nordrhein-westfalen starkes Land

Das Promotion-Magazin von
ABLINGER.GARBER
MAI 2016
nordrhein-westfalen
starkes Land
wirtschaft
kultur
tourismus
Neustart an
Rhein und Ruhr
Die einstige industrielle und wirtschaftliche Herzkammer des
europäischen Kontinents will nach dem Strukturwandel wieder
den Anschluss an die Spitze finden.
Musciand itiam, alicatus et vellentisim animo quam ut que eatis a
cullend ellendi occuscidel est, sumqui simod mint quo et volorum,
Sam nia dendi at.
THEMA 1
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Branche.
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KULTUR
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Architektur
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EDITORIAL/INHALT
Das Promotion-Magazin von
EDITORIAL
Das Promotion-Magazin von
ABLINGER.GARBER
MAI 2016
nordrhein-westfalen
starkes Land
wirtschaft
LIEBE LESERINNEN UND LESER!
kultur
tourismus
Neustart an
Rhein und Ruhr
Die einstige industrielle und wirtschaftliche Herzkammer des
europäischen Kontinents will nach dem Strukturwandel wieder
den Anschluss an die Spitze finden.
W
irtschaftlich kraftvoll und facettenreich – so präsentiert sich das größte Bundesland. Die Stärken des Riesen an Rhein und Ruhr sind das Thema des zweimal
jährlich im SPIEGEL erscheinenden Magazins „Nordrhein-Westfalen – starkes
Land“. Bei der Premiere geht es u. a. um die Bauwirtschaft mit ihren Perspektiven, aber
auch um das Münsterland als Vorbild für das ganze Land. Außerdem kommt die Kulturund Genuss-Szene (Stichwort „Deutsches Reinheitsgebot“) zu Wort. Dazu Interviews und
Kommentare sowie zahlreiche Freizeit- und Veranstaltungstipps. Auch sie sagen viel über
Lebenslust und Lebenskraft dieser sympathischen Region aus.
Das Team des Verlages Ablinger.Garber freut sich über seine NRW-Premiere.
Viel Spaß beim Lesen wünschen Ihnen
Musciand itiam, alicatus et vellentisim animo quam ut que eatis a
cullend ellendi occuscidel est, sumqui simod mint quo et volorum,
Sam nia dendi at.
THEMA 1
INTERVIEW
Minim quis
ea conse
Minister
Groschek
cus etdie
volore
perit, quat
über
Situation
im
molori atur atur?
Wohnungsbau.
THEMA 2
BAUINDUSTRIE
MinimAkzente
quis ea und
Neue
conse cus etprägen
volore
Programme
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die
Branche.
THEMA 3
KULTUR
Minim quis ea
Ausstellungen,
conse cus et und
volore
Architektur
perit, quat mo
Festivals.
THEMA 4
GENUSS
Minim
quis ea
Die
Aktion
NRW
conse cus
et volore
IS(S)T
GUT!
und
perit,Protagonisten.
quat molo
ihre
Cover: Montage Reinhard Kappeller/
Ablinger.Garber (Fotos: Fotolia.com
© stockWERK, © Rawpixel.com, © davis)
IMPRESSUM:
„Nordrhein-Westfalen starkes Land“
ist ein Promotion-Magazin
des Verlages Ablinger.Garber
für die Leser des SPIEGEL.
Herausgeber:
Ablinger & Garber GmbH.
Leitung Deutschland:
Emanuel Garber, Matthias Häussler.
Projektleitung:
Thilo Bohatsch.
Walter Garber
Herausgeber
Redaktion:
Christian Eder (Leitender Redakteur),
Sabine Becker, Silke Dames, Tonia Haag,
Anne Jeschke, Guido Krüdewagen,
Anna Sophie Pietsch, Reinold Rehberger,
Gloria Staud, Nadja Weiss.
Christian Eder
Redaktionsleiter
Abwicklung:
Karin Ablinger-Hauser, Monika Schlögl.
Grafik & Produktion: ­
Christian Frey, Franziska Lener,
Kathrin Marcher.
Advertorials/­Anzeigen:
Tasso Astl, Klaus Grabherr,
Astrid Kröll, Thomas Lindtner,
Silvia Moser, Claudia Schwarz,
Marcus Tütsch, Teresa Steiner,
Sabine Zangerl.
INHALT
Steel
Ohne uns würde NRW etwas fehlen.
Und uns gibt NRW mehr als nur das Gefühl, die richtige Heimat zu haben. Hier, am größten
Stahlstandort Europas, liegen unsere Wurzeln – und unsere Verantwortung. Für das Land,
für die Gesellschaft, für die Zukunft. Als Partner für unsere Kunden. Als Innovationstreiber in
einer tiefen Wertschöpfungskette. Als Arbeitgeber für über 27.000 Mitarbeiter. Und als verlässlicher Partner für Bildung und Kultur. Wir sind stolz, eine wichtige Rolle in der Entwicklung
des Landes zu spielen.
Tagen34
TITELSTORY
Neustart an Rhein und Ruhr 04
Druck:
Stark Druck, Pforzheim.
Messen37
REGIONAL
Soziale Verantwortung
Interview mit Breidenbacher-Chef
Cyrus Heydarian
09
Kompetenz für soziale Verantwortung
Start-ups10
Highlights in NRW
Erlebnisreiches NRW
38
Mitmachmuseen und mehr
Shopping & Lifestyle
40
Der STARTPLATZ und was
dahinter steckt
Zwischen Königsallee und Modemessen
Bauindustrie14
Kultur Die Höhepunkte des Sommers
Münsterland22
Bierland52
Industriestandort Münsterland
Pils, Alt, Kölsch und mehr
PANORAMA
Regionalität trägt Früchte
Auszeit30
NRW IS(S)T GUT!
ABLINGER.GARBER, Medienturm
6060 Hall in Tirol, Österreich
Tel. +43/5223/513-0
Fax +43/5223/513-30
[email protected]
www.ablinger-garber.at
45
Die Infrastruktur verlangt Investitionen
Wellness und Sommerfrische
Geschäftsführung:
Walter Garber.
56
HINWEIS ZUR
GENDERFORMULIERUNG:
Im Sinne einer besseren Lesbarkeit
der Texte wurde entweder die
männliche oder die weibliche Form
von personenbezogenen Hauptwörtern
gewählt. Dies impliziert keinesfalls eine
Benachteiligung des jeweils anderen
Geschlechts. Frauen und Männer mögen
sich von den Inhalten gleichermaßen
angesprochen fühlen.
NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND 1 / 2016
3
TITELSTORY
Das Promotion-Magazin von
» VON REINOLD REHBERGER
Neustart an Rhein
und Ruhr
Nordrhein-Westfalen: Ein Bundesland erfindet sich neu. Die einstige industrielle
und wirtschaftliche Herzkammer des europäischen Kontinents will nach dem
Strukturwandel mit aller Macht wieder den Anschluss an die Spitze finden.
E
s schien wieder einmal so, als besäße
die Location eine gewisse Aussagekraft über die Tagesordnung. Der
Fortschrittskongress 2016 tagte in der K21,
der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen.
Waren es im vergangenen Jahr noch der
Kölner Medienpark und das Thema „Digitalisierung“, so ging es diesmal im Ständehaus zu Düsseldorf um ein Kernthema
schlechthin: „Fortschritt global – regional
– zuhause in NRW!“
Und so wurde zwischen alter und neuer
Kunst ein Thema aufgerollt, dessen Wurzeln in der Vergangenheit und dessen Lösungen in der Zukunft liegen. Auch wenn
die Koryphäen in Sachen Welterklärung
zu diesem Zeitpunkt gerade in Davos nach
dem World Economic Forum ihre Koffer
packten – in Düsseldorf mangelte es an diesem Tag an Ernsthaftigkeit, Seriosität und
plausiblen Vorschlägen nicht. Der Wirtschaftsminister sprach über „Fortschritt
als Herausforderung“, die Wissenschaftsministerin über „demografischen Wandel
und Ressourcenverknappung“, der Stadtentwicklungsminister über Integrationsprobleme und der Arbeitsminister über die
Bedeutung der Sozialpartnerschaft – alles
brandaktuelle Themen, und nicht nur für
das größte deutsche Bundesland. Damit es
nicht nur zu einem Schaulaufen der Politiker kam, sollten Impulse von außen dem
Event einen zusätzlichen Akzent verleihen. Das erledigten Dr. Carrie Exton von
der OECD, Professor Claus Leggewie vom
Kulturwissenschaftlichen Institut Essen und
Professor Dirk Messner, Direktor des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik.
Nur die wenigsten der 300 Zuhörer im K21
werden in diesem Augenblick an den 18.
Dezember 2015 und damit an Marl und
seine Zeche Auguste Victoria gedacht haben. Sie war die vorletzte Zeche im Land
und wurde vor fünf Wochen abgewickelt.
Zwei Jahre noch, und dann ist auch in
Bottrop bei Prosper-Haniel und in Ibbenbüren bei RAG Anthrazit endgültig Schicht.
Das war es dann.
Industrielle Herzkammer
Köln: Mit den Kranhäusern hat sich die Millionenstadt eine
Foto: Fotolia.com/rcfotostock
eindrucksvolle Visitenkarte zugelegt.
4
NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND
1 / 2016
TITELSTORY
Das Promotion-Magazin von
Der Suchbegriff „Zukunft Nordrhein-Westfalen“ ist bei Google mit 12,1 Millionen
Eintragungen hinterlegt. Bei „Zukunft Bayern“ ist es das Doppelte: 25,1 Millionen.
Diese vermeintliche Spielerei könnte Aufschluss über Potenziale geben – und wahrscheinlich sind sie das auch. Denn das
Bundesland Nordrhein-Westfalen, einst
die industrielle Herzkammer einer ganzen
Nation, ja eines Kontinents, hat in der Vergangenheit viel von seinem Glanz verloren und liegt sogar in der Wachstumsstatistik aktuell ganz hinten; im Süden sind
nicht nur die Berge höher.
Dabei war das früher einmal ganz anders. Das im Ruhrgebiet verdiente Geld
floss auf dem Wege des Länderfinanzausgleichs jahrzehntelang auch nach Bayern. Schon in den 1980ern, als die Trendwende bereits in vollem Gange war, als
sich in und um München High Tech formierte, während man in NRW noch immer an 140 Jahre alten Strukturen mehr
oder weniger festhielt, hatte ein Düsseldorfer Wirtschaftsministeriale den schönen Satz parat: „Früher haben wir die Bayern durchgefüttert und heute scheißen sie
uns auf den Kopf.“
Nun haben sich nicht nur die Befindlichkeiten geändert. Von den Traditionsbranchen wird Kohle gerade abgewickelt
und Stahl kriselt mal wieder. Die einzig
verbliebene Großadresse, ThyssenKrupp,
sondiert gerade drei Optionen: Gespräche
mit den Konkurrenten Salzgitter, Tata Steel
und Arcelor-Mittal. Noch in diesem Jahr
soll eine Entscheidung fallen.
Ein Viertel deutscher
Wirtschaftskraft
Was auch immer den Menschenschlag an
Rhein und Ruhr berührt – hier leben anscheinend jene, die selbst bei dramatischen Dingen nicht so schnell in Panik geraten. Mit
einem Bruttoinlandsprodukt von rund 600
Milliarden Euro ist zwischen Porta Westfalica und Drachenfels noch immer die
größte Volkswirtschaft aller Bundesländer
zu Hause, rund ein Viertel der deutschen
Wirtschaftskraft insgesamt. Wäre Nordrhein-Westfalen ein selbstständiger Staat,
würde er unter den größten Wirtschaftsnationen auf Platz 19 stehen. Von den 30
Dax-Unternehmen haben neun ihren Sitz
zwischen Bonn (Deutsche Post, Deutsche
Telekom) und Bochum (Vonovia). Auch
E.on, Aldi, Rewe, ThyssenKrupp, Bayer, Lufthansa, Hochtief, Ford, Tengelmann oder Vodafone haben hier ihr Hauptquartier. Man
kann auch sagen: 23 der 50 umsatzstärks-
ten deutschen Firmen. Doch sind es nicht
nur die Großen, die den Wirtschaftsstandort prägen. „Was wäre Nordrhein-Westfalen ohne die erfolgreichen Mittelständler in
Ostwestfalen oder dem Münsterland?“, fragt
sich etwa der aus Bielefeld stammende Europa-Abgeordnete Elmar Brok.
Phänomen Ostwestfalen
Stichwort Ostwestfalen, eigentlich Ostwestfalen-Lippe, kurz OWL. Im Radius von nur
40 Kilometern sind hier neun Weltmarken versammelt: Dr. Oetker, Bertelsmann,
Miele, Melitta, Claas, Schüco, Benteler, Seidensticker, Wincor-Nixdorf – und das mitten auf dem platten Land. Insgesamt sind
hier 140.000 Unternehmen mit über einer
Million Beschäftigten und einem BIP von
über 60 Milliarden Euro unterwegs. Eine
Erklärung für dieses in Deutschland nahezu einzigartige Phänomen haben noch
nicht einmal die gelehrten Menschen der
Baseler Prognos AG parat. Diese kamen vor
zwei Jahren mit ihrer Studie „Wirtschaftsstandort NRW 2030. Aktivieren – Stärken
– Ausbauen“, in der unter anderem auch
von mangelnder Investitionsbereitschaft
bei der gefährdeten „Nerven- und Blutbahn der nordrhein-westfälischen Wirtschaft und Gesellschaft“ die Rede war. Gemeint waren digitale Netze, Verkehrs- und
Versorgungswege. Hier soll jetzt mit einem „Masterplan Infrastruktur“ gegengesteuert werden.
Die Politik scheint dieses wie auch andere Probleme mittlerweile erkannt zu haben (siehe auch Seite 14 und Seite 16).
Dennoch müssen Hausaufgaben gemacht
werden – vor allem auf dem Arbeitsmarkt.
So hat laut Deutschem Gewerkschaftsbund
rund ein Fünftel der Beschäftigten „unter
prekären Bedingungen“ angeheuert und
bezieht lediglich einen Mindestlohn, während die Bundesagentur für Arbeit aktuell 950.000 reguläre Stellen vermisst. Bis
2030, so Prognos, sollen 640.000 Fachkräfte
im Land fehlen. Ob dieses Defizit von den
Frauen behoben werden kann, wissen auch
die Prognostiker nicht. Für sie steht fest,
dass NRW mit 65,8 Prozent die zweitniedrigste Frauenerwerbsquote aller Bundesländer aufweist. Dennoch zeigen sich die
Wissenschaftler optimistisch: Bis zum Jahr
2030 könne man mit einem jährlichen Wirtschaftswachstum von 1,3 Prozent rechnen, außerdem würde sich Industrie 4.0
NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND 1 / 2016
5
TITELSTORY
Das Promotion-Magazin von
DIGITALISIERUNG: KÖLN GEHT IN
DIE OFFENSIVE
Mit der Initiative Digital Cologne hat die
größte Stadt Nordrhein-Westfalens nicht
nur ein kommunalpolitisches Signal
gesetzt.
Großer Sohn des Landes: Ludwig van Beethoven als Denkmal in Bonn. als großer Wachstumstreiber entpuppen.
Mit ihr könne es bis zum Jahr 2025 in den
Kernbranchen zu einer zusätzlichen Bruttowertschöpfung von rund 15,6 Milliarden
Euro kommen.
Optimistisch sind auch die Kollegen von
McKinsey. In ihrer Studie „NRW 2020. Unser Land – unsere Zukunft“ (Sommer 2013)
rechnen sie mit 310.000 neuen Arbeitsplätzen bis anno 2020, falls „gezielte Maßnahmen in der Industrie“ eingeleitet würden. Auf
Deutsch: Eine stärkere Erwerbsbeteiligung
von Frauen sowie der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur könnten einen neuen Schub
geben – bis 2020 noch einmal 27 Milliarden Euro mehr Wirtschaftsleistung. Jürgen
Schröder, Leiter des Düsseldorfer McKinsey-Büros: „Mit einem gezielten Wachstumsprogramm kann NRW zu den Top-3Flächenländern aufschließen.“
Wissensfabrik NRW
Die Voraussetzungen dafür sind vorhanden: Neben der Kernregion an Rhein
und Ruhr prägen starke Regionen wie
OWL, das Münster- oder Siegerland Nordrhein-Westfalen. Hinzu kommt seine TopLage auf der europäischen Landkarte
sowie eine wachsende Dienstleistungsbranche (von 1970 bis 2014 schnellte ihr
Anteil bei der Bruttowertschöpfung von
6
NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND
Foto: T&C/Tourismus NRW e. V.
45,9 auf 71,2 Prozent) und die vielzitierte
„Wissensfabrik NRW“. Alle zusammen
bilden sie die Basis für eine vielversprechende Zukunft. Da scheint ein fast „ewiger“ Wert – der Außenhandel ein Wachstumstreiber – schon gar nicht mehr groß
aufzufallen. Prognos: „Kein Bundesland
weist ein höheres Handelsvolumen auf.“
2014 dürften es um die 190 Milliarden
Euro gewesen sein.
Zwei Begriffe prägen seit einiger Zeit
die Debatte im Land und geben Auskunft
darüber, wohin die Reise gehen wird. Digitalisierung – also „Fabrik 4.0“ – und
Start-ups sind zu Vokabeln avanciert, die
auch mit dem Begriff „Zukunft“ beschrieben werden könnten. Wolfgang Lubert,
Geschäftsführer der Düsseldorfer Beteiligungsgesellschaft EnjoyVenture Management GmbH und Vorsitzender des Private
Equity Forum NRW: „Digitalisierung bedeutet nicht nur im Internet zu chatten
oder kreischige Apps auf sein Handy zu
laden. Neben der kommunikativen Vernetzung unserer Gesellschaft ermöglicht sie
zum Beispiel auch ganz neue Formen industrieller Produktion oder der Energieversorgung. Die Technologien dafür werden in
aller Regel von kleinen Start-up-Schmieden
und nicht von großen Unternehmen ent­
wickelt.“ Weshalb es ausgerechnet Kleinst1 / 2016
Industrie, Einzelhandel, Großhandel,
Logistik, Messe und Tourismus machen
heute rund 120 Milliarden Euro Umsatz
in Köln. Im Dienstleistungssektor (Versicherungen, Banken, Beratung) arbeiten
in der Domstadt zurzeit rund 90.000
Menschen. Die Förderung digitaler
Innovationskraft, die Nutzung digitaler
Wachstumschancen und digitaler Synergien quer durch alle Wirtschaftsbereiche
ist für den Standort enorm wichtig.
Daher ist es Aufgabe der Stadt Köln,
gemeinsam mit Partnern aus Wirtschaft,
Wissenschaft und Verwaltung Rahmenbedingungen und Grundlagen für
Innovations- und Digitalisierungsprozesse zu schaffen und zu fördern. Gemeinsam mit der IHK und weiteren Partnern
unterstützt die Stadt Köln die Bewerbung
um eine der vom Land ausgeschriebenen
Regionalen Plattformen für die Digitale
Wirtschaft (DWNRW Hubs). Dazu zählt
zum Beispiel der Aufbau einer regionalen Drehscheibe für die Organisation der
Zusammenarbeit von digitalen Start-ups,
Industrie, Mittelstand und Wissenschaft.
Dazu gehört aber auch, kleinen und
mittelständischen Unternehmen auf
dem Weg in neue Vertriebskanäle zu
unterstützen und sie gleichzeitig für die
Dynamik der Entwicklungen zu sensibilisieren.
Dazu tragen kostenlose „Digital Workshops“ bei, eine gemeinsame Initiative
von Google, der TU Dortmund, der
Initiative Digital Cologne und der Stadt
Köln, die sich speziell an kleine und mittelständische Unternehmen richtet. Von
einer Einführung in das Online-Marketing, über Online-Kundenkommunikation bis zur Analyse von Key-Performance-Indikatoren. Eine Initiative mehr
für die Unternehmen in der digitalen
Hauptstadt Köln.
unternehmen sind, die auf diesem Sektor ganz groß sind, hat für Lubert einen
plausiblen Grund: Diese „kleinen Schnellboote“ könnten viel freier und unkonventioneller an die Erforschung neuer technischer Konzepte und Lösungen herangehen:
„Insofern sind unseren heute hochregulierten und permanent unter Compliance-Überwachung stehenden Großunternehmen für die Entwicklung wirklich
disruptiver Innovationen eigentlich per
se Ketten angelegt.“ Daher werde die Zu-
G R A N D D É PA R T 2 0 1 7
DÜSSELDORF
ON THE MOVE
2017 startet die Tour de France in Düsseldorf!
Erstmals seit 30 Jahren – und zum vierten Mal
überhaupt – fällt der Startschuss für das größte
und bedeutendste Radrennen der Welt in Deutschland. Ein leidenschaftliches, begeisterndes und
hoch emotionales Werbeumfeld. Dabeisein ist alles.
[email protected]
TITELSTORY
Das Promotion-Magazin von
START-UPS: GELUNGENE PREMIERE
IN DÜSSELDORF
Über 40 Workshops, Pitches, Informationsveranstaltungen, Netzwerktreffen: Oberbürgermeister Thomas Geisel zieht Bilanz.
Foto: Daniel Aschoff/Tourismus NRW e. V.
Neue Events und bewährte Formate
zogen rund 2600 Besucherinnen und
Besucher an. Im Rahmen des DUS Highflyer Start-up Awards konnten sechs
von 100 Bewerberinnen und Bewerbern
den Fluggästen am Düsseldorf Airport
ihre Geschäftsideen präsentieren und
wurden anschließend online gevotet
und von einer Jury bewertet. Riesenzuspruch fand auch der Rheinland-Pitch
im STARTPLATZ im MedienHafen.
Eines der Highlights war die große
Abschlussparty im Tanzhaus NRW, bei
der sich rund 350 Start-ups, Ideengeber,
Investoren und Mentoren nach einer
inspirierenden Woche zum Feiern und
Netzwerken trafen.
Zeitgemäßes Wahrzeichen: der Neue Zollhof in Düsseldorf – entworfen von Frank O. Gehry.
kunft maßgeblich von Start-ups geprägt
sein. Lubert: „Um es mit Herbert Grönemeyer zu sagen: ,Kinder an die Macht!‘“
Wissenschaftszentrum Europas
Lubert und seine Mitstreiter sind auf die
Finanzierung innovativer, vorwiegend
deutscher Unternehmen in der Seed- oder
Start-up-Phase spezialisiert – und damit
ziemlich nahe an den Orten des Geschehens: „Es ist faszinierend zu sehen, wie
viel Energie und Kreativität Menschen freisetzen können, wenn sie in Eigenverantwortung ihr Leben und ihre Arbeit gestalten. Start-up-Unternehmer sind für uns
das Paradebeispiel dafür. Gott sei Dank ist
Gründen in Deutschland inzwischen auch
kein Makel mehr, sodass immer mehr motivierte Menschen den Weg in eine unternehmerische Verantwortung suchen. Im
Patenteschreiben waren wir Deutschen ja
schon immer Weltmeister – nun setzen wir
diese Potenziale endlich auch um und brin8
NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND
gen damit enorm viel PS auf die Straße!“
Einer der Eckpfeiler in Sachen Zukunft sind
Hochschulen und Wissenschaft. Unternehmen, Verbände und Politiker setzen große
Hoffnungen in sie. In keiner anderen Region
Europas existieren so viele wissenschaftliche Einrichtungen auf engstem Raum: 67
Hochschulen, 14 Institute der Fraun­hoferGesellschaft, zwölf Max-Planck-Institute
und etwa 100 Technologie- und Gründerzentren in Hochschulnähe. An den Hochschulen und Universitäten des Landes sind
aktuell rund 500.000 Studenten immatrikuliert. Die 120.000 Beschäftigten machen
den Sektor zu einem der größten Arbeitgeber im Lande.
Seit den 1990ern hat der Bewusstseinswandel verstärkt eingesetzt. Universitäten
und Hochschulen geben mit ihrer Grundlagenforschung und angewandter Wissenschaft der einstigen Ruß-Region ein
neues Image. Viele Insitute genießen internationalen Ruf: Zum Beispiel die RWTH
1 / 2016
Oberbürgermeister Thomas Geisel:
„Dass wir mit der ersten Start-up-Woche gleich so einen Volltreffer gelandet
haben, verdanken wir dem Engagement
der zahlreichen Veranstalter. Sie haben
bewährte Formate mit uns in dieser
spannenden Woche gebündelt, vor allem
aber viele neue Events eigens für dieses
Start-up-Festival ins Leben gerufen.
Deutlich zu spüren war das Momentum
in der Düsseldorfer Start-up-Szene.
Beeindruckend die Vielfalt, Kreativität
und Qualität der Gründungsideen. Es
war eine tolle Woche, ein Riesenschritt
für die Start-up-Szene und die Start-upKultur in Düsseldorf, und es war ein
großartiger Erfolg für das Team von der
Start-up-Unit der Wirtschaftsförderung.
Eines steht für mich fest: Auch 2017
wird es eine Start-up-Woche geben.“
Aachen als Mekka der Maschinenbauer,
Köln als Zitadelle der Wirtschaftswissenschaften und Bielefeld als Soziologen-Hochburg. Aber auch die anderen – von Münster bis Siegen – können
sich blicken lassen. Doch bei kaum einer deutschen Universität dürfte sich die
Geschichte des Landes auf eine so frappierende Weise widerspiegeln wie bei
der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und ihren Studenten. Dort
hatten sich Heinrich Heine, Karl Marx,
Robert Schuman, Friedrich Nietzsche, Konrad Adenauer, Joseph Goebbels, Joseph
Schumpeter und Max Ernst eingeschrieben. Und ein späterer Papst saß auf dem
Lehrstuhl für Fundamentaltheologie: Joseph Ratzinger.
SOZIALE VERANTWORTUNG
Das Promotion-Magazin von
Volle Verantwortung
An CSR-Themen – CSR steht für Corporate Social Responsibility – führt kein Weg mehr
vorbei. Das Land Nordrhein-Westfalen hat bereits fünf Kompetenzzentren eingerichtet,
die sich regional mit Unternehmen und ihrer gesellschaftlichen Verantwortung beschäftigen.
» VON ANNE JESCHKE
K
limawandel. Abgasskandal. Brennende Kleiderfabriken: „Der Druck
auf Unternehmen steigt, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen.“ Davon ist Dr. Thomas Krickhahn von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg überzeugt. Der
Wirtschaftswissenschaftler ist Mitglied des
Beirats, der die CSR-Strategie des Landes
Nordrhein-Westfalen begleitet und weiterentwickelt. CSR – drei geheimnisvolle Buchstaben, die „Corporate Social Responsibility“
bedeuten, gesellschaftliche Verantwortung.
„CSR steht für eine unternehmerische Strategie, bei der der Nutzen für das Unternehmen
und der Nutzen für die Gesellschaft keine
Gegensätze sind, sondern sich ergänzen und
befördern“, erklärt das nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerium auf seiner Webseite. Es gehe um ein Unternehmertum, das
ökonomische, ökologische und soziale Unternehmensziele ausbalanciere.
Verantwortung für
die Gesellschaft
„CSR beziehungsweise Corporate Social Responsibility soll natürlich nicht nur ein Begriff sein, den wir in die Schlagwort-Wolke
werfen“, betont Matthias Kietzmann, Sprecher des Wirtschaftsministeriums. Es gehe
darum, ihn mit Inhalt zu füllen. Gerade haben CSR-Kompetenzzentren im Land ihre Arbeit aufgenommen: in Detmold, Wuppertal,
Mönchengladbach, Neuss und Bonn. Ihre
CSR-KOMPETENZZENTREN
Ostwestfalen-Lippe:
www.csr-kompetenz.de
CSR Hub NRW in Wuppertal:
www.csrhub-nrw.de
Niederrhein:
www.wfmg.de/csr-kompetenzzentrum.html
Rhein-Kreis Neuss:
www.wfgrkn.de
Bonn/Rhein-Sieg:
www.ihk-bonn.de
Träger – darunter Wirtschaftsförderer, IHKs
und Hochschulen – erhielten vor 20 weiteren
Bewerbern den Zuschlag. Das Projekt soll
zunächst drei Jahre laufen und wird aus dem
Europäischen Fond für Regionale Entwicklung (EFRE) und vom Land NRW gefördert.
