig. 40 zeigt diese Blätter sck ausgebildet und zwischen denselben das Knöspchen s. Unterhalb derselben hängen in Gestalt zweier dicker und fleischiger Lappen ab, die im Verwelken sind, die früheren Hälften der Bohne als sogenannte S a m e n l a p p e n . Der größere Theil der phanerogamischen Gewächse stimmt bei der Entwickelung seines Samens mit Vorstehendem Verein, indem die beiden SamenHälften in Gestalt von Samenlappen als die ersten Blätter am Stengel des jungen Pstänzchens auftreten. Bei manchen Pflanzen, z. B. der Eiche, werden jedoch die Samenlappen nicht aus der Erde hervorgehoben, bei anderen vertrocknen dieselben bald und fallen ab, bei anderen nehmm sie dagegHt^Farbe und Eigenschaften der Stengelblätter an, von denen sie aber stets in ihrer Form sich unterscheiden. Betrachten wir dagegen ein junges Pstänzchen, das aus einem Getreidekorn, z. B. aus dem H a f e r k o r n , sich entwickelt hat, Fig. 4 1 , in sechsfacher Vergrößerung, so sehen wir nur ein einziges Keimblatt cr als Samenlappen II. Gestaltungslehre. Die Wurzel. 177 die Knospe/ans Tagslicht begleiten, während das Nürzelchen ci nahrungsuchend in die Erde eindringt. Ein gleicher Vorgang zeigt sich bei einer großen Anzahl von Pflanzen bei ihrer Entwickelung aus Samen. Der S a m e n l a p p e n wird K o t y l e d o genannt und je 25 nach seinem vereinzelten oder paarweisen Auftreten unterscheidet man sämmtliche Phanerogamen in zwei Hauptabtheilungen: in Einsamlappige oder Monokothledonen und in Z w e i samlappige oder D i k o t y l e d o n e n . Die Angehörigen beider Abtheilungen haben noch weitere eigenthünüiche Merkmale, woran siesichauch später erkennen lassen, wenn ihre Samenlappen längst verschwunden sind. Am auffallendsten zeigte sich dies im Bau der Blätter, indem die Rippen derselben im Blatte der Monokotyledonen neben einander herlaufen, bei den Dikotyledonen dagegen netzartig verzweigt sind. Da die kryptogamischen Wanzen keine Samen erzeugen, welche denen der Phanerogamen vergleichbar sind, so werden bei ihrer ersten Entwickelung auch keine Samenlappen wahrgenommen und man hat sie in Beziehung hierauf Akotyledonen, d. i. Ohnsamenlappige, genannt. Die Wurzel ist es, durch welche im Allgemeinen die Pflanze in der Erde 26 befestigt erscheint und aus derselben ihre Nahrung schöpft. Sie wäre demnach als unterirdisches Ernährungsorgan der Pflanze zu bezeichnen, während der Stengel oder S t a m m den oberirdischen Theil ausmacht. Allein bei genauerer. Beobachtung erweist sich diese Unterscheidung als ungenügend, denn nicht allein daß viele Pflanzen schwimmende, im Nasser befindliche Wurzeln haben, sehen wir auch, daß manche Bäume der heißen Zone aus ihren Aesten sogenannte L u f t w u r z e l n herabsenken, die sich nach der Erde zu verlängern, diese endlich erreichen und darin wurzeln; wir sehen ferner, wie unser bekannter Epheu mit H a f t w u r z e l n an Bäumen, Felsen und Mauerwerk sich anklammert. Andererseits begegnen wir unter der Erde gar manchen Gebilden, die gemeinhin als Wurzeln angesehen werden, deren Bau und spätere Entwickelung uns jedoch belehrt, daß wir hier einen Stamm vor uns haben, der niemals über die Erdoberfläche sich erhebt, sondern nur seine Zweige dahin entsendet, wie dies bei allen Zwiebel- und Knollengewächsen der Fall ist. Zur augenfälligsten Unterscheidung von Wurzel und Stamm dient, daß an ersterer niemals Blätter sich zeigen, während letzterer selbst unter der Erde stets die Anlage zur künftigen Blattentwickelung erkennen läßt, wenn auch oft nur in Gestalt kümmerlicher Schuppen. Auch hat die eigenthümliche Oberhaut der Wurzel,-das Epiblema (§. 19), keine Spaltöffnungen und in ihrem Zellgewebe entwickelt sich kein Blattgrün. II. '2 L . Allgemeine Botcnuf. 178 Ein feinerer anatomischer Unterschied zeigt sich noch darin, daß der äußerste Punkt, an welchem die Wurzel sich verlängert, der sogenannte Sproßpunkt oder V e g c t a t i o n s p u n k t , stets mit einer lockeren Hülle von netzartigem Zellgewebe bedeckt ist, welches dieWurzelhaube genannt wird, während der Sproßpunkt am äußersten Ende des Stammes keinerlei Bedeckung hat. I m Uebrigen erscheint die Wurzel allerdings als ein Haupternährungsorgan, denn sie ist zur Aufnahme des bedeutendsten Theiles der Pstanzennahrung bestimmt, und zu gewissen Zeiten ist sie es ausschließlich, welche die Ernährung der Pflanze besorgt. Die Wurzelfasern saugen aus ihrer Umgebung Wasser und die in demselben aufgelösten Stoffe auf und entwickelnsichvorzugsweise nach der Richtung, aus welcher ihnen Nahrung zukommt, so daß wir dieselben häufig ihre Nahrung gleichsam aufsuchen, ihr entgegenwachsen sehen; mitunter durchdringen sie dabei die dichteste Erdmasse und finden ihren Weg durch die Risse und Spalten der Gesteine. 3? Hinsichtlich ihrer äußeren Erscheinung ist die Wurzel entweder einfach oder verzweigt und hat alsdann mehr oder weniger zahlreiche und starke Aeste. Der nach der Tiefe dringende Hauptwurzelstamm heißt die P f a h l w u r z e l , die nach den Seiten auslaufenden Aeste werden T h a u w u r z e l n genannt; beide find in Fig, 43 dargestellt. Formen der einfachen Wurzel sind: die fadenförmige Wurzel, Fig. 42; die spindelförmige Wurzel, Fig. 44; die rübenförmige Wurzel, Fig. 45; die knotenförmige Wurzel. Bei vielen Pflanzen gelangt jedoch eine Pfahlwurzel gar nicht zur Ausbildung; der im Samenkeim hierfür bestimmte Theil (<?, Fig. 41) stirbt ab, und es entspringen am unteren Ende deFStengels sogenannte N e b e n w u W Adventivwurzeln. Es ist dies bei sämmtlichen der Fall und es entstehen hierdurch meist büschelförmige Wurzeln, Fig. 46, wie bei unseren Gräsern und Gctreidearten. Nicht selten findet man die jüngeren Wurzeltheile mit feinen Haaren besetzt. Die Wurzeln verbreiten sich im Allgemeinen tiefer und weiter, als mau I I . Gestaltungslehre. Der Stamm. I7H gewöhnlich annimmt, da es nicht leicht gelingt, ihre feinsten Fasern ohne Zerreißung herauszunehmen» Selbst bei kleineren Gewächsen, wie z. B. dem Thymian nnd der Zuckerrübe, «reicht sie mit letzteren eine Länge von 6 bis 10 Fuß. Es ist hiervon nicht nur die Grnährungsfähigkeit derWurzel> sondern auch die Befestigung der Pflanze wesentlich bedingt« Die Weißtanne und die Eiche mit gesunder, tiefgründiger Pfahlwurzel widerstehen dem heftigsten S t u r m , während die Rothtanne und Pappel, deren Hauptwurzel alsbald zurückgeht, während ihre Nebenäste sich weit aber oberflächlich verbreiten, leicht umgegestürzt werden« Der innere B a u der Wurzel stimmt in der Hauptsache überein mit der des Stammes, wie bei dessen Besprechung gezeigt wird. Der Stamm wird S t e n g e l genannt, wenn er jung und dünn, 28 auch wenn er zart und grün ist, eine Bezeichnung, die bei manchen Gewächsen vorübergehend, für andere dagegen bleibend ist« Wir haben bereits in §. 26 als Stengel denjenigen Theil der Pflanzenachse kennen gelernt, der durch Wachsen an der freien unbedeckten Spitze, S p r o ß p u n k t oder Vegetationspunkt genannt/sich verlängert und als seitliche Organe die Blätter entwickelt. Der zwischen Zwei auf einander folgenden Blättern befindliche Theil des Stengels bildet ein G l i e d oder I n t c r f o l i a r t h e i l und die Stcngelglieder besitzen nicht nur^bei verschiedenen Pflanzen, sondern auch an verschiedenen Stellen derselben Pflanzen oft eine sehr ungleiche Länge. Ja mitunter sind die Glieder so verkürzt, daß mehrere Blätter ringsum in gleicher Höhe entspringen und daß ein Stengel gar nicht vorhanden zu sein scheint, wie uns dies von der Erdbeere, der Schlüsselblume und dem Wegerich bekannt ist, wo aus den an der Erde ausgebreiteten Blättern sofort der Blüttzenstiel sich erhebt. Auch erscheint in ähnlichen Fällen der Stengel statt in die Länge gezogen, mitunter seitlich verdickt, scheiden- oder knollenförmig. Die Stelle, ander ein Blatt entspringt, hat eine besondere Bedeutung. Sie ist nicht selten durch eine wulstige Anschwellung ausgezeichnet und. heißt alsdann Knoten. Hier ist es nämlich, wo in der Achsel des Blattes auch die Knospe entspringt, welche später zu den^ seitlichen Achsengebilden, den Resten und Zweigen sich ausbildet. Wir unterscheiden den oberirdischen Stamm und den unterirdischen 29 Stamm. Formen des oberirdischen Stammes sind: 1« Der Holzstamm. Derselbe ist als die vollkommenste aller Stammformen anzusehen und zeichnet sich durch seine feste holzige Beschaffenheit und 180 H.. Allgemeine Botanik. Ausdauer besonders aus. Wir begegnen demselben an allen unseren bekannteren Bäumen und Sträuchern, weshalb er vorzugsweise Aufmerksamkeit verdient. 2. Der S t o ck'oder Palmstamm, ist den Palmen und größern Farrnkräutern eigen und erscheint meist als ein einfacher, gleichmäßig dicker Stamm, derdurch sichtbare Nebenwurzeln befestigt ist (Fig. 47). Derselbe verzweigt sich nur bei wenigen Arten und ist an seiner Oberstäche meist in regelmäßiger Weise durch die Narben der abgefallenen Blätter ausgezeichnet. 3. Der Krautstcngel, auch kurz S t e n g e l genannt, bleibt grün, saftig, verholzt nicht und hat in der Regel nur eine einjährige Dauer, weshalb er in wenigen Fällen beträchtliche Größe erreicht, wie bei der Banane und dem Wunderbaum. 4. Der H a l m , ist der bekannte, meist hohle Stengel, wie unsere Gräser und Getreidearten ihn darbieten, durch Knoten abgetheilt und beim Welschkorn ziemliche Dicke und beim Bambusrohr baumartige Größe erreichend. Formen des unterirdischen S t a m mes sind: 1. Der Wurzelstock oder Rhizoma. Von vielen Gewächsen, die eine mehrjährige Dauer haben, bekommen wir nur den Gipfel zu Gesicht, indem der eigentliche Stamm von rvmzelähnlichem Ansehen unter der Erde verbleibt. Er ist kenntlich an blattähnlichen Schuppen, Blattnarben und Knospen «, Fig. 48, in deren Nähe Nebcnwmzeln entspringen« Ans derartigen Wurzelstöcken entsprießen aMhrlich u. A. das Maiblümchen, Fig. 49, der S p a r g e l , der Hopfen und die schwer zu vertilgende Quegge. I I . Gcstaltungslehre. Der Stamm. 181 2. Die Zwiebel ist, wie Fig. 50 im Längsschnitt zeigt, eine scheibenförmige verkürzte Achse b, mit fleischigen Blättern, in deren Achseln als Knospenkleine Zwiebeln a<n erscheinen, die als B r u t zwiebeln zur Vermehrung der Zwiebelgewächse dienen. Die in den saftigen Deckblättern enthaltenen Stoffe gewähren der jungen Pflanze Nahrung, bis dieselbe von den unterhalb der Zwiebelscheibe entspringenden Nebenwurzeln in hinreichender Menge zugeführt wird. 3. Der K n o l l e n bildet sich, indem durch massenhafte Anhäufung stärkemehlartiger Stoffe der unterirdische Stamm, oder auch die Seitentriebe desselben sich beträchtlich verdicken, wie dies bei dem T o p i n a m b u r , Fig. 51 der Fall ist. Man bemerkt an den Knollen kaum die Spur eines Blattes, wohl aber Knospen oder Augen. Gleich den Zwiebeln sind die Knollen sehr geeignet zur Vermehrung der Gewächse. Legt man einen Knollen in die Erde, so entwickeln sich seine Knospen, indem sie Stengeltriebe und Nebenwurzeln entsenden, wobei der reichliche, im Zellgewebe aufgespeicherte Stärkevorrath als erste Nahrung verwendet wird. Wir sehen dies, an unseren bekannten Knollengewächsen, der D a h l i e , dem T o p i nambur und der K a r t o f f e l . Bei Letzteren können wir überhaupt nur an dem aus Samen gezogenen Pstänzchen eine eigentliche Pfahlwurzel zu sehen bekommen. Die Wmzelknollen der verschiedenen Arten von Orchis, die rund oder handförmig sind, Fig. 52 und Fig.'53 werden wohl richtiger als knollig verdickte Wmzelsasern anzusehen sein. 182 A. Allgemeine Botanik. M Bei der Beschreibung aller seither genannten Stammarten berücksichtigt man noch einige Eigenthikulichkeitcn, in welchen dieselben bei verschiedenen Pflanzen von einander abweichen. Insbesondere sind es die Stengelformen, bei welchen der Querschnitt oft sehr eigenthümlich ist und von der Walzenform abweicht, welche als die ursprüngliche anzusehen ist. Beispielsweise führen wir an, den dreikantigen, vierseitigen und f ü n f r i p p i g e n Stengel, Fig. 54, 55 und 56. Weitere Unterschiede ergeben sich in Betracht der Substanz, Richtung, Lage und Dauer einer Stammform. Von der Substanz des Stammes ist natürlich die Festigkeit, Stärke, sowie sein äußeres und inneres Ansehen abhängig, deren Verschiedenheit durch die folgenden Ausbrücke hinreichend genau und verständlich bezeichnet wird. Der Stamm ist demnach entweder fest und dicht, oder locker, m a r k i g , hohl, r ö h r i g , holzig, faserig, k r a u t a r t i g , fleischig, s a f t i g , biegsam, zerbrechliche starr, zähe, schwank, schlaff. Hinsichtlich seiner Richtung unterscheiden wir den Stamm als aufrecht, oder aufsteigend, gerade, h i n - und hergebogen, übergewogen, überhängend, hängend, hingestreckt, niederliegend, kriechend, w u r z e l rankend. Nach scinerLage istder Stamm oberirdisch oder unterirdisch, schwimmend, fluthend, klimmend, k l e t t e r n d , rechts oder links gewunden. Die Dauer des Stammes, die in der Regel die der ganzen Pflanze mit- begreift, wird darnach beurtheilt, ob er die einmalige Hervorbringung von Blüthe und Frucht überlebt, oder nicht, und nach der Zeit, die zur Erzeugung jener Organe erforderlich ist. Hiernach unterscheidet man die Pflanzen a) in einjährige oder SommerPflanzen, neben deren Namen man das Zeichen <I oder (1) setzt, b) Zweijährige Pflanzen, Zeichen <^, V , oder (2). o) Mehrjährige oder ausdauernde Pflanzen, Bäume und Sträucher. I n n e r e r B a u des Stammes. 31 Der innere Bau des Stammes ist unbedingt von seiner äußeren Form. Die Verschiedenheiten, welchen wir bei Betrachtung desselben begegnen, sind abhängig von dem gegenseitigen Verhältnisse des Zellgewebes und der Gefäßbündel, welche die Masse des Stammes ausmachen, sodann von der Art und Weise, wie die Gefäßbündel zu einander gestellt oder geordnet sind. ^ ^ ^ Wir haben bereits in §.25 die drei Hauptgruppen kennen gelernt, in welche alle Pflanzen je nach der Art ihrer ersten jugendlichen Entwickelung unterschieden werden.' Aus Nachfolgendem wird sich ergeben, daß auch im inneren Bau des Stammes bei jeder dieser Abtheilungen eine bezeichnende Eigenthümlichkeit herrscht, wodurch sie sich ebenfalls unterscheiden lassen. I I . Gestaltnngslchrc. Der Stamm» 183 S t a m m der A k o t y l e d o n e n . Nur bei den vollkommnerm Pflanzen dieser Gruppe begegnen wir einem 32 Stengel oder Stamm. Es gehören hierher die Moose, bei welchen nur ein einziges, die Mitte einnehmendes Gefäßbündel vorhanden ist, Fig. 57« Ein gleiches Verhältniß findet bei einigen Gattungen aus den Familien der Schachtelhalme und Lykopodien Statt, die im Uebrigen einen einfachen Kreis von Gefäßbimdeln besitzen. Aehnlich verhält es sich bei den F a r r n k r ä u t e r n , indem hier neben vereinzelten Gefäßbündeln größere Gruppen derselben einen mehr oder weniger regelmäßigen und geschlossenen Ring bilden, Fig. 58. Dieselben erscheinen auf dem Querschnitt mitunter als artige Zeichnungen, die z.B. bei unserem A d l e r f a r r n einigermaßen einem Doppeladler gleichen. Das einmal ausgebildete Gefäßbündel der Akotyledonen verdickt sich nicht weiter und setzt sein Wachsthum nur an der Spitze fort. S t a m M der M o n o k o t y l e d o n e n . Aus dieser Gruppe, zu der unter anderen unsere sämmtlichen Gräser und 33 Zwiebelgewächse gehören, läßt namentlich der Stamm der P a l m e n das Eigenthümliche des Wachsthums am besten erkennen. Betrachten wir den Querschnitt eines solchen, Fig. 5 9 , so sehen wir eine große Anzahl einzelner Gefäßbündel anscheinend ohne besondere Ordnung im Zellgewebe des Markes vertheilt. Man unterscheidet an den einzelnen Gefäßbündeln den äußeren B a s t t h e i l , der aus dickwandigen Holzzellen besteht, und den aus Ge- > faßen gebildeten H o l z t h e i l , der dem Mittelpunkt des Stammes zugewendet ist« Auch bemerkt man, daß in dessen Mitte zwar größere, aber weniger zahlreiche Gefäßbündel vochan« den sind, während dieselben nach dem Umfang hin dicht zusammengedrängt erscheinen. Daher besitzt bei dm PalmstäTmen nur die äußere Schicht eine holzige Beschaffenheit und mitunter sehr beträchtliche Härte, während die inneren Theile locker und die Mitte öfter mit stärkemehlhaltigem Mark erfüllt oder hohl ist. Letzteres tritt insbesondere auch bei den Gräsern ein. Wir finden somit an dea Palmstämmen weder ein eigentliches Holz, noch eine davon scharf unterschiedene Rinde, noch ein genau umschlossenes Mark. 184 H.. Allgemcim' Botanik. Die Gefäßbündel der Monokotyledonen sind nach ihrer Ausbildung geschlossen, indem sie sich nicht verdicken und nur an der Spitze wachsen. Daher tritt bei den meisten der hierher gehörigen Pstanzen keine spätere Verdickung des Stengels oder Stammes ein, wie namentlich nicht bei allen einjährigen Gräsern. Manche Palmstämme, die ein hohes Alter erreichen, nehmen dagegen fortwährend an Umfang zu, und ein berühmtes Beispiel hierfür ist ein Drachenbaum auf Teneriffa von 70 Fuß Höhe und 80 Fuß Umfang am Grunde des Stammes. Die Verdickung geschieht in diesem Falle durch Theilung der im Umfange des Stammes vorhandenen Gefäßbündel. S t a m m der Dikotyledonen. 34 Wir kommen hiermit zur Betrachtung derjenigen Stammesbildung, die unseren heimischen Bäumen in Garten, Feld und Wald eigen ist. Bei diesen stehen die Gefäßbündel in Kreisen um einen gemeinschaftlichen Mittelpunkt, der aus Markzellen besteht und M a rk genannt wird. Bevor wir jedoch die Stellung der Gefäßbündel weiter verfolgen, ist es nothwendig, daß wir diese selbst genauer kennen lernen. Fig. 60 zeigt den Querschnitt eines Gefäßbündels aus einer den Dikothledonm angehörigen Pflanze in 230facher Vergrößerung. Der M l giebt die Richtung von Innen nach Außen an. Wir sehen hier das eigentliche Gefäßbündel umgeben von sehr I I . Gestaltungslchre. Der Stamm. 185 großzelligem Gewebe (« a^, b , s , / ) . Die fast quadratischen Zellen a a' bilden die Oberhaut, worauf das lockete Zellgewebe b der Ninde folgt. Letzteres umgiebt eine halbmondförmige Gruppe von Bastzellen <?, welche den Bafitheil des Oefäßbündels bildet, der durch eine Lage von Bildungsgewebe (ci F ci") von dem nach innen stehenden, aus Gefäßen und langgestreckten Holzzellen bestehenden Holztheil des Gefäßbündels getrennt ist. Die Gefäße dieses letzteren find auf dem Querschnitt theils an den dickeren Wänden (ssL), theils durch ihre größere Weite M ) kenntlich. Z u bemerken ist noch, daß das Bildungsgewebe (Cambium § . 1 8 ) cici" zu beiden Seiten des Gefäßbündels heraustritt und sich bis zu den nächsten Gefäßbündeln fortsetzt und so einen ununterbrochenen Kreis im ganzen Umfang des Stammes darstellt. Die folgende Abbildung, Fig. 6 1 , giebt uns eine Darstellung desselben Gefäßbündels im Längsschnitt. Auch hier erkennen wir deutlich, wie der Holz- ig Mark N 1 I5 Holzkörper i k ä" c^ ä « Cackbium Vast h 5 Rinde theil aus Gefäßen und Holzzellen verschiedener Art (/l, i, A, l, w) gebildet ist und durch das äußerst zartwandige, saftreiche Gewebe (ci,F^") der Cambiumfchicht von dem Basttheil 0 getrennt wird, dessen dickwandige gestreckte Zellen sich mit ihren zugespitzten Enden in einander schieben. Das ganze Gefäßbündel von a bis M ist von dem lockeren Zellgewebe der Rinde (n, b) und des Markes/ umgeben. Eine Anzahl solcher Gefäßbündel sehen wir nun in der schematischen Fig. 62 3 5 (a.f. S.), welche den Querschnitt eines einjährigen Stammes beträchtlich vergrößert vorstellen und uns zur Erläuterung dienen soll, kreisförmig gruppirt. . Sie sind rings umgeben von lockerem Parenchymgewebe und sammt diesem ein- 186 ä.« Allgemeine Botanik. geschlossen von der flachzelligen Oberhaut a. Durch a<lle Gefäßbündel zieht, sich ein RinZ von Bildungsgewebe b, der sogenannte V e r d i c k u n g s r i n g , jedes Bündel in den kleineren, nach außen stehenden B a s t t h e i l o und den größeren, nach Innen liegenden H o l z t h e i l <l zerlegend. I m weiteren Verlauf wird Alles, was außerhalb des Verdickungsringes sich befindet, zur Rinde gerechnet das innerhalb befindliche bildet das Holz. Das mittlere, von dm Gefäßbündeln eingeschlossene Gewebe ist das M a r k , und die zwischen den Gefäßbündeln verlaufenden Partien desselben werden die Markstrahlen genannt. Wie man sieht, steht durch Letztere der äußere Umfang des Stammes mit dessen mittlerem Theil in saftleitender Verbindung« 36 I n dem Vorhandensein dieses Verdickungsringes oder Cambiumringes beruht vorzüglich die bezeichnende Eigenthümlichkeit des Stammes der Dikotyledonen, da jener den Pflanzen der beiden übrigen großen Pflanzengruppen fehlt. Den bedeutungsvollen Namen des Verdickungsringes hat er aber erhalten, weil diese Schichte es ist, in welcher die neu entstehenden, den Stamm verdickenden Gebilde sich später einschieben. Das Wachsthum unserer Holzstämme geschieht nämlich in der Weise, daß im Verlauf des zweiten Jahres innerhalb des Bildungsgewebes eines jeden Gefäßbündels ein neues Gefaßbündel entsteht. Dieses Letztere, dem Vorhandenen in jeder Beziehung ähnlich, erscheint also eingeschoben zwischen dessen Holz- und Basttheil, und da dieser Vorgang bei allen Gefäßbündeln stattfindet, so sehen wir im zweijährigen Stamme das Mark umgeben von doppelten Holzund Bastringen, zwischen welchen das Bildungsgewebe der neuen Gefäßbündel sich hinzieht. I m Bildungsgewebe vom zweiten Jahre entsteht im dritten Jahre abermals ein Kreis neuer Gefäßbündel und indem Jahr für Jahr eine solche Einschiebung in dem letztentftandenen VerdickungsrinZ sich wiederholt, nimmt der Stamm fortwährend an Umfang zu. Zugleich verlängern sich die vorhandenen Gefäßbündel durch fortgesetztes Wachsthum an der Spitze, welchem nur ein Ziel gesetzt wird, wenn an dieser eine Blüthe zur Entwickelung gelangt. Wegen dieser stetigen, aus den Gefäßbündeln der Dikotyledonen hervorgehenden Weiterbildungen werden dieselben ungeschlossene Gefäßbündel genannt. 37 Bei dieser Bildung des Holzstammes findet noch die Eigenthümllchkeit statt, daß die im Frühjahre im Verdickungsringe entstehenden Holzzellen weiter und lockerer sind, als die später nachfolgenden, welche fortwährend enger und dickwandiger erscheinen, bis endlich mit Eintritt des Winters völliger Stillstand erfolgt und somit die Ausbildung der Gefäßbündel des Jahres zum Abschluß gekommen ist. Es entsteht hierdurch eine Ungleichheit in der Dichte des Holzes, die sich auf dessen Querschnitt schon dem bloßen Auge durch jene bekannten concentrischen Kreise zu erkennen giebt, welche J a h r r i n g e genannt werden, da I I . Gestaltungslehre.' Der Stamm. 18? zur Bildung eines solchen jedesmal em Jahr erforderlich ist« Die Kiefer hat besonders deutlich erkennbare Jahrringe, indem hellere und dunklere Streifen, a, Fig. 63, mit einander abwechseln, wie an diesem in natürlicher Größe abgebildeten Querschnitt aus ihrem Holze ersichtlich ist. Unterwirft man jedoch das kleine Stückchen ^ desselben einer angemessenen Vergrößerung, Fig, 6 4 , so sehen wir die anfänglich weiten Zellen mehr und mehr sich verengen und verdicken, bis plötzlich wieder eine Lage ganz weiter Zellen austritt« Es ist somit zwischen a und i> die Gränze, wo an die engen gellen des früheren Jahrringes die weiten des nachfolgenden sich anreihen« -Der Stamm vieler Dikotyledonen der heißen Länder zeigt keine Jahrringe, weil dort eine ununterbrochene und gleichmäßige Bildung neuer Zellen vor sich geht; wo jedoch mit Eintritt der Regenzeit oder einer andern Ursache ein Stillstand in der Entwickelung stattfindet, läßt sich auch bei tropischen Bäumen die Bildung von Jahrringen erkennen und es sind dort wie bei uns die Jahrringe ein sicheres Merkmal für das Alter derselben. Nicht alle Jahrringe haben gleiche Breite. Ein dem Wachsthum günstigeres Jahr erzeugt einen stärkeren Holzring. Ja der Ring eines und desselben Jahres erreicht häufig eine größere Breite auf derjenigen Seite, wo zufällig der Wurzel eine reichlichere Nahrung geboten oder eine günstigere Verbreitung gestattet wird. Da der Basttheil ungleich kleiner ist als der Holztheil des Gefaßbündels, 38 und das Zellgewebe der Rinde nur unbedeutend sich vermehrt, so nimmt die Rinde nicht in demselben Maße an Stärke .zu, wie das Holz, und es lassen sich an -ihr die Jahrringe weniger deutlich unterscheiden. Das M a r k und die M a r k s t r a h l e n erhalten keinen oder nur höchst geringen Zuwachs, und so kommt es, daß beide mehr zurücktreten, wassichschon bei dem fünfjährigen Stamme Fig. 65 zu erkennen giebt. Die Markstrahlen lassen sich jedoch auch in den vieljährigen Stämmen noch erkennen, indem in der Richtung, wo sie zwischen den Gefäßbündeln hinziehen, das Holz der Länge nach vorzugsweise leicht sich spalten läßt und alsdann reine glänzende Spaltungsflächen, die sogenannten S p i e g e l , zeigt. Dem Auge erscheinen die Markstrahlen als feine Linien, die vom Mittelpunkte des Stammes strahlig nach seiner Rinde verlaufen. Bei genauerer Untersuchung erkennt man jedoch außer solchen ursprünglichen oder p r i m ä r e n Markstrahlen noch kürzere oder secundäre. Letztere gehen nicht vom Mittelpunkte des Stammes aus, sondern sie entstehen in den von Jahr zu Jahr 188 ^. Allgemeine Botanik. eintretenden Gefäßbündeln, welche hierdurch getheilt werden, und reichen bis zur Rinde. Mit'dem Mikroskop verfolgen wir die Markstrahlen im Holze der Kiefer nach drei Richtungen. Fig. 66 zeigt einen Markstrahl, s, auf dem Querschnitt als schmalen Streifen; bei Fig. 67 sehen wir an einem von Außen nach dem Mittelpunkt geführten Längsschnitt (Radialschnitt) das Gewebe eines Markstrahles «sich hinziehen; auf dem senkrecht zur Richtung eines Markstrahles geführten Längsschnitt (Tangentialschnitt), Fig. 6 8 , erkennen wir, daß die zwischen den Holzzelkn eingeschlossenen Markftrahlen nur aus einer oder zwei Zellenreihen bestehen.^ Wir heben bei Gelegenheit dieser Abbildungen hervor, daß die Gefäßbündel sämmtlicher Nadelhölzer nur aus gedüpfelten Holzzellen, Fig. 67, bestehen und keine ächten Gefäße enthalten. Es finden sich in dem Holze derselben dagegen häufig die von zartwandigen Zellen begränzten Harzgänge <H, Fig. 66. An diesen,„ anatomischen Eigenthümlichkeiten läßt sich jedes Nadelholz, im kleinsten Splitterchen, ja selbst im fossilen Zustande sicher von anderem Holze unterscheiden. 39 Durchschneiden wir einen Holzstamm der Quere nach, so zeigt es sich, daß die äußeren oder jüngeren Holzringe eine geringere Härte besitzen als die älteren, die den inneren Theil des Stammes bilden. Auch unterscheidet sich das jüngere Holz, das S p l i n t genannt wird, in der'Regel durch eine hellere Farbe von dem alteren, welches von den Holzarbeitern als reifes Holz oder Kernholz wohl unterschieden wird. Dieselben vermeiden die Verwendung des Splintes, da dieses junge Holz in hohem Grade die Verbreitung des Holzschwammes und der Vermoderung begünstigt und überdies den Angriffen von Insectenlarven vorzugsweise ausgesetzt ist. Der Farbenunterschied tritt namentlich bei der Rothbuche hervor, wo der weißliche Splint auffallend gegen das braunröthliche Kernholz a W M ^ b e m Ebenholz findet man das schwarze Holz von einer scharf abgegränzten, weißen Splintlage umgeben. Das Verholzen geschieht dadurch, daß die HolzzeUen, welche den größten Theil der Gefäßbündel ausmachen, durch die innere Ablagerung neuer Schichten ihre Wände allmälig verdicken. Eine Folge hiervon ist, daß sie mit zunehmendem Alter ungeeigneter für die Saftleitung werden und bald gänzlich austrocknen. I I . Gestaltungslehre. . Der S t a m m . ' 189 Auch die Rinde erleidet im Verlauf der Zeiten nicht unwesentliche Veränderungen. Die Oberhaut zerreißt und verschwindet bald gänzlich, wenn der Stengel durch Wachsthum an Umfang zunimmt. Die nun folgende Zellschicht erhält nur selten einen der Verdickung des Baumes entsprechenden Zuwachs, in welchem Falle der Baum bis ins höchste Alter eine ganze und glatte Kinde behält, wie die Buche und der Orangenbaum. Bei der Korkeiche und dem jungen Maßholder (^osr oampS3tr6) findet eine besonders starke Vermehrung der äußeren Zellenschicht der Rinde durch flaches Zellgewebe Statt, welches den Kork bildet. Der gewöhnliche Fall ist der, daß das Rindenzellgewebe noch einigen Zuwachs erhält, jedoch bald abstirbt und die sogenannte Borke bildet. Da aber der Holzstamm bei weitem stärker zunimmt als die Borke, so wird diese entweder zerrissen, wie bei der Eiche, Ulme u« a. m., oder in plattenförmigen Stücken abgestoßen, wie bei dem Apfelbaum und der Platane. Der jetzt folgende Theil der Rinde, der Bast, gehört eigentlich zu den Gefäßbündeln des Stammes. Wie jedoch §. 35 gezeigt wurde, ist er von diesen durch das zarte und saftreiche Bildungsgewcbe getrennt, so daß er sich mit der Rinde zugleich ablöst und daher dieser zugerechnet wird. Besonders leicht geschieht diese Ablösung zur Zeit der großen Saftfülle im Frühjahr, und unsere Knaben, die alsdann ihre Weidenflöten schneiden, und die Lohrindenschäler wissen diesen Umstand wohl zu benutzen. Wegen seiner zähen, faserigen Beschaffenheit wird der Bast zu Flechtwerk, Seilen :c. und vom Papier-Maulbeerbaum zur Anfertigung deschinesischenPapieres verwendet. Gehen wir daher im älteren Holzstamme von außen nach innen, so begegnen wir der Reihe nach folgenden Theilen desselben: der Rinde, bestehend aus Korkschicht, Borke und Bast, sodann dem Bildungsgewebe oder Cambium, dem jüngeren Holz oder Splint, dem älteren oder Kernholz und endlich dem Mark. Der Stamm ist der Vermittler der von den äußersten Theilen der Pflanze, 40 nämlich von der Wurzel und den Blättern ausgehenden Lebensthätigkeit. Durch ihn steigt die von den feinsten Verzweigungen der Wurzel aufgesaugte Flüssigkeit empor nach den Knospen, aus welchen Blätter, Blüthen und Früchtesichentwickeln. Dieses Geschäft der Saftleitung kommt jedoch nicht allen Theilen des Stammes zu« Daß die Borke damit nichts zu thun haben kann, fällt leicht in die Augen. Allein auch das altere Holz und das Mark find unwesentlich für die Saftleitung, wie der Umstand beweist, daß wir uralte Eichen, Ulmen und Weiden sehen, welchen der ganze innere Holzkörper sammt Mark fehlen und welche dennoch fortfahren, in jedem Frühjahre sich reichlich zu belauben und neues Holz zu bilden. Wir haben daher als saftleitende Theile des Stammes die jüngsten, also innersten Bastschichten, sodann das Bildungsgewebe und endlich das jüngste Holz oder den Splint anzusehen. Hieraus erklärt sich auch der Nacktheil, wenn zufällig oder absichtlich größere Theile der Rinde eines Baumes abgeschalt werden, da alsdann diese saftführenden Schichten unmittelbar dem Einfluß von Sonne und Luft ausgesetzt, leicht austrocknen und unfähig zur Saftleitung werden. 190 H.. Allgemeine Botanik. Die verderbliche Thätigkeit mehrerer Insectenlarven, namentlich der Borkenkäfer (Vo3tr^cku8 t)^0Arapkäou8 und N^iS8inu8 xinipGräa), beruht eben darauf, daß sie in jenen zarten saftreichen Schichten ihren Sitz haben, dieselb, oft ringsum vollständig zerstören und so durch Unterbrechung der Saftleituna mitunter ganze Nadelhölzer zu Grunde richten. Andererseits psiegt man den frisch gehauenen Neidenpfählen ringsum ettt^a singerbreit die Rinde abzuschälen, bevor man sie in den Boden setzte weil sie sonst sich bewurzeln und beblätt«rn würden. Wenn jedoch nicht allzugroße Stellen von der Rinde entblößt werden, ft stellt sich dieselbe durch eine von den Markstrahlen ausgehende Zellenbildung wieder her, besonders dann, wenn durch Bedeckung der verwundeten Stelle, z. B. durch Bestreichung derselben mit Lehm, Kuhmist oder durch Umwickeln der Einstuß von Sonne und Luft abgehalten wird. ' DZ.S 4l AN.0LPG. ' ' ^ Was wir Knospe oder Auge nennen, erweist sich sowohl durch seine künftige Entwickelung als auch bei einem sofort hindurch gemachten Schnitt als ein Stamm im jüngsten Entwickelungszustand als eine verkürzte Pflanzenachse. An dem Stamme treten dreierlei K n o s p e n auf, nämlich Endknospen, Achselknospen und Nebenknospen. Die Endknospe «, Fig. 69, bildet die Spitze des Stammes und verlängert denselben bei ihrer weiteren Entwickelung» Die Achselknospen, auch S e i t e n k n o s p e n genannt, i>, bilöen sich immer in der Achsel eines Blattes. Die Nebenknospen oder Adventivknospe.n erscheinen wie zufällig am Stamme, ja sie können fast an allen Pstanzentheilen, insbesondere auch an Blättern entstehen. Die Achsel- und Nebenknospen sind es, die in xhrer weiteren Entwickelung die Zweige des Gewächses bilden. Jeder Zweig trägt alle wesentlichen Merkmale seines Stammes. Er zeigt im Inneren dieselben anatomischen Verhältnisse, er verdickt sich in gleicher Weise und erzeugt gleich jenem wieder Blätter und Knospen. An der Spitze des Zweiges begegnen wir daher auch einer Endknospe — die secundäre Endknospe genannt. Zur Bildung der Achselknospe werden aus dem Swmme Gefäßbündelzweige entsendet, welche in dieselbe übertreten, während die Nebenknospe selbst neue Gefäßbündel erzeugt. _'.^ — Fig. 79 giebt uüs den Längsschnitt einer Zweigspitze der Roßkastanie. Wir sehen in der Mitte die größere Endknospe, zu beiden Seiten eine Achfelknospe und an allen unterscheidet man bereits die Zahl und Stellung der künftigen Blätter, die hier zusammengedrängt und in einander geschoben erscheinen, wie die Glieder eines Fernrohrs. Es läßt sich ferner erkennen, daß die Endknospe eine Blüthe entwickeln werde, wodurch ihr Wachsthum beendigt ist? und in welchem Falle die Knospe den Namen der B l ü t h e n k n O s p e öder I l ^ GMltnngslcbre. Die Knospe. 191 des Fruchtauges erhält; oder man findet wie bei vorliegenden Achselknospen die Anlage eines beblätterten Zweiges, welche B l a t t k n o s p e oder Holzauge heißt. Noch belehrender über die Blattstellung am künstigen Zweige ist ein durch, die Knospe geführter Querschnitt und nicht selten erblickt man hierbei dieVlättchm auf das Zierlichste zusammengefaltet. Auch der Entwickelung von Wurzelzweigen geht die Bildung einer Knospe voran, welche Wurzelknospe genannt wird und von der beschriebenen Stammknospe, durch das Fehlen der Deckblätter sich unterscheidet. Die weitere Entwickelung der Knospe 42 findet entweder alsbald nach ihrem Erscheinen Statt, oder sie verharret, nachdem sie hervorgetreten ist, längere Zeit im Zustande der Ruhe, was bei unseren Bäumen der Fall ist, deren im Frühjahre sich entwickelnde Knospen bereits im vorhergehenden Sommer gebildet worden sind. Diese überwinternden Knospen find daher durch lederartige, wollige oder harzige Schuppen bedeckt und geschützt, was bei den fortwachsenden nicht der Fall ist, die unbedeckt sind und die Farbe der Blätter haben. ^Die Stammknospe trägt zur Vermehrung der Mutterpflanze auf verschiedene Weise bei. Entweder entwickeln sich aus den Knospen der seitlichen A u s l ä u f e r neue Pflänzchen, wovon die Erdbeere ein bekanntes Beispiel ist, oder die Vermehrung geschieht auf künstlichem Wege durch Ableger oder Stecklinge. Das erste Verfahren, besonders bei unserer Gartennelke und der Rebe üblich, besteht darin, daß ein dem Boden nahestehender Zweig theilweise durchschnitten und mit Erde bedeckt wird, bis er sich bewurzelt. Zu Stecklingen eignen sich vorzüglich saftrciche Pflanzen, wie die Cactus, Fettpstanzen und die weichen Hölzer, wie Weide, Pappel u. a« m. I n diesem Falle werden kleine Zweige, die ftdoch wenigstens ein Auge haben muffen, in den Boden gesteckt. Feuchtigkeit und Wärme begünstigen dann vorzüglich die Bewurzelung. Auf solche Weise werden von den Kunstgärtnern die meisten Zierpflanzen vermehrt. Alle unsere Trauerweiden sollen als Stecklinge von einem noch grünen Zweige herrühren, welchen der englische Dichter Pope an einem aus Smyrna gekom« menen Feigenkorbe vorfand und in den Boden steckte. Merkwürdiger Weise behält die Knospe die Fähigkeit der Neiterentwicke- 43 lung, auch wenn sie von ihrer Mutterpflanze abgetrennt und in die geeignete Lage versetzt wird, die erforderliche Nahrung sich anzueignen. Dies geschieht, 192 ^. Allgemeine Botanik. indem man die Knospe von einer Pflanze auf cine andere überträgt in der Weise, daß ihr Verhältniß zu dieser dem früheren möglichst gleichkommt. Diese Übertragung von Knospen bezeichnet man mit dem Namen des O c u l i r e n s oder Aeugelns, wenn nur eine einzelne Knospe, und des P f r o p f e n s , wenn gleichzeitig mehrere versetzt werden, sammt dem Zweige. an welchem sie fitzen. Da hierbei die übertragene Knospe bei ihrer Entwickelung einen Zweig erzeugt, der alle Eigenschaften ihrer Mutterpflanze beibehält, so giebtHieses Verfahren ein unschätzbares Mittel, um die Blüthen und Früchte der durch den Anbau veredelten Gewachse auf die im Naturzustande befindlichen Wildlinge derselben Art zu übertragen. Dg.» 44 Oonlirsn. Man wendet das Oculiren hauptsächlich zur Veredelung der Wildlinge der Rose an, die man zu diesem Zwecke in den Garten versetzt, und erst nachdem sie kräftiges Wachsthum zeigen, schreitet man zum Werke. Zu diesem Zwecke macht man in die Rinde eines Wildlings einen I'förmigen Einschnitt Fig. 7 1 , bis auf den Splint und löst alsdann die Knospe eines edlen Zweiges sammt dem Blatt, in dessen Achsel sie sitzt, und einem Stückchen Rinde ab, welches etwa in der Form von Fig. 72 das S c h i l d chen genannt wird. Man hebt jetzt die Rinde am Einschnitt des Wildlings ein wenig auf und schiebt das Schildchen ein, drückt es ein wenig abwärts und umbindet es mit Bast oder Wollenfaden, Fig. 73. Geschieht dies im Frühjahr, so schneidet man über der eingesetzten Knospe den Wildling quer ab und bricht die unterhalb stehenden Knospen aus, damit der Saft vorzugsweise der edlen Knospe zugeleitet wird.- Zn diesem Falle treibt die Knospe alsbald und erzeugt noch im Laufe des Sommers eine Achse, die nicht selten schon Blüthen hervorbringt. Man nennt dies das Oculiren aufs treibende Auge. I m Spätsommer oculirt man auf das schlafende Auge, indem man sich mit dem Einsetzen der Knospe begnügt, die dann anwächst und erst im Frühjahr, nachdem man den Wildling oberhalb det, in's Treiben gelangt. D a s X»5ropksn. 45 ' / ' Hier wird nicht eine einzelne Knospe, sondern ein kleiner Zweig mit drei bis vier Knospen, das sogenannte P f r o p f r e i s , übertragen. Ist der Wildling ein junges Stämmchen, so wird dieses selbst, ist er ein größerer Baum, so werden dessen Hauptäste quer abgesägt. Ans dem Querschnitt wird, wie bei Fig. 74, mit einem starken Messer ein Spalt eingetrieben, d^as edle RciZ von beiden I I . Gestaltungslehre. Die Knospe. 