Leseprobe im PDF-Format - DLG

Ausgabe
Mai 2016
LANDWIRTSCHAFT
Im Fokus:
Bodenbearbeitungstechnik
e
ht
de !
.
t
e
s tlich
fb
e
ü
t
l
Pr g- hä
0
r
0
dl rei e
.0
.
2
f
er ww ten
b
Ü
w kos
ric
DLG-ANERKANNT
für Mulchgeräte
DLG-ANERKANNT
für Bodenbeläge
Probleme
mit Reifen
r
te
n
u
TESTS TECHNIK UND BETRIEBSMITTEL
Dücker-Vorbau-Kamera-Monitor-System
Das Wichtige im Blick
Als „Fahrer-Assistenzsysteme“ können DLG-geprüfte Vorbau-Kamera-Monitor-Systeme
den fallweisen Verzicht auf den „Regel“-Einweiser bei der Überschreitung des
Vorbaumaßes von 3,5 m begründen. Die DLG hat bei dem System Dücker MK25/DUA
getestet, ob es die strengen Anforderungen erfüllt.
Schon seit etlichen Jahrzehnten
wird bei selbstfahrenden Erntemaschinen standardmäßig ein Einweiser verlangt, wenn das Vorbaumaß
3,5 m überschreitet. Seitdem ist einige Zeit vergangen, in der sich die
Verkehrsverhältnisse ebenso grundlegend geändert haben wie die technischen Möglichkeiten.
Insbesondere die Verkehrsdichte ist
heute deutlich höher. Das kann den
Einweiser extrem gefährden. Das einzuweisende Fahrzeug wird aufgrund
seiner Größe in der Regel auch in
übersichtlichen Kreuzungen erkannt.
Der Einweiser wird dagegen regelmäßig übersehen. Das gilt nicht nur für
land- und forstwirtschaftliche Fahrzeuge, die mit ihren Vorbaugeräten
häufig das zulässige Vorbaumaß überschreiten. Zunehmend betrifft dies
auch Bau- und Kommunalfahrzeuge
wie Radlader und Bankettmäher.
Abhilfe können hier sogenannte
Vorbau-Kamera-Monitor-Systeme
(VKMS) schaffen. Bei ihnen sind die
Kameras am Frontanbaugerät fest verbaut. Geeignete Systeme bieten einen akzeptablen Ausgleich der Sichtfeldeinschränkung, die sich durch ein
erhöhtes Vorbaumaß ergibt.
Umfangreiche Tests
Die Firma Gerhard Dücker GmbH und
Co. KG hat sich kürzlich mit ihrem
VKMS Dücker MK25/DUA einer Gesamtprüfung bei der DLG unterzogen.
Ein Prüfzeichen „DLG-ANERKANNT
GESAMT-PRÜFUNG“ wird für landwirtschaftliche Produkte verliehen,
die eine umfassende Gebrauchswertprüfung der DLG nach unabhängigen und anerkannten Bewertungskriterien erfolgreich absolviert haben.
Die DLG-Prüfung für Vorbau-Kamera-Monitor-Systeme bewertet, ob und
wie sich diese Assistenz-Systeme für
Fahrer von land- und forstwirtschaftlichen Fahrzeugen beim Einsatz im
Eine DLG-ANERKANNT
GESAMT-PRÜFUNG für
Vorbau-Kamera-MonitorSysteme umfasst
• Teil A
- Umwelt-Prüfungen
- Optische Prüfungen
- Kamera-Monitor-Signalverzögerung
• Teil B
- Sichtfeld-Prüfung
- Mechanische Belastbarkeit
der Kamera
- Bewertung von Kamera und
Monitor im Praxiseinsatz
landwirtschaftlichen Umfeld und in
außerlandwirtschaftlichen Bereichen
wie dem Winterdienst oder der Landschaftspflege eignen.