„Mit den Kompetenzzentren tragen wir das
Thema in die Regionen und sensibilisieren
kleinere und mittelständische Unternehmen
für die verschiedenen Aspekte ihrer gesellschaftlichen Verantwortung“, erklärt Kietzmann. Die Berater in den Kompetenzzentren unterstützten die Betriebe dabei, Ideen
und Projekte zu entwickeln. „Es geht aber
auch darum, vorhandenes Engagement zu
wertschätzen und zu professionalisieren“,
ergänzt der Ministeriumssprecher. Das alles
gelinge über Netzwerke, über Veranstaltungen und die persönliche Beratung.
CSR umfasst diverse Bereiche. Sie beginnt beim Umgang mit der eigenen Belegschaft, geht über soziales Engagement in der
Region, über Klima- und Umweltschutz bis
hin zur Verantwortung für die gesamte Lieferkette. „Es geht dabei um viel mehr als
um ein bisschen Menschenfreundlichkeit“,
betont Thomas Krickhahn. Wichtig sei es,
die gesellschaftliche Verantwortung schon
in die Kernprozesse einfließen zu lassen:
„zum Beispiel den Mitarbeitern Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen,
Diskriminierung zu vermeiden und Chancengleichheit zu gewähren, auch bei der Bezahlung“. Viele, so Krickhahn, machten es
schon richtig gut – und den anderen helfe es,
über den Tellerrand zu schauen. Dafür sieht
er eine große Chance in den Kompetenzzentren. Dabei hat der Beirat längst nicht nur
Unternehmen im Blick, sondern beispielsweise auch öffentliche Einrichtungen oder
Nichtregierungsorganisationen.
Dass es beim Thema CSR durchaus kritische Begleiterscheinungen gibt, beschäftigt
auch Thomas Krickhahn: „das Greenwashing
und das Window-Dressing“. „Manche Unternehmen instrumentalisieren CSR für Marketingzwecke. Sie reden Prozesse schön, ohne
wirklich nachhaltig zu arbeiten“, bedauert
er. Aspekte, die ernst gemeinte Bemühungen
in Misskredit brächten. „Was den einen ein
Anliegen, ist den anderen eine Gelegenheit.“
Wirtschaftsethik bewirtschaften
Eines ist Ministeriumssprecher Matthias
Kietzmann besonders wichtig: „NRW beschäftigt sich schon seit Jahren intensiv mit
dem Thema CSR, zum Beispiel über die Veranstaltungsreihe ‚Ständehausgespräche‘.“
Das Land nehme „bundesweit eine Vorreiterrolle ein“. In Gastvorträgen und Diskussionsrunden betrachten Experten bei diesem Format ganz unterschiedliche Aspekte
von CSR: Zuletzt gingen im April Medienund Wirtschaftsvertreter der Frage nach,
warum es nur wenige Unternehmen mit
ihren CSR-Aktivitäten in die Medien schaffen
– und wie sich das ändern könnte. Im vergangenen Jahr war Professor Thomas Beschorner zu Gast, Direktor des Instituts für Wirtschaftsethik an der Universität St. Gallen.
Er lobte, dass die Wirtschaftsethik in
NRW „so aktiv bewirtschaftet“ wird. Der
Experte blickte dabei auch auf die Hochschulen: „Ich beobachte das aus der Schweiz
als sehr positiv, was sich hier in NRW in
Sachen Verankerung dieses Themas auch in
der Ausbildung für Studierende tut.“ Denn:
„Wenn wir Studierenden erzählen, dass es
immer nur um Gewinnmaximierung geht,
müssen wir uns nicht wundern, dass sie
das am Ende des Tages in der unternehmerischen Praxis auch so tun.“
„Wir sind in diesem Bereich tatsächlich schon relativ gut aufgestellt“, bestätigt Thomas Krickhahn. Aber: „Wir haben
auch noch große Aufgaben vor uns.“ Nicht
wenige Betriebswissenschaftler glaubten
nach wie vor, „dass man ethische Fragen
aus der Management-Lehre heraushalten
sollte“. Eine Einstellung, so Krickhahn, die
blind sei gegenüber den Herausforderungen
der Zukunft. Mehrere Hochschulen und
Universitäten beteiligen sich an den
Kompetenzzentren.
NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND 1 / 2016
9
START-UPS
Das Promotion-Magazin von
„Wichtig ist, dass die Start-ups
für ihre Idee brennen“
Warum Nordrhein-Westfalen eine Anlaufstelle für Start-ups braucht, was die
Gründerszene so spannend macht und welche Ideen gefragt sind, erzählt
Dr. Lorenz Gräf, Gründer des STARTPLATZ im Interview.
Herr Dr. Gräf, was war der Auslöser,
STARTPLATZ zu gründen? Wurden Ihre
Erwartungen bestätigt?
n LORENZ GRÄF: Als ich in den
1990er-Jahren mein erstes Unternehmen
gründete, hätte ich mir einen Ort wie
den STARTPLATZ gewünscht. Ich habe
mich oft als Einzelkämpfer gefühlt und
mir vieles selbst erarbeiten müssen, ohne
ein wirkliches Netzwerk im Rücken. Die
Grundidee für den STARTPLATZ wurde
geboren, als ich 2006 im Silicon Valley
war und dort erlebt habe, wie förderlich
ein funktionierendes Ökosystem für eine
Gründung ist. Ich kam zurück mit der
Vision, hier in NRW eine Anlaufstelle für
Start-ups, Unternehmen, Wissenschaftler und weitere Akteure zu schaffen, bei
der alles unter einem Dach zu finden ist:
günstige Arbeitsplätze, Wissensaustausch
und ein starkes Netzwerk.
Im November 2012 gründete ich also den
ersten STARTPLATZ in Köln. Seitdem haben wir uns im Mediapark von knapp
500 auf rund 3200 Quadratmeter vergrößert, über 30 Start-ups mit unseren Stipendien gefördert und einen zweiten
Standort im Düsseldorfer Medienhafen
eröffnet. Meine Erwartungen wurden also
sogar übertroffen. Der Erfolg gibt uns
Recht, dass in NRW ein großer Bedarf an
Orten wie dem STARTPLATZ herrscht.
Warum haben Sie sich für Köln als ersten
Standort für einen Inkubator entschieden?
n Köln hatte damals wie heute die größte
Start-up-Szene in NRW, die aber stark
fragmentiert war. Es gab damals vereinzelt Gründerbüros und einige Start-ups in
der Vorfinanzierungsphase, aber weder
einen zentralen großen Coworking-Space
10
NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND
Foto: STARTPLATZ
»D
AS INTERVIEW FÜHRTE
CHRISTIAN EDER
» Junge Gründer können
von den Erfahrungen
etablierter Start-ups lernen. «
DR. LORENZ GRÄF,
GRÜNDER STARTPLATZ
noch ein umfassendes Inkubator-Konzept. So viel Potenzial schrie also förmlich nach einem zentralen Hub wie dem
STARTPLATZ.
Wie sehen Sie die Gründerszene in NRW?
Sind Unternehmensgründungen auf die
Ballungszentren konzentriert oder
passiert auch abseits von Köln und
Düsseldorf etwas?
n In NRW ist gerade viel in Bewegung.
Der Deutsche Start-up Monitor bestätigt
unsere Wahrnehmung, dass Berlin zwar
weiterhin das größte Gründer-Ökosystem
darstellt, aber im letzten Jahr bereits an
Dominanz verloren hat. NRW hingegen
konnte an Attraktivität gewinnen, nicht
zuletzt, weil es beste Voraussetzungen
bietet: Vielseitigkeit in Wirtschaft und
Forschung, etablierte Großunternehmen,
ein starker Mittelstand und eine gute Infrastruktur. Diese Mischung ist extrem
wichtig, denn jedes Start-up braucht Kunden und eine Finanzierung. Dabei bleibt
aber die hiesige Gründerszene persönlich:
In NRW ist man wer, in Berlin ist man einer von vielen.
1 / 2016
Die Entwicklungen im Silicon Valley und
unsere eigenen Erfahrungen haben gezeigt, dass räumliche Nähe zu anderen
Start-ups, Unternehmen und Universitäten eine wesentliche Rolle beim Erfolg einer Gründung spielen. In so einem dichten Netzwerk ist es schlichtweg einfacher,
Inspiration, Rat und Unterstützung bei der
Lösung von Problemen zu bekommen.
Daher werden sich Unternehmensgründungen sicherlich weiterhin vermehrt in
Ballungszentren wie Köln oder Düsseldorf
konzentrieren, aber auch Bonn, Aachen
und vor allem das Ruhrgebiet spielen hier
eine ernstzunehmende Rolle.
Was bietet STARTPLATZ künftigen
Unternehmensgründern?
n Günstige Arbeitsplätze, Wissensaustausch und ein starkes Netzwerk, alles
unter einem Dach. Mit unseren Stipendien sowie Bootstrapping-Programmen
bieten wir Start-ups in der Ideen- und
Vorfinanzierungsphase zudem einen
strukturierten und einfachen Einstieg in
die Gründerszene. Unsere Mentoren, Coaches und Kooperationspartner aus der
Start-up- und Unternehmenswelt helfen
aktiv dabei, die Businessidee zu einem
funktionierenden Geschäftsmodell weiterzuentwickeln.
Gibt es eine Branche, einen Sektor, der
besonders im Fokus von STARTPLATZ
steht oder sind Sie offen für alles?
n Grundsätzlich legen wir einen Fokus auf digitale Geschäftsmodelle, die
auf schnelles Wachstum abzielen. Vor
allem durch unsere Kooperationspartner und die Nähe zur Industrie haben
wir Schwerpunkte wie eHealth, Smart
City, Handel und DataScience gesetzt
und werden uns in Zukunft auch verstärkt auf InsurTech fokussieren. Das
START-UPS
Das Promotion-Magazin von
heißt aber nicht, dass wir uns für andere
Themenbereiche verschließen. In unserer letzten Stipendienrunde hatten wir
beispielsweise ein Team dabei, das ein
komplett analoges Produkt entwickelt
und damit erfolgreich ist: ein Selbstführungs- und Coaching-Tool in Form eines
Taschenkalenders. Wichtig ist uns, dass
die Start-ups für ihre Idee brennen und
mit Leidenschaft gründen.
Wie funktioniert die Zusammenarbeit
zwischen bereits aktiven Unternehmen
und Start-Ups? Können Gründer von den
Erfahrungen anderer profitieren?
n Das ist einer der Grundsteine unseres
Konzeptes! Ob Erfolgsgeschichte oder
Lernen aus vorigem Scheitern, junge
Gründer können von den Erfahrungen
etablierter Start-ups lernen, alte Hasen
sich von frischen Köpfen und Ideen inspirieren lassen. Unsere beide Standorte haben bewusst eine offene Raumstruktur und Gemeinschaftsbereiche mit
Kickertischen und Kaffee, sodass automatisch ein persönlicher Austausch im
Alltag stattfindet. Sehr oft wäscht hier
eine Hand die andere – jemand ist beispielsweise fit in Websitegestaltung und
Suchmaschinenoptimierung, benötigt
dafür Hilfe beim Programmieren oder
bei Finanzierungsfragen. In unserem
großen Netzwerk gibt es mittlerweile
für so ziemlich jedes Problem jemanden,
der helfen kann und das auch gerne
tut, um der Gemeinschaft etwas
zurückzugeben.
Gibt es ein Musterbeispiel für ein
gelungenes Geschäftskonzept, an dem
STARTPLATZ mitgewirkt hat?
n Wir haben bereits einige erfolgreiche Start-ups, die von unserem Konzept
und dem Netzwerk profitiert haben. Ein
Start-up der ersten Stunde und nach wie
vor sehr erfolgreich ist GolfPost, ein Online-Golf-Magazin. Martin Teichmann
beispielsweise war einer der Gründer
von Homeday im Kölner STARTPLATZ
und leitet nun erfolgreich sein nächstes Start-up Kesselheld im Düsseldorfer
Standort. Thomas Müller von curassist
ZUR PERSON
Dr. Lorenz Gräf führte als Selfmade-Unternehmer die Internet-Firma Globalpark
zum Erfolg und etablierte sie als international renommierten Marktteilnehmer. Im
Sommer 2011 vereinigte er die Globalpark
AG mit der Firma Questback zum europäischen Marktführer. Lorenz Gräf schied
2012 bei Globalpark aus und bündelte
seine Interessen in einer Holding, der Familie Gräf Holding GmbH (FGH). Aktuell
ist Dr. Lorenz Gräf Geschäftsführer der
Social-Media-Agentur Boostpark GmbH
und des STARTPLATZ in Köln. Sein Ziel
ist es mit STARTPLATZ ein Zentrum
für die Gründerszene im Rheinland zu
etablieren und sowohl Neugründungen
voranzubringen als auch ambitionierte
Start-ups mit Kapital und Expertise zu
unterstützen.
www.startplatz.de
und Nora Grazzini von Radbonus sind
ehemalige Stipendiaten und gewinnen
aktuell einen Wettbewerb sowie Accelerator-Programme nach dem nächsten und
sind in Verhandlungen mit Finanzierern
und Kooperationspartnern. Weiter mit Bildung.
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NEUE
STUDIENGÄNGE
DÜSSELDORF 24.05. · KÖLN 02.06.
General Business
Management (MBA)
General
Management (MBA)
Köln
|
Düsseldorf
|
Hamburg
|
München
|
Berlin
|
NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND 1 / 2016
Idstein
| Frankfurt am Main | New York11
START-UPS
Das Promotion-Magazin von
Platz für innovative Ideen und Synergien: Das Life Science Center Düsseldorf bietet neben Büro- und Laborräumen vor allem
Netzwerke und Kooperationsmöglichkeiten. schiedliche Anforderungen: Im Technologie-Zentrum stehen 12.000 Quadratmeter Labor- und Bürofläche im S2-Standard
sowie Besprechungs- und Veranstaltungsräume zur Verfügung. Mit flexiblen Laborund Bürogrößen ab ca. 25 Quadratmetern
und den wissenschaftlichen Ansprüchen
der Partner, entsprechender Ausstattung
wie leistungsfähiger Klimatisierung der
Labore und schnellem Internet bietet das
Haus ideale Voraussetzungen für wissenschaftliches Arbeiten. „Natürlich wenden
wir uns in erster Linie an Unternehmen aus
dem Life-Science-Umfeld wie Biotechnologien oder Medizintechnik, stehen aber
natürlich auch anderen Wissenschaftszweigen offen, vor allem für den Bereich
IT, Technologie, Media und Big Data“, so
Heck. Das fünfstöckige Office-Gebäude
bietet nochmals 9000 Quadratmeter Bürofläche. Dazu gibt es Lagerräume und
Tiefgaragenstellplätze.
Derzeit nützen schon rund 50 Mieter
die mehrfachen Möglichkeiten des Life
Science Centers. Die einzelnen Unternehmen bilden einen interessanten Quer-
Als Business-Laboratorium für universitäre Ausgründung und innovative Start-ups schlägt
das Life Science Center Düsseldorf den Bogen zwischen Business und Wissenschaft.
D
er atlantische Blauflossenthunfisch,
auch Roter Thun genannt, steht auf
der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten der Weltnaturschutzorganisation IUCN. Auf dem japanischen
Markt gilt er als hochwertigster aller Thunfischarten und erzielt Höchstpreise, nicht
zuletzt deshalb, weil er massiv überfischt
und schwierig zum Nachzüchten ist. Mit
innovativen Hormonimplantaten, die ein
sicheres und geplantes Ablaichen der Elterntiere garantieren, genetischen Zuchtanalysen sowie Monitoringmaßnahmen hat
das 2013 aus dem Fachbereich Biologie
der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
12
NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND
ausgegründete Start-up-Unternehmen Tuna
Tech die nachhaltige Zucht der anspruchsvollen Fisch-Spezies ermöglicht – und damit zudem noch einen wichtigen Beitrag
zum Artenschutz geleistet.
Know-how-Umsetzung gefördert
Unternehmen wie Tuna Tech finden sich
viele im Life Science Center Düsseldorf am
Merowingerplatz. Das 2003 in Düsseldorf eröffnete erste Technologie- und Gründerzentrum bietet innovativen Unternehmen ideales
Umfeld für die Entwicklung ihrer Ideen. Gemeinsam mit der DIWA GmbH (Düssel­dorfer
Innovations- und Wissenschaftsagentur),
dem CEDUS (Center for Entrepreneurship
Düsseldorf), der Heinrich-Heine-Universi1 / 2016
schnitt: von Spezialisten für Biosensoren
und Bio-Chip-Systemen über molekulare
Schnelldiagnostik zur direkten Erregeridentifizierung aus Patientenmaterial bis
zum Personalmanagement und Recruitments für den Health-Care-Bereich oder
Consultingbüros der unterschiedlichsten
Bereiche. Außerdem haben sich mehrere
Cluster der Life-Science-Branche sowie
Landesunternehmen am Merowinger Platz
eingemietet.
Regionale und
internationale Netzwerke
Neben dem reinen Büro- bzw. Laborraumangebot eröffnen sich durch die verschiedenen Mieter neue Möglichkeiten zu wissenschaftlichen Partnerschaften, aber
auch Netzwerksynergien zu anderen
Unternehmen und Institutionen. Das CenterManagement offeriert dazu ebenfalls die
Möglichkeit des raschen Zugriffs auf das
Netzwerk von Institutionen, Organisationen und Menschen, in das das Life Science
Center sowohl regional als auch national
und international eingebettet ist. Neben
Die schwierige Aufzucht der Atlantischen
Blauflossenthunfische steht im Mittelpunkt der
Forschung von Tuna Tech. Das Start-up-Unternehmen wurde 2013 ausgegründet und arbeitet nun
im Life Science Center Düsseldorf. Foto: Tuna Tech
den wissenschaftlichen Verbindungen ermöglichen diese auch die Suche nach Kooperations- oder Finanzierungspartnern.
Außerdem vermittelt das Center Management bei der Nutzung der Infrastruktur
der Universität Düsseldorf und bietet Fördermittelberatung sowie die Organisation
von Veranstaltungen wie Workshops und
Symposien an.
Foto: Life Science Center Düsseldorf
Nährboden für neue
Life-Science-Ideen
» VON GLORIA STAUD
START-UPS
Das Promotion-Magazin von
tät, der Stadt Düsseldorf, dem Life Science
Netzwerk Düsseldorf und weiteren Partnern
fördert das Life Science Center Gründer und
junge Unternehmer ebenso wie bereits etablierte Firmen bei der Umsetzung ihres Knowhows in marktfähige Produkte und Prozesse.
„Direkt neben dem Uni-Campus gelegen soll
das Gründerzentrum vor allem Ausgründungen aus der Universität passenden Raum und
Netzwerk bieten und universitäre Bereiche
sinnvoll auslagern“, erklärt Geschäftsführer Thomas Heck.
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NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND
1 / 2016
13
www.bioriver.de
BAUINDUSTRIE
Das Promotion-Magazin von
» VON REINOLD REHBERGER
D
er Stau an diesem Montagmorgen
kann sich wieder mal sehen lassen:
Auf der A 1 zwischen Burscheid und
Leverkusen vier Kilometer, zwischen dem
Kamener Kreuz und Unna sieben Kilometer, dann auf der A 3 zwischen Dreieck Heumar und Köln-Mülheim sechs Kilometer und
auf der A 43 zwischen Marl-Simsen und Bochum-Renke sieben Kilometer. Um 8.17 Uhr
ist die Spitze erreicht. WDR Online meldet
228 Kilometer Stau. Das entspricht ungefähr
der Wegstrecke von Bielefeld nach Bonn.
Und so geht das fast jeden Werktag.
Was nun bereits seit Jahrzehnten Autofahrer, Rettungsdienste und Anwohner
zunehmend nervt, ist für Roman Suthold,
schon fast Normalität: „NRW ist das Stauland Nummer eins“, urteilt der Verkehrsexperte beim ADAC Nordrhein-Westfalen kurz
und knapp. Die Gründe dafür seien allseits bekannt: jahrzehntelange Vernachlässigung aller dringend notwendigen Sanierungen und Neubauten, dafür Mitteltransfer
in den Aufbau Ost, aber auch die rasante
Zunahme des Transitverkehrs hätten viele
Engpässe und noch mehr Ärger produziert
– abgesehen von jenem zweistelligen Milliardenbetrag, den die nordrhein-westfälische Wirtschaft durch Staus pro Jahr verliert, wie Suthold schätzt.
Engpässe entschärfen
Sanierung West
Foto: Fotolia.com/Photographee.eu
Die Verkehrsinfrastruktur im Lande fährt am Limit. Die meisten Straßen und Brücken
in Nordrhein-Westfalen müssen dringend renoviert bzw. ausgebaut werden. Auch viele
Schienen- und Wasserwege sind schon lange nicht mehr auf dem neuesten Stand.
Die schlimmsten Engpässe soll nun der neue Bundesverkehrswegeplan beheben.
Er sieht für NRW Investitionen in Höhe von über 15 Milliarden Euro vor.
14
NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND
1 / 2016
BAUINDUSTRIE
Das Promotion-Magazin von
Das soll nun alles besser werden. Der Entwurf des Bundesverkehrswegeplanes sieht
vor, dass bis zum Jahr 2030 alle Engpässe
auf Straße, Schiene und Wasser zumindest
entschärft werden. Gesamtvolumen: 264,5
Milliarden Euro. Davon sollen allein 12,95
Milliarden Euro in Nordrhein-Westfalen
in den Neu- und Ausbau von Straßen fließen, während weitere 1,8 Milliarden Euro
in den Bau des RRX (Rhein-Ruhr-Express)
zwischen Köln-Mülheim und Dortmund investiert werden sollen. Was die Autobahnen angeht, so ist es vor allem der Ausbau
vielbefahrener Strecken wie etwa Kreuz Leverkusen – Oberhausen oder zwischen der
Anschlussstelle Königsforst und dem Dreieck Heumar (beides A 3) auf acht Spuren.
Auch die Sauerlandlinie (A 45) zwischen
Haiger-Burbach und Hagen wird ebenso
wie die Strecke zwischen dem Kreuz Breitscheid und Essen-Rüttenscheid (A 52) auf
sechs Spuren ausgebaut. Schon in diesem
Jahr sollen in NRW insgesamt über 200
Projekte unterschiedlichsten Kalibers angepackt werden. „Nach dem Aufbau Ost
kommen wir jetzt zur Sanierung West“,
kommentiert Dirk Grünewald, der Präsident des Bauindustrieverbandes NRW, die
neue Lage.
Es geht nicht nur um die 1000 Kilometer sanierungsbedürftiger Autobahnen
oder die maroden 45 Prozent bei allen Straßen im Land. Auch die rund 10.000 Brücken im Lande – die meisten von ihnen
sind schon über 50 Jahre alt – erweisen
sich inzwischen oft eher als Hindernisse.
Ob Straßen, Schienen- oder Wasserwege,
„egal wo Sie hinschauen, sind die Brücken
das Problem“, sagt Dirk Grünewald vom
Bauindustrieverband NRW. Bei dieser Gelegenheit fallen ihm die Hafenstädte vor
der Haustür, Rotterdam und Antwerpen,
ein: „Sie sind quasi die nordrhein-westfälischen Seehäfen.“ Die meisten Güter, die
dort für Europa umgeschlagen werden,
kommen wenig später tatsächlich durch
Nordrhein-Westfalen. Und weil für die
nächsten Jahrzehnte mit einem heftigen
Anstieg des Güterverkehrs zu rechnen sei,
müsste alles unternommen werden, dass
der Knotenpunkt des europäischen Güterverkehrs auch künftig seine Rolle spielen
kann. Das bedeutet, dass die meisten Brücken angehoben werden müssen, damit die
Binnenschiffe, die immer mehr Container
stapeln können, unter ihnen hindurchkommen. Bislang ist bei zwei Lagen Schluss.
BAUEN 4.0
Die Branche brummt, doch es mangelt
häufig an qualifizierten Fachkräften.
Bundesregierung und Verbände wollen
gegensteuern.
Rund 2,4 Millionen Menschen arbeiten in
der deutschen Bauindustrie – 132.000 davon in Nordrhein-Westfalen. Das sind vier
Prozent mehr als noch im Vorjahr. Die insgesamt gute Baukonjunktur hat auch um
das Land an Rhein und Ruhr keinen Bogen
gemacht: Der Auftragseingang stieg um
6,4 Prozent auf 9,3 Milliarden Euro. Trotz
dieser eindrucksvollen Zahlen hat die
NRW-Bauwirtschaft nun schon seit Jahren
mit einem Phänomen zu tun, das auch
Wissenschaftler und Politiker beschäftigt
– es ist der Fachkräftemangel. Zwar glaubt
Jens Stephani vom Nürnberger Institut für
Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, dass
die Bauberufe noch nicht offiziell zu den
sogenannten Mangelberufen zählen, dass
aber die Besetzung offener Stellen in den
meisten Bauberufen länger dauert als in
anderen Branchen.
Unter der Rubrik „Bauen 4.0“ hat sich
mit der „Offensive Gutes Bauen“ eine
bundesweite Initiative etabliert. Ihre Mitglieder – rund 120 Organisationen aus der
Bauwirtschaft (Sozialpartner, Fachverbände, Verbraucherschützer und Ministerien)
– haben es sich u. a. zum Ziel gesetzt, eine
Verbesserung des Images der Bauwirtschaft und eine Attraktivitätssteigerung
der Bauberufe zu erreichen. Achim Sieker,
Diplomingenieur und Referent im Bundesministerium für Arbeit und Soziales:
„Wir wollen mit der Offensive nicht nur
Kampagnen veranstalten, sondern auch
eine Verbesserung der Arbeitsverhältnisse
am Bau erreichen und dieses Beschäftigungsfeld attraktiv machen.“
60 aktuelle Projekte
NRW – das künftige Eldorado für Bauunternehmen und Verkehrsplaner? Bei aller
Euphorie plagt die Community der Straßen-, Schienen- und Kanalbauer auch eine
gehörige Portion Skepsis. ADAC-Sprecher
Suthold: „Ich bin mir nicht sicher, ob die
Planungskapazitäten ausreichen, um diese
Projekte zügig durchzuziehen, auch wenn
sich Minister Groschek bei der Deges eingekauft hat.“ Deges, das ist das Kürzel für
„Deutsche Einheit Fernstraßenplanungsund -bau GmbH“. Bei dieser ursprünglich
vom Bund und den ostdeutschen Ländern
gegründeten GmbH ist seit 2014 das Land
NRW Gesellschafter, und seit kurzem unterhält Deges auch ein Büro in Düsseldorf.
Verkehrsminister Michael Groschek und
mit ihm der staatliche Landesbetrieb Straßenbau NRW erhoffen sich nach der weit-
gehend abgeschlossenen Aufgabe im Osten
Unterstützung bei Planung und Abwicklung
bevorstehender Großprojekte im Westen.
Auf seiner Homepage hat der Landesbetrieb unter den Stichwort „Aktuelle Probleme“ schon mal 60 Projekte gelistet, die
dringend realisiert werden müssten, von
Schwerstlastrouten für Transporte aus dem
Siegerland (A 45) bis zur Nordumgehung
von Bad Oeynhausen (A 30).
Dass ein Bedarf schon lange vorhanden
ist, bestreitet niemand. Selbst dem aus Bayern stammenden Bundesverkehrsminister
Alexander Dobrindt ist die prekäre Lage an
Rhein und Ruhr nicht entgangen. Möglicherweise hatten seine Amtsvorgänger, aber auch
die Politik insgesamt, eine rheinische Lebensweisheit zu sehr verinnerlicht. Und die heißt:
Et hätt noch emmer joot jejange.
NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND 1 / 2016
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BAUINDUSTRIE
Das Promotion-Magazin von
BAUINDUSTRIE
Das Promotion-Magazin von
Heimat schaffen vor der Haustür
Die Wohnungsbaupolitik des Landes muss weiterentwickelt werden. Ein Plus von 37 Prozent im
Sozialen Wohnungsbau ist für Michael Groschek zwar eine erfreuliche Zahl, aber dennoch nicht
genug. Wir sprachen mit dem Minister für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr.
» DAS INTERVIEW FÜHRTE
REINOLD REHBERGER
Herr Minister, das zurückliegende Jahr
war nicht das schlechteste in Sachen
Wohnungsbau – 15 Prozent Plus, das ist
doch eine stolze Zahl. Wie lässt sich
dieser Zustand konservieren?
n MICHAEL GROSCHEK: Die Zahlen für
Nordrhein-Westfalen sind noch besser:
Im Sozialen Wohnungsbau können wir
ein Plus von 37 Prozent verzeichnen. Das
ist für alle Menschen, die bezahlbaren
Wohnraum suchen, eine gute Nachricht.