193 Seiten keilförmig zugeschnitten, Fig. 75, und in den Spalt des Wildlings eingeschoben, Fig. 76. Der Spalt wird zur Abhaltung von Licht, Luft und Waffer mit Wachs verklebt oder mit Lehm überstrichen und mit Moos und Ieug umbunden, worauf die Rinde des Reises, deren Schnittfläche die des Wildlings unmittelbar berührt, seitwärts mit dieser verwachst. Man setzt wohl auch ein ganzes Reis mit einem anhängenden Rindenstück in die Rinde eines jungen Stammes, ähnlich wie wir beim Oculiren gezeigt haben. Es gewährt dies den Vortheil, daß, im Falle das Reis nicht angeht oder treibt, der Stamm dadurch nicht leidet, während er fast immer zu Grunde geht, wenn seine Krone abgeworfen wird und keines der aufgepfropften Reiser angeht. Das C o p u l i r e n besteht darin, daß man ein edles Reis von beiden Seiten zuspitzt, es in den entsprechenden Einschnitt eines Wildlings von gleicher Stärke einsetzt und ringsum verklebt und verbindet. Diese Verrichtungen werden übrigens auf mannichfaltige Weise abgeändert, mehr oder weniger umständlich ausgeführt. Das Wesentliche dabei bleibt jedoch immer die unmittelbare B e r ü h r u n g der Schnittfläche der Rinde des edlen Reifes oder Auges mit der des Wildlings. Denn aus der Beschreibung des Oculirens und' des Pfropfens geht hervor, daß hierbei die Verschmelzung des beiderseitigen zarten, saftreichen Bildungsgewebes innerhalb des Verdickungsringes (s.§. 35) des zu veredelnden Stammes stattfindet. Das Pfropfen wird meist im Anfange des Frühjahrs, wo der lebhafteste Safttrieb stattfindet, vorgenommen. II. 13 194 H.. Allgemeine Botanik. Die Knospe verwächst jedoch nicht mit einem jeden beliebigen Stamm, auf den man sie übertragen wollte, sondern sie läßt sich nur auf Pflanzen derselben Gattung übertragen, so daß man bekanntlich Rosen und Aprikosen nicht auf Eichbäume zu verpflanzen im Stande ist. 46 Aus dem Umfange des Stammes treten zahlreiche Seitenorgane hervor, die im Gegensatz zu dessen Walzenform zu einer Fläche ausgebreitet erscheinen und B l ä t t e r genannt werden. Dieselben bedürfen zur Entwickelung nothwendig des Lichtes und der Lust und werden deshalb niemals an den unterirdischen Theilen der Pflanze vollkommen ausgebildet angetroffen. Die äußere Gestalt würde jedoch nicht immer zur Unterscheidung des Blattes von Theilen des Stengels genügen, denn es giebt flache, blattähnliche Zweige und walzenförmige Blattgebilde, die wie Stengelglieder aussehen. Allein das Blatt wächst nicht gleichwie der Stamm an seiner Spitze, sondern an seinem Grunde, wo es in Verbindung mit dem Stamme sich befindet. Auch stirbt es zuerst an seiner Spitze ab. Sein anatomischer Bau ist im Wesentlichen bereits in §. 19 beschrieben worden. Ein vom Stamme abgezweigtes Gefäßbündel verbreitet sich in dem Blatte, das hauptsächlich ays chlorophyllhaltigen Parenchymzellen besteht und daher vorherrschend von grüner Farbe ist. Seine ganze Oberstäche ist überzogen von der flachzelligen O b e r h a u t mit ihren Spaltöffnungen und Athemhöhlen (s. Fig. 34 u. 35), wodurch die Blätter die Eigenschaft luftathmender Organe erhalten. Nicht selten führen kleine Infectenlarven, die im Parenchym des Blattes leben, eine Anatomie desselben aus, indem sie das grüne Zellgewebe herausfressen und so Gange zwischen der unverletzten Oberhaut der obern und untern Blattstäche erzeugen, welche deutlich sichtbar werden, wenn man das Blatt gegen das Licht hält» 47 Je nach Stellung und Bestimmung unterscheidet man verschiedene Arten von Blättern: 1. Die Keimblätter (Oot^isäousZ). Sie entwickeln sich, wie in §.24 gezeigt wurde, beim Keimen der Samen als sogenannte Samenlappen, fallen meistens bald ab, erreichen jedoch auch bei manchen Pflanzen die Ausbildung und Verrichtung eigentlicher Blätter mit Spaltöffnungen. 2. Die Knospenschuppen sind nur verkümmerte, blätterige Gebilde, deren Bestimmung im Schutze der Knospen beruht, nach deren Erfüllung sie abfallen. 3. Die L a u b b l ä t t e r oder S t e n g e l b l ä t t e r , die gewöhnlichste-nnv wesentlichste Art, die daher immer gemeint wird, wenn einfach vom Blatt die Rede ist. 4. Die B l ü t h e n b l ä t t e r , welche jedoch in ihrer Weiterentwicklung und Endbestimmung so eigenthümlich sind, daß sie unter dem Namen der B l ü t h e als besondere Organe beschrieben werden. 48 Das Blatt erscheint an seinem Grunde (Basis), d. i. an der Stelle, wo es am Stamme festsitzt, als eine halbrunde Hülle, die den Stamm theilweise I I . Gestaltungslehre. Die Blätter. 195 oder ganz umgicbt und daher Vlattfcheide genannt wird, wie dies z. V. die Blätter der Gräser deutlich erkennen lassen. Gewohnlich ist jedoch das Blatt an seinem Grunde als B l a t t s t i e l zusammengezogen, worauf es sich in eine Fläche, als eigentliches Blatt ausbreitet. Die Blattscheide gestaltet sich häusig zu den am GrundesitzendenNebenblättern, und der Blattstiel ist nicht selten so verkürzt, daß er fehlend erscheint und in diesem Falle wird das Blatt ein stielloses oder sitzendes genannt. Den Winkel, welchen das Blatt mit dem Stamme bildet, nennt man seine Achsel. Auch dem flüchtigsten Beobachter kann die große Mannichfaltigkeit der 49 verschiedenen Blattformen nicht entgehen, und in der That gehören die Blätter durch ihre eigenthümliche Bildung mit zu den wichtigsten äußeren Merkmalen nicht nur der einzelnen Pflanzen, sondern ganzer Geschlechter und Familien. Der Botaniker hat daher sehr auf die Blattformen zu achten und an lebendigen Beispielensicheinzuprägen, was hier nur im Allgemeinen angedeutet werden kann. Bei der Beschreibung des Blattes haben wir Rücksicht zu nehmen auf die Art der Vertheilung seiner Gefäßbündel, auf seine Form, auf die Beschaffenheit seines Randes, der Spitze und "des Grundes, d. h. der Stelle, wo es am Blattstiel oder Stamm aufsitzt, sowie endlich auf seine Stärke, Bedeckung und einige mehr ausnahmsweise auftretende Eigenschaften. Die vom Stamm in das Blatt ausbiegenden Gefäßbündel bilden die B l a t t n e r v e n oder Rippen und unterscheiden sich deutlich durch hellere Farbe und dichtere Masse vom übrigen Blatt; die Art ihrer Vertheilung im Blatt ist im Wesentlichen zweierlei: im ersten Falle treten gleichzeitig mehrere Blatt13* 196 H. Allgemeine Botanik. nerven in das Blatt ein, durchlaufen dasselbe ziemlich parallel der Länge nach und vereinigen sich wieder an dessen Spitze. Solche Blätter heißen krummner- vige oder p a r a l l e l n e r vig e undsindensichnur bei den Monokothlcdonen, z. B. bei den Gräsern, Lilien u. a. m. (Fig. 77 (a. vorig. S.) zeigt uns ein Mittelstück aus dem Blatte des Hafers und Fig. 78 (a. vorig. S.), die Spitze desselben; Fig. 79 ist ein Abdruck vom Blatte der M a i b l u m e . An beiden lassen sich stärkere und schwächere Nerven wahrnehmen, die neben einander laufen, jedoch niemals sich seitlich verzweigen. Bei der zweiten Art der Ncrventheilung tritt ein Hauptnerv in das Blatt und theilt sich in die Seitennerven. Letztere theilen und verzweigen' sich abcrmals in vielfacher Weise, so daß das ganze Blatt von einem aderigen Netzwerk durchzogen erscheint. Diese Vertheilung der Blattncrven ist nur den D i k o t y ledonen eigen und ein leicht aufzufassendes Kennzeichen derselben. Geht in diesem Falle ein starker Mittelnerv durch's ganze Blatt, der parallele Seitennerven abgiebt, so wird dieses ein fiedernerviges B l a t t genannt. Beispiele zeigen uns die Blatter der Weißbuche Fig. 80 und der Eiche, I I . Gestaltungslehre. Die Blätter. , 197 Fig. 81. Theilt sich dagegen der Hauptnerv alsbald strahlig in mehrere Neste, so bilden sie das handnervige B l a t t , das je nach der Zahl derstärkerhervor- tretenden Nerven drei-, vier- oder fünfnervig genannt wird, wovon wir am Wiesen-Storchschnabel (Fig. 82) und dem spitz blättrigen Ahorn Beispiele vor uns haben. Das Blatt des Letzteren ist besonders ausgezeichnet durch sein überausfeinadrigesNervennetz(s.S.295). Eigenthümlich ist die Nerventheilung beim spitzen Wegerich. Es laufen hier wie bei den Nonokothledonen mehrere Nerven parallel durch das Blatt (Fig. 83), welche jedoch seitwärts ein feines Netzwerk zeigen. 198 ^. Allgemeine Botanik. Beiden seither erwähnten Blättern liegen der Blattstiel und dessen Fortsetzung dieHaupt-und Seltennerven, in einerEbene. DasfchildnervigeBlattunterscheidetsichhiervon, indem die Blattnerven einen Winkel mit dem Blattstiel bilden. Deutlich wird dies Jedem sein, der sich eines Blattes der bekannten Capucinerkrefse (i'ropÄsolum) erinnert. 3tt Die Form des Blattes läßtsichin der Regel durch das Längenverhältniß des Hauptnervs zu den Seitennerven ausdrücken. Als Hauptformen bemerken wir: l i n i e n f ö r m i g , Fig. 84; lanzettförmig, Fig. 85; spateloder zungenförmig, Fig. 86; ei-lanzettförmig, Fig. 87; länglichrund (elliptisch), Fig. 88; eiförmig (oval), Fig. 89; spitz-eiförmig, Fig. 90; zugespitzt-eiförmig, Fig. 9 1 ; verkehrt-eiförmig, Fig. 92; rund, kreisrund, Fig. 93; viereckig, Fig.94; verkehrt-herzförmig, Fig. 95; mondförmig, Fig. 96. Als seltenere, jedoch leicht verständliche Blattformen sind noch die nadelförmigen, walzenförmigen, schwert- undsichelförmigen,sowie die röhrenförmigen Blätter anzuführen. 51 Die Spitze oder das obere Ende des Blattes erscheint entweder stumpf oder zugerundet, abgestutzt, eingedrückt, ausgerandet, spitzig, zugespitzt,stachelspitzig,stechend. Am Grunde oder unteren Ends P das Blatt nicht selten eingeschnitten, eingebogen oder getheilt, wodurch besondere Formen entstehen, wie z. B. herzförmig, Fig. 97; pfeilförmig,Fig.98;lanzenoder spießförmig, Fig. 99;nierenförmigu.s.w. I I . Gestaltungslehre. Die Blätter. 199 Der Rand des Blattes ist entweder gleichmäßig und ohne die geringste 52 Einbiegung oder Einschneidung, in welchem Falle dasselbe g a n z r a n d i g , Fig. 100, genannt wird, oder der Rand ist gekerbt, Fig. 1 0 1 ; g e z a h n t , Fig.^ 1 0 2 ; g e s ä g t , Fig. 103; wobei wie-" der manche Abänderungen und Nebenformen vorkommen, wie wellenförmig, bnchtig, doppelt gesägt u. a. m. Gehen die Einschnitte am Rande tiefer, so wird das Blatt, je nach der Stärke des Einschnittes und nach der Breite der dadurch entstehenden Theile g e l a p p t , g e s p a l t e n , g e t h e i l t oder z e r s c h n i t t e n genannt. So ist z. B. Fig. 104 ein handförmig gelapptes, Fig. 105 ein handförmig gespaltenes und Fig. 106 ein fußförmig getheiltes Blatt. Das ganze oder einfache Blatt ist, wie die seither betrachteten Blatt- 33 formen, auch bei der stärksten Theilung immerhin zu unterscheiden von dem zusammengesetzten Blatt, bei welchem an beiden Seiten eines Hauptblattstieles wieder Blattstiele mit besonderen Blättern fitzen. Am häufigsten findet man als zusammengesetzte Form das g e f i e d e r t e 200 ^.Allgemeine Botanik. f i n g e r f ö r m i g e , bei welchem man die Anzahl der Blätter zählt, als drei-, vier-, f ü n f f i n g e r i g e s Blatt, wie Fig. 110. Auch die Beschaffenheit der Oberfläche des Blattes und die Art seiner Bedeckung gehören mit zu den bemerkenswerthen Eigenthümlichkeiten desselben, denn entweder ist es g l a t t , glänzend, eben sder gestreift, gefaltet, kraus, mehr oder weniger behaart, steif, lederartig, verdickt u. s. w. Als besondere, von der gewöhnlichen Form abweichende Eigenthümlichkeiten sind das h e r a b l a u f e n d e , das verwachsene und durchwachsene Blatt zu bemerken, so wie die r a n k e n t r a g e n d e n und die d o r n i g e n Blätter. Eine der merkwürdigsten Blattbildungen findet sich bei dem ostindischen K a n nenkraut (X6p6iitk68 äsätiiiatoi-ia), indem aus einer Verlängerung der Mittelrippe des Blattes ein krugförmiges Gebilde hervorgeht (Fig. 111), das mit einem Deckel versehen ist und reines Wasser enthält. D i e S t e l l u n g der B l ä t t e r . 34 Wir haben bereits in §. 47 einige der Eigenthümlichkeiten und die denselben entsprechenden Benennungen kennen gelernt, die hinsichtlich der Stellung der Blätter am Stamme stattfinden. Manche andere, die Blattstellung betreffende Ausdrücke, wie zerstreute, gedrängte, büschelige, wechselständige, sind schon an sich ziemlich verständlich. Q u i r l - oder wirtelständig sind die Blätter, wenn drei, vier I I . Gestaltungslehre. Die Blätter. 201 oder noch mehr derselben in gleicher Höhe am Umfange des Stammes stehen. Ist dies nur bei zwei Blättern der Fall, so heißen sie gegenüberstehend. Der Blattstellung überhaupt, auch der scheinbar ganz regellos zerstreuten, liegt eine bestimmte Gesetzmäßigkeit zu Grunde. Verfolgt man, von dem unteren Blatte eines Stammes ausgehend, eine nach Oben, von Blatt zu Blatt gezogene Linie, so windet sich diese als Spirale aufwärts. Der seitliche Abstand der dabei nach einander folgenden Blätter bleibt sich stets gleich und ist von bestimmter Größe. Derselbe beträgt entweder die Hälfte, oder ein Drittel, oder zwei Fünftel vom Kreisumfang des Stammes und es erscheinen an diesem die Blätter im ersten Falle in zwei Längsreihen oder Zeilen, im zweiten in drei und im letzten Falle in fünf Zeilen geordnet. I m ersten Falle, der bei Gräsern und Lilien anzutreffen ist, steht nach einmaligem Umlauf der Spirale, das dritte Blatt wieder über dem ersten; bei der Drittelstellung findet man nach einmaligem Umlauf das vierte Blatt über dem ersten stehend, wovon die Birke und die Riedgräser Beispiele bieten; endlich bei der Zweifünftelstellung trifft man nach zweimaligem Umlauf der Spirale erst das sechste Blatt ^wieder über dem ersten, das siebente über dem zweiten u. s. f., was bei der Pappel und den Obstbäumen der Fall ist. Außer diesen einfacheren und bekannteren Verhältnissen, giebt es noch manche von mehr verwickelter Art, die jedoch in gesetzmäßiger Weise sich ableiten lassen. Man bezeichnet die Blattstellung durch einen Bruch, z. B. in den vorstehenden Fallen durch 1/2, V ^ Vö- Der Zahler giebt an, wie oft die Spirale um den Stamm geht, bis wieder ein Blatt über dem ersten . steht, somit ein W i r b e l oder Cyclus vollendet ist und ein neuer beginnt; der Nenner zeigt die Zahl der Blätter a n , welche einen Cyclus ausmachen, sowie die ihrer Längszeilen am Stamme. Auch die ganz gedrängt stehenden Deckblätter an Blüthen und an den Zapfen der Nadelhölzer entsprechen dm Gesetzen der Blattstellung. Die Blätter nehmen einen wichtigen Antheil an den Lebenserscheinungen 35 der Pflanze. Es geht dies schon daraus hervor, daß fast jede Pflanze, zu einer gewissen Zeit ihrer Blätter beraubt, in ihrer Entwickelung wesentlich zurückgesetzt wird oder selbst zu Grunde geht. ^ Die Verrichtung der Blätter ist zweierlei, nämlich: 1. Verdunstung von Wasserdampf; 2. Aufnahme und Ausscheidung von Gasarten. Die Pflanze verwendet bei weitem nicht die ganze Menge des von ihrer Wurzel eingesaugten Wassers, sondern dunstet 2/g und mehr desselben durch die Blätter wieder aus. Die Verdunstung geschieht durch die §. 19 beschriebenen Spaltöffnungen, deren durchschnittlich 300 auf einer Quadratlinie der gewöhnlichen Laubblätter vorhanden sind. Der in den Zellen der Blätter zurückbleibende Saft muß dadurch nothwendig concentrirter werden und nach den Gesehen der Endosmose (siehe §. 89) den Eintritt von verdünnterer Flüssigkeit aus den benachbarten Zellen und hierdurch die ganze Saftbewegung bewirken. Dagegen werden in den Blattzellen die nicht flüchtigen mineralischen Stoffe, die das Wasser dem Boden entzogen hatte, zurückbleiben, und in der That liefern die Blätter beim Verbrennen vorzugsweise viel Asche. 202 H.. Allgemeine Botanik. Durch die an ihrer Oberstäche reichlich stattfindende Verdunstung tragen die Pflanzen bedeutend zur Erniedrigung der Temperatur bei, und der Einfluß ausgedehnter Wälder und bebauter Felder auf das Klima eines Landes ist in die Augen fallend. Man hat beobachtet, daß ein Baum von geringer Größe in 24 Stunden 18 Pfd. Waffer, und daß ein Quadratfuß Rasen in derselben Zeit 5/4 Pfund Wasser verdunstet. Unsere Felder find durchschnittlich vier Monate oder 120 Tage lang mit den gewöhnlichen Culturpstanzen bestellt und ein Morgen derselben von 40,000 Quadratfuß verdunstet während dieser Zeit etwa I V2 bis 2 Millionen Pfund Wasser, der Rasen von einem Morgen Wiesen« land dagegen 6 Millionen Pfund. 56 Unter dem Einfluß des Sonnenlichts scheiden die Blätter Sauerstoff aus, während sie im Gegentheil des Nachts den Sauerstoffgehalt der sie umgebenden Luft vermindern und Kohlensäure an dieselbe abgeben. Auch steht die Thatsache fest, daß die Blätter im Stande sind, geradezu aus der Luft Kohlensäure und Wasserdampf aufzunehmen und so zur Ernährung der Pflanze mit beizutragen, die im Uebrigen jedoch als fast ausschließlich von der Wurzel ausgehend angesehen werden kann. Zu bemerken ist noch, daß die in diesem Abschnitte beschriebenen Verrichtungen der Blätter auch allen übrigen grünen und mit Spaltöffnungen versehenen Theilen der Pflanze zukommen. Die nicht grün gefärbten Theile der Pflanze, wie namentlich die Blüthe und am stärksten die Staubgefäße, nehmen dagegen aus der Luft Sauerstoff auf und geben Kohlensäure an dieselbe zurück. D5s 57 Nlütks. Bei dem ungeheuren Vernichtungswerk, welches der zersetzende Einfluß der Elemente, die Thierwelt und der Mensch mit Feuer, Axt und Zahn fortwährend gegen die Pflanzenwelt ausüben, würde dieselbe längst von der Oberfläche der Erde verschwunden sein, wenn ihr nicht selbst die Fähigkeit verliehen wäre, ihre fortwährende Verjüngung und Wiedergeburt zu bewirken. So aber erzeugt eine jede Pflanze während ihres Lebens eine meist außerordentlich große Anzahl von Gebilden, welche die Fähigkeit besitzen, unter günstigen Umständen zu neuen Pflanzen derselben Art sich zu entwickeln. Als solche "haben wir bereits die Knospen kennen gelernt, welche bestimmt sind, das Leben ihrer Mutterpflanze gleichsam fortzusetzen und die insbesondere bei den Zwiebeln und Knollen eine ausgezeichnete Lebens- und Entwickelungsfähigkeit besitzen. Hiervon abgesehen erscheint als Negel du Hervorbringung-und Weiterentwickelung einer neuen Pflanze an das Vorhandensein ganz eigenthümlich gebauter und vor den übrigen Pflanzentheilen sehr ausgezeichneter Gebilde gebunden, die man B l ü t h e n nennt. An gewissen Stellen der Blüthe entstehen kleine Samenknospen, gewöhnlicher Ei'chen genannt, welche bestimmt sind, durch den Blüthenstaub befruchtet zu werden, und sich nachher zu einem sehr kleinen, aber*vollständigen Pfiänzchen, E m b r y o genannt, auszubilden. Nachdem dieses geschehen ist, tritt ein Stillstand ein, das ganze Gebilde fällt von I I . Geftaltungslehre. Die Blüthe. 203 der Mutterpflanze ab und wird nun als S a m e n bezeichnet. Es ist hinlänglich bekannt, daß dieser Samen unter günstigen Verhältnissen sein Leben beginnt und zu einer Pflanze sich entwickelt, auch wenn er mitunter sehr lange Zeit gleichsam schlummernd ohne LebenstMgkeit zugebracht hatte. Wir haben bereits in §. 23 diejenigen Gewächse, bei welchen die eben erwähnten Verhältnisse in leicht erkenntlicher Weise sich beobachten lassen, als deutlich blühende P f l a n z e n oder Phanerogamen bezeichnet und erwähnt, daß hierher sämmtliche Monokotyledonen und Dikotyledonen gehören. Bei den Akotyledonen findet man dagegen die der Fortpflanzung dienenden Organe nur in sehr dürftiger Weise ausgebildet, weshalb sie K r y p t o g a m e n , d. i. undeutlich oder verborgen blühende P f l a n z e n , genannt wurden. Hier hatte man anfanglich nur staubartige, der Fortpflanzung dienende Keimzellen oder S p o r e n entdeckt, und unvermittelt schien eine große Kluft diese Abtheilung des Pflanzenreichs von der vorhergehenden zu trennen. Es gehört aber zu den merkwürdigsten Ergebnissen neuerer Forschung der Nachweis, daß auch bei den unvollkommneren Pflanzen die Hervorbringung eines neuen Individuums von der Zusammenwirkung zweier verschiedener Organe abhangig ist, daß auch bei ihnen eine Befruchtung Statt findet. Diese Annäherung an die Phanerogamen ist bereits für alle Kryptogamen mit Ausnahme der Pilze und Flechten aufgefunden worden. Indem das Wesentliche über die Fortpflanzung Letzterer der Einzelbeschreibung ihrer Familie vorbehalten bleibt, fassen wir hier als Blüthe diejenigen Pftanzentheile auf, die allgemein als solche bezeichnet werden. Möge es dem Botaniker nicht verargt werden, wenn er bei Betrachtung 58 der Blüthe zunächst weniger Werth auf deren Pracht, Anmuth, Duft und Farbenschmelz zu legen scheint^ als auf manches andere weniger in die Sinne Fallende. Es entgeht ihm bei dor Betrachtung der kleinen Einzelheiten ebenso wenig der Eindruck des Ganzen, als irgend ein Kunstwerk dadurch verlieren würde, daß wir uns vorher mit den Mitteln feiner Hervorbringung bekannt gemacht haben. Gin Anderes ist es, ein Kunstwerk oder einen Naturgegenstand ansehen und anstaunen, als denselben verstehen und genießen. Unter B l ü t h e verstehen wir eigenthümlich gestaltete Blätter, B l ü t h e n b l ä t t e r , welche zur Hervorbringung des Samens bestimmt sind. Diese Blätter unterscheiden sich in ihrer äußeren Form sichtlich von den übrigen Blättern der Pflanze und bilden bei der vollständigenVlüthe vier unter einander verschiedene Blüthenblattkreise. Die beiden äußeren Kreise nehmen an der Samenbildung keinen Antheil, sie sind der unwesentliche Theil der Blüthe und fehlen nicht selten theilweise oder gänzlich, ohne daß dadurch die Bestimmung jener vereitelt wird. Man bezeichnet daher im Allgemeinen die äußeren Blätter als Blüthendecke. Das Vorhandensein der beiden inneren Kreise der Blüthenblätter ist dagegen nothwendig, und sie sind deshalb als die wesentlichen B l ü t h e n t h e i l e zu betrachten. Von außen nach innen oder, richtiger gesagt, von unten nach oben gehend, haben wir bei der vollständigen Blüthe die folgenden vier verschiedenen Blattkreise: 1. Die Kelchblätter. 2. Die Kronenblätter. 3. Die S t a u b - 204 H.. Allgemeine Botanik. blätter. 4. Die Fruchtblätter, welche wir unter den gewöhnlicheren Namen von Kelch, Krone, Staubfäden und Stempel betrachten werden. So auffallende Verschiedenheiten die eben genannten Blüthentheile auf den ersten Blick auch-darbieten, so läßt V>ch*die vergleichende Peobachtung ihre gemeinsame Natur als Blattgebilde nicht verkennen. Die Aehnlichkeit vieler Kelchblatter mit den Stengelblättern fällt leicht in die Augen; andererseits aber lassen sich häusig die Kelchblätter nicht unterscheiden von den Kronblättern und diese bilden wieder Uebergänge in Staubfäden, während endlich die Stempel bei der Fruchtentwickelung eine große Blattähnlichkeit annehmen oder mitunter gar in völlige Blätter sich umbilden. Es ist das Verdienst Göthe's, das Einheitliche in diesen Umgestaltungen oder Metamorphosen der Pflanzentheile nachgewiesen zu haben. Dasselbe bestätigt sich auch in anatomischer Hinsicht; wir finden in all diesen Blüthentheilen Spiralgefäße und Parenchymgewebe, letzteres oft von äußerster Zartheit« 59 1. D e r K e l c h (Oai^x). Die Kelchblätter nähern sich durch ihre grüne Farbe und derbere Beschaffenheit noch sehr den Stengelblättern. Bei manchen Pflanzen hat der Kelch jedoch eine von diesen abweichende Farbe, wie z.B. bei derFuchsia eine schone fcharlachrothe. Nicht selten ist der Kelch fehlend oder abfallend, wenn er, wie beim Mohn und der Rebenblüthe, bei dem Aufblühen abfällt. Wenn die inneren Blüthentheile nur von einem Blattkreise umgeben sind, oder wettn deren zwei vorhanden, aber von gleicher Farbe sind, wie z. B. bei der Tulpe, so bezeichnet man diese äußeren Vlüthentheile als B l ü t h e n h ü l l e (Pcrigonium). Der Kelch ist entweder m e h r b l ä t t r i g , oder einblättrig. Am mehrblättrigen Kelch zählt man die einzelnen Blättchen und beschreibt ihre Form und Stellung. Beim einblättrigen Kelch nimmt man auf den Rand oder Saum Rücksicht, der gewöhnlich gezahnt ist, und auf seine Form. Der verengerte untere Theil desselben heißt der Schlund. Hinsichtlich der Form ist der Kelch: röhren-oderwalzenförmig, Fig.112; keulenförmig, Fig. 113; kreiselförmig, Fig. 114; glockig, Fig. 115; trichterförmig, Fig. 116; k r u g f ö r M i g , Fig. 117; kugelig, Fig. 118; aufgeblasen u. a. m. I I . Gestaltungslehre. Die Blüthe. 205 Der Schlund des Kelches ist entweder nackt oder behaart und durch die Haare bisweilen verschlossen. Regelmäßig heißt der Kelch, wenn alle seine einzelnen Blättchen einander vollkommen gleich sind; im entgegengesetzten Falle ist er unregelmäßig. Ein häusig vorkommendes Beispiel des unregelmäßigen einblättrigen Kelches ist der zweilippige Kelch, der durch einen Einschnitt in zwei sogenannte Lippen getheilt ist. Er findet sich unter anderen beim Salbei. 2. D i e Krone (Ooroiia.). Bei weitem auffallender weichen die Kronblätter i n ihrer Bildung von den 6N Stengelblättern ab. Durch ihre Zartheit und Farbenpracht verleihensieder Pflanze den herrlichsten Schmuck, die ja so häusig nur um dessen willen gepflegt wird, denn zu.allen Zeiten sind Blumen die Lieblinge des Menschen;sieschmücken seine Feste und sein Grab. Das weiche, sammtartige Ansehen, welches vielen Blumenblättern eigen ist, rührtdavonher,daß die Zellen ihrer Oberhaut, P u p i l l e n genannt, eine eigenthümliche, kegelförmige Gestalt, Fig. 119 a, haben. Die Farbe selbst rührt bei den blauen, violetten und karminrothm Blumenblättern von einem in den Zellen enthaltenen, entsprechend gefärbten Safte - her, bei den gelben und gelbrothen aber von chlorophyllartigen Körnern. Weiße Blumenblätter haben lufthaltige Zellen. Ein weiterer Reiz der Blüthe besteht i n ihrem lieblichen Duft. Sie verdankt denselben theils flüchtigen Oelen, theils ätherartigen Flüssigkeiten, welche in den Zellen gebildet werden. I m Uebrigen zeigt die Krone viel Übereinstimmendes mit dem Kelche. Sie ist wie dieser mehrblättrig oder einblättrig, regelmäßig oder unregelmäßig. An den einzelnen Kronblättern unterscheidet man die Blattfläche und den unteren, zuweilen stielartigen Theil, der N a g e l heißt und welcher mitunter ziemlich lang ist, wie z. V . bei der Nelke. Viele Formen der einblättrigen Krone stimmen mit den in §. 59 abgebildeten des Kelches überein und erhalten daher auch dieselben Benennungen. Als besondere Formen führen wir die folgenden an: kugelförmig, Fig. 120; eiförmig, Fig. 121;länglich oder kegelförmig, Fig. 122; glockenförmig 206 H.. Allgemeine Botanik. ^ Fig. 123; r ö h r e n f ö r m i g , Fig. 124; trichterförmig, Fig. 125; prasen-'! t i r t e l l e r f ö r m i g , Fig. 126; r a d f ö r m i g , Fig. 127. 61 Als unregelmäßige Vlumenkronen kommen zwei Formen besonders häusig vor, wovon die erste mehrblättrig und die zweite einblättrig ist. 128) besteht aus fünf Blättern, von welchen das obere einzelnstehendeund meist größere die Fahne heißt. Zu beiden Seiten befinden sich die F l ü g e l , und die zwei übrigen Vlättchen bilden zusammengeneigt einen spitzen Schnabel, das sogenannte Schiffchen. Solche Blüthen findet man bei der Bohne, der Erbse und vielen anderen Wanzen, welche die große Familie der Schmetterlingsblumen ausmachen. DielippenförmigeVlumenkrone (Fig. 129) ist durch einen Einschnitt in die Oberlippe und Unterlippe getheilt. Erstcrc ist zuweilen stark gewölbt und wird alsdann Helm genannt. Die Unterlippe ist in der Regel in drei Lappen oder Abschnitte getheilt. Der untere, röhrenförmige Theil der Lippenblume heißt Schlund. Kann M a n d e n s e l ben hineinsehen, so ist dieKrone rachenförm'ig oder offenstehend, ist der Schlund aber durch eine wulstige Auftreibung der Unterlippe geschlossen, wie dies bei dem bekannten Löwenmäulchen der Fall ist, so nennt man die Krone maskirt. Die Lippenblumen sind zahlreich und bilden eine große Familie, wohin unter anderen der S a l b e i und die Taubnessel gehören. I I . Gestaltungslehre. Die Bliche. 207 3. D i e S t a u b f ä d e n Mainina,). D m dritten Blattkreis der Blüthe bilden die S t a u b b l ä t t e r , die in 62 ihrer Gestalt von der gewöhnlichen Blattform so bedeutend abweichen, daß sie als Fäden bezeichnet werden. I n der That erscheinen dieselben meistens so zusammengezogen, daßsieNiemand als Blätter ansehen und bezeichnen würde, wenn nicht bei vielen Blüthen der Uebergang aus den Kronblättern in Staubfäden deutlich nachweisbar wäre. Untersuchen wir z. B. die Kronblätter einer weißen Seerose, einer gewöhnlichen gefüllten Rose und Nelke, so finden wir die nach der Mitte zustehendenKronblätter immer schmäler werdend, alsbald mit einem gelben Köpfchen versehen, sodann schon theilweise fadenförmig, wieFig. 130, und endlich erscheinen vollständig ausgebildete Staubfäden. I m Uebrigen finden wir die Staubfäden mehr oder weniger dünn, Fig. 131, mitunter breit, Fig. 132, und ebenso von sehr verschiedener Länge. Man unterscheidet an den Staubfäden den unteren, meist fadenförmigen, 63 daher vorzugsweise als Faden oder Träger(^iiainSutnia) bezeichneten Theil, und den oberen, der als kugeliger oder länglicher Schlauch mitstaubartigcmI n halt erscheint, und S t a u b b e h ä l t e r (^.rMsrÄ.) genannt wird. Der letztere ist der wesentliche Theil, und der Faden fehlt nicht selten oder ist vielmehr so verkürzt oder mit anderen Vlüthentheilen verwachsen, daß der Staubbehälter ungestielt oder sitzend genannt wird. Die Staubfäden gehören zu den wichtigsten Merkmalen für die Beschreibung und Eintheilung der Pflanzen, und man nimmt dabei Rückficht auf ihre Anzahl, Länge und Stellung, sowie darauf, ob sie unter einander oder mit anderen Theilen der Blüthen verwachsen sind. Unter sich verwachsene Staubfäden werden v e r b r ü d e r t Genannt. Indem der Staubfaden, ähnlich wie der Blattstiel als Mittelrippe eines 64 Blattes fortläuft, durch den ßtaubbetzälter sich verlängert, theilt er denselben in zwei Fächer« Manche Pflanzen haben jedoch einfächerige oder vierfächenge Staubbchältcr. Als Inhalt derselben finden wir den P o l l e n oder B l ü t h e n staub, einen meistens gelb, zuweilen auch roth, braun, violett, blau oder grün gefärbten Staub, dessen Körnchen einen Durchmesser von V20 bis VZoo Linie haben. Betrachtet man dieselben mittelst starker Vergrößerung, sostellensichdiese winzige Stäubchm als rundli5)e Schläuche dar, die oft sehr zierlich mit kleinen Stacheln, Warzen oder Leisten besetzt sind, Fig. 133, 134,135 u. 136, und an manchen 208 H.. Allgemeine Botanik. Stellen freie, oder mit einem Deckel verschlossene Oeffnungen oder Poren zeigen. An solchen Oeffnungen erkennt man das Vorhandensein einer zweiten oder inneren Pollenhaut, welche eine schleimige, körnige Flüssigkeit, F o V i l l a genannt, einschließt, die mitunter Oeltröpfchen enthält. Wenn das Pollenkorn mit Wasser befeuchtet wird, so saugt es dieses kraftig ein, schwillt beträchtlich, die innere Haut wird an den Poren hervorgetrieben und endlich zerplatzt das Pollenkorn. Bei allmählicher Einwirkung von Feuchtigkeit sieht man dagegen dünne Röhren, die sogenannten Pollenschläuche, Fig. 137 und 136 aus den Körnchen hervortrciben, die bei der Befruchtung der Pflanze eine wichtige Rolle spielen. Denn die Pollenkörner dienen diesem Zwecke, indem jene schlauchartigen Fadensichverlängern und eine Samenknospe aufsuchen, um mit derselben in Verbindung zu treten. Letzere finden wir aber im vierten Blattkreis der Blüthe, in den Fruchtblättern oder Stempeln, und die von hier ausgehende Entwickelung werden wir bei der Beschreibung des Samens näher betrachten. Zu einer bestimmten Zeit springt daher der Staubbehälter der Länge nach oder an einzelnen Punkten auf und schüttelt als kleines Wölkchen seine Pollenkörner aus, von welchen dann einzelne an den Ort ihrer Bestimmung gelangen. I n der Regel ist die Stellung der Staubfäden zu den Fruchtblättern von der Art, daß diese den Staub leicht aufnehmen können. Mitunter ist dies jedoch nicht der Fall, indem die Fäden entweder zu kurz sind, oder in anderen Blüthen, ja auf anderen Pflanzen sitzen. I n diesem Falle übernehmen der Wind und die Insecten, namentlich die Bienen, das Geschäft der Übertragung des Staubes auf das Fruchtblatt. Entfernt man die Staubbehälter vor ihrem Aufspringen aus einer Blüthe, so entwickelt diese keine Frucht. Die künstliche Bestaubung geschieht, indem man einer Blüthe die eigenen Staubfäden nimmt und die einer anderen Blüthe auf dieselbe ausstauben läßt. Man bezweckt hierdurch die Hervorbringung gemischter oder sogenannter S p i e l a r t e n (Sorten) und befolgt dies namentlich bei Levkojen und Nelken. H. D e r S t e m p e l 63 (Visbiiinru.), Die Fruchtblätter oder S t e m p e l bilden endlich den vierten und letzten Blattkreis der Blüthe, und stehen in der Mitte derselben und an der Spitze der Achse, deren Wachsthum mit der Hervorbringung der Frucht abgeschlossen ist. Merkwürdiger Weise nähern sich die Fruchtblätter in ihrer Bildung wieder mehr den Stengelblattern, theils in der ihnen eigenen grünen Farbe, theils durch ihren Bau, der namentlich bei ihrem Heranwachsen zur Frucht oft die entschiedenste Blattähnlichkeit zeigt. Die Entstehung des Stempels aus einem I I . Gchaltnngslchre. Die Blüthe. 209 .Blatte hat man sich nach Fig. 139 in der Weise vorzustellen, daß dessen Ränder sich einwärts biegen und mit einander verwachsen, während der Mittelnerv zu einem längeren Theile fortmachst. Die Stelle, wo die Ränder des Fruchtblattes verwachsen, heißt N a h t , und an dieser entwickelt sich in der Regel die Anlage der künftigen Frucht, welche das Eichen (Ovniuni) oder die S a m e n knospe (AOWNnIg) genannt und später einer besonderen Betrachtung unterworfen wird. Man unterscheidet an dem ausgebildeten Stempel drei Theile, den unteren, meist etwas dickeren, welcher die Fruchtanlagen einschließt und daher Fruchtknoten (Ovarium oder (3-6i'N6n) heißt (Fig. 140 a), und in einen hohlen fadenförmigen Theil ö, G r i f f e l oder S t a u b w e g (ät^ins) genannt, übergeht, der an seinem Ende die Narbe (ZtiFms.) 6 trägt, die bald die Form eines Federchens hat, bald die einer Vertiefung, mit einem klebrigen Safte bedeckt. Der Griffel ist nicht selten so verkürzt, daß die Narbe als eine unmittelbar auf dem Fruchtknoten sitzende erscheint. Die Blüthe enthält entweder nur ein einziges Fruchtblatt, oder sie enthält deren mehrere. I n letzterem Falle ist entweder jedes einzelne Fruchtblatt für sich zu einem Stempel ausgebildet, oder dieselben find unter einander verwachsen. Dem Anscheine nach ist alsdann nur ein Stempel vorhanden, allein meist läßt sich aus der Anzahl der Griffel oder, wenn auch diese verwachsen find, aus der der Narben bestimmen, wie viel Fruchtblätter vorhanden Maren. Die Art des VerWachsens dieser bietet mehrere Abänderungen dar, die namentlich von Einfluß auf die Form der Frucht sind. Gleichwie die Staubfäden gehören die Stempel zu den für die Beschreibung und Einteilung der Pflanzen wichtigsten Merkmalen. Es muß jedoch bemerkt werden, daß bei manchen Pflanzen, z. B. bei den Nadelhölzern, die Stempel gänzlich fehlen, obgleich Samenknospen vorhanden sind. G e g e n s e i t i g e s V e r h a l t e n der B l ü t h e n t h e i l e . Abgesehen von den bisher angeführten Werkmalen der-emzelnm Blüthen« 66 theile bieten dieselben noch manche Eigenthümlichkeiten in ihrem gegenseitigen Verhalten dar, was bei der Beschreibung und Eintheilung der Pflanzen sehr zu berücksichtigen ist. Hierher gehört zunächst die gegenseitige Stellung der Blüthentheile. Wir haben die Blüthen als eine Reihenfolge von eigenthümlichen Blattgebilden bezeichnet, welche übereinander stehend am Ende einer Hauptoder Seitenachse deren Wachsthum abschließt. Das blüthetragende Ende heißt der B l ü t h e n s t i e l (^etiolus). Die Abstände (Interfoliartheile, s. §. 28) der an ihm austretenden Blätter sind jedoch so verkürzt, daß mit seltenen Ausnahmen die vier Blattkreise der Blüthe dicht aneinander gedrängt stehen. Es hat somit der Stempel den obersten Theil, die Spitze der Blüthe, einzunehmen. H.. Allgemeine Botanik. 210 unterhalb welcher die Staubfäden und die Vlüthendecken (§. 58) folgen. Dich der Regel gemäße Stellung findet jedoch nicht immer Statt. Oefter erheben sich die unteren Blüthetheile über den Stempel und überragen denselben gänzlich. Dieses Verhältniß des Stempels ^— oder seines wesentlichen Theiles des F r u c h t k n o t e n s — zu den übrigen Blüthentheilen verdient besondere Beachtung, weil es bei der Eintheilung der Pflanzen mehrfach benutzt worden ist. Folgen der Regel gemäß alle Vlattkreise frei nach einander, so nehmen Staubfäden und Blüthendecken die ihnen zukommende Stellung unterhalb des Stempels wirklich ein; sie sind alsdann u n t e r s t ä n d i g st^o^ua.), Fig. 141. Pflanzen, bei welchen dies Statt findet, werden bod e n b l ü t h i g e (iii^Iamiüoi'aO) genannt. Andere heißen k e l c h b l ü t h i g e Pflanzen ( ( ^ I ^ M o i ^ s ) , weil ihre Staubfäden am Grunde mit Krone und Kelch derart verschmolzen sind, daß sie aufletzterem zu stehen scheinen. Umgeben hierbei die genannten Blüthentheile den in der Mitte frei verbleibenden Stempel, wie bei Fig. 142, so sind sie umständig ( p s r i ^ ua); während dieselben ob erstlind i g ( 6 ^ M I . ) genannt werden, wenn sie wie Fig. 1.43 u. 144 zeigt, M t den Fruchtblättern verschmolzen sind und oberhalb der Fruchtknoten stehen Auch begegnet man häusig einer Verschmelzung der Staubfäden mit der Krone, so daß die Staubbehälter an den Kronblättcrn angehestet erscheinen, wie dies derFall ist bei den sogenannten K r o n b l ü t h l e r n ( O o rolMoinS), Endlich trifft man bei manchen Pflanzen eine Verwachsung der Staubfäden mit den Stempeln, so daß die Staubbehälter auf letzteren sitzend erscheinen. 67 Blüthen, in welchen der Regel gemäß alle vier BlattMse werden vollständige Blüthen genannt; unvollständig sind sie, wenn eins oder mehrere dieser Organe fehlen. Z w i t t e r b l ü t h e n heißen solche, in welchen man Staubbehälter und Stempel findet. Enthält dagegen eine Blüthe nur Staubfäden, so wird sie eine m ä n n l i c h e , enthält sie nur Fruchtblätter, dann wird sie eine weibliche Blüthe genannt. Als geschlechtslos bezeichnet man Blüthen, denen beide innere Blattkreise fehlen. Es giebt Pflanzen, bei welchen männliche und weibliche Blüthen auf einem und demselben Stamme vorkommen, wie bei der Haselnuß und der Eiche, I I . Geswltungslehre. Die Blüthe. 211 weshalb dieselben einhäusig sind, während bei den zwcihäusigen Pflanzen die männlichen und weiblichen Blüthen auf verschiedenen Stämmen derselben Art angetroffen werden, was z. B. bei der Neide, dem Hanf und dem Hopfen der Fall ist. Zufällige Blüthentheile. Wir bezeichnen hiermit verschiedene Bildungen, die nur an manchen Blü- 68 then angetroffen werden, und daher als unwesentlich anzusehen sind, wie der K r a n z , eine Mittelbildung zwischen Krone und Staubblatt, besonders kenntlich bei der weißen Narcisse (Sternblume) als rother Ring. Aehnlich ist die Schuppe oder das Schüppchen, das man z. B. unten an den Kronblättchen des Vergißmemnichts findet. Beide Bildungen mögen als Nebenblätter der Kronblätter anzusehen sein. Sehr häufig finden sich drüsige Bildungen, die einen zuckerigen Saft absondern und Nektarien genannt werden. N1u.