Die Prüfung umfasst die Beständigkeit
gegenüber rauen Einsatzbedingungen, technische Daten wie Signalverzögerung und Bildauflösung und eine
Praxisprüfung des Systems auf einer
Trägermaschine wie einem Vorbaugerät oder Selbstfahrer. Sie beinhaltet außerdem eine Bewertung durch
Bild 1: Das Vorbau-Kamera-MonitorSystem Dücker MK25/DUA konnte
überzeugen
16
DLG Test Landwirtschaft – 02/2016
TESTS TECHNIK UND BETRIEBSMITTEL
Bild 2 (links):
Die Kamera ist
am Vorbaugerät
verbaut
Bild 3 (rechts):
Mithilfe des
Schlagpendeltests wurde
eine Stabilitäts­
prüfung durchgeführt
Landwirte nach einer praktischen Anwendung. Mit der Vergabe des Prüfzeichens „DLG-ANERKANNT“ sieht die
DLG-Prüfungskommission das geprüfte Vorbau-Kamera-Monitor-System als
ausreichend geeignet, um einen Einweiser im Sinne des im Verkehrsblatt
vom 27.11.2009 veröffentlichten
„Merkblatts für angehängte Arbeitsgeräte“ ersetzen zu können.
Zweiteilige Prüfung
Das geprüfte Dücker-VKMS war auf
einer Mähkombination vom Typ
MK25/DUA verbaut, die an einem
Fendt 514 Vario montiert war (Bild 2).
Als Monitor für den Test diente das
externe Terminal Brigade BE-870 FM.
Alternativ wurde zusätzlich ein im
Schlepper integriertes ISOBUS-Terminal vom Typ Varioterminal 10,4˝
getestet.
Die Prüfung gliederte sich in zwei
wesentliche Bestandteile. Um das
Prüfzeichen „DLG-ANERKANNT
GESAMT-PRÜFUNG“ zu erhalten,
müssen beide Teile erfolgreich absolviert werden:
Im Teil A wird das Kamera-Monitor-System, getrennt in Kamera und
Monitor, daraufhin geprüft, ob diese
den Klima- und Umweltbedingungen eines praktischen Einsatzes in der
rauen Umgebung der Landwirtschaft
standhalten können. Hinzu kommen
DLG Test Landwirtschaft – 02/2016
Prüfungen von Optik und Elektronik.
Im Teil B der Prüfung wird das Kamera-Monitor-System auf einem praxisüblichen Trägersystem geprüft. Dazu
werden für jedes Trägersystem entsprechende Praxisprüfungen durchgeführt.
Die Prüfkriterien mit dem angebauten VKMS umfassen eine Stabilitätsprüfung des Kamera-Anbaus und des
mechanischen Schutzes mithilfe eines
Schlagpendeltests in Anlehnung an
UNECE-R46, wie sie beispielsweise
auch bei Kraftfahrzeugspiegeln angewendet wird (Bild 3).
Ein wesentlicher Baustein einer umfassenden Gebrauchswertprüfung der
DLG ist zusätzlich eine Bewertung
von Anwendern nach einem praktischen Einsatz. Bei dem VKMS von
Dücker konnten Landwirte im Praxistest bewerten, wie gut sich das System
hinsichtlich Kamera, Verdrahtung sowie Monitor handhaben lässt.
Anforderungen erfüllt
Im Prüfungsteil A wurden Klima-,
Umwelt-, optische und elektronische
Kriterien getestet. Sowohl die Um-
welt- als auch die optischen Prüfungen wurden ohne Beanstandungen
von dem VKMS absolviert. Gleiches
gilt für die Signallaufzeit zwischen
Kamera und Monitor. Hier blieben
die Signalverzögerungen unter dem
geforderten Zeitfenster von 200 ms.
Die optische Auflösung wurde unter Tageslichtbedingungen sowie mit
hellem und schwachem Kunstlicht
(10.000 Lux bzw. 1 Lux) ermittelt.
Letztere repräsentieren eine Dämmerungssituation mit Kfz-Beleuchtung
sowie eine Nachtsituation. Tabelle 1
zeigt die Ergebnisse.
Prüfteil B hat die Prüfung des montierten Gesamtsystems beinhaltet.
Das im Prüfrahmen definierte Sichtfeld stellt Mindestanforderungen an
den Bereich, der im Monitor sichtbar sein muss. Die Mindestanforderungen wurden durch das VKMS von
Dücker erreicht; die Prüfung wurde
bestanden. Die mechanische Stabilität des Kamera-Aufbaus und die mechanische Belastbarkeit der Kamera
erreichten ebenfalls den im Prüfrahmen festgelegten Mindeststandard.