Auf was führen Sie das zurück?
n Die Förderkonditionen müssen stimmen, um solche Rekordumsätze zu erzielen. Wir haben in Nordrhein-Westfalen
bundesweit die besten Förderkonditionen im Sozialen Wohnungsbau – mit Tilgungsnachlässen von bis zu 35 Prozent
ist er bei uns so rentabel wie frei finanzierter. Außerdem haben wir auf Landesebene ein Bündnis für Wohnen gebildet
– mit den Verbänden der Wohnungswirtschaft, dem Verband Haus und Grund,
der Architektenkammer und der Förderbank. Wenn es in jeder Kommune ein
solches Bündnis gibt, haben wir die Voraussetzungen für eine nachhaltige Wohnungsbaupolitik geschaffen. Wir müssen
aber auch mehr Grundstücke mobilisieren, das ist das A und O. Hinzu kommt,
NRW-BAU IN ZAHLEN
Beschäftigte
132.089 (+4 %)
Auszubildende
6043 (-2,7 %)
Auftragseingang
9,3 Mrd. € (+6,4 %)
- davon Wohnungsbau1,8 Mrd. € (+15,9 %)
- davon Wirtschaftsbau 4,6 Mrd. € (+4 %)
- davon Straßenbau
1,2 Mrd. € (-7,7 %)
Baugewerbl. Umsatz 17,16 Mrd. € (+5,2 %)
Die Zahlen beziehen sich auf das Jahr
2015. – Quelle: Bauindustrieverband
Nordrhein-Westfalen e. V., Düsseldorf.
16
NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND
dass wir die Baukosten begrenzen, der
Kostenanstieg darf nicht ungebremst weitergehen.
Wie ließe sich denn der Kostenanstieg
begrenzen?
n Wenn man die Refinanzierungsquote
bei energetischen Investitionen von 11
auf 8 Prozent absenken will, sollte man
unbedingt verhindern, dass an der Energieeinsparungsverordnung weitergeschraubt wird. Wer hier weiterschraubt,
verursacht letztlich Mehrkosten, die mit
Reglementierungsinstrumenten nicht
mehr in den Griff zu bekommen sind.
Wenn man darüber nachdenkt, in den
Markt einzugreifen, dann sollte man
auch an dieser Stelle konsequent sein
und die Kosten begrenzen.
„Grundstücksmobilisierung“, von der Sie
eben sprachen, verlangt aber auch eine
gewisse Flexibilität bei den Kommunen.
n Selbstverständlich. Wir müssen begreifen, dass der Druck auf die attraktiven
Großstädte nichts anderes heißt als: Wir
müssen schneller bauen, wir müssen höher bauen und wir müssen regionalbezogen bauen, das heißt, dass wir in den
Städten zusammenrücken müssen. Um
mehr Grundstücke mobilisieren zu können, müssen wir gerade in den großen
Städten offensiv über Verdichtungsmöglichkeiten und Geschoßhöhe diskutieren. Es ist nötig, Bauland für Wohnungen
auch in gemischten Gebieten mit Gewerbe und Dienstleistungsbetrieben zu
erschließen.
Bauherren und Bauunternehmen
klagen über das langsame Tempo bei
der Erteilung von Baugenehmigungen.
Die Bauindustrie fordert gar die
Einführung eines Kommunalwettbewerbes
unter dem Motto „Welche Stadt bearbeitet
am schnellsten Bauanträge?“
n Den Vorschlag der Bauindustrie finde
1 / 2016
ich klasse. Manche Klagen sind sicherlich
berechtigt. In einigen Kommunen gibt es
zu wenig Personal dafür. Das muss sich
schnell ändern. Wenn Bauanträge unvollständig sind, was auch nicht ganz selten
vorkommt, muss der Antragsteller zügig
darüber informiert werden und nicht erst
» Wir müssen mehr Grundstücke
mobilisieren, das ist
das A und O. «
MICHAEL GROSCHEK,
MINISTER FÜR BAUEN, WOHNEN,
STADTENTWICKLUNG UND VERKEHR,
NORDRHEIN-WESTFALEN
Wochen später. Auch hier gilt: Letztlich
können wir das nur gemeinsam schaffen.
Und wenn dabei ein Wettbewerb zwischen
den Kommunen hilft, ja, warum nicht?
Welche Bedeutung hat die Mietpreisbremse für Mieter und Vermieter? Reicht
dieses Instrument für bezahlbaren
Wohnraum aus?
n Sie ist kein Allheilmittel, aber dennoch wichtig. Die beiden Mietpreisbremsen – einmal für bestehende Verträge und
dann die für die Wiedervermietung – sind
natürlich preisdämpfend. Aber die können nur da marktpreisdämpfend sein, wo
die Marktpreise völlig aus den Fugen geraten. In weiten Teilen des Landes, wo
nicht ein so hoher Nachfragedruck besteht wie in den Metropolen, ist ihre Bedeutung geringer. Wir müssen dazu immer im Hinterkopf haben, dass das beste
Instrument „ausreichende Versorgung mit
Wohnraum“ heißt; das ist immer besser
als der ordnungspolitische Eingriff. Um
die echt schwarzen Schafe in den Griff zu
bekommen, haben wir in NRW ein Wohnraumaufsichtsgesetz, das den Städten ermöglicht, ihr Ordnungsamt quasi als Wohnungspolizei einzusetzen. Das heißt, das
Ordnungsamt kann dort eingreifen, wo
Zuständig für den Wohnungsbau im Land: Michael Groschek. Der studierte Wirtschaftswissenschaftler stammt aus Oberhausen und war früher für die
Foto: MBWSV/Ralph Sondermann
LBS Immobilien GmbH tätig.
Vermieter mit vergammelten, überbelegten oder nicht bewohnbaren Wohnungen
Reibach machen. Ein Bußgeld von bis zu
50.000 Euro kann Miethaie durchaus beeindrucken. Das ist bundesweit einmalig: Die NRW-„Wohnungspolizei“ ist im
Grunde ein Vorbild für andere.
Ein Trend scheint zum hochpreisigen
Wohnungsbau zu gehen. Ist das nicht
Wohnraumbeschaffung für eine Elite?
n Das ist für Investoren natürlich ein
hochattraktives Marktsegment, das aber
jetzt ganz offensichtlich überproportional
bedient wird. Das hängt damit zusammen,
dass Wohnen eben auch als Spekulationsobjekt missbraucht und dass Wohnraum
als exklusive Anlageform gewählt wird.
Man sieht, dass natürlich viel Geld, das
ansonsten in Panama, Luxemburg, in der
Schweiz oder sonstwo landet, jetzt quasi
vor der eigenen Haustür angelegt wird.
Wie sieht die Wohnungsbaupolitik in
Nordrhein-Westfalen im Jahre 2030 aus –
mit und ohne Flüchtlinge?
n Unser Land braucht mittelfristig ein
Instrument, um selbst im Rahmen von
Stadtentwicklung und Wohnungsbau ergänzend aktiv werden zu können, auch
weil es unser Ansatz ist, Quartiersentwicklung voranzutreiben – also die eigenen vier Wände mit dem eigenen Stadtviertel gemeinsam zu entwickeln, Heimat
vor der Haustür zu schaffen. Das ist die
Perspektive, und dafür brauchen wir
ein schlagkräftiges Instrument, das 2030
dann hoffentlich schon seinen mindestens 10. Geburtstag feiern wird.
NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND 1 / 2016
17
BAUINDUSTRIE
Das Promotion-Magazin von
„Zukunft auf drei Säulen“
Mit einer Großoffensive wirbt die nordrhein-westfälische Bauindustrie um Nachwuchs.
Über die Erfahrungen berichtet Verbandsgeschäftsführerin Prof. Beate Wiemann im Interview.
» DAS INTERVIEW FÜHRTE
REINOLD REHBERGER
Was unternimmt die Branche, um dem
Mangel an Fachkräften – auch in der
NRW-Bauwirtschaft – entgegenzuwirken?
n BEATE WIEMANN: Den Schwerpunkt
bildet unsere Nachwuchskampagne „Bau
– Dein Ding“. Kernstück dieser Kampagne ist unser Bau-Bus, der die verschiedenen Schulen im Land anfährt und Schüler
altersgerecht über unsere Branche informiert.
Gehen Sie dabei auch in die Klassen und
was sagen die Lehrer?
n Wir laden jeweils zwei Klassen ein, den
Bus zu durchstöbern, zu spielen, sich auszuprobieren und sich mithilfe unserer
Multi-Media-Angebote über die umfangreichen Ausbildungsangebote zu informieren. Darüber hinaus empfehlen wir unsere Internetseite www.bau-dein-ding.nrw.
Die Lehrer sind von unserem Bus zumeist
ebenso begeistert wie die Schüler, weil wir
den jungen Menschen eben keinen Vortrag halten, sondern diese selber erforschen können, ob Bauberufe für sie interessant sind.
Wie viele junge Leute haben Sie bereits
mit der Kampagne „Bau – Dein Ding“
überzeugen können?
n Unser Ziel ist es, 2016 in ganz Nordrhein-Westfalen rund 200 Schulen anzufahren und dort mehr als 10.000 Schülerinnen und Schüler zu erreichen und zu
begeistern. Möglichst viele wollen wir
nachhaltig von der Attraktivität unserer Branche überzeugen. Wenn später die
Entscheidung für eine Ausbildung getroffen wird, wollen wir ganz vorne mitspielen. Dementsprechend geben wir Vollgas!
Was unternehmen Sie noch in Richtung
Nachwuchsförderung?
n Als Bauindustrie Nordrhein-Westfalen
betreiben wir drei Ausbildungszentren in
Essen, Hamm und Kerpen, in denen Nach18
NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND
BAUINDUSTRIE
Das Promotion-Magazin von
Die Idee dahinter war, Nachwuchskräften
auf einer Lehrbaustelle einen qualifizierten Einstieg zu ermöglichen.
Sie erwähnten vorhin das Angebot für
Leute mit „krummen“ Lebensläufen.
Welche Erfahrungen hat man mit diesen
Menschen gemacht?
n Sehr gute, weil wir damit die Möglichkeit haben, Menschen eine neue Chance
zu geben, die bislang eher Umwege in ihrem Leben gegangen sind. Wir fangen
diese jungen Persönlichkeiten ein und bieten ihnen die Möglichkeit einer Ausbildung. Wir bemerken sehr häufig, dass es
bei den jungen Leuten doch eine große
Motivation gibt, diese zweite oder vielleicht sogar auch dritte Chance dann endlich zu nutzen.
Die Bauindustrie als Sozialstation?
n So zugespitzt möchte ich das nicht sagen. Wir sind uns jedoch unserer besonderen sozialen Verpflichtung als „Integrations-Industrie“ bewusst. Und wo es, wie
in diesem Fall, eine Chance gibt, „talen-
tierten Versäumern“ zu helfen, machen
wir das. Es ist ein Geben und Nehmen.
Damit ist Ihr Portfolio aber bestimmt noch
nicht erschöpft?
n Nein, unser Berufsförderungswerk ist
permanent dabei, neue Ausbildungsmöglichkeiten für die verschiedensten Biografien zu entwickeln und auszuarbeiten.
Der Bau ist facettenreich wie die Menschen die in unserer Branche arbeiten. So
müssen wir auch unser Ausbildungsangebot aufstellen. Wir bieten in Kooperationen mit Hochschulen in Nordrhein-Westfalen mehrere duale Studiengänge in
verschiedenen Bereichen an. Hier kombinieren wir clever theoretisches Wissen
und praktische Anwendung von Studium
und Ausbildung. Bauen ist immer eine
Gradwanderung, die sich nicht zuletzt in
der Zusammenarbeit mit den verschiedenen Kollegen auf der Baustelle und im
Büro ausdrückt. Wer beide Seiten kennt,
kann umso kompetenter agieren. Darüber hinaus haben wir unseren „Bachelor Baustellenmanagement“ entwickelt,
der bereits im Job Tätigen die Möglichkeit bietet, sich berufsbegleitend akademisch fortzubilden und dadurch zur Führungskraft von morgen zu werden. Der
„Bachelor Baustellenmanagement“ ist der
Bauleiter von morgen.
Wie muss man den akuten Fachkräftemangel in Ihrer Branche bewerten – was
können die Verbände und was kann die
Politik dabei tun?
n Das System der dualen Ausbildung
ist ein Pfund in Deutschland, um das
uns die ganze Welt beneidet. Wir müssen uns kontinuierlich anstrengen, Wirtschaft und Politik gemeinsam, dieses
zu stärken und zu fördern. Wir ergänzen dieses System zusätzlich durch unsere überbetriebliche Ausbildung, denn
wir stehen als Branche im harten Wettbewerb um die Fachkräfte von morgen. Natürlich wollen wir die Besten,
denn Bauen benötigt Qualität. Deswegen
nimmt die Ausbildung, auch die akademische, einen besonderen Stellenwert
für unsere Branche ein.
Prof. Beate Wiemann ist seit 2009 Hauptgeschäftsführerin des Bauindustrieverbandes NRW e.V.,
Foto: Pressefoto Wilfried Meyer
Düsseldorf. Die gebürtige Hildesheimerin ist studierte Juristin. wuchskräfte der Branche qualitativ hochwertig überbetrieblich ausgebildet werden.
Wir sichern dadurch einen hohen Qualitätsstandard in der Ausbildung für die
Branche. Die Auszubildenden werden alle
auf den gleichen Wissensstand gebracht
und entwickeln ihre Kompetenzen. Darüber hinaus bestehen viele weitere Initiativen, die dafür da sind, Menschen, die etwa
in ihrer Ausbildung keinen „geraden Weg“
gegangen sind, einzufangen. Für sie haben
wir den „Berufsstart Bau“ entwickelt, der
Jugendliche oder junge Erwachsene erst
einmal zur Ausbildungsreife führt: Rechtschreibung, Grundrechenarten und Ausdrucksvermögen stehen auf dem Lehrplan.
Nach diesem „nullten Ausbildungsjahr“
können sie mit einer formalen, richtigen
Ausbildung im Unternehmen beginnen.
Wer sind die Lehrer in diesen
Ausbildungszentren?
1 / 2016
n Das sind Ausbilder aus der Praxis, zumeist geprüfte Poliere und Meister mit besonderer pädagogischer Eignung, die ihr
Fachwissen nicht in einem Bauunternehmen anwenden, sondern lieber jungen
Menschen mit auf den Weg geben wollen
und diese entsprechend anlernen.
Also Praktiker, die außerhalb der
klassischen Berufsschule …
n Ja, wir praktizieren eine dreiteilige Ausbildung: Das ist erstens natürlich die Berufsschule, dann die Ausbildung im Betrieb und schließlich die überbetriebliche
Ausbildung bei uns in den Ausbildungszentren; das ist eine Besonderheit am Bau.
Und so etwas gibt’s in keinen anderen
Branchen?
n Nein, das ist eine Bau-Spezialität. Das
erste überbetriebliche Ausbildungszentrum wurde bereits 1927 in Essen eröffnet.
Aus Traum wird Raum
nQ
Wir realisieren Wohnbauten schlüsselfertig, innovativ, auf modellbasierter Planung. Unser mobiles Prüfsystem
gewährleistet Bauqualität auf höchstem Niveau. Wir bieten spezielle Lösungen für schnelles, termingerechtes Bauen
und ausgefeiltes Sonderwunschmanagement. Wir sind Partner für Bauherren, Investoren, Erwerber und Bauausführende.
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ideen bauen
nesseler.de
NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND 1 / 2016
19
BAUINDUSTRIE
Das Promotion-Magazin von
© Neustockimages
hochtief.de
Im Untergrund
Tiefrohrleitungsbau in Nordrhein-Westfalen – in kaum einem anderen Unternehmen spiegelt sich die aktuelle
Situation besser als bei der Bilfinger Scheven GmbH. Weil die Kommunen bei ihren Aufträgen noch sparsamer
geworden sind, orientiert sich die Firma immer mehr an den Bedürfnissen ihrer Industrie-Kundschaft.
Erfolgreiche Restrukturierung
Das alles ist längst Geschichte, aber nicht vergessen. Denn der Name Scheven blieb auch
nach diversen Umstrukturierungen und dem
Verkauf an den Mannheimer Baukonzern
Bilfinger (1982) auf Briefbögen und Fahrzeugen erhalten. Alexander Klöcker, 44, seit 15
Jahren im Unternehmen und seit 2011 des-
FACTS
Die Bilfinger Scheven GmbH bearbeitet
die Netze im Erdreich: Kommunale Versorgungsleistungen – Wasser, Fernwärme,
Strom und Gas – ist aber auch für die Industrie mit einem ziemlich umfassenden
Portfolio als Servicedienstleister tätig:
Kühlwasserleitungen, Löschsysteme, Pipelines. Das Unternehmen hat Niederlassungen in Heide/Holstein und Wesseling
bei Köln. Es sieht sich als Systemanbieter.
20
NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND
Foto: Pressefoto Wilfried Meyer
E
rkrath, Max-Planck-Straße 77. Im dritten Stock des Bürogebäudes deutet
auf den ersten Blick nichts auf das eigentliche Gewerbe, das hier betrieben wird,
hin. Nüchternes Ambiente, Zweckmobiliar
samt Computer und Telefon. Nur der Blick
durchs Fenster über den Hof lässt eine Ahnung hochkommen, um was es geht: Es wird
hier geschweißt, gefräst und geschliffen, was
das Zeug hält.
Bilfinger Scheven GmbH ist einer der großen regionalen Player im Rohrleitungsbau.
Ob Hausanschluss, öffentliche Versorgungsleitungen oder Infrastrukturen für die Industrie – das Unternehmen mit dem breiten Portfolio ist nach rasantem Start seit über 140
Jahren erfolgreich am Markt. 1874 von Heinrich Scheven in Bochum gegründet, baute die
junge Firma noch im selben Jahr das Wasserwerk der Stadt Hattingen. Es war der erste
Großauftrag. Bis zu seinem Tod (1896) projektierte der Firmengründer über 225 Wasserwerke und Kanalisationen im gesamten
Deutschen Reich.
» Wir verlagern immer mehr in
Industrie und Privatwirtschaft. «
ALEXANDER KLÖCKER,
BILFINGER SCHEVEN GMBH
sen Technischer Geschäftsführer: „Scheven
ist ein Traditionsname, von dem man sich
nicht ohne Not trennen sollte.“
Not herrscht keine. Der Umsatz, den die
rund 200 Mitarbeiter erwirtschaften, lag Ende
2015 zwar rund acht Prozent niedriger als
im Vorjahr. Dennoch: Ohne eine Umorientierung, beispielsweise mehr in Richtung Industrie-Auftraggeber, sähe es etwas anders
aus. Denn die Tiefbauer gehören zu jener
Spezies, die die finanziellen Engpässe ihrer
Traditionskunden – und das sind letztlich
die Kommunen – mit am ehesten ausbaden müssen. Dringend notwendige Renovierungen bzw. Kapazitätserweiterungen können nicht gemacht werden, auch wenn viele
Stadtwerke gute Ergebnisse erzielen. „Deren
Erträge fließen buchstäblich in andere Kanäle“, bemerkt Klöcker, und er fügt hinzu:
„Da fragt man sich schon als Bürger: Wo geht
mein Geld hin?“ Von teilweise bis zu 40 Prozent Umsatzeinbruch ist die Rede. Klöcker:
„Die Investitionen betragen hier bereits seit
Jahrzehnten nur 0,8 bis 1,1 Prozent des Anlagevermögens und nicht jene drei Prozent,
die unisono für notwendig betrachtet werden, um das Notwendigste zu erledigen.“
Das bedeutet auch, dass diese Service-Verträge im Versorgungsleitungsbau mit dreioder gar fünfjähriger Laufzeit wegen ihrer
Kleinteiligkeit an Abrufaufträgen „wirtschaft1 / 2016
lich nicht mehr auskömmlich“ sind und stattdessen jetzt mehr Einzelprojekte ins Haus
kommen – für ein Unternehmen wie Bilfinger Scheven eine völlig neue Situation, die
Anfang 2015 zu einer „notwendigen und erfolgreich durchgeführten Restrukturierung
hin zum Projektgeschäft“ führte.
MEINE
INFRASTRUKTUR
UNSERE
LÖSUNG
Neue Industrieprojekte
Klöcker nennt für die Malaise im öffentlichen
Sektor die Reglementierungspolitik der Bundesnetzagentur als Hauptgrund. Die Regulierungsziele der Agentur produzierten bei
den Versorgern höhere Kostensenkungsanreize statt Investitionsanreize für ihre Anlagen. Außerdem werden die Auftraggeber zu
unkoordinierten und damit kostspieligen Aktionen verleitet („Wenn schon mal Straßenbau gemacht wird, könnte man auch überlegen, die Leitungen darunter gleich mit zu
versorgen, die im Investitionsplan aber noch
nicht vorgesehen waren“). Hinzu komme,
dass in der Branche mit unterschiedlichen
Verbänden und Akzenten agiert werde. Alexander Klöcker, der seit anderthalb Jahren
dem Vorsitz der Landesfachabteilung der
Bauindustrie NRW wie auch dem Rohrleitungsverband NRW angehört, zieht eine ernüchternde Zwischenbilanz: „Ich habe festgestellt, dass die Verbände nicht genügend
zusammenarbeiten.“ Dieses Manko sei unbedingt zu beheben.
Die Lücke, die der öffentliche Sektor in
den Auftragsbüchern hinterlässt, konnte Bilfinger Scheven mit Industrieprojekten bislang
auffüllen. Und wie es aussieht, scheint sich
hier ein großes Feld zu eröffnen. Für die Shell
AG in Godorf ist Bilfinger Scheven am Bau
des Kühlturms beteiligt, und für die Currenta
GmbH, einem Gemeinschaftsunternehmen
von Bayer AG und Lanxess AG, ist man gerade dabei, die Verbindungsleitungen für zwei
Currenta-Standorte unter den Rhein bei Dormagen zu legen – ein sehr spezieller Job, den
seine Macher optimistisch stimmt. Klöcker:
„Wir verlagern unser Geschäft immer mehr
in die Industrie und Privatwirtschaft.“
© Oli Keinath
» VON REINOLD REHBERGER
HOCHTIEF steht für nachhaltiges Handeln.
Wer viel in der Welt unterwegs ist, setzt auf eine reibungslos funktionierende Infrastruktur. Damit komplexe Projekte gebaut werden
können, sind kompetente Mitarbeiter, Erfahrung und Know-how gefragt. Genau dies bringt HOCHTIEF mit: Seit mehr als 140 Jahren
errichten wir weltweit Brücken, Straßen, Tunnel, Gebäude – und Flughäfen, wie hier in Düsseldorf. Dabei gehen wir in allen Phasen
verantwortungsvoll vor: Wir planen vorausschauend, gehen schonend mit Ressourcen um, beziehen Interessengruppen früh mit ein
und stimmen alle Logistikschritte detailliert ab. Erst kürzlich haben wir dies am Düsseldorfer Airport bewiesen: Das neue Gebäude
der Flughafenverwaltung, das HOCHTIEF im Jahr 2015 fertiggestellt hat, wurde mit dem DGNB-Zertifikat in Platin ausgezeichnet.
Beste Bedingungen für einen nachhaltigen Start in die Welt.
Wir bauen die Welt von morgen.
Das Promotion-Magazin von
Willkommenskultur für Industrie
Im nördlichen Westfalen arbeiten über 350 Unternehmer mit viel
persönlichem Einsatz daran, die Menschen wieder für die Industrie zu begeistern.
Durchblick bei der Berufswahl: Kevin Stuckenschnieder und Andreas Herzog wurden bei der Beumer Group in Beckum
zu Industriemechanikern ausgebildet.
» VON GUIDO KRÜDEWAGEN
A
ls im Februar in Berlin das Bündnis
„Zukunft der Industrie“ geschlossen wurde, da hatte das nord-westfälische Pendant mit dem Slogan „In|du|strie. Gemeinsam. Zukunft. Leben.“
schon knapp fünf Jahre auf dem Buckel.
Beide Initiativen wollen dasselbe: Das Vertrauen der Menschen. „Das lässt sich am
besten vor Ort gewinnen, direkt vor den
Toren unserer Betriebe“, weiß Gustav Deiters. Der Unternehmer aus Ibbenbüren im
nördlichen Münsterland ist Sprecher der
Industrieinitiative. Und er ist Vorsitzender
des Industrieausschusses der IHK Nord
Westfalen. Hier wurde die Idee für die Initiative geboren, die die Menschen auffordert: „Entdecke das Du in IN|DU|STRIE“.
Am 17. März 2011 schlossen sich knapp
80 Unternehmen zusammen und unterschrieben die „Altenberger Erklärung“. Altenberge ist der Hauptsitz des europäischen Marktführers für Lkw-Aufbauten
und Sattelauflieger, Schmitz Cargobull.
22
NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND
Den blauen Elefantenbullen, das Markenzeichen, hat fast jeder an einem Lkw oder
Anhänger auf der Autobahn schon gesehen. „Aber wer weiß schon, dass dieses
Familienunternehmen seine Zentrale im
Münsterland in einer Gemeinde mit gerade einmal 11.000 Einwohnern hat, aber
weltweit 5.000 Menschen einen Arbeitsplatz bietet?“, fragt Deiters. Er selbst ist
geschäftsführender Gesellschafter des Familienunternehmens Crespel & Deiters,
marktführender Hersteller von Hochleistungsklebstoffen auf Basis von Weizenstärke zum Beispiel für die Wellpappenindustrie. „Das weiß außerhalb der Fachwelt
erst recht kaum jemand“, ist ihm klar.
„Aber das ist unser Problem“, betont er,
„das fehlende Wissen über die Industrie
und wie wichtig sie für den Wohlstand in
unserem Land ist“.
Die deutsche Industrie ist Jobmotor, Innovationstreiber und Vorreiter im Klimaund Umweltschutz. Spätestens seit der
Finanzkrise ist unbestritten: Eine solide
industrielle Basis ist auch für fortgeschrit1 / 2016
MÜNSTERLAND
Das Promotion-Magazin von
zu „runden Tischen“ zusammen, dort,
wo man die Unternehmerinnen und Unternehmer kennt. Sie zeigen ihr Gesicht,
stellen sich frühmorgens auf den örtlichen
Markt, um mit den Bürgern ins Gespräch
zu kommen. Und sie bringen sich und ihr
Unternehmen selbst ins Gespräch, etwa
durch Seifenkisten- und Drachenbootrennen. Sie präsentieren ihre Ausbildungsberufe und zeigen Karrierechancen auf.
Und schicken ihre Azubis in öffentliche
Kindergärten, wo sie helfen, Kinderspielplätze instand zu setzen.
Das alles ist langfristig angelegte Arbeit an einer Willkommenskultur für Industrie, die überall in der Region spürbar
werden soll. Denn: „Wir wollen hier weiter produzieren und hier investieren“, bekennen sich die Unternehmen in der „Altenberger Erklärung“ zu ihren Standorten
in Nord-Westfalen. Sie sprechen deshalb
aber auch über die Voraussetzungen, die
herrschen müssen, damit die Industrie ihre
Rolle als Wohlstandsmotor weiter spielen
kann. Dazu gehört nicht nur die Akzeptanz
der Industrie selbst. Dazu gehören auch
FACTS
Foto: Maik Grundmann
MÜNSTERLAND
» Wir müssen auf die Leute
zugehen, uns öffnen und
anhören, welche Sorgen die
Menschen haben. «
GUSTAV DEITERS, SPRECHER DER
INDUSTRIEINITIATIVE FÜR NORD-WESTFALEN
die Standortvoraussetzungen vor Ort wie
leistungsfähige Straßen und ausreichend
Flächen etwa für Betriebserweiterungen.
„Davon hängt unsere Wettbewerbsfähigkeit ab – und damit auch der Wohlstand
der Menschen“, sagt Deiters und ergänzt:
„Das müssen die Leute wissen.“
Im März 2011 starteten Industrieunternehmer aus Nord-Westfalen die regionale
Akzeptanzoffensive „In|du|strie – Gemeinsam. Zukunft. Leben.“ Ziel dieser
Initiative ist es, der Öffentlichkeit die
Industrie in ihrer Nachbarschaft näherzubringen und sie für die Produkte und
Leistungen zu begeistern.