^d.6rl8taQä. Nachdem wir die Blüthe in ihren einzelnen Theilen kennen gelernt haben, 69 bleibt uns noch übrig, ihre Stellung als Ganzes zu anderen Blüthen und zum Stamme zu betrachten. Man bezeichnet dieses Verhältniß durch den Ausdruck Blüthenstand. Bei manchen Pflanzen ist der Stengel einfach, ohne Verzweigung und erzeugt daher nur eine einzige Endblüthe, wie z. B. bei der Tulpe. Ein solch einblüthiger Stengel wird S c h a f t (Ica^us) genannt. Der verzweigte Stengel ist dagegen mehrblüthig. Die Blüthen sind entweder gestielt, oder ungestielt, in letzterem Falle auch fitzend genannt. Beschließt die Blüthe das Wachsthum einer Achse, so heißtsieEndblüthe, im anderen Falle Seitenblüthe. Die achselständige Blüthe entspringt aus der Achsel eines Blattes, welches Deckblatt (6rNot6a) genannt wird. Dasselbe hat entweder eine besondere Gestalt, oder es hat die der übrigen Stengelblätter. Auch findet man ganz allmähliche Uebergänge von Stengelblättern in abweichend gestaltete Deckblätter, ja, es ssiebt Beispiele, wo letztere eine eigenthümliche Färbung annehmen, wie bei den schön purpurrothen Deckblättern des Ackerkuhweizen. gerstreut sind die Blüthen, wennsieeinzeln, ohne besonders ins Auge , fallende Ordnung an verschiedenen Stellen der Wanze auftreten; genäherte oder gedrängte Blüthen bilden dagegen Gruppen von eigenthümlicher Form und entsprechender Benennung. Bei dem gedrängten Blüthenflande bemerken wir den gemeinschaftlichen 7l) Blüthenstiel, der S p i n d e l (Rackis) genannt wird. Dieser gemeinsame Träger vieler Blüthen ist an seinem Grunde zuweilen von einem einzigen großen Blatte umschlossen, welches Blumenscheide (8xMa,) genannt wird; hat sich jedoch ein Kreis von Deckblättern um den Blüthenstand gereiht, so bilden diese die Blumenhülle (Involuornin). Die Scheide finden wir z. B. bei Calla, 14* N2 H.. Allgemeine Botanik. Aron und den Palmen; die H ü l l e bei der Sonnenblume und den übrigen Kompositen. S . Fig. 151, bi>. 71 Von der Länge, Dicke und Breite der Spindel, von der Länge der Stiele der einzelnen Blüthen und von der Form und Beschaffenheit der Deckblätter hängt nun hauptsächlich die äußere Erscheinung des Blüthenstandes ab, von dem wir folgende Hauptformen unterscheiden: 1. Die A ehre (Ioioch Fig. 145; ungestielte oder kurzgestielteVlüthchen sitzen längs der Spindel in den Achseln der Deckblättchen. Die Aehre ist zusammengesetzt, wenn aus den Blattachseln wieder kleine Aehrchen hervorkommen. 2. Das Kätzchen (^.mEntuui), Fig. 146, eine gewöhnlich herabhängende Aehre, deren ganze Spindel nach dem Verblühen abfällt (Haselnuß). 3. Der Kolben ( 8 ^ ä i x ) , eine Aehre mit sehr dicker,fleischigerSpindel (Kalmus). 4. Der Zapfen (Vtrodiins), ein Kätzchen mit holzigen, schindelartigen Deckblättern (Nadelhölzer). 5. Die Traube oder das Träubchen (Rao6uin8), Fig. 147, eine Aehre, deren Blüthchen etwas länger gestielt sind (Johannisbeere). 6) Die Rispe (?anioula) ist eine Traube mit verästelten, blüthetragenden Nebenachsen (Schilfrohr). 7. DerStrauMk^r» ans), eine stark vcrästelt-e Rispe, deren untere und obere Seiten ästchen kürzer sind, als die mittleren, so daß der ganze Blüthenstand eine eiförmige (straußförmige) Gestalt erhält (Flieder oder Synnga, Hartriegel). 8. Die Doldentraube (Ooi^uibnZ), Fig. 148, eine Traube mit verkürzter Spindel und verlängerten Nebenachsen (Bauernsenf). 9. Die Schelndolde oder Trugdolde (O^uia.), eine Doldentraube mit ver- I I . Gestaltungslehre. Die Blüthe. ' 21Z ästelten Nebenachsen (Hollunder, Schneeball). 10. Die D o l d e oder der S c h i r m (Ilmdsiia), Fig. 149, ein Vlüthenstand mit verschwindend kurzer Spindel, so daß alle blüthetragenden Nebenachsen an einer gemeinschaftlichen Stelle zu entspringen scheinen, an welcher alle Deckblätter in einen Quirl (§. 54) gestellt erscheinen und eine gemeinschaftliche Hülle bilden. Bei der zusammengesetzten Dolde tragen die einzelnen Nebcnachsen abermals kleine Döldchen, mit oder ohne Hüllchen« Dieser sehrcharakteristischeBlüthenstand findet sich namentlich bei der großen Familie der Doldenträger (vNdsIliksi'aS), zu welcher u. a. der Kümmel und die gelbe Rübe oder Möhre gehören. 11. Das Köpfchen (O^ituiuui) Fig. 150, besteht aus kleinen, kurzoder ungestielten Blüthchen, die auf einer sehr verkürzten Spindel dicht neben einander und über einander sitzen (Klee). 12. Wenn sich hierbei die Spin- del beträchtlich verdickt und zu einer Scheibe ausbreitet, so entsteht ein ganz eigenthümlicher, einer großen Anzahl von Pflanzen zukommender Blüthenstand, den uns die Durchschnittszeichnung, Fig. 151, erläutert. Wir sehen hier die verdickte Spindel oder Scheibe a, umgeben von mehreren Kreisen von Deckblättern, bi>, die zusammen eine gemeinschaftliche Hülle bilden. Die kleinen Deckblättchen, b ^ , die auf der Scheibe stehen und die wegen ihrer häutigen Beschaffenheit auch S p r e u b l a t t e r heißen, tragen i n ihren Achseln die kleinen ganz ungestillten Blüthen o und ei, die entweder einen Kelch (s) haben, oder desselben entbehren. Die auf der ScheibestehendenBlüthchen sind entweder alle von gleicher Form, oder sie sind theils r ö h r e n f ö r m i g (ck), theils zungen- oder bandförmig (o). Die Scheibe ist jedoch nicht immer stach, sondern häusig halbkugelig, kegelförmig, vertieft u. s. w. Nackt erscheint sie, wenn keine Spreublättchen vorhanden sind. Die in ihrem Umfange stehenden Blüthen heißen Rand- oder S t r a h l e n b l ü t h e n und umgeben die Scheibenblüthen. Man bezeichnet diesen Vlüthenstand als zusammengesetzte B l ü t h e (Ü08 conix08iw8) oder Blüthenkörbchen und findet diese als Merkmal einer gro- 214 ^.. Allgemeine Botanik. ßen Familie (OoinVositas), zu der u. a. die Sonnenblume, die Gänseblume, der Löwenzahn und der Rainfarn gehören. 72 Die Bestimmung der Blüthe ist erfüllt, nachdem die Übertragung des Blüthenstaubes auf die Fruchtanlage stattgefunden hat. Von diesem Augenblicke an geht die Blüthe in ihrem Wachsthum nicht mehr vorwärts, sie welkt und vertrocknet. Nur die Samenknospe mit ihrer Umgebung, mithin die Fruchtblätter gehen ihrer weiteren Entwickelung oder Reift entgegen und werden dadurch wesentlich verändert. Nicht selten nehmen jedoch auch der Kelch und zuweilen selbst die Deckblatter im Verlauf dex Ausbildung der Frucht eine neue Form an. Als wesentlichen Theil der Frucht müssen wir natürlich die entwickelte Samenknospe, den S a m e n , ansehen, während die denselben umgebenden Gebilde als Fruchthülle und Fruchtdecke zu bezeichnen sind. Die Form der letzteren bedingt das äußere Ansehen und die Benennung der Frucht. Die innere Anordnung der verschiedenen Fruchttheile ergiebt sich in der Regel als eine Folge der Anzahl, der Stellung und der Verwachsung der Stempel, weshalb wir nochmals zur Betrachtung derselben unter diesem Gesichtspunkte zurückkehren. 73 Die Fruchtblätter oder Stempel nehmen bekanntlich den obersten Theil der blüthetragenden Achse ein. Dieselbe endigt entweder in ein einziges Fruchtblatt, in welchem Falle derFruchtknoten (§.65) einfächerig ist, oder essindmehrere Fruchtblätter vorhanden, wo es dann von der Art ihrer Verwachsung abhängt, ob der Fruchtknoten einfächerig oder mehrfächerig erscheint. Die folgenden Abbildungen stellen Querschnitte verschiedener Fruchtknoten vor, wovon einige aus einem eingeschlagenen und mit den Rändern verwachsenen Fruchtblatt, andere aus mehreren Fruchtblättern bestehen. I n Fig. 152 erblicken wir den Querschnitt des aus e i n e m Fruchtblatte gebildeten einfächerigen Fruchtknotens, bei welchem « den Mittelnerv des Blattes und b die verwachsenen Ränder bezeichnet. Bei Fig. 153 ist durch die stärkere Einschlagung ein u n v o l l s t ä n d i g zweifächer i g e r Fruchtknoten entstanden. Der einfächerige Fruchtknoten, Fig. 154, ist durch seitliche Verwachsung von fünf Fruchtblättern entstanden. Wenn hierbei die Fruchtblätter zu- I I . Gestaltungslehre. Die Frucht. 215 gleich sich einwärts schlagen und verwachsen, so entstehen, je nach der Anzahl der vorhandene^ Blätter zwei-, drei-, fünffächerige u. f. w. Fruchtknoten Gig. 155 und Fig. 156). Endlich kann durch ein nach außen gehendes Wachsen der Achse ein mehrfächeriger Fruchtknoten entstehen (Fig. 157). So liegt denn schon im Fruchtknoten die Andeutung der Form der künftigen Frucht, wobei jedoch zu beachten ist, daß in vielen Fällen nicht alle im Fruchtknoten vorhandenen Samenknospen zur Ausbildung gelangen und alsdann auch die entsprechenden Fächer gar nicht oder nur unvollkommen sich entwickeln. Der Fruchtknoten der Eiche z. B. zeigt ursprünglich im Querschnitt drei Fächer, jeder mit zwei Samenknospen. Aber nur eine einzige der letzteren bildet sich zur Frucht aus, die daher stets einfächeng und einsamig ist. Die zur Fruchthülle ausgewachsenen Fruchtblätter springen bei der Samenreife häufig ganz oder theilweise auf, und zwar meist an denjenigen Stellen, welche der durch das Verwachsen entstandenen Naht entsprechen. Dieses ist nicht dcrFall bei Samen, die von emer fleischigen oder steinigen Hülle umgeben fmd. Aeußere Fruchtformen. Je nachdem die früheren Blüthentheile während der Fruchtreife eine beson- 74 dere Bildung annehmen, entstehen eigenthümliche äußere Fruchtformen. Wir finden dieselben bald blattarlig, bald lederartig oder steinhart, markig, fleischig u. s. w. Nicht selten begegnen wir in den äußeren Fruchttheilen einer Anhäufung von Zellgewebe, welches Stärkemehl, Zucker, Schleim, Fette oder Säuren u.s.w. enthält, wodurch jene unwesentlichen Theile der Frucht für unsere Lebenszwecke allerdings oft wesentlicher werden als ihr Samen. Die wichtigeren Fruchtformen, in deren Auffassung, Gintheilung und Benennung übrigens durchaus nicht die wünsch enswerthe Uebereinstimmung herrscht, sind die folgenden: 1. Die O f f e n f r u c h t ; die Samen liegen frei in der Achsel der verholzten Deckblätter und bilden den Japsen (OonuZ) der Nadelhölzer (OonilsraO). 2. Die Hülse AsAnniGn); sie besteht aus "einem einzigen Fruchtblatt, an dessen Naht die Samen angeheftet find ( H ü l f e n f r ü c h t e ; Bohnen). 3. Die B a l g frucht (^<Mou1n8); mehrere kleine Hülfen stehen meist paarweise beisammen (Rittersporn, Sturmhut, Immergrün). 4. Die Kapselfrucht (OgSZula); zwei oder mehrere Fruchtblätter sind mit einander verwachsen, und zwar entweder nur mit den Randern (einfächerige Kapsel, Fig. 154), oder mittheilweiser (Mohn) oder gänzlicher Einschlagung der Ränder und Verwachsung mit der Fruchtachse (mehrfächerige Kapsel, Fig. 156 und 157) (Veilchen, Reseda, Balsaminc). 5. Die Schote ( M i ^ n a ) ; zwei Fruchtblätter sind mit einander verwachsen und durch eine dünne Scheidewand in zwei Längsfächer getheilt (Levkoje, Kohl); das Schötchen hat denselben B a u , ist aber kürzer und wenig-samig (Hirtentasche, Baucrusenf). 6. Die Schalfrucht (Oa^oxsis); die einsamige Frucht ist von einer fest anliegenden oder mit dem Samen verwachsenen Fmchthülle umgeben, welche nicht aufspringt (Gräser, Ranunkeln, Lippen- 21ß ^. Allgemeine Botanik. blumen). 7. Die Schließfrucht (^HHninni); eine einsamige Kapsel mit trockner, nicht aufspringender Fruchthülle (Sonnenblume, Distel, Kümmel). 8. Die Nuß (Nnx); ist eine Schließfrucht mit fester, lederartiger oder holziger Fruchthülle (Haselnuß, Eichel). Dieselbe fitzt in der mehr oder weniger geschlossenen Becherhülle (Ouxula), welche aus Deckblättern entstanden ist. Das Nüßchen ist eine Schalftucht mit lederartiger fester Hülle (Sauerampfer, Hanf, Heidekorn, Buchweizen)« 9« Die Beere <ZWca); die Häute der Fruchthülle sind weich und der mittlere Theil derselben fleischig und sehr saftreich (Traube, Johannisbeere, Citrone). Als besondere Abänderung der Beere sind die sogenannten Kürbisfrüchte (Gurke, Melone) zu bemerken. 10. Die Steinfrucht (vruxa.); die äußere Haut der Fruchthülle ist fleischig, die innere steinhart (Pflaume, Mandel, Olive). 11° Die Apfelfrucht (^onmin); das lederartige Samengehäuse, G r ö p s genannt, ist von den während der Fruchtreift außerordentlich dick und fleischig gewordenen Fruchtdecken umgeben (Apfel, Birne). Als zusammengesetzte Früchte oder Sammelfrüchte sind die Erdbeere, Himbeere, Maulbeere n. a. m. zu betrachten. 73 So wie die Knospen in den Blattachseln aus dem Stamme heraustreten und zu einer kleinen Scitenachse sich ausbilden und entweder sogleich oder erst nach längerer Zeit weiter wachsen, ebenso entstehen an anderen Stellen der vollkommnerm Pflanzen Knospen, die eine eigenthümliche Entwickelung durchmachen, als deren Endergebniß der Samen erscheint und die daher Samenknospen genannt werden. Wir finden die Samenknospe stets an dem Ende einer Pstanzenachse, deren weiteres Wachsthum mit der Entwickelung der Samenknospe abgeschloffen ist. Verfolgen wir ihre Entstehungsgeschichte, so erscheint dieselbe zuerst in Gestalt eines sehr kleinen, weißen, aus Zellgewebe bestehenden Knöpfchens, das früher unpassender Weist Eichen genannt worden ist. I m Innern der Samenknospe bildet eine Zelle von beträchtlicher Größe eine kleine Höhlung, den KeimsqckFig. 158 o. Die Samenknospe an und für sich ist unfähig, zum Samen sich auszubilden, und es gehen eine Menge von Samenknospen zu Grunde, ohne ihre vollständige Entwickelung erreicht zu haben. Diese tritt nur alsdann ein, wenn ein von den Pollenkörnern der Blüthe ausgehender Pollenschlauch in die Samenknospe eindringt. 76 Bei manchen Pflanzen, wie z . B . bei den Nadelhölzern, hat die Stellung der Samenknospe eine große AehnliäMt mit der einer gewöhnlichen Knospe, indem sie in den Achseln vieler, dicht am Ende der Pflanzenachse zusammengedrängter, schuppenartiger Blätter hervorbricht, ohne alle Bedeckung und deshalb als nackte Samenknospe bezeichnet wird. Alsdann finden wir den später entwickelten Samen ebenfalls nackt unter den Schuppen der Tannenzapfen liegen, wie uns dies am deutlichsten an den großen, wohlschmeckenden Samen der P i n i e <?inu5 I>in63.) wird. II« Gestaltungslehre. Der Samen. 21? Allein bei weitem die Mehrzahl der Pflanzen erzeugt ihre Samenknospen in besonders gebauten blattartigen Gebilden, die bereits unter dem Namen dcr Stempel oder Fruchtblätter beschrieben wurden. Wir haben gesehen, daß diese Organe im Allgemeinen aus einem am Grunde dickeren Theile, dem Fruchtknoten, bestehen, in dessen Fruchtknotenhöhle eine oder mehrere Samenknospen sich zeigen, zu welchen durch eine Oeffnung, bald unmittelbar, bald durch den röhrenartig verlängerten S t a u b w e g oder G r i f f e l der Pollenschlauch gelangt. Die Samenknospe bietet bei den verschiedenen Pflanzen mehrere so eigen- 77 thümliche Abweichungen in ihrem Bau dar, daß eine Beachtung derselben nothwendig ist. So bildet sich um die eigentliche Knospe, die wir als K n o s p e n kern näher bezeichnen wollen, bald eine einfache, bald eine doppelte K n o s p e n h ü l l e , die jedoch an der Spitze des Knospenkerns sich nicht schließt, sondern als K n o s p e n m u n d geöffnet bleibt. Sowohl durch Krümmungen der Samenknospe selbst, als auch durch die Umbiegung ihres unteren verlängerten und in diesem Falle K n o s p e n t r ä g e r genannten Theilcs entstehen diejenigen Formen, welche man als umgekehrte, halb umgekehrte und gekrümmte Samenknospe bezeichnet und die sich von der geraden oder aufrechten Knospe dadurch unterscheiden, daß bei jenen der Knospenmund nicht dem Anheftungspunkt der Knospe gegenüber, sondern neben demselben'liegt. Zur Erläuterung der im Vorhergehenden gebrauchten Ausdrücke diene der in geeigneter Vergrößerung gegebene Durchschnitt einer geraden Samenknospe, Fig. 158« Knosp engrund. b. Knospenkern. o. Keimsack. Innere Knosftenhülle. s. Aeußere Knospenhülle. / . Knospenmund. - Wird ein nach der Ausstreuung des Blüthenstaubes auf die Narbe ge- 7 8 fallenes'Pollmkorn in seiner weiteren Entwickelung verfolgt, so bemerkt man, daß dasselbe zuerst etwas anschwillt und allmählich an einer Stelle zu einer fadenförmigen Zelle, dem sogenannten Pollenschlauch, auswächst. Dieser letzte dringt dann, indem er fortwächst, beim Vorhandensein eines Staubweges durch diesen in den Fruchtknoten ein und gelangt endlich durch den Knospenmund in den Keimsack des Knospcnkerns einer daselbst befindlichen Samenknospe. Er tritt daselbst in Berührung mit eigenthümlichen, sogenannten Keimkörperchen, welchen kleine Kugeln von schleimiger Masse beigesellt sind und es scheint nun eine Vermischung der beiderseitigen Flüssigkeiten stattzufinden. Die Befruchtung, ist hierdurch vollendet und es beginnt sofort die Entwickelung von neuem Zellgewebe an der Stelle, wo der Psllenschlauch eingetreten ist. Das anfangs rundliche Häufchen von Zellen nimmt alsbald eine bestimmte Form an und erscheint endlich als ein kleines selbstständiges Pflcmzchen, das Keim oder 218 ^. Allgemeine Botanik. Embryo genannt wird und mit einer beblätterten Knospe und einem Wurzelchen versehen ist. Fig. 159 zeigt uns vergrößert den Durchschnitt eines Stempels (von Ü61iant1i6iQNN äsntioulawm), wo von den auf der Narbe o liegenden Pollenkörnernck,die fadenförmigen Pollenschläuche durch den Staubweg t>, in die Höhle' des Fruchtknotens a zu den daselbst zahlreich vorhandenen Samenknospen dringen und in diese eintreten. 79 Mit der Ausbildung des Keimes verändern sich jedoch auch seine nächsten Umgebungen, indem durch Vermehrung des Zellgewebes der sogenannte Eiweißkörper entsteht, der den Keim vei manchen Pflanzen gänzlich, bei anderen theilweise einschließt. Das Zellgewebe des Eiweißkörpers enthält am gewöhnlichsten Eiweiß, Stärke oder Oel, Zucker u. a. m., Stosse, die abgesehen von^ dem Nutzen, den sie uns darbieten, dazu bestimmt sind, dem Keime die zu seiner ersten Weiterentwickelung erforderliche Nahrung zu liefern. Nicht selten sind jedoch diejenigen Pflanzen, deren Samen gar keinen Eiweißkörper enthalten, fondern nur au? dem Keim bestehen. Die Hüllen der Samenknospen erkennen wir am gereiften Samen wieder als Samenhäute in vielfach veränderter Form. Betrachten wir eine B o h n e , Fig. 160 und Fig. 161, so läßt sich Vieles I I I . Lebenslchre oder Physiologie. , 219 des seither Gesagten deutlich erkennen. Wir sehen bei a die Stelle, an welcher die ursprüngliche Samenknospe angehestet war, und beim Theilen der Bohne der Länge nach finden wir bei o dm Keim mit seinem Würzelchen b, und mit der von Blättchen umgebenen Knospenspitze, die wohl auch Federchen genannt wird; ferner den Samenlappen ci von beträchtlicher Größe. Ein Eiweißkörper ist hier nicht vorhanden. Derselbe fehlt ebenfalls im Samen des Nepses (Vi-kiHLioa), Fig. 162, achtmal vergrößert. Auf dem Längsschnitt, Fig. 163, sehen wir von der Samenhaüt cr eingeschlossen das Keimpstänzchen, welches hier ganz gekrümmt ist; es besteht aus dem Würzelchen b und den zusammengefalteten Samenlappen s und ci. Dagegen erkennen wir beim Leinsamen, Fig. 164, achtmal vergrößert, unter der Samenschale a eine dünne Schicht von Eiweißkörper b, ferner das Keimpstänzchen mit den Samenlappen o und ci, dem Knöspchen s und dem Würzelchen/. Auf dem Längsschnitt des H a f e r k o r n s M g . 165), in sechsfacher Vergrößerung (Fig. 166) finden wir unter der Samenschale einen großen Eiweißkörper i> und den Keim oci. " Der Keim unterscheidet sich von der gewöhnlichen, am Stamm auftretenden Knospe hauptsächlich dadurch, daß ersterer eine zwar sehr verkürzte, aber doch vollkommene, mit einer Wurzel versehene selbstständige Pflanzenachse ist, während die Ernährung der Knospe stets durch andere Pstanzentheile geschieht, so lange bis der kräftig gewordene Trieb im Stande ist, Wurzeln zu entwickeln und durch . diese Nahrung aus dem Boden aufzunehmen. Indem nun der Keim sich entwickelt, wie dies bereits früher ls- 24) geschildert worden ist, beginnt er ein neues selbstständiges Pflanzenleben, das wieder jene ganze Reihe mannichfacher Gebilde hervorzubringen im Stande ist, deren Betrachtung wir erschöpft haben, und so trägt die Pflanze, obgleich in ihrer Einzelheit ein vergängliches Wesen, dennoch in sich die Bedingung der ewigen Dauer. III. D i e Lebenslehre oder P h y s i o l o g i e . V o n den Lebenserscheinungen i m A l l g e m e i n e n . Bei Betrachtung der Pflanzen- und Thierschöpfung begegnen wir einer 80 Fülle eigenthümlicher Erscheinungen. Es ist der Odem des Lebens, der uns hier entgcgenweht, des Lebens, das in Stoff und Form, in Bewegung und Empfindung Gebilde uns vorführt, wie das Mineralreich sie nicht zu bieten vermag. Unendlich näher gerückt sind dieselben dem menschlichen Sinn und Gefühl, als die starren Formen und regungslosen Massen des todten Gesteins. Scheint es doch, als müßten hier durchaus andere Kräfte »und Gesetze walten, als diejenigen, welche wir als allgemein herrschende Naturkräfte im Bereich der Physik und Chemie bereits kennen gelernt haben. Denn während die unbelebte Materie einer Anziehungskraft unterliegt, die ihre kleinsten Theilchen zu festen Körpern vereinigt und anordnet zu regelmäßigen Krystallen, welche von ebenen Flächen und geradlinigen Kanten bcgränzt sind, finden wir alle 220 ^. Allgemeine Botanik. Pflanzen- und Thiergebilde ursprünglich als kugelförmige Zelle zum Vorschein kommend, aus nachgiebiger, der Umbildung fähiger Masse bestehend und selbst in der Weiterentwickelung und Vollendung Formen annehmend, die sich nicht auf einige geometrische Grundgestalten und ihre Combinationen zurückführen lassen, wie wir dies in der Mineralogie und Cheme bei den natürlichen und künstlichenchemischenVerbindungen gefunden haben. 81 Wir sehen bei Pflanzen und Thieren die verschiedenen Lebensthätigkeiten an gewisse Theile derselben gebunden, die Organe genannt werden, während die Masse des Minerals niemals Theile unterscheiden läßt, die besonderen Zwecken dienen. Ersten sind daher o r g a n i s i r t e Körper; die letzteren sind unorganisirt. Die Aeußerungen der Lebensthätigkeit haben wir zu verfolgen sowohl hinsichtlich des Stoffes, der ihr unterworfen ist, als auch in Hinsicht auf die Form, welche dem letzteren dabei gegeben wird. Ein jeder O r g a n i s m u s (d. i. lebendes Wesen) hat das Vermögen, aus seiner Umgebung fremde Stoffe in seinem Körper aufzunehmen, dieselbenchemischumzuändern und umzugestalten, so daß sie jetzt dem Stoff des eigenen Körpers ähnlich geworden, assimil i r t / s i n d und dessen Masse vermehren. Es sind dies die bekannten Erscheinungen der E r n ä h r u n g und des Wachsthums an organischen Körpern, welche diese so wesentlich von den unorganischen trennen. Denn ein Mineral nimmt keine Nahrung in sich auf und wächst nicht, und wenn wir bildlich von dem Wachsen eines Krystalles sprechen, so ist der Vorgang dabei ein ganz anderer. Es nimmt z. B. ein Alaunkrhstall, den wir in eine Alaunlösung legen, allerdings an Umfang zu. Allein dies geschieht, indem er die in der Flüssigkeit befindlichen Alauntheilchen, welche seiner eigenen Masse bereits vollkommen gleich sind, anzieht und auswendig an seine Oberstäche anlegt. EinechemischeUmbildung oder eine Umgestaltung des Stoffes findet hierbei nicht statt. 82 Eine weitere Aeußerung der Lebensthätigkeit ist die F o r t p f l a n z u n g . Pflanzen und Thiere erzeugen Gebilde, die sich vom mütterlichen Körper trennen und ein selbständiges Leben beginnen und weiter führen, indem sich an den Kindern alle Lebenserscheinungen der Aeltern wiederholen. Daher sehen wir trotz der außerordentlichen Mannichfaltigkeit belebter Wesen doch stets dasselbe Geschlecht, dieselbe Art in v e r M Oft schon ist die Frage aufgeworfen worden: Können neue Arten von Thieren und Pflanzen entstehen? Soweit geschichtliche Aufzeichnung und eine genauere Beobachtung der Natur reicht, hat man keine stehen sehen. Dagegen erfahren unsere Kulturpflanzen und Hausthiere im Verlaufe der Zeit sehr auffallende Aenderungen an Umfang und Gestalt ihres Körpers und nehmen gewisse Eigenschaften an, die sich von Geschlecht auf Geschlecht vererben. Diese und andere Beobachtungen führen zu dem Schlüsse, daß in der organischen Welt dasjenige entsteht, was unter den gegebenen Verhältnissen bestehen kann. So lange letztere sich gleich bleiben, werden auch die Pflanzen- I I I . Lcbenslehre oder Physiologie» . 221 und Thierformen keine Veränderung erfahren. Einer jeden wesentlichen Aenderung der allgemeinen Lebensbedingungen wird auch eine entsprechende Umgestaltung der lebenden Wesen nachfolgen. Hierfür sprechen insbesondere die sich folgenden und von einander so abweichenden Formen der vorweltlichen Wanzen und Thiere, welche im mineralogischen Theile beschrieben worden sind. Nach Gesetzen, die uns unbekannt sind, ist ferner die Z a h l , der Umfang 83 und die D a u e r der organischen Wesen bestimmt. Die Ausbreitung der unzähligen Einzelwesen der Pflanzenwelt ist beschränkt durch den auf der Erdoberfläche ihr gebotenen Raum; das Wasser, das wafferleere Gestein und der trockene Wüstensand setzen ihr, wenn auch keine vollkommene Gränzen, doch eine wesentliche Beschränkung. Die bewegliche Thierwclt ist nicht minder mancher Beschränkung unterworfen. Während diese den Pflanzen mehr durch die Naturgewalten gezogen ist, trägt die Thierwelt selbst durch gegenseitigen Kampf und Vernichtung zur Herstellung des Gesetzes bei. Der Umfang lebender Wesen hat für jede Art ein bestimmtes Maß. Ist dieses erreicht, so nimmt ein solches nicht mehr zu, auch bei der reichsten Nahrung und unter der günstigsten Bedingung. Wie hoch sie auch ihre Gipfel in der Luft erheben —- >,es ist dafür gesorgt, daß die Bäume nicht i n den H i m m e l wachsen« — wie treffend das Sprichwort sagt. Aehnlich' verhält es sich mit der Lebensdauer. Auch hier ist jeder Art em Ziel gesteckt, wiewohl in höchst ungleicher Entfernung. Denn während bei manchen Pflanzen und Thieren die Lebensdauer nur nach wenigen Stunden oder Tagen bemessen ist, bei anderen nach Monaten, Jahren, und selbst nach Jahrhunderten, erreichen manche Bäume ein Alter von Jahrtausenden. So lange die Organe in regelmäßiger Weise, in normaler Thätigkeit 84 sind, ist auch der Verlauf der Lebenserscheinungen ein solcher. Der Organismus ist gesund. Mancherlei Einflüsse wirken jedoch im Verlauf der Zeit hemmend und störend ein auf die Verrichtung der Organe. Dieselbe wird alsdann regelwidrig oder abnorm und als Folge hiervon treten regelwidrige Erscheinungen auf, die wir als K r a n k h e i t bezeichnen. Der Organismus erzeugt alsdann mancherlei Krankheitsproducte, die im gefunden Körper nicht vorkommen; es entstehen Mißbildungen, Verkrüppelungen und Auswüchse der seltsamsten Art. Endlich nehmen die Folgen der regelwidrigen Thätigkeit so überHand, daß ein Stillstand aller Lebensthätigkeit eintritt, den wir als Tod bezeichnen. Die Pflanze oder das Thier ist jetzt eine Leiche. Zwar die Organe sind noch vorhanden, aber jede Thätigkeit ist erloschen;'die Aufnahme der Nahrung, die Umbildung derselben, das Wachsthum — Alles steht still. Neue Erscheinungen treten an die Stelle der bisherigen; die Leiche unterliegt der chemischen Zersetzung, der Fäulniß, der Verwesung. Aber noch die kleinsten Ueberreste organischer Körper verrathen ihren Ursprung. Das Mikroskop läßt uns die Form-Elemente erkennen, jene Zellen, Fasern und Gewebe, welche das organische Gebilde vom unorganischen unter- 232 ^. Allgemeine Botanik. scheiden, und so ist selbst der Steinkohle ihre pflanzliche Abkunft nachgewiesen worden. 83 I n dem Körper der Pflanzen und Thiere begegnet man einer Menge von eigenthümlichen Stoffen, wie dem Zucker, dem Oel, dem Fett, verschiedenen Sauren u. a. m. Obgleich man diechemischenNestandtheile derselben ausgemittelt und gefunden hatte, daß sie nur wenige Elemente enthalten, so war doch die künstliche Zusammensetzung derselben bisher nicht gelungen; ja man hielt ihre Erzeugung als nothwendig an die Mitwirkung organischer Thätigkeit gebunden. Daher nannten die Chemiker solche Stoffe: organische V e r b i n dungen. Die neuesten Entdeckungen der Chemie haben jedoch dahin geführt, daß man die Mehrzähl dieser organischen Producte aus ihren Elementen zusammensetzen kann und es ist zu erwarten, daß dies für alle gelingen wird. Anders Verhaltes sich jedoch mit den organischen F o r m - E l e m e n t e n , z . B . mit der Zelle und ihren Abänderungen.^ Kein Erfolg spricht auch nur entfernt dafm, daß durch Menschenhand jene zarten Gewebe entstehen werden, die unmerklich aus den organischen Säften wie von selbst hervorgehen. 86 Wir kommen endlich zu der Frage nach dem Grund der Lebenserscheinungen, nach der Kraft, die da waltet, und die Thätigkeit der einzelnen Organe und die Entwickelung des Ganzen anregt und weiter führt. Bei der Eigenthümlichkeit der hier auftretenden Erscheinungen und Stoffe glaubte man auch als Grund derselben die Wirkung einer eigenthümlichen Kraft annehmen zu müssen welche man Lebenskraft nannte. Die fortschreitende Naturbeobachtung zeigte jedoch, daß die Wirkung der allgemeinen Naturkräfte, wie Schwere undchemischeVerwandtschaft, sowie der Wärme, des Lichtes und der Elektricität auch auf den lebenden Organismus sich erstreckt und daß eine nicht geringe Anzahl von Lebenserscheinungen sich auf den Einfluß derselben zurückführen läßt. Freilich treten diese Kräfte in den Pflanzen- und Thierkörpern in einer oft verwickelten und höchst schwierig festzustellenden Weise auf. Allein man ist der Ansicht geworden, daß sie wohl die meisten, wenn nicht alle Lebenserscheinungen bedingen und daß man die Annahme einer eigenthümlichen Lebenskraft gänzlich aufzugeben, oder sie nur für gewisse besondere Falle, wie z. B. als formbildende Kraft, beizubehalten habe. D i e Lebenserscheinungen der Pflanze. I m Vorhergehenden haben wir die allgemeinsten Grundsätze kennen gelernt, die für das Leben sowohl der Pflanze als auch des Thieres gelten. Von den besonderen Lebenserscheinungen der Pflanzen haben wir im Verlauf der Darstellung ihrer Organe bereits Vieles mitgetheilt. ^ ^^^^^^ ^ 87 " Einer weiteren Ausführung bedarf jedoch vorzüglich die E r n ä h r u n g der Pflanze, denn ein Verständniß dieser ist von der größten Wichtigkeit für den Ackerbau und die Pstanzencultur überhaupt, durch welche das Bestehen vieler Millionen von Menschen und Thieren bedingt wird. III. Lebenslehre oder Physiologie. 223 Zur richtigen Vorstellung über die Ernährung der Pflanzen gelangen wir: 88 l . durch die Betrachtung ihrer Organe und deren Verrichtungen. 2. Durch Untersuchung der von außen aufgenommenen Nahrungsmittel und ihrer Veränderung in Psianzenkörper. Ueber den ersten dieser Punkte ertheilt uns die Gewebelehre Auskunft; in Betreff des zweiten haben wir uns an die Ch emie zu wenden. Verrichtung des Zellgewebes. So wie eine jede Pflanze, gleichgültig welches ihre Größe sei, nichts au- 89 deres <M die Summe vieler einzelnen Zellen ist, so ist auch ihr Gesammtleben die Summe der Thätigkeit aller Zellen, aus welchen sie besteht. Die ganz besondere Aufgabe des Zellgewebes ist die S a f t l e i t u n g . Letztere besteht darin, daß das für die Pflanze erforderliche Waffer sammt den darin aufgelösten Nahrungsstoffen aus ihrer Umgebung aufgenommen und in dem ganzen Pstanzenkörper verbreitet wird. Die Saftverbreitung innerhalb einer Pflanze findet keineswegs durch röhrenartige Canäle statt, sondern dadurch, daß der Saft von einer Zelle in die ihr benachbarten nach allen Richtungen übertritt. Da die Zellen keine Oeffnungen haben, so sieht man auf den ersten Blick nicht ein, auf welche Weise die Flüssigkeit von außen in die Pflanze und innerhalb dieser von Zelle zu Zelle gelangt. Es beruht dieses jedoch auf der besonderen Eigenthümlichkeit sowohl der pflanzlichen als thierischen Haut, daß sie von manchen Flüssigkeiten durchdrungen wird. Wie die Beobachtung zeigt, geschieht dieses mit einer bestimmten Gesetzmäßigkeit. Wenn nämlich zwei Flüssigkeiten von verschiedener Dichte, z.B. reines Nasser und eine Zuckerlösung, durch eine Scheidewand aus Schweinsblase von einander getrennt sind, so sehen wir alsbald das Bestreben thätig werden, auf beiden Seiten ein Gleichgewicht in der Dichte der Flüssigkeiten herzustellen. Ein Theil des Wassers durchdringt die Haut und begiebt sich zur Zuckerlösung, und ein Theil der letzteren macht den umgekehrten Weg. I n obigem Beispiel begiebt sich mehr Waffer durch die Haut zur Iuckerlösung, als von dieser zum Wasser übertritt. Man bezeichnet diese eigenthümliche Art des Durchgangs von Flüssigkeiten durch pflanzliche oder thierische Häute mit dem Namen der Endosmose oder D i o s mose. Die Art des Durchgangs, insbesondere ob die dünnere Flüssigkeit zur dichteren wandert oder umgekehrt, hängt einestheils von der Beschaffenheit der Flüssigkeiten, anderntheils von der Natur der Haut ab. Thierische Haut zeigt in manchen Fällen ein anderes Verhalten als pflanzliche. Es ist femer gewiß, daß letztere gegen verschiedene ihr dargebotene Auflösungen eine ungleiche Anziehung ausübt, daß sie manche vorzugsweise, andere gar nicht hindurchläßt, daß sie gleichsam eine Wahl hierin ausübt. Mitunter findet man für diese Erscheinungen auch den Ausdruck D i f f u s i o n gebraucht, der jedoch mehr für die Durchdringung gasförmiger Körper gilt. Man vergleiche Physik §. 3 1 : Der flüssige Zellemnhalt ist dichter, als das mit der Pflanze von außen 224 ^. Allgemeine Botanik' in Berührung kommende Nasser. Ein Theil des letzteren tritt daher in die zunächst liegenden Zellen und von da in die folgenden und gelangt so immer weiter. Bald würde jedoch auf diese Weise ein Zustand des Gleichgewichtes zwischen der in und außer der Pflanze befindlichen Flüssigkeit eintreten und die weitere Aufsaugung ein Ende nehmen, wenn nicht die durch die Blätter bewirkte Verdunstung von Wasser den Zellenwhalt wieder verdichtete. Allein nicht nur durch Verdunstung entsteht eine Saftströmung innerhalb der Pflanze/sondern auch durch die fortwährende Neubildung fester Theile. Denn sobald aus dem Saft einer Zelle feste Theile sich ausscheiden, so wird er verdünnter und veranlaßt einen Austausch mit dem dichteren Safte benachbarter Zellen. Das Grundwesen der Saftbewegung überhaupt kann man als das Bestreben nach Herstellung eines Gleichgewichtes in der Dichte des Inhalts aller Zellen und der Flüssigkeit ihrer Umgebung bezeichnen. Die Bewegung des Zellsaftes kann demzufolge nach allen Richtungen stattfinden. Vorherrschend unterscheidet man jedoch eine von unten nach oben gehende Saftströmung, welche ihren Weg durch das Bildungsgewebe und den Splint nimmt; sodann eine abwärtsgehende durch den Bast und eine dritte zwischen Rinde und dem Innern des Stammes, welche durch das Gewebe der Markstrahlen vermittelt wird. Eine besonders vorherrschende Längsrichtung einer Zellform scheint zugleich auch die Richtung zu bezeichnen, in der sie vorherrschend den Saft leitet. Von dem Vorhandensein des abwärtsgehenden Saftstromes überzeugt man sich durch Abschälung eines um einen Zweig gehenden ringförmigen Stückes der Rinde. Hierdurch wird die Vastschicht entfernt und die Leitung des absteigenden Saftes unterbrochen, die nun oberhalb des Ringes zur Zellbildung in Verwendung kommt und eine Anschwellung bewirkt. Ja es tritt eine merkliche Steigerung der ganzen Entwickelung oberhalb des Schnittes ein, der daher Z a u b e r r i n g genannt wurde. 99 Die Zellen haben, wie erwähnt, das Geschäft, den Saft durch die ganze Pflanze zu verbreiten; sie haben jedoch auch die weitere Aufgabe, den Zelleninhalt wesentlich zu verändern, so daß wir sowohl in verschiedenen Pflanzen, als auch in verschiedenen Theilen derselben Pflanze, ja in denselben Theilen zu verschiedenen Zeiten, Stosse von wesentlich anderer Beschaffenheit antreffen. So ist das Bildungsgewebe (Cambium) reich an stickstoffhaltigen Verbindungen; es bildet kein Stärkemehl, wohl aber neue Zellen. Das P a r e n chymgewebe bildet vorzugsweise die servestoffe genannt, weil dieselben häufig wieder verflüssigt und von der Pflanze verwendet werden, wie Zellstoff, Stärke, Zucker, Oele. I m Vastgewebe trifft man vorzugsweise Kautschuk und Alkaloide an. Beachtenswerth ist ferner die sogenannte Resorption oder Wiederauflösung vorhandener fester Theile durch den Saftstrom. Diese ist es, welche die Querscheidewände der Gefätzzellen und das Mark aus dem hohlen Stengel so mancher Pflanzen hinweggenommen hat und die Verschmelzung der Schmarotzerpstanzen mit dem Gewebe ihrer Nährpstanzen bewirkt« H I . Lebenslchre. Ernährung der Pflanze. 225 Die Verbreitung des Saftes durch die gellen geschieht mit ziemlicher 91 Schnelligkeit. Man beurtheilt diese aus der Zeit, welche im Frühjahr der Saft braucht, um zu den Einschnitten zu gelangen, die in verschiedenen Höhen an Baumstämmen gemacht werden, oder aus der Zeit, die eine welke Pflanze beim Begießen oder Einstellung in Wasser zur Aufrichtung nöthig hat. Die Kraft, mit welcher die Zellen Flüssigkeiten aufzunehmen und zu verbreiten im Stande sind, ist sehr beträchtlich und läßt sich nach folgendem Versuche beurtheilen. I m Frühjahr wird das frisch angeschnittene Ende eines Rebenzweiges in eine senkrecht gestellte Glasröhre gesteckt und mittelst Blase oder Kautschuk dicht mit derselben verbunden. Das aus der Schnittstäche des Rebschosses tretende Wasser steigt nun in der Glasröhre zu der beträchtlichen Hohe von 30 bis 40 Fuß, woraus hervorgeht, daß die weitere Aufsaugung durch die Zellen noch unter einem Drucke vor sich geht, der größer ist als der Druck der Atmosphäre (Physik §. 103). D i e N a h r u n g s m i t t e ! der Pflanze« Welche S t o f f e s i n d N a h r u n g s m i t t e l der P f l a n z e ? Diese 92 Frage können wir nur mit Bestimmtheit dadurch beantworten, daß wir untersuchen, aus welchen chemisch einfachen Stoffen der Körper der Pflanze besteht. Da die Chemie festgestellt hat, daß Letztere nicht das kleinste Theilchen ihrer Masse selbst zu erzeugen, ebenso wenig einchemischesElement in ein anderes umzuwandeln vermag, so muß Alles, woraus sie besteht, von außen aufgenommen worden sein. Die Hauptmasse einer jeden Pflanze besteht aus Zellgewebe, das als I n halt theils feste Substanzen, wie Stärke, Blattgrün, Harze, Salze, theils eine wässerige Lösung von Zucker, Gummi, Eiweiß, Säuren, verbunden mit Metalloxyden, enthält, wozu in manchen P stanzentheilen noch flüchtige und fette Oele hinzutreten. Eine tägliche Erfahrung lehrt uns ferner, daß die Hauptmasse der Pflanze beim Verbrennen verschwindet, indem sie in luftförmige Verbindungen übergeht und daß nur die nicht flüchtigen Metalloxyde und Salze als sogenanteAsche einen dem Gewichte nach höchst unbeträchtlichen Rückstand bilden. Sind demnach Zellstoff, Stärke, Zucker, Fette, Eiweiß u. s. w. die Nahrungsmittel der Pflanzen? I n der T h a t , wäre dieses der Fall, dann müßten die Erde, das Wasser und die Luft, worin die Pflanze ihr Leben zubringt, jene Körper enthalten, so daß die Pflanze dieselben einfach daraus nur aufzunehmen und am gehörigen Orte zu verwenden hätte. Allein nirgends treffen wir Zellstoff, Stärke, Zucker, Eiweiß u. s. w. an, als in der Pflanze selbst, und diese muß daher das Vermögen befitzen, dieselben zu bilden, sie aus einfachen chemischen Siosfen zusammenzusetzen. . N a h r u n g s m i t t e l der Pflanze sind daher diejenigen einfachen chemischen S t o f f e , woraus alle die verschiedenen Gebilde bestehen, welche die Gesammtmasse einer Pflanze ausmachen. II. " 15 Z26 93 ^.. Allgemeine Botanik. ' Die Chemie lehrt uns aber in §. 