Tabelle 2 zeigt im Überblick, wie das
Kriterium
Erkennungsrate Bewertung*
optische Auflösung bei Tageslicht
100 %
optische Auflösung bei hellem Kunstlicht (10.000 lx)
100 %
++
+
optische Auflösung bei schwachem Kunstlicht (1 lx)
100 %
o
*Bewertungsbereich: ++ / + / o / – / –– (o = Standard, k.B. = keine Bewertung)
Tabelle 1: Ergebnisse der optischen Auflösung
17
TESTS TECHNIK UND BETRIEBSMITTEL
Bild 4 (links):
Das Fendt-Varioterminal
Bild 5 (rechts):
Die Sichtfeld­
prüfung am
externen
Monitor
BE-870 FM
VKMS von Dücker in beiden Prüfungsteilen abgeschnitten hat.
Lob durch die Landwirte
Die Anwender bewerteten das VKMS
von Dücker mit „+“ in einem von
„++ / + / o / – / – –“ reichenden Bewertungsbereich, bei dem „o“ dem
aktuell marktverfügbaren Standard
entsprach. Die Landwirte hoben insbesondere den sehr guten mechanischen Schutz des Systems hervor,
ebenso wie die gute Zugänglichkeit
der Kamera für die Reinigung, ihre
gute Montage und Demontage sowie
eine sorgfältige Kabelverlegung mit
Schutzrohr. Der allgemeine Aufbau
und der mechanische Schutz von Kamera und Verdrahtung wurden mit
„++“ bewertet, der Schutz vor Verschmutzung mit „+“. Der Praxistest
Kriterium
des Monitors wurde sowohl mit dem
Fendt Varioterminal als auch mit dem
externen Brigade-Monitor durchgeführt (Bild 4 und 5).
Das System ist nach Aussage der Befragten gut ins Gesamtsystem integriert, allerdings ist das integrierte
ISOBUS-Terminal nicht direkt in der
Blickrichtung, was gewöhnungsbedürftig ist. Da Bedienungsfehler bei
der Links-/Rechts-Umschaltung auftreten können, sollte der Anwender
auf einen korrekten Anschluss der Kameras achten. Der Fendt-Monitor hat
die Bewertung „o“ erhalten.
Der externe Brigade-Monitor war bei
einem weiteren Testaufbau mittig vor
dem Lenkrad montiert. Die Anwender
haben diese Montageposition – trotz
der etwas kleineren Bilddarstellung –
positiv bewertet. Im Detail wurde an
beiden Monitoren die vibrationsarme
Bewertung*
Teil A
Umweltprüfungen
optische Prüfungen
Kamera-Monitor-Signalverzögerung
bestanden
bestanden, dabei in allen Teil­kriterien
100 % Erkennungsrate
++
Montage mit „+“ sowie die Stabilität
der Halterung am externen Monitor
mit „+“ und am Fendt-Varioterminal
mit „++“ bewertet.
Fazit
Das Dücker-Kamerasystem konnte in
den meisten Kriterien der umfassenden DLG-Gebrauchswertprüfung mit
Ergebnissen über bzw. teilweise deutlich über dem Standard überzeugen.
Insbesondere bei der optischen Auslösung wurden sehr gute Ergebnisse
erzielt. Das eingesetzte mechanische
und elektrische Kamera-Stecksystem
ermöglicht eine zuverlässige und
schnelle Montage bzw. Demontage
am Schlepper.
Das Vorbau-Kamera-Monitor-System
von Dücker hat die Anforderungen
für eine umfassende DLG-Gebrauchswertprüfung erfüllt. Das Prüfzeichen
„DLG-ANERKANNT GESAMT-PRÜFUNG“ wurde ihm verliehen. Der
vollständige DLG-Prüfbericht 6323
kann unter www.dlg-test.de/traktorenzubehoer heruntergeladen werden.
bestanden
Teil B
Sichtfeld-Prüfung
bestanden
Jürgen Goldmann
Mechanische Belastbarkeit der Kamera
bestanden
Bewertung der Kamera im Praxiseinsatz
++
Bewertung des Monitors im Praxiseinsatz
+
DLG-Testzentrum
Technik und
Betriebsmittel
j.goldmann@
DLG.org
*Bewertungsbereich: ++ / + / o / – / –– (o = Standard, k.B. = keine Bewertung)
Tabelle 2: Testergebnisse im Überblick
18
DLG Test Landwirtschaft – 02/2016