Mehr als 350 Industrieunternehmen
sind der Initiative bisher beigetreten
und treten auf ganz unterschiedliche,
manchmal ungewöhnliche Weise in
den Dialog mit den Menschen. Um
vor Ort mit einer Stimme für die Ziele
der Akzeptanzoffensive zu werben,
schlossen sich zudem zahlreiche lokale
Industrieunternehmen in ihrer Stadt zu
Industrieverbünden zusammen und sind
gemeinsam im Namen der Akzeptanzoffensive aktiv.
www.industrie-nordwestfalen.de
Foto: Schubert-Fotografie
tene Volkswirtschaften unverzichtbar, vielmehr Voraussetzung für eine insgesamt
starke Wirtschaft. Und dennoch begegnen bundesweit viele Bürger der Industrie mit Skepsis, wenn nicht sogar mit offenem Protest.
„Da hilft nur persönliche Überzeugungsarbeit vor Ort“, ist sich Deiters sicher. Er sieht die Unternehmen in der
Pflicht: „Wir müssen auf die Leute zugehen, uns öffnen und anhören, welche
Sorgen die Menschen haben.“ Nur dann
lasse sich das Ziel erreichen, das der Sprecher der Industrieinitiative noch einmal
etwas höher hängt: „Wir wollen, dass die
Menschen die Industrie nicht nur dulden, sondern wissen, was sie an ihr haben und vielleicht sogar begeistert sind –
so wie wir!“
Mit seinen Ansichten ist Deiters nicht
allein. Knapp anderthalb Jahre später zählt
die Initiative über 350 Mitgliedsunternehmen. Sie schließen sich unter dem Dach
der Initiative, die den ganzen IHK-Bezirk
umfasst, in den Städten und Gemeinden
www.stadtwerke-muenster.de
Unsere Verlässlichkeit
kennt keine Grenzen.
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NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND 1 / 2016
23
MÜNSTERLAND
Das Promotion-Magazin von
Im Land der kleinen Tiger
Das Münsterland überrascht:
Wer jetzt bei schönstem
Frühlingswetter durch die grüne
Parklandschaft fährt, der ahnt
meist nicht, dass er sich in einer
Hochburg der mittelständischen
Industrie befindet.
Motor Industrie
Natürlich ist auch in der Region um die
Stadt Münster, der Wandel zur Dienstleistungsgesellschaft nicht aufzuhalten. Doch
entgegen landesweiten Trends wächst hier
auch die Industrie. 15.000 neue Arbeitsplätze sind seit 2005 entstanden. Stärkste
Branchen sind der Maschinenbau und die
Ernährungsindustrie. Aber auch der Fahrzeugbau gehört dazu.
„Wir haben im Münsterland einen
enorm wettbewerbsfähigen industriellen
Kern, den wir dauerhaft sichern müssen“,
erläutert Karl-Friedrich Schulte-Uebbing,
Hauptgeschäftsführer der Industrie- und
Handelskammer Nord Westfalen (Münster).
Denn für ihn ist die Industrie zentraler Motor der Wirtschaft und ein Grund, warum
das Münsterland so gut dasteht. Dass das
Münsterland neben einem hohen Freizeitund Lebenswert auch eine wirtschaftliche
Wachstumsregion ist, sei jedoch zu wenig
24
NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND
Mehr als nur gut drucken
A
ls wichtiger Partner der führenden
Druckmaschinenhersteller war die
technotrans AG in der Druckindustrie
immer schon ein Begriff. Mit der Wirtschaftskrise 2008 und dem Umbruch in der Druckindustrie passten sich die Westfalen an und
transferierten ihr technologisches Know-how
zusätzlich auf andere Branchen. Seitdem erobert technotrans erfolgreich neue Märkte.
Stammsitz der Unternehmensgruppe ist
Sassenberg im Münsterland. Aber mit 21
Standorten und mehr als 820 Mitarbeitern ist
technotrans heute weltweit präsent. Mit seiner Kernkompetenz Flüssigkeiten-Technolo-
Erfolgreiche mittelständische Industrie: Die Langguth GmbH in Senden entwickelt und produziert
Foto: Schubert Fotografie
Etikettiermaschinen. Der Exportanteil liegt bei über 60 Prozent. bekannt. Das Image der Region soll sich ändern: „Pferd und Fahrrad, das funktioniert
im Tourismus ja gut. Doch um im Wettbewerb der Regionen zu bestehen, müssen
wir die wirtschaftliche Stärke besser kommunizieren“, sagt Schulte-Uebbing.
Boomender Export
Seit 2008 legte der Gesamtumsatz der Industrie im Münsterland insgesamt um fast
ein Fünftel zu. In den Kreisen Borken und
Warendorf arbeiten über 40 Prozent der
Beschäftigten in der Industrie. Außergewöhnlich dynamisch entwickelte sich im
Münsterland im gleichen Zeitraum das Exportgeschäft mit einem Plus von über 30
Prozent. Hohe Wachstumsraten wies hier
lange Zeit der Kreis Coesfeld auf, was ihm
in Anlehnung an die aufstrebenden Län-
Foto: Roman Mensing
I
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Früher nur in der Druckindustrie ein Begriff, ist technotrans AG
heute Spezialist für Flüssigkeiten-Technologie.
» VON GUIDO KRÜDEWAGEN
m Schutz hoher Wallhecken wandelt
sich das Image nur langsam. Kirchen
und Kühe, vor allem aber Pferde und
Fahrräder sowie romantische Herrensitze
sind bundesweit für viele Menschen noch
immer die Sinnbilder des Münsterlandes.
Was sich nicht in den Gräben der Wasserburgen spiegelt, ist die wirtschaftliche
Stärke der Region: In den vergangenen zehn
Jahren stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten um rund ein
Viertel auf aktuell fast 590.000. Das rasante
Wirtschaftswachstum, das deutlich über
dem nordrhein-westfälischen Durchschnitt
liegt, sorgt für die landesweit niedrigsten
Arbeitslosenquoten um die vier Prozent –
Werte, die sonst nur aus Süddeutschland
bekannt sind.
MÜNSTERLAND
Das Promotion-Magazin von
» Das Münsterland gehört
zu den stärksten Ausbildungs­
regionen Deutschlands. «
KARL-F. SCHULTE-UEBBING,
HAUPTGESCHÄFTSFÜHRER DER
IHK NORD WESTFALEN
1 / 2016
der Südostasiens den Spitznamen „Kleiner
Tiger“ eintrug. Aber dieser Titel ist auch
auf die anderen Münsterlandkreise übertragbar. „Die Industriebetriebe holen jedes
Jahr rund um den Globus Aufträge mit einem Wert von rund 17 Milliarden Euro in
die Region“, so Schulte-Uebbing.
Bei der Frage nach den Gründen für den
wirtschaftlichen Erfolg des Münsterlandes
fallen dem IHK-Hauptgeschäftsführer gleich
eine ganze Reihe ein. Die enorme Branchenvielfalt und die hohe Zahl von kleinen und
mittelständischen Unternehmen sind stabile Säulen der Wirtschaftsstruktur. „Hinzu
kommt, dass es ganz mehrheitlich Familienunternehmen sind, die sich an langfristigen Zielen und Werten orientieren“, sagt
Schulte-Uebbing. Darunter sind zahlreiche Hidden Champions, die in ihren Nischen weltweit erfolgreich sind. Etwa die
Firma Pfreundt aus Südlohn. Das Unternehmen entwickelt für Kunden rund um die
Welt mobile Wiegesysteme etwa für Bagger und Lkw. Oder die VEKA AG aus Sendenhorst, Weltmarktführer bei Kunststoffprofilen für Fenster.
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Am Stammsitz der technotrans AG in Sassenberg fertigt der Mittelständler Anlagen aus dem
Foto: technotrans AG
Bereich Flüssigkeiten-Technologie. Druck | Extrusion | VErarbEitung
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Herstellen und bedrucken von Folien-, kunststoff-
Starker Doppelpack
Entsprechend interessant sind die Arbeitsplätze, die die Unternehmen zu bieten haben. Den Großteil der Fachkräfte, die für das
Wachstum benötigt werden, ziehen sich die
Unternehmerinnen und Unternehmer in den
Betrieben selbst heran. „Das Münsterland
gehört zu den stärksten Ausbildungsregionen Deutschlands“, weiß der IHK-Chef.
gie, d. h. Kühlung, Temperierung, Filtration
sowie Sprüh- und Dosiertechnik, haben sich
die Westfalen gezielt neue Anwendungs­
bereiche erschlossen: die Lasertechnik
und den Werkzeugmaschinenbau, Metall­
verarbeitung sowie Batteriekühlung oder optische Technologien wie Medizin- und Scannertechnik. Die Unternehmensgruppe ist als
Systemlieferant für individuelle Lösungen
bekannt, bei dem die Kunden auf das globale Servicenetzwerk zurückgreifen können.
Gemeinsam mit anderen produzierenden
Unternehmen in Nord-Westfalen engagiert
sich technotrans seit 2011 unter der Marke
„In/du/strie – Gemeinsam. Zukunft. Leben.“
für ein besseres Image der Industrie. Damit
will die Unternehmensgruppe die Menschen
in der Region für Industrie und industrielle
Produktion neu begeistern.
gewebe- und Papierverpackungen. und mit denen
lassen sich Produkte hervorragend schützen,
haltbar machen und attraktiv präsentieren.
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aufgaben und Perspektiven, sondern raum für
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MÜNSTERLAND
Das Promotion-Magazin von
Kluge Köpfe gesucht
eine betriebliche Ausbildung. „Schock deine
Eltern. Mach erstmal ’ne Lehre!“, heißt der
Slogan. Jetzt haben über 50 Prozent der Auszubildenden in Nord-Westfalen Abitur oder
Fachabitur. 2010 waren es in den IHK-Betrieben noch 42 Prozent. Inzwischen laufen
auch auf Bundesebene und unter Beteiligung
der IHKs auf Landesebene Kampagnen, die
für die berufliche Bildung als Alternative
zum Hochschulstudium werben.
Diese Botschaft lässt an Klarheit nichts zu wünschen übrig: „Wir wollen Deinen Kopf!“ So wirbt das
Münsterland in Anzeigen und auf Plakaten. Angesichts landesweit niedrigster Arbeitslosenquoten und
immer neuer Beschäftigungsrekorde geht die Region bei der Suche nach Fachkräften in die Offensive.
» VON GUIDO KRÜDEWAGEN UND
SABINE BECKER
Frühe Suche
W
Speed-Dating für Jobs
Beispielsweise mit dem beim Münsterland e. V.
angesiedelten „Karriereservice Münsterland“. Dieser Service zielt vor allem auf die
Hochschulabsolventen der Region ab. Denn
Studien haben gezeigt, dass die wenigsten
Absolventen der Hochschulen im Müns26
NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND
Bei der Talentförderung setzt die IHK Nord
Westfalen allerdings noch früher an – in
der Schule. Seit 30 Jahren führt sie den Jugend-forscht-Regionalwettbewerb mit Unterstützung von Industrieunternehmen aus
dem Münsterland durch. Denn was den Unternehmen besonders fehlt, ist Nachwuchs
mit einem Faible für Mathe, Informatik, Naturwissenschaften oder Technik. Und die
IHK bringt seit sechs Jahren Unternehmen
dazu, ihre Türen für Schüler weiter zu öffnen als bisher. Mehr als 350 Partnerschaften zwischen Schulen und Betrieben hat die
IHK seitdem für eine praxisnahe Berufsori-
Foto: Roman Mensing/IHK
er im Internet die Adresse wirtschaftswunderland.com eingibt,
landet im Münsterland. Das hat
durchaus seine Berechtigung: Das Jobwachstum im Münsterland lag 2015 mit 2,4 Prozent erneut deutlich über dem Landesdurchschnitt (1,9 Prozent). Und der neue
Beschäftigungsrekord, der damit einherging,
wird nicht der letzte sein. Denn nach Prognosen der Agentur für Arbeit übertrifft das
Münsterland noch in diesem Jahr mit einem
weiteren Zuwachs von etwa 16.000 ganz locker die Marke von 600.000 sozialversicherungspflichtigen Jobs.
Doch woher sollen die Menschen für
die seit vielen Jahren wachsende Zahl von
Arbeitsplätzen noch kommen? Die Region
verfügt zwar über zwei große Fachhochschulen und eine der größten Universitäten
Deutschlands. Und die Unternehmen bilden
auch überdurchschnittlich stark aus. Doch
die demografische Entwicklung, verbunden
mit einer rückläufigen Zahl der Erwerbstätigen, geht auch am Münsterland nicht mehr
spurlos vorbei. Die Stadt Münster, die gerade erst die Zahl von 300.000 Einwohnern
überschritten hat, bleibt nach aktuellen Berechnungen noch mindestens 20 Jahre auf
Wachstumskurs. Doch der Gesamtregion
fehlen laut Fachkräftemonitor der IHK Nord
Westfalen schon in fünf Jahren rund 40.000
Fachkräfte. Keine Frage, für Unternehmen
wird es künftig schwieriger, gute Mitarbeiter zu finden. Deshalb verstärkt die Region
ihre Anstrengungen, Fachkräfte zu gewinnen und zu halten.
Münsterländisches Industrieballett: Die Jüke Systemtechnik GmbH ist Spezialist für Feinmechanik
und Elektronik. In Altenberge entwickelt und produziert der Mittelständler mechatronische Systeme,
zum Beispiel für Geschwindigkeitsmessung oder Hautkrebsdiagnostik. Die Kunden kommen aus
den Bereichen Medizintechnik, Life Science, Optische Technologien, Lasermesstechnik, Labor- und
Analysentechnik, Mess- und Automatisierungstechnik.
terland die Unternehmen der Region kennen und als potenzielle Arbeitgeber wahrnehmen. Hier setzt das Job-Matching an.
Damit stellt der Karriereservice des Münsterland e. V. einen Kontakt zwischen Studierenden und Absolventen und der regionalen Wirtschaft her.
Wie bei einem Speed-Dating lernen sich
Bewerber und Unternehmen in 15-minütigen
Einzelgesprächen kennen und wechseln danach die Gesprächspartner. Während dieser
„Dates“ tauschen sie sich gegenseitig über
ihre eigenen Profile und Möglichkeiten einer
Zusammenarbeit aus. Das Spektrum reicht
hierbei von einem Praktikum über eine Abschlussarbeit bis hin zu einer langfristigen
Berufsperspektive.
1 / 2016
Bereits seit sechs Jahren führt die IHK Nord
Westfalen regelmäßig nach ähnlichem Muster ein Azubi-Speed-Dating durch, das bundesweit zu den größten zählt. Auch die IHK
hat ihre Bemühungen, die Unternehmen bei
der Fachkräftesicherung zu unterstützen,
verstärkt. Zumal der IHK-Fachkräftemonitor zeigt, dass 90 Prozent der Fachkräfte, die
zukünftig fehlen werden, beruflich qualifizierte Mitarbeiter sind, also Menschen mit
einer betrieblichen Ausbildung oder Weiterbildung etwa zum Industriemeister oder
IT-Professionell.
Angesichts sinkender Schulabgängerzahlen und gleichzeitig anhaltendem Ansturm
auf die Hochschulen wirbt die IHK deshalb
seit fünf Jahren gezielt bei Abiturienten für
MÜNSTERLAND
Das Promotion-Magazin von
entierung initiiert. Was dabei mit Betriebsbesichtigungen, Praktika und Bewerbungstrainings beginnt, endet nicht selten mit einem
Ausbildungsvertrag.
Mit Slogans wie „Schule fertig! Glückwunsch – wir brauchen Dich.“ (Handwerkskammer Münster) oder dem Projekt
Gründergeist@Münsterland der Regionalmanagement-Initiative Münsterland e. V.
wurden weitere bemerkenswerte Initiativen
gestartet. Gründergeist unterstützt Gründungswillige von der ersten vagen Idee bis
zum fertigen Businessplan, um die Fachkräfte in der Region zu halten und neue
Arbeitsplätze aufzubauen. Gleich zwei
Projekte kümmern sich darum, dass das
Münsterland im internationalen Wettbewerb
stark bleibt, die Herausforderungen der Digitalisierung stemmen kann und somit attraktiv für hochqualifizierte Arbeitskräfte
ist. „Bei Enabling Innovation steht, wie der
Name schon sagt, die Innovationsförderung
und das Innovationsmanagement im Fokus.
Die ausgeprägte Grundlagenforschungskompetenz der Hochschulen bringen wir hier
mit kleinen und mittelständischen Unter-
nehmen zusammen“, erklärt Klaus Ehling,
Vorstand des Münsterland e. V. „Beim Projekt iPro geht es um die Entwicklung intelligenter Produkte in deutsch-niederländischer Kooperation.“
Prosperierender
Wirtschaftsstandort
Aktivitäten dieser Art haben zum Ziel, das
Münsterland auch weiterhin als prosperierenden Wirtschaftsstandort zu erhalten und
auszubauen. Das Potenzial dazu ist vorhanden. Dass die Region zu den attraktivsten
Landesteilen Nordrhein-Westfalens zählt,
steht für Professor Carsten Feldmann von
der Fachhochschule Münster außer Frage.
Der aus Bremen stammende Wissenschaftler, der früher einmal für BOSCH von Indien
bis Kanada unterwegs war und zu dessen
Forschungsgebieten u. a. Geschäftsprozessmanagement gehört, stellt fest: „Die münsterländischen Unternehmen profitieren von
der guten Infra­struktur, einem guten Klima
und der geografischen Lage – zum einen
zum Ruhrgebiet, zum anderen zu den Niederlanden.“ ANZEIGE
Die Zukunft ist vernetzt
Mit innovativen Anlagen und Systemlösungen gestaltet die
BEUMER Group die Zukunft der Intralogistik maßgeblich mit.
D
ie Logistik – und als Teil davon die
Intralogistik – ist im Handel und der
Automobilindustrie eine der tragenden Säulen der internationalen Wirtschaft.
Sie stellt einen wichtigen Wertschöpfungsfaktor von Unternehmen aus den verschiedensten Branchen dar. Doch Logistikprozesse ändern sich. Künftig werden sie viel
stärker automatisiert ablaufen und über
Netzwerke gesteuert. Dazu kommt die zunehmende Digitalisierung. Intralogistik und
Digitalisierung sind untrennbar miteinander verbunden.
Insbesondere für Geschäftsmodelle wie
den E-Commerce wird es immer wichtiger,
sämtliche Warenflüsse intelligent zu steuern. Diese stellen an die Intralogistik zunehmende Ansprüche an Liefergenauigkeit,
Geschwindigkeit und Flexibilität. Damit die
Online-Händler ihre Ware schnell und zuverlässig in den Versand bekommen, sind
hocheffiziente automatische Sortieranlagen
erforderlich. Die BEUMER Group treibt die
eigenen Entwicklungen voran, um auch zukünftig effiziente und nachhaltige Lösungen anbieten zu können.
Das Unternehmen ist ein international
führender Hersteller der Intralogistik und
beschäftigt weltweit etwa 4000 Mitarbeiter.
Mit seinen Niederlassungen und Vertretungen ist der Systemlieferant weltweit präsent.
Im Programm hat er ein breites Spektrum
innovativer Lösungen, mit denen sich logistische Prozesse deutlich effizienter gestalten lassen. Dazu gehören leistungsstarke
Sortier- und Kommissioniersysteme, kom-
Der BEUMER Parcel Picker ermöglicht eine
effiziente Pulkentladung ohne körperliche
Anstrengung und erhöht den Durchsatz in den
Foto: BEUMER Group GmbH & Co. KG
Logistikzentren.
plexe Abfüll-, Palettier- und Verpackungsanlagen sowie ergänzende Komponenten.
Diese nutzen Unternehmen, um Material­
flüsse schnell und sicher umzusetzen.
KONTAKT
BEUMER Group GmbH & Co. KG
Oelder Straße 40, D-59269 Beckum
Tel. +49/2521/24-0
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NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND 1 / 2016
27
MÜNSTERLAND
Das Promotion-Magazin von
Erfolgsfaktoren Infrastruktur
und Geografie
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Starker Standort für Gewerbe und Logistik
Vor dem Flughafen Münster/Osnabrück bietet das neue Gewerbegebiet
AirportPark FMO auf 200 Hektar exzellente Entwicklungsmöglichkeiten.
Münsterland – das ist auch ein starker Wirtschaftsstandort, der den Strukturwandel viel
besser als andere gemeistert hat. Über Gegenwart und Zukunft der Region sprachen wir
mit Professor Carsten Feldmann von der Fachhochschule Münster.
Eine Region, die sich vor den anderen nicht
zu verstecken braucht?
n Überhaupt nicht. Die Wirtschaft ist gekennzeichnet durch starke KMU, von denen sehr viele inhabergeführt sind. Den
Strukturwandel in den 1970er-Jahren,
der durch das Sterben der starken Textilindustrie bedingt war, hat die Region
sehr gut gemeistert. Heute herrscht eine
große Branchenvielfalt vor. Einige Schwerpunkte finden sich zum Beispiel im Maschinenbau, Metallerzeugnisse, Kunststoffverarbeitung, Logistik, Baugewerbe und
Gesundheit/Soziales. Es gibt zahlreiche
sogenannte Hidden Champions, die in
ihrer Branche bzw. Nische zur Weltspitze
gehören, aber vielfach nur Branchenkennern bekannt sind.
ZUR PERSON
Carsten Feldmann ist Professor für
Geschäftsprozessmanagement an der Fachhochschule Münster und Vorstandsvorsitzender des Kompetenzzentrums Coesfeld –
Institut für Geschäftsprozessmanagement.
Aktuell forscht er im Bereich 3D-Druck.
28
NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND
» Es gibt zahlreiche Hidden
Champions. «
PROF. CARSTEN FELDMANN,
VORSTANDSVOR­SITZENDER
DES KOMPETENZZENTRUMS COESFELD
Welche Faktoren begünstigen diese
Situation?
n Die Unternehmen profitieren von der
guten Infrastruktur und der geografischen
Lage – zum einen zum Ruhrgebiet, zum
anderen zu den Niederlanden. Die Arbeitslosenquote ist seit Jahren nahe an
der Vollbeschäftigung. So hat beispielsweise der Kreis Coesfeld seit 2007 durchgehend die niedrigste Arbeitslosenquote
in Nordrhein-Westfalen und liegt aktuell bei etwa drei Prozent. Außerdem versorgen zahlreiche Bildungseinrichtungen
wie etwa die FH Münster den Arbeitsmarkt mit qualifiziertem Nachwuchs.
Auf was sollte man bei der Imagepflege besonderen Wert legen?
n Vorhandene Stärken betonen und unbedingt die vielfach außerhalb der Region
nicht wahrgenommene hohe Lebensqualität und den hohen Freizeitwert in den
Fokus rücken. Auch der Hinweis auf interessante Arbeitgeber und vielfältige Beschäftigungsmöglichkeiten kann nicht
schaden.
1 / 2016
Wie lassen sich qualifizierte Fachkräfte
halten oder ins Land locken?
n Zunächst müssen wir feststellen: Der
Rückgang der Erwerbstätigen durch die
allgemeine demografische Entwicklung
führt auch im Münsterland zu Fachkräftemangel. Unternehmen klagen über eine zu
geringe Bewerberzahl und unzureichend
Qualifikationen. Dieser Entwicklung begegnen die Münsterländer Unternehmen
auf verschiedene Arten: Sie versuchen,
vorhandene Fachkräfte zu binden, Mitarbeiter bedarfsgerecht zu Fachkräften zu
qualifizieren oder neue Mitarbeiter aus anderen Regionen zu gewinnen bzw. Mitarbeiterkapazität zu substituieren – etwa
durch Automatisierung oder die Nutzung
von Kapazitäten in anderen Regionen über
virtuelle Teams. Auch verzeichnen Unternehmen Erfolge mit der Förderung eines positiven Betriebsklimas, mit flexiblen Arbeitszeitmodellen insbesondere für
ältere Mitarbeiter sowie Möglichkeiten für
Aus- und Weiterbildung sowohl im eigenen Betrieb als auch extern. Außerdem
versprechen sich die Unternehmen einiges von gemeinsamen Maßnahmen wie
etwa zur Vereinbarkeit von Familie und
Beruf. Dies betrifft nicht nur die Kinderbetreuung, sondern wegen der demografischen Entwicklung auch immer stärker
die Unterstützung bei der Pflege von Familienangehörigen. Hier gibt es verschiedene Verbundprojekte, etwa den „betrieblichen Pflegekoffer“, der Angehörigen für
den Pflegefall Anlaufstellen und Checklisten zur Verfügung stellt.
Z
wischen Münster und Osnabrück,
direkt an der A1 Hamburg-Köln und
vor dem Flughafen Münster/Osnabrück sowie nahe zum Autobahnkreuz A1/
A30 bietet der AirportPark FMO auf rund
200 Hektar ideale Standortbedingungen für
expansive Logistik- und Gewerbebetriebe.
Foto: AirportPark FMO GmbH
Herr Professor Feldmann, können Sie uns
bitte einige Vorzüge der Region nennen –
auch über das Ökonomische hinaus?
n CARSTEN FELDMANN: Vielen Menschen fällt zum Münsterland nur die
starke landwirtschaftliche Prägung der Region ein. Dies trifft auch zu, charakterisiert das Münsterland aber nur unzureichend. Für mich ist das Münsterland sehr
lebenswert wegen seines hohen Freizeitwerts, den ich als Vater von zwei Kindern
sehr schätze – und der sich nicht nur auf
zahlreiche Möglichkeiten zum Radfahren
und Reiten beschränkt.
Foto: zVg
» DAS INTERVIEW FÜHRTE
REINOLD REHBERGER
MÜNSTERLAND
Das Promotion-Magazin von
Neubauten der Firmen Regio-Logistik und Schumacher Packaging im AirportPark FMO.
56 Hektar sind bereits erschlossen – hiervon
stehen rund 120.000 Quadratmeter neu für
Logistiknutzungen zur Verfügung.
Expansion gesichert
Über 50 Millionen Euro hat hier bereits der
Verpackungshersteller Schumacher Packaging investiert. Für die Schumacher Group
bietet der AirportPark FMO neben dem
großzügigen Grundstück von rund 150.000
Quadratmetern eine optimale Infrastruktur
und somit beste Voraussetzungen für den
weiteren Ausbau der europäischen Präsenz
in Märkten wie den Niederlanden, Belgien
und den skandinavischen Ländern. Erst
kürzlich hat die Regio-Logistik Deutschland
GmbH & Co. KG ihren neuen Hauptsitz im
AirportPark FMO bezogen. Der Paketex-
STARKES STANDORTPAKET
–– direkter Autobahnanschluss an die A1
–– HUB-Flugverbindungen nach Frankfurt,
München und Istanbul
–– 24/7-Betrieb
–– effiziente Grundstückszuschnitte mit
Erweiterungsoption
–– leistungsstarker Breitbandanschluss
–– lukrative Fernwärmeversorgung
–– nur 50 Prozent Abwasserkosten
–– LED-Straßenbeleuchtung
press-Dienstleister wird von hier aus sein
„Same Day Delivery“-Konzept optimieren.
KONTAKT
Udo Schröer, Geschäftsführer
AirportPark FMO GmbH
Airport Center 1 – Airportallee 1, D-48268 Greven
Tel. +49/2571/944780, Mobil: +49/173/2099447
[email protected]
www.airportparkfmo.de
Auf welche Hilfen können Privatpersonen
und Unternehmen in solchen Fällen zählen?
n Die FH Münster bietet sowohl Unternehmen als auch Studierenden eine Fachkräftevermittlung (www.fh-muenster.de/
transfer/ueber-uns/team) an, um diesen
Bedarf zu decken. NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND 1 / 2016
29
AUSZEIT IN NRW
Das Promotion-Magazin von
Bräuche, Darstellungen, Ausdrucksformen, Wissen und Fertigkeiten verstanden, die bewahrt werden sollen.
Deutschland hat die Konvention 2013
ratifiziert. Seitdem wurden 34 Beiträge
ins bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen,
darunter auch der Rheinische Karneval
und die manuelle Glasfertigung, so wie
sie im Museum Glashütte Gernheim in
Petershagen bis heute betrieben wird.
Die Aufnahme ins nationale Verzeichnis ist Voraussetzung, um eine
kulturelle Ausdrucksform für die internationalen UNESCO-Listen des immateriellen Kulturerbes vorzuschlagen.
Über die erste deutsche Nominierung
für die internationale Liste – „Idee
und Praxis der Organisation gemeinsamer Interessen in Genossenschaften“
– wird der Zwischenstaatliche Ausschuss der UNESCO im November/
Dezember 2016 entscheiden.