145 u. a. m. die einfachen Stoffe kennen, aus welchen die Pslanzenftoffe gebildet sind. Es bestehen demnach aus: Kohlenstoff und Wasserstoff, . . die flüchtigen Oele, Kautschuk; Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff, . die Pflanzensäuren, Zellstoff, Stärke, Gummi, Zucker, Schleim. Fette, Harze, Farbstoffe; Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff und Stickstoff, . die organischen Basen, das Blattgrün, der Indigo; Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff und Schwefel, die Niweißstoffe. Alle diese Stoffe verbrennen bekanntlich vollständig, und wir nennen daher den Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff und Schwefel die verHrennlichen Bestandtheile der Pflanze im Gegensatz zu denjenigen, welche als Asche zurückbleiben und als die u n v e r b r e n n l i c h e n oder mineralischen Bestandtheile der Pflanze bezeichnet werden. 94 Untersuchen wir die Asche der verschiedensten Pflanzen, so finden wir darin folgende .Säuren und Kohlensäure, Kieselsaure (Kieselerde), Phosphorsäure, Schwefelsäure, Metalloxyde: Kali, Natron, Kalk, Bittererde (Magnesia). Diese Metalloxyde und Säuren fehlen in keiner Asche und sind daher als wesentliche Bestandtheile der Pflanzen anzusehen. Dasselbe gilt von dem C h l o r n a t r i u m (Kochsalz), das wohl in keiner Asche gänzlich fehlt. Außerdem finden sich meist in sehr geringer Menge, oft nur Spuren, das Eisenoxyd, M a n g a n o x y d , Kupferoxhd und die Thonerde; ferner J o d , an Natrium gebunden, vorzüglich reichlich in den Seepflanzen. Die letztgenannten Stoffe kommen entweder nur in gewissen Pstanzenarten, oder in so geringer Menge vor, daßsiefür das Bestehen der Pflanzen im Allgemeinen als nothwendig nicht anzusehen sind. Wenn der Saft mancher Pflanzen salpetersaure Salze enthält (z. B. beim Borasch), so kann die Salpetersäure in der Asche sich nicht vorfinden, dasiebeim Verbrennen der wird. Die mineralischen Stoffe machen nicht ein bestimmtes Organ der Pflanze aus, sondern sie sind entweder aufgelöst in dem Safte der Zellen enthalten oder in Krystallform darin abgelagert. Auch betheiligen sich dieselben an der verdickenden Schicht der Zellwand und verleihen letzterer eine große Festigkeit. Es enthalten manche Theile des Bambusrohres eine solche Menge von Kieselsäure, daß sie am Stahle Funken geben. I n den Zellen der 3licdgräser, I I I . Lebeuslehre. Ernährung der Pflanze. ' 227 an deren Blatträndern findet sich eine Menge von kleinen harten Kieselerdekrystallen, so daß sie schneiden wie ein Messer. Aehnlich verhält es sich bei dem Schachtelhalm, welcher daher zum Poliren des Holzes dient. Kohlensaure MctaÜoxyde sind in der lebenden Pflanze nicht vorhanden; die Kohlensaure entsteht beim Verbrennen derselben durch Zerstörung der organischen Säuren (Klcesäure, Weinsäure ?c.). Auch ein Theil der Schwefelsäure und Phosphorsäure bildet sich erst während der Verbrennung. Eine jede Pflanze stellt demnach ein abgeschlossenes Magazin oder ein 93 Inventarium vor, das verschiedene einfache Stoffe in ungleichen Gcwichtsverhältnisscn enthält. Keiner dieser Stoffe kann innerhalb der Pflanze erzeugt werden; die ganze Menge derselben muß von außen aufgenommen werden. Neberall bietet die Natur das zur Entwickelung von Pflanzen Erforderliche, allein in ^ungleicher Weise vertheilt. Die steilsten Felsen, die Sümpfe, der Flugsand, die Tiefe des Meeres, der Ackerboden, die Schutthaufen und das Gartenland, sie alle ernähren Pflanzen und bedecken sich damit. Allein diese Pflanzen sind nicht dieselben, sie sind so verschieden wie ihre Standorte. Die künstliche Ernährung der Pflanzen, der Ackerbau (Agricultur), besteht nun darin, die äußeren Bedingungen zu erfüllen, damit eine gewisse Menge von Pflanzen, die für die Zwecke der Menschen vonWerth sind, in ihrer Umgebung die zu ihrer Entwickelung nothwendigen Stoffe hinreichend vorfinden. Es ist unmöglich, über diese äußeren Bedingungen des Pflanzenlebens eine klare Vorstellung zu haben, wenn man nicht aufs Genaueste die Bestandtheile der Pflanze und die Wege verfolgt und kennen gelernt hat, auf welche sie in dieselbe gelangen. Wir werden in dem Folgenden zuerst die Aufnahme ( A s s i m i l a t i o n ) der verbrennlichen Pstanzenbestandtheile und nachher die der mineralischen betrachten. A u f n a h m e der v e r b r e n n l i c h e n Pflanzenbeftandtheile. Der Kohlenstoff ist an und für sich ein im Wasser unlöslicher Körper 96 und kann daher als solcher nicht von der Pflanze aufgenommen werden, da nach §. 89 die Zelle nur lösliche Stoffe aufzunehmen vermag. Aller Kohlenstoff, den wir in der Pflanze antreffen, ist in Form einer in Wasser austöslichen Verbindung in die Pflanze getreten, und diese ist unter allen Umständen die K o h lensäure, welche aus Kohlenstoss und Sauerstoff besteht (Chemie §. 58). Wir betrachten daher die Kohlensäure als ein Hauptnahrungsmittel der Pflanze. Wir haben uns nun die folgenden Fragen zur Beantwortung vorzulegen: Woher nimmt die Pflanze die ihr nothwendige Kohlensäure — auf welcheWeisc wird dieselbe aufgenommen — und wie wird sie in der Pflanze selbst verwendet? Die Beantwortung des ersten Punktes scheint nicht schwierig. I n §. 211 der Chemie wurde gezeigt, daß der bewachsene Boden eine Menge in Zersetzung begriffener Pflanzen- und Thierstoffe enthält, die als H u m u s bezeichnet wer15" 2Z8 " H.. Allgemeine Botanik. den. Das Hauptzerschungsftroduct dieses Humus ist die Kohlensäure, welche in hohem Grade in Wasser löslich ist und daher mit dem von den Wurzeln aufgesaugten Waffer in die Pflanze gelangen kann. Diese Erklärung erscheint um so wahrscheinlicher, als wir in der Regel da, wo wir ein üppiges Pstanzenwachsthum antreffen, den Boden mit einer beträchtlichen Humusschicht bedeckt oder durch seinen Humusgehalt ganz schwarz gefärbt sehen. Auf Grund dieser Beobachtungen war der Humus selbst als der Haupternährer der Pflanzenwelt erklärt worden. Eine, genauere und allgemeinere Betrachtung wird uns jedoch leicht die Ueberzeugung gewähren, daß diese Ansicht nicht die richtige ist, daß der Humus nicht die Ursache, sondern die Folge der Vegetation ist. Die Bildungsgeschichte der Erde (Mineralogie §. 130) zeigt, daß dieselbe aus dem feurig flüssigen Zustande sich gestaltete, woraus folgt, daß die zuerst erhärtete Erdkruste unmöglich eine Humusschicht enthalten konnte. Woher nahm nun die erste Pflanzenwelt ihre Nahrung? Ja noch heutigen Tages kommt der Fall vor, daß ein durch vulkanische Thätigkeit aus dem Meere gehobener nackter Fels alsbald mit einer Vegetation sich überzieht, daß auf der glühend ausgeworfenen Lava, nachdem sie verwittert ist, ein üppiges Pflanzenwachsthum entsteht, daß auf Sandböden, die einen äußerst geringen Gehalt an organischen Stoffen enthalten, Wald und Wiesen mit dem besten Erfolg sich anlegen lassen, daß endlich Cactus und Hauswurz auf humusfreiem Gestein wachsen, und daß wir Vergißmeinnicht, Kresse und Hyacinthen in reinem Wasser ziehen. Noch auffallender erscheinen aber die folgenden Thatsachen: Wir sehen, daß Pflanzungen jeder Art, die auf humusarmem Boden angelegt werden, den Gehalt an Humus fortwährend vermehren. Es werden aus manchen Zucker« und Kaffeepstanzungen, sowie von Bananenfeldern jährlich viele Millionen Pfunde von Kohlenstoff in den Producten der Ernte hinwegführt, ohne daß der Boden hierfür den mindesten Ersatz, etwa durch Dünger, erhält, und dennoch nimmt sein Humusgehalt nicht ab, sondern es findet eine Vermehrung desselben Statt. I n dem Heu, das ein Morgen fruchtbarer Rieselwiese liefert, werden 2000 Pfund Kohlenstoff hinweggeführt, und obgleich dieses Jahr für Jahr geschieht, so macht sich doch keineswegs die Nothwendigkeit fühlbar, durch irgend eine Zufuhr diesen Kohlenstoff wieder zu ersetzen. Ebenso nimmt in unseren Wäldern die Humusdecke fortwährend zu durch die Zersetzung der abfallenden Blätter, falls diese nicht theilweise oder gänzlich hinweggenommen werden. Aus dem seither Angeführten geht unwiderleglich hervor, daß der Humus unmöglich die ursprüngliche Quelle der Kohlensäure sein kann, wodurch d i ^ P M n zen ernährt werden. Wir haben vielmehr als das Magazin, aus welchem diese ihr Hauptnahrungsmittel beziehen, die Atmosphäre zu betrachten. Dieselbe enthält zwar in 5000 Maaßtheilen nur zwei Maaß Kohlensäure, allein bei ihrem ungeheuren Umfang berechnet man ihren mittleren Gesammtgehalt an Kohlensäure auf 8440 Billionen Pfund, ein Vorrath, der mehr als ausreichend erscheint, um eine Vegetation zu ernähren, die sich über die ganze Oberstäche der Erde verbreitet. I I I . Lebenslehre. Ernährung der Pflanze. 229 Aus der Luft kann die Kohlensäure direct durch die Spaltöffnungen der Blätter aufgenommen werden und Versuche haben gezeigt, daßeinerkohlensäurehaltigen Luft Kohlensäure entzogen wurde, als man sie durch einen Ballon leitete, der grüne Blätter oder Zweige enthielt. Der Hauptbedarf von Kohlensäure wird jedoch, in Wasser gelöst, durch die Wurzeln der Pflanze zugeführt. Die fortwährende Hinwegnahme von Kohlensäure aus der Luft müßte jedoch den Gehalt derselben alsbald merklich vermindern. Allein wenn wir bedenken, daß durch das Athmen der Thiere, durch die Processe der Verbrennung und der Verwesung, und endlich durch die vulkanischen Ausströmungen fortwährend große Mengen von Kohlensäure der Atmosphäre wieder übergeben werden, so erklärt sich hieraus, daß ihr Gehalt an. diesem Gas, soweit unsere Beobachtungen reichen, sich vollkommen gleich bleibt. I n der That sehen wir den Kohlenstoff in einem ewigen Kreislauf begriffen, bald durch die bildende Lebensthätigkeit zu den Gestaltungen derPsianzenund Thierkörper verwendet, bald wieder der formlosen Luftmasse zurückgegeben. Gehen wir nun zur Beantwortung der Frage über die Verwendung der 97 Kohlensäure in der Pflanze selbst über, so herrscht die Ansicht, daß erstere eine Zersetzung erleidet, indem ihr Kohlenstoff von der Pflanze aufgenommen und ihr Sauerstoff durch die Blätter ausgeschieden wird. Thatsache ist, daß die Blätter und die übrigen grünen, mit Spaltöffnungen versehenen Pflanzentheile, so lange sie der Einwirkung des Sonnenlichtes ausgesetzt sind, Sauerstoff entwickeln. Dies geschieht ganz besonders rasch und reichlich, wenn grüne Pstanzentheile unter Wasser gebracht werden, welches Kohlensäure enthält, wie z. B. Selterser Wasser (Chemie §. 26). Es wäre jedoch auch möglich, daß die Kohlensäure unverändert aufgenommen wird. Der ausgeschiedene Sauerstoff würde alsdann daher rühren, daß die Pflanze einen Theil des von ihr aufgesaugten Wassers zersetzt, so daß, sie den Wasserstoff assimilirt und den Sauerstoff ausscheidet. Jedenfalls erscheint die Gesammtwirkung der Pflanzen in Beziehung auf ihre Nahrungsmittel als eine desoxydirende, d. h. sie scheidet aus denselben Sauerstoff und bildet aus dem Rest ihre Gebilde. Hierfür spricht auch diechemischeZusammensetzung letzterer (Chemie §. 179). Obgleich oben gezeigt worden ist, daß der Humus das Product der Vege- 9 8 tation ist, so läßt sich doch andererseits nicht leugnen, daß das Vorhandensein desselben in einem Boden auf das Wachsthum der Pflanzen einen ungemein begünstigenden Einfluß äußert. Gerade daher ist die Ansicht entstanden und lange vertheidigt worden, daß der Humus das Hauptnahrungsmittel der^Pflanzen sei» Allein dagegen spricht die oben erwähnte Thatsache, daß es ganz humusarme Böden giebt, die außerordentlich reiche Ernten liefern, und daß der fast nur aus Humus bestehende Torf- und Moorboden eine ganz dürftige Vegetation zeigt. Der Humus ist im Wasser ebenso unlöslich, als die Kohle, und kann daher als solcher von der Pflanze gar nicht aufgenommen werden. Wir haben seine unverkennbar günstige Wirkung auf das Pflanzenwachsthum in anderen Verhältnissen zu suchen. Erinnern wir uns daß der Humus aus organischen, Z30 H.. Allgemeine Botanik. in Zersetzung begriffenen Resten besteht, so finden wir unter den durch seine Zersetzung gebildeten Productcn mehrere, die für sich oder in Verbindung mit Ammoniak im Wasser löslich sind, wie die Humussäure, Ulminsäure und Quellsäure, und auf diese Weise der Pflanze zugänglich werden. Endlich ist das letzte Zcrsetzungsproduct alles Organischen, also auch des Humus, die Kohlensäure. Daher wird ein humusreicher Boden stets eine große Menge von Kohlensäure enthalten und das in ihn eindringende Wasser mit derselben gesättigt den Wurzeln der Pflanzen sich darbieten. Noch wichtiger sind aber einige weitere Eigenschaften des Humus und erhöhen dessen Werth für die Bodencultur. Er besitzt nämlich das Vermögen, Wasser aus der Luft anzuziehen und dasselbe zurückzuhalten, in höherem Grade, als, mit Ausnahme der Thonerde, alle übrigen im Boden gewöhnlich vorkommenden Bestandtheile desselben. Die schwarze Farbe, die er dem Boden ertheilt, macht diesen für die Wärmestrahlen der Sonne bei weitem empfänglicher, als die Heller gefärbten Bodenarten (Physik §. 154), und außerdem trägt er zur Auflockerung der Ackerkrume bei, so daß sie dem Zutritt und Einfluß des atmosphärischen Sauerstoffs zugänglicher und der Verbreitung der Wnrzelfasern günstiger wird. Neberdies ist die in humusreichem Boden überall vorgehende Verwesung von einer Wärmeentwickelung begleitet, ähnlich wie dieses in so merklichem Grade der Dünger zeigt, der ja deshalb zur Anlegung der warmen Mistbeete angewendet wird. So sehen wir den Humus als einen Vermittler der Pflanzen-Ernährung auftreten, indem er den Boden reicher macht an Wasser und Wärme, zweien für »das Pflanzenleben so wichtigen Elementen. M i t Recht legt daher der Landwirth dem Humus großen Werth bei, und obwohl seine Menge im Boden schon einigermaßen durch die schwärzere Farbe desselben sich beurtheilen läßt, so erhält man doch ein genaueres Resultat, wenn man eine Probe der ausgetrockneten Erde ausglüht, wodurch der verbrennliche Humus zerstört wird und die mineralischen Bestandtheile zurückbleiben. 99 Während der Nacht und im Dunkeln (in Kellern) findet keine Aufnahme und keine Ausscheidung von Sauerstoff durch die Blätter Statt. Durch den Abschluß des Lichtes erscheint überhaupt die ganze Lebensthätigkeit der Pflanze verändert. Sie kann in diesem Falle zwar neue Theile bilden, aber sie nimmt den Stoff dazu nicht von außen, sondern aus ihrer eigenen Masse, wie dies am deutlichsten bei den M Finstern Schößlinge treibenden Kartoffeln sich nachweisen ' läßt. Manche Pflanzenbeftandtheile, wie das Blattgrün, der bittere Milchsaft und das reizende Oel der Cruciferen, bilden sich nur unter de-m Einfluß des Lichtes. ter des Salates, der Endivie, des Weißkrautes sind gelblich oder weiß, und erstere haben keinen bitteren und letztere keinen beißenden Geschmack. Dagegen bilden sich bei mangelndem Lichte andere Stoffe in den Pflanzen, wie z. B. Zucker in dem Weißkraut und Solanin in den Keimlingen der Kartoffel. Ueberdeckt man während der Nacht eine Pflanze mit einer Glasglocke, so enthält die dadurch abgeschlossene Lust am Morgen eine größere Menge von I I I . Lebenslehre. Ernährung der Pflanze. 231 Kohlensäure als vorher. Es beruht dies theilweise darauf, daß der Sauerstoff der die Pflanze umgebenden Luft einen oxydirenden Einfluß auf die Oberstäche derselben ausübt und so die Bildung von einer gewissen Menge von Kohlen« säure veranlaßt, die bei verschiedenen Pflanzen höchst ungleich ist. Am größten ist sie bei solchen, welche in ihren Drüsen leicht oxydirbares flüchtiges Oel enthalten. ' Anders verhält es sich mit der Aufnahme von Sauerstoff durch diejenigen Theile der Pflanze, welche nicht grün gefärbt sind, wie die inneren Blüthenthetle und die Keimlinge. Hier nimmt der Saunstoff wesentlichen Antheil an der Ausbildung dieser Organe, welche von einer merklichen Entwickelung von Wärme begleitet ist, wie wir diese überall auftreten sehen, wo Sauerstoff gebunden wird. So findet man innerhalb der Blüthenscheide des A r o n s (Fig. 167) in der Nähe des mit zahlreichen Fruchtorganen besetzten Blüthenkolbens a, eine Temperatur, welchen bis 12« C. höher ist, als die der äußeren Luft. Wir bemerkenferner eine beträchtliche Erhöhung der Temperatur, wenn keimende Samen in Menge zusammengehäuft sind, wie dies bei der Bereitung des Malzes der Fall ist. Letzteres erhitzt sich so beträchtlich, daß es öfter umgeschaufelt werden muß, damit die der Malzbereitung zuträgliche Temperatur von 18 bis 20<> E. nicht überschritten wird. Es folgt hieraus, daß für das Leben der Pflanze die Gegenwart von Sauerstoff nothwendig ist. Bringt man eine Pflanze in Luft, die keinen Sauerstoff enthält, so steht ihre Entwickelung still, sie stirbt ab und dasselbe findet Statt im luftleeren Raum. Bei den meisten Pstanzentheilen, welche Wasserstoff und Sauerstoff enthal- 1 W ten, stehen die Gewichtsmengen dieser beiden Körper zu einander im Verhältniß Hon 1Hu 8 , wie dasselbe auch in der Zusammensetzung des Wassers stattfindet (Chemie §. 32). Daraus schließen wir, daß diese beiden Stoffe fast ausschließlich durch die Wurzel aufgenommen werden und zwar in der Form von Wasser. Da jedoch manche Pflanzenstoffe, wie namentlich die flüchtigen Oele und die Harze, zwar Wasserstoff, aber entweder gar keinen Sauerstoff oder weniger enthalten, als obigem Verhältniß entspricht, so muß die Pflanze die Fähigkeit befitzen, auch einen Theil des von ihr aufgenommenen Wassers in seine Bestandtheile zu zerlegen. Der Wasserstoff wird in diesem Falle verwendet, der Sauer- 232 ^ . Allgemeine Botanik. stoff durch die Blätter ausgeschieden. Ueberdies macht das Wasser selbst einen beträchtlichen Theil des Pflanzenkörpers aus. Denn der gellsaft besteht größtentheils aus Wasser, in welchem, andere Stoffe gelöst find; dasselbe durchdringt und erfüllt mehr oder, weniger alle die Pflanzentheile, welche Biegsamkeit zeigen, die mit dem Verluste des Wasser§ abnimmt. Insbesondere wasserhaltig erweisen sich jüngere, krautartige Gebilde, deren Wassergehalt oft 70. ja bis 90 Procent beträgt. Inmitten der tropischen Wälder hatte H u m b o l d t mitunter die größte Noth bei Anzündung eines Feuers wegen der außerordentlichen Saftfülle der Gewächse. I n frischem Zustande enthalten unsere schweren Hölzer, wie Eichenund Buchenholz, 20 bis 30 Procent Wasser; die leichten, wie das von Pappeln und Weiden, 40 bis 50 Procent. Die Gegenwart von Wasser ist daher unumgänglich nothwendig zur Entwickelung der Pflanze; dieselbe nimmt jedoch noch bei weitem mehr auf, als sie i n obiger Weise verwendet. Dieser Uebcrschuß wird durch die Blätter wieder verdunstet. Letztere besitzen übrigens auch die Fähigkeit, dampfförmiges Nasser aufzunehmen, ohne welche der Thau nicht den vortheilhaften Einfluß haben würde, welchen er hervorbringt. Auf das Verhältniß des Wassers zur Pflanze kommen wir bei der Aufnahme ihrer mineralischen Bestandtheile nochmals zurück. 3. K.UMNWH6 6.63 Ktiokstoü'L. INI Die Pflanzen enthalten im Vergleich mit ihren übrigen Bestandtheilen nur eine geringe Menge von Stickstoff. Derselbe findet sich hauptsächlich in dem Zellsast, besonders der jüngsten Theile und in den Samen. I n 2500 Pfund Heu sind 984 Pfund Kohlenstoff, aber nur 32 Pfund Stickstoff enthalten. Obgleich die Blätter der Pflanze beständig von dem Stickstoff umgeben sind, welcher vier Fünftel der Luft ausmacht, so wird er doch nicht durch dieselben aufgenommen. Die Pflanze erhält denselben in Form derchemischenVerbindung des Stickstoffs mit Wasserstoff, die A m m o n i a k genannt wird (Chemie §. 84). Dieser durch seinen eigenthümlichen durchdringenden Geruch ausgezeichnete Körper ist in hohem Grade in Wasser löslich und gelangt mit dkm durch die Wurzeln aufgesaugten Wasser in die Pflanze. Die Atmosphäre ist ebenso die ursprüngliche Quelle des in den Pflanzen- und Thierkörpern enthaltenen Stickstoffs, wie dies bereits für den Kohlenstoff angeführt worden ist. I n dem rein mineralischen Boden gehören stickstoffhaltige Minerale zu den SeltenhMm^^die^ wie z. B. der Chilisalpeter u m auf einzelne Gegenden beschränkt find (Chemie §.30). Die Atmosphäre enthält dagegen überall eine gewisse Menge von Ammoniak, die zwar so gering ist, daßsienicht durch den Geruch bemerklich und auch dem Gewicht nach nicht bestimmbar ist, deren Anwesenheit sich jedoch in jedem Regen- und Vachwasser nachweisen läßt. Die Ackererde, besonders die ihonund humusreiche, absorbirt begierig das Ammoniakgas, so daß dieser stickstoffhaltige Körper überall verbreitet und der Pflanze zugänglich ist. Allerdings würde durch eine mächtige Vegetation und die von dieser er- III. Lebenslehre. Ernährung der Pflanze. 233 nährte Thierwelt der Ammoniakgehalt der Luft mit der Zeit eine Erschöpfung erleiden müssen. Allein gleich wie beim Verwesen der organischen Körper der Kohlenstoff wieder als Kohlensäure der Atmosphäre zurückgegeben wird, so ist auch W Ammoniak ein niemals fehlendes Zersttzungsproduct der Verwesung und besonders reichlich liefern denselben die faulenden Thierstoffe aus dem einfachen Grunde, weil diese sehr viel Stickstoff enthalten. Einen weiteren Zuwachs an Ammoniak erhält die Atmosphäre überdies durch die Vulkane, welche jenes Gas in großer Menge ausströmen. Aus dem Vorhergehenden erklärt sich die vortheilhafte Wirkung, welche auf das Pflanzenwachsthum durch solche Stoffe hervorgebracht wird, die entweder schon Ammoniak enthalten, wie Mist, Pfuhl, Gaswasser, Ruß und Ammoniaksalze, oder die, in den Boden gebracht, allmählich sich zersetzen und dabei die Bildung von Ammoniak veranlassen, wie alle thierischen Abfälle, z. B. Hornspäne, Knochenmehl u. a. m. Der Stickstoff wird der Pflanze auch in der Form von Salpetersaure geboten, welche aus Stickstoff und Sauerstoff besteht (Chemie §. 39) und an Alkalien gebunden, wiewohl in geringer Menge, im Boden sich findet. Thatsache ist es, daß salpetersaure Salze als vorzügliche Dungmittel sich erweisen. 4. H.Ä.Qia,d.N1G 6.63 IoV^SksiZ« Der Schwefel ist in noch geringerer Menge i n der Pflanze enthalten als l l ) 2 der Stickstoff. Er fehlt jedoch niemals in den eiweißartigen Stoffen, die nach §. 195 der Chemie 1/2 bis 2 Procent Schwefel enthalten. Aller Schwefel gelangt durch die Wurzel in die Pflanze, und zwar in Form von Schwefelsäure, die wir daher als ein Nahrungsmittel der Pflanze zu betrachten haben. Diese Säure wird in kleinen Mengen fast in jedem Boden angetroffen, und zwar vorzugsweise in Verbindung mit Kalk, als sogenannter Gyps, ein Salz, das in Wasser löslich und dadurch zur Aufnahme mit diesem geeignet ist. Es enthält ferner aller Stalldünger schwefelsaures Ammoniak, das wegen seines Gehaltes an Stickstoff und an Schwefel als ein vorzügliches Beförderungsmittel der Entwickelung derjenigen Pflanzentheile angesehen werden muß, welche diese Stoffe enthalten. A u f n a h m e der m i n e r a l i s c h e n P f l a n z e n b e s i a n d t h e i l e . Als die gewöhnlichen mineralischen Bestandtheile der Pflanzen sind die M Z Verbindungen der Kieselsäure, Phosphorsäure und Schwefelsäure mit Kali, Natron, Kalk und Bittererde anzusehen, und außerdem noch Chlornatrium und Chlorkalium. Seltenere Stoffe sind Thonerde, Eisen- und Manganoxyd, Kupferoxhd, sowie Verbindungen von Jod, Brom oder Fluor mit Metallen. Die Summe der unverbrennlichen Stoffe macht nur einen sehr geringen Theil vom Gewicht der Pflanze aus. 100 Pfund der folgenden Pflanzenstoffe geben an Asche- Tannenholz s / ^ Pfd.; Eichenholz 2 ^ Pfd.; Weizenstroh 5 bis 6 Pfd.; Lmdenholz 5 Pfd.; Kartoffelkraut 15 bis 17 Pfd. 234 ^ . Allgemeine Botanik. Die verschiedenen Theile einer und derselben Pflanze enthalten ungleiche Mengen mineralischer Stoffe. I n der Regel sind die Blätter und die Rinde daran bei weitem reicher, als Stamm und Wurzel. Es geben Asche: 100 Pfd. Runkelrüben 6,2 P f d . Kartoffeln 3,9 » Erbsen . 3,1 » Weizenkörner . . . . 2,4 » ^ Eichenholz..... .2,5 » Blätter derselben 21,5 Kartoffelkraut . . . . . . . 17,3 Erbsmstroh 11.3 Weizenstroh . 6,9 Eichenblätter 9,8 Pfd. » » » « Schwefelsäure. Kieselerde. Talkerde. Kalk erde. Kochsalz. Natron. Giscnmyd. 23,7 Phosphorsäure, 8,2 Klee ^ l i l o i l u r a ;>rut6N3s), ganze Pflanze . . . . > Raygras (I^oÜum pei-enns), ganze'Pflanze . . . . ! Kali. Von allen Pstanzentheilen haben die Samen und die Wurzeln stets den geringsten Aschengehalt. Aber nicht allein die Menge der von verschiedenen Pflanzen gelieferten Asche ist ungleich, sondern auch die Zusammensetzung dieser selbst, wie die Analysen einiger Aschen zeigen: 13.3 1,8 a,3 0,3 Esparsette (Onodr^cdi» 8ü.t,ivll.j, ganze Pflanze . Eichenholz Tannenholz ... 5,4 5,6 3,7 7,1 0,0 50,5 6,3 0,8 25,9 0,4 — Weizenstroh 9,0 — Buchweizen ( k o i ^ o n n m ?«.^op/rnm), Körner. . - 8,4 20,1 39,2 . . . . Runkelrüben, Wurzel . . . Weizen (Körner) Erbsen, Samen . . . . . . . . . . Kartoffel, Knollen 21,5 1,1 2,3 0,3 2.0 3,0 2,3 — 60.3 1,3 1,0 3,1 1,0 2,1 50,0 1,0 4,8 34,2 1,0 7,1, 11.3 0,5 1.6 6,6 2,5 3,0 0,5 0,7 31,5 9,1 5.7 1,9 6,2 3,3 0,5 8,5 5,0 67,6 ^ 6,6 10,3 0,6 3,9 3,6 5,8 6,4 — 47,9 — __ 1,8 5,4 5,6 39,0 1,4 8,5 7,0 4,4 8,0 Die vorstehende Tafel läßt aufs Deutlichste erkennen, schiede i n den Aschen verschiedener Pflanzen und selbst bei einer und derselben Pflanze i n ihren verschiedenen Theilen stattfindet. W i r schließen daraus, daß jede Pflanze zu ihrer Ausbildung bestimmte mineralische Stoffe in gewisser Menge nöthig hat. Diese Menge ist aber weder nach oben noch nach unten mit Sicherheit festgestellt, indem dieselbe bei einzelnen Pflanzen oft bedeutend wechselt. Die i n vorstehender Tafel gegebenen Zahlen haben daher nur einen beschränkten Werth; es ist möglich, daß die Aschen derselben Pflanzen, sobald letztere einem anderen Standorte öder Jahrgange entnommen m. Lebenslehre. Ernährung der Pflanze. 235 werden, eine hiervon sehr verschiedene Zusammensetzung ergeben. Man glaubt jcdoch, daß das Verhältniß der Säuren zu den Basen für jede Gattung ein ziemlich feststehendes sei; ebenso, daß einerseits Kali und Natron, andererseits Kalk und Talkerde sich gegenseitig zu vertreten vermögen. Auch hat man gesetzmäßige Bezeichnungen aufzustellen gesucht zwischen dem Gehalt der Asche an Kalk- und Talkerdesalzen und dem Gehalt der Psianzentheile an Eiweißstoffen; ferner zwischen dem Alkaligehalt der Asche und der Menge von Kohlenstoffhydraten (Chem. §. 178) in den betreffenden Pstanzentheilen/ Es bedarf jedoch zu völliger Aufklärung dieser Verhältnisse noch zahlreicher und ausgedehnter Untersuchungen. Immerhin steht fest, daß die Natur der unorganischen Stoffe, welche wir in der Asche einer Pflanze vorfinden, für dieselbe eine Lebensbedingung bildet. Enthält der Boden dieselben gar nicht, oder in unzureichender Menge, so werden diejenigen Pflanzen oder.Pflanzentheile, welche derselben bedürfen, gar nicht oder nur unvollkommen ausgebildet. Genaue Versuche haben dieses vollkommen bestätigt. I n reinem Quarzsande keimen und wachsen zwar Erbsenpflanzen, ' allein sie entwickeln keine Samen, was der Fall ist, wenn man jenem Sande Kalk- und Kalisalze zusetzt. . Während wir die Kohlensäure, das Waffer und das Ammoniak, welche dm 194 Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff und Stickstoff der Pflanze liefern, überall in hinreichender Menge verbreitet.finden, herrscht eine bei weitem größere Ungleichmäßigkeit hinsichtlich der mineralischen Bestandtheile. Aller Boden ist, wie wir aus der Mineralogie ersehen, nichts Anderes als verwittertes Gestein. Es hängt daher ganz von dessen Natur ab, welche Bestandtheile der Boden enthält. Neiner Kalkstein oder Sandstein würden beim Verwittern Böden liefern, die nur Kalk oder Kieselerde enthalten und daher keiner Pflanze das erforderliche Kali geben könnten. Die gemengten Felsarten dagegen, wie namentlich der Granit, Basalt, Porphyr, Thonschiefer, die Grauwacke, Lava und andere mehr, enthalten alle die in der Pftanzenasche vorkommenden Metalloxyde und geben daher vorzugsweise fruchtbare Bodenarten (vergl. Mineralogie Z. 98 bis 118). Man unterscheidet den w i l d e n Boden, wie er aus dem verwitterten Gestein hervorgegangen ist und ohne menschliches Zuthun mit Gewächsen sich bedeckt hat, von der Ackererde oder Ackerkrume, welche durch den Anbau gelöchert, geebnet, gleichförmiger zertheilt und meist auch reichlicher mit organischen Neberresten vermischt ist. I n den Körnern der Getreidearten und in den meisten anderen Samen 1 W sind der Kalk und die Bittererde stets verbunden mit Phosphorsäure. Es enthalten 100 Pfd. der Asche von Weizenkörnern 60 Pfd.; von gelben Kocherbsen 34 Pfund Phosphorsäure. Dieselbe findet sich ursprünglich im Mineralreich, am häufigsten in Verbindung mit Kalk den A p a t i t (Min. §. 53) bildend. Durch die Pflanzen wird der phosphorsame Kalk in ihre Samen aufgenommen, und indem der Mensch und die Thiere dieselben verzehren, erhalten sie die zur Bildung der Knochen (Chemie §. 49) erforderliche Masse. 236 186 ^. Allgemeine Botanik. I n vielen Pflanzen herrscht einer der mineralischen Bestandtheile gegen die übrigen besonders vor. So nach §. 103 die Kieselsäure im Weizenftroh, der Kalk in dem Klee, das Kali in den Wurzelgewächsen und man kann hiernach die Pflanzen in Kali-, Kalk- und Kieselpstanzen unterscheiden. Zu den K a l i p f l a n z e n gehören der Nermuth, die Melde, die Runkelrübe, die weiße Rübe, der Mais, die Kartoffel, der Taback. Kalkpflanzen sind die Flechten, der Cactus, der Klee, die Bohnen, die Erbsen, die meisten "unserer einheimischen Orchideen. Kieselpflanzen sind der Weizen, Hafer, Roggen, Gerste, überhaupt Getreide und Gräser, sodann Heidekraut, Pftiemenkraut oder Ginster, das Heidekorn, die Akazie. Bei weitem die meisten Pflanzen gehören jedoch nach den Bestandtheilen ihres Samens zu der einen, und nach denen ihres Stengels oder ihrer Blätter zu einer anderen Abtheilung, so daß eine Eintheilung derselben in dieser Beziehung nicht durchzuführen ist» Nachdem wir die Bedeutung der mineralischen Bestandtheile für die Pflanze kennen gelernt haben, wird auch das vereinzelte Auftreten mancher Pflanzen an bestimmten Orten erklärlich sein. So z. B. trifft man den wilden S e l l e r i e und die sogenannten S a l z p f l a n z e n (82.IL0I3.) nur in der Nähe des Meeres oder von Salinen, weil sie eine beträchtliche Menge von Natron bedürfen, die sie anderwärts nicht finden. Der Borasch und der Stechapfel erscheinen in der Nähe der bewohnten Orte, denn beide Pflanzen haben Salpeter nöthig, der sich aus den verwesenden Abfällen der Menschen und Thiere bildet. Ebenso fehlen einzelne Pflanzen in manchen Gegenden gänzlich, die dicht neben diesen in anderem Boden in Menge vorkommen. I n dem Mergelboden und Moorgrund des Rheinthales sucht man vergeblich das homgreiche Heidekraut und die gelbe Ginster, die in dem benachbarten Haardtgcbirge und Odenwalde den Boden des Waldes und der Bergabhänge bedecken. Für den mit« diesen Verhältnissen Vertrauten giebt das Erscheinen und Fehlen solchercharakteristischerPflanzen häufig Aufschluß über die Beschaffenheit des Bodens, ohne daß er eine Untersuchung desselben zu machen hat. Das Bestehen einer Pflanzengattung hängt jedoch nicht allein von den Bestandtheilen des Bodens, sondern auch wesentlich von anderen Bedingungen ab, was hierbei wohl zu berücksichtigen ist. 107 Das Wasser ist den Pflanzen nothwendig, nicht allein weil es selbst ein Hauptnahmngsmittel derselben bildet, sondern auch als LösunFsmitte! der Kohlensäure, des Ammoniaks, sowie der mineralischen Stoffe. O^ne die hinreichende-Wassermenge ist daher kein Pftanzenwachsthum denkbar. Ein Boden mag Ueberfluß haben an Humus, Ammoniak und Salzen, alles dies ist ein verschlossener Schatz ohne die lösende Kraft des Wassers. Die Einwirkung des Wassers aus die mineralischen Bestandtheile des Bodens ist nicht bloß eine auflösende, sondern auch einechemischzersetzende. Denn vorherrschend wird der Ackerboden gebildet von Verbindungen der Kieselerde mit Thonerde, Kalkerde, Talkerde und Alkalien, welche in Wasser für sich un- I I I . Lebenslehre. Ernährung der Pflanze. 237 löslich find. Dasselbe gilt für die Kieselerde selbst, welche die Hauptmasse der Sandböden ausmacht. Indem jedoch das Wasser zunächst 'die im Boden befindliche Kohlensäure und das vorhandene Ammoniak aufnimmt, äußert es jetzt unter Mitwirkung dieser Stoffe eine aufschließende, d. i. chemisch zersetzende Einwirkung auf die unlöslichen Silicate (Min. §. 46). Während einerseits in kohlensäurehaltigem Wasser lösliche kohlensaure Erden und Alkalien entstehen, wird andererseits die Kieselerde in löslichem Zustande (Chem. §. 67) abgeschieden und es ist somit diesen Mineralstoffen der Gintritt in die Zellhaut ermöglicht. Aber hier drängt sich die Frage auf: werden denn nicht solche in aufgelöstem Zustande befindliche Mineralstoffe sofort durch das Regenwaffer hinweggespült und der Pflanze entzogen? Wir sehen doch wochenlange Regengüsse die Felder durchdringen und wir begießen fortwährend die Kulturpflanzen unserer Gärten und Blumentöpfe mit stets erneuertem Wasser. Wird in beiden Fällen die Erde nicht förmlich ausgewaschen und ihrer löslichen Nahmngs-^ Mittel beraubt? Allerdings sollte man dieses erwarten. Allein die Ackerkrume befitzt die höchst merkwürdige Eigenschaft, lösliche Salze anzuziehen und in der Art zurückzuhalten, daß dieselben von Wasser nicht ausgewaschen, wohl aber von den Wurzelfasern aufgesaugt werden können. Ein einfacher Versuch zeigt dies Vermögen der Ackerkrume sehr deutlich. Man füllt einen Trichter mit Ackererde und übergießt dieselbe mit der Auflösung irgend eines Salzes, deren Gehalt bekannt ist. Es zeigt sich alsdann, daß die ablaufende Flüssigkeit weniger von dem^Salze enthalt, als die aufgegossene. Nicht alle Salze verhalten sich hierin gleich; von dem Einen wird mehr zurückgehalten als von dem Anderen. Es scheinen gerade die als Nahrung der Pflanzen wichtigeren Stoffe, das Kali, das Ammoniak, die Phosphorsäure und Kieselsäure in höherem Grade festge' halten zn werden als Natron, Kalk, Schwefelsäure, Salzsäure und Salpetersäure. Die ablaufenden Gewässer können somit dem Boden nur den Ueberschuß seiner löslichen Bestandtheile entziehen. Durch längere Einwirkung der Sonnenstrahlen kann, der Boden endlich 198 eine solche Erwärmung annehmen, daß er völlig austrocknet und alles Pstanzenleben abstirbt. Es verhalten sich jedoch die verschiedenen Bodenarten hierin sehr ungleich, indem der eine das Wasser stärker zurückhält und weniger rasch austrocknet als der andere. Die Wasserhaltigkeit des Bodens ist daher eine höchst wichtige Eigenschaft desselben und wird bedingt durch seine Bestandtheile. Während Quarzsand eine außerordentlich geringe Wasserhaltigkeit besitzt, daher leicht ausdörrt, erweisen sich feinpulveriger Kalk, Humus und T h o n (Min. §. 115) bei weitem wasserhaltender. Insbesondere ist es der Letztere, welcher die Feuchtigkeit unserer Ackerböden bedingt. Allzuviel Thon ist jedoch dem Boden nicht minder nachtheilig, als der Mangel desselben. I n diesem Falle ist der Boden beständig naß, zusammenhängend und der Luft unzugänglich und beim Austrocknen hart und undurchdringlich für die Wurzeln. Nur schneidende Riedgräser und Nmsen kommen auf solchem Thonboden kümmerlich fort. 233 H.. Allgemeine Botanik. ViQÜu.38 Hsr Mäi?ru.S, ÄS3 I l i o ^ s s U.NÄ 6.61' Vicktrioität. 199 Das Leben der Pflanzen wird nicht allein von den Nahrungsmitteln der.selben bedingt, es ist nicht bloß einchemischerUmsetzungsproccß, vermittelt durch die Thätigkeit der Zellen. Auch die physikalischen Kräfte, die Wärme, das Licht und die Elektricität haben daran ihren Antheil und es ist bereits (§. 99) der Einfluß des Lichtes auf die Bildung gewisser Pflanzenstoffe hervorgehoben worden. I n welcher Weise jedoch in diesem Falle und überhaupt das Licht auf die Pflanze wirkt, ist näher nicht nachzuweisen und noch weniger wissen wir über die Wirkung der Elektricität zu sagen. Auffallender und daher bekannter ist der Einfluß der Wärme. W i r wissen, daß derselbe im Allgemeinen ein dem Pflanzenleben günstiger ist, welches mit der abnehmenden Temperatur allmälig erlischt. Doch verhalten sich die Pflanzen hierin sehr ungleich. Denn es erfrieren zum Beispiel: Bohnen bei . . . . . . . Gurken und Kartoffeln bei . . . . Mhrthen, Orangen und Citronen bei. . . Lorbeeren, Cypressen und Feigen bei . . ° Kirschlorbeer und Pinien bei : . . . . Buxbaum b e i . . . Weinstock bei . . . . . . . . . Mandeln, Pfirsich, Aprikosen, Centifolien und Mispeln bei . . . . . . . Wallnuß und Kastanien bei . . . Pflaumen und Kirschen bei. . . . . Aepfcl und Birnen bei ° . . . . Wachholder bei . . . . . ' — — — — — 2 7 8 16 20 - s - . 1<>N — 0<>N. bis — 4 " R . hjs -_ 90R. bis — 1 1 " R. bis — 200R. bis — 21«R. — 2 1 bis — 2 4 " N. — 24 bis — 2 6 " R . — 2 5 bis — 2 6 " R. — 25 bis — 2 7 " R. — 30 bis —- 400R. Es bedürfen ferner um zu reifen einer mittleren Sommcrwärme: Weizen von . . . . . « . . 13«C. Wem von . « 18o C. Baumwolle und Zuckerrohr von . . . . 1 9 ^ C . Oelbaum von . . . . . . . 230C. Dattelpalme von . . . . 260C. 11l> V o n der Wärme ist ferner die V e g e t a t i o n s z e i t abhängig, nämlich Qie Anzahl der Tage, welche eine Pflanze vom Beginn ihrer Entwickelung bis zur Fruchtreife bedarf. Dieselbe ist geringer für wärmere Gegenden als für kältere. S o z. B . betrug i m gleichen Jahre die Vegetationszeit der Gerste im Elsaß 92 Tage, bei Kopenhagen 1 2 0 Tage.' Multiplicirt man jedoch die mittlere Temperatm verschiedener Orte mit der Anzahl ihrer Vegetationstage für dieselbe Pflanze, so erhält man als Product sehr nahezu übereinstimmende Zahlen. Es geht hieraus hervor, daß zur Fruchtreife bei jedem Gewächse eine gewisse sich III. Lebenslehre. Ernährung der Pflanze. 239 gleich bleibende Menge von Wärme erforderlich ist, die jedoch auf ungleiche Zeiten Vertheilt sein kann. Für tausend Fuß Erhebung über den Meeresspiegel verspätet sich die Blüthezeit für Getreide und Kartoffel ungefähr um 20 Tage; das Ausschlagen und die Blüthezeit tritt für jeden Grad höherer Breite etwa um 4 Tage später ein. Allzuhohe Temperaturen setzen jedoch ebenfalls der Fruchtreife mancher Gewächse eine Gränze. I n den eigentlichen Tropenländem reifen weder Birnen und Aepfel noch Weizen. Wir haben im Vorhergehenden gesehen, in welcher Weise die Pflanze die I N unorganischen Stoffe der Natur als Nahrung aufnimmt und sich aneignet. Merkwürdiger Weise begegnen wir jedoch einer nicht geringen Anzahl von Gewächsen, welche nicht in der Erde, sondern auf anderen Pflanzen wachsen. Dieselben sind in der Regel mit dem Basttheil der Rinde desjenigen Stammes verwachsen, auf welchem sie angetroffen werden. Offenbar nehmen die Schmarotzer einen Theil der Säfte ihrer Ernährer hinweg und beeinträchtigen dadurch dessen Wachsthum, ja führen häufig seinen Untergang herbei. Ihre Ernährungsweise läßt sich mit der der blntsaugenden Thiere vergleichen, die ebenfalls bereits assimilirte Stoffe verspeisen. Der bekannteste Schmarotzer ist der M i s t e l (Visouin), der auf Obst- und Waldbäumen häufig vorkommt, und aus dessen weißen, schleimigen Beeren der Vogelleim bereitet wird. Manche Schmarotzer entwickeln sich auch auf den Wurzeln anderer Pflanzen, wie namentlich die Schuppenwurz (I^tkrg.63.) und das Fichten-Ohnblatt (NonotropÄ.), die Sommerwurz, auch Hanfwürger genann t(0i-0ka.iiH6 rauivM), Fig. 168, weil sie, wie F i g . 