Weitere Informationen unter
www.nrw-gesund.info
Wassertreten auf dem Olsberger Kneipp-Wanderweg im Sauerland.
D
as Kneippsche Naturheilverfahren
ist in die deutsche UNESCO-Liste
aufgenommen worden. Die Ende
des 19. Jahrhunderts von Sebastian Kneipp
entwickelte Lehre wird noch heute deutschlandweit praktiziert und weiterentwickelt –
dafür sorgen Kneipp-Vereine, Kneipp-Heilbäder und -Kurorte. Allein in NRW können
Besucher die Wirkung der Kneippschen
Prinzipien des regelmäßigen Trainings und
der Abhärtung an zwölf Orten testen. Sieben Kneippkurorte und fünf Kneippheilbäder in Sauerland, Siegerland-Wittgenstein,
30
NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND
Nicht nur Wechselbäder
Im sauerländischen Olsberg zum Beispiel
hilft eine Personal-Kneipp-Trainerin dabei,
Bedürfnisse des Körpers zu erkennen und
ihre Erfüllung im Alltag zu ermöglichen.
Die Heilkräfte des Wassers und der Natur
stehen dabei im Zentrum, etwa bei Wasseranwendungen, Wickeln, Bädern und geführten Wanderungen auf dem Olsberger
Kneippweg. In Bad Salzuflen, Heilbad und
Kneippkurort am Fuße des Teutoburger
1 / 2016
Rhein-Kreis Neuss und Mönchengladbach dürfen sich
über Auszeichnung freuen.
» VON TONIA HAAG
G
leich zwei Beiträge aus Nordrhein-Westfalen durften sich
bei den diesjährigen „Tourismus-Oscars“ freuen: Der Film „Rhein-Kreis
Neuss – Freizeit, Kultur und Geschichte erfahren“ wurde beim Film- und Multimediawettbewerb „Das goldene Stadttor“ mit dem
zweiten Preis in der Kategorie „Öko-Tourismus“ ausgezeichnet. Und in der Kategorie „Städte“ belegte der Mönchengladbach-Film ebenfalls den zweiten Platz.
Der Imagefilm des Rhein-Kreis Neuss
stellt in fünf Minuten das vielfältige Angebot für Radfahrer im Kreisgebiet vor. Seit
2004 ist der Kreis als fahrradfreundlich anerkannt und Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft der fußgänger- und fahrradfreundlichen Städte, Gemeinden und Kreise in NRW
(AGFS). Bewohnern und Besuchern bietet
er ein 1000 Kilometer langes Radwegenetz.
Der Film ist auf der Online-Plattform Youtube zu sehen.
Auch der Imagefilm Mönchengladbachs
konnte die Jury überzeugen. In der Kategorie „Städte“ musste er sich lediglich der
belgischen Kommune Gent geschlagen geben. Im neuen Imagefilm wird unter anderem das Gladbacher Stadtpanorama gezeigt.
Das Video mit dem Titel „Der Mönchengladbach-Film – Staunen und Entdecken“
findet sich auch auf www.moenchengladbach.de und auf www.youtube.com.
Mit dem „Goldenen Stadttor“ werden
herausragende mediale Marketinginitiativen in der Tourismusbranche gewürdigt.
Der Preis wird jedes Jahr auf der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) in Berlin
vergeben.
Waldes, versprechen Kneipp-Therapeuten
ihren Gästen: „Nie mehr kalte Hände und
kalte Füße.“ Während eines 5-Tage-Programms mit Wechselbädern, Sole-Anwendungen, Entspannungstechniken und
Massagen werden Hände und Füße besser durchblutet und die körpereigenen Abwehrkräfte auf natürliche Weise gestärkt.
Aufnahmen mit einer Wärmebildkamera
belegen die Wirkung der Anwendungen
besonders anschaulich.
Entscheidung noch 2016
Unter immateriellem Kulturerbe werden
nach einem UNESCO-Übereinkommen
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Verwöhnurlaub vor den Toren Kölns
Mediterana – ein Ort der Entspannung und Lebensqualität
mit schönsten Bäderkreationen, architektonischer Vielfalt
und kulinarischen Hochgenüssen
A
uf insgesamt 18.000 Quadratmetern bietet das Mediterana gesundes Baden in den Thermal- und
Vitalquellen, Fitnessprogramm im Sportbereich und traumhaft schöne Entspannungsmomente in den indisch-arabischen
oder spanisch-maurischen Urlaubswelten
der Wellnessanlage – hier wird jeder Aufenthalt zu einer Reise für die Sinne.
Individuell und mit viel Liebe zum Detail sind die 15 Sauna- und Bäderkreationen, themenorientierten Ruheplätze und
wunderschönen Gartenanlagen ausgestattet. Der Himalaya-Salzstollen zum Beispiel
mit seinem beruhigenden, rosafarbenen
Glanz der Kristalle oder das „Rajasthanihaus“, welches der Lehre vom langen
und gesunden Leben, dem indischen Ayurveda gewidmet ist. Einzigartig in Europa
verfügt das Thermalbad über vier Vitalquellen in sechs Außen- und Innenbecken
mit unterschiedlicher, gesundheitsfördernder Wirkung, gespeist mit Wasser aus der
hauseigenen Quelle.
Eine ideale Verbindung für Körper und
Seele bietet das Massage- und Beauty-Verwöhnprogramm: Klassische Massagetechniken, ganzheitliche Heil- und Behandlungsmethoden, regenerierende Peelings,
Hamam oder exklusive Kosmetikanwendungen sorgen für lang anhaltendes Wohlbefinden.
Für das leibliche Wohl ist bestens gesorgt:
Küchenchef der drei Restaurants ist der Spit-
Mediterana GmbH & Co. KG
Sieben Kneippkurorte und fünf Kneippheilbäder in Nordrhein-Westfalen
haben besondere Gesundheitsprogramme im Angebot.
Münsterland, Eifel und Teutoburger Wald
haben unterschiedlichste Kneipp-Gesundheitsprogramme im Angebot.
Tourismus-Oscars gehen nach NRW
Foto: Dominik Ketz/Tourismus NRW e. V.
Kneipp-Kuren als
immaterielles Kulturerbe
» VON SILKE DAMES
AUSZEIT IN NRW
Das Promotion-Magazin von
Krafttanken für Körper, Geist und Seele: Das
Mediterana sorgt für entspannende Auszeiten.
zenkoch André Brauner. Gekocht wird vorwiegend mit marktfrischen Produkten von
ausgesuchten regionalen Bio-Bauern.
KONTAKT
Mediterana GmbH & Co. KG
Saaler Mühle 1
D-51429 Bergisch Gladbach/Bensberg
Tel. +49/2204/202166
www.mediterana.de
NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND 1 / 2016
31
AUSZEIT IN NRW
Das Promotion-Magazin von
Auszeit in NRW
Foto: Bali Therme
Entspannen geht in NRW ganz leicht: Sei es exotisch-asiatisch oder
traditions- und heimatverbunden, in luftigen Höhen mit idyllischem
Ausblick oder unter schattigen alten Bäumen – hier ist man Mensch,
hier darf man es sein.
Urlaub zu Hause. Bali ganz nah
Geschmack
der Kindh it…
Foto: Waldhotel Tannenhäuschen
Foto: Hotel-Residence Klosterpforte
Betörende Düfte, gedämpftes Licht und
warme Farben, edle Hölzer, kostbare
balinesische Skulpturen und Schnitze­
reien: zwei Brüder haben Bali nach
Ostwestfalen geholt. Entspannen Sie
im exotischen Sauna Garten und genießen Sie die Vielfalt der Saunawelt.
« www.balitherme.de »
Unter den Top-Häusern Deutschlands: Hotel-Residence Klosterpforte
Foto: Steigenberger Grandhotel Peters­berg
Die Hotel-Residence Klosterpforte hat sich seit Bestehen einen Namen unter den Top-Häusern Deutschlands gemacht. Die Anlage erstreckt sich über 180.000 Quadratmeter und wird
in vierter Generation geführt. In romantischer Lage, direkt vor den Toren eines über 800 Jahre
alten Klosters, befindet sich heute die Hotel-Residence Klosterpforte. Unsere 153 Zimmer sind
komfortabel und mit viel Liebe zum Detail eingerichtet und verfügen über größtmöglichen
Komfort und moderne technische Ausstattung. Unser Team verwöhnt Sie in unseren Klosterstübchen mit regionalen und internationalen Köstlichkeiten. Im urigen Gewölbe der Alten Abtei servieren wir westfälische Küche. Ob im Kirchenkeller, Braukeller oder Terrassenkeller, die
Atmosphäre erinnert an Brauhaustradition: Genießen Sie zu unseren ausgewählten Speisen
unser hauseigenes Marienfelder Klosterbräu aus eigener Brauerei.
« www.klosterpforte.de »
Wellness am Niederrhein
Lernen Sie die Region von ihrer
schönsten Seite kennen – genießen Sie
eine Auszeit im 4*s-Waldhotel
Tannenhäuschen mit 5300 m² SpaBereich und Gastronomie für Gourmets.
« www.tannenhaeuschen.de »
Ein Geheimtipp mitten in Westfalen
Der ehemalige Gutshof, inmitten der Münsterländer Parklandschaft und dennoch nur
20 Autominuten von der Innenstadt Münsters entfernt, ist idealer Ausgangspunkt für Radtouren durch das Münsterland. Das Hotel versprüht mit seiner anmutigen englisch-west­
fälischen Architektur schon auf den ersten Blick einen einmaligen Charme und erfüllt im
Inneren höchste Qualitätsansprüche. Neben dem einmaligen Ambiente steht die Küche im
Vordergrund. Im kleinen, aber sehr feinen Wellnessbereich wartet neben dem Osmanischen
Dampfbad und der Sauna noch ein erfahrenes Team für wohltuende Anwendungen.
« www.Landhaus-Eggert.de »
Viel zu lang hab ich ihn nicht mehr gespielt, meinen Song.
Jetzt spür ich sie wieder. Diese Freiheit im Urlaub. Ein schönes Gefühl.
Bin wieder da. In meiner Kindheit. In Kärnten.
Entspannen mit Panoramablick
32
NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND
Foto: Landhaus Eggert
Das Steigenberger Grandhotel Peters­
berg begrüßt Sie in einem einzigartigen
historischen Ambiente und mit einer
grandiosen Aussicht auf das idyllische
Rheintal. Lehnen Sie sich zurück und
genießen Sie das vielfältige kulinarische
Angebot auf den Rheinterrassen!
« www.grandhotel-petersberg.
steigen­berger.de »
1 / 2016
Österreichs Süden
www.kaernten.at
TAGEN
Das Promotion-Magazin von
Cyrus Heydarian leitet mit
dem Breidenbacher Hof in
Düsseldorf eines der
Top-Hotels in Deutschland.
Foto: Breidenbacher Hof
„Wir haben
noch Potenzial
nach oben“
Cyrus Heydarian, General Manager von Düsseldorfs erster Hoteladresse,
über die Bedeutung von Sicherheit im Tourismus, die Stärken Düsseldorfs
und die Treue der Stammgäste im Breidenbacher Hof.
34
NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND
1 / 2016
TAGEN
Das Promotion-Magazin von
» DAS INTERVIEW FÜHRTE
CHRISTIAN EDER
Druckmesse Drupa auf dem Programm,
da trifft sich die Welt in Düsseldorf.
Herr Heydarian, wie wichtig sind
Tagungen und Kongresse für einen Betrieb
wie den Breidenbacher Hof?
n CYRUS HEYDARIAN: Sie sind ein wichtiges Standbein, wobei wir uns vor allem
für kleinere Führungskräftetagungen und
Meetings eignen. Kongresse finden auf
Grund der Größe unserer Veranstaltungsräume nicht bei uns statt. Mit 106 Einheiten sind wir ein überschaubares Haus
und unsere drei Tagungseinheiten zeichnen uns nicht als MICE-Hotel aus. Unsere
Stärke liegt darin, dass wir den Gästen Privatsphäre und persönlichen Service bieten. Unser größter Tagungsraum fasst 50
bis 80 Personen und viele unserer Gäste
nutzen unsere Räumlichkeiten für private
Feiern und geschäftliche Anlässe.
Aber Düsseldorf im Herzen Europas spielt
eine entscheidende Rolle im Kongressund Messegeschäft. Unsere Gäste sind
eher die Geschäftsführer oder Eigentümer
von Unternehmen, die meist alleine zu
uns kommen. Die Mitarbeiter sind in anderen Hotels in Düsseldorf untergebracht,
die das Unternehmen weniger kosten.
Hat Düsseldorf überhaupt die Betten um
die Besucher der Messen unterzubringen?
n Während der anstehenden Messen
2016 werden auch Schiffe am Rhein die
Kongresse und Messen in Düsseldorf
ergänzen sich?
n Das kann man so sagen – aktuell vor
allem im Gesundheits- und Medizinbereich. Das trägt sehr stark zur touristischen Entwicklung bei. Gerade für den
Tourismus in Düsseldorf ist es wichtig,
dass die Messe floriert: In diesem und
im nächsten Jahr stehen einige stark frequentierte Veranstaltungen auf dem Programm, einige strahlen auch von Köln
her auf uns aus. 2016 steht zum Beispiel vom 13. Mai bis 10. Juni wieder die
ZUR PERSON
Cyrus Heydarian (47), geboren und
aufgewachsen im Ruhrgebiet, ist General
Manager des Breidenbacher Hofs. Das
Top-Hotel Düsseldorfs, das zur Capella-­
Gruppe gehört, blickt auf eine mehr als
200-jährige Geschichte zurück, in der
gekrönte Häupter, Staatschefs und Showstars hier übernachtet haben. Umsorgt
werden sie von 150 Mitarbeitern in
85 Zimmern und 21 Suiten.
www.hotel-breidenbacher-hof.de
» Die Gäste schätzen die
Privatatmosphäre und unseren
persönlichen Service. «
CYRUS HEYDARIAN,
GENERAL MANAGER BREIDENBACHER HOF
Teilnehmer aufnehmen, weil die Hotels
nicht die Kapazität haben. Düsseldorf ist
trotzdem international einer der bedeutendsten Standorte, zu danken ist das
auch dem gut ausgebauten Flughafen mit
seinen 22,5 Millionen Passagieren. Und
bislang ist es noch immer gelungen, die
Gäste unterzubringen.
Aber nicht nur der Kongress- und Messetourismus hat für Düsseldorf Bedeutung:
Auch der Städtetourismus nimmt immer
mehr zu ...
n Mit 4,4 Millionen Übernachtungen rangiert Düsseldorf deutschlandweit nur im
Mittelfeld. Aber beim internationalen Anteil an den Übernachtungen liegt Düsseldorf ebenso hoch wie Berlin und München
– mit 42 Prozent Anteil. Der größte Teil ist
dem Messegeschäft geschuldet, aber der
Städtetourismus wird immer wichtiger.
Haben die Terroranschläge – in Brüssel,
Paris oder Istanbul – zuletzt zu einer Delle
im Städtetourismus geführt?
n Touristen sind mit Sicherheit vorsichtiger geworden. Für die oben genannten Städte können wir nicht sprechen.
Was aber die Touristen in Deutschland
und speziell in Düsseldorf finden, ist ein
ausgewogenes Klima, die Qualität der
Produkte und ein optimales Preis-Leistungs-Verhältnis. Bei weltweit 1,1 Millionen Ankünften, davon 540 Millionen in
Europa und davon wiederum 78 Millionen in Deutschland sehen sie die Bedeutung dieses Landes. Wir hoffen, dass dies
so bleibt und Deutschland sich ganz weit
oben auf dem Radar der Touristen platziert.
Profitiert davon auch der
Breidenbacher Hof?
n Wir haben Gäste, die verbringen zwei,
vier oder sechs Wochen Urlaub hier, unter
anderem weil Düsseldorf so zentral liegt:
Von hier aus können sie weite Teile Europas erkunden. Familien mit ihren Kinder
kommen, weil die Anzahl der Freizeitparks
und Zoos so groß ist wie nirgendwo sonst.
Ich sage einen Tourismusboom in Deutschland voraus, wenn wir weiterhin Sicherheit und Stabilität bewahren können. Im
Breidenbacher Hof haben wir ebenfalls
noch Potenzial. Vor zwei Jahren haben wir
den Royal Floor gebaut: 1000 Quadratmeter mit 11 Einheiten, der größte seiner Art
in Deutschland. Auch die Royal Suite mit
ihren 400 Quadratmetern wird überdurchschnittlich gut angenommen. Im nächsten
Jahr werden wir wahrscheinlich noch eine
weitere Etage des Gebäudes in eine Hoteletage umwandeln, sodass wir dann bei
knapp 120 Einheiten liegen werden.
Braucht die Stadt noch ein weiteres
Top-Hotel wie Ihres?
n Es gibt deutliche Zuwächse bei den
Übernachtungen, einige 3- und 4-Sterne-Hotels sind neu auf dem Markt und gut
gebucht. Auf der Königsallee – der besten Hoteladresse in Düsseldorf – sind allerdings schon vier Hotels zu finden, ich
weiß nicht, wo noch ein weiteres Spitzenhotel hinkommen sollte.
Wo sehen Sie die Stärken von Düsseldorf?
n Die Stadt wird immer attraktiver.
Düssel­dorf ist nicht nur vielfältig, sondern
auch eine Ten-Minute-City, wo jeder Tourist zu Fuß schnell alles erreichen kann.
Das bietet keine andere Stadt dieser Größe.
Im Breidenbacher Hof hatten wir im Vorjahr eine Gästeloyalität von 92,2 Prozent,
das heißt, dass so viele unserer Gäste wieder kommen. Das führe ich auch auf die
Attraktivität der Stadt zurück, die ein sehr
großes Wachstumspotenzial hat. Düsseldorf hat zum Beispiel bei der aktuellen
Mercer-Studie hervorragend abgeschnitten:
Bei der Lebensqualität rangiert die Stadt
weltweit auf Nummer 6, bei der Attraktivität für Unternehmensansiedlungen gar auf
Nummer 3 in Europa, hinter London und
Paris. Wir müssen uns allerdings international besser vermarkten: Das ist bislang
nicht die Stärke von Düsseldorf. NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND 1 / 2016
35
QUER SEHEN,
NEU DENKEN
Messen in NRW
Das Neueste erleben: Ob Mode
und Glamour oder die Haus-undGarten-Trends – NRW ist ein großer
Showroom. Auch die neuesten
Innovationen und Projekte in
Sachen Bau und Klimaschutz
haben hier ihren Platz.
Foto: HOME & GARDEN EVENT GmbH
GQ GENTLEMAN 2015
Die bundesweite Veranstaltungsserie
HOME & GARDEN feiert ihr 20. Jubiläum
und ebenso lange erfreuen sich Gartenfreunde und Liebhaber exquisiter LebensAccessoires an der beliebten LifestyleAusstellung in Düsseldorf. Rund 110 Aussteller präsentieren in diesem Jahr
Bewährtes, Klassisches, Extravagantes
und neueste Trends. Auf der Ausstellung
für Garten, Wohnen und Lifestyle steht
alles im Zeichen von hochwertigen und
extravaganten Produkten für den In- und
Outdoorbereich. Pflanzenfreunde kommen ebenso auf ihre Kosten wie Lieb­
haber von ausgefallenen Möbeln und
Dekorationen. Ein breites Feld gilt natürlich dem Thema Garten. Neben einem
umfangreichen Angebot an Pflanzen und
Kräutern erhalten Besucher in Schaugärten Anregungen zur Gestaltung des
eigenen Gartens. Die Besucher erwartet
ein Rahmenprogramm mit Vorführungen
rund um das Titelthema und musikalischen Highlights sowie eine gehobene
Gastronomie. Die Galopprennbahn
Grafenberg liegt nur fünf Kilometer vom
Stadtzentrum Düsseldorf entfernt.
Kostenlose Parkplätze in unmittelbarer
Nähe. Umfassende Informationen unter:
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Der Marktplatz „Deine eigenART“
setzt seine Erfolgstournee fort
Trends, Technologien und Projekte des
globalen Emissionsmarkts
Ob selbstgefertigter Schmuck,
ausgefallene Basteleien oder UpcyclingProdukte – zahlreiche Aussteller aus
ganz Deutschland präsentieren hand­
gefertigte Unikate. Mit dabei ein Fashion
Pop-Up-Store. In Essen am 8. Mai in der
Weststadthalle sowie in Düsseldorf
am 29. Mai im Stahlwerk.
« www.deine-eigenart.de »
Die CARBON EXPO ist die weltweit
führende Messe mit umfangreichem
Kongressprogramm für die Bereiche
Kohlenstoffmarkt und Klimaschutz und
ein zentrales Forum für die wesentlichen
Akteure aus den Bereichen Projektentwicklung und Zertifikatehandel sowie
für Projekteigner und Investoren. Sie wird
jährlich im Wechsel in Köln und Barcelona in Partnerschaft mit der Weltbank
und der IETA – International Emissions
Trading Association – durchgeführt.
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QUERDENKEN IM PARK
„Wir kommen aus der Forstwirtschaft,
da gilt es jeden Tag konstruktive
Zerstörung zu betreiben. So entsteht Neues.“
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FINANZEN
Marcus Graf von Oeynhausen
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BENZIN IM BLUT
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Museen zum Anfassen
und Mitmachen
ERLEBNISREICHES NRW
Das Promotion-Magazin von
Erlebnisreiches NRW
Die vielen Museen der beiden Landschaftsverbände Rheinland (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL) erzählen
an authentischen Orten die bewegte und bewegende Geschichte Nordrhein-Westfalens. In stillgelegten
Industrieanlagen, ehemaligen Werkstätten oder wieder aufgebauten Bauernhäusern lebt die Erinnerung an
vergangene Zeiten auf.
Für Langeweile bleibt keine Zeit. Ein charmantes Sammelsurium an
Freizeitmöglichkeiten lässt dem Besucher die Wahl: Zum Bestaunen bieten
sich nicht nur der Zoo Duisburg und die Stadt Köln an, auch die Museen mit
ihren einladenden Kulturprogrammen oder die TeamEscape-Abenteuer sorgen
für ein unvergessliches Erlebnis.
Foto: Hilton Worldwide
ERLEBNISREICHES NRW
Übernachten mit Domblick
Deutsches Klingenmuseum
Solingen
Vom einfachen Messer bis zum Designerbesteck des 21. Jahrhunderts: Im Solinger Klin-
Ein fast vier Meter großes Dampfmaschinenrad begrüßt die Besucher des Deutschen Werkzeugmuseums Remscheid. Das
Schwungrad aus dem Jahr 1907 ist der erste
Blickfang des Museums, das seine Gäste zurück in die Zeit der großen Fabriken führt.
Die Reise geht von der Zeit der Industriealisierung anschließend über das Mittelalter
weiter zurück bis in die Bronze- und Steinzeit. „Bitte nicht berühren“-Schilder sucht
man im Werkzeugmuseum übrigens vergeblich: Viele der Werkzeuge dürfen von den Besuchern angefasst und ausprobiert werden.
www.werkzeugmuseum.org
Das Klingen im Ohr ist hier völlig erwünscht:
Im Westfälischen Glockenmuseum Gescher
können Besucher auf eigene Faust den Musikraum entdecken und mit Tönen und Tonentwicklung experimentieren oder bei Führungen dabei zuhören, wie verschiedene
Glocken angeschlagen werden. In der sogenannten Glockengrube wird vorgeführt, wie
Glocken in der Gießerei entstehen.
www.gescher.de
Miniaturschuhmuseum
in Vreden
Kurioser geht es kaum: Das Geschäft „Wessels“ für übergroße Schuhe beherbergt seit
1990 ein Miniaturschuhmuseum. Schuhladen und Museum liegen in Vreden im Münsterland und das Museum zeigt eine Sammlung von Miniaturschuhen im Maßstab 1:3.
Die Schuhe bilden die Mode verschiedenster historischer Epochen ab und werden mit
kleinen Abbildungen oder Verzierungen in
den geschichtlichen Kontext gesetzt. Handwerklich korrekt hergestellt sehen sie aus,
als könnte man jeden Moment hineinschlüpfen – wenn sie nur nicht so klein wären.
www.wessels-schuhe.com
Kultur findet Stadt(t)
Mit der Kulturfabrik, dem Festival für modernen Tanz, den Mies van der Rohe-Villen und der
Wiedereröffnung des Kaiser Wilhelm Museums am 2. Juli zählt Krefeld zu den kulturellen
Impulsgebern in NRW. Ausschnitte aus der facettenreichen Kulturszene zeigt das Krefelder
Kulturfestival „Kultur findet Stadt(t)“ am 3. und 4. Juni. Konzerte, urban art, Tanz, Parcours,
capoeira, Lesungen, poetry Slam und Designer schaffen Atmosphäre, die inspiriert und Lust
auf Krefeld macht.
« www.krefeld.de/kfs »
Stellmacher im LVR Freilichtmuseum Kommern (Eifel).
38
NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND
1 / 2016
Foto: Hans-Theo Gerhards, LVR
TeamEscape® –
Ein Raum. Ein Team. Ein Ziel.
Erlebt spannende Abenteuer, schlüpft
in neue Rollen und löst knifflige Rätsel.
Bei uns ist euer Teamgeist gefragt, um
in nur 60 Minuten aus einem Raum zu
entkommen. Stellt euch der gemeinsamen
Herausforderung in einem unserer fünf
TeamEscape-Standorte in NRW.
« www.teamescape.com »
Tiere in einem großzügigen, tiergerechten und naturnah gestalteten Umfeld
Foto: SEG TOUR GmbH
Deutsches Schloss- und
Beschlägemuseum
Tüftler, Forscher und Entdecker finden in
Velbert einen Ort zum Experimentieren: Das
Deutsche Schloss- und Beschlägemuseum
erklärt nicht nur die 4000 Jahre alte Geschichte der Schließ- und Sicherheitstechnik, sondern lädt an Mitmachstationen auch
zu eigenen Versuchen ein. Am Stoßriegelschloss gilt es, das Geheimnis des Pharaos
zu entschlüsseln, und an römischen Schlössern oder Kassen des 17. Jahrhunderts ist
Fingerspitzengefühl gefragt.
www.schlossundbeschlaegemuseum.de
Foto: collaboRATIO GmbH
Deutsches Werkzeugmuseum
Remscheid
Verbringen Sie ein Wochenende mit
Frühstück im Hilton Cologne. Schlafen
Sie als einer unserer ersten Gäste
in den 2016 renovierten Zimmern.
Buchungen unter: hilton.de/koeln
Buchungscode: PR10SN
« www.hilton.de/koeln »
Westfälisches Glockenmuseum
Gescher
Über 6000 Tiere aus aller Welt entführen unsere Besucher in verschiedenste Lebensräume.
Südseefeeling vor dem Korallenriffbecken, Trapper-Träume vor dem Gehege der Brillen­
bären, Dschungel-Expedition im Tropenhaus „Rio Negro“, Bauernhoftiererlebnis im
Streichelzoo oder – seit 2016 – ein Trip in die Taiga der Sibirischen Tiger – jeder Besucher
hat sein persönliches Highlight. Im Delfinarium geben die Großen Tümmler mit ihren
Pflegern Einblicke in die Welt der Meeressäuger. Und wer es ganz entspannt mag, ist
bei den australischen Koalas richtig.
« www.zoo-duisburg.de »
Foto: Zoo Duisburg, Kuster/www.zoo-foto.de
D
ie Besucher der Bergwerke, Hochöfen, Schiffshebewerke, Textilfabriken, Ziegeleien, Glashütten und Freilichtmuseen können hier nicht nur zu- und
anschauen, sondern auch anfassen, riechen,
schmecken und fühlen. Bei Vorführungen
werden die alten Maschinen der Industriemuseen zudem wieder in Betrieb genommen
und vermitteln den Besuchern einen realistischen Eindruck des früheren Arbeitsalltags.
Das Angebot der LWL-Museen umfasst insgesamt acht Standorte, darunter die Zeche
Zollern in Dortmund, mit deren Rettung
die Bewegung der Industriedenkmalpflege
in Deutschland begann. Auf der Liste des
LVR stehen derzeit 14 Museen, darunter
das Freilichtmuseum Kommern, in dem 65
authentisch-historische Gebäude den Besuchern den Alltag der früheren Menschen im
Rheinland näher bringen.
www.lwl.org, www.lvr.de
genmuseum unternehmen Besucher einen
Spaziergang durch die Geschichte der Tafelkultur. Der Standort des Museums ist folgerichtig: Solingen ist als „Klingenstadt“ bekannt und die Herkunftsangabe „Solingen“
gilt international als Qualitätsmerkmal für
Messer aller Art. Das Museum stellt dennoch Schneidwaren und Bestecke aus der
ganzen Welt aus, darunter auch historische
Holzlöffel und ein iranisches Bronzeschwert.
www.klingenmuseum.de
Foto: Stadtmarketing Krefeld
» VON ANNA SOPHIE PIETSCH
Segway Tour Köln
Erleben Sie eine unvergessliche
City Tour auf dem Segway! Neben
100 Prozent Fahrspaß und den
TOP-Sehenswürdigkeiten gibt’s
vom Guide kurzweilige Infos
zur Kölschen Lebensart.
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NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND 1 / 2016
39
SHOPPING & LIFESTYLE
Das Promotion-Magazin von
Foto: Düsseldorf Marketing & Tourismus GmbH/Photo U. Otte
Zwischen
Königsallee
und Modemessen
Die „Kö“ ist ein Boulevard der
Sonderklasse. Sie ist nach
dem Kurfürstendamm in Berlin
die meistbesuchte Einkaufsstraße
Deutschlands.
40
NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND
1 / 2016
Das Promotion-Magazin von
SHOPPING & LIFESTYLE
Es muss nicht immer Paris
oder Mailand sein: In Düsseldorf,
Duisburg oder Dortmund gibt
es neben Luxus und Glamour
vor allem tragbare Trends und
Qualität. Merkmale, die von einer
immer größeren Klientel geschätzt
werden.
» VON NADJA WEISS
U
nser typischer Kunde ist zwischen
35 und 40 Jahre alt, modeaffin und
bereit, entsprechend seinen Wünschen dafür auch Geld auszugeben“, erklärt Hans Meijers von der „KÖ Galerie“,
eines der bekanntesten Kaufhäuser in Düsseldorf. Der Name ist von seiner Lage auf
der Königsallee abgeleitet, die liebevoll
„Kö“ genannt wird und als eine der luxuriösesten Shopping-Meilen Deutschlands
gilt. Spektakulär auch die Innenansicht des
Gebäudes: Unter einer riesigen Glaskuppel werden die unterschiedlichen Shops
und Gastronomie-Betriebe in ein helles,
freundliches Licht getaucht. Lifestyle-Fans
mit genügend Budget könnten hier gut und
gerne einen ganzen Tag verbringen: Nach
einem Cappuccino in der Bäckerei kann
man sich in den Haar- und Kosmetik-Studios verwöhnen lassen, um sich danach in
den Boutiquen von den neuesten Trends
inspirieren zu lassen – die Auswahl reicht
von deutschen Designer-Stars wie Karl
Lagerfeld über Herrenausstatter wie
Jacques Britt bis zu den sportlichen Krokodilen von Lacoste. „Die KÖ Galerie hat
es geschafft, sich als eigene Marke zu etablieren und ein integraler Bestandteil der
Königsallee zu sein. Dies spiegelt sich auch
am Mieterbesatz hochwertiger Luxusmarken wie Jil Sander, Bruno Cuccinelli oder
Hacket wieder“, ist Meijers überzeugt.
Neben Besuchern aus der Region und dem
restlichen Deutschland profitiert die Galerie von einem internationalen Publikum –
vorwiegend aus dem Arabischen Raum,
Russland und China –, das zu Messen
oder medizinischen Behandlungen nach
Düsseldorf kommt.
Just auf der Königsallee fand 1949 eine
Straßenmodenschau statt, die der Startschuss für die im selben Jahr initiierte
„IGEDO“ war – die erste Modefachmesse
NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND 1 / 2016
41
SHOPPING & LIFESTYLE
der Welt. Heute ist sie unter der Dachmarke
CPD zwei Mal jährlich ein Fixtermin für
Designer, Produzenten, Kunden und Journalisten. Insgesamt locken die Messen im
Mode- und Beautybereich jährlich mehr
als 180.000 Fachbesucher an. Diese Netzwerk-Plattformen sind zentrale Orientierungspunkte der Branche und konnten Düsseldorf als jene Mode-Metropole etablieren,
die für tragbare Trends steht. Toni Gard und
Tristano Onofri sind beispielsweise zwei
Markennamen „made in Düsseldorf“, die
einer breiten Käuferschicht bekannt sind.
Die „Kö“, auch architektonisch gesehen
ein Boulevard der Sonderklasse, ist nach
dem Kurfürstendamm in Berlin die meistbesuchte Einkaufsstraße Deutschlands. Nur
die Londoner Bond Street kann eine höhere
Dichte an Luxusboutiquen aufweisen. So
sind hier allein 28 Juweliere von Tiffany bis
Cartier präsent, um nur einige Namen zu
nennen. Sehen und gesehen werden ist das
Motto für die jährlich 100.000 Passanten,
die das Luxus-Schaufenster Deutschlands
zu Tages- und Nachtzeit genießen. Die
Porsche-Dichte soll jene auf der Münchener
Maximilianstraße locker übertreffen.
Geheimtipp Altstadt
Auch für weniger Shopping-Begeisterte ist
der Besuch des „Kö-Bogens“ lohnenswert.
Das vom Star-Architekten Daniel Libeskind
entworfene Einkaufs- und Bürogebäude
war in der Projektphase durchaus umstritten. Seit der Eröffnung 2013 haben sich die
Wogen etwas geglättet und der moderne
Das Promotion-Magazin von
Prunkbau gehört zu den Fixpunkten vieler Düsseldorf-Touristen. Denn hier kann
man neben feinem Kaschmir von Twin Set
und den edlen Schreibgeräten von Graf von
Faber-Castell auch die schnittigen Elektrofahrzeuge von Tesla bewundern. Style und
Zeitgeist sind hier die Themen, und das in
einem Bau, über den der Architekt selber
sagt: „Jeder Ort braucht eine eigene Identität. Gerade in Zeiten der globalen Uniformität brauchen wir das, damit nicht die
historischen Beziehungen und Kulturen
verloren gehen.“
Wer in Düsseldorf nach Geheimtipps,
junger Designermode und pfiffigen Einzelstücken Ausschau hält, kann sich in
der Altstadt umsehen. Hier gibt es ein
feines Angebot an Antiquitätengeschäften und Galerien, aber auch einen hippen Mode­laden namens „Kauf dich glücklich“. Glücklich macht vielleicht auch ein
Besuch des Modeschmuck- und FirlefanzGeschäfts „Art Accessoires“ und jedenfalls
des Schokoladenfachgeschäfts „Gut und
Gerne Schokolade“. Von aufwendig produzierten Pralinen bis hin zu SchokoladeNudeln, findet man alles, was die Kakaobohne hergibt. Von so vielen Glückshormonen berauscht, können Schnäppchenjäger und Kuriositätensammler bei einem
der vielen Trödelmärkte vorbeisehen. Edles findet man bei den Antikmärkten, die
u. a. in oben vorgestellter „Kö Galerie“
ihre Ware anbieten. Man sieht, in Düsseldorf verbindet sich Altes und Neues, Tradition und Moderne aufs Angenehmste.
Wichtig für den Erfolg einer Einkaufsmeile ist der Mix zwischen internationalen Top-Marken und
Foto:fotolia.com/Kzenon
regionalen Herstellern: Das betrifft nicht nur Mode und Lifestyle. 42
NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND
1 / 2016
MUSTERTHEMA
Das Promotion-Magazin von
Ortswechsel. Die Etablierung einer neuen
Einkaufsgalerie im Zentrum einer Großstadt ist auch in Dortmund durch die Eröffnung der „Thier Galerie“ gelungen. Auf
dem ehemaligen Areal der Thier-Brauerei ist im Herzen der Stadt, mit direkter
Anbindung an den Westenhellweg, ein
Kaufhaus mit 160 Shops auf 33.000 Quadratmetern entstanden. Im Schnitt besuchen 35.000 Einkaufswillige das Center pro Tag, zu Spitzenzeiten können es
auch 90.000 sein. Bemerkenswert ist der
Marken-Mix zwischen internationalen
Top-Marken und regionalen Herstellern.
So kann man sich in eine Denim-Röhre von
„Armani Jeans“ schlängeln und anschließend im offiziellen Fanshop des Fußballvereins Borussia Dortmund schwarz-gelbe
Shirts und Schals erwerben. Ein passendes
Bier oder auch andere kulinarische Genüsse
gibt es in der „Apollinaris Food Lounge“.
Eine Glasrotunde flutet den Bereich angenehm mit Tageslicht. Insgesamt, so hört
man es in Dortmund durchwegs, hat sich
die Galerie in den vergangenen fünf Jahren zum beliebten Treffpunkt und Einkaufsplatz entwickelt. Bedenken, die Geschäfte
auf dem noblen Westenhellweg könnten
durch die Konkurrenz signifikante Umsatzeinbußen erleiden, sind zerstreut. Konkurrenz belebt das Geschäft und hält die gemeinsame Kundschaft in der City.
Qualitätsbewusste Kunden
Die Beliebtheit des Westenhellwegs in der
gesamten Region ist nach wie vor enorm.
Mit knapp 13.000 Besuchern pro Stunde
ist sie die meistbesuchte Einkaufsstraße
Deutschlands. Bei dementsprechend
hohen Mietpreisen gibt es dennoch keine
leeren Shops im Straßenbild. Was ist das
Erfolgsgeheimnis? Vielleicht liegt es an
einem gut gemischten Angebot zwischen
preiswerten Bekleidungsriesen und exklusiven Luxus-Stores. Hier kann die ganze
Familie einkaufen gehen, vom Teenager
mit knappem Taschengeld bis zur verschwenderischen Erbtante. Außerdem ist
die Verkehrs­anbindung ideal: Vom Hauptbahnhof kann man sie beispielsweise direkt über die Treppenstufen der Katharinenstraße an der Petri-Kirche vorbei in wenigen
Minuten zu Fuß erreichen und gleich in den
zahlreichen Straßencafés Station machen.
Was den Dortmundern der Westenhellweg, den Düsseldorfern die Königsallee
DÜSSELDORF Königsallee 6-8
bogner.com
KÖLN Brückenstr. 17
NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND 1 / 2016
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SHOPPING & LIFESTYLE
44
NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND
KULTUR
Das Promotion-Magazin von
Das Festival der Künste
thematisiert europäische Werte
Auch in ihrem 15. Jahr verwandelt
die Ruhrtriennale die Industriehallen der Metropole Ruhr in
außergewöhnliche Spielorte für
Musiktheater, Schauspiel, Musik,
Tanz und Installation.
V
om 12. August bis 24. September
2016 bringt das Festival zahlreiche
internationale KünstlerInnen, unter
anderem aus Belgien, Russland oder den
USA, in die Region. Mit rund 32 Produktionen, davon 23 Eigen- und Co-Produktionen, 20 Weltpremieren, Neuproduktionen,
Deutschlandpremieren und Installationen
sowie vielen Konzerten erleben BesucherInnen der Ruhrtriennale aktuelle künstlerische Entwicklungen und Impulse.
Johan Simons, Intendant der Ruhrtriennale 2015–2017: „Unser Leitmotiv ‚Seid umschlungen‘ bekommt in diesem Jahr eine
zusätzliche Bedeutung. ‚Seid umschlungen,
Millionen‘ heißt es in dem Gedicht Schillers.
Wie steht es in Europa um unsere Werte,
jetzt da wir die erste Million Geflüchtete
in Deutschland umschlingen wollen – oder
müssen? Oder umgekehrt vielleicht manche
von uns das Gefühl haben, selbst umschlungen, erdrückt zu werden? Diese Saison lenken wir bei der Ruhrtriennale den Blick auf
die Werte, auf denen die europäische Kultur fußt. Wir fragen, was Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit heute bedeuten. Nicht
missionarisch, sondern mit viel Fantasie.“
Musiktheater
Heimspiel: Die Kreationen des Düsseldorfer Modeschöpfers Thomas Rath bestechen durch liebevolle
Foto: Getty Images for Platform Fashion
Details und Individualität. 1 / 2016
Am 12. August eröffnet das Festival in der
Jahrhunderthalle Bochum mit der Musiktheaterproduktion „Alceste“, einem europäischen Urmythos aus der Zeit der Aufklärung, als die europäischen Grundwerte
formuliert wurden. Willibald Glucks Barockoper wird von Ruhrtriennale-Intendant
Johan Simons neu inszeniert und stellt Fragen nach Opferbereitschaft, Mut und Demut. Die musikalische Leitung des B’Rock
Orchestra und MusicAeterna Chores hat der
belgische Dirigent René Jacobs.
Foto: Edi Szekely
bedeutet, ist für die Duisburger die Königsstraße. Blickfang neben dem riesigen,
bunten Kunstwerk „Lifesaver“-Brunnen
ist auch hier ein neues Einkaufscenter.
Die „Königsgalerie“ wurde wie die „Thier
Galerie“ 2011 eröffnet und beherbergt auf
einer Fläche von 17.000 Quadratmetern
rund 60 Shops. Zielpublikum sind eine
qualitäts-, aber auch preisbewusste Klientel, insbesondere Familien. Gastronomie, Mode, Wohn-Accessoires – das alles
gibt es hier, und auch ein ganz besonderes Markenzeichen: Die Teile einer überdimensionalen Krone sind mit Stahlseilen
getrennt aufgehängt. Einmal pro Stunde
werden die Segmente unter reger Begeisterung des Publikums zu einer Riesenkrone zusammengefügt. Sie soll die Krone
König Heinrichs I. (876–836 n. Chr.) darstellen, die nicht erhaltene „Krone Duisburger Fassung“. Der Sachsenkönig hatte
mit der Vereinigung der deutschen Stämme
der Sachsen, Bayern, Franken, Schwaben
sowie Thüringen, Lothringen und Burgund den Grundstein für ein neues Reich
der Deutschen gelegt. So kann ein Shopping-Tag spielerisch zum anschaulichen
Geschichtsunterricht werden.
Was bietet Duisburg dem Shopping-Suchenden abseits der Königsstraße? Da gäbe
es zum Beispiel direkt anschließend an die
„Königsgalerie“ das „Wall-Quartier“ mit
seinen kleinen, feinen Spezialgeschäften.
Musikliebhaber können in Plattenläden
in Vinyl stöbern, während Kinderherzen
in der traditionsreichen Spielwarenhandlung „Roskothen“ höher schlagen. Noch
einmal Geschichte zum Anschauen: Die
Hinterfront des Geschäfts besteht aus der
alten Duisburger Stadtmauer.
Luxus und Bodenständiges, internationale Top-Marken und regionale Produzenten: Shopping in Nordrhein-Westfalen ist
vielseitig und ganz nah an den Kundenwünschen dran. Der Trend, Galerien im
Herzen der Stadt zu etablieren, hat sich
zur Belebung und Erhaltung der City bewährt. Ausgehend von den Impulsen der
Modemessen und der Textilwirtschaft hat
sich in der Region eine mode- und qualitätsbewusste Kundengruppe entwickelt.
Wer von hier aus zum Shopping nach
Paris oder Mailand fliegt, macht es vielleicht wegen dem Croissant oder dem
Cappuccino, nicht aber nur wegen der
besseren Einkaufsmöglichkeiten.
Das Promotion-Magazin von
Ruhrtriennale-Intendant Johan Simons inszeniert in diesem Jahr „Alceste“ und „Die Fremden“.
Drei Wochen später, am 2. September, feiert
die zweite Musiktheaterkreation unter der
Regie von Johan Simons Premiere: „Die
Fremden“, eine Uraufführung nach dem im
März 2016 auf Deutsch erschienenen Roman
„Der Fall Meursault – eine Gegendarstellung“ von Kamel Daoud kombiniert mit Musik von György Ligeti und Mauricio Kagel.
Mit „Die Fremden“ bespielt die Ruhrtriennale zum ersten Mal die Kohlenmischhalle
der im Dezember 2015 stillgelegten Marler
Zeche Auguste Victoria.
Musik, Schauspiel und mehr
Die Ruhrtriennale spannt auch 2016 einen
weiten musikalischen Bogen von Renaissance bis elektronischem Pop. Am Eröffnungswochenende feiert das Festival mit
Ritournelle eine lange Nacht der elektronischen Musik. Am 13. August spielen neben
Peaches und Oneothrix Point Never auch
Moderat, eine der international bekanntesten deutschen Bands, in der Jahrhunderthalle Bochum. Zahlreiche nationale wie internationale Live-Acts, DJs und Vertreter
der lokalen Szene bespielen in- und outdoor das Gelände rund um den Wasserturm.
2016 setzt sich die erste Schauspieltrilogie in der Festivalgeschichte fort. Mit „Geld.
Trilogie meiner Familie 2“(Uraufführung am
7. September) widmet sich Regisseur Luk
Perceval erneut Émile Zolas Romanzyklus
„Die Rougon-Macquart“. Ivo van Hove bringt
mit „Die Dinge, die vorübergehen“ ein weiteres Werk des bedeutendsten Schriftstellers der Niederlande, Louis Couperus, am
16. September auf die Bühne der Maschinenhalle der Gladbecker Zeche Zweckel. Die
Theatergruppe Wunderbaum fragt mit„The
Future of Sex” nach der Zukunft körperlicher Liebe im digitalen Zeitalter (Deutschlandpremiere 1. September 2016). Die neueste Arbeit von Susanne Kennedy, „MEDEA.
MATRIX“, feiert in Co-Regie mit dem bildenden Künstler Markus Selg am 15. September 2016 Weltpremiere.
Auch „The Good, the Bad and the
Ugly“, das verrückte Kunstdorf von Atelier Van Lieshout, kehrt zurück. Über den
gesamten Festivalzeitraum wird das Kunstdorf wieder zum Herzstück der Ruhrtriennale – unter anderem mit neuer Kunst
unter dem diesjährigen Thema „Mensch
und Maschine“.
Bis zum 22. Mai 2016 gibt es einen Frühbucherrabatt von 15 Prozent (ausgenommen sind Manifesto und URBAN PRAYERS
RUHR). Tickets sind online erhältlich unter www.ruhrtriennale.de. NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND 1 / 2016
45
KULTUR
Das Promotion-Magazin von
KULTUR
Das Promotion-Magazin von
Museum Folkwang: Gediegenes und Kurioses
Kulturtipps
Das Museum Folkwang hat den Essener Sammler Thomas Olbricht eingeladen, die Rauminstallation
von Los Carpinteros Helm/Helmet/Yelmo neu zu bespielen. Dafür wählt er über 400 Werke aus seinen
umfangreichen Sammlungen aus. Zu sehen sind sie bis zum 30. Oktober.
Foto: Yuriy Ogarkov
Der Sommer ist auch an Rhein und Ruhr die hohe Zeit der Kultur.
Festivals und Open-Air en masse. Dazu Musik, Theater, Lyrik.
Ein Kunstfeuerwerk brennt über dem ganzen Land ab.
Das Anneliese Brost
Musikforum Ruhr
Foto: Kurpark Classix
Foto: Mord am Hellweg/Stadtbibliothek Gelsenkirchen
Nach 15 Jahren Planung, dem Engagement von über 20.000 Spendern und
dem Zusammenwirken von Kommune,
Land und EU feiern die Bochumer Symphoniker im Oktober 2016 die Eröffnung
ihres einzigartigen Konzertsaales.
« www.bochumer-symphoniker.de »
Krimifestival Mord am Hellweg
Europas größtes internationales Krimifestival steht für Hochspannung vom Feinsten:
Bereits zum achten Mal kommen vom 17.9. bis zum 12.11. zahlreiche Krimigrößen aus
aller Welt in die Hellweg- und Ruhrregion. In rund 25 Städten können sich die Besucher
auf über 200 Veranstaltungen an außergewöhnlichen Orten freuen. Mit dabei sind u. a.
Max Bentow, Arne Dahl, Joy Fielding, Sebastian Fitzek, Tess Gerritsen, Arnaldur
Indriðason oder Karin Slaughter.
« www.mordamhellweg.de »
S
echs großformatige Gemälde von
Ouyang Chun erweitern die Installation. Bereits 2014 hat das kubanische
Künstlerduo Los Carpinteros den spektakulären Helm/Helmet/Yelmo für das Museum Folkwang geschaffen, der zugleich
Skulptur und Ausstellungsarchitektur ist.
Seine einzigartige Form von fast 300 nebeneinander und übereinander liegenden Waben ermöglicht eine neuartige, beinahe unhierarchische Ordnung der Werke.
Vom 8. April bis zum 30. Oktober 2016
zeigt Thomas Olbricht darin Lieblingsstücke aus seinen gleichsam hochkarätigen wie abwechslungsreichen Sammlungen, von denen auch dauerhaft Objekte
in seinem „me Collectors Room“ in Berlin ausgestellt sind. Ausgangspunkt für
die Zusammenstellung ist die historische Wunderkammer, für welche Fürsten und wohlhabende Bürger Kuriositäten und Raritäten aus aller Welt
Los Carpinteros, Ouyang Chun und Lieblingsstücke aus der Sammlung Ulbricht sind noch
Foto: Museum Folkwang, 2016
bis 30. Oktober im Essener Museum Folkwang zu sehen. zusammentrugen. Wie in der klassischen
Wunderkammer versammelt Olbricht
in der Installation von Los Carpinteros
Objekte aus den fünf Kategorien kostbare Kunstwerke (Artificialia), seltene
Naturalien (Naturalia), Objekte aus fremden Welten (Exotica), wissenschaftliche
Instrumente (Scientifica) und unerklärliche Dinge (Mirabilia). www.museum-folkwang.de
Die KURPARK CLASSIX in Aachen
(26. bis 29. August 2016)
Das Open-Air-Musikfestival klassischer
Musik mit Picknickflair ist ein Publikumsmagnet in lauen Sommernächten.
Mit dem Sinfonieorchester Aachen.
Special Guest: BAP. Tickets und Infos:
« www.kurparkclassix.de »
Die internationale tanzmesse nrw in Düsseldorf ist das größte internationale Branchen­
treffen für den zeitgenössischen Tanz. Damit wird Nordrhein-Westfalen alle zwei Jahre zum
Gastgeber für Tanzschaffende aus aller Welt. Die Tanzmesse verbindet vom 31. August bis
3. September 2016 herausragende Tanzproduktionen von 90 Kompanien aus 40 Ländern
zu einem internationalen Tanz-Festival. In den Ausstellungshallen präsentieren mehr als
800 Kompanien ihre Arbeit einem breiten Publikum sowie internationalen Fachleuten.
« www.tanzmesse.com »
ExtraSchicht am 25. Juni 2016
Die alljährliche ExtraSchicht feiert die
Industriekultur in einer Nacht. An
48 Spiel­orten und mit 2000 Künstlern
werden Fördertürme, Gasometer und
Lohnhallen zur Bühne für Streetart,
Musik- und Theaterperformances, Poetry
Slam, Licht- und Pyro-Inszenierungen.
« www.extraschicht.de »
46
NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND
RuhR MuseuM. RegionalMuseuM des RuhRgebiets
Fotos: Tanzmesse NRW, Düsseldorf/D.Matvejevas
Foto: RTG/Nielinger
internationale tanzmesse nrw
1 / 2016
www.ruhrmuseum.de
NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND 1 / 2016
47
Kunst im Kontinuum
reits bestehenden U-Bahnhof an. Es öffnen sich drei neue Zugänge, die sowohl
visuell als auch akustisch gestaltet sind.
Der Künstler Ralf Brög erweiterte die Zusammenarbeit mit den Architekten um
einen Theaterregisseur, einen Komponisten und einen Musiker. Zusammen
entwickelten sie visuelle und akustische Formen, die ein Theater (Vorhang),
ein Labor (Interferenz-Atlas) und ein
Auditorium (dreidimensional geformte
Wand­elemente) repräsentieren. An allen
drei Orten wird der Fahrgast Teil einer experimentellen, ungewöhnlichen Aufführung.
Schon der Guardian und die
New York Times haben darüber
berichtet: die Kunstprojekte in
den U-Bahnhöfen der neuen
Wehrhahn-Linie in Düsseldorf.
Erstmals hat eine deutsche Stadt
die Gestaltung in die Hand jeweils
eines Künstlers gegeben – und auf
Werbeflächen verzichtet.
A
lle Bahnhöfe der Wehrhahn-Linie
wurden nach einem klaren Design­
konzept gebaut: Markante Lichtschächte, die das Tageslicht bis zu den Bahnsteigen vordringen lassen, gehören ebenso
dazu wie eine dem Sicherheitsmuster des
Reisepasses nachempfundene Gestaltung
der Betonoberflächen.
„Die U-Bahnhöfe der neuen Wehrhahn-Linie in Düsseldorf sollen Visitenkarten der
nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt
werden und durch ihre Gestaltung zum Verweilen einladen“, sagte der damalige Oberbürgermeister Joachim Erwin bei der Vorstellung der Ergebnisse des international
ausgeschriebenen Wettbewerbs. Bei der Gestaltung der sechs neuen U-Bahnhöfe der
Wehrhahn-Linie ist die Stadt Düsseldorf
einen vollkommen neuen Weg gegangen.
Die künstlerische Gestaltung folgte nicht
baulichen Vorgaben, sondern Künstler und
Architekten haben das Konzept der Bahnhöfe gemeinsam erarbeitet. Als Sieger ging
das Darmstädter Team netzwerkarchitekten
mit der Idee eines „unterirdischen Kontinuums“ hervor, das sich als eine Art eigenständige Parallelwelt unter Tage durch die Stadt
schlängelt. Die Experten lobten den Entwurf der „Netzwerk-Architekten“ als unterirdische Inszenierung einer wunderbaren
U-Bahnwelt und als durchgehend hervorragende Arbeit. Das Design entzöge sich dem
Zeitgeist und habe somit über lange Zeit Gültigkeit. Besonders interessant ist die Gestaltung des U-Bahnhofes am Jan-Wellem-Platz.
Über eine schräge Eingangshalle betreten die
Fahrgäste die Station.
Jeder der sechs Bahnhöfe der Wehrhahn-Linie ist durch eine besondere und
künstlerisch geprägte Handschrift geprägt.
Es entstanden Schriftspuren, Klang- und Vi48
NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND
Schadowstraße
Manuel Franke schuf das Kunstprojekt in der U-Bahn-Station Graf-Adolf-Platz. deoarbeiten, konzeptuelle, malerische und
computergesteuerte Bilder. Sie alle bilden
die Farbräume auf der Verteiler-Ebene der
Wehrhahn-Linie, auf die der Fahrgast unmittelbar trifft. Die Projekte im Einzelnen:
Kirchplatz
Die Künstlerin Enne Haehnle lebt und arbeitet heute in Leipzig. Sie erarbeitete für die
Station „Kirchplatz“ einen eigenen Text, der
offen ist und Assoziationen zulässt. Mit großer Leichtigkeit schweben die Worte durch
die gesamte Station. In einem Spezialverfahren wurden die Schriftzüge der Künstlerin geschmiedet und anschließend leuchtend farbig gefasst. Teilweise verdichten sie
sich vor den weißen Fliesen der Wände zu
einem plastischen Wortknäuel oder begleiten in ruhigen Linien den Fahrgast zu den
U-Bahnen.
Graf-Adolf-Platz
Manuel Franke realisierte bis heute deutschlandweit zahlreiche Kunst-am-Bau-Projekte. Seine künstlerische Lösung für die
U-Bahn-Station Graf-Adolf-Platz ist eine großzügige malerische Umsetzung: Wie eine langsam fließende Masse bewegt sich die Farbe
1 / 2016
Foto: Jörg Hempel
Lila durch das kräftige Grün der gläsernen
Wandbekleidung. Bei dieser Arbeit musste
zunächst in Zusammenarbeit mit den beteiligten Fach-Firmen ein innovatives, technisches Verfahren entwickelt werden, durch
welches das Konzept des Künstlers realisiert
werden konnte. Die architektonische Lösung
dieser Station ermöglicht eine breite Raumsicht auf die dynamische Malerei.
Benrather Straße
Thomas Stricker verwandelt „seinen“ Bahnhof in ein fliegendes Raumschiff. Zahlreiche Monitorwände übertragen eine
3-D-Weltraum-Animation, die den Betrachter gedanklich in das Weltall versetzt. Zusammen mit den Architekten entwickelte
der Künstler den Innenausbau der Station
Benrather Straße als eine Raumstation. Die
mit Edelstahl verkleideten Wände, die Farbigkeit der gewählten Materialien sowie die
leichte Schräglage der Stützen suggerieren
dem Fahrgast, nicht unter, sondern leicht
und schwebend über die Erde zu gleiten.