169 ^ zeigt, aus der Wurzel des Hanfes S hervorwächst und diesem schädlich wird. Auf dem Lein, Thymian und Klee erscheint in manchen Jahren besonders 240 H. Allgemeine Botanik. häusig die^Flachsseide (Onscuw), Fig. 170 und Fig. 171, als ein zierlicher, aber höchst schädlicher Schmarotzer. 112 Wir schließen unsere Betrachtung der Aebenserschcinungen der. Pflanzen mit einem Blick auf ihr Alter und auf den Umfang, welchen sie erreichen. Während die zum Theil nur durch Vergrößerung sichtbaren Pilz- und'Schimmelgebilde kaum einige Stunden zu ihrer Entwickelung brauchen und dann absterben, sind für manche Schwämme hierzu mehrere Tage oder Wochen erforderlich. Es ist bekannt, daß die Lebensdauer bei den vollkommneren Pflanzen eine größere ist. Abgesehen von den ein- und zweijährigen erreichen die ausdauernden Pflanzen ein merkwürdig hohes Alter. Aus den Jahrringen mehrerer Bäume hat man mit Bestimmtheit nachgewiesen, daß dieselben mehr als 2000 Jahre alt waren und dennoch fortwährend neue Zweige entwickelten; ja man schätzt das W e r der an den Ufern des Senegal angetroffenen A f f e n b r o t b ä u m e (ManLonia) auf 6000 Jahre! Einem hohen Alter entspricht in der Regel auch ein bedeutender Umfang der Pflanze. Während unsere Edeltanne eine Höhe von 160 bis 180 Fuß und einen Durchmesser von 6 Fuß erreicht, giebt es Palmen, die, ohne"'"N3er zu sein, 250 Fuß hoch werden. Auf dem Aetna stehen einige alte Kastanienbäume, deren Umsang 60 bis 80 Fuß beträgt. Der Lutherbaum bei Worms, eine Rüster, ist 116 Fuß hoch und hat 35 Fuß im Umfang. Sein Alter mag wohl 600 bis 800 Jahre betragen. Als Berühmtheit ist ein Drachenbaum (Dr2.Q3.6Q2.) bei Orotava auf Teneriffa anzuführen, der bei einer Höhe von nm 60 bis 80 Fuß eine Dicke von 27 Fuß im Durchmesser hat und bereits im Ackerbau. 241 Jahre 1402 bei der Eroberung der Insel wegen seines Umfanges bewundert und beschützt wurde. Als Riesen der Baume sind jedoch die M a m m u t h b ä u m e CsssiliuStonig. AiSantsa) anzusehen, mächtige Tannen Califormms, die eine Höhe von 400 und mehr Fuß erreichen und somit den höchsten Gebäuden der Erde nur wenig nachstehen und dabei am. Fuße einen Umfang von 60 bis 80 Fuß haben. Freilich besitzen einige Schlinggewächse der tropischen Urwalder eine noch beträchtlichere, wohl 500 Fuß erreichende Länge, indem ihr nur zoUdicker Stamm an Bäumen emporklettert, Von Ast zu Ast und zu benachbarten Bäumen sich schlingt, herabhängt und von Neuem eine Stütze gewinnend wieder aufsteigt« E i n derartiges Wachsthum hat die R o t a n g p a l m e , deren Schöffe unter dem Namen von spanischem Rohr bekannt sind. Auch die Lebensdauer und Keimfähigkeit der Samen ist höchst ungleich. Sei vielen ist sie schon im ersten Jahre erloschen. Man hat jedoch Gerste zum Keimen gebracht, die zur Zeit der Einfälle der Araber in Frankreich, also vor etwa 600 Jahren, vergraben wurde, ja solche, die aus den Gräbern der Pyramiden Aegyptens genommen und folglich mindestens 2000 Jahre alt war« Ackerbau. Eine ausführlichere Darstellung dieses für das Bestehen des menschlichen 113 Geschlechtes allerwichtigsten Culturzweiges würde die Gränzen dieses Buches weit überschreiten. Allein das, was seither über den Bau und die Verrichtung der Organe, sowie über die Bestandtheile und die Ernährung der Pflanze mitgetheilt worden ist, wird dazu dienen, die hohe Bedeutung der wissenschaftlichen Betrachtung und Behandlung des Ackerbaues hervorzuheben. Wenn es als die Aufgabe des Ackerbaues erscheint, von einem Grundstück den höchsten Ertrag nutzbarer Pstanzenstoffe zu erzielen, so wird der Gewinn um so größer sein, je geringer hierbei der Aufwand an Arbeit und sonstigen Cultmmitteln ist« Das Gedeihen der Pflanzen hängt aber einesteils vom Vorhandensein ihrer Nahrungsmittel, anderntheils von den Bedingungen ihrer Aufnahme, insbesondere von Wärme, Luftzutritt und Lockerheit des Bodens ab. I n Beziehung auf letztere ist nun die mechanische Bearbeitung des Ackerlandes, das Graben. Pflügen, Walzen u. s. w. desselben, von größter Bedeutung. Es wird hierdurch nicht nur das Erdreich für die Wurzelverbreitung geeigneter gemacht, sondern auch der Zutritt der Luft befördert, welche die erforderliche zersetzende Einwirkung auf seine Bestandtheile ausübt» Wie wesentlich letzterer ist, erweist sich recht augenfällig bei nassem Boden, der, von Wasser durchtränkt, der Luft weder Zutritt noch Einwirkung gestattet und somit auch der Erwärmung nicht fähig ist. Hier bewirkt die Entwässerung Wunder. Sie geschieht, indem nach tieferen Stellen Gräben gezogen werden, sogenannte D o l e n . Man füllt dieselben theilweise mit Steingerölle, auch mit Reisern aus und wirft sie nachher mit Erde zu« Dem Wasser ist hierdurch ein Abzug gestattet» Auch stellt man zu gleichem Zwecke unterirdische Canale m s 51° , ,. 16,, 242 H.. Allgemeine Botanik. Hohlziegeln oder aus besonders geformten Thonröhren dar, welche das Waffer einlassen und fortführen« Die Bodenentwässerung wird gewöhnlich D r a i n a g e genannt« Dünger. 114 Eine andere Seite der landwirtschaftlichen Thätigkeit bezieht sich dagegen auf die Zufuhr der Nahrungsmittel für die Culturgewächse. Nach angestellten Versuchen werden einem Felde von 4 Morgen (—30,000 ll Meter, Physik §. 7) durch eine Wchenemte entzogen: 130 Pfd. Kalisalze, 67 Pfund Kalksalze und 260 Pfund Kieselerde, zusammen 357 Pfund mineralische Bestandtheile. Darunter sind 112 Pfund phosphorsaurer Salze« Wiederholen wir auf einem und demselben Felde eine Reihe von Iahreu hinter einander dieselbe Ernte, so ist es offenbar, daß demselben sehr bedeutende Mengen jener mineralischen Stoffe entzogen werden, daß die Oberstäche des Bodens an denselben fortwährend ärmer werden muß. I n der That, nach wenig Jahren nimmt der Ertrag unserer Ernten mehr und mehr ab und lohnt alsbald nicht mehr die Aussaat. Die Ursache hiervon liegt darin, daß die Wanze jene mineralischen Stoffe, die sie zu ihrer vollkommenen Ausbildung bedarf, entweder nicht in hinreichender Menge oder nicht in löslichem Zustande vorfindet. Wollen wir fortwahrend ernten, so müssen wir Sorge tragen, dem Boden wieder so viel an mineralischen Stoffen zurückzugeben, als wir demselben nehmen. Dies geschieht durch den Dünger« Wir verstehen hierunter alle Stoffe, welche auf das Ackerland gebracht dessen Ertragsfähigkeit für irgend ein gewünschtes Pflanzenproduct herstellen. Der gewöhnlichste und althergebrachte Dünger ist der M i s t , bestehend aus den Absonderungen der Menschen und Thiere, vermengt mit allen möglichen Abgängen der Haushaltung und Landwirthschaft. Es ist klar, daß darin sich alle jene organischen und mineralischen Stoffe zusammenfinden muffen, welche wir mit den Ernten vom Acker hinweggenommen hatten und die wir daher im Miste demselben wieder zurückgeben. Die kohlenstoffhaltigen Theils des Mistes, vorzüglich das Stroh, dienen zur Lockerung des Bodens, zur Vermehrung seines Gehaltes an Humus und an Kohlensäure; die stickstoffhaltigen Substanzen liefern Ammoniak. Diese im ' Boden vorgehende Zersetzung der genannten Stoffs ist zugleich eine Quelle von Wärme. Gedüngtes Land ist stets etwas wärmer als ungedüngtes, und es kann eine reichliche Düngung die Ungunst des Klimas theilweise ersetzen. Die flüssigen Absonderunzen sind vorzüglich reich an Salzen, insbesondere an phosphorsauren. Daher hat auch der flüssige Theil des Mistes, der P f u h l , einen ganz besondern Werth als Dünger« Die sorgfaltigste Aufsammlung und Verwendung dieser unappetitlichen Flüssigkeit ist eine Hauptaufgabe für den Landwirth. Es ist begreiflich, daß eine Menge von Substanzen als Dünger verwendbar sind, auch wenn sie nicht in der Form thierischer Abfälle uns zu Geböte stehen. Ackerlau« Dünger. 243 Gyps, gemahlene Knochen, Holzasche, Torf- und Steinkohlenasche, ausgelaugte Asche, gebrannter Kalk, ammoniakhaltige Abfälle aus verschiedenen' Fabriken, alle diese Substanzen sind als Dünger von großem Werth zu betrachten« Zahlreiche Fabriken, welche sogenannten künstlichen oder M i n e r a l dünger bereiten, erfüllen die Aufgabe, derartige Stoffe zu sammeln und sie in die geeignetste Form zu bringen, in der sie als Dünger wirksam sind. Es ist für den Gesammthaushalt eines Landes von größter Wichtigkeit, daß keine Substanz unbeachtet und unbenutzt verloren wird, welche, dem Ackerboden zugeführt, das Wachsthum nützlicher Gewächse befördert. Je genauer wir die Bestandtheile des Bodens kennen, desto zweckmäßiger wird die Wahl des Düngers ausfallen. Man wird sich begnügen, jedem Boden nur das Fehlende zu ertheilen, und oft mit einigen Säcken voll düngender Substanz dasselbe ausrichten, wozu ebenso viele Wagen voll unpassenden Düngers nöthig waren« I n dieser Beziehung haben sich mehrere Stoffe von auffallend günstiger Wirkung erwiesen, indem sie, in verhältnismäßig geringer Menge auf den Acker gestreut, die Ertragsfähigkeit desselben ungemein erhöhen. — Diese sind: der Gyps, das Knochenmehl und der G u a n o . Die Wirkung des Gypses ist so auffallend, daß F r a n k l i n , der das Verfahren, die Felder und Wiesen mit Gyps zu bestreuen, in Europa kennen lernte, dasselbe nach Amerika zu verbreiten suchte. Er fand jedoch bei seinen Landsleuten wenig Bereitwilligkeit, denn Niemand glaubte an die versprochenen Wunder, welche ein Sack voll Gyps auf ein Feld ausüben sollte. Da streute denn FMnklin in großen Buchstaben auf ein Feld am Verzabhcmge die Worte hin: » W i r k u n g des Gypses«« Das üppige Wachsthum der Pflanzen an den bestreuten Stellen machte bald den Werth dieses neuen Düngemittels jedem Vorübergehenden ins Auge fallend, und es bedurfte nun zu semer Anwendung leiner weiteren Empfehlung. Der Gyps besteht aus Schwefelsäure und Kalk (Chemie §. 87). Er enthält demnach Schwefel und Kalk, zwei Stoffe, die als wesentliche Bestandtheile vieler Pflanzen angeführt worden sind. Ueber die Wirkung des Gypses herrschen verschiedene Ansichten; theils schreibt man sie seinem Gehalt an Schwefel zu, theils seinem Verhalten gegen das im Boden befindliche kohlensaure Ammoniak« Er zersetzt sich mit diesem in schwefelsaures Ammoniak und in kohlensauren Kalk; ersteres ist wenig flüchtig und wird daher mehr im Boden zurückgehalten, als dies bei dem sonst leicht in die Atmosphäre entweichenden Ammoniak der Fall ist. Der kohlensaure Kalk kann i n kohlensäurehaltigem Wasser gelöst in die Pflanzen übergehen. Endlich wird die Wirksamkeit des Gypses einfach aus seinem Kalkgehalt hergeleitet, da er sich den Kalkpstanzen und insbesondere dem Klee so förderlich erweist. Seiner leichten Vertheilbarkeit als feines Pulver, seiner Löslichkeit im Wasser wird sein Vorzug vor anderen im Boden vorkommenden Kalkverbindungen zugeschrieben. Es ist möglich, daß alle diese Ursachen zusammenwirken. Der Einfluß der Düngung mit Knochenmehl, besonders auf den höheren 16* 244 H.. Allgemeine Botanik« Ertrag der Weizenernten, ist außerordentlich günstig. Der Stickstoffgehalt der Knochcngallerte, die Anwesenheit der Phosphorsäure und des Kalkes, diesen Bestandtheilen der Weizenasche machen die Wirkung der Knocben erklärlich. Dieselbe ist um so vortheilhafter, je feiner die Knochen zermahlen sind. Noch gesteigert wird die Wirkung, wenn das Knochenmehl mit Schwefelsäure angerührt verwendet wird. Es entsteht in diesem Falle schwefelsaurer Kalk und löslicher phosphorsaurer Kalk« I n dem Handel kommt dieses Präparat unter dem Namen S u p e r P h o s p h a t vor. Es ist in hohem Grade zu bedauern, daß die deutsche Landwirthschaft dem Werthe der Knochen als Dünger noch lange nicht die gehörige Beachtung beilegt. Wäre dieses der Fall, so würden nicht viele Tausende Centner von Knochen in ganzen Schiffsladungen nach Holland und England jährlich ausgeführt werden. Der Ertrag der Felder in England hat sich seit der Einfuhr der Knochen und Oelkuchen auf das Doppelte erhöht. Der Guano ist eine bräunliche, zerreibliche oder pulverige Masse von scharfem, ammoniakalischem Geruch. Er wird von einigen Inseln und Punkten des Festlandes des östlichen Amerika eingeführt, die einer fast regenlosen Region angehören. Daselbst hat -sich seit Jahrtausenden der Mist von MeeresVögeln angesammelt, die in ungeheuren Schwärmen jene Niederlassungen oft ganz bedecken. Theilweise in Zersetzung übergegangen bildet derselbe den Guano des Handels (Chemie §. 404), Ein reicher Gehalt an Ammoniak und Phosphorsäure verleihen diesem Dünger seine überraschende Wirkung. Als ein Düngemittel von vorzüglichem Werthe wegen seines Gehaltes an Stickstoff und Phorphorsäme werden auch die Oelkuchen verwendet« , P r a ch e. 115 Ein durch Ernten erschöpfter Boden erreicht auch ohne Dünger seine Ertragsfähigkeit wieder, wenn wir ihn mehr oder weniger lange Zeit unbebaut sich selbst überlassen. Dieses Verfahren, die Brache genannt, ist in manchen weniger bevölkerten Gegenden so üblich, daß dort niemals gedüngt wird. Diese auffallende Erscheinung erklärt sich daraus, daß während der Brachzeit die Luft und das Wasser unausgescht auf den Boden einwirken und fortwährend eine weitere Verwitterung desselben verursachen. Dadurch werden dessen lösliche mineralische Bestandtheile wieder in hinreichender Menge für eine künftige Ernte den Pflanzenwurzeln zugänglich« Zur besseren Verständigung dessen muß man sich an das in §. 107 Gesagte erinnern, wonach die meisten der von der Pflanze aufgenommenen Mineralstoffe erst in Folge einer Zersetzung löslich werden und daher eine ziemliche Zeit erfordert wird, bis das in den Boden gedrungene Wasser damit sich gesättigt hat. Ein brachlieKM bedeckt sich bald mit Unkraut, wodurch die Feuchtigkeit mehr in demselben zurückgehalten und der Humusgehalt vermehrt wird. Nur die hinsichtlich ihrerchemischenZusammensetzung allergünstigsten Bodenarten, wie z. B. die verwitterte Lava, erträgt unausgesetzte Ernten ohne Dünger und Brache, Ackerbau. Wechfelwlrthschaft. 24b Wechselwirthschaft« Wir haben gesehen, daß verschiedene Pflanzengattuugen dem Boden N 6 nicht allein verschiedene mineralische Stoffe, sondern auch, daß sie dieselben Stoffe in höchst ungleicher Menge entziehen« Während einem Felde von vier Morgen durch eine Weizenernte 112 Pfund phosphorsaurer Salze entzogen werden, nimmt eine Rübenernte nur 38 Pfund derselben hinweg. Drei Rübenernten werden demnach einem Felde weniger phosphorsaure Salze entziehen, als eine einzige Weizenernte. Hieraus erklärt sich, daß ein Boden, der für eine gewisse Pflanzengattung erschöpft ist, für eine zweite und dritte noch ertragsfähig sein kann. Nach Weizen können ohne frische Düngung ganz vortheilhaft Klee oder Kartoffeln gebaut werden, denn diese erfordern nur sehr wenig phosphorsaure Salze zu ihrer Ausbildung. Welche Reihenfolge hierin einzuhalten fei, läßt sich im Allgemeinen nicht bestimmen, sondern richtet sich durchaus nach der Bodenart eines jeden Ortes. Eine gut geregelte Wechselwirthschaft erträgt nach einmaliger Düngung fünf bis sieben Ernten und macht die Brache unnöthig, die ohnehin bei unserer dicht gedrängten Bevölkerung ganz unausführbar wäre. Die Erfahrung hat für verschiedene Gegenden die ihr am besten zusagende Fruchtfolge festgestellt, d. h. in welcher Reihe verschiedene Gewächse auf demselben Felde am vortheilhaftesten gebaut werden. Beispielsweise geben wir hier eine am Mittelrhein ziemlich übliche Fruchtfolge mit fünfjährigem Umlauf, wobei stets im Anfang des ersten, folglich alle fünf Jahre gedüngt wird: Erstes Jahr: Kartoffeln oder Runkelrüben (Kalipflanze); zweites Jahr: Weizen (Kieselpstanze); drittes Jahr: Klee (Kalkpflanze); viertes Jahr: Weizen und Stoppelrüben (Kiesel- und Kalipflanzen); fünftes Jahr: Hafer, Roggen oder Gerste (Kiesel-und Kalkpstanzen); im sechsten Jahre beginnt die Reihe aufs Neue. So sehen wir, wie die wissenschaftliche Botanik, indem sie die Lebens- 117 erscheimmgen erforscht und darlegt, berufen ist. der Landwirthschaft die wichtigsten Dienste zu leisten und somit das allgemeine Wohl zu befördern, denn dasselbe ist m dem ergiebigen Ackerbau sicherer gegründet, als durch die Blüthe eines jeden anderen Gewerbes. Wenn erzählt wird, daß der Kaiser von China jährlich einmal die Hand an den Pflug legt, sowie daß einst der Kaiser Joseph auf seiner Reise durch Böhmen eigenhändig eine Furche zog, so sind diese Handlungen nur ein Ausdruck der Anerkennung der hohen Wichtigkeit des Ackerbaues« Nicht minder bezeichnend für die culturgeschichtliche Bedeutung des Ackerbaues erscheint im Alterthum als mythische Gottheit zugleich des Ackerbaues und der Gesittung die Ceres — »Die Bezähmerin wilder Sitten, Die den Menschen zum Menschen gesellt.« Einfach und rührend endlich sind die trefflichen Worte, mit welchen ein Häuptling der nordamerikanischen Rothhäute seinem Stamm den Ackerbau als einziges Mittel der Erhaltung gegenüber dem Vordringen der weißen BevölksF rung anempfiehlt 3 246 L . Besondere Botanik. «Seht ihr nicht, daß die Weißen von Körnern/ wir aber von Fleisch leben? Daß das Fleisch mehr als 30 Monden braucht, um heranzuwachsen, und oft selten ist. Daß jedes der wunderbaren Körner, die sie in die Erde streuen, ihnen mehr als tausendfältig zurückgiebt? Daß das Fleisch, wovon wir leben, vier Beine hat zum Fortlaufen, wir aber deren nur zwei besitzen, um es zu haschen? Daß die Körner da, wo die weißen Männer sie hinsaen, bleiben und wachsen? Daß der Winter, der für uns die Zeit unserer mühsamen Jagden, ihnen die Zeit der Ruhe ist? Darum haben sie so viele Kinder und leben länger als wir. Ich sage also Jedem, der mich hören will, bevor die Cedern unseres Dorfes vor Alter werden abgestorben sein und die Ahornbämne des Thales aufhören uns Zucker zu geben, wird das Geschlecht der kleinen Kornsäer das Geschlecht der Fleischeffer vertilgt haben, wofern diese Jägersichnicht entschließen, zu säen!« 118 Die Pflanze belohnt auf das Entsprechendste jede ihr gewidmete Aufmerksamkeit, jedes ihr gebrachte Opfer. Man vergleiche die erbsengroßen Knöllchen der wilden Kartoffel in den Gebirgen Mexicos mit den Riesenknollen unseres Culturlandes, die federkieldicke wilde gelbe Rübe und Cichorie mit den zuckerreichen saftigen angebauten Wurzeln derselben, den kleinen sauren Holzapfel mit dem Reichthum köstlicher, durch die Cultur veredelter Apfelsorten. Wir können uns nicht versagen, in dem Folgenden einen Beweis der Vortheile mitzutheilen, welche namentlich die Obstbäume ihren Pflegern erweisen. I n Wallerstädten, einem kleinen Dorfe bei Darmstadt, blieb im siebenjährigen Kriege ein französischer Soldat krank und elend liegen. Menschenfreundliche Bauern pflegten ihn, er gesundete, und aus Anhänglichkeit an seine Wohlthäter entschloß er sich, bei denselben zu bleiben und mit seiner Hände Arbeit sich zu ernähren. D a man ihm die Obhut der Hcerde anvertraute, so bemerkte er bald, daß auf der großen Trift, welche das Viel) beweidete, Raum genug sei für manchen nützlichen Baum. Dies bestimmte ihn, zur Zeit, wo die Heerde eingestellt war, eine Wanderung in seine Heimath anzutreten, und auf seinem Rücken trug er von dort eine Anzahl junger Stämmchen von edlen Obstsorten heraus. Mehrmals wiederholte er diese Reise und bepflanzte nach und nach die ganze Trift mit Bäumen, die jetzt einen herrlichen Obstwald bilden, jedes Jahr eine bedeutende Summe eintragen und eine Quelle des Wohlstandes für die ganze Gemeinde sind. L« Besondere oder specielle Botanik.' ^ ^ ^ ^ 119 Nachdem in der ersten Abtheilung, die als allgemeine B o t a n i k bezeichnet wurde, die Lehre von den Organen der Pflanze und deren Thätigkeit abgehandelt worden ist, haben wir nun in dieser zweiten Abtheilung, die wir als die besondere oder specielle B o t a n i k bezeichnen, die einzelnen Pflanzenarten, ihre Merkmale, Emtheilung, Verbreitung und Verwendung kennen zu lernen. Verbreitung der Pflanzen« 247 V e r b r e i t u n g der Pflanzen« Die Oberflache der Erde ist in sehr ungleicher Weise mit Pflanzen bedeckt. I M Während nach den Polen hin die Mannichfaltigkeit und die Stärke der Pflanzen fortwährend abnimmt, so daß Tannen und Birken nnr noch verkrüppelt, und die Weide als krautartiger Strauch sich finden, dann nur noch Moose und Flechten sich erhalten und endlich im ewigen Schnee und Eis alles Leben erstarrt, sehen wir nach dem Aequator hin die Pflanzenwelt in größtem Reichthum und in der vollkommensten Entwickelung prachtvoller Blüthen, ungeheurer Blatter und gewürzreicher Früchte austreten. I n diesen tropischen Gegenden finden wir nicht nur die größte Anzahl verschiedener Pflanzen beisammen, sondern es walten hier auch die Dikotyledonen gegen die übrigen Pflanzen vor. Bei weitem die meisten Pflanzen sind an bestimmte Gränzen gebunden, innerhalb welcher die Bedingungen ihres Gedeihens gegeben sind, und es lassen sich Linien um die Erde gelegt denken, welche die Gränze für den Oelbaum, für den Weinstock, die Getreidearten und andere mehr bezeichnen. Dieselben sind durchaus nicht parallel mit dem Aequator verlaufend, denn schon in der Physik (§. 224) habm wir gesehen, welche örtliche Einflüsse die mittlere Temperatur einer Gegend verändern können. So dauern in dem gleichmäßigeren Klima Englands manche Pflanzen im Freien aus, z.V. der Kirschlorbeer, die in Deutschland erfrieren, während die Trauben in England nicht reifen, dasieeine Hitze verlangen, die jenes vom Meere gekühlte Inselland nicht erreicht. Hohe Gebirge der warmen Länder vereinigen in ihren verschiedenen Höhen die Pflanzen der ungleichsten Klimate« Während ihr Fuß in Palmen- oder Orangenhainen steht, ist der kahle Scheitel mit Flechten und mit ewigem Eise bedeckt. I n Verfolgung dieser Verhältnisse, vorzüglich durch H u m b o l d t , haben sich als besondere wissenschaftliche Zweige die Pflanzengeographie und die Pflanzenstatistik ausgebildet und es wird hiernach die Erde in 8 verschiedene Zonen und in 25 Reiche der Pflanzenwelt eingetheilt. Bei ersteren ist es die mittlere Temperatur, bei letzteren das Vorwalten gewisser Pflanzenfamilien, welche die Gränze bestimmen« So hat die Aequatorialzone, auch Zone der Palmen oder Pisange genannt, 15 Grad beiderseits vom Aequator, 28^ bis 360C« mittlere Iahreswärme; in Nebergängen folgen die tropischen, subtropischen und die wärmeren gemäßigten Zonen» worauf unsere kältere gemäßigte, vom 45sten bis bssten Grade, mit 12o bis 6^C. mittlerer Temperatur folgt, welche auch als die Zone der blattwechselttden Laubhölzer bezeichnet wird« Es folgen dann nach den P s l m : die subarktischen, arktischen und die Polarzonen« I n letztgenannten ist die mittlere Temperatur unter dem Gefrierpunkt. Ein pftanzengeo graphisch es Reich bilden zusammen diejenigen Erdstriche, welche gemeinsam mindestens die Halste der ihnen eigenthümlichen Arten, mindestens ein Viertel der Gattungen und einzelne Familien ausschließlich oder vorwaltend haben. M s Beispiel führen wir an; das Reich der D s l d e n pflanzen oder Coniferen, auch Lin,ns's Reich genannt, welches N o r d - 248 V . Besondere Botanik. und M i t t e l e u r o p a bis zum Nordabhang der Pyrenäen, Alpen, des Balkan und Kaukasus und einen in gleicher Breite durch das nördliche Asien laufenden Gürtel umfaßt« Als statistisches Beispiel werde bemerkt, daß die Anzahl der Arten der Monokotyledonen sich zu denen der Dikothledomn verhält wie 1 zu 4. 121 Für die Verbreitung der Pflanze innerhalb ihrer natürlichen Gränzen hat die Natur auf mannichfache Weise Sorge getragen. Sie hat die Samen theils mit Federkrönchen versehen, daß der Wind weithin sie fortträgt, oder mit Häkchen, daß sie an den Thieren hängend verbreitet werden. Die Vögel, die pflanzenfressenden Thicre, die Bäche und Flüsse, ja selbst das Meer verpflanzen vielfach den Samen weiter« Nichtsdestoweniger ist uns die Pflanzenwelt Amerikas und Australiens erst durch die kühnen Entdecker jener Länder aufgeschlossen worden, und noch jedes Jahr bringt uns neue Pflanzen, von welchen manche, die anfänglich nur Mit besonderem Schutze zu erhalten sind, allmälig an unser Klima sich gewöhnen und selbst verwildern. Die schone gelbe Nachtkerze (OsNotkGrN), die im Jahre 1614 zuerst nach Europa kam, blüht jetzt an allen Rainen und das kanadische F l o h k r a u t (NriAsron), welches erst nach der Entdeckung Amerikas zufällig mit Roggen herüberkam, ist jetzt das gemeinste Unkraut unserer Felder. 122 Unter der F l o r a eines Landes oder einer Gegend versteht man den I n begriff der daselbst wild wachsenden Pftanzenarten. Dieselbe bedingt mehr oder weniger den Charakter der Landschaft, je nachdem der Anbau darauf eingewirkt oder die Verwüstung zerstört hat. Immer seltener werden jedoch reine Vegetations-Ansichten — Blicke in eine von Menschenhand unberührte oder unverändert belassene Pflanzenwelt«. Beispiele solcher bieten der tropische und der böhmische Urwald, die nordischen Nadelgehölze, die Matten der Alpen, die Grassteppen, die Haiden und Moore. Eigenthümlich ist es, daß manche Pflanzen vorzugsweise als gesellige auftreten, wie die Buche, die Kiefer, das Heidekraut, und dadurch den landschaftlichen Charakter besonders ausprägen. Aber nicht allein durch den malerischen Reiz und die Stimmung, welche die Pflanzenwelt der Landschaft ertheilt und die so vielfach dichterisch ausgesprochen worden ist, macht sich uns dieselbe werth und wichtig; auch auf die Beschaffenheit des Landes, auf sein Klima, auf seine Gewässer und hierdurch auf die Landesbewohner erstreckt die Pfianzenbedeckung ihren weitgehenden Einfluß. Rasch rinnen, von den freventlich entblößten Gebirgen die niederfallenden Regengüsse und bilden schnell anschwellende Ströme, die in den NiedOUUgen verheerende Ueberschwemmungen herbeiführen Dem übereilten Ablauf der Gewässer folgt Trockmh und Dürre; waldloses, ausgewaschenes, ödes Gebirge und Hochland erblickt dann weithin das Auge. Wohlthuend sticht hiervon ab der sorgsam gehaltene Gebirgswald. Wie mit liebenden Armen empfangen feine Bäume den niederthauenden Regen, den sie zurückhaltend, und langsam nährend den tausend Quellen abgeben, die in dm Thälern hervorsprudeln» Eintheilung der Pflanzen. 249 G i n t h e i l n n g her Pflanzen« Daß man sich bei Beschreibung und Eintheilung der Pflanzen an sehr 123 bestimmte und bleibende Merkmale halten muß, leuchtet von selbst ein. Denn wollte man dieselben etwa nach ihrer Größe in Kräuter, Sträucher und Bäume eintheilen, so müßte man z. B. die Weide zu jeder dieser Abtheilungen rechnen, da sie auf Gebirgen krautartig erscheint, und in der Ebene bald als Strauch, bald als Baum« Eine jede Eintheilung setzt eine vorhergehende genaue Untersuchung und Beschreibung ihrer Gegenstände voraus. Je nach Art dieser letzteren hat sich in allen Wissenschaften eine besondere beschreibende Sprache oderTerminologie ausgebildet, welche den Theilen, Formen und Eigenschaften der Dinge bestimmte Namen giebt. Zur Erlernung dieser Sprache ist empfehlenswerth: das Handbuch der botanischen Terminologie und Systemkunde von G. W. Bisch off. Die gegenwärtig allgemein geltende Eintheilung der Pflanzen verdanken wir LinNG, einem Schweden, der 1707 geboren wurde, und der stets eine der ersten Stellen unter den ausgezeichnetsten Naturforschern einnehmen wird. Bei der Betrachtung der Pflanzen verfolgte L i n n ö zwei verschiedene Wege. Einmal nahm er nur auf gewisse Unterschiede in Einzelnheiten Rücksicht, namentlich auf die der Vlüthentheile, und bildete danach verschiedene Klaffen und Ordnungen. Da diese Eintheilung etwas Künstliches hat, so wurde sie das künstliche oder Linns'sche System genannt. Außerdem stellte jedoch L i n n s die Pflanzen auch nach ihrer Gesammterscheinung, nach gewissen allgemeinen Aehnlichkeiten, in natürliche Familien zusammen. Dieses Verfahren ist später von I u s s i e u , einem Genfer, weiter ausgebildet worden und führte zur Aufstellung der sogenannten natürlichen Systeme von Decandolle und von Endlicher» Diejenigen Pflanzen, welche in allen wesentlichen und unveränderlichen 124 Merkmalen übereinstimmen, gehören zu einer A r t . Pflanzmarten, die eine gewisse Uebereinstimmung, namentlich in ihren Fruchtbildungstheilen Zeigen, bilden eine G a t t u n g oder ein Geschlecht. Alle zu einem Geschlecht gehörigen Pflanzen erhalten dessen allgemeinen Gcschlechtsnamen und sodann einen Beinamen, welcher die Art bestimmt. So haben wir das Geschlecht Viola, Veilchen — welches die Arten: Viola oäo» Ma,, wohlriechendes Veilchen — Viola, trioolor, das dreifarbige Veilchen oder Stiefmütterchen — Viola oauinA., das Hundsveilchen und andere mehr enthält. Eine Mittheilung der lateinischen Namen bei der Beschreibung der Pflanzen ist darum nothwendig, weil dieselbe Pflanze nicht nur in verschiedenen Ländern, sondern selbst in jedem Lande/ ja in jeder Provinz oft die verschiedensten Namen hat, so daß eine allgemeine Verständigung unmöglich wäre« Gattungen von gewisser Aehnlichkeit stellen die F a m i l i e n dar« Man nennt die Pflanzen derselben verwandt, eben wegen ihrer Aehnlichkeit, und Z50 V . Besondere Botanik. verwechselt dies nicht mit der Verwandtschaft der Chemie, die gerade zwischen denjenigen Körpern am größten ist, welche die geringste Ähnlichkeit haben.' Die Sonnenblume, das Gänseblümchen, die Aster und die Dahlie sind z. B. Pflanzen verschiedener Gattungen, welche jedoch einer und derselben Familie angehören. Daß endlich alle Pflanzen wieder i n drei Hauptgruftpen, in Akotyledonen, Monokotyledonen und Dykolyledonen zerfallen, wurde bereits im §. 23 gezeigt. Am lebendigsten werden diese Begriffe nur durch die Anschauung sowie durch das fleißige Sammeln, Bestimmen und Ordnen der Pflanzen« 125 Sämmtliche Pflanzen werden in 2 4 Klassen getheilt. Die 23 ersten Klaffen enthalten vermischt die Msnokotyledonen und Dikotyledonen. Die 24ste Klasse enthält nur die Akotyledonen. Die Klassen werden nach der Anzahl, Stellung und Länge der Staubfäden, nach dem Verwachsen derselben unter sich oder mit anderen Blüthentheilen und endlich nach dem Fehlen derselben gebildet. Jede Klasse zerfällt in mehrere O r d n u n g e n , die in verschiedener Weise gebildet werden, wie z. B« in den dreizehn ersten Klassen mach der Anzahl der Stempel oder Griffel. Es sind also hauptsächlich die zur Fortpflanzung dienenden Blüthentheile, welche diesem System zu Grunde gelegt werden« Uebersicht der Klassenbildung. l ' Zahl . . Klaffen« 1. N(ML.näri»« 2. viQnäri«.. 3. Ilmuäria. 4. Fstranäria. 5. Ventanäria. 6. HSXÄnärm. ^ UN8. Ootanärw. ""halt9. N^eanäria. Freie ? A " ^ 10. Dsoünäria. Staub- ^stimmt 11. vaäeoanärm, Staubbesth^. Zahlu.Ve-si2. loosauäria. M e r v. festigung l13. I>o^anäria. FruchtLangmvertzaltniß be-s14. vichmamia. knoten bestimmt 1 i S . l e t r ^ n k i m a . ' Zwitter- getrennt 16. Nx>NÄ^iMia. . Staubfaden ^ g ^ ^ ^ . ^ an den ) Staubbe- >19. Z^ügsnsLia. Haltern ) PstauM Stanhbch. mit dem Fmchtk. verwachsen 20. ^ n a u ä r i g . l""' l 2 1 . Nouoooia. Eingeschlechtigen B l ü t h e n ° « « « « . « « . . < 2 2 . v i o e o m . l.23. V o i ^ s a m l a . Verborgenen M ü t h e n t M e n . . . . . « « . , , . . . 24. Or/ptoFamiN. Sichtbaren Blüthentheilen Verwachsene Stauborgane Das künstliche ober Anns'sche Wanzenspftem. 251 Uebersicht der Klassen und Ordnungen. Klassen: Ordnungen: I. UouQnäria: 1 Staub-site: 1 Griffel: Nono^ni».. behältcr. i2te: 2 Beispiele: OaliitrioAs. Griffel: NonoF^nia. ^,NtIi0X2.A.tAUW » Tri^MM. Griffel: NonoZ^ni». behält«. ße- 2 Iris. Noräsum. IV. ?etranäria: 4 Staub-^^' 5 Griffel: NonoFMi». bchälter. ß<°- 2 Ite: 2te: V. Vont«l.näria: 5 Staub- 3te: behälter. 4te: 5te: 6te: VI. Hex. 1 Griffel: NlonoF^uia. 2 3 4 5 6 und mehr Griffel: Voi^g^ni». Ite: 1 Griffel: » » 4te: 4 » Nvxakäriü'. 6 Staub- 2te: 2 3te: 3 bchalter. NlonoF^inQ. vi^^nia. ^liFMi». 1«traFMia. Zte: Mehr Griffel: k o i ^ M i a . 1 Griffel: NlouoF/nia. 2 3 7 Ite: 1 G r i M : NouoZ^ma. VIII. OotLnäria: 8 Staub- 2te: 2 3te: 3 behälter. » Lstr»FMia. 4te: 4 /Ite: VII. A e x t a n ä r i a : 7Staub->2te: behaltet. <3te: l4te: IX. Nuubanäria: 9 Staub-- y!^! « behälter. ^ ' ^ Vorr«,Fo. I'osniouium. Oaiubuous. ^ürnassia. I^iunm. N/08UrU3. Rumox. H-esouIus. NtoekriQ^iH. I*oI^g0Qurü. Griffel: NonoFM». Ite: 1 Griffel: NIanoZMiN. 2te: 2 X. Vetzauäria; 10 Staub- 3te: 3 betzälter. 4te: 5 5te:10 Ite: 1 Griffel: NouogMa. XI. voäsoanäria; 12 bis 2te: 3 » LriLMia. 3te: 3 19 Staubbchalter. 4te: ö 5te:12 Butoinus. Moduls. V. Besondere Botanik. 252 Klassen: Ordnungen: Ite: XII. looLänäria: 20 und 2tc: mehr Staubbebälter auf dem 3te: 4tc: Kelche eingefügt. öte: 1 Griffel: NonoF^nia. 2 » viFMia. 3 » Iri^ma. 5 » ?enta^)siiia. Viele Griffel: Voi^^üi». 'Ite: 1 Griffel: K<moA^ni». l2te: 2 » Di^nia. Irig^ia. XIII. V o i ^ a Q ä r i a : viele 13 te: 3 » » iLtraF^nia. Staubbehälter im Vlüthen- /4te: 4 wte: 5 » ?6ntNFMi2.. bodcn eingefügt. föte: 6 » NexQ^niQ. ^7te: Viele Griffel: k o i ^ ^ l l i » . XIV. Diä^naiüis.: 2 lange und 2 kurze Staubbehäl- Ite: 4 nackte Samen: ^ m n o s p y r w w . ter (Lippen- und Rachen^2te: Samen m Kapseln: H-u^iosVormia. blumen). Beispiele! ?runu8. ^ OrQtas§U8. 8ordu3. ?^ru.8. ?Nxav^r. ^.oonituin. 'Wilitsra. RanunculuL. I^vanHuI». I^iiiNri«.. XV. i ' s t r a ä ^ Q s . m i n . : 4 Ite: breites Schd'tchen und j « - i . ^ ^ ^ lange und 2 kurze Staubdeutlicher Griffel: j 3^u1o^. 2te: lange Schoten ohne Griffel: 8i1iHN05a. LrasLics« behältcr (Kreuzblumige). Ite: 3 Staubbehälter: Irianäria. XVI. UoN2ä«Ixkill: 2te: 5 » ^entauäriN« Staubfäden i n 1 Bündel 3te: 10 » D«o2.QÜria. verwachsen. 4te: 11 bis 19Staubbeh.: Voäecaiiäria. 5te: Viele Staubbehälter: ?o1^anäria. laniNrinäug. <3sr2,niuln. Naiva. Ite: 6 Staubbehälter: Nsxanäiia. (3 V'umariü« rechts, 3 links; oder 3 oben, 3 unten.) X V I I . V i a ä e i p k i « . : Staub2te: 8 Staubbeh.: Qowuärin. (4 oben, fäden in 2 Bündel verwach4 unten, am Grunde alle verwachsen.) sen (wovon meist 9 i n einer Röhre und 1 frei) 3te: 10 Staubbeh.: vsoanäria. (1 oben, Visum. 3 unten in eine den Fruchtknoten um- Iriloiwm. (SchmetterlmaMumen). gebende, oben gespaltene Röhre ver- (Houista. wachsen.) Ite: 10 Staubfädenbündel: Deoünäri», lüsodrornN. 2te: 12 Staubfädenbündel: Ooäsoanäri»« MromN. (JederVündel 3 Antheren— 36 Staubbehälter.) X V I I I . V o 1 ? 2 ä e l x k i 2.: 3te: Viele Staubbehälter i n Bündeln, Oitrug« Staubfäden i n mehr als im Kelche eingefügt: looLanäria. (20 Staubbehälter i n Bündeln von un2 Vündel verwachsen. gleicher Anthermzahl.) 4te: Viele Staubbehälter i n 8 bis 5 bis 9 Bündeln im Vlüthenboden eingefügt: koi^klläri». 253 Das künstliche oder Linns'sche Pflanzmfystem. Klassen: Beispiele: Ordnungen: 1t°- Lau.« Zwltterblü.hen: f ° ^ ' I^aetnoa» 2te: Zwitterblüthen in dcr> Scheibe, fruchtbare weib-! ^ol^airüs. liche Blüthen im Strahle! LnpsrMa ^.stsr. (d. h. am Rande): ) XIX. 8 ^ n g o u e » i N : Staubbehälter 5: die Staubfäden 3te: Zwitterblüthchen in der Scheibe, geschlechtslose (d.h. frei, die Antherm unter sich ohne Staubbehälter und verwachsen. Vlume Iblätterig; Blüthen meist i n / Griffel) im Strahle: einen Knopf vereinigt. ()ouipositi. Bei der ersten bis ^4te: Scheibenblüthch. Zwitter mit undeutlichem Griffel, vierten Ordnung bloß ein gemeinschaftlicher Kelch (siehe Randblüthen sind fruchtbare weibliche (d. h. ihnen S. 7 1 , Fig. 151). fehlen die Staubbehälter, aber der Griffel ist stark): 'koi^a.nna frustr^n-sa I'I<2llNNtIlU3. rol^anüa nsoeggarm ONleuäuIa. 5te: Gin gemeinschaftlicher Kelch für alle Vlüthchen, ^ o i ^ a m i a und ein besonderer für je- LV^rs^Htl». des einzelne Vlüthchen: OrHis. Ite: 2 Staubbehälter: via.no.ria. 2te: 3 » Irlanäria. » Lytranäria. XX. y ^ u a n ä r i » , : Staub- 3te:. 4 5 » ?6utaii<1ria. fäden und Glifftl »erwssch» 4te: 5te: 6 » ÜSxg.Qärla. ^riütolocünH. 6te: 10 » Veaanärla. 7te: 11 bis 19Staubbeh.: voäscanäria. 8te: 20und mehr Staubbeh.: ^oi^anäria. sm. 3X1. NonoooiN: Blüthen getrennten Geschlechts auf einer Pflanze. ., Ite: 2te: 3te: 4te: 5te: 6te: 7te: 8te: 9te: 1 Staubbeh älter: Nonanäria. 2 » vianäria. 3 H Lrianäria. 4 » ^stranäria. 5 » ^entanäris.. 6 » HsxaMria. 7 » N6ptll.näria. Mehr als 7 Staubbeh.: r o l ^ M r w . Staubfäden verwachsen: Nonaäsi' H.IUM. I^einnn. Oarsx. H.m2,rantnu8. Oooo3. <^u,srclU3. 10te: Staubbehalter verwachsen: 8?aFy. nssi». Ute: Staubfäden und Griffel verwach^ fen: 6MauärM. Ite: XXII. v i 0 O o i »: Vlüth en2te: getrennten Geschlechts auf 3te: 4te: zwei Pflanzen. öte: 1 Staubbehälter: Nonnnäria. 2 » Vianäria. 3 » ^ril!.näri2. 4 » i'strHQävia. b » ^VQtanclria. ?8>nä2QUg« 8aUx. Viscnm. OannNdig, 254 L. Besondere Botanik. Klassen: Beispiele: Ordnungen: 6te: 6 Staubbehälter: Hexanäria. 7te: 8 » Ootauäria. 8te: 9 » Nnnsauäria. 9te: 3.0 » Veellnäi-Ia. 10te: 11 bis 19 Staudbehälter: voäe- 8milax. ?0pu1u5. Nsrc:u.ria1ig. Darios.. 8trü.tiftteg. XXII. vioecia, Blüthen getrennten Geschlechts auf U t e : Viele Staubbehälter: Vol^anärm. 2n.raia. zwei Pflanzen. 12te: Staubfäden in einen Bündel ver- ^UQiVLrug. wachsen: UoimäelrMg.. 13te: Staubbehälter verwachsen: s / n - ^.ntsnnk!.ria. 14te: Staubfaden und Griffel verwachsen: <3/QÄnäria. Ite: Zwitterblüthen und eingeschlechtige Blüthen auf einer Pstanze: Nlonosoia. X X I I I . I»o1?gn.m!2: Zwitterblüthen und eingeschlech- 2te: Zwitterblüthen und eingeschlechtige FraxinuF. Blüthen auf zwei Psianzen: viosoia. tige Blüthen in einer Art. Zte: Zwitter und eingeschlechtige Blüthen Ooratoul». auf drei Pflanzen: Irioeoia. Ite: Farne, Mlioss. ?tsrig. XXIV. Or^toßaraia: mit 2te: MooseMu3lli. unkenntlichenVlltthentheilen.! 3te: Algen, ^ a s . 4te: Pilze, VunFi« M Das künstliche System gewährt den großen Vortheil, daß sich die Pflanzen nach seinen einzelnen, i n der Negel nicht schwierig aufzufindenden Merkmalen leicht bestimmen lassen. Es wird daher von dem Anfänger benutzt, um eine möglichst große Anzahl von Pflanzen kennen zu lernen, aus welchen sich bei gehöriger Aufmerksamkeit die natürlichen Familien ziemlich von selbst ergeben. l27 D a s natürliche System nach Iusfieu« Klassen. H.. H.oot^Ioäonou« Ordnungen« , 1 . Staubbehälter hppogynisch l3. Uouooot/Isäcmou 3. Staubbehalter sa. 2. ohne Krönend. so. 2. 2. mit ein- b. 0. DlootF-isäonen Coh orten. Sippschaft. I. I I . Norloti^oZMiV. m. Non6ViZ^Qi«l. e p i g y n i s c h . . . . . . . IV. Staubbehälter epigynisch . V. Staubbehälter pengynisch . VI. Staubbehalter hypogynisch VQ. hypogynisch« Krone» . « VIH. perigynischer Krone . . . IXI / «. Untheren) blätteriger o. epigynifcher) i n eine Nöhre > X. Krone: ^verwachsen) ^F. Antherenftei XI. 3. mit mehr- la. Staubbehälter epigynisch . XII. blätteriger <d. Staubbehälter hypogynisch XIII. Krone ( c Staubbehälter perigynifch . XIV. Dikllmsch irreguläre . . . . . . . . . . XV. NVigtaminio. kyristaniiiii«!. N/p08taminis. H^paooroMs,,^, VeMorolÜs. sMantborio. OariLNQtbsris. Vpii)6tl>.lis. N?poxstkUs. ^sripytMy. vioiwis. Das natürliche System. 255 Wie maT sieht, ist auch diese Eintheilung theilweise auf einzelne Orgaue gegründet und daher gewissermaßen künstlich. Ueberdies erwiesen sich die unterscheidenden Merkmale der Unterabtheilungen nicht bestimmt genug, so daß dieses System aufgegeben worden ist. Decandolle versuchte ein natürliches System i n den Hauptabtheilungen auf den inneren anatomischen Bau zu begründen. Er Heilte hiernach alle Pflanzen ein in Gefäßpflanzen und Zellenpflanzen. Erstere unterschied er in Außenwachsende oder Exogenen (Dikotyledonen) und in I n n e n wachsende oder Endogenen (Monokotyledonen), Die zahlreichen Exogenen werden nach den Seite 210 erläuterten Verhältnissen der Blüthe eingetheilt i n : 1. Bodenblüchler; 2. Kelchblüthler; 3. Kronblüthler; 4. Hüllblüthler. Spätere anatomische Untersuchungen haben die diesem System zu Grunde gelegten Ansichten über das Wachsthum als theilweise unrichtig befunden. E n d l i c h e r in Wien unterschied sämmtliche Gewächse in zwei Reiche: 1. in Lagerpflanzen ( I ^ a H o ^ ^ t a ) , welche, wie z . B . die Flechten, aus einem Lager von Zellgewebe bestehen ohne Wurzel und S t a m m ; — 2. in Achsenpflanzen ( O o i - m o ^ M ) , mit Stengel und Wurzel. Die Letzten werden zuerst nach der Art ihres Wachsthums und dann nach Beschaffenheit der Blüthe in weitere Hauptabtheilungen gebracht, deren im Ganzen 1 0 vorhanden sind. I n diese vertheilen sich 61 Klassen oder Hauptfamilien, welche nochmals in 275 Ordnungen oder Familien zerfallen. Dieses System hat eine vorherrschende Geltung gewonnen und liegt im Wesentlichen auch der nachfolgenden Anordnung zu Grunde, nach welcher wir die Pflanzen überblicken werden: l Erste Klasse: Thallophyten ober Lagnpslanzen. < Zweite Klasse: Laubkryptogamen. B. Norwoot^isäoQOQ « ° Dritte Klasse; Monocotyledonen oder einsamenlappige Pflanzen. Vierte Klasse: Npetalen, Pflanzen mit Vlüthenhüllen. 0, DiootMsäonen « .< Fünfte Klaffe: Monopetalen, Pflanzen mit einblätteriger Vlummkrone. Sechste Klasse 5 Polypetalen, Pflanzen mit mehrblattmger Vlummkrvne. Beschreibung der Pflanzen. ! ' ! ! ! ! Welche erstaunliche Mannichfaltigkeit die Pflanzenwelt in ihrer Form und 128 Bildung zeigt, geht daraus hervor, daß man die Zahl der bis jetzt beschriebenen Pflanzen auf etwa 150,000 Arten schätzt und daß man fortwährend noch neue auffindet. Dieselben sind jedoch über die ganze Erde verbreitet, und man trifft daher in den einzelnen Landern bei weitem nicht alle Pstanzenarten. I n Deutschland zählt man deren nur ungefähr 7000. Die Beschreibung der Pflanzen geschieht eben wegen ihrer bedeutenden An- 256 V . Besondere Botanik. l Zahl in besonderen Werken, die entweder alle Pflanzen umfassen, oder nur die^ eines größeren oder kleineren Landes oder die einer besonderen Gegend« Die. ersteren sind der allgemeinen Verständlichkeit wegen in lateinischer Sprache ge-! schrieben. ^ Deutschlands Flora ist mehrfach beschrieben worden, und wir erwähnen von den vielen Werken: W. V. I . Koch's Synopsis der deutschen und schweizer Flora und dessen Taschenbuch der Flora Deutschlands, sowie das von K i t t e l . Auch die Pflanzen einzelner Theile sind von vielen Seiten her zusaw mengestellt worden, wie z. B. die von Frankfurt am Main durch Fresenius, von Baden durch G m e l i n , von Würtemberg durch Schübler und auch Mariens, von Hessen durch Schnittspahn, die rheinische Flora durch D ö l l , von Oesterreich durch Schultes, von Schlesien durch Wimmer, von Berlin durch Schlechtendahl, von Preußen durch Ruthe, von Braunschweig durch Lachmann und Andere mehr. Irgend eines dieser Werke, in welchen die Pflanzen nach einem der genannten Systeme geordnet und beschrieben sind, ist dem Botaniker unentbehrlich, um nach demselben die Pflanzen zu bestimmen» Das einzige Mittel, die Pflanzen kennen zu lernen, ist das Sammeln derselben, die genaue und sorgfältige Vergleichung mit ihrer Beschreibung und den zunächst ähnlichen Pflanzen. Ohne diese, die Beobachtungsgabe i n hohem Grade befördernde Uebung ist es unmöglich, die mannigfaltigen Formen dem Gedächtniß einzuprägen und auch nur einigen Ueberblick der Pstanzenfamiüen zu erlangen. I n dem Folgenden ist mehr eine Aufzahlung der wegen ihrer Anwendung in den Gewerben oder in der Medicin und der in anderer Hinsicht merkwürdigen Pflanzen gegeben, als eine Beschreibung derselben. H., 129 ^ H.kOt2sIsH0NGQ« Wir haben als Akotyledonen oder Kryptogamen diejenigen Pflanzen bezeichnet, welche keine fichtbaren Blüthentheile und daher auch keine eigentliche Frucht haben. Ihre Fortpflanzung geschieht durch sogenannte S p o ren oder Keimkörner, die einen höchst feinen Staub darstellen. Viele derselben verbreiten sich durch ihre Leichtigkeit überall, wo wir der Lust Zutritt gestatten, so daß man sich nicht wundern darf, manche dieser Pflanzen scheinbar von selbst entstehen zu sehen. Besonders merkwürdig ist es, daß die Sporen der meisten dieser Pflanzen bewegliche feine Fäden oder Wimpern haben, mit welchen sie, gleich lebendigen Thieren, im Wasser umherschwimmen. Dergleichen Sporen, werden Schwärmsporen genannt und find lange für Infusionstierchen gehalten worden. Die Sporen bilden sich i n besonderen Zellen, S p o r a n g i e n genannt, welche sich auf den Sporenträgern oder Sporenftüchtm oft in großer Anzahl beisammen finden, z« B. auf der Rückseite der Blätter der Farnkräuter, kleine Wärzchen bildend, oder sie sind in kleine Behälter eingeschlossen. Bei den höher entwickelten Akotyledonen sind Bsfruchtungsorgane vorhanden, welche den Stempeln und Staubfäden der vollkommenen Pflanzen entsprechen» Akotyledonen: Klasse I. Algen. 257 I. Klasse: Es gehören hierher die niedersten Pstanzengebilde, welche nur aus Zellen 13U bestehen, die entweder vereinzelt oder fadenförmig an einander gereiht oder zu einem ausgebreiteten Gewebe vereinigt sind. Die meisten derselben leben im Waffer oder in feuchter Umgebung. l. ? a n i M S 6.6? H.1FGD. <MAN6). Zu diesen, im Wasser oder i n ganz 131 feuchter Luft vorkommenden Pflanzen gehören eine Anzahl mikroskopisch kleiner Formen, die nur aus einer einzigen Zelle bestehen und theils einzeln, theils in Menge zusammenhangend im Waffer schwimmen. Bei vielen derselben ist die Zellhaut durch einen großen Gehalt an Kieselerde so starr, daßsiemit geradliniger Umgränzung krystallähnlich erscheinen. Sie bilden unter dem Namen der Stückelalgen (DiatoiaaoOHs) eine besondere Unterabtheilung, sind häufig in Sumpfwassern und ihre Kieselhüllen finden sich wohlerhalten nicht selten in ganzen Erdschichten als Niederschläge der Gewässer früherer Zeit. Betrachtet man den Staub des K i e f e l g u h r s oder des Polirschiefers von Bilin in Böhmen durch das Mikroskop, so erkennt man die zierlichen Gestalten dieser Kieselpstänzchen, die stabförmig, uachenförmig, spindelförmig, halbmondförmig oder rundlich und mit zarten Querstreifen gezeichnet sind. I h r Entdecker, E h renberg, berechnete, daß 500 Millionen derselben nur den Raum einer Kubiklinie einnehmen. Diese Pslanzcngebilde wurden irrthümlich für Thiere gehalten und als Infusorien beschrieben, welche in Kieselpanzern stecken. Am gewöhnlichsten vorkommend sind die gemeine S t ü ckelalge (Diatoma), die S p i n d e l a l g e (Mvioula, Fig. 172) und die S t a b a l g e (Vaeiiiaris,). Zu den Algen gehören ferner allerlei bald schleimige, baldstockige,fadenförmige oder netzförmige Gebilde, instehendenundstießendenGewässern, wie die in ungereinigten Wasserflaschen allmälig entstehende sogenannte Priestley'sche M a terie; die am Holzwerk unter Wasser sich anhängenden grünen Wasserfäden (Oonlsrva. und Vanokoria); die Schwingfädcn (Os^iiiatoria); das Wassernetz (H^äroäiot^on) u. a. m. Beim Austrocknen stehender Gewässer filzen sich dergleichen Algen zu dem sogenannten Meteorpapier in einander. Die grünliche, schleimige Masse des Z i t t e r t a n g s (Nostoo) erscheint nach Gewitterregen in Menge, oft plötzlich, wie vom Himmel gefallen., daher auch Sternschnuppen genannt. Die kleine rothe Schneealge (?r0tooooou8) ertheilt zuweilen ganzen Schncestächen der Alpen und der Polarzonen eine lebhaft rothe Färhung. Die Gattung Okara., Armleuchter genannt, von der Stellung ihrer Aestchen, ist eine äußerst kalkhaltige Alge der Torf- und Salzwasser. An ihren Zellen läßt sich die lebhafte Bewegung des Zellsaftes vorzüglich gut' beobachten. Von größerer Bedeutung sind jedoch die Algen des Meeres, die sogmannten T a n g e , größere Gewächse, zum Theil mit Stengeln und Blättern. Alle Z58 b. Besondere Botanik. hinterlassen beim Verbrennen eine reichliche Asche, die unter dem Namen von Kelp nnd Varek zur Gewinnung von Soda und von Jod (Chemie §^ 47 und 79) benutzt wird. Die Abtheilung der Ledertange (^nooiäsks) hat olivengrnne bis braune, lederartige Blätter, wie der B l a s e n t a n g (^uens), häufig an Küsten, und der B e e r e n t a n g (8arFN88nm), der frei schwimmend auf hoher See Tausende von Quadratmeilen derselben bedeckt; der im Südpolarmeere vorkommende Riesentang (Naoroc^LtiZ), welcher eine Länge von 700 Fuß erreicht. Einige Ledertange find eßbar; auch dienen sie unzähligen Mceresthieren als Aufenthalt und Nahrung. Die B l ü t h e n t a n g e ^MoriHsas) haben vorherrschend eine rothe Färbung und es giebt darunter ungemein zierliche Formen, wie z. B. die schön purpurrothe D e l e s s e r i a M g . 173). Als Nahrung und schleimiges Vrustmittel dient das irländische P e r l m o o s oder C a r r a g h e n (3-pk3.6roo0oon8 orispns); gegen Würmer wird der W u r m t a n g (8^1i. IisiiräntooKoi-HoK) gebraucht. 132 2. V a m i l i S d s r V i s o k t s u . (Iäok6U68). Sie überziehen theils als trockene, lederartige Gebilde von gelber und weißer Farbe die Ninde der Bäume, die Bretterwände, Felsen und Mauern, theils sind sie mehr ausgebreitet und fast blattartig. Von Ersteren ist am bekanntesten die gelbe Schüsselflechte (I^rinslia) mit schüfselförmigen Sporenbehältern; von Letzteren ist bemerkenswerth die M o o s flechte (Ostrava), gewöhnlich isländisches Moos genannt, da sie auf I s land häusig ist. Diese als Brustmittel sehr geschätzte Flechte findet sich häusig auf fast allen Gebirgen Deutschlands. Die Rennthicrflechte (Olaäomli) Akotyledoneu: Klasse I. Pilze. 259 überzieht im hohen Norden deu Boden und dient als Nahrung des Nennthiers. Aus der in Schweden und im nördlichen Deutschland die Felsen überziehenden Lackmus flechte AeoNnorg) wird das Lackmusblau (Chemie §. 187) bereitet, und die zum Violett- und Nothfärben dienende O r s e i l l e wird aus der Färberflechte (Koocsila) der cananschen Inseln gewonnen. Die Flechten ziehen ihre Nahrung aus der Luft und besitzen von allen Pflanzen die größte Genügsamkeit und Unempstndlichkeit, daher wir denselben noch auf den äußersten Felsspitzen der höchsten Gebirg- und Polarregionen begegnen. Sie bilden stets 1>en ersten Anfang des auf Gesteinen sich einstellenden Pftanzenlebens, indem sie sich festsetzen, die Feuchtigkeit zurückhalten, wodurch die Verwitterung des Gesteins begünstigt wird und eine Humusschicht entsteht, in welcher alsbald höhere Pflanzen ihr Fortkommen finden. 3. VNmiliS Ä s r ? i i 2 s (I^uuZi). Wir begegnen hier einer Familie von 133 besonderer Eigenthümlichkeit, deren Glieder in mehrfacher Hinsicht eine Ausnahme vom Verhalten aller übrigen Pflanzen machen. Dieselben ernähren sich von den Zersetzungsprodukten anderer organischer Körper sowohl des Pflanzen- als Thierreichs, und enthalten in ihrem Zellgewebe niemals Chlorophyll. Hierauf mag es beruhen> daß dieselben zu ihrer Entwickelung des Lichtes entbehren können, und daß sie keinen Sauerstoff ausscheiden, sondern Kohlensäure. Pilze sind daher nicht allein die fast nie fehlenden Begleiter verwesender organischer Stoffe, sondern sie treten auch häufig an lebenden Pflanzen- und Thierkörpern, ja selbst im Inneren derselben auf. Indem sie überhand nehmen, beschleunigen sie einestheils diechemischeZersetzung organischer Stoffe, anderntheils führen sie bei lebenden Organismen Krankheiten herbei oder fördern dieselben in verderblichster Weise. Man kennt gegen 8000 Arten von Pilzen, von denen viele nur aus einzelnen oder zu Schnüren und Fäden gereihten Zellschläuchen bestehen, oder aus einem feinzelligen Lagergewebe, M i c e l i u m . Aus Letzterem erheben sich dann die Sporenträger, oft von beträchtlichem Umfang in Gestalt der wohlbekannten Schwämme. Wir bemerken: Von den S t a u b p i l z e n , den schwarzen F l u g b r a n d und rothen Rostbrand (Hrsäo) am Getreide; den Hefenpilz (Or^toooocus l6rni6nti), der bei der Nahrung zuckeriger Flüssigkeiten auftritt, insbesondere bei der Biergährung. Die ganze Masse der Hefe besteht aus solchen Hefenzellen, welche, zu einer zuckerhaltigen Flüssigkeit gebracht, sich vermehren, indem gleichzeitig Gährung eintritt. Auch die sogenannte Essigmutter (Illvina ao6ti) besteht aus Staubpilzen. Zu den Fadcnpilzen gehören die unter dem Mikroskop sehr zierliche und mannich.faltige Formen darbietenden Arten des Schimmels, wie der Obstschimmel (Oiäinrü), worunter der gefährliche T r a u b e n p i l z . ( 0 . luoksri). Nicht minder zu fürchten sind: der K a r t o f f e l pilz (Voti'^ws), welcher bei der Kartoffelkrankheit auftritt, und der Muscard i n p i l z , der die verderbliche Krankheit der Seidenraupen erzeugt. Von den Bauchpilzen find bemerkenswerth: die Boviste (VoviLtg), eirund, weiß, später mit braunem Sporenstaub angefüllt, häusig auf Triften; der Riesen17' 260 L. Besondere Botanik. bovist (I^ooxsi'äou), kopfgroß werdend; die T r ü f f e l n (IndSr), schwarze rundliche Knollen, die bis 1^/2 Fuß tief unter der Erde liegen und da sie als Speise hoch geschätzt sind, mit abgerichteten Hunden aufgesucht werden. Die wichtigste Abtheilung der Pilze bilden jedoch die H a u t p i l z e , zu welchen die wie ein Hirschgeweih verzweigten Keulenpilze (Olavaria), wie der gelbe Hirsch schwamm, der Ziegenbart und die Morchel (Noi-ok-sHa.), sämmtlich eßbar, gehören; endlich die eigentlichen Schwämme oder H u t p i l z e , welche auf einem Stiel oder Strunk einen Hut oder eine Scheibe tragen. Dieselben erscheinen besonders reichlich in feuchten Waldungen, und ihr schnell aufschießendes Wachsthum ist sprichwörtlich geworden. Man unterscheidet zunächst die Vlätterschw ämme(^Ärion8) mit zarten Blättchen auf der unteren Seite, wobin der gelbe Eierschwamm (0g.Qtkar6iw8), und der weiße, unten mit blaßrothen bis braunen Blättchen versehene Champignon (^.A2.rion8 o^inxsLtris), beide eßbar, gehören. Dagegen sind giftig: der scharlachrothe, weißgesteckte Fliegenschwamm (^.. nni.809.i'inL) und der scharlachrothe T ä u b l i n g . Die Löcherschwämme (Voisws) sind auf der unteren Seite von größeren und kleineren Löchern durchbohrt. Man findet häufig den wohlschmeckenden S t e i n - oder Herrenpilz (V. sänUs); ein großer Pilz mit braunem Hut und sehr dickem Strünke, der blaßröthlich und mit netzförmigen Adern gezeichnet ist, wodurch er sich von ähnlichen giftigen Löcherpilzen (V. 1uriän8 und 8a.t3.n«.8) unterscheidet; letztere laufen blau an, wenn man sie drückt oder zerbricht. Der Feuerschwamm ( k o i ^ o r n s lomentarins) wächst an Buchen oder Eichen und wird durch wiederholtes Klopfen, Einweichen in Wasser und schwacher Lauge zu dem bekannten Zunder verarbeitet; der weiße und außerordentlich bittere Lärchenschwamm (?o1vp0ru8 olüoluaUL) wird als Thierarzneimittel gebraucht. Der Holzschwamm oder H a u s s c h w a m m (MsnäiuL) entsteht in feuchtem Holze und wird durch die große Schnelligkeit, womit er wächst und dadurch das Holz zerstört, wahrhaft gefährlich. Man hindert seine Verbreitung durch Bestreichen des kranken Holzes mit verdünnter Schwefelsäure und seine «Entstehung durch Tränken des Holzes in einer Auflösung von Sublimat. Die eßbaren Schwämme, von welchen wir nur die bekanntesten erwähnt haben, sind eine ebenso wohlschmeckende als nahrhafte Speise. Oefter werden sie jedoch mit giftigen Schwämmen verwechselt, wodurch Unglücksfälle entstehen; der Genuß von Schwämmen ist daher nur bei genauer Kenntniß derselben räthlich. Zur Erlangung letzterer sind zu empfehlen: Lenz, die nützlichen und schädlichen Schwämme, mit 46 Abbildungen; B ü c h n e r , Schwammkunde, mit plastischen Nachbildungen. I n kälteren Ländern mindert sich die Wirkung giftiger S W ä N e o ^ verliert sich gänzlich. Reisende erzählen, daß die Bewohner der Ukräne ohne Unterschied die Schwämme verzehren, welche den Boden der Wälder bedecken, und daß der Fliegenschwamm ein Leckerbissen der Kirgisen ist. Akotyledonen: Klaffe I I . Moose. 261 I I . Klasse: L a u b k r y p t o g a m e n ; L r ^ p t o Z N m a G t o 1 i 0 8 ä 6 . Wir begegnen in dieser Klasse, wie ihr Name andeutet, höher entwickelten Pflanzen mit Wurzeln, Stengeln und grünen Blattern. Dieselben sind indessen noch K r y p t o g a m e n , d. h. Pflanzen mit verborgenen Befruchtungsorganen. I n der That sind letztere zum Theil so verhüllt, daß sie erst durch die Forschungen der neuesten Zeit bekannt wurden. Diese führten zu dem überraschenden Ergebniß, daß auch hier zweierlei Organe zur Befruchtung vorhanden sind, ähnlich wie bei den vollkommenen Pflanzen. Es finden sich erstlich S p o r e n , welche in den Sporenzellen oderSporangien enthalten find. Letztere trifft man bei jeder Familie an eigenthümlich gestalteten Sporenträgern gehäuft. Die Sporen selbst sind theils ruhende, theils Schwärmsporen (Zoosporen), von denen bereits in §. 129 die Rede w a r . — Zweitens finden sich die A n t h e r i d i e n , zellige Gebilde, welche die Samenkörper oder Spermatozoi'den enthalten. Diese sind theils kleine, mit Wimpern besetzte, eiförmige oder stabförMge Körperchen, theils sind sie fadenförmig , oft an einem Ende verdickt und spiralig gedreht (Fig. 174). I m Wasser bewegen sie sich auf das Lebhafteste hin und her, als ob sie die Sporen aufsuchten, in welche sie endlich eindringen und hierdurch, den aus der Anthere getretenen Pollenkörnern höherer Pflanzen entsprechen, deren verlängerte Pollenschläuche dir Keimzelle aufsuchen und befruchten (§. 64). 4. F'NiniliO ä6r Mooss Mn8oi). Die Moose sind Zellenpflanzen mit 134 kleinen, abwechselnd am Stengelsitzenden,ganzrandigen Blättchen ohne Spaltöffnungen. Dieselben werden nicht über einige Zoll hoch,stehenin Masse zusammengedrängt auf dem Boden, auf Bäumen, Brettern, Felsen und Mauern, weiche Nasen und Polster bildend. Aus diesen erheben sich borstenartige Träger mit den Sporenbehältern, welche die Gestalt einer kleinen Büchse haben, mit einem Deckelchen verschlossen, worüber noch ein schleierartiges Häubchen gestülpt, ist. Nach dem Aufspringen des Deckels zeigen sich am Nande der Büchse kleine Zähnchen, nach deren Zahl und Zeichnung die zahlreichen Moosarten hauptsächlich unterschieden werden. Dieselben gewähren bei ihrer großen Verbreitung mannichfachen Nutzen, namentlich getrocknet, zu Streu, Lager und Polster. Am häusigsten begegnet man den vielen Arten des Astmsoses (U^xunN); der W i d e r t h o n (poi^tr^oknin) iit das größte Moos; goldglänzende Borsten hat das Goldhaarmoos (Ortlioti'^oku.m). Besonders merkwürdig ist^dasTorfmoos (ZxKaSQurQ), das, wie wir (Chemie §. 212) erwähnt haben, hauptsächlich die Bildung der Torflager veranlaßt. Die Lebermoose (N6xktiog.6) bilden eine besondere Familie und erinnern mit ihrem flach ausgebreiteten Laub an die Flechten, wie namentlich das Leber< 262 L. Besondere Botanik. kraut (Narokantia); zur Gattung der I u n g e r m a n n i a gehören zahlreiche, sehr zierliche Arten. 135 5. V a n i M s <3.sr äoliaczKtslIiNiNS (VgräLOwosas). Diese Pflanzen zeichnen sich durch einen solchen Reichthum an Kieselerde aus, daß ste bei vorsichtigem Verbrennen in ihrer ganzen Form sich erhalten, da gleichsam ein Ekelet von weißer Kieselerde übrig bleibt. Sie erhalten hierdurch die Eigenschaft einer Feile und der große Schachtelhalm <MniZ6wN. kiGn^is) dient daher zum Poliren des Holzes; er wächst in Gräben und Sümpfen; der Ackerschachtelhalm (N. arv6Q86) ist ein auf sandigen Aeckern gemeines, nachtheiliges Unkraut. Die Sporenträger der Schachtelhalme bilden an der Spitze der Zweige stehende, ährenartige Zapfen. Baumartige Schachtelhalme finden sich häusig versteinert (Mineralogie §. 155). 136 s. V a u M i s Hsr VNnrHrä-u.tsX (VÄioss). Wir begegnen hier einer bedeutenden Familie, die in ihrem Aeußeren den vollkommenen: Pflanzen sehr genähert erscheint. Auch haben sie, gleich diesen, Gefäßbündel. Die meisten zeichnen sich durch große Blätter, sogenannte Wedel aus, die am Nande sehr zierlich eingeschnitten, fast gefiedert und vor der Entfaltung spiralförmig eingerollt find. Auf ihrer Rückseite tragen sie in braunen Wärzchen ihre Sporen. Die Entwickelungsgeschichte dieser letzteren ist besonders merkwürdig. Aus der keimenden Spore entsteht ein blattartiges Gebilde, Vorkeim (?rot1ia11iiiN) geWnnt, auf welchemsichKeimsporen (Archegonien) und Anthendien ausbilden« Nachdem eine Spore befruchtet worden ist, entwickelt sich aus ihr, während der Vorkeim abstirbt, ein regelmäßiges Farnkraut. Letzteres erzeugt nur Sporen, aber keine Anthcridien. I n unsern Wäldern findet sich häufig der A d l e r f a r n (?t6ri8), der W u r m f a r n (^Zpiämui), gegen den Bandwurm gebraucht, sodann an Mauern und Felsen das schöne F r a u e n h a a r , auch Krullfarn (^HiemtnW) genannt, mit dünnem, schwarza/änzendem Blattstiel, und die M a u e r r a u t e ( ^ Z ^ i s n i u i n ) . Ausgezeichnet sind die Farne der feuchten Tropenländer, insbesondere der Südsee-Inseln, welche die Größe von Bäumen erreichen und palmenartige Wälder bilden. Daß die untergegangene Flora der früheren Zeiten ebenfalls reich an großen Farnen war, ist.in der Mineralogie (§. 155) bereits angeführt worden. 137 7. Fg.Mi1is Hsr VäriapVON. (I^o0poäiaos3.6). I n Oebirgswäldern wächst der B ä r l a p p (I^ooxoäiuin), deffen Sporangien in Aehren stehen und einen schwefelgelben, außerordentlich feinen Staub liefern, der unter dburNamen von Streupulver oder Hexenmehl bekannt ist und zur Nachahmung dös Blitzens auf Theatern dient, indem man ihn durch die Flamme eines Lichtes bläst. N. 138 M o n O K o b ^ 16 ckonSQ. Als gemeinsames Merkmal der Pflanzen dieser Abtheilung finden wir den vereinzelten Samenlappen, unregelmäßig im Stamm vertheilte Oefäßbündel und parallele Blattnerven. Dieselben bilden für M Mouokotyledonm: Klasse I I I . Gräser. 263 I I I . Klasse: Ginsamenlaftpigc P f l a n z e n ; N o n o o o t ^ i b ä o n S L . 8. F a i n i l i s Äor G-eässr (^raiuinsas). Die Gräser bilden eine der groß- 139 tcn Pflanzenfamilien mit etwa 5000 Arten, wovon 250 in Deutschland vorkommen. Sie sind gesellige, meist krautartige Pflanzen, in ihrer äußern Erscheinung sehr übereinstimmend und wohl charakterisirt; ihr Stengel ist ein hohler, durch Knoten abgetheilter Halm. Nur beim Welschkorn und Zuckerrohr ist der Stengel von saftigem Mark ausgefüllt. Die Blätter sind schmal und umfassen am Grunde den «Stengel scheidenartig. Nur wenige Graser sind verästelt. Ihre Blüthen sind unscheinbar, fast immer in einfachen oder zusammengesetzten Aehren beisammenstehend. Fast alle haben drei Staubfäden und zwei Pistille oder Narben und gehören somit zur zweiten Ordnung der dritten Klasse von Linnä. Dieselben sind von zwei häutigen Schüppchen und von den beiden B l ü thenspelzen (palsas) eingeschlossen, deren äußere meist in eine borstenartige Spitze, Granne genannt, endigt. Die Blüthenährchen werden in der Regel von zwei sogenannten Kelchspelzen (AluMas) umgeben. Zugleich ist diese Familie aber auch die wichtigste, denn sie enthält die Futtergräser und die Getreidearten und liefert somit unser HauptnahmngsMittel. Die Futtergräser bilden vorherrschend' den herrlichen Nasen der Wiesen des Tieflandes und der Matten im Alpenlande. Als die werthvollsten führen wir an: Die D r a h t schm i e l e (^.ira. Ü6xuo 89.); die Rispengräser (?0Hprat6N8i8, Fig. 1 7 5 , und ?. HUQU9.); der W i e senschwingel (V'sLtu.CH prg.tSN813), 264 L. Besondere Botanik. Fig. 176; das Lieschgras oder Timothygras (?1Ü6um xi-at6ii86), Fig. 177; der Wiesenfuchsschwanz (^i0x6ouru3^i-^6Q3i8); das Ruchgras s^ntkox- Nntlinlli oäoratiiM); der ausdauernde Lolch oder das englische Rahgras (I^Unm xsi-suns), Fig.178; das PerlgrasMslioH); die Trespen(Zl0MU8 rao6M08U8 und V. moiiis); das Straußgras (^roätig vni^ariL), Fig. 179; das F i o r i n g r a s (^.. ZtolonilOra.); das Knäuelgras (vact^iis AloNOrata); das zierliche Zittergras (Vri^a msäia), Fig. 180; der Goldhafer (^.V6na Äav68osn8) und der Wiesenhafer (^. xi>s.t6U8i8); die Qnegge (Iritioum Monokotyledonen: Klaffe I I I . Gräser, 265 r«3P6N8), aufÄeckem ein lästiges Nnkraut, deren süße Wurzel unter dem Namen G r a s w u r z e l in der Medicin angewendet wird, auch als Viehfutter dient. Die Futtergräser sind Kiesel- und Kalipstanzen, und reichliche Zuleitung von Wasser zur Auflösung der Kieselerde sowie Zufuhr von Kali (Asche) erweisen sich als Hauptbeförderungsnuttel ihres Wachsthums. Die Getreidearten zeichnen sich durch den Reichthum ihrer Körner an Stärkemehl, Fibrin und an phosphorsaurem Kalk aus. Sie sind dadurch zu Nahrungsmitteln des Menschen vorzüglich geeignet, und der Anbau hat nicht 266 V. Besondere Botanik. allein ihre Samen außerordentlich vervollkommnet, sondern auch eine Menge von Spielarten erzeugt. Der Anbau der Getreide ist so alt als die Geschichte, und von keiner Art läßt sich die ursprüngliche Heimath mit voller Sicherheit angeben, noch findet man eine derselben irgendwo wild wachsend. Als vorzüglichste Brotfrucht gilt von jeher der Weizen (Iritiouin vulFars), von welchem der gegrannte Bartweizen, Fig. 181, und der ungenannte Kolbenweizen, Fig. 182, vorwaltend im südlichen und südwestlichen Europa angebaut werden; ein gleich feines Mehl liefert der D i n k e l oder Spelz (1?. spsita), Fig. 183; Roggen oder K o r n (Zsoals), Fig. 184, sowie Gerste (Noräsnm), Fig. 185, werden mehr im mittleren und nördlichen Monokotyledonm: Klasse I I I . Gräser. 267 Europa gebaut; der Hafer (^vsuI. 8g.tiva), Fig. 186, wird meist als Pferdefutter verwendet. ' Neben den Getreidearten ist der Reis (Or^a), Fig. 187, die verbreitere Körnerfrucht, welche im warmen Sumpftande des Michen Europas und ebenso in Asien, Afrika und Südamerika angebaut wird. Noch einige weitere grasartige Gewächse liefern ernährende Körner, wie der gemeine Hirsen (?9,uiouni uii1i3.o6nm), Fig. 188, der Kolbenhirsen (sswi-ia, italiog.) und der Moor- W8 L. Besondere Botanik. Hirsen oder D u r r h a ( I o r ^ u i n vul^ars), Fig. 189; der Schwaden ( G ^ LLi'i^ üuitaus), in Sumpfgegenden des östlichen Europas wachsend, liefert die sogenannte Mannagrütze; vom K a n a r i engras (kka» lai'iä oHuarisusiL) dient der Samen als Vogelfutter. Endlich ist der Taumellolch (1^olium tsinulOntuia) anzuführen, eine Grasart, dessen Körnern eine betäubende Wirkung zugeschrieben wird. Amerika, in welchem man zur Zeit seiner Entdeckung keine einzige europäische Getreideart fand, ist dagegen das Mutterland des M a i s oder Welschkorns (26a), welches damals bereits angebaut wurde und jetzt besonders im südlichen Europa eingebürgert ist. Die Körner seiner prächtigen gelben Kolben liefern ein süßliches Mehl, woraus die in Oberitalien so beliebte P o l e n t a , ein dicker Brei, bereitet wird. Als letzte Gruppe dieser Familie betrachten ckir die rohrartigen Gräser. Hierher gehört unser einheimisches, 12 bis 18 Fuß hoch werdendes Schilfrohr (^rnnäo pki-ÄAuiät6L), aus welchem die Hirtenflöten geschnitten werden und das zum Verrohren der Wände dient. Das Bambusrohr (LaNdusa) wird 50 Fuß hoch und über armesdick und ist wegen seiner Leichtigkeit und Festigkeit zum Bauen sehr geeignet. Auch sonst findet es mannichfache Verwendung, wie namentlich zu Wassergefäßen; es ist sehr verbreitet in den Tropenländern und bildet in Indien die schwer durchdringlichen Rohrdickichte, Dschungels genannt*. Das Zuckerrohr (Zaookarum) ist von seinem Vaterlande Ostindien nach Westindien verpflanzt worden und man gewinnt von demselben den Zucker, den Shrup und den Rum. Der Anbau des Zuckers in den sumpfigen Niederungen der heißen Länder ist eine der beschwerlichsten und der Gesundheit verderblichsten Arbeiten, die sich besonders den Europäern nachtheilig erwies und die Veranlassung zur Negersklaverei wurde. I n das Gebiet des Zollvereins, mit einer Bevölkerung von 29 Millionen, werden jährlich im Durchschnitt 1,480,000 Centner Rohrzucker im Werthe von 14 Millionen Thaler eingeführt. 140 9. T a u n u s ÄV? 8otwiu.F2Ä8637 ((!^x6r2.o6as). Man rechnet hierher die Seggen oder Riedgräser (0a.r6x), deren zahlreiche Arten sich durch ihren Mouokotpledonen: Klasse I I I . Rohrkolben. 269 dreikantigen schneidenden Stengel, der nicht hohl und gegliedert ist, sowie durch ihre einhäusigen Blüthen auszeichnen. Sie sind als Viehfutter nicht geeignet und werden als saure Gräser bezeichnet, die verschwinden, wenn die Wiesen etwas trockner gelegt und mit Asche gedüngt werden. Die Sandsegge (Oa.r6x arsuaria) kommt auf dem trockensten Flugsande fort und wird deshalb benutzt, um denselben zu befestigen; ihre Wurzel wird als Heilmittel angewendet. Auch liefert eine Seggenart (0. drisoiäss) das sogenannte W a l d h a a r , welches zum Polstern benutzt wird. Aus dem Marke der Papyrusstaude (O^xsruZ ? 3 ^ r u 8 ) , welche in den Sümpfen Egyptens wächst, wurde das erste Papier bereitet. Die Wurzelknollen des Cypergrases (0. sgouisutuZ) sind eßbar und werden Erdmandeln genannt. Die verschiedenen Arten der Binsen (8oirxu8), deren Anwendung bekannt ist, sowie das W o l l g r a s ( N r i o ^ o r o n ) gehören ebenfalls dieser Familie an. 10. VamiliV d s r A o l i ^ o i d G i i ( i ^ k a c s Ä s ) . I n Gräben und sumpft- 141 > gm Gewässern finden wir häufig den auf schlankem, markigem Halme stehenden ! braunen Rohrkolben ( I ^ i m ) , und den Igelkopf(8x>3.rAÄnium) mit seinen stachlichen Früchten. Die breiten Blätter des Rohrkolbens werden unter dem Namen Liesch von den Faßbindern zwischen die Dauben gelegt. 11. VarailiO 6.6? ^.roidsu. (^.roläsas). Zu diesen Pflanzen, die sich 142 durch einen Blüthenkolben auszeichnen, gehören der A r o n (^rnm, s. S . 231), innerhalb dessen großer Blüthenscheide bemerkbare Wärme sich entwickelt, mit scharfen Wurzelknollen, und der K a l m u s (^.oorug), dessen bitter-aromatische Wurzel ein gebräuchliches Arzneimittel ist. Als beliebte Zierpflanze wird die durch ihre große weiße Blüthe ausgezeichnete, aus Afrika stammende C a l l a in Töpfen gezogen. I n reicher Mannichfaltigkeit begegnet man den Aroiden in den Tropenländern, mit ungemein kräftig entwickelten Blättern, wie insbesondere bei der Gattung Caladium. Sie bilden daher in den Gewächshäusern, mit anderen Blattformen zusammengestellt, prachtvolle Gruppen. Mehrere Aroiden (OolooNZia) werden auf den Südsee-Inseln angebaut, indem ihre knolligen Wurzeln, T a r o genannt, als Nahrung dienen. 12. V a i n i l i s cl.sr?NiiQSN. (Valrnas). Diese riefenmäßigen Monokotyledo- 143 nen, mit ihren schlanken, mitunter mehrere Hundert Fuß hoch werdenden, oben mit einem Blätterschirm geschmückten Stämme verleihen den Tropenländern einen eigenthümlichen Reiz und Charakter. Die Eigenthümlichkeiten ihres Baues und Wachsthums haben wir bereits S . 180 geschildert. Die herrliche Blatterkrone der Palmen wird entweder von fächerförmigen oder gefiederten Blättern gebildet, aus welchen in großen Trauben die Blüthen und Früchte herabhängen. Erstere sind getrennten Geschlechtes, öfter zweihäusig, die männlichen mit sechs Staubfäden. Vor dem Aufblühen sind sie von einer lederigen Scheide eingeschlossen. Die jungen Vlattknospen mancher Palmen werden unter dem Namcn P a l m k o h l als Gemüse verzehrt; auch liefern manche beim Einschneiden der Blüthmscheide große Mengen eines zuckerigen Saftes, aus welchem der Palmwein oder Toddi bereitet wird. Wir verehren die Palmen nicht Kur als Sinnbild des Friedens, sondern 270 L. Besondere Botanik. schätzen sie auch als höchst nützliche Pflanzen. Besonders bemerkenswert!) ist die D a t t e l p a l m e (?^06nix), «eine Hauptnahrungspflanze Afrikas, die mit Sorgfalt gepflanzt und bewässert wird; sie. kommtauch im südlichen Europa fort, jedoch ohne Früchte zu reifen. Die Cocospalme (O0003) ist bekannt durch ihre großen Nüsse, deren wohlschmeckender Kern im Innern eine milchartige Flüssigkeit, Co cos milch, enthält. Durch Auspressen liefern die Kerne ein festes Fett, Cocostalg genannt, welches zur Fabrikation von Seife dient. Gleiche Verwendung hat das butterartige P a l m ö l ; es ist gelbroth, von veilchenähnlichem Geruch und kommt aus Afrika von der O e l p a l m e (Mais Anin66Q8i8), Von beiden Fetten zusammen wurden 1855 ins Zollvereinsgebiet eingeführt 350,000 Centner. Aus dem Markzellgewcbe der S a g o p a l m e n (IsAus), das ein vorzügliches Stärkemehl enthält, wird der S a g o bereitet. Der Stamm der Wachspalmeslüsi-ox^i011), sowie die Blätter der C o r y p h a p a l m e (Ooi-^xka osr-iisi-a) sind mit dem Palmwachs überzogen, das gleich dem Bicnenwachs verwendbar ist. Die Fächelpalme, auchZwergpalme genannt sOkaMHsi-o-pZ kurailis), mitstachelspihigenFächerblättern, die sehr verbreitet ist und oft große Gebiete überwuchert, hat sich an den Küsten des Mittelmeers eingebürgert. Die von der Arecapalme (^.r-Soa cntsokn) kommenden gerbstoffhaltigen Nüsse liefern das in der Gerberei verwendete Catcchu; auch werden sie in Indien mit den Bctelblättcrn und etwas gebranntem Kalk gekaut. Die R o t a n g p a l m e ^ (OaiarnnZ), welche ganz die Form eines Schlinggewächses hat und eine Länge von 300 bis 500 Fuß erreicht, liefert das sogenannte spanische Rohr. 144 13. V a N l I i s Äsr I l i l i S i i (I^i1ig.o6Ä6). Eine sechsblättrige Blumcnkrone, sechs Staubfäden, sowie eine zwiebeiförmige Wurzel finden sich bei allen Pflanzen dieser Familie, unter welchen sich die Gattung Lauch (^Iiinui) durch ihren Gehalt an Schleim und an einem flüchtigen, schwefelhaltigen Oel auszeichnet, das reizend und von durchdringendem Geruch ist. Bekanntlich sind die Z wie bei M i u m osxa), Fig. 190, der Knoblauch (^. porrniu.), der S c h n i t t tauch (^.. 8o1w6N0Prg.8n.rQ) vortreffliche und vielfach benutzte Küchengewächse. Die im südlichen Europa gebaute Zwiebel wird roh gegessen. Durch schöne B l ü t h e n machen sich Vlüche. Frucht, dagegen bemerklich: die Vogelmilch (OimiHoANiniu.); die Meerzwiebel (8oi11g.); die T r a u b e n h y a c i n t h e Musoari) und die woylduftende, aus dem Morgcnlande stammende gemeine H y a c i n t h e , eine unserer beliebtesten zen. Einen unvergleichlichen Anblick gewähren im Frühling die mit Hyacinthen bedeckten Wiesen in Algerien, in der Krim und auf dem Caplande. Noch sind zu erwähnen: die Z a u n l i l i e (^ut^OrionM), die T u l p e (Inlixg.), die aus Palästina zu uns gekommene weiße L i l i e (I^iliuiri oNnäiäurQ), die F e u e r l i l i e (1^. kulkitsrnw), der T ü r k e n b u n d ( I , . ruHi-t^on) und die stattliche aber giftige Kaiserkrone (I^ritiiiaria irüpOriaiis). — Monokotylchouen: Klasse I I I . Zeitlosen. 271 Es gehören ferner hierher die verschiedenen Arten von Aloe (^.los), stachelige Pflanzen mit bitterem, als Abführungsmittel gebräuchlichem Safte. Sie haben sich von Amerika nach den wärmeren Ländern verbreitet und erscheinen verwildert im südlichen Europa. Der neuseeländische F l achs (?korniium tsnax) enthält in seinen Blättern sehr zähe, zu Flechtwerkon benutzte Fasern. 14. V'NNI.ilis Ä6e2siti0S6n(()0io1iioao6H6). Pflanzen mit giftigen Wurzeln 143 und Samen, die übrigens in der Medmn gebraucht werden. Am bekanntesten ist die Herbstzeitlose (Oolokiouw), deren zarte, blaßrothe Blumen noch im Spätherbste die Wiesen schmücken, während die Blätter und Samen erst im nachfolgenden Sommer zum Vorschein kommen. Die Nießwürze (V6rg.tru.iii) wachsen auf Waldgebirgen. 15. V a m i l i s Äsr 8mii3.os6u. (3ini1g.otj2.6). Die Familie hat ihren Namen 146 von der südamerikanischen Gattung S m i l a x , welche die als Heilmittel gebräuchliche S a s s a p a r i l l w u r z e l liefert. I h r gehören die tropischen Drachenbäumc (Di-acaLua) an, bei uns wegen ihrer schönen, palmähnlichen Blätterkronc beliebte Topfgewächse mit lilicnartigen Blüthen. Der D r a c h e n b l u t bäum (D. Hi'Hco s. S . 240) schwitzt eine blutrothe, harzige Masse aus, die Drachenblut genannt und als Farbe verwendet wird. Von einheimischen Gewächsen bemerken wir den bekannten S p a r g e l (^paraAns), der im Sandboden wild wächst; aus seinem unterirdischen Wurzelstock treibt er im Frühjahr als Sprossen die Spargeln, das beste und nahrhafteste Gemüse, das jedoch zu kräftiger Entwickelung eines reichlich stickstoffhaltigen Düngers bedarf. I n den Wäldern finden wir die liebliche M a i b l u m e (Oonvaiiaria) und die giftige Einbeere (^arig). Aus einer nahverwandten Familie stammt die Mutterpflanze der mehlreichen U a m s w u r z e l (DioLoorsa), die in Ostindien gleich der Kartoffel angebaut und benutzt wird. 16. V a m M G Äsr UaroisäSU. (MroiLLsas). Hier be- 147 merken wir ihrer schönen Blüthen wegen die gemeine N a r cisse oder S t e r n b l u m e (Mroissnä postionZ) und die unter dem Schnee aufsprießenden Schneeglöckchen (Oklantkn8 und I^noHnrn). " 17. V a n u l i s 6.61' L o k ^ o r t i M G U . (Iriäsas). Sumpf- 148 gewachst mit knolligen Wurzeln, von welchen als Zierpflanzen in unseren Gärten die gelbe und blaue Schwertl i l i e (Iris xLOnäaooriiL nnd I . A6r>iu.3.nio3.) und die Z w e r g l i l i e ( I . pniniia.) aufgenommen worden sind. Die V e i l chenwurz (I. ÜorSnting.) kommt von einer im südlichen Europa wachsenden Schwertlilie und wird wegen ihres veilchenähnlichen Geruchs zu Zahnpulver und Parfümerie verwendet. Von der S a f r a n pflanze (Ooous), Fig. 1 9 1 , werden die Narben eingesammelt, welche unter dem Namen S a f r a n sowohl als gelbe Farbe, als auch in der Medicin Anwendung finden und deren 20,000 auf ein Pfund gehen. Z72 Z. Besondere Botanik. 