Heinrich-Heine-Allee
Die Station der Wehrhahn-Linie an der
Heinrich-Heine-Allee schließt an den be-
KULTUR
Das Promotion-Magazin von
Die Medienkünstlerin Ursula Damm lebt
und arbeitet inzwischen in Berlin und
unterrichtet an der Bauhaus-Universität
Weimar. Der alles überragende Akzent im
Bahnhof Schadowstraße ist eine riesige
LED-Wand, auf der ein sich ständig wandelndes, graphisches Bild gezeigt wird. Die
bildlichen Veränderungen werden über ein
Computerprogramm durch die Fußgänger
ausgelöst, die den Platz vor dem Schau-
spielhaus überqueren. Die Station wird darüber hinaus durch ein elegantes, dunkles Blau gefasst.
SA. 4. JUNI
NIK BÄRTSCH´S RONIN
SO. 5. JUNI
NATACHA ATLAS
Pempelforter Straße
SA. 16. JULI
ESPERANZA SPALDING
SO. 17. JULI
STANLEY CLARKE BAND
Diese Station der Wehrhahn-Linie gestaltete
Heike Klussmann, die zusammen mit den
netzwerkarchitekten den 1. Wettbewerb
2001 gewann. Die Künstlerin lebt und arbeitet heute in Berlin und unterrichtet an
der Universität Kassel. Weiße Bänder rollen über die Zugänge nach unten, brechen
sich an der Architektur, werden zurückgeworfen und werden erneut – ähnlich einer
Billardkugel – durch die räumliche Begrenzung umgelenkt. Dieses dynamische Ereignis simulierte die Künstlerin am Computer
und übertrug das so entstandene schwarz/
weiße Netz in den realen Raum.
SA. 13. AUGUST
SONA JOBARTEH
SO. 14. AUGUST
MATTHIAS SCHRIEFL
IM SKULPTURENPARK WALDFRIEDEN, WUPPERTAL
KUNST. MUSIK. NATUR.
PROGRAMM 2016
Gruppenführungen können jederzeit angemeldet werden, sonntags um 11 Uhr findet
eine öffentliche Führung durch die U-Bahnhöfe statt.
Weitere Informationen:
www.duesseldorf.de/kulturamt
Hirschstraße 12 · 42285 Wuppertal
www.skulpturenpark-waldfrieden.de
HENRY MOORE
PLASTERS
9. 4. – 9.10.2016
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Brückenschlag von
Ost nach West
O
bjekten, die in Japan für den
europäischen Markt hergestellt wurden, widmet sich die Ausstellung
„Brückenschlag von Ost nach West – Japanischer Exportlack aus vier Jahrhunderten“ im Museum für Lackkunst bis 3. Juli.
Sie weisen eine ganz eigene Stilentwicklung
mit charakteristischen Elementen in Formgebung und Dekoren auf und sind damit als
ein Bindeglied zwischen der Kultur Ostasiens und Europas zu sehen. Die Formen und
Funktionen der Objekte sind euro­päischen
Bedürfnissen angepasst. Neben Objekten
aus dem Eigenbestand, die aus dem späten 16. bis späten 19. Jahrhundert datieren, werden Leihgaben aus öffentlichen und
privaten deutschen Sammlungen gezeigt.
Das Museum für Lackkunst, eine Einrichtung der BASF am Standort Münster, beherbergt eine weltweit einzigartige Sammlung
Schreibsekretär im Nagasaki-Stil, Japan, um 1850.
von Lackkunst aus Ost- und Südostasien,
Europa und der islamischen Welt mit Objekten aus über zwei Jahrtausenden.
© Reproduced by permission of The Henry Moore Foundation
Das Promotion-Magazin von
Foto: Museum für Lackkunst Münster, Photograph Tomasz Samek
KULTUR
KONTAKT
Museum für Lackkunst
Windthorststraße 26, D-48143 Münster
Tel. +49/251/41851-0
www.museum-fuer-lackkunst.de
Hirschstraße 12 · 42285 Wuppertal
www.skulpturenpark-waldfrieden.de
NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND 1 / 2016
49
KULTUR
Das Promotion-Magazin von
Viel Neues
am Main
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Im Spiegel der Zeit
Von Nofretete bis Elisabeth
Das LVR-LandesMuseum Bonn besitzt eine
der größten und bedeutendsten Sammlungen römischen und frühmittelalterlichen
Schmucks nördlich der Alpen. Zahlreiche
filigran gearbeitete Goldscheibenfibeln bezeugen die außerordentliche Kunstfertigkeit der Goldschmiede im frühen Mittelalter. Diese kostbaren Funde stehen im
Foto: LVR-LandesMuseum Bonn
D
Zentrum der Ausstellung, die sich vom
9. Juni 2016 bis 22. Januar 2017 mit der
Kulturgeschichte des Schmucks und
der Schönheit beschäftigt. Sie gibt faszinierende Einblicke in die Kunst des
Hairstylings und der Make-up-Kreationen
quer durch die Geschichte, vom Bauplan
der Natur über die wechselnden Schönheitsideale bis hin zum Schönheits- und
Starkult der Gegenwart.
Interaktive Schauelemente, Medien- und
Hands-On-Stationen machen diese Ausstellung zu einem besonderen Ereignis. Ein eigener Mitmachbereich geht auf die Idealvorstellungen von Schönheit im Wandel der
Zeit ein. So können sich die Besucherinnen
und Besucher in Nofretete, Königin Elisabeth I. oder auch Ludwig XIV. morphen.
KONTAKT
LVR-LandesMuseum Bonn, Colmantstraße 14-16
D-53115 Bonn, Tel. +49/228/2070-351
www.landesmuseum-bonn.lvr.de
D
as Museumsufer in Frankfurt gehört seit vielen Jahren zu den beliebtesten Reisedestinationen von
Kulturtouristen. Mehr als zwei Millionen Besucher strömen jährlich zum beeindruckenden Bau- und Kulturensemble
am Main. Aber auch häufige Gäste können sich auf eine Fülle an Neueröffnungen
und Erstaufführungen freuen: Vom bereits
in Betrieb befindlichen „Museum Judengasse“ über die mit Neugier beobachtete
Großbaustelle „Historisches Museum“ bis
zum vielseitigen Spielplan an der Oper und
dem Schauspiel.
Foto: A. Ripperger
Finanzmetropole und Kultur­
zentrum: Zahlreiche Neueröffnungen beleben die Frankfurter
Museumslandschaft. Oper Frankfurt und Schauspiel zeigen Erstaufführungen von Zeitgenossen.
Wie sich Schmuck und Styling während der Jahrhunderte veränderten,
können die Besucher im LVR-LandesMuseum Bonn miterleben.
reht sich alles nur um die Eitelkeit?
Die Ausstellung „Eva’s Beauty
Case“ lädt im LVR-LandesMuseum
Bonn dazu ein, die vielen Facetten im Streben nach menschlicher Schönheit zu erleben. Die Schau spannt einen einzigartigen,
Kultur und Epoche übergreifenden, Bogen
von der Steinzeit bis in die Gegenwart.
KULTUR BEIM NACHBARN
Das Promotion-Magazin von
Seit vielen Jahren im Fokus von Kulturtouristen: Frankfurt am Main mit seinem Museumsufer.
Auch im Zentrum von Frankfurt wird Architekturgeschichte geschrieben: Der berühmte Frankfurter Römerberg bekommt
ein neues Gesicht. Die kriegszerstörte Altstadt soll rekonstruiert werden. Die ersten
Gässchen rund um den Dom können bereits bewundert werden.
Weiter gebaut wird auch am Jüdischen
Museum, das ab 2018 eine Dauerausstellung und ein Archiv zu Anne Frank und
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Wunder der Natur
Bühne, Museum, Festival:
das Frankfurter Kulturleben
Die Ausstellung „Wunder der Natur“ im Gasometer Oberhausen folgt dem Wachsen und Werden auf
unserem Planeten und feiert bildgewaltig die Intelligenz und Vielfalt der Tiere und Pflanzen.
50
NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND
Ob für ein paar Stunden, ein Wochenende oder länger:
Ein Besuch in Frankfurt lässt sich ideal mit einem vielseitigen
Kulturprogramm verbinden.
Fotos: Kolibri: Bence Máté, Erde: Thomas Wolf
E
inzigartige großformatige Fotografien und überwältigende Filmausschnitte zeigen ihre faszinierenden schöpferischen Kräfte. Sie erzählen
von ungewöhnlichen sinnlichen Fähigkeiten, genialen Strategien im Kampf ums
Dasein, der Vielfalt sexueller Rituale und
dem wunderbaren Reichtum der sozialen
Beziehungen.
Als Höhepunkt der Ausstellung schwebt
im 100 Meter hohen Luftraum des Gaso­
meters eine Erdkugel von 20 Metern
Durchmesser. Hochauflösende Satellitenbildprojektionen des Deutschen Zentrums
für Luft- und Raumfahrt (DLR) lassen diese
Erde lebendig werden und zeigen Erscheinungen der Atmosphäre im Wechsel von
Tag und Nacht. Die Fahrt im gläsernen
ihrer Familie zeigen wird. Bereits ein Jahr
früher eröffnet das „MOMEM – Museum
of Modern Electronic Music“ in jenen
Räumlichkeiten in der Hauptwache, die
noch bis 2016 vom Kindermuseum bespielt werden.
Als innovatives Literaturmuseum in unmittelbarer Nähe zu Goethes Elternhaus
soll außerdem bis 2019 das Deutsche Romantik-Museum entstehen.
Panoramaaufzug auf das Dach von Europas höchster Ausstellungshalle bietet
anschließend einen Blick auf unseren
Heimatplaneten, wie ihn sonst nur Astronauten erleben.
1 / 2016
WUNDER DER NATUR
Bis 30. Dezember 2016 Oberhausen,
Gasometer. Weitere Informationen unter:
www.gasometer.de
F
ür Kulturtouristen aus aller Welt ist
das Museumsufer Frankfurt mit seiner Vielfalt und der einzigartigen Nähe
der Häuser zueinander ein markanter Anziehungspunkt. Ein Höhepunkt ist das jeweils
am letzten Augustwochenende stattfindende
Museums­uferfest. Mit einem Button für sieben Euro wird Zutritt zu allen Dauer- und
Sonderausstellungen der beteiligten Museen
sowie zu Führungen, Lesungen und Workshops geboten. Ein umfangreiches Rahmenprogramm garantiert eine herausragende Verbindung zwischen Party und Kulturgenuss
am Mainufer. Kurz darauf, vom 8. bis 17. September, untersucht die „Goethe Festwoche“
unter dem Motto „Goethe International“ den
Begriff Weltliteratur aus der Sicht des in
Frankfurt geborenen Dichters. Vom 19. bis
23. Oktober wird die Main-Metropole durch
die Buchmesse zum Treffpunkt der Literaturbranche. Veranstaltungen wie „Open Books“
oder „Literatur im Römer“ bieten gleichzeitig die Gelegenheit, Autorinnen und Autoren
bei Lesungen in der Innenstadt hautnah kennenzulernen. Beinahe nahtlos an die Buchmesse schließt sich vom 26. bis 30. Oktober
das Deutsche Jazzfestival Frankfurt
an. Unter anderem treten Künstler wie
Chucho Valdés, der Großmeister des
kubanischen Jazz, und die hr-Bigband in
Eine der bedeutendsten Kunstsammlungen
Deutschlands: das Städel Museum am
Foto: Norbert Miguletz
Museumsufer.
der Alten Oper auf. Sie reisen zu einem
anderen Zeitpunkt nach Frankfurt? Ein
Tipp: Mit dem Museums­
uferTicket für
18 Euro können 34 Museen an zwei aufeinanderfolgenden Tagen inklusive aller Ausstellungen besucht werden.
Mehr Informationen unter:
www.museumsufer-frankfurt.de
www.kultur-frankfurt.de
NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND 1 / 2016
51
Das Promotion-Magazin von
„Bier ist wieder in aller Munde“
Möglichkeiten, ein Bier nach dem Deutschen Reinheitsgebot zu brauen.
Das Dreigestirn aus NRW
Drei Biertypen dominieren den Bierkonsum in NRW: das
Pils, mit Abstand die beliebteste Biersorte in Deutschland,
Kölsch und Alt. Wir zeigen Ihnen, was sie unterscheidet.
Was bevorzugen Sie persönlich: Pils,
Kölsch oder Alt?
n An den Geschäftsführer des Landes,
in dem nicht nur die Ströme von Rhein,
Ruhr und Weser fließen, sondern eben
auch von Pils, Kölsch und Alt, dürften
Sie eine solche Frage eigentlich nicht stellen. Aber ich habe es einfach. Ich mag jedes dieser Biere, frisch gezapft und am
liebsten mit Freunden getrunken.
Fachkräftemangel ist ja in allen Branchen
ein Problem: Wie sieht es bei den Brauern
und Mälzern aus? Ist der Beruf noch
attraktiv für Jugendliche?
n Ja, das sehe ich durchaus so. In
Nordrhein-Westfalen beherbergt die
Stadt Dortmund als eine von acht Brauer-Berufsschulen in Deutschland das
Fritz-Henßler-Berufskolleg. Mit im Mittel
über 30 Neuzugängen im Jahr kann diese
Schule auf eine konstante Ausbildungsquote verweisen, in der die angehenden
Brauer und Mälzer jeweils 6 Wochen im
Halbjahr während der drei Ausbildungsjahre verbringen. Darüber hinaus wurde
– neben den bekannten Universitätsstudiengängen – vor einigen Jahren an der
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
(HSWT) der duale Bachelor-Studiengang
für Brau- und Getränketechnologie ins Leben gerufen. „Brau Dual“ ist ein eigens
für die Brauindustrie konzipiertes Ausbildungsmodell, in dessen Rahmen ein Studium der Brau- und Getränketechnologie
an der Hochschule (Abschluss: Bachelor) mit der Berufsausbildung zum/zur
Brauer/in und Mälzer/in in einem anerkannten Ausbildungsbetrieb verknüpft ist.
Wie wichtig ist das deutsche
Reinheits­gebot heute noch?
n Das Reinheitsgebot hat 500 Jahre überdauert, ist gesetzlich in ganz Deutschland
geregelt und gut in der hiesigen Bevölkerung und in der Welt verankert. Was
kann man sich von einem „Gebot“
eigentlich mehr wünschen?
Wenngleich das Brauen in Deutschland auf die Zutaten Wasser, Malz, Hopfen und Hefe beschränkt ist, versteckt
sich dahinter doch eine großartige Vielfalt an Möglichkeiten, ein gutes und
qualitativ hochwertiges Bier zu brauen.
Den Brauern stehen rund 170 verschiedene Hopfensorten und 40 verschiedene Malzsorten zur Verfügung, außerdem gibt es rund 200 unterschiedlichste
Hefestämme. Gleichzeitig hat die Wahl
des Brauwassers ebenso Auswirkungen
auf ein gutes Bier wie die jeweiligen Besonderheiten des Brauverfahrens in den
einzelnen Brauereien. So betrachtet bestehen über eine Million verschiedene
Wie beurteilen Sie die Entwicklung
der nächsten Jahre? Wohin geht der
Bierkonsum bzw. die Bierproduktion?
Wird der Markt konzentrierter oder
fraktionierter?
n Ich denke, dass sich der Biermarkt in
den nächsten Jahren weiter stabilisieren wird. Große Ausschläge sowohl nach
oben als auch nach unten dürften nicht
zu erwarten sein. Großereignisse wie z. B.
eine Fußballeuropa- oder Fußballweltmeisterschaft sowie das Wetter nehmen
aber immer wieder Einfluss auf die
Absätze eines Jahres. Neue bierige Trends
bleiben ebenso zu beobachten. Es gilt,
einen möglichst großen Teil der Bevölkerung auf eine erlebnisreiche Bierreise, zunehmend auch mit alkoholfreien Bieren
mitzunehmen. Dabei wird es eine Konzentration des Biermarktes, wie wir sie
gerade auch durch das Engagement internationaler Brauereien in früheren Jahren
erlebt haben, in nächster Zeit wohl nicht
mehr geben.
Jürgen Witt ist Geschäftsführer des Verbandes Rheinisch-Westfälischer Brauereien e. V. Im Interview spricht
er über 500 Jahre Reinheitsgebot, den Biermarkt in NRW und die Zukunft der regionalen Biere.
Herr Witt, der Bierabsatz steigt nach
jahrelangem Schrumpfen in NRW seit
2014 wieder an: Ist Bier wieder „in“?
n JÜRGEN WITT: Ja, es ist erfreulich festzustellen, dass Bier einmal mehr – im
übertragenen Sinn verstanden – wieder
in aller Munde ist. Vielfalt und regionale
Biere werden verstärkt nachgefragt und
schlagen sich auch positiv in Zahlen nieder. Nicht zu vergessen sind dabei die vielen alkoholfreien Biere, von denen alkoholfreies Pils und alkoholfreies Weizenbier
in der Gunst der Verbraucher vorne liegen.
Auch alkoholfreie Biermischgetränke wie
etwa Fassbrause oder Radler konnten erfolgreich im Markt platziert werden.
Was hat der Craft-Beer-Boom dazu
beigetragen?
n Craft-Biere stellen in Deutschland eine
neue Herausforderung dar und setzen
eine facettenreiche Entwicklung in Gang.
Zur Zeit ist der Marktanteil von Craft-Bier
(noch) marginal. Der deutsche Markt war
und ist in der Welt dafür bekannt, handwerklich gebraute Biere nach dem Reinheitsgebot mit einer auch heute noch legendären Biervielfalt mit 50 Sorten und
rund 5500 verschiedenen Bieren abzubilden. Craft-Biere mit zum Teil hocharomatischen, kräftigen Sorten lassen jedoch
Biergenuss und Biervielfalt ebenso wie
Braukunst und Braukultur in neuer, kreativer Weise so erleben, dass sie mit zu einem modernen Image des Bieres beitragen.
Leidet der Absatz der traditionellen
Brauwirtschaft unter den neuen
Klein- und Kleinst-Brauereien?
n In Deutschland wurden im letzten Jahr
1388 Brauereien gezählt, davon 125 in
Nordrhein-Westfalen. Im Bezug auf die
Brauereidichte ist Nordrhein-Westfalen
damit nach den Bundesländern Bayern
(626) und Baden-Württemberg (190) an
dritter Stelle zu nennen. Dabei lässt sich
52
NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND
Foto: Verband Rheinisch-Westfälischer Brauereien
»D
AS INTERVIEW FÜHRTE
CHRISTIAN EDER
» Es gibt eine Million
Möglichkeiten, ein Bier nach
dem Reinheitsgebot zu brauen. «
JÜRGEN WITT,
GESCHÄFTSFÜHRER DES VERBANDES
RHEINISCH-WESTFÄLISCHER BRAUEREIEN E. V.
eine Zunahme von Brauereien bis 5000
Hektolitern feststellen, unter der sich eine
Zahl auch neuer Craft-Bier-Brauereien finden läßt. Eine Veränderung von Marktanteilen geht damit aber bislang nicht einher.
Geht der Konzentrationsprozess der
großen Brauereien der vergangenen Jahre
nicht zu Lasten der Bierspezialitäten? Alt
hat ja nur mehr einen Marktanteil von
3,73 Prozent ...
n Sie sprechen die Marktanteile der
Biersorten Alt, Kölsch und Pils an. Zur
Klarstellung: Die von Ihnen genannten
statistischen Zahlen beziehen sich allein
auf die Marktanteile der Biersorten der bei
uns angeschlossenen Brauereien. Unabhängig davon ist es aber durchaus richtig, dass größere Brauereien bzw. Brauereikonzerne in den vergangenen Jahren
mehr die Biersorte Pils als insbesondere
Alt gefördert und beworben haben.
Wie steht es um die regionale
Biervielfalt in NRW?
n Um die regionale Biervielfalt in Nordrhein-Westfalen mache ich mir keine Sorgen. Die Angebote unserer Brauereien sind
so vielfältig wie die Nachfrage der Konsumenten, die sich mehr denn je für ein Bier
1 / 2016
BIER AUS NRW
Das Promotion-Magazin von
aus ihrer Region, mithin „ihr Bier“ entscheiden. Regionale Besonderheiten wie
z. B. in Köln mit Kölsch spielen dabei immer wieder eine besondere Rolle.
Ist Regionalität bei den Konsumenten
wieder gefragt?
n Diese Frage kann ich eindeutig mit
„Ja“ beantworten. Der Konsument liebt
die Vielfalt der Biere und zwar sowohl in
der Flasche als auch am Zapfhahn. Es ist
damit nicht zuletzt auch an der Gastronomie, diese Nachfrage zu bedienen.
Pils – der
Deutschen
liebstes Bier
Pils ist mit Abstand die
beliebteste Biersorte in
Deutschland. Sein Anteil
am gesamten Bierausstoß
liegt bei mehr als 55 Prozent. Pils bleibt das beliebteste Bier der Deutschen. Jeder zweite deutsche Mann
trinkt mindestens einmal in der Woche
ein Pils, ein Drittel sogar mehrmals in
der Woche. Mit einer Stammwürze von
rund elf Prozent und einem Alkoholgehalt von 4,8 Prozent ist Pils ein Vollbier. Pils schmeckt am besten, wenn es
eine Temperatur von acht Grad hat –
und wenn man sich beim Zapfen nicht
zuviel Zeit lässt. Der Spruch „Ein gutes Pils braucht sieben Minuten“ ist genauso alt wie falsch: Ein Bier, an dem so
lange herumgezapft wurde, kann nicht
mehr frisch sein. Stattdessen sollte das
Pilsglas zunächst langsam mit der ersten Schaumkrone bis zum oberen Rand
gefüllt werden. Nun wartet man, bis
sich der Schaum gesetzt hat. Wenn man
nun nachzapft, erhält man eine wunderschöne Schaumkrone und hat bereits
nach etwa drei Minuten ein frisches,
reines Pils. Prost!
Kölsch – das Bier
der Domstadt
Das helle, hochvergorene, obergärige Vollbier zeichnet sich nicht
nur durch Qualität, Geschmack oder feines
Aroma aus, es gibt auch
Privilegien und Eigenwilligkeiten, die für alle
Kölsch-Brauer bindend
und für alle Kölsch-Fans
unverzichtbar sind.
Kölsch brauen darf nämlich nicht jeder. 24 Brauereien unterzeichneten im
März 1986 die „Kölsch-Konvention“. Mit
ihr wurde „Kölsch“ als geschützte geografische Herkunftsbezeichnung festgeschrieben. Kölsch wird ausschließlich in Köln und Umgebung gebraut,
und es wird größtenteils auch dort konsumiert. In seiner typischsten Form ist
der Kellner, der dem Gast das Kölsch an
den Tisch bringt, auch kein Kellner. Er
ist ein „Köbes“, eine Kölner Institution
mit blauem Strickwams, Wickelschürze
und der Geldtasche vor dem Bauch. Sein
Revier sind die urigen Brauerei-Gaststätten und gemütlichen Kneipen der Domstadt. Hier bringt er den Gästen ihr Getränk in einer schlanken Kölsch-Stange
an den Tisch.
Alt – das Bier
vom Niederrhein
Für die meisten Menschen des Regierungsbezirks Düsseldorf muss Alt
aus den Sudkesseln der
Landeshauptstadt oder
vom Niederrhein kommen. Dort wird ein Großteil des Ausstoßes produziert – und von dort aus
fließt ein Teil auch in andere deutsche
Gebiete. Altbier stammt aus der Zeit, als
es noch keine technischen Kühlverfahren gab und zur Herstellung von Bier
fast überall in Deutschland obergärige
Hefe verwendet wurde. Sie benötigt für
die Umwandlung des Malzzuckers in
Alkohol Temperaturen von 15 bis 20
Grad Celsius, stieg in den früher meist
verwendeten offenen Gärbottichen an
die Oberfläche des frischgebrauten Bieres und konnte dann dort abgeschöpft
werden. Damit war es auch während
der warmen Jahreszeiten möglich, ein
gutes Bier zu brauen. Alt ist ein klassisches Vollbier. Es wird mit einer Stammwürze von durchschnittlich 11,5 Prozent
gebraut und hat einen Alkoholgehalt von
etwa 4,8 Prozent. NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND 1 / 2016
Fotos: Fotolia.com/stockphoto.graf, rcfotostock
BIER AUS NRW
53
BIER AUS NRW
Das Promotion-Magazin von
MUSTERTHEMA
Das Promotion-Magazin von
Der Verband Rheinisch-Westfälischer Brauereien e. V.
Eine starke Interessensvertretung basiert auf einer funktionierenden Zusammenarbeit der Beteiligten.
Wie beim Verband Rheinisch-Westfälischer Brauereien e. V., der vor 116 Jahren gegründet wurde.
D
Foto: Fotolia.com/shaiith
er Verband Rheinisch-Westfälischer
Brauereien wurde im Jahr 1900 gegründet. Er vertritt die Brauwirtschaft in Nordrhein-Westfalen und hat seinen Sitz in der Landeshauptstadt Düsseldorf.
Zweck des Verbandes ist die Wahrnehmung und Förderung der gemeinsamen Belange der Brauereien, die Förderung eines fairen und die Bekämpfung des
unlauteren Wettbewerbs sowie die Beratung der Mitgliedsbrauereien und die Förderung des Erfahrungsaustausches insbesondere auf wirtschaftlichem, technischem
und fachrechtlichem Gebiet. Der Verband
Rheinisch-Westfälischer Brauereien ist ein
Landesverband. Ihm gehören als Bezirksgruppen der Siegener Brauereiverband e. V.
und der Kölner Brauerei-Verband e. V. an.
Er ist Mitglied des Deutschen Brauer-Bundes e. V. in Berlin. Der Arbeitgeberverband
Rheinisch-Westfälischer Brauereien und
Mälzereien wurde im Jahr 1948 gegründet. Zu seinen Aufgaben gehören die Wahrnehmung und Förderung aller arbeitgeberbezogenen tarif- und sozialpolitischen Belange der Brauereien und Mälzereien. Der
Arbeitgeberverband ist Tarifvertragspartei
und schließt in dieser Eigenschaft Tarifverträge mit den Gewerkschaften ab. Darüber
hinaus berät und vertritt er die Mitgliedsbetriebe in allen arbeits-, tarif- und sozialrechtlichen Angelegenheiten.
Mai first love.
– Verband Rheinisch-Westfälischer
Brauereien e. V.
– Arbeitgeberverband Rheinisch-West­
fälischer Brauereien und Mälzereien e. V.
Weitere Infos:
www.brauereiverband-nrw.de
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Original Schlüssel
S
eit 1850 braut die Hausbrauerei
„Zum Schlüssel“ im Herzen der
Düsseldorfer Altstadt eine echte Altbier-Spezialität: Original Schlüssel. Verwendet werden im Sinne des Deutschen
Reinheitsgebots nur streng kontrollierte,
möglichst heimische Inhaltsstoffe. Die
Brauerei baut beispielsweise ihre eigene
Braugerste im nur 10 Kilometer entfernten Ratingen an. Zugunsten des feinen,
hopfenbetonten Geschmacks wird auf die
Haltbarmachung durch thermische Verfahren verzichtet. Ein Naturprodukt, das nach
traditioneller, obergäriger Art unter Einsatz
offener Gärbottiche auch heute noch mit
höchster Sorgfalt per Hand gebraut wird.
Die hohe geschmackliche Qualität wurde
bereits zweifach mit Gold prämiert: 2012
und 2014 erhielt Original Schlüssel die
Goldmedaille beim European Beer Star
Award. Original Schlüssel – Handwerkliche Braukunst mit Leidenschaft.
KONTAKT
Hausbrauerei „Zum Schlüssel“
Bolkerstraße 41–47, D-40213 Düsseldorf
Tel. +49/211/828955/0, [email protected]
www.zumschluessel.de
54
NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND
1 / 2016
Detmolder
Chardonnay Hopfen
E
s war an der Zeit, eine neue Kategorie
Biere zu entwickeln, die weit ab vom
Alltäglichen sind und die Kunst des
Brauens erfordern. Das Chardonnay zeigt,
welches Potenzial Bier entfalten kann.