149 18. ? N l l M l 6 ÄST» VrOTMSilSN (Ll>0N16iia<;63.6). Aus Südamerika ist in unsere Treibhäuser die A n a n a s (VroniMg. ^.NNNN8) gewandert, deren durch die Cultur vergrößerte Früchte wegen ihres feinen, erdbeerähnlichen Geschmackes ungemein geschätzt sind. Einer nahverwandten Familie und demselben Vatcrlande angehörig ist die Agave ( ^ a v s amorieHna), welche uns häufig in Gärten aus großen Kübeln mit ihrett langen, stacheligen Blättern entgcgenstarrt. Diese Pflanze bedarf bei uns, um zu blühen, eines sehr beträchtlichen Alters — man sagt gewöhnlich 100 Jahre — und treibt alsdann schnell einen 28 bis 30 Fuß hohen Schaft mit Tausenden von Blüthen geschmückt, worauf sie abstirbt. Sie hat daher fälschlicher Weise den Namen der h u n d e r t j ä h r i g e n A l o e erhalten. I n ihrer Heimath wird sie in großer Ausdehnung gebaut, weil in der Blüthenscheide ein reichlich zuckerhaltiger Saft sich bildet, der zur Bereitung der P ulque dient, eines allgemein gebräuchlichen Getränkes. I5N 19. VN.MÜIG ÄS3> NNQNNSN (Nu.3a.o6a6). Richt selten erblicken wir in Treibhäusern einen palmeyartigen Schaft mit riesigen Blättern. Es ist der P i sang oder P a r a d i e s f e i g e n b a u m M n 8 a PWaäimaoa), auch Banane genannt, der für die Bewohner der Tropenländer dieselbe Bedeutung hat, wie für . andere Länder das Getreide, die Kartoffeln oder die Dattelpalme. Außer seinen wohlschmeckenden Früchten werden auch die 8 bis 10 Fuß lang werdenden Blätter benutzt. 181 20. V N N i l i s Ä s r G-SMürMUsQ (Zoitamiusas). Pflanzen der heißen Länder mit scharf aromatischen Wurzeln und Samen, wie der I n g b e r ( N u ^ i dsr), die gelbfärbende K u r k u m a Wurzel (Ourou.iu.MH), die Kardamomen (^nomum). Z u einer nahverwandten Familie gehören die P f e i l w u r z ( N ^ a n t a ) , welche zerrieben das unter dem Namen A r r o w - r o o t bekannte Stärkemehl liefert, und das indische B l u m e n r o h r (Oarma), eine schöne Zier- Pflanze. 152 21. VNMiliG ÄSi» OroMcksSN. (OrokiHOHs). Sämmtliche Pflanzen dieser Familie gehören in die zwanzigste Klaffe von L i n n s , weil sie Blüthen haben, deren Staubbchälter mit dem Stengel verwachsen sind. Die sechstheiligcn Blüthen erregen die Aufmerksamkeit und das Staunen des Beschauers theils durch ihre höchst eigenthümliche Bildung, indemsiemitunter verschiedenen Insekten, wie . Fliegen, Spinnen, Schmetterlingen, täuschend ähnlich sind, theils durch prachtvolle Farbe und Zeichnung. Es ist dies besonders bei den Orchideen der feuchten Tropenlander der Fall, die, auf Baumstämmen lebend, durch Lustwurzeln ihre Nahrung aufnehmen und zu welchen auch die feingewürzige V a n i l l e (Vanilia Äroünatica) gehört. . Unsere einheimischen Orchideen, auch Knabenkräuter genannt^ schmücken besonders reichlich die kalkigen Gründe;siehaben knollige und handförmige Wurzeln (s. Fig. 52 und 5 3 ) , die getrocknet unter dem Namen S a l e p als schleimiges Mittel gebräuchlich sind und hauptsächlich von Orokis niasoula., 0 . morio und 0. nMtariL gesammelt werden. Eine zierliche Blüthe hat der F r a u e n schuh (^pi-ipsäium). D i k o t M o n e n : Klasse I V . Zapftnträger. 273 22. PainiliS äsr ^ l i s n i G n (Misuiaosas). Eine kleine Familie, welche 153 von der Gattung Froschlöffel (^lisma.) und dem P f e i l k r a u t (8aZitwri«.) gebildet wird, das nach seinen großen pfeilförmigen Blättern benannt ist. Aus nahverwandten Familien führen wir an: die schöne Wasserviole (Lutomug) und den Wasserriemen (Aostsra), eine schmalblättrige Wasserpflanze, häufig an den Küsten der nördlichen Meere; dient getrocknet als sogenanntes Seegras zum Polstern. Die bekannte Wasserlinse (I^uma), deren kleine, runde Blättchen oft ganze Teiche bedecken, bildet die einzige Gattung einer besondern Familie. 0. DiKot^iGÄOHSN. Das Reich der Dikotyledonen enthält die meisten und wichtigsten Pflanzen, 154 welche mit zwei oder mehr Samenlappen keimen, ringförmig gestellte Gefäßbündel und netzförmig verbreitete Blattnerven haben. Sie werden nach Beschaffenheit der Blumenkrone in drei Klassen abgetheilt. I V . Klasse: A p e t a l e n ; H.p6t9,1k6. Pflanzen mit einer Vlüthenhülle. 23. P a r n i l i s äsr 2a.pk6Qträ3Si7 (Ooinksi-Hy). Diese Pflanzen werden auch 155 Naktsannge (O^MuosxSrinHs) genannt, weil in der weiblichen Blüthe die Samenknospen ohne alle Bedeckung in der Achsel schuppiger Deckblätter stehen, die als gemeinschaftlichen Fruchtstand einen Zapfen bilden. Die Eigenthümlichkeit ihres innern Baues ist §. 38 beschrieben worden. Wegen ihrer immergrünen, nadelförmigen Blätter heißensieauch Nadelhölzer. Sie enthalten in allen Theilen flüchtiges Oel und Harz und bilden somit eine sehr wohl charakterisirte Familie, die in Bau-, Nutz- und Brennholz, sowie durch mannichfache Producte großen Nutzen gewährt. Zu letzteren gehören der Terpentin, das Terpentinöl, Kolophonium, das Fichtenharz, Pech, Theer. Auch wird aus den Nadeln, nachdemsiegeröstet und gebrochen wordensind,die zum Polstern verwendbare W a l d w o l l e bereitet. Wir bemerken: die Kiefer oder Föhre (?iuu8 8?1v68ti-i8), mit zwei Zoll langen, zu ZweistehendenNadeln, im nördlichen Europa ausgedehnte Wälder bildend; die Rothtanne oder Fichte (?. Ndieg), Nadeln einen halben Zoll lang, rings um die Zweige stehend, Rinde röthlich; die Weißtanne (?. pioes.), Nadeln einen Zoll lang, platt, unten mit zwei weißen Streifen, kammförmig an die Zweige gereiht, Rinde grauweiß, im Schwarzwalde vorherrschend. Die beiden letzten liefern das vorzüglichste Schiffbauholz. Die Samen der italienischen Pinie (?. pinsa.), P i g n o l e n genannt, werden gegessen; ebenso die Zirbelnüsse, von der in Tyrol wachsenden Arve (I>. Oencki-g.). Büschelständige Nadeln haben die Ceder des Libanon (?. csärus) und die Lärche (?. lar^x). Die Nadeln der letzteren werden im Herbste gelb und fallen ab. II. 13 274 L. Besondere Botanik. Ein bekanntes heimisches Gewürz sind die Beeren des W a c h h o l d e r s . ^uni^sriiZ o0in!nu.ni8); das rothe, wohlriechende Holz des virginischen Wachholders (5. vir^iniana.) wird als sogenanntes Cedernholz zu Bleistiften und Cigarrenkisten verwendet; in Anlagen und Friedhöfen wird häufig der L e b e n s b a u m ( N u . ^ ) gepflanzt, wie i n südlichen Ländern die Cypresse (LuxrsLLQZ). Der E i b e n b a u m (L'axrlL) eignet sich vorzüglich zu geschnittenen Hecken; sein Laub ist giftig, seine rothen Beeren sind es nicht« 136 24. V a n M i s Hsr V56O9rMNH26ii (I>ip6raos2.6). Aus dieser nur Ostindien angehörigen gewürzreichen Familie liefert der Pfeffer strauch (?i^6r niZrum) kleine Beeren, die unreif abgepflückt und getrocknet als schwarzer P f e f f e r bekannt sind. Der weiße P f e f f e r ist der geschälte reife Samen. Auch die §.143 erwähnten Vetelblätter kommen von einem Strauch dieser Familie (?i^6r dstis). 157 25. V a M l i o H s r ' M s i Ä s u . (ZaUoinOHe). Sträucher und Bäume mit zweihäusigen Blüthenkätzchen, welche besonders in feuchtem Boden gedeihen, schnell wachsen, aber Holz von geringem Werth erzeugen. Die Weidenrinde wird wegen ihres Gehaltes an Bitterstoff Galicin) in der Medicin verwendet. Wir bemerken: Die Bruchweide (8a1ix AsSilik); P u r p u r w e i d e (8. xni-xnrsa.); Korbweide (3.viiniuaU8);dieTrauerweide (8.'kad^ioniog.); dieSchwarzp a p p e l (?0Miu,s n i ^ r a ) ; die S t r a ß e n p a p p e l ( ? . italiog.); die S i l b e r p a p p e l ( ? . alba.); die Z i t t e r p a p p e l ( ? . trsinnlg.). 138 26. VaniiliG 6.63? N i i ' ^ S n (LstniaoSHe.). Von den hierher gehörigen Binomen mit einhäusigen Plätzchen find anzuführen: Die E r l e (^.Iniis), die in Sumpfland vorzüglich gedeiht und ein unter Waffer sehr dauerhaftes Holz liefert; die B i r k e (Lstula.), ausgezeichnet durch ihre weiße Rinde, kommt im höchsten Norden noch als Strauch fort. Der in Nußland aus der Rinde gewonnene Theer dient zur Bereitung des Iuchtenleders. 139 27. Pg,nii1is 6.6r Ni.'U.Iätr'äZsr ((Xixniilsra.6). Sie haben nußartige Früchte, die i n einer Hülle sitzen: die männlichen Blüthen bilden Kätzchen. Wir finden darunter die stattlichsten Laubhölzcr wie unsere deutsche Eiche, ein Sinnbild der Hoheit und Kraft. Man unterscheidet die S t ein ei 5) e (Husrous robur) und die Stieleiche (tz. p6HnQcniI.ta) mit gestielten Früchten, beide mit gerbstoffreicher Rinde. Die G a l l e ich c (H. iickctoi-ia.), im östlichen Europa und Kleinasien, liefert, von der Gallwespe angestochen, die G a l l ä p f e l . Von der immergrünen Korkeiche (<H. Lu.IiLi') Südeuropas wird dcr Kork abgeschält; die Rinde der Färbereiche (H. tinotorig.) dient unter dem Namen Q u e r c i t r o n zum Geldfärben. Die Buche (^gAiiL) giebt das beste Brennholz und ihre dreikantigen Nüßchen enthalten ein wohlschmeckendes O e l ; die Weißbuche oder Hainbuche (lüarxinns) hat gefältelte Blätter. Geschätzt sind die mehlreichen Früchte der in Süddeutschland häufig vorkommenden Ka< stanie (0a.Lt3.n63.), und die Nüffe des Haselstrauchs (Oor^ins). Wir reihen hier einige Baume an, welche für sich allein stehen, indem sie verschiedenen kleinen Familien angehören, die theils den vorhergehenden, theils den 275 Dikotyledoueu: Klasse I V . Nesseln. nachfolgenden verwandt sind: Der amerikanische Wachsbaum (N^i-ioa.) hat mit brauchbarem Wachs überzogene Früchte; die aus Amerika eingewandertePlatane (?1ataQN8); derWallnußbaum (^ugiaus), aus Persienstammend,der außer den bekannten Nüssen ein vorzügliches Möbelholz liefert; die Ulme oder Rüst er (U1wog), vereinzelt in Wäldern und angepflanzt an Straßen, giebt ein vorzügliches Nutz- und Brennholz. 28. Vg.ini1i6 6.or Nss38Gin (Ui-tioÄQ0N6). Männliche und weibliche Blüthen 16l) finden sich getrennt auf den verschiedenen Pflanzen derselben Gattung. Auch zeichnen sich die meisten aus durch starke Entwickelung der Pflanzenfaser, die aus langgestreckten Bastzellen besteht und zu Gespinnsten benutzbar ist. Wir finden dies besonders beim H a n f (Oauna'diL), Fig. 1 9 2 , dessen Samen zugleich ein grünes Oel geben, sodann bei der B r e n n - Nessel (Urtioa.), die zu Nesseltuch verarbeitet wird. Unbedeutend erscheint der durch die Vrennhaare unserer Nesseln erzeugte Schmerz gegen die fürchterlichen Wirkungen mehrerer Nesselarten Ostindiens. Die weibliche Blüthe des Hopfens (Ulimulns),Fig. 193, enthalt einen aromatisch - bitteren Stoff und wird bei der Bierbereitung verwendet; der Hopfen ist deshalb Gegenstand eines ausgedehnten Anbaues und man halt die böhmischen (von Saaz) und die bayerischen Hopfen (von S p a l t ) für die besten. Auch der Hanf hat etwas Aromatisches, das jedoch 18* 276 L . Besondere Botanik. betäubend ist, und ein daraus bereitetes, Haschisch genanntes Extract wird wie Opium als Berauschungsmittel verwendet. 161 29. V a i n i l i s Äsr ^ r t o o g ^ p o n (^.rtooÄi-xsas). Mehrere Arten dieser Familie werden durch ihre fleischigen und genießbaren Früchte sehr nützlich, wie namentlich der auf den Südseeinseln einheimische Vrotbaum (^.rtooarxuL). Auch der Feigenbaum (^ious) und der Maulbeerbaum Morus) sind ihrer köstlichen Früchte wegen geschätzt. Von weit größerer Bedeutung ist jedocb der letztere als Ernährer der Seidenraupe. Die Hindu der, ehren den heiligen Feigenbaum oderBaniane (V'iouI i-eiiZioZa.), aus dessen Frone Luftwurzeln sich herabsenken und den Baum zu einem Walde ausbreiten; aus seinen Zweigen stießt durch die Stiche der Lackschildlaus das zu Schellack verwendete Harz. DieMaulbeerfeige oder Shkomore ( I ' . I^eouwruZ) wird in Egypten angepflanzt. Eigenthümlich ist ferner vielen dieser Pflanzen ein Milchsaft, der bei einigen scharf und giftig ist, wie bei dem Upas- oder A n tiarbaume (^.ntiaris toxioaria.), aus welchem die Javaner das furchtbare Gift für ihre tödtlichen Pfeile gewinnen. Der Milchsaft mehrerer Feigenarten, insbesondere des bei uns als Topfgewächs häufig gezogenen Gummibaums ' <M<mß Olastiaa) u. s. w., liefert dagegen beim Eintrocknen das wohlbekannte Kautschuk. Merkwürdig ist der Kuhbaum (^alaotoHOnäroN) Venezuelas, dessen Saft der Kuhmilch so ähnlich ist, daß er gleich jener genossen wird. 162 30. VamiUs Äs? M n s k s n (N^iLtiooas). Der auf den Molukken einheimische Moschusbaum (N^ristioa. moLokata.) liefert die bekannten Muscatnüsse, welche von der sogenannten Müscatblüthe umgeben sind und die Muscatbutter enthalten. 163 31. Vä.ikMS Äsr N n M o r d i s Q (Nn^kordiaosas). Mit wenig Ausnahmen enthalten die zahlreichen Pflanzen dieser Familie einen Saft, der äußerlich als scharfes Reizmittel, innerlich als heftiges Gift wirkt. Sie gehören größtentheils den wärmeren Klimaten an. Am be« kanntesten ist uns die Wolfsmilch (NuxKoMg) als Nährpstanze der schönen Raupe des Wolfmilchschwärmers. Einige Euphorbien Afrikas, deren Form dem Cactus sehr ähnlich ist, liefern ein scharfes, in der Medicin gebräuchliches Harz. Giftig sind die Früchte, des Mansche nillenbaumes(NiprwrQ9.Q6) und des indischen Purgirstrauchs (Oroton), aus dessen Samenkörnern das heftig Purgirende Crotonöl gewonnen wird. Dagegen liefert der W u n derbaum(Kioum3)das mild eröffnende Ricinusöl. I n Südeuropa wird der Dikotyledlmen: Klasse I V . Knöteriche. 277 Turnesol (Oro^oxiioi'a.), Fig. 194, angebaut wegen seines Farbstoffs, der zum Vlau- und Rothfärbcn dient. Merkwürdig verhält sich die Wurzel der M a niokpflanze (^atropkN Nanikot), die in rohem Zustande höchst giftig ist, diese Eigenschaft durchs Kochen jedoch gänzlich verliert und ein Satzmehl liefert, das unter den Namen von M a n i o k , Cassawa und Tapioka in Südamerika ein allgemeines Nahrungsmittel ist. Den Buxbaum (Vuxu.8) dürfen wir nicht vergessen, da er in seinem harten, dichten Holze ein vortreffliches Material zu den Holzschnitten liefert. Er wächst im südöstlichen Europa und wird bei uns meist nur als kleiner Strauch zum Einfassen der Blumenbeete gezogen. Der Milchsaft mehrerer amerikanischer Bäume, besonders der Z^xlionia ei^tioa, wird zur Gewinnung von Kautschuk eingetrocknet. 32. VaniiliS ÄSr XnötGriczliS (koi^AousHS). Die Pflanzen dieser Familien haben als Samen kleine, meist dreikantige Nüßchen, die bei dem Heidekorn s?o1^A<Mnni iaAop^i-nm), Fig. 195, hinreichend groß und mehlreich sind, um als Grütze eine nahrhafte Speise abzugeben, die von dem schlechtesten Boden in rauher Gegend gewonnen werden kann. Der Vogelknöterich (?. 3.viouig.i-6), ein verbreitetes Unkraut, und der Färberknöierich (?. tinotoi-iuin), Fig. 196, enthalten Indigo und werden zu dessen Gewinnung angebaut. — Die Gattung Ampfer (Kninsx) enthalt Kleesäure, die dem bekannten Sauerampfer (Rumex aostosI.) seinen Geschmack verleiht. Von den Steppen des nördlichen Asiens kommt, vorzüglich durch den russischen Handel, zu uns die Wurzel verschiedener Rhabarberpflanzen (Rdsnui) als eins der werthvollsten Arzneimittel. Diese stattlichen Pflanzen findet man öfter als ^. 278 V. Besondere Botanik. Ziergewächse in Anlagen, doch erreicht ihre Wurzel bei uns nicht die erforderliche Heilkraft. I n England werden die Blattstiele und Blüthenknospen der Rhabarber gegessen. 165 33. I ' a i n M S ÄSI» OkSQOpoäisQ (0k6Q0poä63,6). Am Meeresstrande, in der Nähe der Salinen des Binnenlandes finden wir die Salzkräuter (Valsola und Iaiioornia), deren Bedeutung größer war, als noch aus ihrer Asche alle Soda (Chemie §. 79) gewonnen wurde. Auf Schutthaufen gemein sind die verschiedenen Arten von Gänsefuß (t)Ii6Q0V0äiuin), also benannt nach der Gestalt ihrer Blätter. Nichtige Küchen - und Oekonomiepstanzen enthält die Gattung M a n g o l d (Vsta.); als Futtergewächs wird angebaut die Runkelrübe (Vota, vul^aris), auch Dickwurzel genannt, von der eine Art wegen ihres Zuckergehaltes denNamen derZuckerrübe erhalten hat und ein Culturgewächs von größter Bedeutung geworden ist, da sie z. B . in Frankreich und im-Zollvereinsgebiete mehr als «den halben Bedarf an Zucker liefert. Auch die zu Salat verwendete rothe Rübe ist eine Spielart des Mangold. Als Gemüse sind noch der S p i n a t (Ixinacig.) und die Melde (^.trixiox) anzuführen. Einer nahverwandten Familie gehört der rothe Fuchsschwanz (^uiaranwä) an. 166 34. V'Nlu.iIiS clsr ZsiÄsidasts (I)ap1m6N6). Nur die Gattung S e i d e l bast oder K e l l e r h a l s (DgFkns) bildet diese Familie. Die schöne, pfirsichrothe Blüthe desselben erscheint schon im März; er ist giftig und seine Rinde enthält eine solche Schärfe, daß sie zum Blasenziehen dient. 167 35. V'Nm.ilis cl.sr I.Ordssr'Oii Akmrinsas). Wir haben hier eine sehr aromatische Familie vor uns, die vorzüglich Ostindien angehört. D a finden wir den Z i m m t l o r b e e r (I^aurnZ oinnainoianui), der den feinen Ceyloner Zimmt, und den Cassienbaum (I<. oa.L8ig), der die gemeine Zimmtrinde liefert, von welchen beiden Zimmtol gewonnen wird. Der immergrüne Lorbeer ( I ^ u r n g nodilis) verleiht nicht allein Kränze und Zweige für Dichter und Künstler, sondern auch gewürzrciche Blätter zu unseren Braten. Die Beeren geben ein dickes, grünes Oel, das in der Medicin gebraucht wird. Endlich erhalten wir vom Kamp Herbaum ( L . oainxlioi'a) den vielfach verwendeten, stark riechenden Kampher. 168 36.1'aniQiS Ä s r OstOrintnSQ (^i-iFtoloMas). Diese kleinere Familie hat meist scharfe Schlingpflanzen, deren einige als Zierpflanzen verwendet werden, wie der Pfeifenstrauch (^riätolookiN Zipko) mit großen herzförmigen Blättern und pfeifenkopfförmigen Blüthen, beliebt zu Lauben. I n der Medicin benutzt man die Schlangenwurz (ZsrxsntÄi-ia) und Haselwurz (^ai-uin). Merkwürdig ist die einer nahverwandten Familie angehörige R a f f l e sie ( l i ^ Ü6813.), eine Schmarotzerpstanze auf Sumatra, durch ihre große, nach faulem Fleische riechende Blüthe, welche drei Fuß im Durchmesser hat und zehn Pfund wiegt. Dikotylcdonm; Klasse V. Compositen. 279 V. K l a s s e : M o n o p e t a l e n ; N 0 N 0 Z ) 6 t I . 1 a 6 . Pflanzen mit einblättriger Blumenkrone. 37. V'g.uiMs ä s r (Donipositsn (OoinxoZitas) oder P f l a n z e n mit zu- 169 sammengesetzten B l ü t h e n hat man diese Familie genannt, weil man bei denselben auf einem verdickten oder scheibenartigen Blumenstiel eine Menge kleiner Blüthchen zusammengchäuft findet, die umgeben sind von einer gemeinsamen DeckblätterhüUe (siehe §. 71). Die kleinen Blüthchcn sind entweder zungenförmig oder röhrenförmig und haben fünf Staubbehälter, welche seitlich mit einander zu einer Röhre verwachsen sind. L i n n ö bildete aus sämmtlichen hierher gehörigen Gewächsen seine 19. Klasse. Dieselben sind meist krautartig und in ihrer ganzen Erscheinung von wohl ausgeprägter, ins Auge fallender Eigenthümlichkeit. Die Compositen bilden die größte Familie der Phanerogamen mit mehr als 9000 Arten, und werden daher nochmals in drei Unterfannüen getheilt: 1. OiokoriGu. (OiHoriH06a6). Sie haben lauter zungenförmige Blüthchen und enthalten einen bitteren Milchsaft, wie unser bekannter Salat, der Lattich (I^owoa), der G i f t lattich (I<. viro8a) die E n d i v i e (Oiokoriuiu. 6uäivia), der als Medicin gebräuchliche Löwenzahn (I^ontoäon taraxaoan) und die als Gemüse geschätzte Schwarzwurzel (Ioo^onsrH). Die an Wegen häufig anzutreffende Wegwarte hat blaue Blumen und wird unter dem Namen Cichorie (Oiokorium Mt^duL), Fig. 197, angebaut und ihre Wurzeln werden zur Fabrikation des Cichorieu-Kaffees verwendet. 2. D i s t s i n (<ü)?n9,r6H6). Wir begegnen in dieser Abtheilung einem kopfförmigen Blüthenstand, der aus lauter röhrenförmigen Blümchen zusam- 280 L . Besondere Botanik. mengesetzt ist; bei vielen sind die Blätter der gemeinschaftlichen KelchMe stachelig. Dies ist namentlich der Fall bei der Distel (OarännZ) und der Kratzdistel (^irswm). Wegen ihres bitteren Stoffs sind gebräuchlich die Cardobenedicte (0uion8 bsusäictg.) und die Eberwurz (OaMus). Die Kornblume (OsutaiirGa o^auus) ist durch ihre herrliche blaue Farbe bekannt, jedoch als Unkraut im Getreide beim Landmann nicht beliebt, während die auf Wiesen gemeine Flockblume (OGQtkmr^a. jN06g.), Fig. 198, ein gutes Futterkraut ist; die Klette (^rotimn) macht sich durch ihre Anhänglichkeit selbst bemerklich. Die Artischocke (OM^rs.), Fig. 199, wird wegen ihrer fleischigen eßbaren Deckblätter angebaut, und der S a f f l o r (Oartka.uin8), Fig. 200, wegen seines schön rothen, aber nicht haltbaren Farbestoffs. 3. 8trg,k1d1ü.tki6r (KNäiNtH6). Sie bilden die größte Abtheilung der ^ Compositen und haben diesen Namen, weil ihre auf dem scheibenförmigen Blüthenboden stehenden Röhrenblümchen strahlig von am Nande stehenden zungenformigen Blümchen umgeben sind, wie dies die Sonnenblume am auffallendsten zeigt. Als werthvolle Arzneipflanzen sind anzuführen: die bittere Schafgarbe (^okiHes. nMskoliniri), Fig. 2 0 1 , der Wohlverleih (^r-nioa), der A l a n t (Innig.) und die heilsame Chamille iM^tricHria.), die durch eine hohle kegelförmige Vlüthenscheibe von der Hundschamille (^Qtk.6, uns) sich unterscheidet, deren Blüthenkegel nicht hohl und deren Geruch Dikotpledonen: Klasse V . Compositen. 281 unangenehm ist. Einen reichen Schmuck gewähren unseren Gärten die. aus China gekommenen Astern (^Lwr), die D a l i e n (AsorAing,), welche aus Mexico stammen, beide durch die Cultur in unzähligen Spielarten vorhanden, und die stattliche Sonnenblume (H6iia.QtIin8). Die Knollen des Topinambur stl. tudsroLus), Fig. 202, sind der Kartoffel sehr ähnlich und werden angebaut als Viehfutter. Der Mad (Naäia) liefert in seinem Samen ein wohlschmeckendes Oel. liebchen ( M M ) darf hier nicht ungenannt bleiben. Bei vielen Radiaten sind die Strahlblümchen schmal und kurz, daher die ganze Blume unscheinbar bleibt, wie bei dem Kreuzkraut (Zsnsoio), das man dem Canarienoogel als Futter reicht, bei der I m m o r t elle ((3-ua^IiNiiu.M), deren Kränze wir den Hingeschiedenen weihen, und bei dem sogenannten schottischen Epheu (Nikania. LoanäsuF), einem beliebten Gewächs für schwebende Töpfe. I n der Medicin gebräuchlich sind: dessen gelbe Blüthen im Frühjahr erscheinen, während die Blätter erst spät im Sommer nachkommen; der Rainfarn (lanacSwin), der ebenso wie der von ^.rtsmiÄN oontra Mittelasiens kommende Wurmsamen ein starkriechendes wurmwidriges Oel hat; der Wermuth (^i-tsinisig. adsMtiänW) ist durch seine Bitterkeit ausgezeichnet. 38. ?3,ini1is Äsr Q-iooksndiniQsn (0Hin^ailu1ac6ao). Wenn wix, 17l) durch Flur und Wiese wandelnd, einen Strauß von Feldblumen pflücken, so 282 L. Besondere Botanik. gereichen demselben zu besonderer Zier die blauen Glöckchen der Glockenblume (OarQ^nnia.). Es giebt deren viele Arten mit größeren und kleineren Glocken und einige haben in den Blumengärten Aufnahme gefunden. Als Salat verspeist man Blätter und Wurzel der R a p u n z e l ( k k ^ k s u r n a ) und der Glocken-Rapunzel (OaM^annia Ra.xunoulu8). 171 39. I'a.miliG Ä s r OaprikOiisn (Oa^riloli^osas). Wir finden in dieser Familie bekannte Sträucher. Besonders beliebt zu Lauben ist das G e i s b l a t t (I^oiliosra caxi-ikolium), von welchem man mehrere Arten hat. Als ein schweißtreibendes Mittel verwendet man die Blüthen und die Beeren des H o l l u n ders (8Hllcku.on8 ni^ea), auch Flieder genannt; den Schneeball sVidnrnmn) und die Schneebeere (Z^m^orioai-ML) trifft man häusig als Ziersträucher angepflanzt. Merkwürdig ist der M a n g l e - B a u m (Misopkora.), aus dessen Zweigen Wurzeln sich herabsenken und so an den Küsten und Flußufern der Tropenländer jene undurchdringlichen Wälder bilden, die als Heimath der Muskito's und des gelben Fiebers den Europäern verderblich sind. 172 40- Waiuilio ä s r X a r ä s N (vip83.o6I.6). Die wichtigste Pflanze dieser kleinen Familie ist die Weberkarde (DipLaous kulionnin), Fig. 203, wegen der mit stacheligen Häkchen versehenen Blüthenköpfe,die zu Tuchkratzen benutzt werden, weshalb man die Pflanze anbaut. Als Wiesen- und Zierpflanzen sind dieScabiosen ( I o M o s a ) anzuführen. 41. V a m i U s Hsr 173 Aus dieser kleinen Familie istunsimWinterderFeldsalat st'GäiN), der eine Menge verschiedener Namen hat, wie z. B. Mauseöhrchen, Sonnenwirbel u.a.m., sehr willkommen. Als eines der vortrefflichsten iw ländischen Arzneimittel bemerke man den B a l d r i a n (Valsriana) mit stark aromatischer Wurzel, welche die Katzen sehr lieben. 174 4 2 / J a m i l i o Äsr O i n o k o n s i i (Oinokoiiaosas). I n einer Höhe von 5000 bis 9000 Fuß wachsen auf den Cordilleren von Bolivia die F i e b e r r i n d e n Bäume (Oinokoua), stattliche Bäume mit großen, glänzenden Blättern und schönen Blüthen, deren verschiedene Arten die Sorten der C h i n a - oder F i c - Dikotyledonen: Klaffe V . Sternkräuter. 283 berrinde liefern. Dieselbe wurde gegen das Ende des 17. Jahrhunderts nach Europa gebracht und wegen ihrer Seltenheit anfänglich fast mit Gold aufgewogen.' Man gewinnt aus ihr das C h i n i n (Chemie §. 174), das wirksamste Mittel gegen das Wechselsieber. Eine andere amerikanische Pflanze, die Brechwurz (O^KaNis), liefert die als Brechmittel angewendete IpecacuanhaDer Kaffeestrauch gehört zur Familie der Cinchonen. 43. VaniiliG 6.sr 8tsrrckrZ,u.tsr (ZtOiiatao), Beiden meisten der hierher 175 gehörigen Kräuter stehen die Blätter sternförmig in Wirteln um den Stengel, wie der Familiennamen andeutet. So findet man es bei dem zierlichen Waldmeister (^8M'nIk), dessen Kraut in versüßten Wein gelegt den "Maitrank« liefert, der besonders am Rhein beliebt ist; ferner bei dem Klebkraut (Oa.Unin Karins), dessen Blätter, mit Häkchen versehen, leicht an die Kleider sich heften; dem Labkraut (A. vsr n u i ) , mit gelber, honigduftender Blüthe; endlich bei dem Krapp (Rnbia. tinotoi-Nin), Fig. 204, dessen Wurzel eine ebenso schöne als dauerhafte rothe Farbe liefert und deshalb angebaut wird. AIs die bedeutendste Pflanze dieser Familie wird aber Jedermann den Kaffeestrauch (lDoOsa Nradiaa) anerkennen, dessen kirschenähnliche Frucht zwei harte Samen, die Kaffeebohnen, enthält. Seine eigentliche Heimath ist Afrika, von wo er, nach Arabien, Ost- und Westindien verpflanzt, einen höchst bedeutenden Einfuhrartikel nach Europa liefert. Die ersten Kaffeehäuser wurden errichtet in Konstantinopel (1554), in London (1652), in Marseille (1671). Man schätzt jetzt die jährliche Production an Kaffee auf etwa 500 Millionen Pfund, wovon im Zollverein 1 Million Centner im Werth von 15 Millionen Thaler verbraucht werden. Der Kaffee enthält einen krystallisirbaren Stoff (Caffei'n), der auch in dem Thee und in dem Cacao gefunden worden ist, also merkwürdiger Weise in denselben Pstanzenstossen, die in so bedeutendem Maße Genußmittel des Menschen geworden sind (Chemie §. 174). 284 L . Besondere Botanik. 176 44. Va.uii1is ä s r N s i Ä s i l . (Nrioaosas). Außer dem gemeinen Heidekraut (Og.11nng, oder Nrioa vul^aris) giebt es no5) eine Menge von Heidearten, die größtentheils aus Afrika stammen und durch ihre zierlichen, meist röthlichen Blumenglöckchen sich auszeichnen, wie insbesondere die schöne Gattung Ep acris. Häusig bildet das Heidekraut die fast einzige Bekleidung unfruchtbarer Sandstächen; den Bienen liefert es reichlich Honig. Aus der Verwitterung der abfallenden, nadelförmigen Blättchen geht ^die zur Blumenzucht sehr geschätzte Heide-Erde hervor. Als Schmuck der Hochgebirge berühmt ist die Alpenrose (Moäoäsnäi'oii), während in Gärten und Töpfen die reichen Blüthen ausländischer Rhododendren und Azalien (^aisg.) prangen. Aus nahverwandten Familien bemerken wir die den Boden der Bergwaldungen bedeckenden Sträucher der schwarzen Heidelbeere (Va.ooiQiri.iQ m^rtiHus) und die rothe Preis, selbeere (V. viti8 iäasa), welch letztere jedoch nur mit Zucker eingemacht genießbar ist; ferner die P y r o l e n (I^rola), zierliche Waldpstänzchen, und das Hichten-Ohnblatt (Nonoti-oxa), ein gelblich weißes, blattloses Schmarotzergewächs, das vorzüglich aus den Wurzeln der Nadelhölzer seine Nahrung zieht. 177 45. Vg.iu.i1i6 6sr 3ok1i5.88s1d1n.msii (?rimni9.o6Ä6). Wer freut sich nicht beim Anblick der Frühlings-Schlüsselblume (?riinn1a V6i-i8), die gleichsam den winterlichen Boden aufschließt, worauf Tausende von Blumen nachfolgen. Noch gar manche niedliche Pstänzchen zählt diese Familie, wie die Aurikel (?. aui-ionia.), auch häusig veredelt in Gärten, die S o l d a n e l l e n (ZoläansiiH) und das Alpenveilchen (O^oiklNsu), welche namentlich die Alpen schmücken; ferner den Gauchheil (^naFaiiis) und das Pfennigkraut (I^äilliHeliiÄ.). 178 46. Z'HiniiiG dsr OlivsN. (OlsaoSas). Meist liebliche Pflanzen, enthält diese Familie, wie den wohldustendcn J a s m i n ( ^ m i n n m ) , die verschiedenen Arten des spanischen Flieders (8^1-inAa), auch Nägelchen genannt nach der Gestalt ihrer Blümchen, verbreitete und beliebte Sträucher in Gärten und Anlagen, und den meist zu Hecken verwendeten H a r t r i e g e l (I^AiiLti-nin). Dann bemerken wir den Oelbaum (Olea), dessen fleischige Früchte, die O l i v e n , das wohlschmeckende Baumöl enthalten und ein Reichthum Italiens, Südfrankreichs und Griechenlands sind. Der Oelzweig ist das Sinnbild des Friedens. Die gemeine Esche (?i-axi.QU8), ein stattlicher Baum mit abgerundeter Laubkrone und großen, gefiederten Blättern, wächst einzeln in Wäldern oder Anpflanzungen und liefert ein Holz, das besonders zu Wagner-Arbeit geschätzt wird; die Manna-Esche (0rnii8) der warmen Länder schwitzt als weißen, zuckerigen Saft die M a n n a aus. Bemerkenswerth ist, daß der Blasenkäfer (die spanische Fliege) nur an Pflanzen dieser Familie sich findet. 179 47. V a m i l i s d s r ^ i n Ä 6 n (OonvolvräkosaS). Krlütärtige Pflanzen mit trichterförmiger Blumenkrone, fünf Staubfäden und meist windendem Stengel. Einheimisch sind die Zaunwinde (Oonvolvnins 86-piniQ.) und die Ackerwinde (0. 2.I-V6N318). Den Tropenländern gehören an die I a l a p p e (0. ^'ala^a). deren harzreiche Wurzel ein gebräuchliches Arzneimittel ist, und die Batate (0. Va.t3.tn3), Fig. 205, deren große mehlreiche Wurzeln gleich der 285 Kartoffel benutzt werden. Dieser Familie nahverwandt ist die Seite 240 besprochene Flachsseide (0ii8onta). Wurzelwolleu der Batate. 48. P a u i M y d s r 80I2.HSQ (Zolansas). Die Blüthen dieser bedeutenden 18l> Familie haben fünf Staubfäden und eine regelmäßige Krone; ihre Samen sind vielsamige Kapseln oder Beeren. Aber vorzüglich sind die hierher gezählten Pflanzen ausgezeichnet durch ihre Eigenschaften, denn fast alle find mehr oder weniger betäubend-giftig (narkotisch), was namentlich in den Wurzeln und Samen sich ausspricht. Wir erwähnen als Giftpflanzen den Stechapfel (DatuM), das Bilsenkraut (N^oso^auuiZ), die Tollkirsche (^tropa dMkäoiuia.), welche letztere durch ihre schwarzen, glänzenden Beeren häusig die Kinder verlockt und in lichten Laubwäldern nicht selten ist. Weniger gefährlich sind der weißblühende Nachtschatten (Iolarmin nigruiu) mit schwarzen Beeren, gemein auf Schutthaufen, und der Bittersüß (8. äräcamara) mit violetten Blüthen und rothen Beeren. Alle vorgenannten Pflanzen finden jedoch Verwendung in der Medicin. Der baumartige Stechapfel (D. arkorGk) mit weißen, trompetenförmigen Blüthen ist ein schönes Ziergewächs. Der Taback (Xiootiana) verliert seine betäubenden Eigenschaften nur zum Theil durch das Trocknen und die Zubereitung (Beize), was mancher Anfänger im Rauchen auf herzbrechende Weise in Erfahrung bringt. Dieses Kraut, sammt der üblen Gewohnheit des Rauchens, ist seit 1540 aus Amerika einge- 286 L . Besondere Botanik. führt worden und wird in Europa häufig angebaut. Vorzüglichen Taback erzeugt Ungarn; sein Anbau erstreckt sich bis ins nördliche Deutschland, doch werden die süddeutschen oder pfälzer Tabacke am meisten geschätzt. Von den verschiedenen Arten dieser Pflanze wird der virginische Taback (X.tabaoum), Fig. 206, am häufigsten gepflanzt. Dankbarer sind wir demselben Welttheil für die im Jahre 1585 von dem englischen Admiral Franz Drake nach Europa gebrachte K a r t o f f e l (Zolaünm. tnkei'OZiiin), welche in den Hochgebirgen von Peru und Mexiko wild wächst und in jenen Ländern schon seit ältester Zeit angebaut wurde. I n Europa hat sich ihr Anbau jedoch erst seit 100 Jahren allgemein verbreitet. Nachtheilig sind Kartoffeln, die in den Kellern Keime oder Sprossen getrieben haben, und selbst als Viehfutter erweisen sich letztere schädlich. Erfrorene Kartoffeln werden genießbar, wenn man sie iu kaltes Wasser legt, welches eine Eiskruste erhält, worauf die Kartoffeln herausgenommen und schnell verbraucht werden. I n nassen Jahren bildet sich in den Knollen nicht die erforderliche Menge von Stärke, während gleichzeitig die Entwickelung eines Pilzes (siehe §. 133) begünstigt erscheint, unter dessen Mitwirkung sie rasch in Fäulniß übergehen. Seit Einführung des Kartoffelbaues glaubte man das Eintreten einer Hungersnoth nicht mehr fürchten zu müssen. Nichtsdestoweniger wurde Europa in den nach 1840 folgenden Jahren durch die fast überall auftretende Kartof- DikotMonen: Klasse V . Enzlane. 287 felfaule in große Noth versetzt. Dieselbe trat am schrecklichsten i n Irland hervor, wo viele Tausende dem Hunger erlagen. Von allen Nahrungsgewächfen hat die Kartoffel die größte Verbreitungsfähigkeit, indem sie die bedeutendsten Unterschiede des Klimas und Bodens verträgt. Sie liefert überdies den reichsten Ertrag. Von 1 Hektare ( — 4 preuß. Morgen) wurden geerntet: 3400 Pfund Weizen, welche enthalten: 2300 Pfund Stärke und 400 Pfund Wasser; dieselbe Flache lieferte: 38000 Pfund K a r t o f f e l n , welche enthalten: 8700 Pfund Stärke und 27000 Pfund Wasser. Zu den Solanen gehören ferner die E i e r p f l a n z e (Zolarmui oviisr-u-m) und der Liebesapfel (8. 1^<nx6r8ionni), beides Zierpflanzen; die Früchte des letzteren werden unter dem Namen T o m a t o besonders häufig in Südamerika gegessen; endlich die Judenkirsche (?K^ZNii8) und der scharfe, rothe spanische Pfeffer (Oa^Lionra). 49. V a i n i l i S 6.sr N n s i a n S (<^6ntim26^s). Eine durch die Schönheit ihrer 181 Blüthen sowie durch ihre außerordentlich bitteren Blätter und Wurzeln bemerkenswerthe Familie. Ihre Heimath sind vorzüglich die Alpengegendm und als eine wahre Zierde derselben überraschen dort den Reisenden der stengellose Enzian (OsntiHiia aoaniiä) und der F r ü h l i n g s - E n z i a n (O. v^na.) mit tiefblauen Blumen. Wegen ihres Bitterstoffs werden medicinisch angewendet der g e l b e E n z i a n (6-. Intsg.), das T a u s e n d g ü l d e n k r a u t (Nr^ijiinsa) und der Fieberklee (Nsn^antiiW). Aus der Wurzel des gelben Enzians, die außer Bitterstoff viel Stärkemehl enthält, wird in Tyrol der Enzian-Branntwein bereitet. 50. V'a.iu.iliG c3.Gr H.P001N.SN. (^ooin.63.6). Wir finden hier Pflanzen mit 182 vorherrschend giftigen Eigenschaften, deren Mehrzahl in den Tropenländern vorkommt. So enthalten die Samen des Brechnußbaums (Zti-^oimos rmx vomiokl.), K r ä h e n a u g e n genannt, eins der furchtbarsten Gifte, das Strhchnin (Chemie §. 174). Auch der aus Südcuropa stammende und wegen seiner schönen, rosenrothen Blüthen beliebte O l e a n d e r (Nsi-iuni) ist giftig, was man jedoch unserem in Wäldern häufigen I m m e r g r ü n (Vinca.) nicht nachsagen kann. Als nahe Verwandte führen wir an die giftige S c h w a l b w u r z (iÜMNiioliurQ), die S e i d e n p f l a n z e (^.sois^iaI s^i-iaoa.) und die cactusähnliche A a s pflanze (8ta-po1ia), deren Blüthe nach Aas riecht. 51. ^ N n i i l i s Ä s r B o r r a ^ S r i (Vorr^iQEHO). Diese Pflanzen mit rauhhaa- 183 rigen Blättern und Stengeln haben eine regelmäßige, fünftheilige Krone und fünf Staubfäden. Ihren Namen erhielt die Familie von dem bekannten Borrasch (Vorra.Ao), der wegen seines gurkenähnlichen Geschmackes zu Salat verwendet wird. Als ziemlich verbreitete Arten sind anzuführen: B e i n w e l l (Z^rapli^win), K r u m m h a l s (I^ooxsis), S t e i n s a m e n (I.itKos^i'niu.M), Ochsenzunge (^ucknäa), N a t t e r k o p f (Nokiniü), von welchen einige, die Schleim und einen zusammenziehenden Stoff enthalten, noch hier und da als Heilmittel gebraucht werden. Eine ebenso treffende als sinnige Bedeutung wurde in dem Namen V e r g i ß m e i n n i c h t <M^02otiZ) einem bescheidenen 288 L. Besondere Botanik. Pstänzchen dieser Familie beigelegt, dessen himmelblaue Blumensternchen aus frischem Wiesengrün freundlich uns anblicken. I n den Gärten findet man eingewandert aus Südeuropa das G a r t e n - V e r g i ß m e i n n i c h t (OMxkÄioäss) und aus Südamerika die Sonnenwende (Nslioti-o^iniü) mit vanill-duftender Blüthe. 184 52. ?g.ini1i6 Hör I l i p p s Q d i n m s n (^.Mat^s). Die sehr zahlreichen krautartigen Pflanzen dieser Familie sind wohl kenntlich an ihren zweilippigen Blüthen mit vier Staubfäden, von denen je zwei länger sind als die anderen, weshalb sie mit wenig Ausnahmen der 14. Klaffe ^.angehören. Auch zeichnen sich die meisten derselben durch einen Reichthum an flüchtigem Oele aus, so daß sie aromatisch sind und theils in der Mediän, theils als Gewürz oder als wohlriechende Mittel angewendet werden. Dies ist der Fall bei der Pfeffermünze (NsiMg.) und Melisse (N6I1883.), bei dem R o s m a r i n (Ko8inHriiiu.L), T h y m i a n (LKPMN8) und Q u e n d e l ( I I i . 86rMi1nm), ferner bei dem M a j o r a n (Oo^Mnra), Dosten (Ori^anuiQ), Hhssop M^880M3), S a l b e i . (Valvig) und Lavendel(I<9.vaiiäui3.), welche wild wachsen oder aus wärmeren Ländern in unsere Gärten oerpstanzt worden sind. Als nicht aromatisch bemerken wir dagegen die Taubnessel (I,ainiuui) die Gundelrebe ((U60K01119.) und den G ü n s e l (^ju^a), überall verbreitete Kräuter, deren Blüthen im Frühjahr von den Bienen eifrig aufgesucht werden. Zu einer nahverwandten Familie gehört das Eisenkraut CVsrdOug.), ein gemeines Gewächs mit unscheinbarer Blüthe, während die aus Amerika gekommenen Verbenen sich durch lebhaft gefärbte rothe Blumen auszeichnen; berühmt als Erzeuger des besten Schiffbauholzes ist der ostmdische Teckbaum 185 53. P a m i l i s Hsr L o r o V ^ i ^ i a r i S u (8or0xKu.iNriQ63.6). Diese Familie, nach dem früher gebräuchlichen S c r o p h e l k r a u t oder B r a u n w u r z (8oroxkn1g.ri3.) benannt, ist in mehrere Unterfamilien getheilt worden. Wir begegnen da manchen niedlichen einheimischen Pflänzchen, öfter mit rachenförmiger Blumenkrone, wie dem L e i n k r a u t (I^nkris.), Löwenmäulchen (^ntii'MQnin), Augentrost (Nupkre^ia), Läusekraut (?6äion.Iai-i3), Kuhweizen (Nsi3.n1p^ruM), Hahnenkamm (KK1112.1M11.8) und dem E h r e n p r e i s (Veroräoa). Die im Waffer lebende Bachbunge (V.VsooabunAa) wird als Salat gegessen. I n der Medicin werden verwendet die Blätter des prächtig roth blühenden, giftigen F i n g e r h u t s (DiSitaiiH, und als Brustthee die gelben Blüthen der stattlichen Königskerze (Verb^orlin), auch W o l l b l u m e genannt. Von Ausländern sind als Zierpflanzen beliebt die Pantoffelblümchen (OalosoiariH) und das Moschuskraut (Nimn1ii8), mit gelben, stark nach Moschus riechenden Blumen. Ziemliche Verbreitung hat der seit Kurzem aus Japan eingeführte P a u l s b a u m (kanio-nina) gefunden; er wird als Zierbaum gezogen, gleich dem Trompetenbaum (Vissnonig. Oatalpa), der einer Nachbarsamilie angehört. Beide haben schöne, straußförmige Blüthen. 186 Am Schlüsse der M o n o p e t a l e n zählen wir noch einige Pflanzen auf, die, vereinzelt für sich stehend, nur kleine Familien bilden, jedoch in verschiedener DikotMonen: Klasse V I . KreWräger. 289 Hinsicht bemerkenswerth sind, wie der M i s t e l (Visonm) als Schmarotzer; der spitze Wegerich (?1gaMA0 iauosolata), Fig. 207, als gutes Futterkraut; der G u t t a - Percha- B a u m (Isonanära ^ntta) auf Malakka uud der E b e n h o l z - B a u m (DiOZ^roZ Nbsnuin) in Ostindien wegen ihrer Producte; die S t o r a x b ä u m e (Zt^i-ax vul^aris und 8t. V6Q20W), .welche wohlriechende Harze, den S t o r a x und die B e n z o s liefern. V I . Klasse. Polyp etaleu; (Pflanzen mitmehrblättrigerVlumenkrone.) 54. V a m i l i G ä s i ' XrsuHträSSe 187 (Oruoifsi'as). Wir- haben hier wieder eine der großen und wohlcharakterisirtcn Familien des Pflanzenreichs vor uns. Ihre Gewächse gehören der lö.Klassel^. an, denn die Blüthen haben vier lange und zwei kürzere Staubfäden; auch haben sie vier, in Form eines liegenden Kreuzes ( X ) gestellte Blätter, und ihre Früchte find Schoten oder Schötchen. Alle Theile der Pflanze enthalten ein reizendes, schwefelhaltiges, flüchtiges Ocl und die Samen liefern fettes Ocl. Die Blätter werden durch die Cultur sehr mächtig und geben unsere gewöhnlichsten Gcmüse. Ich darf nur des S a u e r , t r a u t e s erwähnen, um die Bedeutung dieser Familie festzustellen. Die Wurzeln werden durch die Cultur fleischig und reich an Pflanzengallerte. Erwähnung verdienen als Zierpflanzen mit Blüthen von starkem Wohlgeruch: die Levkoje (Nattkiola.), der gelbe V e i l oder Goldlack (Ok^remtkus), die Nachtviole (HsspSiäs), die M o n d r a u t e (I^nnaria). Das an den Seeküsten hausige Löffelkraut (OoMsaria. ONoiHÄUs) ist ein vorzügliches Mittel gegen den Skorbut. Ein gemeines Unkraut ist die H i r t e n t a s c h e (OgWOiia). Als Küchengewächse sind zu bemerken: der auch als Heilmittel verwendete S e n f (3in3Pi8), die Kresse (IlSpiäiuiri), die B r u n n e n k r e s s e (Nkstui-tiurli), der M e e r r e t t i g (Oocziiisai-iH ^rinoi-aoia), richtiger Mährrettig, d.i. Pferdcrettig genannt; der N e t t i g (RNxkNnns), von dem die Cultur eine, große Anzahl von Spielarten erzeugt hat, was in noch höherem Grade bei dem Gemüsekohl (Lrassica olsraoSa) der Fall ist, dessen Abkömmlinge unter den Namen Krauskohl, Wirsing, Blumenkohl, Blaukohl, Kohlrabe, Weißkraut oder Kopfkohl, Nothkraut u. a. m. unsere geschätzten Gemüse sind; als solches II. . w 290 L . Besondere Botanik. sowie als Viehfutter dient auch die weiße Rübe (Vi-3.L8ioa ra^g.). Als Hauptölgewächs wird der Reps oder Raps (Vra83ioH uapus), Fig. 208, an- gebaut. Der Waid (IsatiL tinctoria), Fig. 209, hatte vor der Einführung des Indigos als blaue Farbe eine größere Bedeutung. Z88 55. WainiliG Äsr VioiSN (Violariusas). Das wohlduftende Veilch en sViola oäoratg.) verdient schon um semer Bescheidenheit w ^ Platz. Weitere Arten sind das dreifarbige Veilchen oder S t i e f m ü t t e r chen (V. trioolor) und das Ackerveilchen oder Freisamkraut (V. arvsn8i8), das als Thee gegen Hautkrankheiten gegeben wird. Die Wurzeln der Veilchenarten wirken brcchenerregmd. 189 56. Painilis Äsr M o l i n s (?IP3.vsra.o63.6). Die bedeutendste Pflanze dieser Familie ist der gewöhnliche M o h n (?ap9.v6r soiuMsi'UN), Fig. 210. Er enthält einen Milchsast, welcher eingetrocknet das O p i u m bildet. I n der 291 Dikotpledouen: Klasse V I . Mohne. Türkei und in Ostindien wird der Mohn zur GcwiANUNg des Opiums angebaut. I n Deutschland ist er weniger saftreich, allein man baut ihn wegen» des wohlschmeckenden Oeles seiner Samen. Der Mohnsaft wirkt narkotisch-giftig, und die Orientalen bedienen sich desselben,-als eines berauschenden Mittels, mit höchst verderblichem Erfolg für ihre Gesundheit. Das Opium ist ein Gemenge von Kautschuk, Harz und mehreren Wanzensamen und Pflanzenbascn, von welchen das Morphin (Chemie §.174) die wich« tigste ist. Wild wachsend finden wir den Feldmohn oder die Klatschrose (?a^3.v6r rliosag) und das S c h ö l l k r a u t (Ok6iiä0Qinui) mit gelbem Milchsafte. 57. VamMs dsr DroLSriSU. (Drose- 19l) riHosas). Sie wird benannt nach dem S o n n e n t h a u (ViDASra), einem niedlichen Torfboden-Pstänzchen, dessen Blättchen mit rothen Haaren besetzt sind, aus deren Spitzen helle Wassertröpfchen sich ausscheiden. Merkwürdiger ist die nordamerikanifche F l i e g e n f a l l e (VionaGs. Ansoipnia.). Das, behaarte Blatt derselben zieht sich zusammen, wenn es durch ein sich darauf setzendes Infekt gereizt wird. Letzteres wird dadurch erfaßt und erst wenn es todt ist breitet sich die Blattstäche wieder aus. b8. Pganilis Hsr 3SOrQ86u. ( ^ i n ^ k ^ a c e a s ) . Als Zierde derstehenden191 Gewässer kennen wir unsere weiße Seerose ( ^ m ^ I ^ e a ) , die nahe verwandt ist mit der cgyptischen Seerose oder L o t u s b l u m e (5l. lotus), deren Samen und Wurzel eßbar sind und die man als Sinnbild des Reichthums auf egyptifchen Denkmälern häufig abgebildet findet. Wohl als die prachtvollste aller Pflanzen dürfen wir die g u i a n i s c h e S e e r o s e (Victoria rsssia) mit ihren weiß und rosenrothen Blüthen, die 4 Fuß im Umfang haben, und mit Blättern von 15 Fuß im Umfang, anführen. 59. PannUs Äsr NaNnukGin (KanuNoulacoaG). Die Ranunkeln bil- 192 den eine zahlreiche, fast ganz liche Glieder mehr oder weniger Schärfe haben und zum Theil giftig sind. Viele derselben sind ihrer schönen Blüthe wegen Zierpflanzen, und einige werden in der Medicin angewendet. Bemerkenswerth sind: die Gattung R a n u n k e l oder Hahnenfuß (Raunneräug), worunter die sogenannte B u t t e r b l u m e (K. acris und anriooinnL) auf allen Wiesen und der g i f t i g e H g h n e n f u ß (K. LasisratuL) in sumpfigen Gegenden gemein ist; die schwarze N i e ß w u r z (N6ii6li0ru.8); die Leberblume (^QSinoiis); der Eisenhut (^.oonituni); der R i t t e r s p o r n (Oslxkiniuiu); der A k e l e y ( ^ n i l s g i a ) ; das B l u t s t r ö p f c h e n (^äonis); der 33« 292 L. Besondere Botanik. Schwarzkümmel ( M ^ s i i a ) , und endlich die T e l l e r - oder E s s i g r o s e (kasoma). Die verschiedenen Arten der W a l d r e b e (Olsmatiä) sind kletternde Sträucher, die häusig zu Lauben gezogen werden. 193 eo. V a i n M s ä s r M a g n o l i e n (NaAnoliHoyas). Von diesen ausländischen Gewächsen erblicken wir in Lustgärten zuweilen den schönen T u l p e n b a u m (lärioäsnäron) und die M a g n o l i e n (Na^noliN), strauchartige Bäume, ganz bedeckt mit großen, lilienförmigen und wohlriechenden Blumen. Die sternförmigen Früchte des AnisDaums (IllioiuM) werden unter dem Namen S t e r n anis als Gewürz verwendet. 19^ 6l. V a i n i l i s Äsr Nsdsu. (^uix6iiHs3.6). Der Weinstock (Viti8 viniksra) bildet für sich allein eine Familie. Obgleich sein Vaterland Persicn ist, so hat er sich doch in Deutschland aufs Vortrefflichste heimisch gemacht, und die deutschen Zungen sind wenigstens im Lobe des Rheinweins einig. Die edelsten Torten-desselben übertreffen an feinem Wohlgeruch und Geschmack alle Weine der Welt und werden aus dem R i e s l i n g gewonnen, einer kleinbeerigen Traube, der nur in den heißesten Jahren seine vollste Reife erlangt und alsdann ganz bräunlich wird. Der rheinische Weinbau erfordert einen großen Aufwand von Arbeit und Dungmitteln. Es giebt unzählige Traubcnsortcn und die daraus erzeugten Weine find höchst verschieden (s.Chemie §. 207). Unter demNcunen der K o r i n t h e n , R o s i n e n und C i beben kommen, namentlich aus Griechenland, die getrockneten Weinbeeren in den Handel. Die aus Nordamerika stammende w i l d e Rebe (^in^sio^Lig) eignet sich vortrefflich zur Bekleidung von Lauben und Wänden; ihr Laub wird im Herbste schön purpurroth. 183 62. L'g.milis H6I7 AH-litSQ (KutaosÄs). Die Familie hat mehrere Untcrabtheilungen, die zum Theil als selbstständige Familien betrachtet werden. Bemerkenswerth sind: die R a u t e ( N n w ) , enthält ein stark riechendes, flüchtiges O e l ; der D i p t a m (DiotaNnnL), eine der schönsten unserer wildwachsenden Pflanzen, an dessen reicher, purpurrother Blüthe in warmen Sommernächten zuweilen ein Leuchten beobachtet werden soll; das außerordentlich bittere F l i e g e n holz (HugHsia) und das sehr dichte Pockenholz oder F r a n z o s e n h o l z ((Tii^aoum), beide Arzneimittel. Das letztere wird besonders zu Kegelkugeln verarbeitet. 196 63. WainiliG Her N s i k s n (0g^oxdM6H6). Als Zierpflanzen finden wir in allen Gärten die N elken (Diantkus) und verschiedene Arten der Lichtnelke ( I r i n a s ) . Die S t e r n m i e r e W s i i a r i a insäia), auch H ü h n e r d a r m genannt, ein verbreitetes Unkraut, dient als Vogelfutter. Das S e i f e n k r a u t (Zaponaria.), dessen zerquetschte Blätter mit Wasser gerieben dieses^m ^ M u m versetzen, und die in Getreidefeldern wachsende gemeine K o r n r a d e ( I ^ d i u i L ssitliaZo) gehören gleichfalls hierher. 197 64. ?g.iu.i1is äse I,siiiG (länsas). Die wichtigste Pflanze dieser kleinen Familie ist der L e i n oder Flachs (läunni), dessen spinnbare Faser zur Leinwand verarbeitet wird, die man in mehrfacher Hinsicht den Geweben aus Baumwolle vorzieht; sie ist namentlich sehr dauerhaft und selbst ihre Lumpen haben großen Werth, da sie das beste Papier geben. Der L e i n (Fig. 211) ist eine Dikotyledouen: Klasse V I . Camellien. 293 zierliche Pflanze mit himmelblauer Blüthe, daher ein blühendes Leinseld einen schönen Anblick gewährt; sein Anbau ist in den gemäßigten Kümaten sehr verbreitet und vorzüglichen Flachs erzeugen die russischen Ostseeprovinzen, woher man zur Aussaat den Leinsamen aus R i g a kommen läßt. Der Leinsamen wird als schleimiges Mittel in der Medicin, das Oel desselben zu Firniß und Oclfarbcn verwendet und der rückständige Oelkuchen dient als gutes Viehfutter. es. VainiliO Hör O3.N6iij.On (Oa- 198 in6i1ik06Ä6). Außer den C a m e l l i e n (0^N6i1iÄ Ha^oiäoa), welche eine der schönsten Zicrden der Gewächshäuser sind, enthält diese Familie den Theestrauch ( I k s a L1Q6N818), dessen einziges Vaterland China ist, so daß alle Völker Europas dem Reich der Mitte für seinen Thee zinsbar sind. Je nach der Jahreszeit, in welcher die Blätter gesammelt werden, nach dem Alter derselben und dem Theile, von welchem sie entnommen sind, namentlich aber nach der Art ihrer Zubereitung, liefern sie die verschiedenen Theesorten. Frischgepstückte Blätter, auf heißen Blechen rasch getrocknet und dabei gerollt, geben den grünen Thee; der schwarze Thee wird erhalten, indem man die Blätter einige Tage aufschichtet, wodurch sie welken und sich erhitzen, worauf man sie langsamer trocknet. Uebrigens ist aller nach Europa ausgeführte grüne Thee künstlich gefärbt. Auch wird der Thee durch aromatische Blätter und Blüthen parfümirt. Das in den Theeblättern enthaltene Theein ist übereinstimmend mit dem krystallisirbaren Stoff des Kaffees (s. d.). Nach Europa beachte eine russische Gesandtschaft im Anfang des 17. Jahrhunderts den ersten Thee aus China, dessen jährliche Thceproduction man auf ungefähr 500 Millionen Pfund anschlägt. 66/^Hnii1i6äsrVMtQ6i'1sii(Zu6ttn.6i'iao6as). Die Umgegend von Mexiko 199 ist das Vaterland des Cacaobaumes (Llieobromg, 02.09.0). Seine gurkenartigen Früchte enthalten fettreiche Samen, die Cacaobohnen, welche zerrieben und mit Zucker vermischt die Chocolade liefern; auch enthalten sie denselben krhstallijirbarcn Stoff wie der Kaffee. 67. L'Niuilis Ä6r MHivsu. (N3.1vao6g.s). Diese Familie entspricht der W l ) 16. Klasse^., da in den Blüthen der hierher gehörigen Pflanzen viele Staubfäden zu einem Bündel verwachsen sich vorfinden. Es kommen krautartige Gewächse, Sträucher und Bäume vor, letztere in d.m warmen Ländern, worunter der A f f e n b r o t b a u m oder B a o b a b (^äanZonia) in Afrika sich auszeichnet durch seinen dicken Stamm von 30 bis 40 Fuß Durchmesser; seine Früchte find 294 L . Besondere Botanik. eßbar. Als Ziergewächse dienen: die G a r t e n m a l v e (I^avatsra), der M a l venstrauch (Hidi8ou3 s^i-iao-lis) und die Stockrose M t ^ s a roLea) oder Stockmalve mit mannshohem Stengel und reichen Blüthen in allen Farben, von welchen die dunkelrothen zum Färben verwendet werden. Wegen ihres Gehaltes an Schleim werden medicinisch verwendet die kleine Malve oder K ä s p a p p e l (Naiva rownäilolia) und die weiße Wurzel des Eibisch i M k a s a Eine der wichtigsten Pflanzen ist jedoch der B a u m w o l l e n s t r a u c h (6o8L^inw.), der aus seinem Vaterlande Afrika und Ostindien auch nach Nestindien verpflanzt worden ist und selbst im südlichen Europa gedeiht. I n seinen Samenkapseln entwickelt sich mit dem Reifen der Samen die Baumwolle, wie wir diese in ähnlicher Weise bei manchen unserer Pappeln und bei den Weidenröschen (Rxilokiliiri) wahrnehmen. Bei weitem die Mehrzahl der Menschen kleidet sich in Baumwolle, und nicht allein der Anbau dieses Strauches, sondern auch die Verarbeitung beschäftigt Millionen von Menschen, ungeheure Fabrikanstalten und die kunstreichsten Maschinen. Der Verbranch und die Verarbeitung der Baumwolle innerhalb des Zollvereinsgebiets ist in steter Zunahme begriffen, wie nachfolgende Zahlen ergeben: Einfuhr. 201 A u s f u h r. Nohe Baumwolle Verarbeitete Baumwolle Rohe Baumwolle Verarbeitete Baumwolle Zoll-Ccntncr Zoll-Ccntmr Zoll-Cmtncr Zoll-CciUncr 1850 494/298 523.157 151,953 153,734 1857 1,041,408 580,790 263,094 243,739 68. ?9.inili6 dsr LtorokLoknädsi (66i-ani3.o63.6). Den Namen hat die Familie von der Form der Früchte der hierher gehörigen Gewächse, die überdies durch schöne Blüthen und zierlich eingeschnittene Blätter sich auszeichnen. Von den bei uns wildwachsenden sind am schönsten das W i e s e n - G e r a n i u m (Osranium ^ratsi^s) mit großer blauer Blume (dessen Blatt siehe Fig. 82), und das purpurrothe Rosen-Geranium ( 6 . i-086u.rQ). Besonders aber werden die vom Cap der guten Hoffnung stammenden P e l a r g o n i e n (?s1arS0iiinin) cultivirt, deren man über Hunderte von Spielarten hat, wovon das prachtvoll scharlachrothe S k a r l e t ( ? . ^onais) das bekannteste ist. 202 69. V a m i l i S 6.6? O r a n F s n (^rg.ntig.<:s3.6). Diese dunkelblättrigen, immergrünen Bäume des südlichen Europas zeichnen sich fast in allen ihren Theilen durch einen Gehalt an lieblich duftendem Oele aus und durch schöne gelbe Früchte, welche Zitronensäure, zum Theil auch Zucker enthalten. Auch findet sich in den Schalen der Früchte, namentlich der unreifen; ein aromatisch bitterer Dikotyledonm: Klasse V I . Ahorne. 295 Stoff. Anzuführen sind: Ora^genodcr Pomeranzenbaum (0. anrantinin) und der Vergamottbaum ( 0 . limetta); die Frucht des letztgenannten liefert das wohlriechende Bergamottöl. 70. V a i n i l i s ä s r ^ I i o r i i S (^a6riQ6N6). Ein vorzügliches Material zu ver- 203 schiedenen Holzarbeiten, nnter Anderm auch zu Pfeifenköpfen, liefern mehrere Arten des Ahorns iAosr), deren Holz überdies als Brennstoff geschätzt wird. Der Frühlingssaft aller Ahornbäume ist sehr zuckerreich und aus dem des Zucker-Ahorns (^.. La<nk2.riQuui) wird in Nordamerika Zucker gewonnen. Blatt des fpitzblättngen Ahorns. 71. L'a.iu.U.i.s äor ONatSSn (Oaotsae). Aus Amerika erhielten wir an 400 W 4 Arten der wunderlichsten Pflanzen, die, gleich Mißgeburten von der gewöhnlichen Bildung abweichend, aus saftigen, bald walzenförmigen, oder kgntigen, kugeligen oder lappigen, einfachen oder verzweigten Stengeln bestehen und an welchen zahlreiche oft gefährliche Stacheln die Stelle der Blätter vertreten. Aber prachtvolle Blüthen brechen aus den meisten dieser krüppelhaften Gestalten und erregen durch den Gegensatz um so mehr unsere Verwunderung. Einige Cactccn sind im südlichen Europa eingebürgert. Nützlich ist besonders der Feigeneactus (Oxuntia vul^aris) durch seine eßbaren Früchte, indische Feige genannt, und derCochenillencactus(0MQtiN00oAQs11i56rel.), auch Nopal genannt, als Nährpfianze der Cochenille, I n den Wüsten sind die Cactecn erquickend durch ihren säuerlichen Saft und außerdem dienen sie als Brennstoff und zu undurchdringlichen Umzäunungen. Wegen ihrer Blüthen zieht man am gewöhnlichsten Osröns 8psoi08U8, 0 . Äa.As1M)nni8 und 0. ^viiaiMoiäoL. 296 L. Besondere Botanik. 205 72. Z'aznilis äs? Q-rogssin s^roILuiNi-iiiO^ß). Eine kleine Familie, deren Sträucher fast in keinem Garten fehlen, denn die Stachelbeere (RiKsL Sr088ularia) und die Johannisbeere (K. ruki-um) sind allerwärts beliebt. Aus der letzteren wird Citronensäure gewonnen. Einige amerikanische Straucher dieser Familie werden als Ziergewächse gestanzt. 2V6 73. V'g.mMG ä s r DolÄSn.träFGi' (Hmb6i1ilsra6). Die Dolden- oder Schirmträger sind krautartig und haben kleine, ^fünfblättrige Blüthen mit fünf Staubfäden, gehören daher zur 5. Klasse I,. Ihre Blüthendolden und vielfach getheilten Blätter sind weitere sehrcharakteristischeKennzeichen. Die Samen sind kleine Doppelfrüchtchen mit verschiedenen Rippen und Streik fen, welche hauptsächlich zur Unterscheidung der Gattungen dienen; auch sind sie meist reich an flüchtigem Oel, und werden, deshalb theils als Gewürze theils als Arzneimittel benutzt. Von mehreren wird die saftige und zuckerreiche Wurzel gegessen, und wir erwähnen in dieser Beziehung die gelbe Rübe oder Dikotyledotten: Klasse V I . Dolbenträger. 29? Möhre (Dances oai-ota), den Sellerie (^piniu AlavSoIsus), die Petersilie (^.xium p6tr086iinnra) und den Pastinak (?g,8tiuaeg,). Durch ihre aromatischen Samen sind ausgezeichnet der Kümmel (Oarnni oarvi), Fig. 213, zugleich ein gutes Futtcrkraut; der Fenchel (^oouioränua), Anis ( L i m ^ nslia aniLuiu), der Coriander (Oorianärum), der Wasserfenchel (?Ii6ilauärium), der D i l l (^.nstliniQ) und der Kerbel (^.ntw-iLons), zugleich ein Küchenkraut. Auch der Bärenklau (Nsraolonui splionäMnui), Fig. 214, wird jung vom Vieh gcrn gefressen; der Riesenbärenklau (U. AiAantOnm) wird wegen seinerstattlichenBlatt- und Doldenbildung in Anlagen gepflanzt. Neben diesen in mehrfacher Weise verwendeten Pflanzen treffen wir jedoch einige sehr gefährliche, nämlich den Schierling (Oonium inaoulatuin) und unserer Giftpflanzen, welche bei weitem die meisten Unglücksfälle veranlassen. 298 L . Besondere Botanik. da sie.mit einigen der oben genannten nicht nur ziemliche Ähnlichkeit haben, sondern häufig an denselben Standorten wie diese vorkommen, daher Verwechselungen leicht möglich sind. Diese haben sich schon ereignet, indem beim Sammeln die Wurzel des als Salat gebräuchlichen Pastinaks mit der des Schierlings, und die Hundspctersilie für die gewöhnliche Gartenpetersilie oder statt des Kerbels genommen wurde. Der S c h i e r l i n g hat einen 3 bis 4 Fuß hohen Stengel, der rund, hohl und mit dunkelrothen Flecken besprengt ist. Seine Blätter sind glatt, dreifach- Dikotyledonen - Klasse V I . Doldenträger. 299 gefiedert, die Vlättchcn lanzettförmig, eingeschnitten, gesägt, mit einem weißen Haarspitzchen an den Zähnchen. Die Hauptdolde hat eine Hülle, die aus einem bis fünf Blättchen besteht; die Döldchen haben dreiblättrige, herabhängende Hüllchen; die Blüthen" sind klein und weiß; die Frucht ist eiförmig, von der Seite zusammengedrückt, und die Früchtchen sind mit fünf gekerbten Nippen versehen. Die ganze Pflanze hat einen widrigen Geruch, namentlich wenn sie welkt oder zwischen den Fingern gerieben wird. Der Pastinak unterscheidet sich vom Schierling durch seine gelben Blüthen und das Fehlen der Hülle'und Hüllchen. M i t der Petersilie, Fig. 216, kann der Schierling fast nur verwechselt werden, so lange er noch keinen Stengel getrieben hat. Die kleinen Blättchen der Petersilie sind eirund, eingeschnitten und gezahnt und haben gerieben einen angenehm aromatischen Geruch. Die Hundspetersilie hat doppelt gefiederte Blätter mit schmalen Blättchen. Die Dolde entbehrt der Hülle, dagegen sind die Döldchen mit dreiblättrigen herabhängenden Hüllchen versehen. Die Frucht ist kugelförmig, an den "Früchtchen befinden sich fünf dicke Hauptrippen. Diese Pflanze kommt sehr häufig in den Gärten vor und kann mit dem Kerbel und der Petersilie verwechselt werden. Ihre schmäleren und geruchlosen Blättchen unterscheiden sich jedoch von jenen beiden. Besser als nach jeder Beschreibung lassen sich diese Pflanzen nach den beigefügten Abdrücken, Fig. 217 bis 219, unterscheiden, die von ihren Blättern selbst genommen worden sind. 300 L. Besondere Botanik. Noch giftiger als die beiden vorhergehenden ist der Wasserschierling WioutÄ viroZK), allein da er entfernt von den Wohnungen instehendenWassern wächst, so ist er weniger gefährlich. Der Schierling hat eine gewisse geschichtliche Berühmtheit, wiewohl tramiger Art. Der Saft desselben diente im alten Athen zur Hinrichtung von Staatsverbrechern. S o k r a t e s , der edelste der griechischen Weisen, fälschlicherweise von seinen Feinden als Verbreiter gefährlicher Lehren angeklagt, wurde zum Tode durch den Schierlingtrank vcrurtheilt. Einige Doldenträger Persiens enthalten Milchsäfte, die zu Gummiharzen (Chemie §. 191) eintrocknen, worunter der heftig nach Knoblauch riechende Teufelsdreck oder Äsa f ö t i d a (von l ^ n i a ) und das A m m o n i a k - G u m m i (von Dorsina) in der Medicin Anwendung finden. 207 74. Va.iu.i1i6 Äsr N^Su.2äOriis (Kkamnoas). Der K r e u z d o r n (Ma.ui'uns oNtkarticmZ) hat schwarze Beeren, die einen blauen Saft enthalten, welcher mit Kalkwasscr vermischt und eingetrocknet, das S a f t g r ü n darstellt. Die Kohle des F a u l d o r n s (RK. lran^ula) wird vorzugsweise zur Vereitung des Schießpulvcrs geschätzt. Der im südlichen Europa wachsende I u d c n d o r n ( N s ^ I i n I ) liefert dieBrustbeeren. Aus nahverwandten Familien find anzureihen: die immergrüne S t e c h p a l m e (Ilsx aHnitolirun) mit hochrothen Beeren, in England »H oly« genannt und als Fcstschmuck am Christabend dienend; der Matestrauch (Ilsx xÄra.SQ3.^sQ8i8), dessen Blätter den in Südamerika allgemein gebräuchlichenParaguaythee geben; der S p i n d e l b a u m (Nvon^. inus), ein Zierstrauch mit schönen, rosenrothen Früchten, Pfnffcnkäppchen genannt, die orangefarbige Samen enthalten. 208 ?5. ?HnMiG 6.sr RKrdi880 (Ouourkitaosas). Diese krautartigen, rauhbehaarten Gewächse gehören meist den wärmeren Ländern an. Sie haben einen klimmenden, mit Ranken sich aufrichtenden Stengel, große Blätter, ein-und zweihäusige Blüthen, beerenartige Früchte, meist von ungewöhnlicher Größe. Aus Asien sind eingeführt worden: die Gurke (Ononmis sativ^s), die Melone (0. m ^ o ) , Fig. 2 2 0 , mit saftigen, süßen Früchten, vorzüglich im südlichen Eu- Dikotyledonen: Klasse V I . Kürbisse. 301 ropa angebaut; derKürbis (Onaurbita.), bei uns als Viehfutter gepflanzt, hat Früchte, die mitunter 100 bis 200 Pfund wiegen; sie enthalten über 4 Proc, Zucker und werden in Ungarn zu dessen Fabrikation benutzt. Es giebtviele Kürbisarten, von welchen wir nur den Flaschenkürbis (oder Calabasse) erwähnen, der cusgehöhlt zur Aufnahme von Flüssigkeiten dient. I n der Medicin finden Anwendung: die S p r i n g g u r k e (Nomordia. NiHt6riu.ni), die bittere Coloquinthe (0uc;iinii8 Ooloo^ntliiZ) und die an Hecken gemeine Z a u n r ü b e (Zr^ouia) mit großer, rübenförm.iger Wurzel. 76. L'NMIiS Ä6r ?6ttFS^Ho3iZ6 (OrNäZniaoeaG). Sie zeichnen sich durch 299 ihre dicken und saftigen Blätter aus, obgleich sie meist auf ganz trockncm Sand oder Gestein wachsen, wie der gelbbluhende, brennend scharf schmeckende M a u e r pfeffer (8säniu. aors) und die bekannte H a u s w u r z (86Mp6rvivu.m). 77. ^ a i n i i i G Äsr ^srsdiiit!3i6Q (^srOdiQtiiaos^ Die Baume und 2II) .Sträucher dieser großen, nur den wärmeren Landern angehörenden Familie liefern eine Menge von Harzen, aus welchen wir als die.wichtigsten den M a f t i z (von ?iLtaoi9.) und die M y r r h e (von ValsallioäeiKirou) erwähnen. Die verschiedenen Arten des Sumach(Nrl.8) sind gerbstoffreich und insbesondere werden die Blätter des in Süde'mopa angebauten Gerbersumach (Rk. coi-iHria.) unter dem Namen Schmack zum Gerben und Färben benutzt. Der G i f t su mach (RK. toxicoHsnäi-OQ) enthält ein flüchtiges Gift von eigenthümlicher Wirkung, die gewöhnlich ein Anschwellen desjenigen veranlaßt, der nur einige Blätter in der Hand hat oder sich in der Nähe des Baumes länger aufhält. Doch wlrkt es nicht in gleicher Weise auf alle Personen. Als Zierstrauch findet man häufig den Perrückenbaum ( M . potiims). Eßbar sind die grünen, man« 302 L. Besondere Botanik. delartigenFrüchte der Pistacie (?i8t3.oig.Isutiäous) und die indischen Mangop f l a u m e n (von 8p0Q<1ia8 man^ilSva). 211. 73. Vanniis äor On^Frarisn (OuassrarisaS). Sie enthält vorzüglich wegen ihrer schönenBlüthcn bemerkenswerthe Gewächst, wie dieWeidenröschen (Nxilodiuin), von welchen das schmalblättrige Weidenröschen (N. anAULtikoliuui) mit hoher, purpurfarbiger Vlüthenähre eine Zierde unserer Wälder ist; die Nachtkerze (Osnotksi-a siehe S . 248) öffnet ihre gelbe Blüthe gegen Abend; die Fuchsie (^nokäia), aus Südamerika stammend, eine der beliebtesten, in vielen Spielarten gezogene Zierpflanze. Auch wird die aufstehenden Gewässern am Rhein schwimmende Mutterpflanze der stacheligen Wassernuß (Lrapa. nataus) hierher gerechnet. 212 79. FNinilis Äsr M ^ r t s n (N^rtaesHs). Aus derselben ist in Europa heimisch nur der Myrtenstrauch (N^rtus oommninZ), dessen Zweige mit glänzend-grünen Blättern und weißen Blüthen eine freundliche Verwendung zu Brautkränzen finden. Die übrigen Pflanzen gehören den Tropenländern an, und zeichnen sich meist durch einen Gehalt an aromatischem Oel aus. Der Nelkenbaum (Oar^o^IiMuL) liefert die bekannten Gewürznelken; der Cazeputbaum (Neiaisnea.) das Cajcputöl, beide in Ostindien zu Hause. I n Südamerika erzeugt der Pimentstrauch (N^-rtuL xiinGnta) den Nelkenpfeffer oder Piment, und die birnähnlichen Früchte des Cujavabaums (?8iäium) werden als ein wohlschmeckendes Obst verwendet. Nahe verwandt ist dieser Familie der Granatbaum (?unio3.), mit prächtig feuetrother Blüthe und eßbaren Früchten; er wächst im südlichen Europa. 213 so. VainiliG äsr Ac)86n (KoLaosas). Als das sehr bestimmte Merkmal dieser Familie erscheint es, daß die Blüthen der ihr angehörenden Pflanzen zahlreiche Staubfäden haben, welche auf dem Kelchrande stehen. L i n n s bildete aus denselben seine zwölfte Klasse. Mit Recht wurde an die Spitze dieser großen und ausgezeichneten Familie die Königin der Blumen, die Rose, gestellt, die von den Dichtern aller Zeiten und Zungen gefeiert, hier keiner weiteren Verherrlichung bedarf. Doch hat man neuerdings ihrer unmittelbaren Herrschast die Gewächse mit Apfelfrüchten und Steinfrüchten entzogen und daraus besondere Familien gebildet. Die gefüllte oder hundcrtblättrige Rose (RoZa osntiiolia) stammt aus dem Orient, wo aus den Blättern verschiedener Rosenarten das kostbare' Rosenöl gewonnen wird; die Monatrose (R. ^allica) stammt aus dem südlichen Europa. Von beiden hat die Cultur unzählige Sorten erzeugt." Die^ Heckenrose A . oaninI.) liefert die Stämme, auf welchen die veredelten Rosen oculirt werden; ihre Früchte, Hagebutten genannt, werden gegessen. Wir schätzen ferner wegen ihrer Früchte den Himbeerstrauch (Rickus Iä9,6N8), den Brombeerstrauch (K. als Ziersträucher, die verschiedenen Arten der Spierstaude (Zxirasa); als zierliche Pflänzchen das Fingerkraut (Votsptiiia) und den Frauenmantel (^.1« oksuiilia); in der Medicin die Nelkenwurz ( M n m ) ; endlich als Futterkram Dikotyledoneu: Klasse V I . Apfelträger. 303 den blutrothen Niesenknopf(?0t6riuni), Fig. 2 2 1 , unter dem Namen B i b e r nell auch als Küchenkraut verwendet. 81. Sg.ru.i1iG 6.sr H.pks1träF6r st>0iQN- 214 osas). I n ihrer Blüthe stimmen sie im Wesentlichen überein mit den vorhergehenden; die Samen stecken in einem lederartigen oder körnigen Gehäuse, das von saftigem Fleisch umgeben ist. Wir finden hier die nützlichsten Obstbäume, den A p f e l b a u m ( V ^ u s raaluä) und den B i r n b a u m (?. oonirauuiZ), welche das Kernobst liefern. Beide Bäume wachsen vereinzelt - wild in unseren Wäldern mit ungenießbaren Früchten, den sogenannten HolzAepfeln und Birnen. Die feinen Kernobstsorten, die durch Cultur erzeugt worden sind, können nur durch Pfropfen vermehrt werden, da die aus Kernen gezogenen Sämlinge wieder in Wildlinge zurückschlagen. Auch die Früchte des Q u i t t e n baumes ((^äonia.) und des M i s p e l s <Ms8M u s ) sind genießbar. Der Vogelbeerbaum (8 ordus) wird an Wegen und Anlagen, der W e i ß d o r n (NrI.t3.6AU8) in Hecken gepflanzt. 82. ^ H N i l i G HSV 3tSiHOd8tti'I.FS37 (vl.'uxac6Ä6). Die Blüthe ist den 215 vorhergehenden sehr ähnlich; der Same ist in ein steinhartes Gehäuse eingeschlossen, das von saftigem Fruchtfleisch umgeben ist. Die Samenkerne enthalten Blausäure (was auch beim Kernobst der Fall ist) und mehrere außerdem fettes Oel. Nächst der vorhergehenden verdanken wir dieser Familie unser vorzüglichstes Obst. Aufzuzählen sind: der gemeine P f l a u m e n b a u m (?i'nrm8 äoiQSLtiekl.) mit runden Früchten; eine Abart desselben mit länglichen und süßeren Früchten ist der g w e t s c h e n b a u m ; der A p r i k o s e n b a u m (?. ^ r rasuiacg.); die Haferschlehe (?. inLititm), von welcher die R e i n e - C l a u d e und Mirabelleabstammen; d e r V o g e l k i r s c h b a u m ( ? . a v i u i u ) , von welchem die S ü ß k i r s c h e n , und der W e i c h s c l b a u m ( ? . Q6in8U8), von welchem die Sauerkirschen abstammen; in der Medicin sind gebräuchlich die Blüthen der Schlehe (?. 8Pino83.), auch Schwarz d o r n genannt, eines gewöhnlichen Heckenstrauchs, und die blausäurehaltigen Blätter des K i r s c h l o r b e e r s (V. la.uro-ooi'HZus). Den Schluß bilden der M a n d e l b a u m (^.in^äg.1u8 aoininrmis) und der P f i r s i c h b a u m (^.. xerLicg.). 83. L'NuiiliO Hsr NKIssickäFSr (I,sAniinQ0L3.o). Diese große, gegen 216 4000 Arten zählende Familie ist wohlcharakterisirt durch ihre meist schmetterlingsförmigen Blüthen, durch ihre hülsenförmigen Früchte und gesiedeten 304 L. Besondere Botanik. Blätter. I n der Regel ist in den Blüthen neben neun verwachsenen Staubfäden ein freistehender vorhanden und es gehören somit diese Pflanzen in die Dikotyledonen: Klasse V I . Hülsenträger. 305 17. Klasse 1/. Wir begegnen hier einer Menge sehr nützlicher Gewächse und stellen dieselben nach ihrer Verwendung in mehrere Gruppen. Den An- fang machen die Hülsenfrüchte, deren Samen neben Stärke besonders reichlichstickstoffhaltigesFibrin und phosphorsauren Kalk enthalten, so daß sie zn den nahrhaftesten aller Pflanzenstoffe gerechnet werden. Bekannt als solche sind die Bohne (?kH86ows), Erbse (?i8uin), Fig.222, Puffbohne (Vioia. iada), Linse (Nrvum), Fig. 223, Platterbse (katk^rug). Als Futtergewächse werden viele Arten des d r e i b l ä t t r i g e n Klees ClrikoUum) angebaut, wie der rothe Klee s?. xratsugs), der kriechende weiße Klee ^ 1 . rsxsng), der purpurrothe I n carnatklee ( 1 . inoarnatnin); ferner der ewige Klee oder die Luzerne (NbäioNAo sativa), Fig. 224 und der türkische Klee oder die Esparsette (Onodr^okig Lativg.), Fig. 225. Außerdem wachsen wild auf den Wiesen noch viele Hülsengewächse,, welche, dem Gras und Heu beigemengt, als vortreffliches Futter dienen. Solche Zs)6 L. Besondere Botanik. sind: die Vogelwicke (Vioia o^oca), Fig. 226, der Sichelklee (NsäiLNZo 5aloaw), Fig. 227, der Hornklee (I^otuL cormoulaws), Fig. 228 und die Wiesenplatterbse(I^atIi^ru8^2.t6Qsi8). Der S tein-klee (Nsiilotus) hat besonders im getrockneten Zustande einen angenehmen Geruch und wird unter den sogenannten K r ä u t e r k ä s e gemischt und dem Schnupftaback zugesetzt. Auch ein Oelgewächs findet sich in dieser Familie, nämlich die tropische E r d n u ß (^.inokis k^oFasg.), Fig. 229, deren Anbau in Europa mit Erfolg versucht worden ist. Merkwürdigerweise dringen ihre Blüthenstiele nach dem Abblühen in den Boden, unter welchem dann die Frucht reift. Die Gewerbe erhalten aus dieser Familie einige der wichtigsten Farbestoffe, wie namentlich d e n I n d i g o (von InäiZolsra), die dauerhafteste aller blauen Pstanzcnfarben. Der meiste Indigo kommt aus Ostindien, wo man die Zweige der Pflanze in Kasten mit Waffer übergießt. Es entsteht eine Zersetzung, in Folge deren ein grüner Schaum auf die Oberfläche der Flüssigkeit sich erhebt, die gelb und trübe wird, an der Luft sich dunkelblau färbt und dann einen Dikotyledonen: Klasse 'VI. Hnlstnträger. 307 blauen Schlamm absetzt. Dieser wird gesammelt, in viereckige Stücke gepreßt und getrocknet. Das Kampeschen- oder B l a u h o l z (von UasrnÄtox^ioii) dient zum Färben von Blau, Violett, Schwarz, das Fern am bück- oder Rothholz (von 0N633.1xiiiig.) zur rothen Farbe und Tinte. Eine gelbe Farbe, » Schüttgelb « genannt, wird. aus der Färbeginster (HskistI. tinotoria) gewonnen. Noch größer ist die Anzahl hierhergehöriger Pflanzen, welche die Medicin bereichern. Wir bemerken die verschiedenen Mimosen (^oaoia), dornige Sträucher, mit feingesiederten Blättern (siehe Fig.109), welche das arabische Gummi liefern; die abführenden Blätter des Scnnesstrauchs (OaLsia.); die süße, fleischige Fruchthülse des I o h a n n i s b r o t b a u m s (OerÄtonia); das säuerliche Mark der Tamarinde (lamarinäuä); die bekannte Wurzel der Süßholzpflanze (AI^O^-rrliiLia.), aus welcher der Lakritz bereitet wird; das Tragantgummi (von ^.8ti-a.Aa1n8). Andere erzeugen harzige und balsamische" Producte, von welchen wir die Mutterpflanzen des Cop a l harz es (H^mGnasa) und des Perubalsams (loiräksra.) anführen. Endlich sind nicht zu vergessen die sogenannten Aca cien (Rodinia.), der Goldregen (O^tiLus) und die Gleditsche (Msäitoliia.), letztere mit großen dreispihigen Dornen, die, aus Amerikastammend,häusig angepflanzt werden, während die Besengin st er (8xart1nw) in Menge wild wächst. Auch am Schlüsse der P o l y p e t a l e n haben wir noch eine Ncihe von 217 Pflanzen aufzuzählen, die entweder vereinzeltstehen,oder solchen Familien entnommen sind, deren übrige Glieder uns nicht bemerkcnswerth erscheinen. Dies verdienen wegen ihrer Blüthen die nachstehenden, theils wildwachsenden, theils als Gartengewächse gepflegten: Die wohlduftende Reseda (It.686äa oäorata), die Kapuzinerkresse (L'ropaGoliiia), die B a l s a m i n e (luixatieuL), die Hortensia (N^ära.QA6g. kortGQLis), das J o h a n n i s k r a u t (A^x6rioum), der Sauerklee (Oxklis) und die zierlichen Steinbreche (8axikr^a) deren zahlreiche Arter bis in die Hochalpensichverbreiten. I n der Heilkunde sind gebräuchlich der bittere Erdrauch (^umaria) und das Kreuzkraut (koi^ANia.). Von Sträuchern sind bemerkenswert!) der S a u e r d o r n oder die B e r beritze (Lsi-dOris) mit sehr sauren, scharlachrothen Beeren; die K o r n e l « kirsche (Oornns ui.g.8<m1g.) mit rothen, länglichen, eßbaren Früchten und sehr hartem Holz; der Pfeifenstrauch oder wilde Jasmin (?kii2.ä.s1xkn8) mit weißen, wohlriechenden Blüthen. Kletternde Sträucher sind der immergrüne Epheu (Nsäsra kslix) und die Passionsblumen (?2.s8iÜ0r2,), von welchen wir mehrere Arten aus dem heißen Amerika erhalten haben. Zu unseren schönsten Bäumen rechnen wir die Linde ( l i l i a ) , die, eine herrliche Krone bildend, eine Höhe von 100 Fuß und ein Alter von über tausend Jahren erreicht. Sie liefert ein leichtes, zähes Werkholz und zu Matten verwendbaren Bast. Von ihren lieblich duftenden Blüthen sammeln die Bienen reiche Honigschätze; auch geben sie'einen heilsamen Thee. 308 8. Besondere Botanik. Von Ausländern erwähnen wir den amerikanischen Mahagonibaum (Z^iswuia.), der ein vorzügliches rothes Möbelholz liefert; den Cocabaum iNr^tiirox^ion O00I.), dessen Blätter in Südamerika gekaut werden; den oftindischen Gummigutt-Baum ^ed^aHsnärou), eine bekannte gelbe Malerfarbe liefernd, und den Koclelst rauch (Ooeonius), von welchem die giftigen Kockelkörner kommen. Nachtrag zur Botanik. Seite 261, Zeile 5 und 6 von unten statt »OtKotr^olniM und ? o 1 ^ tr^oknui« sehe »Ortkotrioliuiu. und ^oi^triolmui.« Zu §. 143. Aus den Blattstielen der Steincocos (Oooos I ^ ä s a oder H.tta.162, lnnikOrg.) wird eine zähe Faser dargestellt, die unter dem Namen Piassava zu Stricken und Tauwerk verwendet wird. Von einer Palmenart, ?K.M1sPii3.8 w.g.orooarpa, kommt das sogenannte Vegetabilische E l f e n b e i n , einesteinharteweiße Masse, welche das Eiweiß ihrer Samen bildet. Zu §. 150. Nii83. t6xti1i8 u. a. m. von den Philippinen und Ostindien liefern den M a n i l a h a n f , auch Abaca- oder P i n a s H a n f genannt. Ausfuhr aus Manila 1862 — 450,000 Centner. 1 Ctr. — 14 Thlr. Zu Z. 156. Auf den Inseln der Südsee wird aus der gekaueten Kawawurzel, von I>ixsr M6tIiMiouM, durch Gährung ein berauschendes Getränk, Kawa genannt, bereitet. Zu §. 163. Der Manschenillenbaum oder M a n z a n i l l o auf den Antillen enthält zwar in allen Theilen einen scharfen, giftigen Milchsaft, allein die früheren Angaben, daß er giftige Dünste aushauche, wodurch dem Menschen ein längeres Verweilen unter demselbensichtödtlich erweise, ist durch genaue Beobachtungen widerlegt worden. §. 165. Den neuesten Berichten über die Erzeugung des Zuckers aus der Zuckerrübe in Deutschland entnehmen wir die nachfolgenden bemerkenswerthen Thatsachen. Es betrug: I w Jahr M l w ^ ^ ^ Ue Steuers den Centner 1837 122 284,102 Ctr. V4 Sgr. 1865 296 3,413,204 » 71/2 « Der Zuckerverbrauch für den Kopf war 1834 — 0,11 Pfund und stieg 1841 auf 1,11 Pfd. und beträgt 1865 10,26 Pfd. Die Ausbeute an Nohzucker aus einem Centner Rüben war im Jahre 1846 — 6 Proc.; 1855 — 6^/Z Proc.; 1865 — 8 Proc. Die Erzeugung deckt gegenwärtig den Verbrauch vollständig und es betrug die im Jahre 1865 aus der Zuckerfabrikation erhobene Steuer 11,956,723 Thaler oder 10 Sgr. für den Kopf. 2 Nachtrag zur Botanik. Zu §. 173. Für den hier angeführten Feldsalat ist der lateinische Namen VÄsriNnsiia. gebräuchlicher als ^säia. Zu §. 174. Die Befürchtung, daß durch eine verwüstende Ausbeutung der Chinawälder in Südamerika der nachhaltige Bezug der Chinarinde gefährdet erscheine, ist nach den Beobachtungen neuerer Reisenden ungegründet. Dieselben berichten auch von mit vieler Sorgfalt angestellten Versuchen, die Chinabämne auf Java anzupflanzen. Der Kaffeestrauch ist der Familie der Cinchonen anzureihen und nicht den nachfolgenden Sternkräutern. Zu §. 187. Für die Gattung Hirtentasche ist der Name OaxLÄla. gebräuchlicher als I K I g ^ i . Zu §. 208. Zeile 4 von unten statt »zweihäusige« setze »ein- und zweihäusige«. Zeile 2 von unten statt »OnouiQu.U« setze «OnonimL«. Zu §. 209. Statt »OrasLuIarsHO« setze »0rW8u1a.L6a6«. Zu §. 216, Seite 306. Als Futterpflanzen sind noch anzuführen die Gemeine Wicke (Vioig. sativH), wild wachsend und angebaut, sowie die Feigbohne oder Lupine (I^uxinuL Intsa), mit gelber Blüthe, besonders für Sandflächen geeignet. Zu §. 217. An die Linde reihen wir, als der gleichen Familie angehöriA das Geschlecht Corchorus, vornehmlich Ostindien und China angehörig von deren krautigen Arten (Oorokorus olitorius) die Blätter und jungen Sprossen im Orient allgemein als Gemüse gegessen werden. Eine andere Art, OorokornI tsxtiliZ, liefert eine Gespinnstfaser, die unter dem Namen von J u t e , Jutehanf oder Dschut einen bedeutenden Handelsartikel bildet. Einfuhr in England 1861 — 1,071,000 Centner. 1 Ctr. — 10 bis 12 Thlr
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