Angenehm frischfruchtiger MangoFeigenduft, kräftig rot-goldene Farbe,
die an Bernstein erinnert. Die seltene
Chardonnay Hopfennote dominiert den
angenehm weichen, karamellisierten,
harmonischen Malzkörper und be­
tont somit die Hopfenbittere im voll
rezenten Bier. Wunderbar
milder, fruchtiger Abgang
mit fein ausklingender
Bittere. Ein einzigartiges
vollmundiges, süffiges
Gour­
met-Bier für ganz
besondere Stunden.
www.brauerei-strate.de
NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND
Cölner Hofbräu Früh . 02 21-2 61 30 . www.frueh.de
1 / 2016
55
NRW IS(S)T GUT!
Das Promotion-Magazin von
fähigkeit zu stärken. „Hier setzen wir an
einer ganz konkreten Stelle an“, betont
Andreas Heinz. Denn der Trend zur Regionalität bringe eine neue, wesentliche
Herausforderung mit: „Heimische Unternehmen treffen auf eine klar strukturierte Erwartungshaltung der Großunternehmen des Lebensmitteleinzelhandels.“
Allein können sie diese oft nur bedingt
erfüllen. Dabei geht es um Vorgaben bei
Qualitätskontrollen, um Vertriebs- und Logistikstrukturen. Denn bei den Herstellern
handelt es sich meist um kleine bis mittelgroße inhabergeführte Unternehmen.
„Viele von ihnen haben noch keine Erfahrung mit den Großformen des Handels und müssen sich erst einmal auf so
große Abnehmer einstellen.“ Dabei stehen ihnen die Ansprechpartner von „Ernährung-NRW e. V.“ beratend zur Seite.
Food made in NRW
Hervorragende landwirtschaftliche Grundprodukte sind die Basis der Lebensmittelproduktion in Nordrhein-Westfalen. Foto: Oliver Franke/Tourismus NRW e. V.
NRW IS(S)T GUT!
Unter diesem Motto bietet der Verein „Ernährung-NRW e. V.“ Marketingaktivitäten zur
Absatzsteigerung regionaler Produkte. Doch hinter dem Zusammenschluss steckt viel mehr:
Er unterstützt heimische Erzeuger mit Know-how und einem vielseitigen Netzwerk.
F
ür Andreas Heinz ist die Regionalität von Lebensmitteln „das neue
,made in Germany‘“. Im Ranking der
Verbraucherwünsche schlage sie mittlerweile sowohl Bio als auch den Preis, beobachtet der Vorsitzende des Vereins „Ernährung-NRW“. Die Dachorganisation für
Unternehmen der Agrar- und Ernährungswirtschaft hat sich genau das zum Thema
gemacht: Sie will regionale Produkte bekannt machen und Hersteller bei deren
56
NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND
Vermarktung unterstützen. Dass die Zeiten dafür gut stehen, das verdeutlicht auch
der Blick in den aktuellen Ernährungsreport des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft: Drei Viertel aller Befragten (76 Prozent) legen demnach
Wert darauf, dass Lebensmittel aus ihrer
Region kommen.
Im Jahr 2010 haben sich Unternehmen und Interessengemeinschaften der
nordrhein-westfälischen Ernährungs- und
1 / 2016
Landwirtschaft zusammengetan und den
Verein gegründet. Er hat aktuell über 100
Mitglieder. Es geht den Verantwortlichen
unter anderem darum, regionale Marketingkonzepte zu entwickeln und die Qualität der Produkte nachhaltig zu sichern.
Darüber hinaus knüpft „Ernährung-NRW
e. V.“ ein Netzwerk entlang der gesamten Wertschöpfungskette – und will so
dafür sorgen, dass Mitgliedsunternehmen kooperieren, um ihre Wettbewerbs-
NRW IS(S)T GUT!
Das Promotion-Magazin von
Nach Angaben des Vereins gehört Nordrhein-Westfalen neben Bayern und Niedersachsen zu den drei wichtigsten Standorten
der Ernährungsindustrie in Deutschland.
Was die Agrarwirtschaft konkret für das
Land bedeutet, machen schon wenige Zahlen deutlich: Die Hälfte der 50 umsatzstärksten Unternehmen der deutschen Ernährungsindustrie sitzt in NRW, und die
Hersteller im Bundesland erwirtschaften
rund 20 Prozent des deutschen Gesamtumsatzes an Lebensmitteln. Die Land- und Ernährungswirtschaft ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige, sie gilt mit 400.000
Beschäftigten sogar als „größter Arbeitgeber“ in NRW. „Dabei prägen die Vielfalt
der Landschaften und die Besonderheiten der Naturräume das Angebot“, erklärt
Andreas Heinz: Das Münsterland ist seit
jeher ein starker Standort der Tierhaltung.
Im Rheinland dominieren der Ackerbau
und der Anbau von Obst und Gemüse,
am Niederrhein sind die Milcherzeugung
und der Gartenbau die wichtigsten Agrarzweige. Im Bergischen Land, in der Eifel sowie im Sauer- und Siegerland züchten Landwirte Milchvieh und Mastrinder.
Das Land fördert zahlreiche Regionalinitiativen, um den Absatz der Produkte zu
sichern und die Besonderheiten der Regionen zu erhalten. Dazu gehören auch regionale Produkte, die nach traditionellen
oder ganz speziellen Rezepten hergestellt
werden. Andreas Heinz zählt einige Bei-
spiele auf, darunter den Westfälischen
Knochenschinken, das Dortmunder Bier
oder Kölsch aus Köln. Es gibt die Aachener Printen, den Düsseldorfer Senf oder
den westfälischen Pumpernickel.
Um ihre Produkte bekannt zu machen,
unterstützt der Verein seine Mitglieder mit
Messeauftritten: Sie können ihre Waren
und Dienstleistungen an NRW-Gemeinschaftsständen vorstellen. „Auch darüber
kommen Unternehmen in Kontakt und so
initiieren wir weitere Gemeinschaftsaktionen“, berichtet Andreas Heinz. „Auf den
Messen können die einzelnen Betriebe
Industrie, Handel und Verbraucher direkt
ansprechen.“ Mit dem gemeinsamen Auftritt verleihe man gleichzeitig der Region
als Ganzes ein Profil.
Hilfe bei der Vermarktung
Im vergangenen Jahr hat der Verein erstmals eine Waren- und Lieferantenbörse
veranstaltet, um Vertreter des Lebensmitteleinzelhandels und der Herstellerbetriebe zusammenzubringen. 20 Mitgliedsunternehmen, darunter Eier- und
Kartoffelvermarkter, Fleisch- und Wurstwarenhersteller sowie Produzenten von
Frühstücksprodukten und Getränken stellten Einkäufern ihre Produkte vor.
„Für die Teilnehmer war die Veranstaltung sehr zufriedenstellend“, resümiert Andreas
Heinz. Viele seien mit
Neulistungen
beziehungs­weise zusätzlichen Aufschaltungen der Artikel in ihre Betriebe zurückgekehrt. „Ernährung-NRW e. V.“ organisiert außerdem Seminare für seine
Mitglieder, in denen es beispielsweise um
die Vermarktung geht: „Verkaufen in der
Praxis – Gute Argumente wirkungsvoll
vermitteln“ heißt ein Kurs, der kleine und
mittlere Betriebe anspricht, die an den Lebensmitteleinzelhandel verkaufen wollen.
Ein weiterer Themenbereich, bei dem „Ernährung-NRW e. V.“ ansetzt, ist „Transparenz und Nachhaltigkeit“: „Da besteht bei
vielen KMU durchaus noch ein gewisser
Informations- und Handlungsbedarf“, beobachtet Andreas Heinz. Auch hier bietet
Pumpernickel-Häppchen:
gut gegen den Hunger und gut für
die Gesundheit. Foto: Fotolia.com/HLPhoto
NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND 1 / 2016
57
NRW IS(S)T GUT!
der Verein Seminare. Dabei geht es zum
Beispiel um die „Effiziente Vorbereitung
auf die ,IFS-Food‘-Zertifizierung“, eine wesentliche Voraussetzung für Hersteller, um
an den Lebensmitteleinzelhandel liefern
zu können. Im Seminar werden sie auf
den Auditierungsprozess vorbereitet. Vielen kleineren und mittleren Unternehmen
fehlt dem Verein zufolge die Erfahrung im
Das Promotion-Magazin von
Export. Auch das will „Ernährung-NRW
e. V.“ ändern: Der Zusammenschluss organisierte in diesem Jahr gemeinsam mit dem
Verein „FOOD – Made in Germany e. V.“
und der Mailänder Messe „Tutto Food“
eine Tagung, bei der sich Mitglieder über
den italienischen Markt informieren konnten. „Zusätzlich haben wir eine Unternehmerreise nach Italien angeboten, um vor
Ort mit Importeuren und Händlern in Kontakt zu kommen.“
FACTS
Regionalität ist gefragt
Der Verein „Ernährung-NRW e. V.“ wird
vom Landesministerium für Klimaschutz,
Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und
Verbraucherschutz gefördert.
„Ernährung-NRW e. V.“ will Regionalität
„messbar und nachprüfbar machen“: Deswegen bietet der Verein eine eigene Zertifizierung an: Beispielhafte Mitglieder dürfen ihren Betrieb oder ihr Produkt mit
den Markenzeichen „NRW IS(S)T GUT!
– Der Region verpflichtet“ beziehungsweise „Geprüfte Qualität – NRW“ kennzeichnen. „Die Betriebe müssen sich aber
zunächst nach festgelegten Kriterien prüfen lassen“, erklärt Andreas Heinz. Dabei gehe es beispielsweise um regionales
Engagement, Verantwortung für Umwelt
Weitere Informationen zum Verein und
zur Kampagne „NRW IS(S)T GUT“
finden Interessierte im Internet unter
www.nrw-isst-gut.de.
Dort bietet der Verein unter anderem den
„Regio Finder“, eine Datenbank mit regionalen Herstellern und Produkten, an.
Ernährung-NRW e. V. – Geschäftsstelle:
Gereonstraße 80, D-41747 Viersen,
Tel. +49/2162/8190596
und Arbeitsbedingungen sowie Transparenz in der Wertschöpfungskette. Das Produktzeichen dürfen nur kontrollierte Waren tragen, die in der Region erzeugt sind
und spezielle Qualitätsanforderungen erfüllen. „Dass die Nachfrage nach regionalen Produkten steigt, ist Fakt“, betont
Andreas Heinz. „Ein gutes Indiz dafür ist
das Verhalten des Lebensmittelhandels
und -handwerks: Sie fragen gezielt nach
Lebensmitteln und Rohstoffen aus Nordrhein-Westfalen.“ Führende Handelsunternehmen – einschließlich der Discounter –
hätten bereits eigene Handelsmarken für
Lebensmittel aus bestimmten Verkaufsregionen auf den Markt gebracht. Für „Ernährung-NRW e. V.“ ist das große Interesse an regionalen Produkten „weit mehr
als nur ein Trend“. Und das Bundesland
bringt dafür beste Voraussetzungen mit:
„In Nordrhein-Westfalen bietet die Landund Ernährungswirtschaft eine Vielfalt an
Produkten – in räumlicher Nähe zu Millionen Verbrauchern“, betont Andreas Heinz.
Strukturen, um diese Bedingungen optimal
zu nutzen, schafft nun sein Verein.
1932
Konditorei
Chocolatier
MÖNCHENGLADBACH
DÜSSELDORF
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Im Dialog für die Milch
Als Vertreter des stärksten Milchmarktes Deutschlands thematisiert
die Landesvereinigung der Milchwirtschaft NRW e. V. die Interessen
der Milchbranche, aber auch der Konsumenten.
M
ilch zählt zu den beliebtesten Lebensmitteln der Deutschen. Im
Jahr 2014 trank jeder Bundesbürger 57,6 Kilogramm Trinkmilch und verzehrte 24,6 Kilogramm Käse, 5,7 Kilogramm
Sahne und 6,1 Kilogramm Butter. Innerhalb
der Lebensmittelindustrie stellt die deutsche
Milchindustrie die umsatzstärkste Branche
dar. Nordrhein-Westfalen als einwohnerstärkstes Land ist auch der größte Trinkmilchmarkt Deutschlands: 950.000 Tonnen
werden allein von NRW-Molkereien als
Trinkmilch abgefüllt. Gut 421.000 Milchkühe
sorgen in NRW für täglich frische Milch.
In der Landesvereinigung der Milchwirtschaft NRW e. V. sind alle wichtigen Verbände und Organisationen, die am
58
NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND
NRW-Milchmarkt beteiligt sind, zusammengeschlossen. Als Interessenvertretung
für die Mitglieder koordiniert die Vereinigung die Zusammenarbeit zwischen Behörden und der Milchwirtschaft und fördert
den gegenseitigen Informationsaustausch
sowie die Meinungsbildung. Die Dienstleistungen rund um das Thema „Milch“ umfassen Beratungen etwa zu Technik, Energie,
Umwelt und Sicherheit, Warenkunde und
Hygiene oder Ernährung und Gesundheit.
Als „runder Tisch der Milchwirtschaft“
vertritt die Vereinigung jedoch nicht nur die
Interessen der rund 7000 Milchkuhhalter
und der Molkereien, sondern setzt sich auch
für den Handel und die Verbraucher ein. In
Zeiten des Umbruchs in der Milchwirtschaft,
1 / 2016
Foto: Landesvereinigung der Milchwirtschaft NRW e.V.
in der sich alle Beteiligten neu positionieren müssen, setzt die Landesvereinigung besonders auf eine intensive Kommunikation.
Gemeinsam mit der Schwesterorganisation
aus Niedersachsen will die LV Milch NRW
mit der Plattform „Dialog Milch“ aufklären,
objektiv berichten, zur Diskussion einladen und die aufrichtige Reflexion anregen.
KONTAKT
Landesvereinigung der Milchwirtschaft NRW e. V.
Bischofstraße 85, D-47809 Krefeld Tel. +49/2151/4111-400
www.milch-nrw.de, www.dialog-milch.de
Weltbester
Champagne Trüffel
Gewählt vom „Club des Croqueurs de Chocolat du Japon“
der 57.000 verschiedene Pralinen
weltweit getestet hat.
Krefeld. Duisburg. Neuss
NRW IS(S)T GUT!
Das Promotion-Magazin von
NRW IS(S)T GUT!
Das Promotion-Magazin von
Flönz – die gibt’s nur hier
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Und damit das auch so bleibt, hat die Schutzgemeinschaft Kölner Wurstspezialitäten
bei der Europäischen Kommission eine geschützte Herkunftsbezeichnung beantragt.
SICHERE HERKUNFT
Landwirtschaftliche Erzeugnisse und
Lebensmittel können über Herkunftsangaben sowie als „garantiert traditionelle
Spezialitäten“ durch EU-Recht geschützt
werden.
Seit 1992 gibt es die EU-Gütezeichen
„g.U.“ (geschützte Ursprungsbezeichnung), „g.g.A.“ (geschützte geografische
Angabe) und „g.t.S.“ (garantiert traditionelle Spezialität).
Das Gütezeichen „g.g.A.“ dokumentiert, dass die landwirtschaftlichen
Erzeugnisse und Lebensmittel mit dem
Herkunftsgebiet verbunden sind. Dabei
muss allerdings nur mindestens eine der
Produktionsstufen – also Erzeugung,
Verarbeitung oder Herstellung – dort
stattfinden.
Vielfalt wird großgeschrieben bei Wurstwaren in NRW.
Z
iemlich klein ist sie, die „Flönz-Weltkarte“: Im Zentrum liegt Köln, umringt von Leverkusen im Norden,
Bergisch-Gladbach und Rösrath im Osten.
Südlich liegen Wesseling und Brühl, westlich dann: Hürth, Frechen, Pulheim. Das
war’s. Geworben wird mit dieser Weltkarte
für eine regionale Spezialität: die Flönz –
Rheinische Blutwurst. Schon seit Jahren ist
die „Kölsche Flönz“ markenrechtlich geschützt, und aktuell warten die Fleischereien in Köln und dem Umland auf eine
Schutzurkunde aus Brüssel. Denn – die
mündliche Zusage liegt bereits vor – nun
soll auch die Herkunft der Flönz europaweit festgelegt sein: über die geschützte
geografische Angabe (g.g.A.).
Artur Tybussek, Geschäftsführer der
Kölner Fleischer-Innung, erklärt, was das
bedeutet – und warum es für die regionalen Betriebe so wichtig ist: „Noch kann
auch ein Hersteller aus Bayern oder Sachsen seine Blutwurst Flönz nennen.“ Mit
der geschützten Herkunftsbezeichnung allerdings geht das nicht mehr: Dann dürfen nur noch die Produkte so genannt
werden, die tatsächlich in Köln und den
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NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND
Kulinarisches Zahlenspiel
Der geografische Schutz kostet allerdings
auch „eine Menge Geld“, und dafür war
zunächst allerhand Papierkram nötig: Die
Schutzgemeinschaft Kölner Wurstspezialitäten, ein Zusammenschluss von Betrieben
und Verbänden der Fleischbranche, musste
einen entsprechenden Antrag bei der Europäischen Kommission einreichen und dafür
unter anderem eine ausführliche Spezifikation vorlegen. Auch Zahlen spielen eine Rolle,
denn Flönz muss eine „sichtbare Speckeinlage“ enthalten, die maximal 25 bis 30
Prozent des Gewichts ausmachen darf. Die
Speckstücke haben einen Durchmesser zwischen fünf und zehn Millimetern. Der Fettanteil der Flönz liegt zwischen 25 und
35 Prozent.
1 / 2016
Fotos: Bullik.Photography
Die gute alte Zeit schmecken
Handwerkliche Qualität in bester Tradition wie vor 100 Jahren und die Belieferung von
Einkaufsmärkten müssen kein Widerspruch sein. Die Kölner Firma GS Schmitz zeigt, wie es geht.
Foto: zVg
umliegenden Kommunen hergestellt worden sind. „Das ist wie bei der Thüringer
Wurst – die nur so heißen darf, wenn sie
aus Thüringen kommt. Oder der Parmaschinken aus der italienischen Provinz
Parma“, vergleicht der Fachmann. „Wir
wollen, dass die Flönz wirklich in der Region hergestellt wird.“
Familienunternehmen seit 1911: Die Familie Schmitz bürgt für die Qualität ihrer Wurst- und Fleischsorten.
Flönz: Den Namen und die Speise verstehen
die Fleischer „als Sinnbild für die Identität
im Herstellungsgebiet und dessen Eigenart“.
Sie sei Hauptzutat der traditionellen, auf jeder Brauhausspeisekarte in Köln zu findenden Gerichte „Kölsch Kaviar“ und „Himmel
un Äd“, erklären sie in ihrem Antrag: Die
rheinische Version des Kaviars sind keine
Fischeier, sondern Flönz mit Zwiebelringen. Bei „Himmel un Äd“ handelt es sich
um gebratene Flönz mit Apfelkompott und
Kartoffelpüree.
Selbst Anekdoten haben es ins Spezifizierungsschreiben geschafft – um so die
Verbundenheit der Region mit der besonderen Blutwurst zu verdeutlichen: 1947
machten demnach Liedtexter Jupp Schlösser und Komponist Gerhard Jussenhoven einen Scherz darüber, wie schwer es für Zuwanderer sei, die kölsche Mundart richtig
auszusprechen. „Als Beispiel nahmen sie
das wegen der ,o‘-Laute schwierige Wort
,Blotwoosch‘ und schlugen das Synonym
,Flönz‘ vor.“ Daraus entstand ihr Lied „Sag’
ens Blotwoosch“, in dem es heißt: „Sag’
ens Blotwoosch … Wäm dat Woot es zo
schwer, dä säht einfach Flönz …“
D
as waren noch Zeiten, als die – für
Kinderaugen – nicht enden wollende, mit tollsten Leckereien gefüllte Bedientheke und die kleinen Kunden
vom Metzger eine herzhaft frische Wurstscheibe geschenkt bekamen. Hätte die Kölner Firma Schmitz mit dem rot-blau-weißen
Emblem heute noch eine solche Theke, die
Kinder würden sich wohl immer noch über
die eine oder andere Köstlichkeit freuen.
Kompromisslose Qualität
Dafür wissen die Eltern heute, wo es „die
gute alte Zeit“ zu kaufen gibt: bei einer Vielzahl namhafter Handelsketten, im Einzel-
handel, bei Gastronomie, Kantinen, Catering-Unternehmen und vielen mehr. „Unsere
Meister machen niemals Kompromisse“, verspricht die Geschäftsführerin Astrid Schmitz,
die die Familientradition inzwischen in der
dritten Generation fortführt. „Auch große
Mengen werden immer in der besten Qualität produziert.“
Schmitz verbindet die alte mit der neuen
Zeit auf eine pfiffige und geschmackvolle
Weise. Schon seit 105 Jahren werden die
vielfältigsten Wurst- und Fleischsorten sowie
die „Flönz“ nach traditionellen Rezepten im
Haus produziert, jeden Monat gelangen gut
1800 Tonnen der mehrfach ausgezeichneten
Produkte zu den Kunden – in ganz Deutschland. Denn aus der Landmetzgerei, die Peter
Schmitz Senior im Jahr 1911 in Heinsberg
gründete, haben seine Kinder und Enkel ein
beachtliches Unternehmen gemacht.
Tagesfrisch am Markt
Markenzeichen sind dabei nicht nur Tradition und Bodenständigkeit, sondern vor allem „der unbedingte Wille zur Qualität“,
wie Astrid Schmitz klarstellt. Seit jeher sei
die besondere Frische der Spezialitäten eines
der Highlights. Alle Wurst- und Fleischsorten werden in Köln hergestellt und innerhalb von 24 Stunden in die Kühltheken der
Händler transportiert. „Echte Genießer wollen nur frisches, bestes Fleisch. Das ist bei
uns eine Sache der Familienehre.“
Ständige Qualitätskontrollen, intern wie
extern, sowie aufwendige Zertifizierungen
sorgen für Sicherheit und Qualität, die man
auf der Zunge spüren kann. Laut Schmitz
werden nur natürliche, hochwertige Rohstoffe verwendet, überwiegend ohne Gluten, ohne Geschmacksverstärker, ohne
Farbstoffe, ohne Lactose.
Die gute alte Zeit schmecken – das haben sich die Rheinländer auf die Fahnen geschrieben. „Im Rheinland ist man ziemlich
penibel“, grinst die Geschäftsführerin, „und
das ist ja auch gut so, nirgendwo so sehr
wie bei Lebensmitteln.“ Irgendwie schmeckt
man sie heraus, die Ursprünglichkeit, aus den
Würsten, den saftigen Schinken und Braten.
KONTAKT
GS Schmitz GmbH & Co. KG
Robert-Bosch-Straße 11, D-50769 Köln
www.gs-schmitz.de
NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND 1 / 2016
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NRW IS(S)T GUT!
Das Promotion-Magazin von
Regionalität trägt Früchte
Ertragreiche Böden, rührige Landwirte: Auf nordrhein-westfälischen Äckern
und Feldern wächst eine Vielfalt an Obst und Gemüse. Eine Auswahl.
Stromberger Pflaume
Bereits seit 1790 wächst im münsterländischen Stromberg eine besondere Zwetschgensorte: die Stromberger Pflaume. Amtsschreiber Ludwig Niedieck hat sie damals
aus Südfrankreich mitgebracht und nach
der neuen Heimat benannt. 15.000 Bäume
stehen heute innerhalb der Ortsgrenze –
und maximal 500 Meter darüber hinaus.
Nur deren Früchte dürfen als Stromberger Pflaumen verkauft werden, denn die
gleichnamige Schutzgemeinschaft hat eine
geschützte Ursprungsbezeichnung bei der
EU eintragen lassen. „Wir wollen uns mit
dieser besonderen Sorte abgrenzen“, betont der Vorsitzende Gerhard Stemich. Die
Pflaume sei ein einzigartiges regionales Produkt und besonders aromatisch. Wichtig ist
den Erzeugern, die Früchte „nicht an die
Industrie zu verkaufen, sondern den Endverbraucher zu erreichen“.
Spargel aus Walbeck
und Umgegend
Es sei der Boden, versichert Franz Peter
Allofs, der den Walbecker Spargel so be62
NORDRHEIN-WESTFALEN STARKES LAND
Foto: Flaggschiff Film
Der Mix aus Tradition, fruchtbaren Böden
und Klima ist es, der den Niederrhein –
auch bekannt als Milchviehregion – zur
Gartenbauregion macht: Hier gedeihen Blumen und Zierpflanzen, Kohl und Kartoffeln,
Obst und Beeren. Produkte, die Erzeuger
auf heimischen Märkten und in Hofläden
anbieten. „Mit der Direktvermarktung haben sich viele Landwirte in dieser schwierigen Zeit, in der der Weltmarkt die Preise
bestimmt, ein zweites Standbein aufgebaut“, sagt Monika Stallknecht von der
Geschäftsstelle Genussregion Niederrhein.
Auch die Gastronomie verarbeite regionale
Produkte, darunter Kappes, Grün- und Rosenkohl, Kürbis und Karotten. Am Niederrhein reifen aber auch Äpfel und Birnen –
auf Plantagen und Streuobstwiesen: „Dabei
besinnen sich einige Obstbauern zurück
auf alte Sorten.“
Foto: Schutzgemeinschaft Stromberger Pflaume e. V.
Genussregion Niederrhein
Vom Niederrhein frisch auf den Tisch: Obst und
Gemüse prägen die Region.
Seit 1790 im Münsterland heimisch: die
Stromberger Pflaume.
sonders mache: der stark mineralisierte
Sandboden der Niederrheinischen Tiefebene entlang der deutsch-niederländischen
Grenze zwischen Kevelaer, Geldern und
Straelen. „Ein Boden, der in seiner Zusammensetzung dem der Herkunftsregionen in
Vorderasien ähnelt.“ Die Anbautradition in
der Region reicht zurück bis ins Jahr 1929,
heute bewirtschaften 20 Erzeuger rund 185
Hektar Fläche. Etwa 35 davon sind hinzugekommen, seit die Spargelbaugenossenschaft Walbeck und Umgegend ihr „weißes Gold“ 2013 geografisch schützen hat
lassen. „Die Verbraucher wissen den intensiven, leicht nussigen Geschmack mit
einer gewissen Süße sehr zu schätzen“,
sagt Allofs, der Vorsitzender der Spargelbaugenossenschaft ist.
sessene Familienunternehmen – die Apfel- und Rübenkrautfabrik Spelten in Wegberg-Holtum, Wilhelm Koppers Krautfabrik
am unteren Niederrhein in Goch und die
Grafschafter Krautfabrik Josef Schmitz KG
aus Meckenheim – machen sich dort in einer Schutzgemeinschaft für ihre Produkte
stark. Sie stellen das „Kraut“ nach traditionell überlieferter Rezeptur her.
Rheinischer Zuckerrübensirup
und Rheinisches Apfelkraut
Ein herb-süßer Geschmack, der an Malz
und Karamell erinnert: typisch für Rheinischen Zuckerrübensirup, den traditionellen
Brotaufstrich, der im Rheinland als „Kraut“
bezeichnet wird. Genau wie das Apfelkraut,
ein süß-säuerlicher Brotaufstrich aus erntefrischen Äpfeln und einer kleinen Menge
Birnen. Die Rohstoffe, das Obst und die
Zuckerrüben, wachsen im Meckenheimer
Raum, im nördlichen Rheinland-Pfalz, in
Grafschaft und der Voreifel. Drei alteinge1 / 2016
Layout: www.romanesco.at | Fotos: www.foto-mueller.com, www.huber-fotografie.at, Allgäu GmbH
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REKA-Rheinland: Kartoffeln
„Ein Verbund mit starkem Boden“: So beschreibt sich die Rheinische Erzeugergemeinschaft Kartoffeln (REKA). „Mit starkem, gutem Boden, auf dem qualitativ
hochwertige Kartoffeln wachsen“, betont
deren Geschäftsführer Franz-Josef Dickopp.
Rund 1100 Mitglieder haben sich zur REKA-Rheinland zusammengeschlossen, damit ist sie nach eigenen Angaben die größte
deutsche Erzeugergemeinschaft. Die nordrhein-westfälischen Landwirte bauen sowohl Speise- als auch Veredelungskartoffeln auf rund 30.000 Hektar Land an. Dabei
haben sie über 15 gängige Speisesorten
im Sortiment – und „von festkochend bis
mehlig alles dabei“, versichert Franz-Josef
Dickopp. Wichtig sind ihm die kurzen Wege
der heimischen Knolle: „Wir sind sehr nah
am Verbraucher. Der Anteil an Direktvermarktung, am Klein- und Markthandel ist
hoch.“
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